aia 1 pdf - Slavko Kacunko

nen. Die Gestaltungsmomente in Slippery Traces hingegen sind explizit
individuell, sie gehen über eine rein identifikatorische Nähe zum Inhalt
hinaus und weisen dem Zuschauer eine aktive Aufgabe zu: Er übernimmt
sowohl die Rolle des Dramaturgen als auch des Regisseurs und Kameramanns,
die Bildfläche als Navigationsmetapher hebt diesen Tausch bewußt
hervor. Das visuelle Material präsentiert sich im Scrollverfahren und
Zooming als zu erkundendes Terrain, als Set oder Location. Der interaktive
Zugriff verbildlicht sich im Fadenkreuz, welches das umherschauende
Kameraauge repräsentiert, so daß der Zuschauer den gewählten
Aufnahmewinkel plazieren kann. Die reduzierte Tonebene untermalt
und unterstreicht nur diesen einen Vorgang, das Positionieren der Einstellung
und den letztendlichen ›Schuß‹. Die Textinformation bezieht sich
ähnlich einer Drehbuchvorlage auf essentielle Fakten – ›Arabic bride‹,
›Snow-topped mountains‹, ›Hut in the background‹. Zusätzlich läßt sich
der Gesamtaufbau des Bildes und der einzelnen Links, somit der vorgegebene
und aufzulösende Gestaltungshintergrund, lokalisieren und dechiffrieren.
Die dem Zuschauer übertragene Verantwortlichkeit für die eigentliche
Narration – die Erstellung einzelner Sequenzen und Bedeutungszusammenhänge
– kommt der Mise en scène sehr nah. Ein ausgeprägt achronologischer
und episodenhafter Charakter prägt das gesamte Werk und
knüpft so wiederum an filmische Traditionen der assoziativen Montage
an. George Legrady setzt in seinen Erläuterungen einen direkten Bezug
zum fragmentarischen, non-linearen Prozess des Nouvelle Vague-Films.
Und durchbricht darüber hinaus diese Metapher, indem die für den Film
typische Form der Erzählzeit als einem Closed Circuit ad absurdum
geführt wird durch das unendliche, offene und niemals in der gleichen
Konstellation wiederkehrende Navigationsprodukt.
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