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aia 1 pdf - Slavko Kacunko

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Das post-gutenbergsche Buch<br />

Die CD-ROM zwischen<br />

Index und Erzählung<br />

Von Peter Weibel<br />

I. (das Besondere Buch)<br />

Der Historiograph Jakob Mennel hat zwischen 1518 und 1521 ein besonderes<br />

Buch mit dem Titel Der Zaiger für Kaiser Maximilian I. herausgegeben:<br />

unter jedem Bild stand ein Satz und diese visuell-textuelle Einheit<br />

stellte jeweils ein Kapitel dar. In ähnlichen Büchern der Buchmalerei<br />

aus dieser Zeit sind Bilder zwischen Texten zu sehen, erläutern kurze<br />

Texte die Bilder und illustrieren die Bilder die Texte. Man möchte meinen,<br />

diese spezifische Form des Buches wäre für Analphabeten gedacht, denen<br />

mit Hilfe von Bildern anstatt von Buchstaben eine Botschaft übermittelt<br />

werden soll. Dem ist aber nicht so, denn damals gehörten die Analphabeten<br />

zu einer Klasse, die gar keinen Zugang zum Buch hatte. Der Zaiger<br />

war, genauso wie andere ›Besondere Bücher‹ (wie schon damals derartige<br />

bebilderte Bücher genannt wurden), selbstverständlich für die lesende<br />

Aristokratie gedacht. Das Besondere an dieser Buchform war, daß die<br />

Verknüpfung von Bild und Text die jeweilige Lesart definierte und unterstützte.<br />

Die Interpretation geschah durch die parallele Darstellung von<br />

Wissen, durch die Suggestionen der parallelen Verarbeitung von Bildund<br />

Textinformation. Die Verknüpfung war also die eigentliche Botschaft.<br />

Hier sehen wir bereits drei Charakteristika der CD-ROM angekündigt,<br />

nämlich Zugang zum Wissen (access), Vernetzung und parallele<br />

Darstellung von Information in mehreren Medien. Klarerweise waren<br />

aufgrund der technischen Beschränkung des gutenbergschen Buches<br />

diesen Eigenschaften Grenzen gesetzt. Für die Weiterentwicklung des<br />

Buches als Typus der Kommunikation mußte also nach einer Technologie<br />

gesucht werden, die diese drei Möglichkeiten optimiert.<br />

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artintact 3

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