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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Der Reiz, der von den neuen Medien auf Kiessling gewirkt haben mag,<br />

ist der Widerspruch zwischen dem Grad der Abstraktion, die etwas in<br />

dem Maße erlangt, in dem es nur als Vermitteltes existiert und seiner konkreten,<br />

alltäglichen Präsenz und Akzeptanz. Ein Beispiel für dieses Interesse<br />

sind Kiesslings Uhrenarbeiten (1985–88). Wie die Uhr für den Begriff<br />

der Zeit steht und Begriff und Objekt in eins fallen, wird durch einen<br />

simplen Eingriff des Künstlers bewußt, wenn sich das Vertauschen von<br />

Stunden- und Minutenzeiger unmittelbar auf den Zeitbegriff niederschlägt.<br />

3 Ebenso vertritt das jeweilige technische Bild nicht nur sein Medium,<br />

sondern eine ganze Vorstellungswelt und kann zu deren selbstbezogener<br />

Reflexion verleitet werden.<br />

Kiessling interessiert sich für die Grundlagen. Bevor er den Theorien<br />

des Verschwindens der Realität folgt, setzt er bei den fundamentalen<br />

Fragen an, die sich schon stellen, wenn man einen Fernseher nur einschaltet.<br />

Man könnte, in Anlehnung an Roland Barthes’ Untersuchungen<br />

zur Fotografie, von einem ›ontologischen Wunsch‹ des Künstlers gegenüber<br />

den ›neuen Medien‹ sprechen. Da das Medium ›an sich‹ jedoch ungreifbar<br />

ist, versucht er zunächst, das Umfeld abzutasten. Das bedeutet,<br />

über die Untersuchung der materialen Eigenschaften hinaus, die Vorurteile<br />

und Begriffe, die ein Medium umgeben und bestimmen, fragwürdig<br />

zu machen.<br />

In einer der ersten Arbeiten Kiesslings durchleuchtet die Kamera den<br />

mikrokosmischen Aufbau des Fernsehbildes. Sie nimmt einen kleinen<br />

Ausschnitt des Monitorbildes auf und gibt ihn stark vergrößert an den<br />

Monitor zurück. Das bunte Raster, aus dem jedes Fernsehbild besteht,<br />

wird flimmernd auf der Mattscheibe sichtbar (Raster, 1982). Doch vergleichbar<br />

dem Blick durch das Mikroskop auf ein mit bloßem Auge nicht<br />

zu erkennendes Lebewesen, wird auch hier nur die Unerreichbarkeit<br />

3. Zu den Uhrenarbeiten siehe den Text von Dierk Stemmler im Kat. Museum Abteiberg<br />

Mönchengladbach 1989/90, unpaginiert.<br />

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artintact 4

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