Thüringer Orgeln - Lukaskantorei Stuttgart
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Haina bei Römhild<br />
Der Name der Kirche „St.<br />
Johanns, des Täufers unseres<br />
Herrn“ wird im Jahre 1300 erstmals<br />
erwähnt. Sie war mit fünf<br />
Altären ausgestattet, von denen<br />
der St.-Georgs-Altar noch im<br />
Staatlichen Museum Meiningen<br />
zu sehen ist. Im sterngewölbten<br />
gotischen Chor sind fragmentarisch<br />
Fresken aus seiner Erbauungszeit<br />
zu sehen. Der in Mellrichstadt<br />
gefertigte barocke<br />
Hochaltar wurde von dem in<br />
Haina geborenen Peter Seeber,<br />
einem Bruder des Orgelbauers,<br />
gestiftet, der 1733 in London als<br />
„großbritannischer Oberconditor“<br />
verstarb. Das Kirchenschiff<br />
wurde 1839 neu aufgebaut und mit einer flachen Stuckdecke versehen. Der Vorgängerbau hatte – wie<br />
die meisten <strong>Thüringer</strong> Kirchen - ein hölzernes Tonnengewölbe, was die Klangverschmelzung der Orgel<br />
begünstigte.<br />
Der Erbauer der Orgel, Nicolaus Seeber (1680-1739) stammte aus Haina und war „Sächsisch-<br />
Römhildischer Orgelmacher, Praezeptor und Hofkapellmeister“. Er wird in Johann Matthesons<br />
„Ehrenpforte“ erwähnt, laut der er 56 <strong>Orgeln</strong> gebaut und zugunsten seiner Tätigkeit in Römhild auf eine<br />
hochdotierte Anstellung in einer Amsterdamer Kirche verzichtet haben soll. Der Lexikograph Ernst<br />
Ludwig Gerber erwähnt 1792, Seeber habe zwei Jahrgänge Kirchenkantaten komponiert. Bis jetzt ist nur<br />
eine einzige Kantate von ihm gefunden worden.<br />
Für seinen Heimatort Haina baute Johann Nicolaus Seeber 1718-1720 ein schönes Orgelwerk mit einem<br />
extra-vaganten Gehäuse. Das Positiv ist zu beiden Seiten des Hauptwerks angebaut. Was eine große<br />
Seltenheit ist: diese Orgel hat noch ihre originalen Prospektpfeifen. Sie mussten im Ersten Weltkrieg<br />
nicht abgeliefert werden, weil sie nach Meinung des Sachverständigen zu schlecht („dünn wie<br />
Löschpapier“) waren – aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Dieses wertvolle Instrument wurde 1995 von der<br />
Werkstatt Alexander Schuke in Potsdam restauriert.<br />
Haina, St. Johannes<br />
Nicolaus Seeber 1718-1720; Rest. Schuke Potsdam 1995<br />
Hauptwerk (II, C, D-c’’’)<br />
Principal 4’ Prospekt original<br />
Groß Principal 8’ innen<br />
Gedackt 8’<br />
Viola di Gamb 8’<br />
Quintathöna 4’<br />
Quinta 3’<br />
Octav 2’<br />
Spitzflöthen 2’<br />
Sexquialtra 2fach 4 /5’ repetierend<br />
Mixtur 3fach 2’<br />
Pedal (C, D-c’, fest an das Hauptwerk gekoppelt)<br />
Subbaß 16’<br />
Octav Baß 8’ Prospekt, Holz mit Staniol belegt, original<br />
Waldflöt 2’<br />
PosaunenBaß 16’<br />
Tremulant für das ganze Werk<br />
Manualschiebekoppel I an II<br />
Temperierung: Kirnberger II<br />
Stimmton: fast einen Ganzton höher als 440 Hz<br />
Positiv (I, C, D-c’’’)<br />
Salicional 8’ rekonstruiert<br />
Hohlflöthen 4’ Holz, gedeckt<br />
Octav 2’ Prospekt original<br />
Quint 1 ½’<br />
Cymbel 2fach<br />
Hautbois 8’ rekonstruiert<br />
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