02.02.2013 Aufrufe

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

aia 1 pdf - Slavko Kacunko

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eingeschlossen die Fragen nach ›armseligem Design‹ oder ›schlecht funktionierender‹<br />

Technik. Feingolds Arbeiten können als Meta-Kunstwerke<br />

bezeichnet werden, als technologische Stücke, die die Technologie in<br />

unterschiedlicher Umgebung oder Gestalt (indirekt) spiegeln. 2<br />

Ohne Zweifel bedeutet die Entwicklung der elektronischen und digitalen<br />

Medien und insbesondere ihr Zusammenschluß zu einflußreichen<br />

kulturellen, ideologischen und ökonomischen Kräften einen gewaltigen<br />

Schritt. Aber selbst wenn man nur soviel sagt, bedeutet das bereits, sich<br />

der Idee des Fortschritts zu unterwerfen (mit ständiger technischer<br />

Weiterentwicklung als eine der wesentlichen Folgen), ohne sich zunächst<br />

die Frage nach seinen Voraussetzungen zu stellen. In der Gründerzeit der<br />

digitalen Ära neigte man zu naiven Annahmen – und zu sofortiger Mythenbildung<br />

– über die Segnungen, die die Einführung immer besserer<br />

und ›interaktiverer‹ Apparate und die Ausweitung des Zugangs zum Cyberspace<br />

nahezu unausweichlich hervorbringen würden. Das nahe bevorstehende<br />

technologische Paradies auf Erden, erreichbar über den<br />

›elektronischen Superhighway‹ – der ultimative Mythos des ausgehenden<br />

20. Jahrhunderts – wurde von Regierungen wie von Unternehmen angepriesen;<br />

viele naive (und bisweilen unschuldige) Navigationsgenossen im<br />

Strom der Bits haben sich dem Chor angeschlossen und beleben die Slogans<br />

der Unternehmen unter dem Deckmäntelchen eines ›individuellen‹<br />

oder ›demokratischen‹ Vorhabens. Das Internet, wo jeder ein Verleger<br />

sein kann, oder ein Seifenopernstar (ganz ohne Silikon-Körperteile), oder<br />

Mitglied der ersten ›wirklich egalitären Gemeinschaft‹ – wenn auch einer<br />

virtuellen –, erhebt Anspruch darauf, das utopische Reich zu sein, das ein<br />

Thomas Morus, ein Robespierre oder ein Saint-Simon nicht liefern<br />

konnte.<br />

2. Detaillierter gehe ich auf diese Thematik ein in meinem Aufsatz: ›Seeking Deeper<br />

Contact: Interactive Art as Metacommentar.‹ – Convergence (UK), Bd. 1, Nr. 2<br />

(Autumn 1995), S. 81–104.<br />

155<br />

artintact 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!