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08 09 Musik und Religion Kunstvoller Gottesdienst – Bachs Choralbearbeitungen Diese Unterrichtseinheit thematisiert Musik im Kontext der Religionsausübung und zeigt Bach als Musiker in kirchlicher Anstellung. Über die instrumentale Bearbeitung einer Choralmelodie lässt sich zudem das Prinzip des musikalischen Variierens veranschaulichen. Die Zippel-Fagottisten-Anekdote findet sich in diversen Bach-Biographien in sehr unterschiedlichen Ausführungen. Sehr lustig aufbereitet kann man die Fakten und deren Variationen lesen in: Maarten 't Hart, Bach und ich, München 2002, S. 21–39. Das Zitat in dem blauen Rahmen ist Bestandteil einer Kirchenordnung aus dem Jahre 1756 und wird zitiert nach: Walter Kolneder, J. S. Bach, Leben Werk und Nachwirken in zeitgenössischen Dokumenten, Wilhelmshaven 1991, S. 39. Aufgabe 2: Track 8 – Die Aufnahme beinhaltet den ganzen Choral BWV 260 mit der Choralmelodie im Sopran. Aufgabe 3: Track 9 – Dieser Track beinhaltet als erstes die Originalaufnahme des Abschnitts der im Unterrichtsheft abgebildeten Choralbearbeitung für Orgel BWV 676. Direkt im Anschluss erklingt der Choral ein weiteres Mal mit dem folgenden Einzählklick: Dieser Einzähler ist eine rhythmische Orientierungshilfe, damit Schülerinnen und Schülern die Choralmelodie zur verzierten Stimme im oberen Manual (oberes System in den Noten des Unterrichtsheftes bzw. die Abbildung oben) und im unteren Manual (mittleres System in den Noten des Unterrichtsheftes) hinzugesungen werden kann. Auf der Aufnahme ist Bachs Choralbearbeitung in As-Dur zu hören, das heißt, die jeweils ersten Zeilen der Choralmelodie Allein Gott in der Höh' sei Ehr müssen in As-Dur (passend zum oberen System) und Es-Dur (passend zum unteren) gesungen werden. Als drittes Beispiel dieses Tracks wurden die Choralmelodien in den genannten Tonarten zu der Originalaufnahme hinzugespielt (weicher Trompetenklang). Aufgabe 4: Lösungsmöglichkeit: "Unter dem Begriff Choralbearbeitung versteht man mehrstimmige Bearbeitungen von Chorälen bzw. Kirchenliedern." Lexikalische Definition nach dem umfangreichsten deutschsprachigen Musiklexikon Die Musik in Geschichte und Gegenwart (= MGG2 ), Bd. 2, Kassel 1995, Sp. 827: "Unter dem Begriff Choralbearbeitung versteht man mehrstimmige Bearbeitungen von deutschen protestantischen Kirchenliedern. Mehrstimmige Bearbeitungen von gregorianischen Chorälen, etwa in Hymnen, Sequenzen, Responsorien, Antiphonen sowie mittelalterlichen Organa und aus diesen hervorgegangenen Motetten des 13.–16. Jahrhunderts werden traditionell nicht mit diesem Begriff erfasst. In neueren und für Schulen entwickelten Lehrwerken finden sich zum Teil erhebliche Differenzen zu 24 Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach
lexikalisch gesichertem musiktheoretischen Wissen. Zum Beispiel wird im Schülerband des Lehrwerkes Tonart. Musik erleben – reflektieren – interpretieren (Innsbruck und Esslingen 2009, S. 84) der Begriff Kantionalsatz wie folgt definiert: "Kantionalsatz Vierstimmige homophone Aussetzung einer Melodie, meist in Vierteln, mit Durchgängen und Vorhalten" Als Beispiel für einen "schlichten Kantionalsatz" wird dann der folgende, kunstvoll ausgearbeitete Choralsatz aus der Johannespassion (Nr. 11) gegeben: Dieses Musikbeispiel ist mit der folgenden Frage verbunden: Musik und Religion Im Original auf fünf Systemen (mit bezifferter Continuostimme ) und Textunterlegung "Wer hat dich so geschlagen" "Stellen Sie anhand des Notenbilds und des Hörbeispiels fest, wie Bach im schlichten Kantionalsatz dem Text musikalisch gerecht wird." Die Bezeichnung eines Choralsatzes als "schlichten Kantionalsatz" zeugt von sachlicher Unkenntnis, die Definition des Kantionalsatzes ist lexikalisch falsch. In MGG 2 findet sich der folgende Eintrag: "Der Begriff Kantionalsatz wurde von F. Blume für die mehrstimmig bearbeiteten Choralmelodien in den Kantionalen verwendet (ders., Das monodische Prinzip der protestantischen Kirchenmusik, Lpz. 1925). Der Kantionalsatz ist ein Contrapunctus simplex mit Cantus firmus im Diskant und unterscheidet sich dadurch vom Generalbaßsatz und vom späteren Choralsatz. Er bezieht sich in seiner Gestaltung auf die Liedmelodie. Damit ist er die früheste Form des mehrstimmigen, homophonen Liedsatzes." Aus: MGG 2 , Kassel und Stuttgart 1996, Stichwort ›Kantionalsatz‹, Bd. 4, Sp. 1773. Aus diesem Eintrag wird klar ersichtlich, dass es sich bei den Choralsätzen Bachs nicht um Kantionalsätze handelt. Auch der Eintrag im Brockhaus Riemann Musiklexikon (= BRM) hätte helfen können und ist bei der Themenausarbeitung anscheinend nicht berücksichtigt worden: "Kantionalsatz, in der evangelischen Kirche der vierstimmige homorhythmische Choralsatz mit der Melodie in der Oberstimme, geschaffen von L. Osiander für das gemeinsame Singen des Figuralchors der städtischen Lateinschule und der Kirchengemeinde. 1586 veröffentlichte er in Nürnberg seine Fünfftzig Geistliche Lieder vnd Psalmen. Mit vier Stimmen/auff Contrapunctsweise (für die Schulen vnd Kirchen ...). In der Vorrede heißt es, daß die Componisten sonsten gewöhnlich den Choral im Tenor führen, doch habe er den Choral inn den Discant genommen, damit er ja kenntlich, vnd ein jeder Leye mit singen könne." Aus: Brockhaus Riemann Musiklexikon in vier Bänden und einem Ergänzungsband, 2. Aufl., Mainz 1995, Bd. 2, S. 276 Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach 25
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in kirchlicher Anstellung. Über die instrumentale Bearbeitung einer Choralmelodie lässt sich zu<strong>de</strong>m<br />
das Prinzip <strong>de</strong>s <strong>musik</strong>alischen Variierens veranschaulichen.<br />
Die Zippel-Fagottisten-Anekdote fin<strong>de</strong>t sich in diversen Bach-Biographien in sehr unterschiedlichen Ausführungen.<br />
Sehr lustig aufbereitet kann man die Fakten und <strong>de</strong>ren Variationen lesen in:<br />
Maarten 't Hart, Bach und ich, München 2002, S. 21–39.<br />
Das Zitat in <strong>de</strong>m blauen Rahmen ist Bestandteil einer Kirchenordnung aus <strong>de</strong>m Jahre 1756 und wird<br />
zitiert nach:<br />
Walter Kolne<strong>de</strong>r, J. S. Bach, Leben Werk und Nachwirken in zeitgenössischen Dokumenten, Wilhelmshaven<br />
1991, S. 39.<br />
Aufgabe 2:<br />
Track 8 – Die Aufnahme beinhaltet <strong>de</strong>n ganzen Choral BWV 260 mit <strong>de</strong>r Choralmelodie im Sopran.<br />
Aufgabe 3:<br />
Track 9 – Dieser Track beinhaltet als erstes die Originalaufnahme <strong>de</strong>s Abschnitts <strong>de</strong>r im Unterrichtsheft<br />
abgebil<strong>de</strong>ten Choralbearbeitung für Orgel BWV 676. Direkt im Anschluss erklingt <strong>de</strong>r Choral ein weiteres<br />
Mal mit <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Einzählklick:<br />
Dieser Einzähler ist eine rhythmische Orientierungshilfe, damit Schülerinnen und Schülern die Choralmelodie<br />
zur verzierten Stimme im oberen Manual (oberes System in <strong>de</strong>n Noten <strong>de</strong>s Unterrichtsheftes<br />
bzw. die Abbildung oben) und im unteren Manual (mittleres System in <strong>de</strong>n Noten <strong>de</strong>s Unterrichtsheftes)<br />
hinzugesungen wer<strong>de</strong>n kann. Auf <strong>de</strong>r Aufnahme ist Bachs Choralbearbeitung in As-Dur zu hören,<br />
das heißt, die jeweils ersten Zeilen <strong>de</strong>r Choralmelodie Allein Gott in <strong>de</strong>r Höh' sei Ehr müssen in As-Dur<br />
(passend zum oberen System) und Es-Dur (passend zum unteren) gesungen wer<strong>de</strong>n. Als drittes Beispiel<br />
dieses Tracks wur<strong>de</strong>n die Choralmelodien in <strong>de</strong>n genannten Tonarten zu <strong>de</strong>r Originalaufnahme hinzugespielt<br />
(weicher Trompetenklang).<br />
Aufgabe 4:<br />
Lösungsmöglichkeit:<br />
"Unter <strong>de</strong>m Begriff Choralbearbeitung versteht man mehrstimmige Bearbeitungen von Chorälen bzw.<br />
Kirchenlie<strong>de</strong>rn."<br />
Lexikalische Definition nach <strong>de</strong>m umfangreichsten <strong>de</strong>utschsprachigen Musiklexikon Die Musik in Geschichte<br />
und Gegenwart (= MGG2 ), Bd. 2, Kassel 1995, Sp. 827:<br />
"Unter <strong>de</strong>m Begriff Choralbearbeitung versteht man mehrstimmige Bearbeitungen von <strong>de</strong>utschen protestantischen<br />
Kirchenlie<strong>de</strong>rn. Mehrstimmige Bearbeitungen von gregorianischen Chorälen, etwa in<br />
Hymnen, Sequenzen, Responsorien, Antiphonen sowie mittelalterlichen Organa und aus diesen hervorgegangenen<br />
Motetten <strong>de</strong>s 13.–16. Jahrhun<strong>de</strong>rts wer<strong>de</strong>n traditionell nicht mit diesem Begriff erfasst.<br />
In neueren und für Schulen entwickelten Lehrwerken fin<strong>de</strong>n sich zum Teil erhebliche Differenzen zu<br />
24 Ulrich Kaiser – Johann Sebastian Bach