Nanotechnologie in der Schule - Prof. Dr. Thomas Wilhelm

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4 Allgemeines zum Rastertunnelmikroskop Rastertunnelmikroskops, kurz RTM. Die zweitw Hälfte des Preises ging an den Physiker Ernst Ruska vom Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, für die Ent- wicklung des ersten Elektronenmikroskops (siehe Abschnitt 4.1.4 auf Seite 39) [Nob]. 4.2 Der Tunneleffekt Ganz wesentlich für die Funktionsweise des Rastertunnelmikroskops ist, wie der Name schon besagt, der quantenmechanische Tunneleffekt. Um das Konzept des Tunnelns zu verstehen, kann folgende Beschreibung hilfreich sein (ab- geändert nach [Bin81]): Man betrachte das in einem See befindliche Wasser. Das Wasser, welches vom Ufer einge- schlossen ist soll hierbei die an der Oberfläche gebundenen Elektronen verdeutlichen. Im See versickert nun ein Teil des Wassers ins Grundwasser und tritt in einem weiter talwärts- gelegenen See wieder aus. Ganz ähnlich geschieht dies auch mit den Elektronen, die aus der Oberfläche in die nähere Umgebung austreten können und eine Art Elektronenwolke um den Festkörper bilden. Nach der klassischen Anschauung in der Physik wäre dies nicht möglich. Elektronen könnten nicht am Rande des Festkörpers austreten, sie würden an der Grenzfläche ins Innere zurück reflektiert werden. Betrachtet man das Ganze aber im Zuge der Quantenmechanik, so verhält sich das Elektron wie eine Welle, sein tatsächlicher Aufenthaltsort ist „verschmiert“. So ist es möglich, dass sich Elektronen auch außerhalb des Festkörpers befinden können. Jedoch nimmt die Wahrscheinlichkeit, ein Elektron au- ßerhalb des Festkörpers zu finden, als Funktion vom steigenden Abstand vom Festkörper exponentiell ab (siehe dazu später Gleichung (4.46) auf Seite 57). Dieses Phänomen nennt man Tunneleffekt. Der Tunnelstrom entspricht dann dem Grundwasserfluss zwischen den beiden benachbarten Seen. Nachteilig an dieser Analogie ist jedoch, dass die beiden Seen auf unterschiedlichen Höhen liegen, d.h. der Tunnelprozess mit unterschiedlichen Ausgangs- und Endenergieniveaus dargestellt wird. Erste Vermutungen zum Tunneleffekt wurden unter anderem bereits im Jahre 1896 von An- tonie Henri Becquerel im Zusammenhang mit den Untersuchungen des radioaktiven Zerfalls von Atomkernen geäußert [Nim04]. Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde in verschiedenen Forschungseinrichtungen der quantenmechanische Tunneleffekt ge- nauer untersucht. Darunter auch Ulrich Hoppe vom Forschungszentrum Julich, der die Tunneleigenschaften von Supraleitern untersucht hat. Später sollte sich jedoch herausstel- len, dass die erste Veröffentlichung zu Vakuumtunneln bereits 1966 in einem russischen 42

4.2 Der Tunneleffekt Wissenschaftsjournal von Vilya N. Lutskii stattgefunden hatte. Dies blieb allerdings zunächst von der westlichen Welt unbemerkt [Bre09]. Im folgenden Kapitel soll der Tunneleffekt quantenmechanisch erklärt werden und die Wahrscheinlichkeit angegeben werden, dass ein Teilchen durch eine Potentialbarriere be- liebiger Form tunnelt. Schließlich soll noch ein Zusammenhang zwischen Tunnelstrom und dem Abstand der Spitze zur Probe bei einer bestimmten Spannung angegeben werden. 4.2.1 Das Tunneln von Elektronen durch eine Potentialbarriere Um die Tunnelwahrscheinlichkeit eines Elektrons durch einen Potentialwall zu bestimmen, sucht man eine Lösung der stationären Schrödingergleichung. Aus Übersichtlichkeits- und Verständnisgründen geht man hier von eindimensionalen Problemen aus. Damit kann man als Ansatz die eindimensionale stationäre Schrödingergleichung 1 verwenden: −� 2 2m ∂ 2 Ψ ∂x 2 + EpotΨ = EΨ (4.18) Um eine mathematisch exakte Beschreibung des Tunnelprozesses durch eine Potentialbar- riere zu erlangen, unterteilt man das x-Gebiet in drei Abschnitte. Abschnitt I bezeichnet den Bereich x < 0, Abschnitt II den Bereich zwischen 0 � x � a sowie Abschnitt III für x > a, wobei a die Breite der Potentialbarriere ist. Man wählt nun den Energienullpunkt so, dass Epot = 0 für x < 0 und x > a. Somit bewegt sich das Teilchen, wegen F = −grad Epot in den Abschnitten I und III kräftefrei. Grafisch ist dies in Abbildung 4.7 auf der nächsten Seite dargestellt. 1 Für den dreidimensionalen Fall ist die zweifache partielle Ableitung nach x in der eindimensionalen Schrödingergleichung durch den ∆-Operator zu ersetzen. 43

4.2 Der Tunneleffekt<br />

Wissenschaftsjournal von Vilya N. Lutskii stattgefunden hatte. Dies blieb allerd<strong>in</strong>gs<br />

zunächst von <strong>der</strong> westlichen Welt unbemerkt [Bre09].<br />

Im folgenden Kapitel soll <strong>der</strong> Tunneleffekt quantenmechanisch erklärt werden und die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit angegeben werden, dass e<strong>in</strong> Teilchen durch e<strong>in</strong>e Potentialbarriere be-<br />

liebiger Form tunnelt. Schließlich soll noch e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen Tunnelstrom und<br />

dem Abstand <strong>der</strong> Spitze zur Probe bei e<strong>in</strong>er bestimmten Spannung angegeben werden.<br />

4.2.1 Das Tunneln von Elektronen durch e<strong>in</strong>e Potentialbarriere<br />

Um die Tunnelwahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es Elektrons durch e<strong>in</strong>en Potentialwall zu bestimmen,<br />

sucht man e<strong>in</strong>e Lösung <strong>der</strong> stationären Schröd<strong>in</strong>gergleichung. Aus Übersichtlichkeits- und<br />

Verständnisgründen geht man hier von e<strong>in</strong>dimensionalen Problemen aus. Damit kann man<br />

als Ansatz die e<strong>in</strong>dimensionale stationäre Schröd<strong>in</strong>gergleichung 1 verwenden:<br />

−� 2<br />

2m<br />

∂ 2 Ψ<br />

∂x 2 + EpotΨ = EΨ (4.18)<br />

Um e<strong>in</strong>e mathematisch exakte Beschreibung des Tunnelprozesses durch e<strong>in</strong>e Potentialbar-<br />

riere zu erlangen, unterteilt man das x-Gebiet <strong>in</strong> drei Abschnitte. Abschnitt I bezeichnet<br />

den Bereich x < 0, Abschnitt II den Bereich zwischen 0 � x � a sowie Abschnitt III für<br />

x > a, wobei a die Breite <strong>der</strong> Potentialbarriere ist. Man wählt nun den Energienullpunkt so,<br />

dass Epot = 0 für x < 0 und x > a. Somit bewegt sich das Teilchen, wegen F = −grad Epot<br />

<strong>in</strong> den Abschnitten I und III kräftefrei. Grafisch ist dies <strong>in</strong> Abbildung 4.7 auf <strong>der</strong> nächsten<br />

Seite dargestellt.<br />

1 Für den dreidimensionalen Fall ist die zweifache partielle Ableitung nach x <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>dimensionalen<br />

Schröd<strong>in</strong>gergleichung durch den ∆-Operator zu ersetzen.<br />

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