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Licht und Dunkelheit<br />
Licht und Dunkelheit<br />
Die folgen<strong>de</strong> Unterrichtseinheit kann ver<strong>de</strong>utlichen, dass ein Sprechen über Musik nur metaphorisch<br />
bzw. in Bil<strong>de</strong>rn möglich ist. Licht und Dunkelheit sind geläufige Bil<strong>de</strong>r, um einen charakteristischen Ausdruck<br />
in <strong>de</strong>r Musik zu beschreiben. Allerdings dürften sich die Vorstellungsinhalte für diese Bil<strong>de</strong>r je nach<br />
Umfang vorhan<strong>de</strong>ner Vorkenntnisse stark unterschei<strong>de</strong>n. Bei nur geringen Vorkenntnissen zum Beispiel<br />
ist die Zuordnung <strong>de</strong>r Metaphern Licht und Dunkelheit nur über <strong>de</strong>n Text o<strong>de</strong>r freies Assoziieren möglich.<br />
Sind fundierte <strong>musik</strong>theoretische und kompositionsgeschichtliche Kenntnisse vorhan<strong>de</strong>n, lässt sich<br />
die Zuordnung auch auf Kriterien wie Tonartencharakter (→ <strong>Kommentarheft</strong> S. 89) und kompositorische<br />
Details stützen. Wichtig ist dabei die Beachtung <strong>de</strong>s Kontextes: Zum Beispiel kann C-Dur eine leuchtend<br />
helle Tonart sein (wie die Musik zum "und es ward Licht" in <strong>de</strong>r ›Schöpfung‹ von Joseph Haydn), aber<br />
auch eine hässliche und finstere Tonart (wie zum Beispiel das ironische C-Dur <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n Tod<br />
<strong>de</strong>r Königin im Der Zwerg von Franz Schubert o<strong>de</strong>r wie die Vertonung <strong>de</strong>s Wortes »Geld« im Wozzeck<br />
von Alban Berg).<br />
Aufgabe: Diskutieren <strong>de</strong>r Begriffe<br />
Für alle in <strong>de</strong>m Kreis angegebenen Begriffe (Ausnahme: die Begriffe Leitton und Reprise, wobei <strong>de</strong>r zuletzt<br />
genannte Begriff in verschie<strong>de</strong>nen Fachwissenschaften unterschiedliche Be<strong>de</strong>utungen haben kann)<br />
gibt es sowohl eine umgangssprachliche bzw. alltägliche als auch eine <strong>musik</strong>theoretische Be<strong>de</strong>utung.<br />
Begriff Beispiel<br />
Schritt Alltag: Das Setzen eines Fußes vor <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren unter Beibehaltung <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>nkontakts.<br />
Musik: Wer<strong>de</strong>n zwei benachbarte Stammtöne (C, D, E etc.) in <strong>de</strong>r Musik<br />
als verbun<strong>de</strong>n aufgefasst, wird die Verbindung als (Intervall-)Schritt<br />
bezeichnet. Das gilt auch für <strong>de</strong>n Fall, dass einer o<strong>de</strong>r sogar bei<strong>de</strong> Töne<br />
verfärbt sind (z.B. C-Des o<strong>de</strong>r C-Dis). Einen Son<strong>de</strong>rfall bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r chromatische<br />
Halbtonschritt, <strong>de</strong>r die Verbindung zwischen einem Stammton<br />
und seiner Verfärbung bezeichnet (z.B. C-Cis).<br />
Sprung Alltag: Ein Schritt mit großer Schrittlänge und ohne Bo<strong>de</strong>nkontakt.<br />
Musik: Wer<strong>de</strong>n zwei Stammtöne als verbun<strong>de</strong>n aufgefasst, zwischen<br />
<strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens ein an<strong>de</strong>rer Stammton liegt, spricht man von einem<br />
(Intervall-)Sprung (z.B. einem Terzsprung, Sextsprung etc.).<br />
Leitton Musik: Als Leitton wird <strong>de</strong>r erste Ton eines Halbtonschritts zwischen <strong>de</strong>r<br />
Terz einer Dominante und <strong>de</strong>m Grundton <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tonika bezeichnet<br />
(also <strong>de</strong>r Ton H in <strong>de</strong>m Halbtonschritt H-C mit <strong>de</strong>r Harmonisierung<br />
G-Dur/C-Dur). Halbtonschritte mit einem an<strong>de</strong>ren Toncharakter o<strong>de</strong>r<br />
in einer an<strong>de</strong>ren Harmonisierung (also zum Beispiel H-C in <strong>de</strong>r Harmonisierung<br />
E-Dur/a-Moll o<strong>de</strong>r H-C in <strong>de</strong>r Harmonisierung e-Moll/C-Dur)<br />
sind keine Leittöne. Eine einfache Erklärung, warum ein Halbtonschritt<br />
Leitton ist, gibt es nicht. Eine befriedigen<strong>de</strong> Erklärung müsste wenigstens<br />
auf satztechnische und stimmungstheoretische Aspekte zurückgreifen.<br />
Spannung Alltag: Elektrische Spannung, Spannung in einer zwischenmenschlichen<br />
Beziehung etc.<br />
Musik: Als Spannung kann ein enger funktionaler Bezug zwischen zwei<br />
verschie<strong>de</strong>nen <strong>musik</strong>alischen Sachverhalten empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, zum<br />
Beispiel die Spannung zwischen zwei Akkor<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Themen.<br />
54 Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach