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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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artintact 3<br />

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üblichen Distanzen geben muß. Ich habe nämlich von jedem Punkt der<br />

Landkarte zu jedem anderen Punkt die gleiche Distanz. In einer wirklichen<br />

Landschaft ist das nicht möglich. São Paulo ist von Paris weiter<br />

weg als Rom und Neuilly näher als Wien. Im Hypertext sind die Entfernungen<br />

zwischen Paris, Rom, Neuilly und São Paulo alle gleich.<br />

Die CD-ROM ist der kleine Bruder des Internet, ein konsumorientiertes,<br />

physikalisches Implement des internationalen Webs. Der Untertitel<br />

dieses Essays lautet: ›Die CD-ROM zwischen Index und Narration‹; nun<br />

können wir diese Position des Dazwischen definieren: Es ist das Hypertext-Paradigma,<br />

genauer gesagt, der konstruktive Hypertext. Der Benutzer<br />

verbindet die Punkte, indem er von Datei zu Datei springt und dabei<br />

selbst das Bild oder die Landkarte konstruiert. Die Barriere zwischen<br />

Autor und Leser ist aufgehoben. Der Hypertext ist also ein ungeschriebener,<br />

nicht-linearer Text, der erst vom Leser geschrieben wird. 3 Natürlich<br />

ist der Traum des Hypertexts auch schon in der Gutenberg-Galaxie geträumt<br />

worden, von Giambattista Vico bis Giordano Bruno, von James<br />

Joyce bis John Cage, von Phillip K. Dick bis William Gibson, von Roland<br />

Barthes bis Jacques Derrida, von den Collagen der Dadaisten bis zu den<br />

Cut-ups von William S. Burroughs.<br />

V. (neue Formen der Narration und der Autorenschaft)<br />

Wenn wir sagen, daß die CD-ROM die Form des ›Besonderen Buches‹<br />

fortsetzt, gilt dies nur relativ und eingeschränkt, denn die CD-ROM kennt<br />

die Grenze einer lokalen Seite nicht. Selbstverständlich ist die Datenbank<br />

beschränkt, so wie auch das Alphabet beschränkt ist, aber der Text, den<br />

ich daraus konstruiere, ist im Prinzip unendlich. Wenn also die Narration<br />

im Gutenberg-Zeitalter durch das mechanische Medium – Drucksatz,<br />

Seite, Buch – gekennzeichnet war, durch eine kausale Sequenz von Ereig-<br />

3. Vgl. Michael Choice: Of two minds: Hypertext Pedagogy and Poetics. University of<br />

Michigan Press, 1995.

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