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HIP – Historically informed performance (practice)<br />

Studieren Sie die folgen<strong>de</strong>n Zitate aus <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, und diskutieren Sie <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für<br />

eine historisch informierte Aufführungspraxis:<br />

§ 9<br />

Der Vortrag ist fast bey keinem Menschen wie bey <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn bey <strong>de</strong>n meisten unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Nicht allezeit die Unterweisung in <strong>de</strong>r Musik, son<strong>de</strong>rn vielmehr auch zugleich die Gemüthsbeschaffenheit<br />

eines je<strong>de</strong>n, wodurch sich immer einer von <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn unterschei<strong>de</strong>t, sind die Ursachen davon. Ich setze<br />

<strong>de</strong>n Fall, es hätten ihrer viele bey einem Meister, zu gleicher Zeit, und durch einerley Grundsätze die Musik<br />

erlernet; sie spieleten auch in <strong>de</strong>n ersten drey o<strong>de</strong>r vier Jahren in einerley Art. Man wird <strong>de</strong>nnoch nachher<br />

erfahren, daß wenn sie etliche Jahre ihren Meister nicht mehr gehöret haben, ein je<strong>de</strong>r einen beson<strong>de</strong>rn<br />

Vortrag, seinem eigenen Naturelle gemäß, annehmen wer<strong>de</strong>; so fern sie nicht pure Copeyen ihres Meisters<br />

bleiben wollen. Einer wird immer auf eine bessere Art <strong>de</strong>s Vortrages verfallen als <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re.<br />

Johann Joachim Quantz, Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen […], Berlin 1752,<br />

XI. Hauptstück. Vom guten Vortrage im Singen und Spielen überhaupt.<br />

§ 12<br />

Durch diese und <strong>de</strong>rgleichen nützliche Beobachtungen, muß man die Gleichheit <strong>de</strong>s Tones zu erhalten<br />

sich alle Mühe geben; welche Gleichheit aber auch bey Abwechslung <strong>de</strong>s Starken (forte) mit <strong>de</strong>m Schwachen<br />

(piano) allezeit muß beybehalten wer<strong>de</strong>n. Denn das piano bestehet nicht darinnen, daß man <strong>de</strong>n<br />

Bogen geschwind von <strong>de</strong>r Violin weglasse, und nur ganz gelind über die Seyten hinglitsche; dadurch ein<br />

ganz an<strong>de</strong>rer und pfeifen<strong>de</strong>r Ton entstehet: son<strong>de</strong>rn die Schwäche muß die nämliche Klangart haben,<br />

welche die Stärcke hatte; nur daß sie nicht so laut in die Ohren fällt. Man muß also <strong>de</strong>n Bogen von <strong>de</strong>r<br />

Stärcke so in die Schwäche führen, daß allezeit ein guter, gleicher, singbarer und, so zu re<strong>de</strong>n, run<strong>de</strong>r und<br />

fetter Ton gehöret wird […]<br />

Leopold Mozart, Versuch einer gründlichen Violinschule, Augsburg, 1756<br />

Fünfte Hauptstück, S. 107.<br />

§ 5<br />

Arbeitsbogen<br />

Bei einem Recitative mit aushalten<strong>de</strong>n begleiten<strong>de</strong>n Instrumenten bleibet man auf <strong>de</strong>r Orgel blos mit <strong>de</strong>r<br />

Grundnote im Pedale liegen, in<strong>de</strong>m man die Harmonie bald nach <strong>de</strong>m Anschlage mit <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n aufhebet.<br />

Die Orgeln sind selten rein gestimmet, und folglich wür<strong>de</strong> die Harmonie zu <strong>de</strong>n erwehnten Recitativen,<br />

welche oft chromatisch ist, sehr widrig klingen, und sich mit <strong>de</strong>r Begleitung <strong>de</strong>r übrigen Instrumente<br />

gar nicht vertragen. Man hat oft zu thun, ein Orchester, welches nicht das schlechteste ist, in diesem Falle<br />

reinklingend zu machen. Das Harpeggio fällt überhaupt auf <strong>de</strong>m Pfeifwerke weg. Ausser <strong>de</strong>r gebrochnen<br />

Harmonie brauchet man auch auf <strong>de</strong>n übrigen Clavierinstrumenten zu <strong>de</strong>r Begleitung <strong>de</strong>r Recitative keine<br />

an<strong>de</strong>re Manier und Zierlichkeit.<br />

Carl Philipp Emanuel Bach, Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen,<br />

Teil 1, Berlin 1753; Teil 2, Berlin 1762. Dieser Abschnitt befin<strong>de</strong>t sie im<br />

38. Capitel, Vom Recitativ, S. 316.<br />

Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach 93

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