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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 4<br />

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›reale‹ Reflexion durchdringen sich. Das aufgenommene Spiegelbild hält<br />

die Kamera konstant fest. Es erlangt dadurch einen größeren Realitätsgehalt<br />

als das sich mit dem Betrachter bewegende, flüchtige Spiegelbild: der<br />

Widerschein, der als ungewiß gilt, erhält durch die Aufnahme einen positiven<br />

Status. Andererseits ist das Abbild der Reflexion nur schemenhaft<br />

erkennbar, aus einer unbestimmten Tiefe des Bildschirms scheint es hervor.<br />

Die Präsenz des leuchtenden Fernsehbildes, von dem man sich kaum<br />

abwenden kann, wird hier widerlegt mit einem Bild, das auch bei näherem<br />

Hinsehen ungreifbar scheint.Die Kamera wird mehr und mehr dematerialisiert,<br />

so daß am Ende eine schemenhafte Erscheinung übrigbleibt, die<br />

sich von ferne andeutet. Das technische Bild wird damit in Zweifel gezogen.<br />

Die Sprache gerät hier ins Taumeln, sie hat keine Begriffe, um die Realitätsgehalte<br />

zu differenzieren. Anstelle der Entlassung aus dem begrifflichen<br />

Denken, die uns die schnellen Bilder im Alltag gewähren, stellen die<br />

visuellen Rätsel Kiesslings die begriffliche Klärung erneut auf die Probe.<br />

In der zeitgleichen Konfrontation von Gegenstand und medialem Bild<br />

verunklären sich die Zustände gegenseitig, werden die Abhängigkeiten<br />

fraglich. Die Simultaneität von dreidimensionalem Gegenstand und<br />

zweidimensionaler Oberfläche offenbart eine Verschiedenheit, die wir<br />

nicht benennen können.<br />

Das magnetisch aufgezeichnete, analoge Videobild stellt sich aktuell<br />

als Übergangsstadium zwischen der Fotografie und der digitalen Bilderzeugung<br />

dar. Im Gegensatz zum digitalen Bild kann es sich nicht von der<br />

Außenwelt lösen. Gerade weil es, wie die Fotografie, eine Bindung an die<br />

Realität aufrechterhält, bleibt die Frage nach dem Verhältnis von Realität<br />

und Bild weiterhin brisant.<br />

Die Magie des technischen Bildes ist ein Produkt ihres Gebrauchs.<br />

Einige Arbeiten von Kiessling zeigen, indem sie diese Magie herzustellen<br />

und zu beschwören wissen, wie die alltägliche Haltung gegenüber den<br />

neuen Medien grundsätzlich irrational geprägt bleibt. Der Bannkreis der

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