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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 3<br />

156<br />

Wird es ›Junkmen‹, Datenmüllmänner, in diesem utopischen Reich<br />

geben? Ken Feingold scheint das anzunehmen – was also, wenn sich herausstellt,<br />

daß das Web aus nichts als Ramsch und Plunder, aus ›junk‹,<br />

besteht? Feingolds erste Arbeit für CD-ROM, JCJ-Junkman (1995), kann<br />

als metaphorischer Kommentar auf die ›verkabelte Welt‹ gelesen werden.<br />

Ist das Programm gestartet, taucht JCJ (oder Jimmy Charlie Jimmy, die<br />

Attrappe eines Bauchredners, die schon in einer früheren Installation<br />

Feingolds verwendet wurde) auf dem Bildschirm auf mit seinen starren,<br />

glasigen Augen, stumm, umgeben von einem schwarzen Raum voll<br />

unzähliger, kurz aufleuchtender Bilder (eine Art ›Web-bites‹, kleine<br />

Häppchen aus dem Netz, wie sich herausstellen wird). Der Benutzer sieht<br />

sich einer Situation ohne Anleitung oder Erläuterung gegenüber (typisch<br />

für Feingolds Œuvre), und beginnt wahrscheinlich, auf die aufblitzenden<br />

Bilder zu klicken, versucht, sie zu ›erhaschen‹. Ist sie oder er schnell genug,<br />

läuft eine Tonsequenz ab (oder vielmehr: kann ablaufen). Jimmy<br />

Charlie Jimmy öffnet sein klapperndes Mundwerk und beginnt, wiederverwertete<br />

Tonschleifen vorzutragen: verschiedene Stimmen, verschiedene<br />

Sprachen, merkwürdige Toneffekte. Manchmal können wir ganze<br />

Sätze erhaschen, manchmal eher unverständliche Fragmente – oder es<br />

passiert gar nichts. Das Ergebnis ist ein kakophonischer und aleatorischer<br />

Refrain, den der Mund einer lächerlichen Attrappe auf den Benutzer<br />

speit.<br />

Man beginnt, sich über die gegenwärtige Medienrealität (oder besser:<br />

Medienvirtualität) Gedanken zu machen, vor allem über das Internet (aus<br />

dem sämtliche Bilder und Töne kommen, auch wenn das zu Anfang nicht<br />

besonders auffällt). Ein chaotisches Durcheinander, ein Ort voller Datenmüll,<br />

ein Szenario der x-Millionen Kanäle. Zappen und surfen in diesem<br />

›Schrottplatz‹ der elektronischen Medien löscht alle geläufigen Syntaxen,<br />

alle Bedeutungszusammenhänge und produziert fragmentierte Subjektivität,<br />

schizophrene Ichs – dafür ist die brabbelnde Puppe natürlich nichts<br />

weiter als ein ›magnetischer Spiegel‹, unsere eigene ›Ersatz-Subjektivität‹

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