Räderreport, Teil 2 - Reifenpresse.de
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Markt Felgen + Marketing Tuning<br />
102<br />
Produkte<br />
Alcoa ist in <strong>de</strong>r gesamten Wertschöpungskette beim<br />
Produkt Aluminium aktiv: hier Recycling im Rä<strong>de</strong>rwerk<br />
Ungarn<br />
<strong>de</strong>r sogenannten „Dura-Bright“-Technologie<br />
setzt Alcoa bei Lkw-/Busrä<strong>de</strong>rn einen<br />
Streik bei ASA viel länger als erwartet<br />
ganz herausragen<strong>de</strong>n Akzent und es ist<br />
sehr wohl <strong>de</strong>nkbar, dass solcherlei (sehr<br />
teures!) Feature auch bei exklusiven Pkw<br />
verfängt.<br />
Dass sich „die Amerikaner“ prinzipiell<br />
schwer im europäischen Automobilgeschäft<br />
tun, reicht als Erklärung für bisherige<br />
Defizite je<strong>de</strong>nfalls nicht. Ein weiterer<br />
Wettbewerber neben Fuchs auf <strong>de</strong>r<br />
Schmie<strong>de</strong>radseite – womit eine Technologie<br />
à la Schmie<strong>de</strong>leichtrad gemeint ist<br />
– könnte wohl genügend Kun<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>n<br />
und sich damit zu einem echten Wettbewerber<br />
<strong>de</strong>r Gussradhersteller aufschwingen.<br />
Wo also ist die Alcoa-Strategie für <strong>de</strong>n<br />
Massenmarkt? Von einem Unternehmen,<br />
das beim Produkt Aluminium die gesamte<br />
Wertschöpfungskette ab<strong>de</strong>cken will –<br />
von <strong>de</strong>r Wiege (<strong>de</strong>r Aluminiumgewinnung)<br />
über die Nutzung (ob als Cola-Dose<br />
o<strong>de</strong>r Fahrzeugrad) bis hin zum Recycling<br />
– und die finanziellen Möglichkeiten<br />
sowie die Managementkapazitäten hätte,<br />
diesen ganzen <strong>Teil</strong>markt aufzumischen,<br />
muss man mehr erwarten.<br />
Eine <strong>de</strong>r drei Aluminiumgussrä<strong>de</strong>rfabriken <strong>de</strong>s koreanischen Herstellers ASA, gegrün<strong>de</strong>t<br />
von Hankook und laut Korea Times noch heute zu 70 Prozent in Besitz <strong>de</strong>s<br />
Reifenherstellers, wur<strong>de</strong> ab Dezember bestreikt. Die Arbeiter beklagten Überlastung<br />
– Zwölf-Stun<strong>de</strong>n-Schichten und mehr als 110 Überstun<strong>de</strong>n pro Monat – und schlechte<br />
Arbeitsbedingungen wie große Hitze und verschmutzte Luft in <strong>de</strong>r Fabrik Geumsan<br />
(Provinz Chungcheon). Hankook, ASA-Arbeiter protestierten vor <strong>de</strong>r Zentrale in Seoul,<br />
lehnte die Verantwortung für etwaige Missstän<strong>de</strong> ab und verwies darauf, dass <strong>de</strong>r Felgenhersteller<br />
unabhängig operiert.<br />
Die vermeintlich kurzen Arbeitsnie<strong>de</strong>rlegungen weiteten sich zu einem handfesten<br />
Streik aus. Der <strong>de</strong>utsche Distributeur dieser Rä<strong>de</strong>r Gewe (Ro<strong>de</strong>nbach) hatte sich<br />
vorsorglich zwar üppig mit Lagerware einge<strong>de</strong>ckt, so dass Lieferengpässe eher gering<br />
geblieben sind, fürchtete aber schließlich sogar um die wirtschaftliche Existenz<br />
<strong>de</strong>r koreanischen Partner (die enormen täglichen Verluste könnten letztendlich zur<br />
Schließung von ASA führen) und hat die Händlerkundschaft darum angeschrieben,<br />
um auf die Konsequenzen vorzubereiten. Die können für <strong>de</strong>n Erstausrüster ASA fatal,<br />
müssen für die Marke ASA aber keineswegs negativ sein, son<strong>de</strong>rn können sogar hoffnungsfroh<br />
stimmen: Gewe hat die exklusiven Vermarktungs- und Namensrechte für<br />
ASA in Deutschland und weiteren europäischen Län<strong>de</strong>rn und könnte Rä<strong>de</strong>r und die<br />
Formen dafür in Eigenregie bei wem auch immer herstellen (lassen) und hat – so war<br />
aus <strong>de</strong>m Markt zu hören – auch schon entsprechen<strong>de</strong> Investitionen initiiert. dv<br />
<strong>Rä<strong>de</strong>rreport</strong>, <strong>Teil</strong> 2<br />
ASA – Die Franzosen waren das<br />
Einfallstor, Streik könnte Anfang vom<br />
En<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
In <strong>de</strong>n 90er Jahren dachte <strong>de</strong>r koreanische<br />
Reifenhersteller Hankook, das Pkw-Rad<br />
sei eine natürliche Ergänzung zum eigenen<br />
Hauptprodukt. Die Gründung <strong>de</strong>s Aluminiumrä<strong>de</strong>rherstellers<br />
ASA („Artisan Spirited<br />
Alloy Wheel“) erschien also als logische<br />
Diversifikation. Um bei dieser Investition<br />
in <strong>de</strong>nnoch frem<strong>de</strong>s Metier alles richtig<br />
zu machen, wählte man als Technologiepartner<br />
Deutschlands Imagemarke<br />
BBS und kurbelte so auch <strong>de</strong>n Absatz <strong>de</strong>r<br />
ersten Umrüsträ<strong>de</strong>r dadurch an, dass man<br />
überall auf <strong>de</strong>n Zusatz gestoßen wur<strong>de</strong> „by<br />
BBS“. Dann hatten sich die koreanischen<br />
Rä<strong>de</strong>rmacher freigestrampelt, nicht nur<br />
von BBS, son<strong>de</strong>rn auch vom „Mutterhaus“,<br />
das zwar noch 70 Prozent <strong>de</strong>r Anteile hält,<br />
was aber nur noch <strong>de</strong>n Status eines Finanzinvests<br />
haben dürfte. Hankook lässt<br />
ASA gewähren, auf Alurä<strong>de</strong>rfabrik eins<br />
folgten Nummer zwei und drei.<br />
Im Umrüstmarkt durchaus um Imageprojekte<br />
bemüht und weit davon entfernt,<br />
in <strong>de</strong>n Verdacht zu geraten, ein Volumenanbieter<br />
zu sein, hat ASA in <strong>de</strong>r europäischen<br />
Erstausrüstung nicht unwesentlich<br />
dazu beigetragen, dass die Preiserosion<br />
noch einmal einen Schub bekam. Man<br />
antichambrierte auch gleich bei <strong>de</strong>n Fahrzeugherstellern,<br />
die am anfälligsten für das<br />
Preisargument gelten: bei Italiens Fiat und<br />
bei <strong>de</strong>n Franzosen. Wo sie beson<strong>de</strong>rs gut<br />
Fuß fassen konnten, errichteten sie ihre<br />
Europa-Dependance: in Paris. Vor allem<br />
bei Renault attackierten sie <strong>de</strong>rmaßen heftig,<br />
dass <strong>de</strong>m französischen Platzhirsch<br />
Montupet die Felle wegschwammen. Der<br />
wollte eigentlich in Deutschland angreifen,<br />
wur<strong>de</strong> aber beim Heimspiel von ASA kalt<br />
erwischt.<br />
Mittlerweile hat ASA auch bei Peugeot<br />
einen Fuß in <strong>de</strong>r Tür, und es erscheint<br />
irgendwie unverständlich, dass (fast) alle<br />
Alurä<strong>de</strong>rhersteller meinen, dort trotz <strong>de</strong>s<br />
ganz offenkundigen Preiskrieges an <strong>de</strong>r<br />
Schlacht teilnehmen zu müssen: Elf (!) Aluminiumrä<strong>de</strong>rzulieferer<br />
hatte die PSA-<br />
Gruppe 2007, das ist einsamer Rekord!<br />
NEUE ReifenZeitung 4/2008