Sonderausgabe - 96. Lions Clubs International Convention Hamburg
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ARTIKEL 60 JAHRE LIONS 60 JAHRE LIONS ARTIKEL<br />
60 Jahre <strong>Lions</strong> in Deutschland<br />
Von Wilhelm Siemen Immediate Past Govenorratsvorsitzender<br />
Der Gang durch die Geschichte von <strong>Lions</strong> in<br />
Deutschland kann nur ein kursorischer<br />
sein. Zu viel ist in den sechs Jahrzehnten seit<br />
der Gründung des ersten <strong>Clubs</strong> geschehen, als<br />
das es im Rahmen dieses Beitrages Platz finden<br />
könnte. Nur Schlaglichter können es sein, die<br />
hier und da die Entwicklung des MD 111 beleuchten.<br />
1951 ist ein denkwürdiges Jahr: Das „Wirtschaftswunder“<br />
lässt langsam die Menschen<br />
wieder zu Wohlstand kommen. Die Bundesrepublik<br />
Deutschland gewinnt wieder so viel Ansehen,<br />
dass das Amt eines Außenministers geschaffen<br />
wird. Bundeskanzler Konrad Adenauer<br />
übernimmt es zunächst in Personalunion,<br />
nachdem das Besatzungsstatut zuvor von der<br />
Alliierten Hohen Kommission entsprechend<br />
geändert worden war. Das Bundesverfassungsgericht<br />
nimmt seine Arbeit auf. Der Einsatz der<br />
Amerikaner für den Wiederaufbau ist für alle<br />
Bürger präsent. Man interessiert sich dankbar<br />
für deren Lebensweise und bewundert sie.<br />
<strong>Lions</strong>-Jugendcamp Halle/Weimar 2012: Teilnehmer des internationalen<br />
Jugendaustausches zu Gast im Deutschen Bundestag.<br />
Erste <strong>Clubs</strong><br />
Kein Wunder also, dass die Bemühungen von<br />
Tony Delaye, der entsandt wird, den Aufbau eines<br />
europäischen Lionismus auf den Weg zu<br />
bringen, auch in der Bundesrepublik Früchte<br />
tragen. Nach 1948 in Schweden sowie in der<br />
Schweiz und zuvor in Frankreich, folgt die <strong>Lions</strong>-Gründung<br />
in Deutschland. In Italien, Österreich<br />
und den Niederlanden entstehen bereits<br />
erste <strong>Clubs</strong> im Laufe des Jahres 1951. Rudolf<br />
Wild, <strong>Lions</strong>mitglied in St. Gallen in der<br />
Schweiz, gelang es, den Düsseldorfer Dr. Theo<br />
Kreuz für die Idee zu begeistern. Am 5. Dezember<br />
1951 findet schließlich mit Unterstützung<br />
des Patenclubs LC Zürich die Gründung des<br />
ersten <strong>Lions</strong>-<strong>Clubs</strong> in Westdeutschland statt:<br />
Das ist der LC Düsseldorf. Der Geist der Hilfe<br />
für den Nächsten, wie er in den Serviceclubs<br />
präsent ist, hat diese Bürger animiert, es den<br />
Freunden aus den USA gleich zu tun. 1952 wird<br />
der Club gechartert.<br />
<strong>International</strong>ität<br />
Fragt man heute nach dem Geist, der der<br />
Entwicklung und Ausbreitung des <strong>Lions</strong>gedankens<br />
in der Bundesrepublik zugrunde lag,<br />
so fallen in den Berichten über die 50er Jahre<br />
immer wieder zwei Dinge auf: die aktiv gelebte<br />
<strong>International</strong>ität und der darauf basierende<br />
Austausch. Deutschland will nach den<br />
Jahren der nationalsozialistischen Diktatur<br />
in den Kreis der demokratischen Nationen<br />
hineinwachsen. Die internationalen Jugendlager<br />
sind ein Baustein. Ein anderer die finanzielle<br />
Förderung des Studentenaustausches,<br />
wie zum Beispiel vom Münchener Club zwischen<br />
Frankreich und Deutschland in Zusammenarbeit<br />
mit der Universität in München<br />
praktiziert.<br />
Foto: PR<br />
14 15<br />
Fotos: fineartpic – Harald Konzack,<br />
Neben der sozialen Aufgabe gehört das Engagement im kulturellen Bereich von den Anfangsjahren bis heute mit dazu.<br />
Lion als Zeitschrift<br />
Darüber hinaus sind der Wunsch nach intensiverer<br />
Kommunikation über den eigenen Club<br />
hinaus und die Entstehung neuer Freundschaften<br />
wichtige Ziele. 1956 wird der LION als offizielles<br />
Organ in deutscher Sprache von der<br />
Zentrale in Oak Brook anerkannt. Deutschland<br />
kooperiert hier zunächst mit Österreich. „Für<br />
die Gestaltwerdung der <strong>Clubs</strong> hat die Zeitschrift<br />
eine besondere Aufgabe: Ort des Gespräches,<br />
die Stelle, an der wir auch offen über<br />
das, was uns bewegt, sprechen können und die<br />
nötige Selbstkritik vornehmen können“, heißt<br />
es dazu im Jahresbericht.<br />
Frühling in Kärnten<br />
Immer wieder wird in Berichten aus den Anfangsjahren<br />
neben der sozialen Aufgabe auch<br />
das Engagement im kulturellen Bereich hervorgehoben.<br />
Über die Landesgrenzen hinaus geht<br />
dabei der Blick. Man freut sich über die Einladungen<br />
ausländischer <strong>Clubs</strong>, den Gedankenaustausch<br />
und bemüht sich die kulturellen<br />
Schätze des Heimatlandes der Gastgeber kennenzulernen<br />
- zum Beispiel 1957 bei der Activity<br />
„Frühling in Kärnten“.<br />
In jenem Jahr treffen sich die Präsidenten der<br />
deutschen <strong>Clubs</strong> außerdem auf Einladung der<br />
dort ansässigen <strong>Lions</strong> in Berlin. Neben der Diskussion<br />
um Satzungsfragen wird ein deutliches<br />
Zeichen des „We serve“ - „Wir dienen“, seit 1954<br />
offiziell <strong>Lions</strong>-Motto, beschlossen: Mit der für<br />
damalige Zeiten erheblichen Summe von 81.500<br />
Mark in Sachspenden treten die <strong>Lions</strong> für die<br />
Ungarn ein. Es ist schon interessant, wie in diesen<br />
Jahren die Hilfe für die Menschen im Ausland<br />
und das Wirken nach innen sich das<br />
Gleichgewicht halten. Der internationale Jugendaustausch<br />
erfreut sich hoher Anerkennung<br />
als wirksames Mittel zur Beseitigung noch bestehender<br />
Ressentiments und wird durch eine<br />
eigene Umlage gefördert. Gleichzeitig finanzieren<br />
die deutschen <strong>Lions</strong> den Ferienaufenthalt<br />
von bedürftigen Berliner Kindern in <strong>Lions</strong>-Familien<br />
im Bundesgebiet. Schulpflichtige Kinder<br />
zwischen zehn und 15 Jahren bekommen durch<br />
Spenden die Reisekosten ersetzt.<br />
Sachspenden<br />
Auf der Distriktversammlung in Lindau wird<br />
eine Entscheidung gefällt, die den Vorläufer des<br />
Hilfswerk der Deutschen <strong>Lions</strong> ins Leben ruft:<br />
die Gründung der „Gesellschaft der Freunde <strong>Lions</strong><br />
e.V.“. Ziel ist die „Erleichterung der Hilfsmaßnahmen<br />
und die Möglichkeit, Spendenbescheinigungen<br />
auszustellen.“ Man nimmt sich<br />
vor, jedes Jahr für eine übergreifende Distriktactivity<br />
zu sammeln. 1957/58 wird die Distriktspende<br />
den Russlandheimkehrern gewidmet.<br />
Sachspenden ergänzen die finanziellen Zuwendungen.<br />
Im Jahresbericht 1959 heißt es:<br />
„Kaum ein Club hat sich dem Aufruf entzogen,