aia 1 pdf - Slavko Kacunko

artintact 2
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III.
Die Stadt ist übervoll: Sie wiederholt sich, damit irgendetwas im Gedächtnis haften bleibt
[...]. Das Gedächtnis ist übervoll: Es wiederholt die Zeichen, damit die Stadt zu existieren
beginnt [...]. Der Katalog der Formen ist endlos: Solange nicht jede Form ihre Stadt gefunden
hat, werden immerfort neue Städte entstehen. 15 Italo Calvino
Jedes Instrument in einem Katalog wissenschaftlicher Geräte kann ein Sinnesorgan
sein […]. 16 Norbert Wiener
Calvinos Fabel und die Theorie von Wiener. Mensch-Maschine-Schnittstelle
und die neugefaßte Funktion des Geschichtenerzählens sind verwandte
Phänomene, die für die Entwicklung einer Begrifflichkeit auf dem
Gebiet der interaktiven Medien von Bedeutung sind. Denn wenn das Problem
von Raum und Dauer den Diskurs der Moderne geprägt hat, so sind
die einander bedingenden Probleme von Interface und Erzählung in der
Postmoderne Anzeichen einer wesentlich komplizierteren Situation.
Überkommene Traditionen im Bereich der Öffentlichkeit, der Soziologie
der postindustriellen Welt, der diskreten Präsenz sind einer Form verstreuter
Einbettung – oder besser: Versenkung – des Selbst in die mediale
Landschaft der Tele-Kultur gewichen, in der es kommunikative Praktiken
zu entwickeln gilt, deren Grenzen nicht im materiellen Raum verzeichnet
sind. Die neuen Medientechnologien entwerfen dagegen eine
Geografie der Erkenntnis, der Rezeption und der Kommunikation; diese
entstehen auf Gebieten, deren Stofflichkeit flüchtig, deren räumliche Situierung
ungewiß ist, und deren Präsenz sich eher am Grad der Teilnahme
als an Übereinstimmungen des Ortes bemißt.
Die Erfahrbarkeit der Medien muß von einer erneuerten Theorie der
Beziehung von Rezeption und Repräsentation begleitet werden. Die
Frage nach der Bedeutung von Technologie für die Kreativität geht über
15. Italo Calvino, Die unsichtbaren Städte, München, 1984, S. 24f., S. 161.
16. Norbert Wiener, Mensch und Menschmaschine, Frankfurt am Main, 1952, S. 22.