Dauerausstellung Mensch und Tier - Hersbruck
Dauerausstellung Mensch und Tier - Hersbruck
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<strong>Dauerausstellung</strong><br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Tier</strong><br />
Deutsches hirtenmuseum der stadt hersbruck<br />
Deutsches<br />
hirtenmuseum<br />
hersbruck
Das Deutsche Hirtenmuseum der Stadt <strong>Hersbruck</strong><br />
Das Deutsche hirtenmuseum hersbruck wurde im Jahr 1933 eröffnet.<br />
es befindet sich in einem denkmalgeschützten ensemble aus Acker-<br />
bürgerhaus des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts, scheune <strong>und</strong> einem weiteren Gebäude<br />
mit großem innenhof <strong>und</strong> Garten. nach Jahrzehntelanger ehrenamtlicher<br />
Leitung wird das haus seit 1989 hauptamtlich wissenschaftlich<br />
betreut. bereits bei seiner Gründung war das museum als heimat- <strong>und</strong><br />
hirtenmuseum geplant, der stadtrat beschloss eine ausschließliche<br />
Ausrichtung auf die hirtenthematik <strong>und</strong> eine neukonzeption der<br />
bestände in den 1990er Jahren.<br />
in den vergangenen Jahren schlossen sich umfangreiche sanierungsarbeiten<br />
an um die scheune für museumszwecke dauerhaft herzurichten.
Die neue <strong>Dauerausstellung</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Tier</strong><br />
Die neue <strong>Dauerausstellung</strong> „mensch – tier“ im 2. Obergeschoss der<br />
scheune des Deutschen hirtenmuseums wurde am 06.02.2009 eröffnet.<br />
sie bildet den einstieg in das museumsthema. Auf r<strong>und</strong> 230 qm<br />
Quadratmetern präsentiert sich eine unterhaltsame <strong>und</strong> informative<br />
Ausstellung, die den vielfältigen beziehungen zwischen mensch <strong>und</strong><br />
nutztieren nachspürt <strong>und</strong> die Attraktivität des überregional bedeutenden<br />
museums für die Zukunft sicherstellt. Die besucherorientierte Ausstellung<br />
nach modernen museumsdidaktischen Gr<strong>und</strong>sätzen schafft einen<br />
Anziehungspunkt für menschen jeden Alters in der Ges<strong>und</strong>heitsregion<br />
hersbrucker Land.<br />
neben der wissenschaftlichen Leiterin des museums arbeiten drei halbtageskräfte<br />
<strong>und</strong> eine Ganztageskraft im büro, 14 geringfügig beschäftigte<br />
machen Führungen <strong>und</strong> museumspädagogischen Aktionen, die von<br />
besuchern aller Altersklassen genutzt werden.<br />
Jährlich gibt es drei bis vier sonderausstellungen zu unterschiedlichsten<br />
themen aus kunst <strong>und</strong> kultur, traditionelle Feste wie hirtentag,<br />
schaf-Fest, sardischer Abend <strong>und</strong> handwerker-markt oder Apfeltage mit<br />
Apfelsortenschau r<strong>und</strong>en das Angebot eines lebendigen museums ab.<br />
Das von der stadt hersbruck getragene museum verzeichnete in den<br />
letzten Jahren stetig steigende besucherzahlen, zuletzt ca. 18.000 pro<br />
Jahr <strong>und</strong> hat einen hohen Bekanntheitsgrad in der metropolregion<br />
nürnberg.
Didaktische Konzeption der Ausstellung<br />
Die neue Ausstellung „mensch <strong>und</strong> tier“ spricht besucher aller Altersklassen<br />
gleichermaßen an <strong>und</strong> vermittelt ihre inhalte nachhaltig. sie<br />
erklärt, dass sich menschen schon seit vorgeschichtlichen Zeiten tiere<br />
halten für Arbeit <strong>und</strong> transport, als nahrungs- <strong>und</strong> rohstofflieferanten<br />
<strong>und</strong> inszeniert haltung <strong>und</strong> Fütterung der rinder im Wandel der Zeit.<br />
An mehr als zehn standorten innerhalb der Ausstellung werden kleine<br />
<strong>und</strong> große besucher eingeladen, museale Geschichte mit allen Sinnen zu<br />
erleben. bei der neukonzeption des museums wurde von Anfang an eine<br />
Ausstellung geplant, in der einerseits die museumsobjekte geschützt<br />
präsentiert werden, daneben aber repliken oder dafür ausgewählte<br />
Duplikate „bespielt“ werden dürfen. Diese mischung realer museumsobjekte<br />
mit nachbauten vermittelt spielerisch erfahrungen über die museumsinhalte,<br />
die sich durch eine rein textlich-bildliche Vermittlung nicht<br />
erschließen. so können die besucher zum beispiel an einer lebensecht<br />
nachgebildeten kuh vor der musealen Ausstellung von Jochen das aufwendige<br />
Anspannen mit dem stirnjoch üben um dann, sozusagen Aug in<br />
Aug mit der kuh, die eigenen (kümmerlichen) Zugkräfte an einer hierzu<br />
entwickelten „Jochmaschine“ zu testen.
Museale Präsentation <strong>und</strong> museumspädagogische<br />
Vermittlung<br />
Zu beginn des r<strong>und</strong>gangs steht eine hörstation, an der vier fiktive<br />
bauern <strong>und</strong> bäuerinnen aus der Jungsteinzeit, der römischen kaiserzeit,<br />
der Zeit der bauernkriege <strong>und</strong> eine biologisch wirtschaftende Landwirtin<br />
aus dem hersbrucker Land die besucher auf die kommenden Abteilungsinhalte<br />
einstimmen. sie erzählen, welche nutztiere sie halten <strong>und</strong> welche<br />
Produkte sie daraus gewinnen. Von der „hörbank“ sieht der besucher<br />
auf silhouetten von nutztieren <strong>und</strong> einen bildschirm, auf dem eine Auswahl<br />
historischer <strong>und</strong> aktueller bilder das vielfältige Verhältnis mensch<br />
– tier dokumentiert. Die bandbreite reicht von nutztieren über therapie-<br />
<strong>und</strong> schmusetiere bis zu Zootieren.<br />
Als wichtiger Aspekt des nutzens vom lebenden tier behandelt die<br />
nächste Abteilung tiere für Arbeit <strong>und</strong> transport. modelle <strong>und</strong> detailgetreue<br />
spielzeug-Fuhrwerke, Joche <strong>und</strong> kummets illustrieren das Anspannen<br />
der tiere, der museumskuh können die besucher das stirnjoch anlegen<br />
<strong>und</strong> sie anspannen, die kraftmess-station lädt zum kräftevergleich.<br />
Der bereich tiere als nahrungslieferanten beschäftigt sich mit milch <strong>und</strong><br />
käse, die steigerung der milchproduktion in den letzten 200 Jahren wird<br />
beim milcheimer heben deutlich spürbar. ein Probe-buttern am rühr-<br />
<strong>und</strong> stossbutterfass setzt harte Arbeit gegen einkauf im supermarkt.
im weiteren r<strong>und</strong>gang illustriert eine Inszenierung zum Schlachten mit der<br />
nachbildung einer metzelsuppe <strong>und</strong> einer räucherkammer anschaulich die<br />
Verarbeitungsschritte bei der hausschlachtung.<br />
nach dem gedanklichen schlachten der tiere folgt die weitere Verwertung<br />
der tierischen rohstoffe. Gespannte Lederhäute von rind, kalb,<br />
schaf, schwein <strong>und</strong> Ziege veranschaulichen die unterschiedlichen<br />
Größen <strong>und</strong> Qualitäten <strong>und</strong> wecken interesse für die unterschiedlichen<br />
Gerbarten.<br />
Eine Ledertastwand, bestückt mit alltäglichen Gegenständen aus Leder<br />
<strong>und</strong> kunstleder, vom Fußball bis zur Lederhose am knackigen hintern,<br />
von der schultasche bis zur Lederjacke, bildet einen optischen blickfang<br />
<strong>und</strong> ist gleichzeitig ein ratespiel für Leute mit Fingerspitzengefühl.
Die nächste Abteilung ist dem rohstoff Wolle gewidmet. ein lebensechtes<br />
Schaf mit unterschiedlichen schaffellen verführt zum ertasten der Fellarten<br />
<strong>und</strong> Wollqualitäten, ein „Pulloverschaf“ trägt seine Wolle unterschiedlich<br />
verarbeitet am Leib. Auch die besucher können sich an der kardiermaschine,<br />
am spinnrad <strong>und</strong> am nachbau eines Gewichtswebstuhls an der<br />
Verarbeitung der geschorenen Wolle versuchen.<br />
Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Federn kann man beim<br />
schreiben mit dem Gänsekiel ausprobieren. Überraschende erkenntnisse<br />
hält die Abteilung bereit, in der die vollständige Verwertung aller teile des<br />
rindes aufgezeigt wird.<br />
Der Wandel in der stallhaltung wird augenfällig inszeniert mit ketten aus<br />
dem Anbindestall <strong>und</strong> einer kuhkomfortmatratze aus dem modernen<br />
Freilaufstall, an einem bildschirm laufen begleitend bilder aus verschiedenen<br />
stalltypen.<br />
ein täuschend echter Misthaufen begleitet die thematik Gülle <strong>und</strong><br />
biogas, durch eine stalltür tritt man vor ein Großfoto weidender kühe<br />
als Überleitung zur hirtenthematik.
Medien <strong>und</strong> Didaktik<br />
Die neukonzeption arbeitet mit mehreren aufeinander abgestimmten<br />
aber auch einzeln nutzbaren Vermittlungsebenen. Das thema des<br />
raumes erschließt sich auf den ersten blick durch ein großformatiges<br />
hintergr<strong>und</strong>bild, zum teil mit integrierten texten, als bespannung der<br />
Dachsparren. raumtexte auf Fahnen mit Abteilungsbezogenen Leitbildern,<br />
kurze Vitrinen- <strong>und</strong> Podesttexte, Filmbeiträge, tondokumente <strong>und</strong><br />
wechselnde bilder ergänzen sich, liefern aber auch unabhängig voneinander<br />
aussagekräftige informationen.<br />
Die kurzen <strong>und</strong> prägnanten texte auf Fahnen vermitteln einen unterhaltsamen,<br />
aber dennoch informativen einstieg in die einzelnen Abteilungen.<br />
kurze, meist objektbezogene texte vertiefen die thematik an Vitrinen<br />
<strong>und</strong> Podesten. Wenn möglich, werden texte überraschend aufbereitet<br />
präsentiert. So gibt es einen Überblick über den Wandel in der Rinderfütterung<br />
in den letzten 200 Jahren <strong>und</strong> die daraus resultierende Milchleistung,<br />
der in Art einer Menükarte<br />
einer bekannten Schnell-Imbiss-<br />
Restaurantkette gestaltet ist. in<br />
der Vitrine, die am beispiel rind<br />
die totale Verwertung von tieren<br />
von der Vorgeschichte bis heute<br />
thematisiert, sind nur die jeweiligen<br />
rohstoffe genannt, weitere umfassende<br />
informationen finden sich, als<br />
Lexikonartikel aufbereitet, als hintergr<strong>und</strong>bespannung<br />
der Dachsparren.
An fünf Filmstationen mit Wahltastern laufen je drei kurze Filmbeiträge,<br />
die die Ausstellungsthematik (Arbeit <strong>und</strong> transport, milch <strong>und</strong> käse,<br />
schlachten, Leder, Wolle)vertiefen. Für einzelbesucher gibt es handhörer,<br />
für Gruppenführungen kann auf raumton umgeschaltet werden.<br />
Für Wissbegierigen wird an einer Pc-station vertiefende lexikalische<br />
information zum thema käse angeboten. Auf kinder <strong>und</strong> „spielernaturen“<br />
wartet ein „Mähmory“ mit schafbildern am touch-screen-Pc.<br />
Die jungen besucher, vom kleinkind das noch nicht lesen kann bis zum<br />
schulkind, können es sich auf einem Podest mit sitzsäcken <strong>und</strong> schafkissen<br />
bequem machen. bei der großen spiel- <strong>und</strong> mitmach-station<br />
laden kinderbücher für alle Altersstufen zum schmökern ein. befestigt<br />
sind sie auf hölzernen steckkarten, auf denen das buch wie auf einem<br />
tablett aufgeschlagen werden kann <strong>und</strong> deren sichtbares kopfende<br />
lustige tiermotive des bekannten Kinderbuchillustrators Michael<br />
Schober tragen. Werden die bücher in ihre kästen zurückgestellt, kann<br />
man die dreigeteilten Figuren neu mischen, zum beispiel der kuh den<br />
schafkopf <strong>und</strong> die Gänsefüße verpassen.
Öffentlichkeitswirkung – die ersten Wochen<br />
nach den ersten betriebswochen in der neuen Ausstellung lässt sich<br />
feststellen, dass sich die Verweildauer von einzelbesuchern, erwachsenen<br />
<strong>und</strong> kindern, enorm erhöht hat. im Durchschnitt r<strong>und</strong> 1,5 St<strong>und</strong>en<br />
verbringen die besucher allein in der neuen Abteilung. An den erfahrungsgemäß<br />
besucherschwachen Wochenenden in der Winterzeit hat<br />
sich in den letzten sechs Wochenenden fast eine Verdreifachung der<br />
besucherzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergeben.<br />
Für Gruppen, schulklassen wie erwachsenengruppen, gibt es das<br />
passende museumspädagogische begleitprogramm, bei dem das<br />
konzept „mit allen sinnen“ fortgeführt wird. bei der themenführung<br />
„Von der kuh zur butter“ steht melken <strong>und</strong> Ausbuttern auf dem<br />
Programm, nach getaner Arbeit schmecken buttermilch <strong>und</strong> ein butterbrot.<br />
unter dem thema „Vom Fleisch zur Wurst“ werden mit kinder- <strong>und</strong><br />
erwachsenengruppen bratwürste hergestellt <strong>und</strong> anschließend gleich gegrillt.<br />
bei der Aktion „Vom schaf<br />
zum Anzug“ stehen scheren,<br />
kardieren, spinnen <strong>und</strong> die anderen<br />
Verarbeitungstechniken von<br />
Wolle im Vordergr<strong>und</strong>.
Raumkonzeption<br />
Die bestehenden räume in der sanierten historischen scheune des<br />
hirtenmuseums erschienen auf den ersten blick ungeeignet für die<br />
vorgesehene nutzung als Ausstellungsfläche. Geringe raumhöhen,<br />
von 2,35m bis 1,95m, Dachschrägen, hängende böden <strong>und</strong> die starke<br />
Gliederung des Dachstuhlgebälks erzeugten den eindruck eines flachen<br />
gedrückten raumes, der auf der anderen seite sehr charaktervoll erschien.<br />
Diese räumliche Vorgabe wurde zusammen mit dem wissenschaftlichen<br />
<strong>und</strong> didaktischen Überlegungen, welche strukturell die themen<br />
der Ausstellung entlang eines festgelegten Weges behandelt hatten<br />
aufgenommen, aufgelöst <strong>und</strong> neu gestaltet.<br />
UP<br />
1 > <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Tier</strong> 2 > Arbeitstiere<br />
3 > Milch<br />
4 > Fleisch<br />
9 >Gülle & Mist<br />
11 > Weidehaltung 10 > Stallhaltung<br />
7 > Totale Verwertung<br />
S2 >Kinder <strong>und</strong> <strong>Tier</strong>e<br />
8 > Federn<br />
6 > Wolle<br />
S1 >PC Station<br />
5 > Leder
Über den strengen, musikalischen takt des gliedernden Dachstuhls verstärkt<br />
durch die in den Dachschrägen errichteten Pattformen, wurden<br />
freie, melodische Formen gelegt, die sich fließend, wie inseln in den<br />
raum einfügen. Die Plattformen wandeln die sich nach den Anforderungen<br />
der exponate auf vielfältige Weise in Aufsatzvitrinen, tischvitrinen,<br />
mitmachstationen oder sitzflächen.<br />
Die fließenden körper der inseln bespielen das Zentrum der Ausstellungsfläche.<br />
sie nehmen Vitrinen ebenso auf in ihren korpus, wie<br />
medien- <strong>und</strong> mitmachstationen. ihre freie Form lässt Plätze entstehen<br />
für besuchergruppen, bildet nischen in denen man über vertiefenden<br />
informationen verweilen kann oder beschleunigt den r<strong>und</strong>gang indem<br />
sie verengt.<br />
Durch ihre wechselnd modellierte höhe entstehen immer neue sichtbeziehungen<br />
<strong>und</strong> Ausblicke auf die noch kommenden Abteilungen der<br />
Ausstellung. sie schaffen für den besucher ein großzügiges raumgefühl<br />
<strong>und</strong> lösen in ihrer Dreiteiligkeit die festen Wegestrukturen auf.<br />
Der Besucher kann einem gegliederten R<strong>und</strong>gang im Uhrzeigersinn<br />
ebenso beschreiten, wie seiner Neugierde instinktiv folgen <strong>und</strong> die<br />
Ausstellung nach seinen Wünschen entdecken.
eitrag des bayerischen r<strong>und</strong>funks über<br />
Planung, entstehung <strong>und</strong> eröffnung
Das Deutsche hirtenmuseum der stadt hersbruck ist eine<br />
bildungs- <strong>und</strong> erlebniseinrichtung, bei der alle sinne der<br />
besucher angesprochen werden, das Lernen spaß macht <strong>und</strong><br />
Langeweile keine chance hat.<br />
Wissenschaftliche konzeption: barbara hörmann m.A.<br />
museumsgestaltung innenarchitektur: http://www.hering-architekt.de<br />
museumsgestaltung Grafik Design: http://www.straubdesign.de