Thüringer Orgeln - Lukaskantorei Stuttgart
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Ostheim vor der Rhön, Kirchenburg St. Michael<br />
Die Ostheimer Kirchenburg wurde um 1400 erbaut. Die quadratische Befestigungsanlage von 66 x 66<br />
Meter Seitenlänge ist die größte und besterhaltene Kirchenburg Deutschlands. In den 72 Gaden fand in<br />
Belagerungszeiten die gesamte Bürgerschaft der Stadt Zuflucht und konnte dort ihre Vorräte lagern, was<br />
zum Teil heute noch geschieht. Die jetzige Kirche St. Michael wurde 1615/19 erbaut. Das große hölzerne<br />
Tonnengewölbe wurde 1619 von Nicolaus Storant aus Meiningen mit einem umfassenden<br />
Deckengemälde ausgestattet, in dessen Mitte Gottvater thront.<br />
Die Orgel wurde 1738 von Johann Ernst Döring (1704-1787) erbaut. Döring wurde in Voigtstädt (Nordthüringen)<br />
geboren, ging nach eigenen Angaben in Erfurt in die Lehre und arbeitete anschließend als<br />
Geselle bei Nicolaus Seeber in Römhild. 1734 wurde er in Eisenach examiniert und arbeitete ab 1735 als<br />
„Fürstlich Sächsisch-Eisenachischer Privilegierter Orgelmacher“ in Ostheim. Er starb 1787 „als ältester<br />
Bürger hiesiger Stadt … beerdiget, die Predigt wurde in der großen Kirche gehalten, und auf sein<br />
Verlangen musste die Orgel zum Gesang gespielet werden“ (es war damals nicht üblich, dass bei einer<br />
Beerdigung die Orgel gespielt wurde).<br />
Der erste große Umbau geschah 1848 durch den Ostheimer Orgelbauer Johann Georg Markert (1813-<br />
1891). Markert erlernte bei seinem Vater in Ostheim den Beruf des Schreiners, wurde 1835-1841 bei<br />
Hartmann Bernhard in Romrod (Oberhessen) als Orgelbauer ausgebildet, kam als Geselle auf der<br />
Wanderschaft nach Regensburg, Passau, Linz, Wien, Prag, Dresden, Halle und Weimar. 1848 konnte er<br />
sich in Ostheim selbständig machen. Markert wollte sich mit dem Umbau der Döring-Orgel ein<br />
„Vorzeigeinstrument“ schaffen und vergrößerte die Orgel über den Kostenvoranschlag hinaus.<br />
1894 wurde das Instrument von Otto Reinhold Markert, der 1891 vom Vater die Werkstatt übernommen<br />
hatte, auf eine neu errichtete Westempore versetzt und mit zwei neuen Spitzfeldern für das Pedalwerk<br />
versehen. 1917 mussten wegen des Ersten Weltkriegs die Prospektpfeifen aus Zinn eingezogen werden,<br />
sie wurden später durch Zinkpfeifen ersetzt. 1961 bekam die Orgel durch die Enkel von Otto Markert,<br />
Otto und Louis Hoffmann, wieder zinnerne Prospektpfeifen.<br />
1975 wurde die Chorempore über dem Altar rekonstruiert und die Orgel wieder auf ihren ursprünglichen<br />
Standort versetzt. Ziel der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten war der nachweisbare Bestand<br />
von 1845, was dann leider auch auf Kosten der romantischen durchschlagenden Zungenstimmen von<br />
Markert ging. Ausgeführt wurden diese Arbeiten von der Ostheimer Orgelbau-Werkstatt Otto Hoffmann,<br />
die auch die neue Chororgel stiftete. Diese kann (mechanisch) von der Hauptorgel aus und auch<br />
selbständig gespielt werden.<br />
Ostheim Kirchenburg (http://www.ostheim.rhoen-saale.net/internet/index.php)<br />
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