Nanotechnologie in der Schule - Prof. Dr. Thomas Wilhelm
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Ferrofluide, Magnetismus und Curie-Temperatur<br />
8.1 E<strong>in</strong>leitung<br />
8<br />
Im folgenden Abschnitt soll e<strong>in</strong> erstaunliches Anwendungsbeispiel <strong>der</strong> <strong>Nanotechnologie</strong><br />
beschrieben werden. Es handelt sich hierbei um die Möglichkeit, magnetische Flüssigkeiten,<br />
sog. Ferrofluide, herzustellen.<br />
Theoretisch sollte es möglich se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e homogene Flüssigkeit ferromagnetische Eigen-<br />
schaften aufweist. Die Praxis zeigt aber, dass alle ferromagnetischen Stoffe ihre ferroma-<br />
gnetischen Eigenschaften ab e<strong>in</strong>er gewissen Temperatur, <strong>der</strong> Curie-Temperatur, verlieren<br />
und paramagnetisch werden. Diese Temperatur liegt jedoch deutlich unter <strong>der</strong> Schmelz-<br />
temperatur <strong>der</strong> jeweiligen Stoffe.<br />
Ferrofluide schaffen es allerd<strong>in</strong>gs, zwei physikalische Eigenschaften, die <strong>in</strong> dieser Form <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Natur nicht vorkommen, zu vere<strong>in</strong>en [Hei10]. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits bei Raumtemperatur<br />
flüssig und zeigen gleichzeitig magnetische Eigenschaften. Dies funktioniert jedoch nur,<br />
wenn man kle<strong>in</strong>e Partikel aus ferromagnetischen Materialien, wie beispielsweise Magnetit<br />
Fe 3 O 4 , <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flüssigkeit fe<strong>in</strong> verteilt. Diese Mischung nennt man Kolloid. Kolloidale<br />
Suspensionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht sedimentieren, d.h. dass sich die<br />
feste und die flüssige Phase nicht vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> trennen. Die Durchmesser <strong>der</strong> Partikel <strong>in</strong><br />
diesen Lösungen s<strong>in</strong>d typischerweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung e<strong>in</strong>iger Nanometern bis e<strong>in</strong>iger<br />
Mikrometer.<br />
Bei <strong>der</strong> Herstellung von Ferrofluiden kommen pr<strong>in</strong>zipiell zwei Möglichkeiten <strong>in</strong> Frage. Zum<br />
E<strong>in</strong>en können mit Hilfe von Bottom-Up-Verfahren durch chemische Reaktionen aus e<strong>in</strong>-<br />
zelnen Eisenionen größere Magnetitpartikel hergestellt werden. An<strong>der</strong>erseits können die<br />
Partikel aus größeren Komplexen durch Zermahlen zerkle<strong>in</strong>ert werden. Dieses Vorgehen<br />
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