Nachwachsende Rohstoffe in der Wikipedia, Band 4 - nova-Institut ...
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Schäbe 6<br />
Gew<strong>in</strong>nung<br />
→ Hauptartikel Faseraufschluss<br />
Schäben fallen bei <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>nung von Flachs- und Hanffasern neben<br />
Werg und Superkurzfasern bzw. Staub an. In e<strong>in</strong>er<br />
Faseraufschlussanlage werden die gerösteten und getrockneten<br />
Pflanzenstängel (Stroh) <strong>in</strong> Fasern und Schäben getrennt. Dieser<br />
Aufschluss erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel re<strong>in</strong> mechanisch: Der verholzte<br />
Innenteil des Strohs wird gebrochen, dabei entstehen die Schäben, die<br />
dann <strong>in</strong> mehreren Prozess-Schritten von den Fasern getrennt werden.<br />
Anfall beziehungsweise Gew<strong>in</strong>nung <strong>der</strong> Schäben erfolgen<br />
unterschiedlich je nach e<strong>in</strong>gesetzter Technologie des<br />
Faseraufschlusses. Je höher <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Faserproduktion<br />
Hanfstängel; <strong>der</strong> holzige Kern wird beim Brechen<br />
zu Schäben zerkle<strong>in</strong>ert<br />
anfallenden Schäben, desto ger<strong>in</strong>ger ist (bei gleichem Pflanzenmaterial) <strong>der</strong> Anteil an Schäben im Produkt „Faser“.<br />
Als gere<strong>in</strong>igtes Produkt stellen Schäben e<strong>in</strong> marktfähiges Erzeugnis dar, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Flachs- o<strong>der</strong> Hanffaser selbst wird<br />
dagegen meist e<strong>in</strong> niedriger Schäbengehalt angestrebt. Bei technischen Kurzfasern, aus denen Vliese, Filze und<br />
Verbundwerkstoffe hergestellt werden, können Schäbengehalte von maximal fünf Prozent toleriert werden,<br />
erreichbar durch Erzeugung <strong>in</strong> <strong>der</strong> sogenannten Wirrfaserl<strong>in</strong>ie. Wird, wie bei Hanffasern für die Zellstoffproduktion,<br />
e<strong>in</strong> Schäbengehalt von bis zu 25 Prozent toleriert, können e<strong>in</strong>fachere Technologien wie die Hammermühlen zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Anwendungen<br />
Historisch wurden Schäben vor allem als Brennstoff und für die Span- bzw. Leichtbauplattenproduktion e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Heute werden gere<strong>in</strong>igte und entstaubte Hanf- und Flachsschäben wegen ihres hohen Wasseraufnahmevermögens<br />
und ihrer Kompostierbarkeit vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tierhaltung verwendet. Größere Schäben werden meist als<br />
Pferdee<strong>in</strong>streu genutzt, während kle<strong>in</strong>ere, helle Schäben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>tierhaltung e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sehr kle<strong>in</strong>e<br />
Schäben f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geflügelzucht und - nach Pelletierung - als Katzene<strong>in</strong>streu Verwendung. Als faserreiches<br />
Streckmittel <strong>in</strong> Tierfutter werden die stark cellulosehaltigen Faserreste und Stäube genutzt. Die Abfälle werden als<br />
organische Dünger verwendet o<strong>der</strong> zu Briketts gepresst und verbrannt.<br />
Auch als Füllstoff, ger<strong>in</strong>gwertiger Zellstoff, Bio-Brennstoff o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bau- und Dämmstoffen werden Hanfschäben<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. In Spanplatten s<strong>in</strong>d Schäben wegen ihres ger<strong>in</strong>gen Gewichts von Vorteil - die Dichte von Schäbenplatten<br />
liegt mit 300 bis 340 Kilogramm pro Kubikmeter unter <strong>der</strong> Hälfte e<strong>in</strong>er handelsüblichen Holzspanplatte.<br />
Mischungen von Schäben mit Bitumen und Kork s<strong>in</strong>d seit 1957 als Schüttdämmung für Fußböden auf dem Markt -<br />
die durch die hohe Elastizität <strong>der</strong> Schäben bed<strong>in</strong>gte gute Trittschalldämmung begünstigt diese Anwendung. Weitere<br />
Verwendungen im Bausektor s<strong>in</strong>d als Zuschlagstoff <strong>in</strong> Lehm und Kalk sowie <strong>in</strong> Hanfschäben-Ste<strong>in</strong>en.<br />
Vorbehandelte Schäben können als Ersatzstoff für Torf <strong>in</strong> Blumenerde dienen.<br />
Im Jahr 2006 wurden 70 Prozent <strong>der</strong> <strong>in</strong> Europa produzierten Hanfschäben als E<strong>in</strong>streu für Tiere verwendet, rund<br />
87% davon g<strong>in</strong>gen an Pferdehalter. Ger<strong>in</strong>gere Bedeutung hatten Anwendungen im Bausektor mit 16% und die<br />
Verbrennung zur Energiegew<strong>in</strong>nung mit 8%. Während 4% <strong>der</strong> Schäben als Hilfsmittel im Gartenbau e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wurden, machte <strong>der</strong> wachsende Markt <strong>der</strong> Werkstoffplatten erst 1% des Absatzes aus. Flachsschäben haben ähnliche<br />
Absatzmärkte wie Hanfschäben. Schäben aus <strong>der</strong> Flachsverarbeitung <strong>in</strong> den europäischen<br />
Hauptverarbeitungslän<strong>der</strong>n Frankreich und Belgien gehen allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> großen Mengen <strong>in</strong> die Spanplatten<strong>in</strong>dustrie<br />
und werden nur zu ger<strong>in</strong>geren Anteilen als Tiere<strong>in</strong>streu genutzt. [2]