01.02.2013 Aufrufe

Untersuchungen zur Wechselwirkung von Spinwellen - Fachbereich ...

Untersuchungen zur Wechselwirkung von Spinwellen - Fachbereich ...

Untersuchungen zur Wechselwirkung von Spinwellen - Fachbereich ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden in dünnen<br />

magnetischen Strukturen<br />

Dissertation<br />

Sebastian Johannes Hermsdörfer<br />

Vom <strong>Fachbereich</strong> Physik der Technischen Universität Kaiserslautern<br />

<strong>zur</strong> Verleihung des akademischen Grades<br />

„Doktor der Naturwissenschaften“ genehmigte Dissertation<br />

Betreuer: Prof. Dr. Burkard Hillebrands<br />

Zweitgutachter: Prof. Dr. Hans Christian Schneider<br />

Datum der wissenschaftlichen Aussprache: 18.12.2009<br />

D 386


`O m`h dareìj ¥nqrwpoj oÙ paideÚetai.<br />

i<br />

Menander, 342/341 - 291/290 v. Chr.


Kurzfassung<br />

Gegenstand dieser Arbeit ist die <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwän-<br />

den in dünnen magnetischen Strukturen. Die Untersuchung dieser Fragestellung ist <strong>von</strong><br />

grundlegendem physikalischem Interesse, da <strong>Spinwellen</strong> einen Drehimpuls tragen, den sie<br />

auf die Domänenwand übertragen können. Ähnlich dem Drehimpulsübertrag durch spin-<br />

polarisierte Ströme auf eine Domänenwand kann somit die Wand beeinflusst werden. Im<br />

Rahmen der Spintronik zeichnet sich als praktische Anwendung dieses Effekts die Rea-<br />

lisierung <strong>von</strong> logischen Schaltungen ab. Außerdem können Domänenwände als Speicher<br />

für Bits benutzt werden. Eine durch <strong>Spinwellen</strong> bedingte Manipulation der Domänenwand<br />

wie beispielsweise eine räumliche Verschiebung würde die Konstruktion neuartiger Schal-<br />

tungen erlauben. Eine durch Domänenwände bedingte Modifikation der Phase einer pro-<br />

pagierenden Spinwelle, wie sie numerisch bereits nachgewiesen werden konnte, würde es<br />

ermöglichen, auch die Phaseneigenschaften einer Spinwelle für magnetische Logik auszu-<br />

nutzen.<br />

Als magnetisches Material, mit dem die <strong>Untersuchungen</strong> durchgeführt werden, wird<br />

Permalloy (Ni81Fe19) ausgewählt. Ni81Fe19 ist technologisch relevant für den Einsatz mag-<br />

netischer Materialien in Schaltungen aufgrund seiner geringen Dämpfung und ermög-<br />

licht sowohl die Ausbildung <strong>von</strong> Domänenwänden als auch die Anregung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong><br />

im GHz-Bereich. Als Messmethode wird die Brillouin-Lichtstreumikroskopie verwendet,<br />

außerdem werden zusätzlich statische und dynamische mikromagnetische Simulationen<br />

durchgeführt. Brillouin-Lichtstreumikroskopie erlaubt den Nachweis <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> mit<br />

hoher Empfindlichkeit und Ortsauflösung. Durch statische mikromagnetische Simulatio-<br />

nen wird die Ausbildung <strong>von</strong> Domänenwänden untersucht; dynamische Simulationen er-<br />

lauben die numerische Analyse des Verhaltens <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>.<br />

Im ersten Teil dieser Arbeit wird der Einfluss einer Domänenwand auf das thermi-<br />

sche Eigenmodenspektrum der <strong>Spinwellen</strong> untersucht. Die Position der Domänenwand<br />

in der untersuchten Probe wird mittels Lorentz-Mikroskopie sowie mikromagnetischen<br />

Simulationen ermittelt. Als Struktur wurde ein Halbkreis mit geometrisch definiertem<br />

pinning-Zentrum verwendet. Hierdurch war es möglich, die Domänenwand reproduzier-<br />

bar und zuverlässig an der definierten Position zu pinnen. Es wird gezeigt, dass durch<br />

iii


Brillouin-Lichtstreumikroskopie eine <strong>Spinwellen</strong>mode, die in der Domänenwand lokali-<br />

siert ist, nachgewiesen werden kann. Die Domänenwand führt zu einer Veränderung des<br />

Eigenmodenspektrums der <strong>Spinwellen</strong> aufgrund eines geänderten internen Felds. Die ex-<br />

perimentellen Ergebnisse werden durch dynamische mikromagnetische Simulationen un-<br />

termauert. Außerdem wird das Verhalten des <strong>Spinwellen</strong>spektrums unter Einfluss anlie-<br />

gender Magnetfelder untersucht. Hier kann die Bewegung der Domänenwand anhand der<br />

BLS-Spektren nachgewiesen werden.<br />

Durch mikromagnetische Simulationen wird die Bewegung einer Domänenwand durch<br />

propagierende <strong>Spinwellen</strong> veranschaulicht, wobei wiederum die internen Moden einer Do-<br />

mänenwand eine entscheidende Rolle spielen. Die Verschiebung erfolgt hier besonders ef-<br />

fizient, wenn die Spinwelle gerade die Frequenz einer internen Mode hat. Die Geschwin-<br />

digkeit der Domänenwandbewegung hängt dabei <strong>von</strong> der Frequenz und der Amplitude der<br />

propagierenden <strong>Spinwellen</strong> ab.<br />

Die Anregung propagierender <strong>Spinwellen</strong> durch eine oszillierende, gepinnte Domä-<br />

nenwand wird ebenfalls mittels mikromagnetischer Simulationen untersucht. Die resonant<br />

angeregte, oszillierende Domänenwand regt im betrachteten Fall nicht nur propagierende<br />

<strong>Spinwellen</strong> an, es wird auch eine Frequenzverdopplung der propagierenden <strong>Spinwellen</strong> im<br />

Vergleich zu dem die Oszillation verursachenden externen Magnetfeld festgestellt. Diese<br />

Frequenzverdopplung wird durch das Schwingverhalten der Magnetisierungskomponen-<br />

ten erklärt.<br />

Die Weiterentwicklung des experimentellen Aufbaus der Brillouin-Lichtstreumikro-<br />

skopie wird durch die Realisierung einer Phasenauflösung verwirklicht. Mit diesem Auf-<br />

bau ist es in Kombination mit dem bereits bestehenden Versuchsaufbau möglich, ein voll-<br />

ständiges Bild einer propagierenden Spinwelle zu erhalten, und eröffnet die Möglichkeit zu<br />

neuen Experimenten, bei denen die Phase der Spinwelle eine Rolle spielt (zum Beispiel der<br />

Phasenverschiebung einer Spinwelle beim Durchgang durch eine Domänenwand). Mes-<br />

sungen der Wellenvektoren <strong>von</strong> verschiedenen propagierenden <strong>Spinwellen</strong> zeigen eine<br />

gute Übereinstimmung mit den theoretisch erwarteten Werten und bestätigen damit die<br />

Anwendbarkeit des präsentierten Messverfahrens.<br />

Zum Abschluss der Arbeit wird auf die Möglichkeit eingegangen, Domänenwände re-<br />

produzierbar und zuverlässig an definierten Positionen eines Ni81Fe19–Streifens zu pinnen,<br />

ohne dabei die Geometrie des Streifens zu verändern. Dies geschieht mittels der durch ei-<br />

ne externe pinning-Struktur erzeugten Streufelder und wird durch Parametervariation in<br />

mikromagnetischen Simulationen untersucht.


Abstract<br />

This thesis reports on the interaction of spin waves and domain walls in thin magnetic<br />

structures. Investigations in this area are of fundamental physical interest as spin waves<br />

carry an angular momentum which can be transfered to a domain wall. Therefore, the do-<br />

main wall can be influenced by spin waves similar to the transfer of angular momentum<br />

from spin-polarized currents to domain walls. Applications of this effect emerge in the<br />

framework of spintronics as logic circuits. Furthermore, domain walls can be utilized as<br />

a memory for bits. A spin-wave induced manipulation of the domain wall like a spatial<br />

displacement would allow for novel kinds of circuits. A modification of the phase of pro-<br />

pagating spin waves induced by a domain wall has already been demonstrated numerically<br />

and would facilitate to use the phase properties of spin waves for magnetic logic also.<br />

The chosen magnetic material to be used in the investigations is Permalloy (Ni81Fe19).<br />

Ni81Fe19 is of technological importance for applications of magnetic materials in circuits<br />

due to its low damping and enables the formation of domain walls as well as the excitation<br />

of spin waves in the GHz regime. For this thesis, Brillouin light scattering microscopy is<br />

used as the experimental technique. In addition, static and dynamic micromagnetic simula-<br />

tions are carried out. Brillouin light scattering microscopy allows for the detection of spin<br />

waves with high sensitivity and spatial resolution. Dynamic micromagnetic simulations<br />

help analyzing the behavior of spin waves numerically while static simulations allow for<br />

the investigation of domain wall formation.<br />

The first part of this thesis covers the investigations on the influence of a domain wall<br />

on the thermal eigenmode spectra of spin waves. The position of the domain wall in the<br />

analyzed sample is obtained by Lorentz microscopy and additional micromagnetic simu-<br />

lations. A semi-circle with geometrically defined pinning-center is used for the sample.<br />

This structure allows for a reproducible and reliable pinning of the domain wall at the<br />

pre-defined position. The experiments prove that a spin-wave mode localized inside of the<br />

domain wall can be detected by Brillouin light scattering microscopy. The domain wall<br />

leads to a change of the eigenmode spectrum of the spin waves caused by the locally chan-<br />

ged internal field. The experimental results are corroborated by dynamic micromagnetic<br />

simulations. Furthermore, the behavior of the spin-wave spectrum under the influence of<br />

v


external magnetic fields is investigated. The domain wall movement under the influence of<br />

the external field can be displayed by the BLS-spectra.<br />

The movement of a domain wall by propagating spin waves utilizing the internal modes<br />

of a domain wall is shown by means of micromagnetic simulations. The movement is<br />

efficient, when the spin wave has exactly the frequency of an internal domain wall mode.<br />

The velocity of the domain wall movement depends on the frequency and amplitude of the<br />

propagating spin wave.<br />

The excitation of propagating spin waves by an oscillating, pinned domain wall is ana-<br />

lyzed by micromagnetic simulations. In this case, the resonantly driven, oscillating domain<br />

wall excites not only propagating spin waves, a frequency doubling of these propagating<br />

spin waves with respect to the driving external magnetic field can be observed as well.<br />

This frequency doubling is explained by the oscillation behavior of the components of the<br />

magnetization.<br />

The experimental setup of Brillouin light scattering microscopy is expanded towards<br />

phase resolution within the framework of this thesis. In combination with existing expe-<br />

rimental techniques, the upgraded setup allows for the determination of all information<br />

regarding a propagating spin wave and opens the gate to a new class of experiments con-<br />

cerning the phase of a spin wave (like the phase shift of spin waves after passing a domain<br />

wall, for example). Measurements of the wave vectors of different propagating spin waves<br />

show a good agreement with theoretically expected values and demonstrate the applicabi-<br />

lity of the presented measurement technique.<br />

Finally, the possibility of pinning domain walls reproducibly and reliably at defined<br />

positions of a Ni81Fe19-stripe without changing the geometry of the stripe is discussed.<br />

The pinning occurs in this case by means of stray fields created by an external pinning<br />

structure and is analyzed by parameter variation in micromagnetic simulations.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theoretische Grundlagen 5<br />

2.1 Magnetische <strong>Wechselwirkung</strong>en und Ferromagnetismus . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1.1 Magnetisches Moment und Spin-Bahn-<strong>Wechselwirkung</strong> . . . . . . 6<br />

2.1.2 Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.1.3 Austauschwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.1.4 Magnetische Anisotropien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

2.2 Spindynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2.1 Landau–Lifshitz– und Gilbert–Gleichung . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.2.2 Spin Transfer Torque . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.2.3 <strong>Spinwellen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

2.2.4 Die magnetostatische Oberflächenmode (k ⊥ M) . . . . . . . . . 20<br />

2.2.5 Die magnetostatische Backward-Volumenmode (k � M) . . . . . 21<br />

2.2.6 Quantisierung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.3 Domänen und Domänenwände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.3.1 Bloch-Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.3.2 Néel-Wände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3.3 Domänenwände in dünnen magnetischen Streifen . . . . . . . . . . 27<br />

2.3.4 Dynamik <strong>von</strong> Domänenwänden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3 Experimentelle und numerische Methoden 31<br />

3.1 Probenherstellung mittels Elektronenstrahllithographie . . . . . . . . . . . 31<br />

3.1.1 Eigenschaften <strong>von</strong> Permalloy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

3.2.1 Magnonenstreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

3.2.2 Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

3.2.3 Das Brillouin-Lichtstreumikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.3 Mikromagnetische Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46


viii Inhaltsverzeichnis<br />

3.3.1 Grundlagen der mikromagnetischen Simulationsrechnung . . . . . 47<br />

3.3.2 Vergleich <strong>von</strong> OOMMF und LLG-Micromagnetic Simulator . . . . 49<br />

3.3.3 EMMA - Extendable MicroMagnetic Analyzer . . . . . . . . . . . 52<br />

4 Experimentelle Ergebnisse 57<br />

4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänen-<br />

wand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4.1.1 Probendesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

4.1.2 Charakterisierung der Domänenstruktur mittels<br />

Lorentz-Mikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

4.1.3 Untersuchung des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums<br />

mittels BLS-Mikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

4.2 Domänenwandbewegung durch propagierende <strong>Spinwellen</strong> . . . . . . . . . 70<br />

4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände . . . . . . . . . 75<br />

4.3.1 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch eine oszillierende,<br />

gepinnte Domänenwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

4.3.2 <strong>Spinwellen</strong>frequenzverdopplung durch eine oszillierende<br />

Domänenwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84<br />

4.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreumikroskopie . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

4.4.1 Probendesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

4.4.2 Interferenzmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

4.4.3 Messung der Phasenprofile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

4.5 Streufeldinduziertes Pinning <strong>von</strong> Domänenwänden . . . . . . . . . . . . . 93<br />

4.5.1 Probengeometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

4.5.2 Parametervariation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick 99<br />

Eigene Veröffentlichungen 103<br />

Literaturverzeichnis 105


Einleitung<br />

KAPITEL 1<br />

Seit einigen Jahren rücken magnetische Phänomene in kleinen Strukturen verstärkt<br />

in den Mittelpunkt des Interesses. Angetrieben wird die Forschung auf diesem Gebiet<br />

nicht zuletzt durch den Wunsch nach immer kleiner werdenden Bauteilen für elektronische<br />

Schaltungen und Computerbauteile. Speziell im Bereich der nichtflüchtigen Speicherbau-<br />

steine ist hier an erster Stelle natürlich die durch den Nobelpreis gewürdigte Entdeckung<br />

des Riesenmagnetowiderstandseffekts zu nennen [1–3]. Zur Konstruktion neuer Schal-<br />

tungen wird intensiv an Technologien geforscht, die nicht nur die Ladung, sondern auch<br />

den Spinfreiheitsgrad des Elektrons ausnutzen. Dieses unter dem Namen „Spintronik“ be-<br />

kannte Gebiet gewinnt zunehmend an Bedeutung [4–7]. Die ersten Experimente <strong>zur</strong> Rea-<br />

lisierung <strong>von</strong> logischen Gattern und Bauelementen <strong>zur</strong> Verarbeitung und Speicherung <strong>von</strong><br />

Daten auf Basis magnetischer Elemente konnten erfolgreich durchgeführt werden [8–13].<br />

Auch der Schaltvorgang magnetischer Strukturen wird durch neue Techniken in seinen<br />

Möglichkeiten erweitert mit dem Ziel, deutlich schneller zwischen Zuständen umschal-<br />

ten zu können. In diesem Bereich rückt besonders das mikrowellenassistierte Schalten<br />

verstärkt in den Fokus der Aufmerksamkeit, wie man an der steigenden Zahl der Publika-<br />

tionen in den letzten Jahren erkennt [A2, 14–18].<br />

Ein weiterer wesentlicher Bereich der Magnetisierungsdynamik stellt neben den Um-<br />

kehr- und Schaltprozessen der Magnetisierung der Bereich der <strong>Spinwellen</strong> dar. Auch hier<br />

konnten in den <strong>zur</strong>ückliegenden Jahren wissenschaftliche Durchbrüche erreicht werden,<br />

<strong>von</strong> der Ausbildung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>kaustiken [19] bis hin <strong>zur</strong> Bose-Einstein-Kondensation<br />

<strong>von</strong> Magnonen in Yttrium-Eisen-Granat [20]. Technologisch relevanter sind magneti-<br />

sche Nanostrukturen aus Permalloy. Hier konnte beispielsweise die Modenkopplung <strong>von</strong><br />

<strong>Spinwellen</strong> in verschiedenen Magnetisierungszuständen nachgewiesen werden [A6, 21].<br />

Während die prinzipielle Funktionsweise <strong>von</strong> Logikbausteinen mit <strong>Spinwellen</strong> bereits ex-<br />

perimentell realisiert werden konnte [22, 23], gestaltet sich die Umsetzung auf kleinere<br />

Strukturen in Permalloy schwierig. Speziell die Anregung auf genügend langer Reichwei-


2 Einleitung<br />

te propagierender <strong>Spinwellen</strong> führt zu intensiver Forschung an neuen Möglichkeiten der<br />

<strong>Spinwellen</strong>anregung [24, 25].<br />

Das Phänomen der Domänenwände in magnetischen Strukturen ist bereits seit lan-<br />

gem bekannt, Bloch und Néel entdeckten bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts die<br />

nach ihnen benannten Domänenwandtypen [26,27]. In der Vergangenheit lag der Schwer-<br />

punkt der Forschung an Domänenwänden auf der Untersuchung <strong>von</strong> Domänenwandreso-<br />

nanzen, der Bestimmung <strong>von</strong> Domänenwandgeschwindigkeiten und ihrer effektiven Mas-<br />

se [28–30]. In den letzten Jahren konnte beim Einsatz solcher topologischer Objekte be-<br />

reits nachgewiesen werden, dass diese sich für den Einsatz in Speicherschaltungen wie<br />

dem mittlerweile berühmten racetrack memory eignen [31]. Die Analogie zwischen ei-<br />

nem Riesenmagnetowiderstandselement und einer Domänenwand in einem Streifen [32]<br />

führte <strong>zur</strong> verstärkten Anstregung, eine magnetische Logik zu entwickeln. Mittlerwei-<br />

le konnten mehrere solcher Logik-Schaltungen auf Basis <strong>von</strong> Domänenwänden realisiert<br />

werden [8,33,34]. Letztendlich erlaubt auch der Spin Transfer Torque neue Möglichkeiten<br />

<strong>zur</strong> Beeinflussung der Domänenwandbewegung [35–37].<br />

Von grundsätzlichem Interesse ist daher die Untersuchung der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden, einem weitreichenden Themengebiet, dem bisher nur<br />

wenig Aufmerksamkeit, meist in theoretischen oder numerischen <strong>Untersuchungen</strong>, zu-<br />

teil wurde. So konnte bislang theoretisch vorhergesagt werden, dass <strong>Spinwellen</strong> eine<br />

Domänenwand unter bestimmten Bedingungen mit einer Phasenverschiebung durchlau-<br />

fen [38,39], was neue Möglichkeiten einer magnetischen Logik in sich birgt, die in diesem<br />

Fall auf der Interferenz zueinander phasenverschobener <strong>Spinwellen</strong> beruht. War bisher<br />

eine entscheidende Limitation bei der Untersuchung solcher Phänomene eine geeignete<br />

experimentelle Technik, so besteht nun durch die Entwicklung der Brillouin-Lichtstreu-<br />

mikroskopie mit entsprechend hoher Auflösung die Möglichkeit, das Verhalten <strong>von</strong> Spin-<br />

wellen und ihre <strong>Wechselwirkung</strong> mit Domänenwänden zu untersuchen [40].<br />

In dieser Arbeit werden daher grundlegende Aspekte dieser <strong>Wechselwirkung</strong> einge-<br />

hend behandelt. So wird neben dem Einfluss einer Domänenwand auf das thermische<br />

<strong>Spinwellen</strong>spektrum die Möglichkeit erörtert, wann mit Hilfe einer Domänenwand Spin-<br />

wellen erzeugt werden können. Als wichtiges Ergebnis bei der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> pro-<br />

pagierenden <strong>Spinwellen</strong> mit einer Domänenwand konnte festgestellt werden, dass für ei-<br />

ne resonante Anregung die Frequenz der Spinwelle gerade der Frequenz einer Eigenmo-<br />

de der Wand entsprechen muss, um diese aus ihrer Ruhelage zu bewegen. Schließlich<br />

wurde noch untersucht, wie Domänenwände ohne Veränderung der Streifengeometrie an<br />

einer bestimmten Position festgehalten werden können, und mit der phasenaufgelösten<br />

Brillouin-Lichtstreuspektroskopie wurde eine neue Technik für die Charakterisierung pro-


pagierender <strong>Spinwellen</strong> implementiert.<br />

Während dieser Doktorarbeit wurden durch den Autor insgesamt drei Diplomarbeiten,<br />

die thematisch im Gebiet der vorliegenden Dissertation angesiedelt sind, mitbetreut. In der<br />

2007 abgeschlossenen Diplomarbeit <strong>von</strong> Christian Sandweg wurde die Charakterisierung<br />

<strong>von</strong> Domänenwandstrukturen und deren pinning mittels Lorentz-Mikroskopie untersucht<br />

sowie erste Experimente <strong>zur</strong> Anregung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> durchgeführt. Die <strong>von</strong> Christo-<br />

pher Rausch 2009 abgeschlossene Arbeit beschäftigte sich mit alternativen Methoden der<br />

<strong>Spinwellen</strong>anregung durch Hybridstrukturen und Domänenwände. Die Arbeit <strong>von</strong> Phil-<br />

ipp Pirro wird im Jahr 2010 abgeschlossen werden und beschäftigt sich mit der Untersu-<br />

chung <strong>von</strong> Domänenwandstrukturen mittels Magnetkraftmikroskopie sowie dem Einfluss<br />

<strong>von</strong> Domänenwänden auf das <strong>Spinwellen</strong>spektrum. Die Diplomarbeiten behandeln jeweils<br />

verschiedene Teilaspekte der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden, die<br />

für ein tieferes Verständnis dieser <strong>Wechselwirkung</strong> ntowendig sind. Wesentliche Ergeb-<br />

nisse dieser Diplomarbeiten sind in der vorliegenden Arbeit dargestellt und entsprechend<br />

kenntlich gemacht.<br />

Nach der Einleitung werden in Kapitel 2 die für das Verständnis der späteren Teile<br />

notwendigen theoretischen Grundlagen näher erläutert. Hierbei wird insbesondere vertieft<br />

auf die Theorie der <strong>Spinwellen</strong> sowie die der Domänenwände eingegangen.<br />

Kapitel 3 widmet sich den eingesetzten experimentellen und numerischen Methoden.<br />

Hier wird neben einer kurzen Einführung in die Probenherstellung mittels Lithographie<br />

auf die Brillouin-Lichtstreumikroskopie sowie die eingesetzten numerischen Techniken<br />

eingegangen.<br />

Das vierte Kapitel präsentiert detailliert die in der Arbeit erzielten Ergebnisse, die mit-<br />

tels Brillouin-Lichtstreumikroskopie und mikromagnetischen Simulationen erhalten wur-<br />

den. Hierbei werden sowohl die experimentellen mittels Brillouin-Lichtstreumikroskopie<br />

gewonnenen Ergebnisse <strong>zur</strong> Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch<br />

eine Domänenwand und <strong>zur</strong> phasenaufgelösten Messung propagierender <strong>Spinwellen</strong> als<br />

auch die durch mikromagnetische Simulationen gewonnenen Erkenntnisse über die spin-<br />

wellengetriebene Bewegung einer Domänenwand sowie die <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch<br />

eine oszillierende Domänenwand präsentiert.<br />

Zum Abschluss wird in Kapitel 5 eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnis-<br />

se und ein Ausblick auf zukünftige <strong>Untersuchungen</strong> gegeben.<br />

3


Theoretische Grundlagen<br />

KAPITEL 2<br />

In diesem Kapitel werden die zum Verständnis des experimentellen Teils notwendigen<br />

theoretischen Grundlagen erläutert und zusammengefasst. Hierzu wird zunächst auf die<br />

Grundlagen des Ferromagnetismus und der beteiligten magnetischen <strong>Wechselwirkung</strong>en<br />

eingegangen sowie eine Erklärung für das Auftreten magnetischer Anisotropien gegeben.<br />

Anschließend folgt eine Einführung in die Magnetisierungsdynamik anhand einer kurzen<br />

Herleitung der Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung, der Fundamentalgleichung der<br />

Magnetisierungsdynamik. Da<strong>von</strong> ausgehend wird weiter die Theorie der <strong>Spinwellen</strong> be-<br />

handelt. Abschließend werden Magnetisierungsstrukturen, d. h. Domänen und Domänen-<br />

wände näher betrachtet. Zusammenfassende Überblicke über die Theorie des Magnetis-<br />

mus finden sich in Standardlehrbüchern wie [41–47], weiterführende Darstellungen der<br />

Magnetisierungsdynamik in [48–53], weiterführende Darstellungen magnetischer Domä-<br />

nen zum Beispiel in [54].<br />

Die Beschreibung physikalischer Phänomene benötigt ein einheitliches Einheitensys-<br />

tem. Als internationalen Standard hat man sich hierbei auf die sogenannten SI-Einheiten<br />

festgelegt (SI <strong>von</strong> frz. Système international d’unités) [55,56], die somit auch in Deutsch-<br />

land als gesetzlich festgelegte Einheiten zu verwenden sind [57]. Es existieren aller-<br />

dings auch noch weitere Einheitensysteme und speziell in der Elektrodynamik und auch<br />

<strong>zur</strong> Beschreibung des Magnetismus wird wegen seiner einfacheren Handhabung das cgs-<br />

Einheitensystem verwendet. Eine Umrechnung zwischen beiden Systemen ist natürlich<br />

möglich und die dafür notwendigen Umformungen werden zum Beispiel in [58–60] be-<br />

schrieben. In dieser Arbeit wird wegen der einfacheren Beschreibung elektromagnetischer<br />

Größen und Einheiten das cgs-System verwendet.


6 Theoretische Grundlagen<br />

2.1 Magnetische <strong>Wechselwirkung</strong>en<br />

und Ferromagnetismus<br />

Magnetismus ist kein einheitliches Phänomen, sondern zeichnet sich vielmehr durch<br />

mehrere Erscheinungsformen aus. Zu unterscheiden ist dabei zwischen Ensembles nicht-<br />

koppelnder magnetischer Momente einerseits und gekoppelter magnetischer Momente an-<br />

dererseits. Nicht-koppelnde magnetische Momente erklären den Paramagnetismus, wäh-<br />

rend durch gekoppelte Momente der Ferro- sowie der Antiferro- und Ferrimagnetismus<br />

verständlich werden. Im Rahmen dieser Arbeit ist nur der Ferromagnetismus <strong>von</strong> Bedeu-<br />

tung, sodass für eine nähere Erklärung der anderen genannten Erscheinungsformen des<br />

Magnetismus auf Standardlehrbücher wie zum Beispiel [43, 46] verwiesen wird.<br />

Koppeln die magnetischen Momente miteinander, so geht das System in einen magne-<br />

tisch geordneten Zustand über, solange die Temperatur unterhalb einer jeweils charakte-<br />

ristischen Ordnungstemperatur, der sogenannten Curie-Temperatur, liegt. Die bekanntes-<br />

te Erscheinungsform gekoppelter magnetischer Momente stellt der im Weiteren näher zu<br />

beschreibende Ferromagnetismus dar, bei dem alle Momente gleich groß und annähernd<br />

parallel zueinander ausgerichtet sind sowie in die gleiche Richtung zeigen. Zum Ferro-<br />

magnetismus tragen mehrere <strong>Wechselwirkung</strong>en bei, die im Folgenden näher beschrieben<br />

werden.<br />

2.1.1. Magnetisches Moment und Spin-Bahn-<strong>Wechselwirkung</strong><br />

Das magnetische Moment ist ein Drehimpuls und dementsprechend auch quantisiert. Das<br />

Elementarquant ist das sogenannte Bohr’sche Magneton µB mit einem Wert <strong>von</strong><br />

µB = |e|ℏ<br />

2me = 9,27 · 10−21 erg/Oe.<br />

Da die für den Ferromagnetismus verantwortlichen Elektronen neben dem Bahndreh-<br />

impuls auch noch einen Eigendrehimpuls, den Spin, tragen, führen sie zwei Bewegungen<br />

aus: die Bahnbewegung um den positiv geladenen Atomkern und eine Eigenrotation, die<br />

Spinbewegung [61, 62]. Mit diesen beiden Bewegungen sind wiederum zwei magnetische<br />

Momente verknüpft, das Bahnmoment µl = − |e|<br />

2me l und das Spinmoment µs = −ge |e|<br />

2me s.<br />

Weiter gilt l2 = l(l+1)ℏ 2 und s2 = s(s+1)ℏ 2 . Hierbei sind l und s die Quantenzahlen des<br />

Bahn- und Spindrehimpulses, e die Elementarladung und me die Masse des Elektrons. Der<br />

Faktor ge = 2,0023 wird als Landé-Faktor des Elektrons bezeichnet. Das Spinmoment ist<br />

parallel zu der durch ein äußeres Magnetfeld ausgezeichneten z-Richtung ausgerichtet und<br />

sein Betrag ist ungefähr gleich µB. Das Gesamtmoment ergibt sich als Vektorsumme <strong>von</strong><br />

Spin- und Bahndrehmoment.


2.1 Magnetische <strong>Wechselwirkung</strong>en und Ferromagnetismus 7<br />

Die Spin-Bahn-<strong>Wechselwirkung</strong>, die erste relevante <strong>Wechselwirkung</strong>, die wir näher<br />

betrachten werden, koppelt nun den Spin- und den Bahndrehimpuls miteinander zum Ge-<br />

samtdrehimpuls j = l+s. Die Ursache der <strong>Wechselwirkung</strong> liegt darin, dass ein Elektron,<br />

das um den Atomkern kreist, <strong>von</strong> seinem Bezugssystem aus ein Magnetfeld spürt, das <strong>von</strong><br />

der sich bewegenden positiven Ladung des Atomkerns verursacht wird und mit dem Spin<br />

des Elektrons wechselwirkt. Spin- und Bahnmoment werden über das elektrostatische<br />

Coulomb-Potential V, welches in der Nähe des Atomkerns einen großen Gradienten dV/dr<br />

aufweist, verknüpft. Mathematisch ergibt sich die Spin-Bahn-<strong>Wechselwirkung</strong> aus der<br />

Berücksichtigung relativistischer Effekte im Rahmen der Dirac-Theorie. Man kann diese<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> aus der Dirac-Gleichung herleiten, indem man diese nach Potenzen <strong>von</strong><br />

ν/c entwickelt und die nichtverschwinden Terme niedrigster Ordnung berücksichtigt [63].<br />

Es ergibt sich somit für die Energie der Spin-Bahn-<strong>Wechselwirkung</strong> für den Grenzfall ei-<br />

nes freien Atoms<br />

Els = ξ(r)l ·s, ξ(r) = |e|<br />

2m2 ec2 1 dV<br />

r dr<br />

Hierbei bezeichnet ξ die Spin-Bahn-Kopplungskonstante.<br />

2.1.2. Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong><br />

. (2.1)<br />

Als erste <strong>Wechselwirkung</strong> wird die <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen zwei magnetischen Dipol-<br />

momenten µk und µl, die sich im Abstand rkl <strong>von</strong>einander befinden, beschrieben. Die<br />

magnetostatische <strong>Wechselwirkung</strong>senergie ist dann [64]<br />

EDipol = −µkH l Dipol (rkl) = µkµl<br />

r 3 kl<br />

− 3 (µkrkl)(µlrkl)<br />

r 5 kl<br />

. (2.2)<br />

HDipol(rkl) ist das magnetische Dipolfeld, das jeweils eines der beiden Momente er-<br />

zeugt. Im Vergleich zu der im nächsten Abschnitt diskutierten Austauschwechselwirkung<br />

ist die Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> sehr viel schwächer, wie folgende Überlegung zeigt:<br />

Bei einem Abstand zweier magnetischer Momente mit je µB in einem Abstand <strong>von</strong> zwei<br />

Bohr’schen Radien a0 erhält man für die <strong>Wechselwirkung</strong>senergie E ≈ 0,6meV. Diese<br />

Energie entspricht einer thermischen Energie <strong>von</strong> etwa 7 K, also einige Größenordnun-<br />

gen kleiner als die Ordnungstemperaturen typischer Ferromagnete (siehe Abschnitt 3.1.1).<br />

Somit kann die Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> nicht die Ursache für das Auftreten der fer-<br />

romagnetischen Ordnung sein. Trotzdem übt die Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> aufgrund<br />

ihrer Langreichweitigkeit einen wichtigen Einfluss auf magnetische Systeme aus und er-<br />

klärt das Auftreten <strong>von</strong> Formanisotropie und Domänen. Auch für <strong>Spinwellen</strong> spielt die


8 Theoretische Grundlagen<br />

Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> eine maßgebliche Rolle.<br />

In einem unendlich ausgedehnten, homogen magnetisierten ferromagnetischen Fest-<br />

körper kompensieren sich die Dipolfelder gegenseitig. Lediglich bei endlicher Ausdeh-<br />

nung bzw. Inhomogenitäten der Magnetisierung bildet sich durch die nun nicht mehr kom-<br />

pensierten Dipolfelder ein effektives Magnetfeld heraus, das innerhalb der Probe als Ent-<br />

magnetisierungsfeld und außerhalb der Probe als Streufeld bezeichnet wird. Dieses Ent-<br />

magnetisierungsfeld lässt sich aus den magnetostatischen Maxwell-Gleichungen [64, 65]<br />

∇ ×Hent = 0 (2.3)<br />

∇ ·B = ∇ ·(Hent + 4πM) = 0 (2.4)<br />

ableiten. Aufgrund seiner Rotationsfreiheit (Gleichung 2.3) kann das Entmagnetisierungs-<br />

feld als Gradientenfeld eines skalaren Potentials φM (Hent = −∇φM) betrachtet und in<br />

dieser Form in Gleichung 2.4 eingesetzt werden. Das Ergebnis ist die Poisson-Gleichung<br />

ΔφM = −ρM = 4π∇ ·M (2.5)<br />

mit einer magnetischen Ladungsdichte ρM als Quelle des magnetischen Feldes Hent. Die<br />

Lösung <strong>von</strong> Gleichung 2.5 ist das aus der Elektrodynamik [64] bekannte Poisson-Integral<br />

φM(r) = 1<br />

�<br />

4π<br />

ρM<br />

|r −r ′ | dr′ �<br />

∇ ·M(r ′ )<br />

= −<br />

|r −r ′ | dr′<br />

. (2.6)<br />

Für endliche Magnetisierungsverteilungen lässt sich das Integral in einen Volumen-<br />

und einen Oberflächenterm aufteilen:<br />

�<br />

∇<br />

φM(r) = −<br />

V<br />

′ ·M(r ′ )<br />

|r −r ′ | dr′ �<br />

+<br />

∂V<br />

n(r ′ ) ·M(r ′ )<br />

|r −r ′ dF<br />

|<br />

′<br />

. (2.7)<br />

Hierbei ist n der Normalenvektor der Oberfläche des Mediums. Im Volumenteil be-<br />

wirkt eine inhomogene Magnetisierungsverteilung einen Beitrag zum magnetostatischen<br />

Entmagnetisierungspotenzial, deshalb lassen sich sogenannte magnetische Volumenladun-<br />

gen λM = ∇ ′ ·M(r ′ ) definieren. Ebenso kann man sich den Oberflächenanteil <strong>von</strong> Glei-<br />

chung 2.7 als durch magnetische Oberflächenladungen σM = n(r ′ ) ·M(r ′ ) erzeugt vor-<br />

stellen. Magnetische Oberflächenladungen entstehen überall dort, wo die Magnetisierung<br />

nicht parallel <strong>zur</strong> Oberfläche des magnetischen Mediums ausgerichtet ist.


2.1 Magnetische <strong>Wechselwirkung</strong>en und Ferromagnetismus 9<br />

2.1.3. Austauschwechselwirkung<br />

Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, kann die Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> nicht<br />

die Ursache des Ferromagnetismus sein. Erst unter Berücksichtigung der Austauschwech-<br />

selwirkung lässt sich das Auftreten dieser Ordnung erklären. Die Austauschwechselwir-<br />

kung ist ein nur quantenmechanisch erklärbares Phänomen [66]. Elektronen sind Fermi-<br />

Teilchen und ihre Wellenfunktion muss daher dem Pauli-Prinzip genügen, das heißt bei<br />

einer Vertauschung <strong>von</strong> zwei Elektronen das Vorzeichen wechseln. Stellt man die Wel-<br />

lenfunktion als Produkt einer Orts- und einer Spin-Wellenfunktion dar, dann sind nur<br />

Kombinationen aus einer symmetrischen Ortsfunktion und einer antisymmetrischen Spin-<br />

Wellenfunktion und umgekehrt erlaubt. Für ein Zweielektronensystem ergeben sich so<br />

als Eigenzustände zum Gesamtspin S mit der z-Komponente Sz Singulett- und Triplett-<br />

Zustände (S = 0 Singulett bzw. S = 1 Triplett).<br />

Die Austauschenergie ist definiert als die Energiedifferenz zwischen dem Singulett-<br />

und Triplett-Zustand: Eex = Es − Et. Für die Austauschwechselwirkung zweier Spins er-<br />

gibt sich somit im Heisenberg-Modell [66] der Spin-Hamilton-Operator:<br />

Hex = −2<br />

n�<br />

i�= j<br />

J ex<br />

i j Si ·S j . (2.8)<br />

Die Größe 2J ex<br />

i j = Es − Et wird als Austauschintegral bezeichnet, Si und S j sind die<br />

Spinoperatoren. Abhängig vom Verhältnis <strong>von</strong> Coulomb- und kinetischer Energie kann<br />

Jex sowohl positiv (parallele Orientierung beider Spins; Ferromagnetismus), als auch ne-<br />

gativ (antiparallele Orientierung; Antiferromagnetismus) sein. Das Austauschintegral ist<br />

durch den Überlapp der Wellenfunktionen <strong>von</strong> i-tem und j-tem Atom bestimmt, worin<br />

sich aufgrund des raschen Abfalls <strong>von</strong> Elektronenaufenthaltswahrscheinlichkeiten die kur-<br />

ze Reichweite der Austauschwechselwirkung zeigt. Deshalb ist es möglich, näherungs-<br />

weise in dem Ausdruck für die Austauschenergie eines einzelnen Spins Si lediglich über<br />

die nächsten Nachbarn NN zu summieren:<br />

E ex<br />

�NN<br />

i = −2<br />

j<br />

J ex<br />

�NN<br />

i j Si ·S j = −2Si ·<br />

j<br />

J ex<br />

i j S j = 2µi<br />

geµB<br />

NN<br />

�<br />

· J ex<br />

i j S j<br />

j<br />

(2.9)<br />

Bei der letzten Umformung wurde die Relation µ = geµBS zwischen dem Drehimpuls<br />

S und dem entsprechenden magnetischen Moment µ ausgenutzt. In dieser Form kann<br />

die Austauschenergie als Zeeman-Energie EZ = −µiHex des magnetischen Moments µi<br />

im sogenannten Austauschfeld Hex angesehen werden [48]. Der Ausdruck 2.9 kann auch


10 Theoretische Grundlagen<br />

quasiklassisch für ein ganzes Spinsystem vereinfacht werden:<br />

Eex = −2JexZS 2<br />

NN�<br />

i�= j<br />

cos(ϕi j) (2.10)<br />

Dabei ist Jex das Austauschintegral, das für alle nächsten Nachbarn gleich ist, Z die An-<br />

zahl der nächsten Nachbarn und ϕi j der Winkel zwischen den beiden Spins Si und S j. Bei<br />

kleinen Verkippungen der Spins ϕi j kann dieser Ausdruck durch eine Reihenentwicklung<br />

und gleichzeitigen Übergang <strong>von</strong> einzelnen Spins <strong>zur</strong> makroskopischen Magnetisierung<br />

M in eine Austauschenergiedichte<br />

εex = 2A<br />

M2(∇ · M)<br />

S<br />

2<br />

(2.11)<br />

umgeformt werden [46]. Der Parameter A wird Austauschkonstante genannt und ist mit<br />

dem Austauschintegral über die Relation<br />

A = S2 a 2 JexN<br />

2<br />

(2.12)<br />

verknüpft. Dabei ist a der Gitterabstand und N die Anzahl der nächsten Nachbarn pro Ein-<br />

heitsvolumen. Wegen Hex = −∇M ε ergibt sich als neuer Ausdruck für das Austauschfeld:<br />

Hex = 2A<br />

M2 ΔM =<br />

S<br />

λex<br />

ΔM (2.13)<br />

MS<br />

λex (in der Literatur oft auch als D bezeichnet) wird als Austausch-Steifigkeitskon-<br />

stante bezeichnet. Divergenzen der Magnetisierung bewirken also, dass die beteiligten<br />

Spins sich wieder parallel zueinander aus<strong>zur</strong>ichten versuchen. Die starke, aber kurzreich-<br />

weitige Austauschwechselwirkung verhindert somit starke Inhomogenitäten in der Magne-<br />

tisierungsverteilung auf kurzer Längenskala.<br />

2.1.4. Magnetische Anisotropien<br />

Die im vorigen Abschnitt beschriebene Austauschwechselwirkung ist vollständig isotrop,<br />

das heißt die Richtung der Magnetisierung im Kristallgitter ist beliebig. Die Eigenschaf-<br />

ten magnetischer Festkörper sind im Allgemeinen aber richtungsabhängig, also anisotrop.<br />

Aufgrund dieser magnetischen Anisotropie sind magnetische Proben in bestimmten Rich-<br />

tungen leichter zu magnetisieren, ihre Magnetisierung M = MS ˆM (Sättigungsmagneti-<br />

sierung MS, | ˆM| = 1) richtet sich spontan entlang dieser Richtungen, den sogenannten


2.1 Magnetische <strong>Wechselwirkung</strong>en und Ferromagnetismus 11<br />

x<br />

z<br />

�<br />

� �<br />

�<br />

M ^<br />

� �<br />

� �<br />

y<br />

Abbildung 2.1: Koordinatensystem <strong>zur</strong><br />

Definition der Achsen und Winkel. Die<br />

beiden in-plane-Komponenten sind die<br />

x- und y-Komponente, die out-of-plane-<br />

Komponente ist die z-Komponente. Die<br />

Achsen des Koordinatensystems fallen<br />

für kubische Systeme mit denen des<br />

Kristallgitters zusammen.<br />

„magnetisch leichten Achsen“, aus. Um die Magnetisierung aus der leichten Achse zu<br />

bewegen, muss ein externes Magnetfeld Arbeit leisten. Erst die Berücksichtigung der<br />

Spin-Bahn- und Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> bricht die Rotationsinvarianz und erklärt<br />

die magnetische Anisotropie.<br />

Magnetokristalline Anisotropie<br />

Die magnetokristalline Anisotropieenergie resultiert aus der kristallinen Struktur des Fer-<br />

romagneten [67]. Entsprechend der Kristallsymmetrie versucht die Magnetisierung sich<br />

energetisch günstig nach gewissen Achsen im Kristall aus<strong>zur</strong>ichten. Die Ursache dafür<br />

liegt in dem unterschiedlichen Überlapp der Elektronenorbitale. Diese sind über die Spin-<br />

Bahn-Kopplung mit der Orientierung der parallel ausgerichteten Spins verknüpft [26]. Im<br />

einfachsten Fall der uniaxialen magnetokristallinen Anisotropie wird die Energiedichte in<br />

den ersten beiden Ordnungen beschrieben durch<br />

εani = Ku1[1 −( ˆM ·q) 2 ]+Ku2[1 −( ˆM ·q) 2 ] 2<br />

, (2.14)<br />

mit Ku1 und Ku2 den uniaxialen Anisotropiekonstanten, ˆM dem Einheitsvektor der Mag-<br />

netisierung und q dem Einheitsvektor parallel <strong>zur</strong> sogenannten leichten Achse. Diese Ach-<br />

se stellt die Vorzugsrichtung der Magnetisierung im Kristall dar.<br />

Die Kristallanisotropie kann durch eine Potenzreihenentwicklung nach den Komponenten<br />

α1, α2 und α3 der Magnetisierungsrichtung ˆM = M<br />

|M | = (α1,α2,α3) relativ zu den<br />

Kristallachsen beschrieben werden [68].


12 Theoretische Grundlagen<br />

Aus der Normierung <strong>von</strong> ˆM folgt α 2 1 + α2 2 + α2 3<br />

= 1. Für den Zusammenhang zwischen<br />

den Richtungskosinus αi, (i = 1,...,3), dem Polarwinkel ϕ und dem Azimutwinkel ϑ ei-<br />

nes rechtwinkligen Koordinatensystems (wie in Abbildung 2.1 gezeigt) gilt (α1,α2,α3) =<br />

(sinϑcosϕ,sinϑsinϕ,cosϑ). Die magnetokristalline Anisotropie spiegelt die Symmet-<br />

rien des Kristallgitters wider, ansonsten kommt den Anisotropiekonstanten selbst keine<br />

direkte physikalische Bedeutung zu, sie sind lediglich Koeffizienten einer geeigneten Ent-<br />

wicklung.<br />

Ferromagnetische Materialien lassen sich abhängig <strong>von</strong> der Stärke ihrer magnetokris-<br />

tallinen Anisotropie in magnetisch harte und magnetisch weiche Materialien einteilen. Ein<br />

Material mit einer großen Anisotropie ist hart in dem Sinne, dass es seine Magnetisierungs-<br />

richtung nur unter Einfluss eines starken externen Feldes ändert, wohingegen die Magne-<br />

tisierungskonfiguration <strong>von</strong> weichen Materialien (zum Beispiel Ni81Fe19, also Permalloy)<br />

leicht durch ein externes Feld verändert werden kann.<br />

Formanisotropie<br />

Neben der magnetokristallinen Anisotropie kann auch die äußere Form einer magnetischen<br />

Struktur dafür sorgen, dass die Magnetisierung der Struktur sich entlang einer Vorzugs-<br />

richtung ausrichtet. Die Ursache der Formanisotropie ist die bereits in Kapitel 2.1.2 be-<br />

schriebene magnetische Dipol-Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong>. Der Einfluss der Form einer mag-<br />

netischen Struktur liegt in der Reduzierung der in Gleichung 2.7 beschriebenen mag-<br />

netischen Oberflächenladungen σM = n · ˆM und der damit verbundenen Minimierung der<br />

Streufeldenergie begründet. Infolgedessen richtet sich zum Beispiel die Magnetisierung<br />

der in dieser Arbeit behandelten dünnen Ni81Fe19-Streifen in Remanenz, das heißt ohne<br />

äußeres Magnetfeld, stets in der Streifenebene in Richtung der langen Symmetrieachse<br />

aus. Lediglich für homogen magnetisierte ellipsoidförmige Körper ist das Streufeld in der<br />

Probe und damit die Magnetisierung homogen in Betrag und Richtung. Das Streufeld HSt<br />

ist dann gegeben durch<br />

HSt = −4π ↔<br />

NM (2.15)<br />

wobei ↔<br />

N der sogenannte Entmagnetisierungstensor, ein symmetrischer Tensor 2. Stufe<br />

mit Spur gleich 1, ist. Der Tensor kann auf Hauptachsen transformiert werden mit den<br />

in Tabelle 2.1 für einige Körper angegebenen Diagonalelementen. Die Berechnung der<br />

Entmagnetisierungsfaktoren kann im Falle eines Ellipsoiden mit Hauptachsen a, b, c und<br />

a > b ≫ c in guter Näherung mittels folgender Gleichungen erfolgen [69]:<br />

Na = πc (a − b)<br />

[1 −<br />

4a 4a<br />

− b)2<br />

− 3(a<br />

16a2 ] (2.16)


2.2 Spindynamik 13<br />

Kugel<br />

Zylinder � ez<br />

Nxx Nyy Nzz<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Film in (x,y)-Ebene 0 0 1<br />

Tabelle 2.1: Diagonalelemente des Entmagnetisierungstensors im Hauptachsensystem für verschie-<br />

dene Körper.<br />

Nb = πc − b)<br />

[1+5(a<br />

4a 4a<br />

1<br />

3<br />

0<br />

− b)2<br />

+ 21(a<br />

16a2 ] (2.17)<br />

Na + Nb + Nc = 1 . (2.18)<br />

Magnetische Streifen können in guter Näherung als Ellipsoide betrachtet werden, so-<br />

dass die obigen Formeln auch hier gelten.<br />

2.2 Spindynamik<br />

2.2.1. Landau–Lifshitz– und Gilbert–Gleichung<br />

Das Verhalten der Magnetisierung in einem äußeren Magnetfeld lässt sich durch die Landau–<br />

Lifschitz– und Gilbert–Gleichung, die Bewegungsgleichung der Magnetisierung, darstel-<br />

len. Sie wird im Folgenden quasiklassisch hergeleitet (siehe auch [70]). Das magnetische<br />

Moment µm und der Drehimpuls J sind über folgende Beziehung [62] miteinander ver-<br />

knüpft:<br />

µm = −|γ|J , (2.19)<br />

wobei γ das gyromagnetische Verhältnis darstellt. Für Elektronenspins ist<br />

γ = geµB<br />

ℏ<br />

= 0,0176GHz<br />

Oe<br />

. (2.20)<br />

Hierbei ist ge der Landé-Faktor des Elektrons, µB das Bohr’sche Magneton und ℏ das<br />

reduzierte Planck’sche Wirkungsquantum. Weiter wirkt auf das magnetische Dipolmo-<br />

ment µm in einem Magnetfeld Heff das Drehmoment T :<br />

T = dJ<br />

dt = µm ×Heff , (2.21)<br />

was sich mit Gleichung 2.19 und nach Substitution des einzelnen Spins durch die über ein


14 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 2.2: Sind effektives Magnetfeld Heff (grün) und Magnetisierung M (rot) nicht<br />

parallel zueinander, entsteht ein Drehmoment (blau) senkrecht zu Heff und M, welches<br />

eine Präzession der Magnetisierung um die Richtung des effektiven Magnetfeldes bewirkt.<br />

Die Einführung eines Dämpfungsterms resultiert in einer zusätzlichen Vektorkomponente<br />

(orange).<br />

Kontinuum gemittelte Größe der Magnetisierung M als<br />

dM<br />

dt = −|γ|M ×Heff (2.22)<br />

schreiben lässt. Diese Gleichung beschreibt die Präzessionsbewegung der Magnetisierung<br />

um die Achse des anliegenden effektiven Feldes Heff, welches sich aus den bisher bereits<br />

behandelten Feldbeiträgen und eventuellen externen Magnetfeldern Hext zusammensetzt:<br />

Heff = Hex +Hext +H(t)+H Form<br />

ani +HKristall<br />

ani +... (2.23)<br />

Für die oben angegebene Bewegungsgleichung 2.22 ist der Betrag der Magnetisierung<br />

|M| = √ M 2 als Funktion der Zeit konstant, da gilt:<br />

d<br />

dt M 2 = 2M d<br />

dt M = −2|γ|M ·(M ×Heff) = 0 , (2.24)<br />

ebenso bleibt der Winkel zwischen Magnetisierung und einem zeitlich konstanten Magnet-


2.2 Spindynamik 15<br />

feld erhalten<br />

d<br />

dt (M ·Heff) = Heff<br />

d<br />

dt M = −|γ|Heff ·(M ×Heff) = 0 . (2.25)<br />

Da in Experimenten jedoch beobachtet wird, dass sich eine beliebig orientierte Mag-<br />

netisierung nach dem Anlegen eines genügend großen Magnetfeldes in Richtung dieses<br />

Feldes ausrichtet, beschreiben die eben gezeigten Erhaltungssätze 2.24 und 2.25 das Ver-<br />

halten der Magnetisierung offensichtlich noch nicht hinreichend genau. Landau und Lif-<br />

schitz gelang es, durch Einführung eines zusätzlichen Dämpfungsterms diesen Fehler zu<br />

korrigieren [71], wodurch sich die Landau–Lifschitz–Gleichung ergibt<br />

dM<br />

dt = −|γ|(M ×Heff) − αLL|γ|<br />

[M ×(M ×Heff)] . (2.26)<br />

MS<br />

Hierbei bezeichnet αLL die phänomenologische Landau–Lifschitz–Dämpfungskonstante<br />

und MS die Sättigungsmagnetisierung des Systems. Im Falle magnetischer Dämpfung wird<br />

Energie vom System präzedierender Spins auf Gitterschwingungen des Festkörpers über-<br />

tragen, was direkt durch Spin-Gitter-Kopplung bzw. Spin-Bahn-Kopplung oder auch indi-<br />

rekt durch <strong>Spinwellen</strong> geschehen kann. In metallischen Systemen kann eine zusätzliche<br />

Kopplung an freie Elektronen <strong>zur</strong> magnetischen Dämpfung durch Wirbelströme beitragen.<br />

Im Grenzfall großer Dämpfung, also αLL ≫ 1, führt Gleichung 2.26 jedoch auf ein<br />

unphysikalisches Resultat, da in diesem Fall durch Vergrößerung der Dämpfung die Ge-<br />

schwindigkeit der Ummagnetisierung beliebig gesteigert werden könnte [72]. Gilbert führ-<br />

te daher alternativ einen Ohm’schen Dissipationsterm ein, der <strong>von</strong> der zeitlichen Änderung<br />

der Magnetisierung abhängig ist und das Auftreten dieses unphysikalischen Resultats ver-<br />

hindert [73]. Dadurch ersetzt man Heff in Gleichung 2.22 durch<br />

H ′ eff = Heff − αG dM<br />

|γ|MS dt<br />

. (2.27)<br />

und erhält auf diese Weise die sogenannte Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung (LLG)<br />

dM<br />

dt = −|γ|M ×Heff + αG<br />

M ×<br />

MS<br />

dM<br />

dt<br />

. (2.28)<br />

αG ist hierbei die dimensionslose Gilbert-Dämpfungskonstante [74]. Eine mathematisch<br />

äquivalente, aber zum Beispiel für numerische Anwendungen leichter anwendbare, expli-


16 Theoretische Grundlagen<br />

zite Form <strong>von</strong> 2.28 ist<br />

dM<br />

dt<br />

|γ|<br />

= −<br />

1+α 2 αG|γ|<br />

(M ×Heff)+<br />

G<br />

MS(1+α 2 G )[M ×(M ×Heff)] . (2.29)<br />

Der erste Summand auf der rechten Seite beschreibt hierbei die Larmor-Präzessionsbe-<br />

wegung der Magnetisierung M im Magnetfeld Heff, während der zweite Summand den<br />

Dämpfungsterm repräsentiert und die allmähliche Ausrichtung der Magnetisierung entlang<br />

der Magnetfeldrichtung bewirkt. Auch für Gleichung 2.29 ist der Betrag der Magnetisie-<br />

rung zeitlich konstant.<br />

2.2.2. Spin Transfer Torque<br />

Als Erweiterung der Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung kann der 1996 <strong>von</strong> Ber-<br />

ger [75] und Slonczewski [76] vorhergesagte Spin Transfer Torque (STT) betrachtet wer-<br />

den. Beim STT bewirkt die Magnetisierung der stromdurchflossenen Probe zunächst, dass<br />

der Spin der Elektronen in Richtung der Magnetisierung ausgerichtet wird. Die Drehim-<br />

pulserhaltung sorgt zusätzlich dafür, dass diese Änderung des Drehimpulses der Elek-<br />

tronen auch eine Änderung des Drehimpulses der Magnetisierung nach sich zieht. Der<br />

Spin Transfer Torque kann als zusätzlicher Term in die Landau–Lifschitz– und Gilbert–<br />

Gleichung 2.29 eingeführt werden [77, 78].<br />

Mit Hilfe dieses Effekts können zum Beispiel Nano-Oszillatoren hergestellt werden,<br />

die auf Basis des STT allein durch einen spinpolarisierten Gleichstrom Oszillationen ihrer<br />

Magnetisierung im GHz-Bereich erzeugen können [79–81]. Weiter kann der STT durch<br />

Elektronen, die einen inhomogen magnetisierten Ferromagneten entlangfließen, ebenfalls<br />

ein Drehmoment auf die Magnetisierung ausüben. Hierdurch können zum Beispiel die<br />

strominduzierte Bewegung <strong>von</strong> Domänenwänden [82, 83] und das Schalten <strong>von</strong> Vortex-<br />

Kernen [84] beschrieben werden.<br />

2.2.3. <strong>Spinwellen</strong><br />

Wird nur ein magnetisches Moment betrachtet, welches durch eine Störung aus der Ruhe-<br />

lage ausgelenkt wurde, wird dessen Präzession um die Richtung der Magnetisierung durch<br />

die Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung 2.29 beschrieben. Kollektive Anregungen<br />

der Magnetisierung werden als <strong>Spinwellen</strong> bezeichnet und wurden erstmals <strong>von</strong> Bloch<br />

1930 untersucht [85]. Analog zu Phononen wird im Quasiteilchenbild <strong>von</strong> Magnonen ge-<br />

sprochen.<br />

Die Entstehung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> beruht auf der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> magnetischen Mo-


2.2 Spindynamik 17<br />

menten, wobei abhängig <strong>von</strong> der Wellenlänge der Spinwelle entweder die Austauschwech-<br />

selwirkung oder die dipolare <strong>Wechselwirkung</strong> dominiert. Ist die Wellenlänge klein, so ist<br />

die Austauschwechselwirkung zwischen benachbarten Spins groß, da diese stark gegen-<br />

einander verkippt sind. In diesem Fall kann die schwächere dipolare <strong>Wechselwirkung</strong><br />

vernachlässigt werden, man spricht <strong>von</strong> austauschdominierten Moden. Umgekehrt gilt für<br />

<strong>Spinwellen</strong> mit großer Wellenlänge, dass die Verkippung benachbarter Spins gegeneinan-<br />

der gering ist und somit die Austauschwechselwirkung nur schwach auf das System wirkt.<br />

In diesem Fall spricht man <strong>von</strong> dipolaren Moden. Eine genauere mathematische Herlei-<br />

tung der Dispersionsrelationen wird im Folgenden vorgenommen.<br />

Unendlich ausgedehnter Körper<br />

Die Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung 2.29 beschreibt die Präzession eines ein-<br />

zelnen Spins oder in der Makrospinnäherung die kohärente Präzession der gesamten, ho-<br />

mogenen Magnetisierung der Probe in einem effektiven Magnetfeld. Letzterer Fall ent-<br />

spricht einer Spinwelle mit Wellenlänge λ → ∞, also einem Wellenvektor |k| = 2π/λ = 0.<br />

Um da<strong>von</strong> ausgehend auch <strong>Spinwellen</strong> mit endlicher Wellenlänge beschreiben zu können,<br />

muss eine Lösung der Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung (LLG) unter Beachtung<br />

der magnetostatischen Maxwell-Gleichungen gefunden werden. Ausführliche Lösungen<br />

finden sich in [86–89]. In einem unendlich ausgedehnten, isotropen und in x-Richtung<br />

magnetisierten Festkörper kann die Magnetisierung und das magnetische Feld in statische<br />

und dynamische Anteile aufgespalten werden:<br />

und<br />

⎛<br />

⎜<br />

M = M0 +m(t) = ⎜<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

H = H0 +h(t) = ⎜<br />

⎝<br />

M0<br />

my e iωt<br />

mz e iωt<br />

H0<br />

hy e iωt<br />

hz e iωt<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(2.30)<br />

. (2.31)<br />

Unter der Annahme, dass die Auslenkung ϑk der Magnetisierung bei den hier betrach-


18 Theoretische Grundlagen<br />

teten linearen <strong>Spinwellen</strong> klein ist, das heißt<br />

|m| ≪ |M0| und |h| ≪ |H0| , (2.32)<br />

ist diese Aufspaltung erlaubt. Dabei wird eine harmonische Zeitabhängigkeit der dyna-<br />

mischen Komponenten angenommen. Die Lösung der LLG mit den Ansätzen 2.30 und<br />

2.31 führt auf die Frequenz ωFMR der kohärenten Präzession der Magnetisierung in einem<br />

Festkörper, der sogenannten Ferromagnetischen Resonanz (FMR):<br />

ωFMR = γ � (H0 + 4πMS)H0 = ωH(ωH + ωM) . (2.33)<br />

mit ωH = γH und ωM = γ4πMS. Diese Gleichung ist auch als Kittel-Formel bekannt [90].<br />

Sie stellt den Spezialfall der <strong>Spinwellen</strong>anregung für den Wellenvektor k = 0 dar.<br />

Geht man nun zu <strong>Spinwellen</strong> endlicher Wellenlänge über, können nicht mehr alle Spins<br />

parallel zueinander ausgerichtet sein. Aufgrund der in Abschnitt 2.1.3 behandelten Aus-<br />

tauschwechselwirkung muss bei der Verkippung benachbarter Spins gegeneinander Ener-<br />

gie aufgewendet werden. Unter Annahme ebener Wellen mit harmonischer Zeitabhängig-<br />

keit folgt für die nun orts- und wellenvektorabhängige dynamische Magnetisierung<br />

m(r,t) = �<br />

k<br />

mk,0 e iωt e ikr<br />

. (2.34)<br />

Zudem muss das Magnetfeld in der LLG 2.29 um den Beitrag des Austauschfeldes<br />

Hex (Gleichung 2.13) ergänzt werden:<br />

Hex = λex ΔM = λex Δ(M0 +m(r,t)) = −λexk 2 m(r,t) . (2.35)<br />

Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich als allgemeinere Lösung der Landau–Lif-<br />

schitz– und Gilbert–Gleichung für die Präzessionsfrequenz der Spinwelle<br />

Ω = γ<br />

�<br />

(H0 + λexk2 )(H0 + λexk2 + 4πMssin2ϑk) (2.36)<br />

die sogenannte Herring-Kittel-Formel [91]. ϑk ist hierbei der Winkel zwischen der stati-<br />

schen Magnetisierung und dem Wellenvektor der Spinwelle. Aus (2.36) wird ersichtlich,<br />

dass die <strong>Spinwellen</strong>dispersion für große Wellenvektoren aufgrund des zusätzlichen Aus-<br />

tauschterms λexk 2 quadratisch mit k wächst, also ω ∼ k 2 gilt. Diese Arten <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong><br />

werden als austauschdominiert bezeichnet.


2.2 Spindynamik 19<br />

M S<br />

a) b)<br />

q<br />

q<br />

p=2<br />

p=3<br />

PSSW p=1<br />

�/ �FMR<br />

2,0<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,00<br />

0,98<br />

0,96<br />

0,94<br />

0,92<br />

0,90<br />

� = 90°<br />

� = 0°<br />

x5<br />

0,88<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />

k.d<br />

k<br />

k<br />

M<br />

MSSW<br />

MSBVW<br />

Abbildung 2.3: a) Verteilung der dynamischen Magnetisierung der DE-Mode mit zwei<br />

entgegengesetzten Wellenvektoren und verschiedener PSSW–Moden (aus [89]). b) Dis-<br />

persionsrelationen für die magnetostatische Oberflächenmode und die magnetostatische<br />

Backward-Volumenmode nach Gleichung 2.37 für die Winkel ϑk = 90 ◦ bzw. 0 ◦ . Die<br />

Kurven wurden errechnet für das Beispiel einer Ni81Fe19-Schicht (Permalloy) mit ei-<br />

ner Sättigungsmagnetisierung MS = 860Oe, der Austausch-Steifigkeitskonstanten λex =<br />

3,72·10 −9 Oe · cm2 , dem gyromagnetischen Verhältnis γ = 0,0176 GHz<br />

Oe und einem effektiven<br />

Magnetfeld <strong>von</strong> Heff = 800Oe. Es ist zu beachten, dass die y-Achsenskala im Bereich<br />

der relativen Frequenzen Ω/ωFMR < 1 um den Faktor 5 vergrößert ist (aus [92]).<br />

Dünne Schicht<br />

Die beiden Ansätze 2.30 und 2.31 wurden unter der Voraussetzung gemacht, dass die Spin-<br />

wellen sich durch ein isotropes und unendlich ausgedehntes, ferromagnetisches Medium<br />

bewegen. Für eine dünne magnetische Schicht mit Ausdehnung in x- und y-Richtung ist<br />

diese Annahme jedoch nicht mehr gültig.<br />

Die Dispersionsrelationen in einer solchen Schicht unterscheiden sich daher <strong>von</strong> der<br />

oben abgeleiteten Herring-Kittel-Formel 2.36. Zum einen verändern die durch die dy-<br />

namische Magnetisierung an der Oberfläche des Filmes hervorgerufenen magnetischen<br />

Oberflächenladungen das effektive Feld, wodurch die Dispersion der <strong>Spinwellen</strong> beein-<br />

flusst wird. Zum anderen wirken sich diese Effekte wegen der langen Reichweite der in<br />

Abschnitt 2.1.2 beschriebenen dipolaren <strong>Wechselwirkung</strong> in der gesamten Schichtdicke<br />

M


20 Theoretische Grundlagen<br />

aus und beeinflussen speziell die Dispersion der magnetostatischen <strong>Spinwellen</strong>. Zudem<br />

bewirkt die räumliche Begrenzung der Schicht eine Quantisierung der z-Komponente des<br />

Wellenvektors der <strong>Spinwellen</strong>. Es bilden sich parallel <strong>zur</strong> Flächennormalen der Schicht<br />

stehende Wellen, die sogenannten PSSW–Moden (Perpendicular Standing Spin Waves),<br />

aus, die nach der Anzahl ihrer Knoten p entlang der z-Achse charakterisiert werden (sie-<br />

he Abbildung 2.3 a)). Für hinreichend große Schichtdicken liegen die Eigenfrequen-<br />

zen der nächsthöheren PSSW-Moden noch innerhalb der experimentellen Reichweite der<br />

Brillouin-Lichtstreumikroskopie, im Rahmen der weiteren Betrachtungen wird in diesem<br />

Kapitel jedoch nur auf den Fall der in z-Richtung homogenen PSSW-Mode mit p = 0<br />

eingegangen.<br />

Unter Berücksichtigung der genannten Effekte erhält die Dispersionsrelation für Schich-<br />

ten endlicher Dicke die Form [87]<br />

�<br />

Ω = γ (H0 + λexk2 )(H0 + λexk2 + 4πMSF00(ϑk,k �d)) . (2.37)<br />

Das Dipol-Dipol-Matrixelement F00 ist abhängig vom Winkel ϑk zwischen der in der<br />

Schicht liegenden Komponente des Wellenvektors k � und der statischen Magnetisierung,<br />

infolgedessen wird die Dispersionsrelation anisotrop. F00 setzt sich im Einzelnen wie folgt<br />

zusammen:<br />

mit der Funktion P00<br />

F00 = 1 − P00(k)cos 2 ϑk + 4πMS<br />

P00 = 1 − 1 − e−k �d<br />

k �d<br />

P00(k)[1 − P00(k)]<br />

Heff + λexk 2<br />

sin 2 ϑk<br />

(2.38)<br />

. (2.39)<br />

Die dipoldominierten <strong>Spinwellen</strong> in einer dünnen magnetischen Schicht weisen also<br />

abhängig vom Winkel ϑk ein unterschiedliches Dispersionsverhalten auf. Abbildung 2.3 b)<br />

zeigt die Dispersionsrelationen der beiden Spezialfälle ϑk = 0 ◦ und 90 ◦ , die im Folgenden<br />

genauer betrachtet werden.<br />

2.2.4. Die magnetostatische Oberflächenmode (k ⊥ M)<br />

Für einen senkrecht <strong>zur</strong> Magnetisierung stehenden Wellenvektor lautet die erstmals <strong>von</strong><br />

Damon und Eshbach für dipolare <strong>Spinwellen</strong> angegebene Dispersionsrelation [93] :<br />

�<br />

ΩDE(k�) = γ Heff(Heff + 4πMS)+(2πMS) 2 (1 − e −2k�d ) (2.40)


2.2 Spindynamik 21<br />

Diese Formel geht aus Gleichung 2.37 unter Vernachlässigung der Austauschwech-<br />

selwirkung bei dipolaren <strong>Spinwellen</strong> hervor. Moden dieser Art werden magnetostati-<br />

sche Oberflächenmoden (Magnetostatic Surface Spin-Waves, MSSW) oder auch Damon-<br />

Eshbach-Moden genannt. Ihr Verlauf ist in Abbildung 2.3 b) beispielhaft für eine Ni81Fe19-<br />

Schicht für Wellenvektoren k <strong>von</strong> bis zu 2 · 10 5 cm −1 gezeigt. Ihren Schnittpunkt mit der<br />

Ordinate (k = 0) hat die Dispersionsrelation bei der in Gleichung 2.33 beschriebenen fer-<br />

romagnetischen Resonanzfrequenz.<br />

Die Damon-Eshbach-Moden verfügen über zwei besondere Eigenschaften. Zum einen<br />

besitzen sie eine maximale Amplitude an der Schichtoberfläche, während die Amplitude<br />

zum Inneren der Schicht hin exponentiell abfällt (daher die Bezeichnung „Oberflächen-<br />

mode“). Die entsprechende Abklinglänge liegt hierbei in der Größenordnung der Wel-<br />

lenlänge der Spinwelle. Zum anderen ist ihr Ausbreitungsverhalten nicht reziprok, das<br />

heißt, sie haben einen definierten Umlaufsinn auf der Oberfläche eines magnetischen Me-<br />

diums [93, 94].<br />

2.2.5. Die magnetostatische Backward-Volumenmode (k � M)<br />

Für den Fall der parallelen Ausrichtung <strong>von</strong> Wellenvektor und Magnetisierung spricht man<br />

<strong>von</strong> sogenannten magnetostatischen Backward-Volumenmoden (Magnetostatic Backward<br />

Volume Spin-Waves, MSBVW). Beschrieben werden sie nach Vereinfachung <strong>von</strong> Glei-<br />

chung 2.37 (mit der Bedingung ϑk = 0 und vernachlässigtem Austauschterm) durch<br />

ΩBV(k �) = γ<br />

�<br />

Heff<br />

�<br />

1 − e<br />

Heff + 4πMS<br />

−k �<br />

�d<br />

k�d . (2.41)<br />

Der entsprechende Verlauf der Funktion ist ebenfalls in Abbildung 2.3 b) dargestellt.<br />

Auch die Dispersionsrelation der MSBVW beginnt für k = 0 bei der ferromagnetischen<br />

Resonanz ωFMR. Mit steigendem k sinkt die Frequenz der Backward-Volumenmoden im<br />

dipol-dominierten Teil der Kurve zunächst, um dann bei Berücksichtigung der Austausch-<br />

wechselwirkung in einen zu k 2 proportionalen Anstieg überzugehen.<br />

Die Bezeichnung Backward-Volumenmode ist auf den Verlauf der Dispersionskurve<br />

im Bereich kleiner Wellenvektoren <strong>zur</strong>ückzuführen, da hier Gruppengeschwindigkeit ∂ω<br />

∂k<br />

und Phasengeschwindigkeit ω k antiparallel zueinander stehen. Aus der Vergrößerung der<br />

Dispersionsrelation der MSBVW auf der y-Achse in Abbildung 2.3 wird ersichtlich, dass<br />

ihre Gruppengeschwindigkeit und damit bei gleicher Dämpfung ihre Propagationsreich-<br />

weite in Ni81Fe19-Filmen sehr viel geringer ist als bei den magnetostatischen Oberflä-<br />

chenmoden.


22 Theoretische Grundlagen<br />

Außerdem existiert noch für eine <strong>zur</strong> Schichtnormalen parallele Magnetisierung und<br />

einen Wellenvektor in der Ebene die sogenannte Forward-Volumenmode, die jedoch in<br />

den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimenten und Simulationen keine Rolle<br />

spielt.<br />

2.2.6. Quantisierung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong><br />

Da es sich bei den untersuchten Strukturen um Ni81Fe19-Streifen handelt, die nicht nur<br />

eine endliche Schichtdicke, sondern auch eine laterale Begrenzung in der Größenordnung<br />

der Wellenlänge der beobachteten <strong>Spinwellen</strong> besitzen, können in den Messungen weitere<br />

Quantisierungseffekte beobachtet werden.<br />

Durch die topographische Strukturierung des magnetischen Mediums in Form einer<br />

endlichen Streifenbreite w bilden sich durch die Reflexion an den Seitenrändern stehen-<br />

de Wellen (analog zu den PSSW-Moden in Abschnitt 2.2.3) aus. Infolgedessen wird die<br />

Komponente des Wellenvektors in der Dimension senkrecht <strong>zur</strong> langen Achse des Streifens<br />

quantisiert:<br />

k⊥ = nπ<br />

weff<br />

. (2.42)<br />

Hierbei ist n ≥ 1 die Ordnung der Quantisierung und beschreibt die Anzahl der Bäuche<br />

der stehenden Moden quer zum Streifen. Durch Einführung einer effektiven Breite weff<br />

kann der Grad der Fixierung der an den Ober- oder Grenzflächen lokalisierten Spins durch<br />

die Oberflächenanisotropie, das sogenannte pinning, in den Quantisierungen berücksich-<br />

tigt werden. weff ist dabei im Falle eines geringen Aspektverhältnisses p = d w <strong>von</strong> Streifendicke<br />

d zu -breite w über � −1 �<br />

ξD weff = w<br />

− 2<br />

(2.43)<br />

und<br />

ξ −1<br />

D<br />

mit der geometrischen Breite w des Streifens verknüpft [95].<br />

ξD = d w<br />

(1+2ln ) (2.44)<br />

w · 2π d<br />

Abbildung 2.4 zeigt die Messung der <strong>Spinwellen</strong>dispersion eines Ni81Fe19-Streifens<br />

der Länge L = 500 µm und Dicke d = 20nm und der Breite w = 1,8 µm mittels Brillouin-<br />

Lichtstreuspektroskopie [96]. Dabei ist der Streifen entlang der langen Achse magnetisiert.<br />

In der Mitte eines solchen Streifens sind die in Abschnitt 2.1.2 beschriebenen Entmagneti-<br />

sierungsfelder vernachlässigbar und das effektive Magnetfeld kann als homogen über die<br />

Streifenbreite und gleich dem <strong>von</strong> außen angelegten Feld <strong>von</strong> Hext = 500Oe angenommen<br />

werden. Die Messung erfolgt in MSSW-Geometrie, das heißt, es werden nur Wellenvek-


2.3 Domänen und Domänenwände 23<br />

<strong>Spinwellen</strong>frequenz [GHz]<br />

5 -1<br />

Wellenvektor [10 cm ]<br />

Abbildung 2.4: Dispersionsrelation eines Ni81Fe19-Streifens der Länge L = 500 µm,<br />

Breite w = 1,8 µm und Dicke d = 20nm. Der Streifen ist entlang seiner lan-<br />

gen Achse magnetisiert. Gemessen wird in der MSSW-Geometrie mittels Brillouin-<br />

Lichtstreuspektroskopie. Die gemessenen <strong>Spinwellen</strong>frequenzen sind für kleine Wellen-<br />

vektoren quantisiert (aus [96]).<br />

toren senkrecht <strong>zur</strong> Richtung der statischen Magnetisierung betrachtet. Dadurch erfährt<br />

die Spinwelle eine räumliche Einschränkung in der Größenordnung ihrer Wellenlänge.<br />

Jeder gemessene Wellenvektor in Abbildung 2.4 stellt eine eigene Messung dar, für den<br />

der Winkel zwischen Probe und einfallendem Laserstrahl geändert werden musste (siehe<br />

experimentelle Realisierung in Kapitel 3).<br />

In der Abbildung ist zu erkennen, dass für kleine Wellenvektoren diskrete Werte der<br />

<strong>Spinwellen</strong>frequenz gemessen werden, was sich wiederum direkt auf die Quantisierungs-<br />

effekte der endlichen Streifenbreite <strong>zur</strong>ückführen lässt. Zudem existiert aufgrund der Un-<br />

schärferelation Δk · Δz ≥ 2π kein wohldefinierter Wellenvektor mehr [96], weshalb die<br />

diskreten Frequenzen über ein breites Intervall <strong>von</strong> k zu messen sind.<br />

2.3 Domänen und Domänenwände<br />

Reale magnetische Systeme besitzen eine endliche Ausdehnung und demzufolge Rand-<br />

flächen. Im umgebenden Raum wird daher ein dipolares Streufeld erzeugt, wofür Energie<br />

aufgewandt werden muss (siehe Abschnitt 2.1.2). Um die Gesamtenergie des Systems, das<br />

heißt die Summe der magnetischen Anisotropieenergie, der Austauschwechselwirkungs-<br />

energie, der Streufeldenergie und, bei Anliegen eines äußeren Feldes, der Zeeman-Energie,<br />

zu minimieren, zerfällt ein solches System in vielen Fällen in Bereiche unterschiedlicher


24 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 2.5: Minimierung der Streufeldenergie und Ausbildung <strong>von</strong> Domänen ausge-<br />

hend <strong>von</strong> einer homogenen Magnetisierung a) hin <strong>zur</strong> sogenannten Landaustruktur d)<br />

und weiterem Zerfall in kleinere Domänen e) (aus [98]).<br />

Magnetisierungsrichtung, sogenannte Domänen.<br />

Innerhalb einer solchen Domäne ist die Richtung der Magnetisierung konstant, jedoch<br />

ändert sich diese Richtung <strong>von</strong> Domäne zu Domäne. Die Grenzbereiche zwischen zwei<br />

Domänen werden als Domänenwände bezeichnet. Hierbei handelt es sich nicht um abrupte<br />

Grenzen; Domänenwände haben eine endliche Ausdehnung, innerhalb der benachbarte<br />

magnetische Momente aus energetischen Gründen nur leicht gegeneinander verkippt sind.<br />

Die Magnetisierung wechselt also kontinuierlich ihre Richtung. Die Untersuchung dieser<br />

Phänomene findet im Rahmen des Mikromagnetismus statt [54, 97].<br />

Eine der einfachsten mikromagnetischen Strukturen stellt die sogenannte 180 ◦ -Domä-<br />

nenwand dar. Diese Wand separiert zwei ausgedehnte, homogen magnetisierte Domänen,<br />

in denen die Magnetisierung der jeweiligen Domäne antiparallel <strong>zur</strong> jeweils anderen steht.<br />

Als Position der Wand wird in diesem Fall die Stelle bezeichnet, an der die Magnetisierung<br />

senkrecht <strong>zur</strong> Magnetisierung in den benachbarten Domänen steht, wo also gerade eine<br />

Verkippung um 90 ◦ erfolgt ist.<br />

Es werden im Wesentlichen zwei unterschiedliche Typen <strong>von</strong> Domänenwänden un-<br />

terschieden, die im Folgenden näher beschrieben werden: die Bloch-Wand (Abschnitt


2.3 Domänen und Domänenwände 25<br />

a) b)<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 2.6: a) Schematische Darstellung einer Blochwand (aus [98]). Die Magneti-<br />

sierung rotiert kontinuierlich um 180 ◦ zwischen den beiden Domänen. b) Profil ϑ(x) des<br />

Übergangsbereich der Domänenwand. Die Breite der Wand ist durch die Schnittpunkte<br />

der Tangenten der Kurve im Ursprung mit den Asymptoten definiert (nach [97]).<br />

2.3.1) und die Néel-Wand (Abschnitt 2.3.2). Der wesentliche Unterschied zwischen bei-<br />

den Wandtypen ist, dass Néel-Wände im Gegensatz zu Bloch-Wänden keine magneti-<br />

sche Oberflächenladung tragen. In dünnen Schichten bilden sich aufgrund der Forman-<br />

isotropie bevorzugt Néel-Wände aus, während in magnetischen Volumenmaterialien die<br />

Bloch-Wand energetisch günstiger ist. Da bei kleinen Schichtdicken die Oberfläche maß-<br />

geblich für die Energie ist und es energetisch günstiger ist, magnetische Ladungen zu ver-<br />

meiden, werden in diesem Fall Néel-Wände als niedrigste Energiezustände erzeugt. Mit<br />

zunehmender Dicke verlieren Oberflächeneffekte an Bedeutung, sodass dann trotz der ma-<br />

gnetischen Oberflächenladungen die Bloch-Wand die energetisch günstigste Konfiguration<br />

darstellt.<br />

2.3.1. Bloch-Wände<br />

In einer Bloch-Wand, die sich, wie bereits ausgeführt, bevorzugt in dickeren magnetischen<br />

Schichten ausbildet, bleibt die Magnetisierung stets senkrecht <strong>zur</strong> Normalen der Wand<br />

orientiert, während sie im Übergangbereich eine Rotation <strong>von</strong> 180 ◦ um diese Achse aus-<br />

führt. Wählt man als Normale der Wand die x-Achse des Koordinatensystems, erhält man<br />

durch Energieminimierung des Systems ein Domänenwandprofil der Form ϑ(x), wobei ϑ<br />

die Verkippung der Magnetisierung gegen die Richtung einer der angrenzenden Domä-<br />

nen angibt. Die maßgeblichen Energieanteile für die Ausbildung der Wand sind hierbei<br />

die Austausch - und die Anisotropieenergie. Die Austauschwechselwirkung versucht die<br />

Domänenwand möglichst auszudehnen, da dann die Inhomogenitäten der Magnetisierung<br />

(∇M) 2 aus Gleichung 2.11 klein sind. Anisotropieeffekte versuchen andererseits, die<br />

Breite der Wand möglichst klein zu halten, um einen möglichst großen Teil der Magnetisie-<br />

0<br />

x


26 Theoretische Grundlagen<br />

rung entlang der magnetisch leichten Achse aus<strong>zur</strong>ichten. Eine analytische Minimierung<br />

der Domänenwandenergie führt so auf folgenden Ausdruck für die Domänenwandbrei-<br />

te [99] (vgl. auch Abbildung 2.6):<br />

�<br />

A<br />

δB = π<br />

Ku<br />

. (2.45)<br />

Die beiden beteiligten Energien werden in der Formel durch die Austauschkonstan-<br />

te A und die uniaxiale Anisotropiekonstante Ku berücksichtigt. Da eine Domänenwand,<br />

wie bereits erwähnt, einen kontinuierlichen Übergang darstellt, existieren unterschiedliche<br />

Definitionen für die Wandbreite, die hier gegebene, bei der die Breite der Wand durch die<br />

Schnittpunkte der Tangenten der Kurven im Ursprung mit den Asymptoten definiert ist, ist<br />

die am häufigsten verwendete und wird auch als Lilley-Kriterium bezeichnet.<br />

2.3.2. Néel-Wände<br />

In dünnen Filmen können die magnetischen Oberflächenladungen σM = n· ˆM, die sich im<br />

Übergangsgebiet der Wand bilden, und das Feld, das sie erzeugen, nicht mehr vernachläs-<br />

sigt werden. Louis Néel konnte zeigen [27], dass es in diesem Fall energetisch günstiger<br />

für das magnetische System ist, die Änderung der Richtung der Magnetisierung durch eine<br />

Rotation in der Filmebene zu erreichen (siehe Abbildung 2.7).<br />

Abbildung 2.7: Schematische Darstellung einer Néel-Wand. Die Rotation der Magneti-<br />

sierung zwischen den beiden Domänen findet in der Filmebene statt (aus [70]).<br />

Im Fall der Néel-Wand sind die maßgeblichen <strong>Wechselwirkung</strong>en die Austauschener-<br />

gie, die magnetostatische Energie und die Anisotropieenergie. Analog zu Anisotropieef-<br />

fekten bei der Blochwand versucht nun die magnetostatische Energie die Ausdehnung der<br />

Wand zu verringern. Ähnlich der Breite der Bloch-Wand lässt sich auch für Néel-Wände


2.3 Domänen und Domänenwände 27<br />

ein Ausdruck für deren Breite herleiten [54]:<br />

�<br />

2A<br />

δN = π<br />

M 2 S<br />

�<br />

A<br />

= π<br />

Kd<br />

. (2.46)<br />

Hierbei übernimmt die Streufeld-Konstante Kd = M2 S /2 die Rolle der Anisotropiekonstanten<br />

Ku aus Gleichung (2.45).<br />

Die Berechnung der Bloch- und Néel-Wandbreiten definiert auch die charakteristi-<br />

schen Längeskalen des Mikromagnetismus. Diese sogenannten Austauschlängen (engl.<br />

exchange lengths) sind materialspezifische Längenskalen, welche die magnetischen In-<br />

homogenitäten in ferromagnetischen Materialien charakterisieren. Die magnetostatische<br />

Austauschlänge ist definiert als<br />

lS = � A/Kd =<br />

die magnetokristalline Austauschlänge ist<br />

�<br />

2A/(M2 S ) , (2.47)<br />

lK = � A/Ku . (2.48)<br />

Die Austauschlängen sind bis auf den Vorfaktor identisch mit den Wandbreiten und<br />

liegen typischerweise in der Größenordnung <strong>von</strong> 10 nm. Austauschlängen sind aus zwei<br />

Gründen wichtige Größen: Zum einen bieten sie gute Abschätzungen für die typische Aus-<br />

dehnung magnetischer Inhomogenitäten, zum anderen geben sie die maximale Zellgröße<br />

für mikromagnetische Simulationen vor (siehe Abschnitt 3.3.1).<br />

2.3.3. Domänenwände in dünnen magnetischen Streifen<br />

Neben den in den vorigen Abschnitten beschriebenen Wandtypen treten Domänenwände<br />

in dünnen magnetischen Streifen (das heißt bei Streifenbreiten <strong>von</strong> typischerweise weni-<br />

gen hundert Nanometern und einer Dicke <strong>von</strong> 10-100 nm) entweder als transversale oder<br />

als Vortex-Wand auf. Die Wandtypen sind für entlang des Streifens magnetisierte Streifen<br />

schematisch in Abbildung 2.8 dargestellt. Bei einer transversalen Wand (Abbildung 2.8 a))<br />

ist die Magnetisierung in der Mitte der Wand transversal <strong>zur</strong> Streifenachse ausgerichtet.<br />

Bei der Vortex-Wand (Abbildung 2.8 b)) bildet sich in der Mitte der Wand ein Wirbel, der<br />

sogenannte Vortex, aus. Als Sonderfall transversaler Wände sind noch asymmetrisch trans-<br />

versale Wände zu nennen (Abbildung 2.8 c)), die allerdings nur in einem kleinen Bereich<br />

des gezeigten Phasendiagramms in Abbildung 2.9 auftreten. Bei Vorliegen einer transver-


28 Theoretische Grundlagen<br />

Abbildung 2.8: Mögliche head-to-head Domänenwandstrukturen in einem weichmagne-<br />

tischen Streifen, der in longitudinaler Richtung magnetisiert wurde. a) transversale Do-<br />

mänenwand, b) Vortex-Wand, c) asymmetrisch transversale Domänenwand (aus [102]).<br />

salen Wand liegt die Magnetisierung in der Streifenebene, während der Vortex-Kern aus<br />

der Streifenebene herauszeigt. Welcher Wandtyp vorliegt, hängt <strong>von</strong> der gegebenen Geo-<br />

metrie ab [100, 101]. Weiter wird in diesem Fall zwischen head-to-head-Wänden (wenn<br />

die Magnetisierungen in den Domänen aufeinander zeigen) und tail-to-tail-Wänden (wenn<br />

die Magnetisierungen in den Domänen <strong>von</strong>einander weg zeigen) unterschieden.<br />

Das Auftreten der jeweiligen Wandtypen ist stark <strong>von</strong> der Geometrie der betrachteten<br />

Probe und vom Material abhängig. Abbildung 2.9 zeigt ein Phasendiagramm für Ni81Fe19,<br />

aus dem deutlich wird, dass die asymmetrisch transversale Wand nur in einem kleinen<br />

Bereich auftritt und mit zunehmender Dicke und Breite des Streifens die Vortex-Wand die<br />

dominierende Ausprägung ist.<br />

Die Remanenz-Zustände der Magnetisierung <strong>von</strong> dünnen Streifen können in erster Nä-<br />

herung als homogen entlang der Längsachse des Streifens angesehen werden. Aufgrund<br />

der in Abschnitt 2.1.4 bereits besprochenen Formanisotropie ist dies jedoch nur für ellip-<br />

soidförmige Strukturen der Fall, in allen anderen Fällen bilden sich Abschlussdomänen<br />

aus. In Abbildung 2.10 sind schematisch drei der möglichen Remanenzzustände für dünne<br />

weichmagnetische Streifen dargestellt: der S–, C– und flower–Zustand. Der physikalische<br />

Grund für die Ausbildung der Abschlussdomänen liegt wiederum im Versuch des magne-<br />

tischen Systems, die magnetischen Oberflächenladungen σM = n · ˆM zu minimieren.<br />

Domänenwände in dünnen Streifen können durch Anlegen eines Felds leicht aus ihrer<br />

Ursprungsposition bewegt werden. Als pinning einer Domänenwand bezeichnet man die<br />

Tatsache, dass sich Domänenwände in Systemen, die keine ideal einkristalline Struktur<br />

aufweisen, bevorzugt im Bereich struktureller Defekte bzw. an geometrischen Störstellen<br />

ausbilden [103]. Durch das pinning wird auch die Widerstandsfähigkeit der Domänen-<br />

wand gegenüber externen Effekten wie Magnetfeldern erhöht. Im Falle geometrischer<br />

pinning-Zentren ist die gewählte Geometrie <strong>von</strong> entscheidender Bedeutung für die Stärke<br />

des pinnings [104–106]. Als depinning field wird analog das externe Feld bezeichnet, bei<br />

dem die Domänenwand <strong>von</strong> ihrem pinning-Zentrum wegbewegt werden kann [107, 108].


2.3 Domänen und Domänenwände 29<br />

Streifendicke [nm]<br />

Vortex-Wand<br />

asymmetrisch transversale<br />

Domänenwand<br />

symmetrisch transversale Domänenwand<br />

Streifenbreite [nm]<br />

Abbildung 2.9: Phasendiagramm für Ni81Fe19. Die Ausbildung des jeweiligen Domä-<br />

nenwandtyps hängt <strong>von</strong> der Geometrie des Streifens ab. Die asymmetrisch transversale<br />

Wand existiert lediglich in einem kleinen Bereich (aus [100]).<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

S-Zustand<br />

C-Zustand<br />

flower-Zustand<br />

Abbildung 2.10: Schematische Übersicht möglicher Remanenz-Zustände in dünnen<br />

weichmagnetischen Streifen. a) S-Zustand, b) C-Zustand und c) flower-Zustand weisen<br />

alle eine inhomogene Magnetisierung auf. Dies geschieht, um große Streufelder zu ver-<br />

meiden (aus [25]).


30 Theoretische Grundlagen<br />

2.3.4. Dynamik <strong>von</strong> Domänenwänden<br />

Domänenwände können bewegt werden, beispielsweise durch Anlegen eines externen<br />

magnetischen Felds [109] oder durch einen spinpolarisierten Strom [110–112]. Im Fall<br />

eines externen Felds, dessen Richtung im rechten Winkel <strong>zur</strong> Magnetisierung der Domä-<br />

nenwand in der Wandmitte stehen muss, wird zunächst der Magnetisierungsvektor in die<br />

Richtung des Felds rotiert und dadurch ein Streufeld generiert, das gemäß der Landau–<br />

Lifschitz– und Gilbert–Gleichung eine Präzessionsbewegung erzeugt und so die Wand<br />

verschiebt. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Wand im Folgenden bewegt, hat al-<br />

lerdings eine obere Grenze, da durch die sich bewegende Wand die Wandbreite reduziert<br />

und dafür die Wandenergie erhöht wird. In der Realität bedeutet das, dass die Geschwin-<br />

digkeit mit zunehmendem externen Feld nicht weiter zunimmt, wie man intuitiv vermuten<br />

könnte, sondern dass ab einem bestimmten Feldwert die Geschwindigkeit im Gegenteil<br />

abnimmt. Dieses Phänomen wird als Walker breakdown bezeichnet [113, 114], das heißt,<br />

dass Domänenwände nur eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit erreichen können.<br />

Zum Abschluss dieses Kapitels ist noch festzuhalten, dass Domänenwände analog zu<br />

Objekten der klassischen Mechanik als mit einer effektiven Masse ausgestattet angesehen<br />

werden können [28,30] und dementsprechend auch über eine Resonanzfrequenz verfügen,<br />

die üblicherweise im MHz-Bereich bzw. niedrigen GHz-Bereich liegt [115, 116].


Experimentelle und numerische<br />

Methoden<br />

KAPITEL 3<br />

In diesem Kapitel werden die experimentellen und numerischen Methoden vorgestellt,<br />

mit denen die in Kapitel 4 beschriebenen Ergebnisse erzielt wurden. Hierzu wird zu-<br />

nächst in Abschnitt 3.1 eine kurze Einführung in die Probenherstellung mittels Lithogra-<br />

phietechniken gegeben. Außerdem wird in Abschnitt 3.2 auf die experimentelle Technik<br />

der Brillouin-Lichtstreumikroskopie näher eingegangen. Abschließend werden die grund-<br />

legende Funktionsweise mikromagnetischer Simulationen und verschiedene Programme<br />

<strong>zur</strong> Durchführung dieser Simulationen in Abschnitt 3.3 vorgestellt.<br />

3.1 Probenherstellung mittels<br />

Elektronenstrahllithographie<br />

Die in dieser Arbeit verwendeten Strukturen wurden mit einer Kombination aus Mo-<br />

lekularstrahlepitaxie bzw. Elektronenstrahlverdampfung und Elektronenstrahllithographie<br />

sowie in lift-off -Technik im Zentrum für Nanostrukturtechnologie und Molekularbiologi-<br />

sche Technologie (Nano+Bio Center) der Technischen Universität Kaiserslautern herge-<br />

stellt. (Als lift-off wird dabei das Ablösen des Lacks durch ein Lösungsmittel bezeichnet.)<br />

Die magnetischen Materialien wurden <strong>von</strong> Dr. Andreas Beck an der Molekularstrahlepita-<br />

xieanlage der AG Magnetismus aufgebracht. Die Proben wurden größtenteils <strong>von</strong> Christi-<br />

an Sandweg und Philipp Pirro im Rahmen ihrer Diplomarbeiten angefertigt. Eine ausführ-<br />

liche Einführung in diese Technologien wird zum Beispiel in [117–120] gegeben.<br />

Die Elektronenstrahllithographie (engl.: electron beam lithography, EBL) besteht<br />

grundsätzlich aus vier Schritten:<br />

• Beschichten des gereinigten Substrats mit Polymerlack


32 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Maske<br />

Resist<br />

Funktionsschicht<br />

Substrat<br />

Belichten<br />

Positivresist Negativresist<br />

Entwickeln<br />

Ätzen<br />

Resist entfernen<br />

Abbildung 3.1: Lithographische Prozessierungsschritte für einen Positiv- und Negativre-<br />

sist<br />

• Belichten des Lacks<br />

• Entwickeln des Lacks<br />

• Strukturübertragung: Bearbeitung der Probenoberfläche an den offenen Stellen für<br />

die Musterübertragung<br />

Vor dem eigentlichen Lithographieschritt wird das Design der Probe in einem CAD-Pro-<br />

gramm festgelegt. Als Substrat diente für alle Proben thermisch oxidiertes Silizium. Die-<br />

ses Substrat weist einerseits eine geringe Oberflächenrauigkeit, andererseits aber auch die<br />

gewünschte Möglichkeit der Prozessierung mittels lift-off -Prozess auf.<br />

Lacke oder Resists sind resistent gegenüber dem nachfolgenden Bearbeitungsschritt.<br />

Wie in Abbildung 3.1 dargestellt, werden durch den Entwickler bei einem Positiv-Resist<br />

die belichteten Bereiche, bei einem Negativ-Resist dagegen die unbelichteten Bereiche<br />

herausgelöst. Die Funktionsschicht, also die aufgebrachten Metalle, verbleibt in der ge-<br />

wünschten Struktur auf dem Substrat. Die Belichtung kann grundsätzlich durch seriel-<br />

le Verfahren (bei denen ein fein fokussierter Strahl aus Elektronen, Atomen, Photonen<br />

oder Ionen zeilenweise über die Probe geführt wird) oder durch parallele Verfahren, bei<br />

denen die Bestrahlung gleichzeitig durch Übertragung der Strukturen durch eine Maske<br />

geschieht, erfolgen. Für sämtliche im Rahmen dieser Arbeit hergestellten Proben wurde


3.1 Probenherstellung mittels Elektronenstrahllithographie 33<br />

Elektronenstrahllithographie verwendet (da hierdurch eine einfachere Anpassung des De-<br />

signs gewährleistet war und nicht für jede Probe eine neu herzustellende Maske benötigt<br />

wurde).<br />

Die weiter aufgeschlüsselten Schritte eines Lithographieprozesses sind:<br />

• Reinigung des Substrats (Cleaning)<br />

• Belacken (Resist coating): Das Belacken wird im Nano+Bio Center durch soge-<br />

nanntes spin coating durchgeführt, das heißt, der Resist wird auf das Substrat aufge-<br />

bracht und durch schnelles Drehen des Substrats homogen verteilt. Alternativ kann<br />

das Belacken auch durch spray coating, also Aufsprühen des Lacks auf die Probe,<br />

geschehen<br />

• Backen (Prebake/Softbake): Das Ausbacken des Resists soll ein Ausdampfen des<br />

Lösungsmittels sowie eine Homogenisierung bewirken<br />

• Belichten (Exposure)<br />

• Entwickeln (Development)<br />

• Entfernen des Lacks (Stripping): Das Entfernen des Lacks wird mit einem Lösungs-<br />

mittel im lift-off -Prozess durchgeführt, der in Abbildung 3.2 schematisch dargestellt<br />

ist. Der Prozess funktioniert allerdings nur bei unterschnittenen Kanten. Bei einer<br />

Beschichtung der Flanken hat das Lösungsmittel nicht die benötigte Angriffsfläche,<br />

um den Lack abzulösen [119]. Zur vollständigen Beseitigung eventuell verbliebener<br />

Lackreste in den entwickelten Strukturen werden die Proben anschließend in einem<br />

Plasma-Verascher gereinigt.<br />

Als elektrosensitiver Lack wurde Polymethylmethacrylat (PMMA), ein Positivlack,<br />

verwendet. Das korrespondierende Lösungsmittel setzt sich aus vier Teilen Methyliso-<br />

butylketon (MIBK) und einem Teil Isopropylalkohol (IPA) zusammen. Die metallischen<br />

Funktionsschichten wurden entweder in der Elektronenstrahlverdampfungsanlage des NBC<br />

(nichtmagnetische Materialien) beziehungsweise der Molekularstrahlepitaxieanlage (mo-<br />

lecular beam epitaxy, MBE, für Ni81Fe19) der AG Magnetismus aufgebracht. Für eine<br />

ausführliche Beschreibung des Herstellungsprozesses wird auf [121] verwiesen.


34 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Abbildung 3.2: Schematische Darstellung des lift-off-Verfahrens. Das Lösungsmittel löst<br />

den Polymerlack samt der daraufliegenden Funktionsschicht vom Substrat ab.<br />

3.1.1. Eigenschaften <strong>von</strong> Permalloy<br />

Der Begriff „Permalloy“ wird im Allgemeinen für Nickel-Eisen-Legierungen mit der Struk-<br />

turformel NixFe100−x benutzt, wobei der Nickelanteil typischerweise 36-81% beträgt. In<br />

dieser Arbeit wird als Permalloy stets die Legierung Ni81Fe19 bezeichnet. Die Materia-<br />

leigenschaften hängen dabei wesentlich <strong>von</strong> der Legierung ab [42, 122]. Tabelle 3.1 gibt<br />

einen Überblick über die Eigenschaften <strong>von</strong> Permalloy im Vergleich zu den klassischen<br />

ferromagnetischen Materialien Eisen, Nickel und Kobalt. Neben den klassischen ferro-<br />

magnetischen Elementen existieren noch ferromagnetische Seltene Erden wie Gadolinium<br />

und chemische Verbindungen wie zum Beispiel Europiumoxid (EuO). Eine neue Klasse<br />

ferromagnetischer Materialien, die wegen ihrer hohen Spinpolarisation an der Fermikan-


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 35<br />

Eisen (Fe) Nickel (Ni) Kobalt (Co) Permalloy (Ni81Fe19)<br />

Gitterstruktur bcc fcc hcp/fcc fcc<br />

Sättigungsmagnetisierung<br />

1707 485 1440 800<br />

MS (290 K) [G] (Ni80Fe20)<br />

Sättigungsmagnetisierung<br />

1740 510 1446 930<br />

MS (0 K) [G] (Ni80Fe20)<br />

Curie-<br />

871<br />

1043 627 1388<br />

Temperatur TC [K] (Ni78Fe22)<br />

Tabelle 3.1: Ausgewählte Eigenschaften typischer ferromagnetischer Materialien (aus [46, 124])<br />

.<br />

te sowie geringer Dämpfung immer stärker an Bedeutung gewinnt, sind die sogenannten<br />

Heusler-Legierungen [A3, 123].<br />

In dieser Arbeit wurde polykristallines Ni81Fe19 benutzt, bei dem die Formanisotropie<br />

die dominierende Anisotropie ist. Aus Tabelle 3.1 wird bereits deutlich, dass die Sätti-<br />

gungsmagnetisierung in Ni81Fe19 stärker als bei den anderen Elementen <strong>von</strong> der Tempera-<br />

tur abhängt. Permalloy wird gerne <strong>zur</strong> Herstellung <strong>von</strong> Proben und Experimenten der Mag-<br />

netisierungsdynamik verwendet, da es neben Vorteilen wie einer uniaxialen Anisotropie ei-<br />

ne geringe Dämpfungkonstante <strong>von</strong> α = 0,008 aufweist [125]. Die Dämpfung im Permal-<br />

loy ist somit in derselben Größenordnung wie die Dämpfung im Eisen (α = 0,004, [126]),<br />

allerdings ist Permalloy nicht so oxidationsempfindlich wie Eisen. Im Vergleich zu Nickel<br />

(α = 0,045, [127]) ist die Dämpfung sogar deutlich geringer. Da der Wert der Dämpfungs-<br />

konstanten für verschiedene Legierungen geringfügig schwankt, wird für Permalloy in der<br />

Regel ein Wert <strong>von</strong> α = 0,01 gesetzt.<br />

3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie<br />

Die Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (BLS) ist neben Messverfahren wie Ferromag-<br />

netischer Resonanz (FMR), Neutronenstreuung und zeitaufgelösten Verfahren auf Basis<br />

des magneto-optischen Kerr- beziehungsweise Faradayeffekts eine bewährte Methode <strong>zur</strong><br />

Untersuchung magnonischer Anregungen in magnetischen Festkörpern [86, 128, 129]. Ihr<br />

Einsatzgebiet ist die Spektroskopie dipolarer <strong>Spinwellen</strong> im Zentrum der Brillouin-Zone<br />

mit Wellenvektoren |k| bis zu 10 5 cm −1 .


36 Experimentelle und numerische Methoden<br />

3.2.1. Magnonenstreuung<br />

Die Brillouin-Lichtstreuspektroskopie basiert auf der inelastischen Streuung monochro-<br />

matischen Lichts an elementaren Anregungen wie beispielsweise <strong>Spinwellen</strong> im Festkör-<br />

per. Im Teilchenbild bedeutet dies, dass Photonen als Quanten des elektromagnetischen<br />

Feldes mit den Quasiteilchen der kollektiven Spinanregung, den Magnonen, wechselwir-<br />

ken. Bei völliger Translations- und Zeitinvarianz bleiben während eines solchen Prozesses<br />

Impuls und Energie des Gesamtsystems erhalten. Es gilt:<br />

ℏkg = ℏke ±ℏk Impulserhaltung (3.1)<br />

ℏωg = ℏωe ±ℏΩ Energieerhaltung (3.2)<br />

wobei ke und kg die Wellenvektoren bzw. ωe und ωg die Frequenzen des einfallenden und<br />

des gestreuten Photons darstellen. k und Ω sind die entsprechenden Größen des beteiligten<br />

Magnons. Wie in Abbildung 3.3 dargestellt, können Magnonen infolge des Streuprozesses<br />

sowohl erzeugt als auch vernichtet werden, wobei die Magnonenerzeugung und der damit<br />

verbundene Energieverlust des Photons (Minuszeichen in den Gleichungen 3.1 und 3.2) als<br />

Stokes-Prozess und die Vernichtung eines Magnons mit Energieübertrag auf das Photon<br />

(Pluszeichen) als Anti-Stokes-Prozess bezeichnet werden.<br />

Klassisch kann der Prozess der Magnonenstreuung auch als Bragg-Streuung aufgefasst<br />

werden. Dabei erzeugt die dynamische Komponente der Magnetisierung ein sich bewe-<br />

gendes Phasengitter in der elektrischen Suszeptibilität. Die Gitterkonstante entspricht da-<br />

bei der Wellenlänge, das Gitter hat außerdem eine Propagationsgeschwindigkeit, die der<br />

Phasengeschwindigkeit v = ±(Ω/k 2 ) · k der Spinwelle entspricht.<br />

Die Photon-Magnon-<strong>Wechselwirkung</strong> kann deshalb auch als Bragg-Reflexion <strong>von</strong><br />

Abbildung 3.3: Erzeugung beziehungsweise Vernichtung eines Magnons (rot)<br />

der Frequenz Ω durch ein einfallendes Photon (grün) der Frequenz ωe.


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 37<br />

Abbildung 3.4: Skizze der BLS-Streugeometrien. a) zeigt die Vorwärts-Streuung, die<br />

nur für transparente Proben anwendbar ist. Ihr entscheidender Nachteil gegenüber der<br />

Rückwärts-Streuung in b) ist, dass bei Ausfallwinkeln 0 ◦ ≤ ϑ ≤90 ◦ der maximal über-<br />

tragbare Wellenvektor Δkmax nur halb so groß ist.<br />

Doppler-verschobenem Licht mit der Frequenz<br />

ωg = ωe −k ·v (3.3)<br />

an diesem propagierenden Phasengitter verstanden werden. Der Wellenvektor des Mag-<br />

nons k stellt hierbei den reziproken Gittervektor G der Bragg-Bedingung [130]<br />

G = k = ke −kg<br />

dar, über die man wiederum die Gleichungen 3.1 und 3.2 erhält.<br />

(3.4)<br />

Energie und Impuls einer Spinwelle sind daher aus der Messung bestimmbar, wenn die<br />

Frequenz und der Wellenvektor <strong>von</strong> einfallendem und gestreutem Licht bekannt sind. Da<br />

jedoch bei der Streuung an dünnen Schichten die Translationsinvarianz in der Richtung der<br />

Schichtnormalen senkrecht <strong>zur</strong> Schichtebene gebrochen wird, behält die Impulserhaltung<br />

nur noch parallel <strong>zur</strong> Schicht ihre Gültigkeit. Gleichung 3.1 ist deshalb so zu modifizieren,<br />

dass nur noch die Projektion des Wellenvektors auf die Ebene (k �) berücksichtigt wird.<br />

Eine wellenvektorselektive Brillouin-Lichtstreuung kann daher durch<br />

k � = ke sin(ϑ) (3.5)<br />

durchgeführt werden, wenn der Einfallswinkel ϑ, unter dem die Photonen auf die Schich-<br />

tebene treffen, genau genug definiert und eingestellt werden kann.<br />

Abbildung 3.4 stellt die beiden im Experiment üblichen Streugeometrien dar. Bei<br />

der sogenannten Vorwärts-Streuung (Abbildung 3.4 a)) wird das vom Laser kommende


38 Experimentelle und numerische Methoden<br />

4 cm<br />

BLS Mikrofokus-BLS<br />

4 mm<br />

Abbildung 3.5: Vergleich der Objektive eines herkömmlichen BLS-Aufbaus (links)<br />

und des Mikro-BLS-Setups (rechts). Die wesentlich stärkere Fokussierung des BLS-<br />

Mikroskop-Objektivs ermöglicht eine höhere Ortsauflösung. Allerdings gelangt das in-<br />

elastisch gestreute Licht aufgrund der hohen numerischen Apertur und des geringen Ar-<br />

beitsabstandes aus einem großen Raumwinkel heraus in das Objektiv und verringert so<br />

die Wellenvektorselektivität (aus [92]).<br />

Licht auf einer transparenten Probe fokussiert und nach dem Durchgang durch das mag-<br />

netische Medium mit einem Objektiv aufgesammelt. In dieser Anordnung ist aufgrund<br />

der Impulserhaltung nur die Detektion solcher Anregungen möglich, deren Wellenvektor<br />

nicht größer als der des einfallenden Photons ist. Für die Untersuchung nichttransparenter<br />

Materialien oder Anregungen mit größeren Wellenvektoren benutzt man die Rückwärts-<br />

Streugeometrie (Abbildung 3.4 b)), welche im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich ver-<br />

wendet wurde. Ist der Einfallswinkel ϑ ≈ 90 ◦ , das heißt bei streifendem Einfall des Lichts<br />

auf die Probe, ist in dieser Geometrie maximal der doppelte Wellenvektor des Photons<br />

übertragbar. Der zugängliche Wellenvektorbereich erweitert sich so bei der verwendeten<br />

Wellenlänge des Lasers (532 nm) auf kmax ≃ 2,36 · 10 5 cm −1 .<br />

Um die in der Brillouin-Lichtstreumikroskopie (µBLS) geforderte hohe Ortsauflösung<br />

zu erreichen, wird das gestreute Licht in einem großen Winkelbereich durch ein Mikro-<br />

skopobjektiv eingefangen. Die numerische Apertur des verwendeten Objektivs beträgt<br />

0,75, woraus sich ein Öffnungswinkel des fokussierten Strahls <strong>von</strong> α = arcsin(0,75) = 49 ◦<br />

ergibt. Durch die Verwendung eines solchen Objektivs wird über einen großen Wellen-<br />

vektorbereich integriert, das Auflösungsvermögen bezüglich des Wellenvektors verringert<br />

sich also zugunsten eines besseren räumlichen Auflösungsvermögens, das im verwendeten<br />

Aufbau 250 nm beträgt.<br />

Die Messung thermisch angeregter <strong>Spinwellen</strong> stellt aufgrund des sehr kleinen Streu-


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 39<br />

querschnitts der Photon-Magnon-Streuung eine experimentelle Herausforderung dar. Eine<br />

kurze Beispielrechnung soll dies verdeutlichen: Bei einer Laserleistung <strong>von</strong> 100 mW tref-<br />

fen pro Stunde 10 21 Photonen auf die Probe. Bei der Messung thermischer <strong>Spinwellen</strong> liegt<br />

das magnonische Signal am Photodetektor bei guter Justage des Aufbaus und Ni81Fe19 als<br />

zu messendem Material bei etwa 10 3 bis 10 5 Photonen pro Stunde, wobei es sich hier um<br />

die über das Spektrum integrierte Intensität handelt. Aus diesem Zahlenbeispiel wird er-<br />

sichtlich, wie wichtig ein frequenzselektierendes Element mit gutem Kontrast, wie das im<br />

nächsten Abschnitt vorgestellte Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer, für die Experimente<br />

ist.<br />

3.2.2. Das Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer<br />

Die Frequenzauflösung wird im verwendeten Versuchsaufbau durch ein Tandem-Fabry-<br />

Pérot-Interferometer <strong>von</strong> John R. Sandercock [131, 132] realisiert. Ein Tandem-Fabry-<br />

Pérot-Interferometer besteht aus zwei Fabry-Pérot-Interferometern (FPI), die <strong>zur</strong> weiteren<br />

Verbesserung des Kontrasts mehrfach durchlaufen werden. Ein einzelnes FPI oder Etalon<br />

besteht aus einem Paar planparalleler Glasplatten, deren einander zugewandte Flächen mit<br />

einer hochreflektierenden Schicht ausgestattet sind und welche Licht gemäß der Transmis-<br />

sionsfunktion<br />

1<br />

T = T0 ·<br />

1+F sin 2 (Δϕ/2)<br />

(3.6)<br />

passieren lassen [133]. F bezeichnet hierbei die Finesse des Etalons als ein Maß für den<br />

Kontrast. Der Wegunterschied der am zweiten Spiegel interferierenden Strahlen hängt über<br />

Δs = n · 2d, n ∈ N (3.7)<br />

vom Spiegelabstand d ab, sodass sich über die Phasendifferenz zweier benachbarter Strah-<br />

len (n=1)<br />

Δϕ = 4πd<br />

λ<br />

(3.8)<br />

die Bedingung für maximale Transmission (Δϕ=m·2π) eines FPI zu 2d = mλ ergibt. Die<br />

transmittierten Wellenlängen können also allein durch den Plattenabstand geregelt werden.<br />

Als freier Spektralbereich (FSR) wird der Abstand zweier solcher Maxima bezeichnet. Der<br />

FSR kann für den longitudinalen Modenabstand in einem Resonator durch<br />

FSR[GHz] = c 150<br />

≈<br />

2d d[mm]<br />

(3.9)


40 Experimentelle und numerische Methoden<br />

zu Detektor<br />

<strong>von</strong> Probe<br />

FPI 2<br />

FPI 1<br />

�<br />

Translationsbühne<br />

Abbildung 3.6: Aufbau des Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers (TFPI). Die beiden In-<br />

terferometer FPI 1 und FPI 2 sind im Winkel α zueinander angeordnet. Das gestreute<br />

Licht <strong>von</strong> der Probe muss jedes Interferometer jeweils dreimal durchlaufen, bevor die<br />

Photonenzahl <strong>von</strong> einem Photodetektor gemessen wird (aus [92]).<br />

abgeschätzt werden, wobei c die Lichtgeschwindigkeit ist. Die Finesse ergibt sich aus dem<br />

Verhältnis zwischen dem FSR Δλ und der vollen Halbwertsbreite der Transmissionsmaxi-<br />

ma ∂λ<br />

F = Δλ<br />

∂λ<br />

und ist ein Maß für die Güte des Interferometers.<br />

(3.10)<br />

Ein Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer, wie es in den Abbildungen 3.6 und 3.8 dar-<br />

gestellt ist, wird benötigt, da bei einem einfachen Fabry-Pérot-Interferometer durch die<br />

Periodizität der Transmissionsfunktion 3.6 die Frequenzverschiebung des inelastisch ge-<br />

streuten Lichts nicht eindeutig zu bestimmen ist, da sich das gemessene Spektrum in Ab-<br />

ständen des freien Spektralbereichs wiederholt.<br />

Abbildung 3.7 a) zeigt die <strong>von</strong> einem einzelnen Fabry-Pérot-Interferometer transmit-<br />

tierte Intensität als Funktion des Spiegelabstandes d. Dabei sind die n-te Ordnung (rot)<br />

sowie deren benachbarte Ordnungen n+1 und n-1 (blau) dargestellt. Jede Ordnung weist<br />

durch <strong>Spinwellen</strong> verursachte frequenzverschobene Peaks auf. Sie besitzen normalerweise<br />

eine viel geringere Intensität als der Referenzpeak und sind in der Abbildung vergrößert<br />

dargestellt. Wird ein <strong>Spinwellen</strong>signal beobachtet, ist nicht klar, ob es sich hierbei um<br />

das Anti-Stokes-Signal einer niedrigeren Ordnung oder um das Stokes-Signal einer höhe-<br />

ren Ordnung handelt, die Zuordnung ist also nicht eindeutig. Im Tandem-FPI wird das


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 41<br />

Transmission<br />

Transmissionsordnung n-1 Transmissionsordnung n Transmissionsordnung n+1<br />

FPI 1<br />

FPI 2<br />

TFPI<br />

Unterdrückung<br />

Spiegelposition d 1<br />

Referenzsignal<br />

magnonisches Signal<br />

Abbildung 3.7: Transmissionsfunktionen für die beiden Fabry-Pérot-Interferometer so-<br />

wie für deren Kombination im Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer. Bei der n-ten Trans-<br />

missionsordnung sind beide Etalons zugleich in Transmission, was durch alleinige Ver-<br />

schiebung eines Spiegels <strong>von</strong> FPI 2 immer erreicht werden kann. Bei den anderen<br />

Transmissionsordnungen sind die beiden Etalons aufgrund der Aufstellung im Winkel α<br />

nicht mehr gleichzeitig in Transmission, was <strong>zur</strong> Auslöschung der höheren Ordnungen im<br />

Tandem-Aufbau führt. Die im Vergleich zu den Referenzpeaks winzigen, durch <strong>Spinwellen</strong><br />

verursachten Transmissionspeaks sind stark vergrößert dargestellt (aus [92]).<br />

Licht deshalb nach dem Durchlaufen des ersten Etalons über einen Spiegel auf ein zweites<br />

Etalon umgelenkt, dessen Symmetrieachse um den Winkel α gegen das erste verkippt ist<br />

(siehe Abbildung 3.6). Die linken Spiegel der einzelnen Etalons sind dabei starr mit dem<br />

optischen Tisch verbunden, während die rechten Spiegel auf einer beweglichen Translati-<br />

onsbühne montiert sind. Während des Scannens wird diese Bühne kontinuierlich hin- und<br />

herbewegt, um so die Spiegelabstände zu variieren, und damit die Transmissionswellen-<br />

länge zu verändern, um ein Spektrum aufnehmen zu können.<br />

Die Spiegelabstände stehen im Verhältnis L2 = L1 · cos(α)+dz zueinander (vgl. Ab-<br />

bildung 3.6). Der Spiegelabstand des zweiten Etalons relativ zum ersten lässt sich über<br />

piezoelektrische Aktuatoren um eine konstante Versetzung <strong>von</strong> dz justieren und garantiert<br />

a)<br />

b)<br />

c)


42 Experimentelle und numerische Methoden<br />

so, dass die n-te Transmissionsordnung des FPI 1 auch gleichzeitig <strong>von</strong> FPI 2 durchge-<br />

lassen wird. Soll das gestreute Licht nun beide Etalons passieren, muss die Transmis-<br />

sionsbedingung 3.6 gleichzeitig für beide Spiegelabstände erfüllt sein. Wie Abbildung<br />

3.7 zeigt, ist das aufgrund der Verkippung der beiden Etalons nur für die n-te Ordnung<br />

erfüllt. Im Spektrum zeigt sich daher ein zentrales Maximum und deutlich schwächere<br />

Nebenmaxima. Da die Transmissionsfunktion des TFPI aus dem Produkt der beiden Ein-<br />

zeltransmissionen hervorgeht, werden diese „ghost-peaks“ dadurch um einen Faktor <strong>von</strong><br />

bis zu 10 6 unterdrückt [134]. Entsprechend wird selbst ein schwaches <strong>Spinwellen</strong>signal<br />

der n-ten Ordnung vollständig vom TFPI transmittiert, während die Linien der höheren<br />

Ordnungen ausgelöscht werden. Das TFPI erlaubt somit die eindeutige Zuordnung eines<br />

frequenzverschobenen <strong>Spinwellen</strong>signals <strong>zur</strong> n-ten Ordnung.<br />

Das Licht durchläuft die Spiegelpaare insgesamt sechsmal (vgl. Abbildung 3.6), bevor<br />

es über ein Prisma durch einen räumlichen Filter auf den Photodetektor umgelenkt wird.<br />

Auf diese Weise wird ein hoher Kontrast sowie eine gute Finesse <strong>von</strong> bis zu F ≈ 100<br />

erreicht [135]. Da die Finesse konstant ist, wird das spektrale Auflösungsvermögen bei<br />

größer werdendem Spiegelabstand besser, während gleichzeitig nach Gleichung 3.9 der<br />

freie Spektralbereich kleiner wird. Es ist also bei jeder Messung ein gegenseitiges Abwä-<br />

gen <strong>von</strong> verfügbarem Frequenzbereich gegen die spektrale Auflösung nötig.<br />

Die Bestimmung der Frequenzen geschieht über die Erfassung des relativen Spiegel-<br />

abstands, der linear mit der Frequenzverschiebung des transmittierten Lichts zusammen-<br />

hängt. Der Spiegelabstand selbst zeigt wiederum eine lineare Abhängigkeit <strong>von</strong> der an den<br />

Piezokristallen anliegenden Spannung aufgrund eines aktiven Feedback-Loops.<br />

Zur thermischen Stabilisierung erfolgt zudem eine kapazitive Messung des Spiegelab-<br />

stands, welcher währenddessen über einen Feedback-Mechanismus automatisch korrigiert<br />

wird. Zudem ist das gesamte Spektrometer auf einer aktiven Stabilisierungsbühne gela-<br />

gert.<br />

Die Langzeitstabilisierung und Steuerung des Interferometers sowie die Datenerfas-<br />

sung wurde durch ein in LabView geschriebenes Programm namens TFPDAS4 (Tandem-<br />

Fabry-Pérot Data Acquisition System), durchgeführt [136]. Es handelt sich hierbei um<br />

eine durch Helmut Schultheiß verbesserte Version des <strong>von</strong> Burkard Hillebrands entwi-<br />

ckelten TFPDAS3 [132]. Dieses Programm ermöglicht neben der Steuerung und aktiven<br />

Stabilisierung des Interferometers die komplette Datenakquisition sowie über eine Bilder-<br />

kennung eine aktive Stabilisierung der zu untersuchenden Probe in x- und y-Richtung.


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 43<br />

3.2.3. Das Brillouin-Lichtstreumikroskop<br />

Das Brillouin-Lichtstreumikroskop ist schematisch in Abbildung 3.8 dargestellt. Der ver-<br />

wendete Laser ist ein frequenzverdoppelter (Nd:YVO)-Festkörperlaser mit einer Wellen-<br />

länge <strong>von</strong> 532 nm. Das Laserlicht wird zunächst durch ein Teleskop aufgeweitet, eine an-<br />

schließende Blende lässt nur den zentralen, homogenen Teil des Strahls mit einem Durch-<br />

messer <strong>von</strong> ca. 3 mm passieren. Der Strahl wird nun über Spiegel auf zwei polarisierende<br />

Strahlteilerwürfel gelenkt. Der erste Strahlteilerwürfel dient der Verbesserung der Polari-<br />

sation des im Laser bereits vorpolarisierten Lichts sowie der Ausrichtung auf den zweiten<br />

Strahlteilerwürfel. Das unmittelbar hinter dem Laser befindliche λ/2-Element ist hierfür<br />

nicht hinreichend genau, zumal die Polarisation beim Umlenken über die erwähnten Spie-<br />

gel noch geringfügig geändert werden kann. Der zweite Strahlteilerwürfel lenkt den Laser-<br />

strahl auf das direkt darunter liegende Mikroskopobjektiv, welches einen Arbeitsabstand<br />

<strong>von</strong> 4 mm <strong>zur</strong> Probe hat. Bei der Justage ist neben einer Zentrierung des Strahls <strong>zur</strong> mög-<br />

lichst gleichmäßigen Ausleuchtung des Objektivs auch der Einfallswinkel gegenüber der<br />

Kristallachse der Strahlteilerwürfel wichtig. Das Extinktionsverhältnis der Polarisatoren<br />

sinkt nämlich stark ab, falls das Licht nicht in einem Winkel <strong>von</strong> 45 ◦ auf die Grenzfläche<br />

im Würfel trifft. Durch das Mikroskopobjektiv wird das polarisierte Licht auf die Pro-<br />

be fokussiert und am magnetischen Material gestreut, wobei durch <strong>Wechselwirkung</strong> mit<br />

dem magnetischen Medium die Polarisation der an Magnonen gestreuten Photonen um<br />

90 ◦ gedreht wird [137]. Dadurch findet auf dem Rückweg durch den zweiten Strahlteiler-<br />

würfel bereits eine Trennung des an Magnonen gestreuten Lichts <strong>von</strong> dem Licht statt, wel-<br />

ches zum Beispiel an Phononen gestreut wurde. Nur das Licht, dessen Polarisation durch<br />

Streuung an Magnonen gedreht wurde, kann den Strahlteilerwürfel ungehindert passieren.<br />

Allerdings ist selbst bei guter Justage und Polarisierung die Intensität des elastisch an der<br />

Probe gestreuten Lichts, welches dennoch durch die nicht hundertprozentig polarisieren-<br />

den Strahlteilerwürfel gelangt, wesentlich größer als die des inelastisch gestreuten.<br />

Bevor das gestreute Licht in das Interferometer eintritt, passiert es ein Shutter-System,<br />

den sogenannten double shutter, das abwechselnd geöffnet und geschlossen wird. Da als<br />

Frequenznormal des Interferometers ein Referenzstrahl konstanter Intensität benötigt wird,<br />

wird dafür ein Teil der Intensität des direkt aus dem Laser kommenden Strahls auf einen<br />

zweiten Eingang des double shutters gelenkt, wo es auf einen Diffusor trifft. Im Gegensatz<br />

zum elastisch gestreuten Licht des Probenstrahls ist die Intensität des Referenzstrahls so<br />

gering, dass der Photodetektor nicht beschädigt wird.


44 Experimentelle und numerische Methoden<br />

z<br />

Probentisch mit<br />

motorisierter<br />

xy-Positionierung<br />

x<br />

polarisierende<br />

Strahlteilerwürfel<br />

2 1<br />

Mikroskopobjektiv<br />

y<br />

Blende<br />

Shutter-<br />

System<br />

Blende<br />

Teleskop<br />

CCD-Kamera<br />

Weißlichtquelle<br />

Spektralfilter<br />

�/2<br />

Blende<br />

Referenzstrahl<br />

Photodetektor<br />

Scanbühne<br />

Festkörperlaser<br />

Abbildung 3.8: Schematische Darstellung des Strahlengangs bei der Brillouin-<br />

Lichtstreumikroskopie. Als Lichtquelle dient ein (Nd:YVO)-Festkörperlaser. Die Probe<br />

kann in alle drei Raumrichtungen bewegt werden. Die laterale Positionierung ist auto-<br />

matisiert und über den gelb-grün gestreiften Beobachtungsstrahlengang kontrollierbar.<br />

Die Frequenzanalyse wird mittels eines Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers durchge-<br />

führt (aus [40]).<br />

Während der Zeitspanne, in der das Interferometer Licht der zentralen Ordnung oder<br />

der ersten Nebenmaxima passieren lässt, versperrt der double shutter den Weg des elastisch<br />

gestreuten Lichts, da dieses den Photodetektor beim Durchgang sofort übersättigen oder<br />

zerstören würde, und lässt stattdessen den schwächeren Referenzstrahl passieren.<br />

Zusätzlich zu dem beschriebenen Strahlengang ist noch ein weiterer Strahlengang in<br />

Abbildung 3.8 erkennbar, der der Beobachtung, Positionierung sowie Stabilisierung der<br />

Probe dient. Hierzu wird das unpolarisierte Licht einer Kaltlichtquelle über einen Strahl-


3.2 Brillouin-Lichtstreumikroskopie 45<br />

teiler in den Strahlengang des Laserlichts eingekoppelt und erreicht so über die Strahltei-<br />

lerwürfel und das Objektiv die Probe. Das für die Bildgebung verwendete Licht wird beim<br />

Durchgang durch die Strahlteilerwürfel ebenfalls polarisiert und wird zusammen mit dem<br />

elastisch gestreuten Teil des Laserlichts in Richtung des Lasers <strong>zur</strong>ückreflektiert. Dabei<br />

wird es allerdings mit Hilfe der Strahlteiler, mit denen es eingekoppelt wurde, auf eine<br />

CCD-Kamera geschickt. Vor der Kamera befindet sich ein auf die Wellenlänge des La-<br />

sers abgestimmter Filter, da andernfalls die Kamera vom ebenfalls in diesen Strahlengang<br />

rückgestreuten, sehr viel intensiveren Laserlicht übersättigt würde.<br />

Das so <strong>von</strong> der Kamera erhaltene Bild kann genutzt werden, um die Probe zu stabili-<br />

sieren. Ihre Positionierung erfolgt über eine <strong>von</strong> Linearmotoren in laterale Richtungen ver-<br />

schiebbare Bühne mit einer Positioniergenauigkeit <strong>von</strong> 10 nm und einem Verfahrweg <strong>von</strong><br />

einigen Zentimetern. Die aktive Stabilisierung ist notwendig, da andernfalls thermische<br />

Schwankungen oder leichte Erschütterungen die Probe minimal aus ihrer ursprünglichen<br />

Position auslenken können, was bei der verfügbaren Ortsauflösung <strong>von</strong> 250 nm bereits<br />

die Messung verfälschen kann. Aus diesem Grund wird über eine in der Messsoftware<br />

TFPDAS4 integrierten Bilderkennung jede Abweichung des aktuellen Kamerabilds <strong>von</strong><br />

einem vorher festgelegten Referenzbild registriert und diese Daten in Form <strong>von</strong> Korrektur-<br />

spannungen an die Steuerung der Positionierbühne weitergegeben. Mit Hilfe dieser Sta-<br />

bilisierungsroutine ist es auch möglich, ortsaufgelöste Messungen durchzuführen. Dazu<br />

werden im Kamerabild Messpunkte definiert, die während der Messung vom Stabilisie-<br />

rungsprogramm automatisch angefahren werden. Das Stabilisierungsprogramm versetzt<br />

hierzu die Koordinaten des Referenzbildes, woraufhin der Bilderkennungsalgorithmus ei-<br />

ne Bewegung der Probe um die Differenz der entsprechenden Koordinaten durchführt.<br />

Abbildung 3.9 stellt das Beispiel einer aus ortsaufgelösten Messungen quantisierter Spin-<br />

wellen an einem Ni81Fe19-Streifen erhaltene Farbkarte dar, bei der die BLS-Spektren an<br />

den jeweiligen Messpunkten farbkodiert wiedergegeben werden.<br />

Zur Erzeugung <strong>von</strong> statischen magnetischen Feldern sind am Probentisch zwei Spulen<br />

angebracht, deren Abstand <strong>zur</strong> Probe variabel eingestellt werden kann. Für die Erzeugung<br />

<strong>von</strong> magnetischen Wechselfeldern können Mikrowellenströme verwendet werden, aller-<br />

dings muss dazu die Probe mit entsprechenden Antennenstrukturen ausgestattet sein.<br />

Das hier beschriebene BLS-Mikroskop erlaubt also hochempfindliche Messungen der<br />

Magnetisierungsdynamik mit einer räumlichen Auflösung <strong>von</strong> 250 nm und ist durch sei-<br />

ne aktive Langzeitstabilisierung in der Lage, Messungen an einem bestimmten Punkt der<br />

Probe über Tage hinweg durchzuführen.


46 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Abbildung 3.9: Aus einzelnen BLS-Spektren zusammengesetzte Farbkarte einer räum-<br />

lich aufgelösten Messung quantisierter <strong>Spinwellen</strong> in einem Ni81Fe19-Streifen längs des<br />

Streifens. Exemplarisch ist das BLS-Spektrum eines Messpunkts dargestellt, dessen Po-<br />

sition durch die rote Linie in der Farbkarte markiert ist. Die Intensitäten der einzelnen<br />

BLS-Messungen werden entsprechend der rechts angegebenen Farbskala in die Farbkar-<br />

te umgesetzt (aus [102]).<br />

Die physikalische Interpretation dieser Intensitätsgraphen wird in Abschnitt 4.1.3 gege-<br />

ben.<br />

3.3 Mikromagnetische Simulationen<br />

Mikromagnetische Simulationen haben sich in jüngster Vergangenheit als in vielfa-<br />

cher Weise einsetzbare Instrumente <strong>zur</strong> Untersuchung magnetischer Phänomene herausge-<br />

stellt [23, 138–140]. Ihr Vorteil liegt in der relativ einfachen Anwendungsmöglichkeit, da<br />

für die Durchführung in der Regel lediglich ein Rechner benötigt wird, während auf teure<br />

Laboraufbauten verzichtet werden kann. Weiterhin erlauben mikromagnetische Simula-<br />

tionen Einblicke in Phänomene, die im Labor eventuell nur schwer zugänglich sind be-<br />

ziehungsweise bei denen eine solche Vielzahl <strong>von</strong> möglichen Probenparametern existiert,<br />

dass mittels der Simulation zumindest eine Einschränkung auf die wichtigsten Parameter<br />

vorgenommen werden kann. Es muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass Simu-<br />

lationen die Realität lediglich abbilden, das heißt jede Simulation nur mit einem Modell<br />

der Wirklichkeit arbeitet und demzufolge auch nur im Rahmen dieses Modells Ergebnisse<br />

erzielt werden können.<br />

Weitere Informationen <strong>zur</strong> mikromagnetischen Simulationsrechnung im Allgemeinen<br />

und zu Standardproblemen wie der Domänenkonfiguration in Körpern verschiedener Geo-<br />

metrien finden sich auf der Homepage des Center for Theoretical and Computational


3.3 Mikromagnetische Simulationen 47<br />

Materials Science des National Institute of Standards and Technology [141]. Letztlich<br />

ermöglichen mikromagnetische Simulationen wertvollen Erkenntnisgewinn und ergänzen<br />

Laborexperimente.<br />

In diesem Abschnitt werden die theoretischen Grundzüge und spezielle Implementie-<br />

rungen mikromagnetischer Simulationen näher erläutert. Ziel ist hierbei, zunächst die prin-<br />

zipielle Herangehensweise <strong>zur</strong> Lösung statischer und dynamischer Probleme ohne konkre-<br />

ten Bezug auf eine bestimmte Software zu verstehen. Im Folgenden werden dann zwei<br />

Simulationsprogramme, die in dieser Arbeit verwendet wurden, näher vorgestellt. Dabei<br />

handelt es sich um das weitverbreitete und frei verfügbare OOMMF (object-oriented mi-<br />

cromagnetic framework) [142] und das kommerziell erhältliche LLG-Micromagnetic Si-<br />

mulator [143] (im Folgenden kurz LLG genannt). Die beiden Programme werden kurz<br />

hinsichtlich ihrer Funktionalität und Ausstattung miteinander verglichen. Für LLG exis-<br />

tiert eine in der AG Magnetismus selbst geschriebene und auf LabView –basierende Soft-<br />

ware namens Extendable MicroMagnetic Analyzer (abgekürzt EMMA), die eine weitere<br />

Auswertung der in der Simulation erhaltenen Daten ermöglicht.<br />

3.3.1. Grundlagen der mikromagnetischen Simulationsrechnung<br />

Je nach Art des konkreten Problems unterscheidet man zwischen statischen und dynami-<br />

schen Simulationen, die sich hinsichtlich ihres numerischen Lösungsansatzes unterschei-<br />

den. Statische Probleme modellieren die zeitunabhängige Gleichgewichtsverteilung der<br />

Magnetisierung M(r), die man durch Minimierung der Gesamtenergie des magnetischen<br />

Systems erhält. Da Temperatur und Druck des betrachteten Systems während der be-<br />

treffenden Magnetisierungsvorgänge in der Regel konstant bleiben, wird versucht, eine<br />

Minimierung der Gibbs’schen freien Enthalpie G = U − T S+ pV − � HextMdV [144] zu<br />

erreichen. Unter Vernachlässigung magnetoelastischer Prozesse (V =const) und unter An-<br />

nahme eines konstanten externen Feldes hängt diese nur noch <strong>von</strong> der inneren Verteilung<br />

der Magnetisierung ab. Somit setzt sich die freie Enthalpie des magnetischen Systems<br />

G = Eex + Eani + Eent + EZeeman<br />

(3.11)<br />

aus den bereits in Kapitel 2 beschriebenen Energiebeiträgen, nämlich der Austauschwech-<br />

selwirkung Eex, der Anisotropie Eani, dem Entmagnetisierungsfeld Eent und der Zeeman-<br />

Energie EZeeman der magnetischen Momente im externen Magnetfeld zusammen. Eine<br />

Minimierung <strong>von</strong> G kann durch einen Variationsansatz mit δG = 0 für M +∂M durchge-<br />

führt werden, wobei bei der Variation <strong>von</strong> M nur die Richtung geändert wird, der Betrag<br />

aber konstant bleibt [145]. Es konnte auch gezeigt werden, dass eine Magnetisierungsver-


48 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Abbildung 3.10: Prinzipielles Flussdiagramm einer Simulation, die dynamische Mag-<br />

netisierungsvorgänge beschreibt. Die Iterationen werden so lange ausgeführt, bis die<br />

vom Benutzer vorgegebene Abbruchbedingung erfüllt ist (aus [25]).<br />

teilung, die zu einem Minimum der freien Enthalpie führt, die sogenannten Brownschen<br />

Gleichungen<br />

M ×H V eff = 0 im Volumen und (3.12)<br />

M ×H S eff = 0 an der Oberfläche (3.13)<br />

erfüllt. Dabei unterscheiden sich die effektiven Felder für Volumen HV eff und Oberfläche<br />

HS eff lediglich durch die unterschiedlichen Anisotropiebeiträge [146] und entsprechen<br />

dem in Gleichung 2.23 definierten effektiven Feld. Allgemein können diese Gleichun-<br />

gen als M ×Heff = 0 zusammengefasst werden. Diese Minimierung des Drehmoments<br />

(vgl. Landau–Lifschitz– und Gilbert–Gleichung 2.29) wird unter anderem im Programm-<br />

paket OOMMF vom Lösungsalgorithmus für statische Probleme durchgeführt, der eine<br />

Minimierung des Dämpfungsterms |M ×(M ×H)| der Landau-Lifschitz- und Gilbert-<br />

Gleichung anstrebt. Als statische Probleme sind zum Beispiel die Ausbildung einer Do-<br />

mänenwand [A5] oder einer Vortexkonfiguration [147] zu nennen.<br />

Dynamische Probleme dagegen lassen sich durch diese Methode nicht lösen, da zum<br />

einen eine Minimierung des auf die magnetischen Momente wirkenden Drehmoments <strong>zur</strong><br />

Bestimmung der Magnetisierungsverteilung nur für reversible Prozesse sinnvoll ist und sie<br />

zum anderen keinen Einblick in die zeitliche Entwicklung der Magnetisierung erlaubt. Zur<br />

Simulation dynamischer Magnetisierungsvorgänge oder vollständiger Hystereseschleifen<br />

ist deshalb eine Lösung der Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung 2.29 notwendig. Ge-<br />

nau wie bei statischen Vorgängen wird hierbei zunächst über die Minimierung der freien<br />

Enthalpie die Gleichgewichtsverteilung des Magnetisierungsvektors M(r) bestimmt und<br />

diese dann als Ausgangskonfiguration in die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung ein-<br />

gesetzt. Um eine physikalisch korrekte Ausgangskonfiguration zu gewährleisten, wird die-<br />

ser Schritt stets vor Beginn dynamischer Ereignisse durchgeführt und immer dann wieder-


3.3 Mikromagnetische Simulationen 49<br />

holt, wenn sich Größen wie zum Beispiel extern angelegte Felder ändern. Der eigentliche<br />

Prozess <strong>zur</strong> Berechnung der Dynamik des Systems besteht im Wesentlichen aus dem ite-<br />

rativen Lösen der Landau-Lifshitz und Gilbert-Gleichung für jeden Zeitschritt (siehe Ab-<br />

bildung 3.10). Mit dynamischen Simulationen lassen sich beispielsweise Ausbreitungen<br />

<strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> [148] oder auch der Schaltvorgang eines magnetischen Vortex-Kerns [149]<br />

untersuchen.<br />

Sowohl bei statischen als auch bei dynamischen Simulationen wird eine Abbruchbe-<br />

dingung vorgegeben, bei deren Erreichen die Simulation gestoppt wird. Diese Abbruch-<br />

bedingung kann zum Beispiel das Unterschreiten eines Residuums (ein Maß dafür, mit<br />

welcher Geschwindigkeit das betrachtete System konvergiert, also wie stark das Gesamt-<br />

drehmoment im betrachteten Volumen <strong>von</strong> M ×Heff = 0 abweicht) sein, was einer Minimierung<br />

des Terms � �<br />

� dM �<br />

dt gleichkommt. Bei dynamischen Problemen ist zudem das<br />

Überschreiten einer vorgegebenen Simulationsdauer als Abbruchbedingung möglich (Si-<br />

mulationsdauer bezeichnet in diesem Fall die innerhalb der Simulation verstrichene Zeit<br />

und nicht die Rechenzeit des Computers).<br />

3.3.2. Vergleich <strong>von</strong> OOMMF und LLG-Micromagnetic Simulator<br />

Zur Durchführung der oben dargestellten Schritte einer mikromagnetischen Simulation<br />

wird eine geeignete Implementierung benötigt. In diesem Abschnitt wird daher auf die<br />

zwei in dieser Arbeit benutzte Programme näher eingegangen.<br />

Beiden Programmen gemeinsam ist, dass zunächst das Simulationsvolumen definiert<br />

und anschließend in ein numerisches Gitter unterteilt werden muss, wobei jedes Element<br />

des Gitters im Folgenden als einzelnes magnetisches Moment betrachtet wird. Je nach<br />

Durchführung dieser Diskretisierung unterscheidet man zwei Klassen <strong>von</strong> Simulations-<br />

programmen: translationsinvariante Gitter, die also nur aus Zellen gleichen Typs bestehen,<br />

und Gitter, deren Zellgröße und -form über eine Finite Elemente-Methode [150] dyna-<br />

misch verändert werden kann. Diese Anpassung an die Längenskala einer Inhomogenität<br />

im Simulationsvolumen findet während der Laufzeit statt. Der Vorteil dieser Methode ist,<br />

dass Strukturen, deren Orientierung oder Form nicht entlang der Translationsachsen des<br />

Gitters ausgerichtet sind, wirklichkeitsgetreuer beschrieben werden können als das bei-<br />

spielsweise bei einer festen Zellgröße der Fall wäre. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass<br />

durch das dynamische Anpassen entsprechend große Zellgrößen gewählt werden können,<br />

falls die Dynamik im entsprechenden Bereich nur schwach ausgeprägt ist und somit die<br />

Rechenzeit verkürzt werden kann. Programme, die auf dieser Finite Elemente-Methode<br />

basieren, sind zum Beispiel Magpar [151] und nmag [152].


50 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Die beiden im Rahmen dieser Arbeit benutzten Programme, OOMMF und LLG, wur-<br />

den jedoch für Strukturen mit Dimensionen <strong>von</strong> wenigen µm und kleiner verwendet, zu-<br />

dem waren die meisten der verwendeten Geometrien rechtwinklig, sodass auf diese Pro-<br />

gramme mit vollständig translationsinvarianten Gittern <strong>zur</strong>ückgegriffen wurde.<br />

Das frei verfügbare OOMMF-Paket wurde 1998 <strong>von</strong> Mike Donahue und Don Porter<br />

am National Institute of Standards and Technology (NIST) entwickelt und ist wohl eine<br />

der bekanntesten und meistbenutzten Programmumgebungen für mikromagnetische Si-<br />

mulationsrechnungen. Die im Folgenden getroffenen Aussagen beziehen sich auf die zum<br />

Zeitpunkt der Arbeit aktuelle Grundversion 1.2 a3 des OOMMF-Pakets wie sie auf der<br />

Homepage des NIST <strong>zur</strong> Verfügung gestellt wird [153]. Da der Quellcode <strong>von</strong> OOMMF<br />

ebenfalls dort bereitgestellt wird, besteht die Möglichkeit, die Software den eigenen Be-<br />

dürfnissen anzupassen.<br />

Der LLG-Micromagnetic Simulator wurde 1997 <strong>von</strong> Michael R. Scheinfein an der Ari-<br />

zona State University implementiert und ist ausschließlich kommerziell erhältlich. Er ver-<br />

fügt deshalb aber auch über einige integrierte Zusatzfunktionen, die in dieser Form derzeit<br />

in keinem public domain-Grundprogramm zu finden sind.<br />

Im Folgenden wird kurz auf die prinzipiellen Unterschiede zwischen beiden Program-<br />

men eingegangen:<br />

Numerisches Gitter<br />

OOMMF unterstützt in erster Linie rechtwinklige Gitter, aber auch solche mit irregulä-<br />

ren Zellen (z. B. Dreiecke), solange diese in ihrem Gitter translationsinvariant sind. LLG<br />

hingegen kann ausschließlich mit rechteck- bzw. quaderförmigen Zellen arbeiten, bietet<br />

aber die Möglichkeit, durch die rechtwinkligen Zellen bedingte Kanten und damit zusam-<br />

menhängende Entmagnetisierungseffekte geringfügig zu korrigieren. Dabei werden nicht<br />

vollständig in der Struktur enthaltene Zellen durch unregelmäßige Polygone ersetzt.<br />

Energieminimierung<br />

In OOMMF wird die Minimierung der freien Enthalpie bei statischen Problemen durch<br />

einen sog. Evolver (Module, die <strong>von</strong> OOMMF während einer Iteration für die eigentlichen<br />

Rechenoperationen eingesetzt werden) auf Basis eines conjugate gradient-Algorithmus<br />

[154] implementiert. Dieses Verfahren kann sich leicht in Nebenminima des Problems<br />

verfangen, so dass eine unpassend gewählte Schrittweite bei dieser Methode ähnliche Pro-<br />

bleme mit sich bringt wie bei einem einfachen Downhill-Algorithmus [155]. LLG verwen-<br />

det <strong>zur</strong> Energieminimierung die successive over-relaxation (kurz SOR) [156], ein weniger<br />

intuitives Verfahren <strong>zur</strong> Lösung <strong>von</strong> linearen Gleichungssystemen.


3.3 Mikromagnetische Simulationen 51<br />

Dynamik<br />

Für nicht-statische Probleme verfügt OOMMF in der derzeitigen Version 1.2 über zwei<br />

weitere Evolver. Zum einen kann die Landau-Lifschitz und Gilbert-Gleichung numerisch<br />

durch ein Integrationsverfahren unter Verwendung eines Runge-Kutta-Algorithmus [154]<br />

gelöst werden, zum anderen durch das einfachere Euler-Verfahren [154]. LLG verfügt<br />

<strong>zur</strong> Lösung <strong>von</strong> dynamischen Problemen über vier verschiedene Integratoren, die je nach<br />

Größe des Dämpfungsparameters α empfohlen werden. Diese Größe, die im Grundpa-<br />

ket <strong>von</strong> LLG nur global definiert werden kann, muss nämlich nicht zwingend dem jeweils<br />

realen Materialparameter entsprechen. Sie kann da<strong>von</strong> abweichend gewählt werden, um<br />

beispielsweise durch eine Erhöhung eine schnellere Relaxation zu erreichen.<br />

Neben den bereits aufgezählten Unterschieden benutzen die Programme unterschied-<br />

liche grafische Benutzeroberflächen; ein weiterer wesentlicher Unterschied, der aber für<br />

diese Arbeit ohne Belang ist, besteht darin, dass OOMMF im Gegensatz zu LLG in der<br />

Grundversion nicht in der Lage ist, elektrische Ströme zu berücksichtigen.<br />

In beiden Programmen läuft die Simulation nach den gleichen Schritten ab:<br />

• Definition des Simulationsvolumens und Wahl einer geeigneten Zellgröße<br />

• Auswahl der Materialien und deren Parameter<br />

• Initialisierung der magnetischen Momente durch Wahl einer Magnetisierungsvertei-<br />

lung im Ausgangszustand<br />

• Vorgabe elektrischer Ströme, magnetischer Felder u. ä.<br />

• Spezifizierung der Simulationsparameter: Abbruchkriterium, Zeitschritt, Simulati-<br />

onsdauer, Dämpfung usw.<br />

• Durchführung der Simulation<br />

• Darstellung der simulierten Ergebnisse<br />

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, dass bei der Wahl der Zell- oder Gittergrö-<br />

ße die Austauschlänge des Materials berücksichtigt wird. Wie in Abschnitt 2.3 bereits<br />

beschrieben, gibt diese die Längeskala für mikromagnetische Phänomene vor. Bei Simu-<br />

lationen sollte daher die Gittergröße in der Größenordnung die Austauschlänge gewählt<br />

werden. Eine zu kleine Zellgröße führt andererseits <strong>zur</strong> Verlängerung der Rechenzeit. Für


52 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Permalloy wird daher in der Regel eine Zellgröße <strong>von</strong> maximal 10 nm für mikromagneti-<br />

sche Simulationen verwendet.<br />

Auf den letzten in obiger Aufzählung genannten Punkt, die Darstellung der erhaltenen<br />

Ergebnisse, wird im nächsten Abschnitt noch näher eingegangen und das dazu benutzte<br />

Programm näher beschrieben.<br />

3.3.3. EMMA - Extendable MicroMagnetic Analyzer<br />

LLG speichert die aus der Simulation erhaltenen Rohdaten wie beispielsweise die Magne-<br />

tisierungsverteilungen einer dynamischen Simulation in exportfähigem Format ab, sodass<br />

diese in andere Programme eingelesen und weiterverarbeitet werden können. Dafür wurde<br />

das auf LabView basierende Programm EMMA geschrieben, das in seiner Grundversion<br />

<strong>von</strong> Helmut Schultheiß entwickelt wurde.<br />

Eine Betrachtung der Magnetisierung in der Zeitdomäne liefert zunächst keine Informa-<br />

tion über das Spektrum eventuell existierender <strong>Spinwellen</strong> in der Probe. Deshalb muss die<br />

aus der mikromagnetischen Simulation gewonnene zeitliche Entwicklung der Magnetisie-<br />

rung M(r,t) erst durch eine Fourier-Transformation [157]<br />

�<br />

Si(ri,ω) ∼<br />

Mi(ri,t) · e iωt dt (3.14)<br />

in die Frequenzdomäne überführt werden. EMMA berechnet diese Operation mit Hilfe<br />

einer Fast Fourier-Transformation (im Folgenden als FFT abgekürzt) für jede Zelle des<br />

Simulationsvolumens und stellt das entsprechende Frequenzspektrum nach Auswahl ei-<br />

ner Cursor-Position dar. Um eine akzeptable spektrale Auflösung zu erreichen, muss bei<br />

der Simulation darauf geachtet werden, dass die Zeit, in der dynamische Prozesse stattfin-<br />

den, hinreichend lang ist. Bei der Fast Fourier-Transformation ist die Frequenzauflösung<br />

nämlich durch den Ausdruck Δ f = 1/T bestimmt, wobei T die Erfassungszeit ist. Et-<br />

wa 10 ns Simulationszeit (Δ f = 0,1 GHz) sind hier ein angemessener Wert. Wird die<br />

Fourier-Transformation nicht nur lokal ausgeführt, sondern für jede einzelne Zelle des<br />

Probenvolumens, so kann man mit Hilfe der gesammelten Spektren räumlich aufgelöste<br />

Modenprofile erstellen, die Aussagen über Quantisierungen <strong>von</strong> Moden u.ä. liefern (siehe<br />

Abbildung 3.11).<br />

Dabei hat der Benutzer die Wahl, ob er die Magnetisierungsdynamik seiner Probe über<br />

die gesamte Simulationszeit Fourier-transformieren will oder nur über einen bestimmten<br />

Ausschnitt. Auf diese Weise können unerwünschte Ereignisse wie zum Beispiel gepulste<br />

Anregungen <strong>von</strong> den Betrachtungen ausgeschlossen und nur die Antwort des magneti-


3.3 Mikromagnetische Simulationen 53<br />

Abbildung 3.11: Schematische Darstellung der Erzeugung einer Frequenzkarte, die die räumlich<br />

aufgelöste Intensitätsverteilung eines bestimmten Frequenzbandes repräsentiert. Man betrachtet<br />

zunächst die zeitliche Entwicklung in einem einzelnen Pixel des Probenvolumens. Dieser ist äqui-<br />

valent zu einer entsprechenden Zelle in der vorangegangenen mikromagnetischen Simulation. Un-<br />

terzieht man diese Entwicklung einer FFT, so erhält man ein entsprechendes Intensitätsspektrum,<br />

aus dem ein Frequenzband <strong>zur</strong> näheren Betrachtung herausgeschnitten werden kann. Wiederholt<br />

man diesen Vorgang für jeden Pixel der Karte und stellt die entsprechenden Intensitäten in Relation<br />

zueinander, entsteht eine ortsaufgelöste Karte des ausgewählten Frequenzbereichs. In diesem Fall<br />

erkennt man deutlich den Knoten im Modenprofil senkrecht <strong>zur</strong> langen Achse des Streifens für die<br />

Mode mit der Frequenz 4 GHz (aus [25]).<br />

schen Systems berücksichtigt werden. In den lokalen FFT-Graphen befinden sich Cursors,<br />

mit denen das gewünschte Frequenzband ausgewählt werden kann. Abbildung 3.11 zeigt,<br />

wie die zu diesem Band gehörigen Frequenzkarten in EMMA dargestellt werden. Neben<br />

den räumlichen Intensitätsverteilungen stellt das Programm zudem noch die Phaseninfor-<br />

mation, die es während der Durchführung der FFT erhält, farbkodiert dar. So lassen sich<br />

u. a. Aussagen über den Propagationscharakter einer Spinwelle treffen, da zum Beispiel<br />

stehende Wellen im Gegensatz zu propagierenden Wellen eine räumlich konstante Phase<br />

besitzen.<br />

Um einen möglichst aussagekräftigen Eindruck <strong>von</strong> der Dynamik eines Systems zu<br />

bekommen, existiert in EMMA ein Unterprogramm, das die zeitliche Entwicklung <strong>von</strong><br />

Schnitten durch die Magnetisierung entlang der x- und y-Achse darstellen kann. Bei Auf-<br />

ruf des Zeitentwicklungsfensters stellt EMMA die benötigten Daten aus den Dateien aller<br />

Zeitschritte zusammen und bringt sie auf die in Abbildung 3.12 beschriebene Weise für<br />

alle drei Komponenten in die Form eines Zeitentwicklungsgraphen.


54 Experimentelle und numerische Methoden<br />

Abbildung 3.12: Schematische Darstellung der Erzeugung eines Zeitentwicklungsgra-<br />

phen durch EMMA. Entlang der Linien des Cursors werden für jeden Zeitschritt Schnitte<br />

in x- und y-Richtung extrahiert (a,b), anschließend farbkodiert und als Spalten in chrono-<br />

logischer Reihenfolge hintereinander aufgetragen (c). Das Ergebnis ist eine anschauliche<br />

Darstellung des dynamischen Verhaltens der Magnetisierung entlang der Schnitte wie<br />

am Beispiel zweier vom Zentrum des Streifens (x = 2000nm) fortlaufender <strong>Spinwellen</strong>-<br />

Pulse demonstriert. Anhand der Steigung der eingezeichneten Geraden lassen sich die<br />

Geschwindigkeit der Phasenfronten bzw. die Gruppengeschwindigkeit der Einhüllenden<br />

der <strong>Spinwellen</strong>-Pulse ablesen (aus [25]).


3.3 Mikromagnetische Simulationen 55<br />

Neben dem ersten Gesamteindruck, den der Benutzer durch diese Darstellung erhält,<br />

lassen sich auch die relevanten Größen einer propagierenden Spinwelle wie zum Beispiel<br />

die Wellenlänge, Phasen- bzw. Gruppengeschwindigkeit und die Amplitude bestimmen.<br />

Dies geschieht mittels Vermessen der Steigung einer Geraden entlang sich bewegender<br />

Wellenfronten oder durch direktes Ausmessen der Wellenlänge zu einer bestimmten Zeit,<br />

das heißt in einer farbkodierten Spalte des Zeitentwicklungsgraphen.<br />

Für die weitere Auswertung der mit OOMMF erhaltenen Daten steht kein eigens dafür<br />

geschriebenes Auswerteprogramm <strong>zur</strong> Verfügung, allerdings können die oben beschriebe-<br />

nen Schritte auch hier durchgeführt werden. Speziell die Fourier-Transformation wurde<br />

mit einem <strong>von</strong> Sebastian Schäfer geschriebenen Labview-Programm analog <strong>zur</strong> beschrie-<br />

benen durchgeführt. Somit kann auch hier die spektrale Verteilung der Moden aus den<br />

Simulationen extrahiert werden.<br />

Mikromagnetische Simulationen erlauben detaillierte Einblicke in das Magnetisierungs-<br />

verhalten. Allen zu diesem Zweck benutzten Programmen ist gemein, dass für diskretisier-<br />

te Zellen die LLG-Gleichung gelöst wird. Der Umfang der implementierten Funktionen<br />

sowie die Flexibilität bezüglich Erweiterungen des ursprünglichen Codes variieren dabei<br />

<strong>von</strong> Programm zu Programm.


Experimentelle Ergebnisse<br />

KAPITEL 4<br />

In diesem Kapitel werden die im Rahmen dieser Arbeit erzielten Ergebnisse präsen-<br />

tiert. Hier wird in Kapitel 4.1 zunächst auf die Modifikation des thermischen Spinwel-<br />

lenspektrums durch eine Domänenwand eingegangen. Die in der Domänenwand existie-<br />

renden <strong>Spinwellen</strong>moden spielen auch bei der danach folgenden numerischen Untersu-<br />

chung der Domänenwandbewegung durch propagierende <strong>Spinwellen</strong> in Kapitel 4.2 eine<br />

entscheidende Rolle. Kapitel 4.3 beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie durch ei-<br />

ne oszillierende Domänenwand propagierende <strong>Spinwellen</strong> angeregt werden können. Zur<br />

Charakterisierung propagierender <strong>Spinwellen</strong> im Experiment wurde die phasenaufgelöste<br />

Brillouin-Lichtstreumikroskopie entwickelt, ein Verfahren, das in Abschnitt 4.4 vorgestellt<br />

wird. Abschließend wird numerisch untersucht, ob Domänenwände durch Streufelder an<br />

einer bestimmten Position gepinnt werden können.<br />

4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums<br />

durch eine Domänenwand<br />

Das Forschungsgebiet der <strong>Spinwellen</strong> in magnetischen Strukturen begrenzter Ausdeh-<br />

nung und inhomogenem magnetischem Feld ist wichtig für ein grundlegendes Verständnis<br />

der Magnetisierungsdynamik (siehe zum Beispiel [158–160]). Mittlerweile sind in der<br />

Springer-Serie „Topics in Applied Physics“ drei Bände zum Thema „Spin dynamics in<br />

confined magnetic structures“ erschienen, was die Bedeutung dieses Forschungsbereichs<br />

unterstreicht [51–53].<br />

Das inhomogene magnetische Feld kann dabei verursacht werden durch die begrenz-<br />

ten Abmessungen des magnetischen Objekts, also durch Streufelder an den Grenzflächen<br />

[39,158,161,162] und beziehungsweise oder durch magnetische Domänen und Domänen-<br />

wände [21, 160, 163, 164]. Während sich in der Vergangenheit bereits mehrere Arbeiten<br />

mit grundlegenden Aspekten der Modifikation <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> in magnetischen Elementen


58 Experimentelle Ergebnisse<br />

endlicher Ausdehnung bei Vorhandensein und Fehlen <strong>von</strong> Domänenwänden beschäftigt<br />

haben, beispielhaft seien hier nur [165–172] genannt, wurde die Modifikation des thermi-<br />

schen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand bislang nicht untersucht. Notwen-<br />

dige Voraussetzung für derartige Experimente ist eine Messmethode, die die <strong>zur</strong> Detektion<br />

<strong>von</strong> thermischen <strong>Spinwellen</strong> notwendige Sensitivität aufweist. Wie in Abschnitt 3.2 be-<br />

reits beschrieben, ist die Brillouin-Lichtstreumikroskopie ein ausgezeichnetes Werkzeug,<br />

um räumlich aufgelöste Informationen mit hoher lateraler Auflösung über Spindynamik<br />

im GHz-Bereich zu erhalten. Die Empfindlichkeit der Technik ist überdies hoch genug,<br />

um thermische <strong>Spinwellen</strong> detektieren zu können. Zusätzlich ermöglicht der Nachweis<br />

der Modifikation der thermischen <strong>Spinwellen</strong> durch eine Domänenwand durch Brillouin-<br />

Lichtstreumikroskopie, mit dieser Technik Informationen über die Domänenstruktur in der<br />

untersuchten Probe zu erhalten.<br />

4.1.1. Probendesign<br />

Das Design der für dieses Experiment verwendeten Proben folgt einem Vorschlag, der erst-<br />

mals <strong>von</strong> Saitoh vorgestellt wurde [30] und als „Domänenwandpendel“ bezeichnet wird.<br />

Die grundlegende Idee dabei ist, dass in einem Halbring magnetischen Materials, der zu-<br />

nächst wie in der schematischen Skizze in Abbildung 4.1 mit H y<br />

ini bezeichneten Richtung<br />

gesättigt wird, bei Relaxation des Magnetfelds bis <strong>zur</strong> Remanenz am untersten Punkt des<br />

Rings eine transversale Domänenwand entsteht. Wie in der Abbildung weiter erläutert,<br />

kann die Domänenwand in diesem Fall analog einem Pendel der klassischen Mechanik<br />

zu Schwingungen angeregt und das Äquivalent <strong>zur</strong> Masse in der Mechanik und die Reso-<br />

nanzfrequenz bestimmt werden (siehe auch Abschnitt 2.3.4).<br />

Der Vorteil dieser Probengeometrie für die im Folgenden beschriebenen Untersuchun-<br />

gen besteht darin, dass an einer definierten Stelle der Struktur die Domänenwand reprodu-<br />

zierbar erzeugt wird und durch zusätzliches Anfügen einer Ausstülpung (des sogenannten<br />

anti-notch) an den Ring gepinnt werden kann (siehe Abschnitt 2.3.3). Zur Probenher-<br />

stellung wurden Elektronenstrahllithographie und Molekularstrahlepitaxie benutzt (siehe<br />

Abschnitt 3.1). Die Dicke der Ni81Fe19-Schicht beträgt 10 nm, die Radien der Struktu-<br />

ren variieren zwischen 5 und 50 µm in einer Schrittweite <strong>von</strong> 5 µm. Die Breite eines<br />

Streifens beträgt 500 nm und der Radius der Ausstülpung 250 nm, was an der Position<br />

der Ausstülpung zu einer Breite <strong>von</strong> 750 nm führt. Dicke und Breite wurden wiederum<br />

so gewählt, dass keine Vortex-Wand nukleiert wurde (siehe Abschnitt 2.3.3). Abbildung<br />

4.2 zeigt einen schematischen Überblick über die Struktur sowie die korrespondierende<br />

Rasterelektronenmikroskopaufnahme. Bedingt durch die Herstellung mittels Molekular-


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 59<br />

H y<br />

ini<br />

H<br />

H x<br />

ini<br />

DW<br />

DW<br />

Abbildung 4.1: Schematische Darstellung der Nukleation und Annihilation einer Domä-<br />

nenwand durch Anlegen externer Felder in der entsprechenden Richtung. (Die zugrun-<br />

deliegende Idee der Struktur besteht in der Möglichkeit, die Domänenwand (DW) analog<br />

Schwerkraft<br />

DW<br />

wie ein Pendel in der klassischen Mechanik schwingen zu lassen) (aus [30]).<br />

strahlepitaxie, bei der während des Wachstums ein Magnetfeld am Ort der Probe anlag,<br />

weisen die hergestellten Strukturen eine uniaxiale induzierte Anisotropie <strong>von</strong> etwa 7 Oe in<br />

der in Abbildung 4.2 definierten Richtung auf.<br />

4.1.2. Charakterisierung der Domänenstruktur mittels<br />

Lorentz-Mikroskopie<br />

Eine in-situ-Charakterisierung der Domänenstruktur im Brillouin-Lichtstreumikroskop ist<br />

nicht möglich. Um dennoch Informationen über die Domänenstruktur zu erlangen, kom-<br />

men mehrere Techniken, wie Magnetkraftmikroskopie (MFM), magneto-optische Kerr-<br />

Mikroskopie, die Untersuchung mit magnetisch zirkularem Dichroismus mittels Röntgen-<br />

strahlen oder Lorentzmikroskopie in Frage (ein zusammenfassender Überblick über al-<br />

le Methoden ist in [54] gegeben). Die Magnetkraftmikroskopie hat den Nachteil, dass<br />

beim Einsatz an weichmagnetischen Materialien wie Ni81Fe19 die Magnetisierung der<br />

Probe durch die Verwendung konventioneller hartmagnetischer Spitzen durch deren Streu-<br />

feld beeinflusst werden kann, was die Möglichkeiten der Domänenwanduntersuchung ein-<br />

schränkt [54]. Die Verwendung sogenannter low moment- beziehungsweise low coerci-<br />

vity-Spitzen ermöglicht zwar, die Magnetisierungsstruktur auch in Permalloy abzubilden,<br />

allerdings ist der experimentelle Aufwand hier deutlich höher. Bei der magneto-optischen<br />

Kerr-Mikroskopie ist die Ortsauflösung <strong>von</strong> etwa 1 µm für die im Rahmen dieser Arbeit<br />

untersuchten Proben nicht ausreichend [173]. Für die Lorentz-Mikroskopie wie auch für


60 Experimentelle Ergebnisse<br />

a)<br />

r = 50 µm<br />

Positon der Ausstülpung<br />

b)<br />

SEM<br />

H ani<br />

10 µm<br />

500 nm<br />

750 nm<br />

r=5 µm<br />

500 nm<br />

Abbildung 4.2: a) Schematische Darstellung der Probengeometrie. b) Rasterelektronen-<br />

mikroskopaufnahme (Scanning Electron Microscopy, SEM) der Halbkreisstrukturen. Ver-<br />

größert dargestellt ist die Polregion des Halbkreises, in der sich die Ausstülpung befindet<br />

(aus [102]).<br />

die <strong>Untersuchungen</strong> mittels zirkularem Dichroismus werden spezielle Anlagen benötigt,<br />

die in Kaiserslautern nicht <strong>zur</strong> Verfügung stehen. Die hier präsentierten <strong>Untersuchungen</strong><br />

mittels Lorentz-Mikroskopie wurden daher <strong>von</strong> Christian Sandweg im Rahmen seiner Di-<br />

plomarbeit während eines Forschungsaufenthalts in der Gruppe <strong>von</strong> Prof. John Chapman,<br />

University of Glasgow, UK, durchgeführt [102]. Lorentz-Mikroskopie ist eine der gän-<br />

gigsten Arten der Darstellung <strong>von</strong> Domänenwänden im Nanometerbereich [A4, 174–177]<br />

und eine spezielle Art der Transmissionselektronenmikroskopie, wobei die beschleunigten<br />

Elektronen beim Druchdringen der Probe durch die Lorentz-Kraft abgelenkt werden. Die<br />

Ablenkung ist dabei abhängig <strong>von</strong> der Magnetisierung, sodass sich durch die am Detek-<br />

tor registrierten Intensitäten auf die Magnetisierungsverteilung in der Probe rückschließen<br />

lässt. Eine detaillierte Beschreibung der experimentellen Technik, auf die hier aus Platz-<br />

gründen nicht weiter eingegangen werden soll, findet sich zum Beispiel in [178, 179].<br />

Für die Lorentz-Mikroskopie werden elektronentransparente Substrate benötigt. In der<br />

Regel werden dafür Substrate mit einem dünnen Fenster aus Siliziumnitrid (Si3N4) ver-


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 61<br />

a)<br />

1 µm<br />

B<br />

A<br />

b)<br />

C<br />

Abbildung 4.3: a) Lorentzmikroskopieaufnahmen der Struktur mit Radius 5 µm. Die ur-<br />

sprünglich an der Ausstülpung gepinnte Wand wird durch das externe Magnetfeld zu-<br />

nächst verbreitert und schließlich komplett aus der Struktur entfernt. b) Mit OOMMF<br />

simulierte Struktur der Domänenwand bei 0 Oe. Die Schema-Zeichnung verdeutlicht,<br />

dass es sich hier um eine asymmetrisch transversale Domänenwand handelt (aus [102]).<br />

wendet. Auf dieses Fenster wird nun mit den in Abschnitt 3.1 beschriebenen Technologien<br />

H ext<br />

die bereits beschriebene magnetische Struktur aufgebracht.<br />

Für die eigentlichen mikroskopischen Aufnahmen wurden die Proben mit einem ex-<br />

ternen Magnetfeld der Stärke 3500Oe in y-Richtung gesättigt und auf 0Oe relaxiert. Die<br />

Domänenwand wird dabei an einer Seite des anti-notchs gepinnt, wie man aus der mi-<br />

kromagnetischen Simulation und der Lorentz-Mikroskopieaufnahme in Abbildung 4.3 er-<br />

kennt. Die Geometrie der Wand ist die einer asymmetrisch transversalen Domänenwand<br />

(Abbildung 4.3 b)). An welcher Seite der Ausstülpung die Domänenwand pinnt, hängt<br />

dabei wesentlich <strong>von</strong> der Richtung des transversalen Felds ab, bei Richtungsumkehr dient<br />

die andere Seite als pinning-Zentrum [105, 180].


62 Experimentelle Ergebnisse<br />

Bei Anlegen eines Felds in paralleler Richtung (siehe Abbildung 4.4) wird die Do-<br />

mänenwand mit zunehmendem Feld aus ihrer ursprünglichen Position herausgedrängt, bis<br />

schließlich das pinning an der Ausstülpung die Wand nicht mehr an dieser Position hal-<br />

ten kann. Abbildung 4.3 a) verdeutlicht den Prozess. Diese <strong>Untersuchungen</strong> wurden am<br />

Halbkreis mit 5 µm Durchmesser durchgeführt, die gleiche Messung am Ring mit 50 µm<br />

führt zu qualitativ ähnlichen Ergebnissen, allerdings wird die Domänenwand aufgrund der<br />

schwächeren Krümmung bereits bei kleineren Feldwerten aus der ursprünglichen Position<br />

entfernt [A4, 102].<br />

Für die weiteren <strong>Untersuchungen</strong> mittels BLS-Mikroskopie wurde lediglich der Ring<br />

mit dem geringsten Radius (5 µm) betrachtet. Da sich die anderen Ringe nur im Radius<br />

unterscheiden, während die Geometrie der Ausstülpung sowie die Breite der Struktur iden-<br />

tisch sind, werden qualitativ gleiche Ergebnisse auch für die anderen Strukturen erwartet.<br />

4.1.3. Untersuchung des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums mittels BLS-<br />

Mikroskopie<br />

Um die <strong>Spinwellen</strong>moden in den Halbkreisen zu analysieren, werden die Spektren der<br />

thermisch aktivierten <strong>Spinwellen</strong> untersucht sowie die erhaltenen BLS-Daten, wie bereits<br />

in Kapitel 3.2 beschrieben, dargestellt. In den folgenden Abbildungen steht Rot für die<br />

höchste Intensität, während Dunkelblau die niedrigste Intensität darstellt. Jede vertikale<br />

Linie in einem solchen Graph steht für ein BLS-Spektrum, das an der auf der x-Achse<br />

angezeigten Position aufgenommen wurde. Die Spektren wurden mit einer äquidistanten<br />

Schrittweite <strong>von</strong> 0,1 µm entlang des zentralen Durchmessers auf einer Länge <strong>von</strong> 6,1 µm in<br />

der unmittelbaren Umgebung der Ausstülpung aufgenommen (siehe Abbildung 4.4).<br />

Zur Durchführung der Messungen wurde die Probe zunächst in paralleler Richtung<br />

durch ein externes Feld der Stärke Hparallel = 880Oe gesättigt, was sicherstellt, dass keine<br />

Domänen in der Probe verbleiben. Anschließend wurde das Feld wieder bis <strong>zur</strong> Rema-<br />

nenz <strong>zur</strong>ückgefahren und BLS-Messungen wurden durchgeführt. Die daraus resultierende<br />

Referenzmessung ist in Abbildung 4.5 a) dargestellt. Zusätzlich wurde die korrespon-<br />

dierende Magnetisierungsverteilung für einen Halbring gleicher Abmessungen, die mit<br />

mikromagnetischen Simulationen (OOMMF-Code) erzeugt wurden, eingefügt. Die nu-<br />

merischen mikromagnetischen Simulationen wurden für den der Messung entsprechenden<br />

Halbring (Innenradius 5 µm, Außenradius 5,5 µm) durchgeführt. Um die Rechenzeit nied-<br />

rig zu halten, wurde nur ein Teil des Halbrings <strong>zur</strong> Simulation ausgewählt. Lediglich der<br />

Bereich der Struktur um die Ausstülpung mit einer Länge <strong>von</strong> 5,8 µm, einer Höhe <strong>von</strong><br />

1,4 µm sowie einer Dicke <strong>von</strong> 10 nm bei Zellgrößen <strong>von</strong> 7,5 nm × 7,5 nm × 10 nm wurde


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 63<br />

H transversal<br />

H parallel<br />

750 nm<br />

500 nm<br />

Ni Fe<br />

81 19<br />

Abbildung 4.4: Schematische Dar-<br />

stellung des Probendesigns und des<br />

Messvorgangs. Die Messungen wur-<br />

den entlang der mit roten Punk-<br />

ten markierten Positionen durchge-<br />

führt. Die angelegten Feldern sind<br />

als Htransversal und Hparallel darge-<br />

stellt.<br />

berücksichtigt. Diese Einschränkung ist erlaubt, da dies der einzig relevante Bereich für<br />

die Domänenstruktur ist. Die Magnetisierung im Rest der Probe ist durch die Forman-<br />

isotropie bestimmt und wird nicht durch die Ausstülpung beeinflusst. Standardwerte für<br />

Ni81Fe19 (Austauschwechselwirkungskonstante A = 1,6·10 −6 erg/cm, gyromagnetisches<br />

Verhältnis γ = 1,76·10 −2 GHz/Oe und Dämpfungsparameter α = 0,01) wurden für die<br />

Simulation verwendet. Lediglich für die Sättigungsmagnetisierung wurde ein niedrige-<br />

rer Wert (650G) als der Standardwert <strong>von</strong> 860G angenommen, um die experimentell zu<br />

beobachtende Erhitzung der Probe durch den Laser auch in der Simulation zu berücksich-<br />

tigen [21, 181].<br />

Für die Proben in Remanenz ohne eine Domänenwand lassen sich zwei stehende Spin-<br />

wellenmoden mit Frequenzen <strong>von</strong> 2,4 und 3,4 GHz aus den gemessenen Spektren iden-<br />

tifizieren. Diese Moden zeigen das Verhalten <strong>von</strong> magnetostatischen Oberflächenmoden,<br />

sogenannten Damon-Eshbach-Moden. Die Moden sind wegen des lateralen Einschlusses<br />

der Struktur quantisiert in transversaler Richtung und existieren zwischen den Begrenzun-<br />

gen des Streifens. In diesem Fall kann kein signifikanter Einfluss der sich aufgrund der<br />

Ausstülpung ändernden Grenzbedingungen auf die BLS-Spektren nachgewiesen werden.<br />

Weiter wurden die Veränderungen im Spektrum der thermischen <strong>Spinwellen</strong> in An-<br />

wesenheit einer asymmetrischen transversalen Domänenwand in der Struktur untersucht.<br />

Dafür wurde die Probe, wie im letzten Abschnitt bereits beschrieben, durch ein externes<br />

Feld in transversaler Richtung (siehe Abbildung 4.4 a)) gesättigt. Nach dem Entfernen des<br />

externen Felds nukleiert eine asymmetrische transversale Domänenwand in der Struktur<br />

und wird in der unmittelbaren Umgebung der Ausstülpung (siehe Abschnitt 4.1.2) ge-<br />

pinnt. Die korrespondierenden BLS-Intensitätsgraphen sowie die dazugehörigen Magne-<br />

tisierungsverteilungen, die durch OOMMF-Simulationen erzeugt wurden, sind in Abbil-<br />

dung 4.5 b) dargestellt.<br />

Durch Vergleich der beiden Intensitätsgraphen mit und ohne Domänenwand zeigen


64 Experimentelle Ergebnisse<br />

sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden Fällen: Anstelle der ursprünglich vorhan-<br />

denen Moden im Falle der Abwesenheit einer Wand mit Frequenzen <strong>von</strong> 2,4 und 3,4 GHz<br />

zeigt sich eine neue Mode mit einer Frequenz <strong>von</strong> 4,8 GHz an der Position der Ausstül-<br />

pung, während die ursprünglich vorhandenen Moden in diesem Bereich verschwinden (sie-<br />

he Abbildung 4.5 b)).<br />

Dieses Verhalten kann verstanden werden als Änderungen in Stärke und Richtung des<br />

effektiven lokalen internen magnetischen Felds, da hier die durch Ausstülpung und Do-<br />

mänenwand veränderten Entmagnetisierungs- bzw. Streufelder relavant werden [39]. Eine<br />

derartige lokale Veränderung des magnetischen Felds durch eine asymmetrische transver-<br />

sale Domänenwand kann als <strong>Spinwellen</strong>potentialwall agieren und die Ausbildung lokali-<br />

sierter Moden unterstützen [21].<br />

Zum direkten Vergleich wurden mikromagnetische Simulationen durchgeführt, aus<br />

denen ebenfalls die Eigenfrequenzen der Moden bestimmt werden können. Die dyna-<br />

mischen Simulationen wurden wie bereits in Abschnitt 3.3.3 erläutert durchgeführt, in-<br />

dem ein gaußförmiger out-of-plane Magnetfeldpuls (Amplitude 1Oe, Pulsbreite 20 ps) auf<br />

die Remanenzzustände der Struktur angewandt wurde und damit das Eigenmodenspek-<br />

trum des magnetischen Elements anregte. Die dadurch erhaltenen Daten wurden danach<br />

Punkt für Punkt in die Frequenzdomäne Fourier-transformiert, um die <strong>Spinwellen</strong>moden-<br />

verteilung zu erhalten. Im Vergleich mit den Experimenten zeigen die Simulationen eine<br />

Frequenzverschiebung, da die erste Mode bei 3,3 GHz liegt, während sie im Experiment<br />

bei 2,4 GHz liegt. Auch für die zweite Mode kann ein ähnlicher Unterschied beobach-<br />

tet werden; während in den Simulationen die Frequenz 4,7 GHz beträgt, werden im Ex-<br />

periment 4,0 GHz gemessen. Diese Differenz kann verstanden werden bei Berücksichti-<br />

gung <strong>von</strong> zwischen Simulation und Experiment abweichenden Probeneigenschaften und<br />

-parametern, das heißt möglicher Variationen der effektiven Streifenbreite durch Defekte<br />

in der Herstellung, welche in der Simulation nicht berücksichtigt werden.<br />

Experiment und Simulation zeigen ansonsten eine sehr gute qualitative Übereinstim-<br />

mung. Abbildung 4.6 zeigt die durch die Simulation erhaltenen ersten Moden in der Struk-<br />

tur ohne ein externes angelegtes Magnetfeld. Die in Abbildung 4.6 a) gezeigte erste Mode<br />

(ohne Knoten) kann entlang des gesamten Umfangs des Halbkreises beobachtet werden.<br />

Lediglich in der Umgebung der Wand ist sie unterdrückt. Die zweite Mode in Abbildung<br />

4.6 b) weist einen Knoten in der Mitte des Streifens auf, der durch Quantisierung der Spin-<br />

wellen in radialer Richtung zustande kommt. Für beide Moden kann eine klare Störung<br />

des Modenspektrums in der Region der Domänenwand beobachtet werden.<br />

Abbildung 4.6 c) zeigt eine schwach angeregte Mode bei höherer Frequenz, welche<br />

hauptsächlich in der Nähe der Ausstülpung, wo auch die Domänenwand gepinnt ist, lo-


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 65<br />

Abbildung 4.5: Intensitätsgraph, der die Spektren der thermisch aktivierten <strong>Spinwellen</strong> in der<br />

halbkreisförmigen Ni81Fe19-Struktur mit Innenradius 5 µm darstellt. a) Referenzmessung ohne Do-<br />

mänenwand in der Struktur, b) mit der Domänenwand in der Struktur. Jede vertikale Linie der<br />

zweidimensionalen Karte steht für ein BLS-Spektrum, das an der auf der x-Achse dargestellten Po-<br />

sition aufgenommen wurde. Die Position der Ausstülpung in den Spektren wird durch die weißen<br />

gestrichelten Linien angegeben. Kleines Bild: durch OOMMF-Simulationen erhaltene korrespon-<br />

dierende Magnetisierungsverteilung.


66 Experimentelle Ergebnisse<br />

mit<br />

Domänenwand<br />

ohne<br />

Domänenwand<br />

a) 3,3 GHz b) 4,7 GHz<br />

d) 3,3 GHz e) 4,7 GHz<br />

c) 5,7 GHz<br />

Abbildung 4.6: Räumlich aufgelöste Fourier-transfromierte <strong>Spinwellen</strong>modenverteilung aus mikro-<br />

magnetischen Simulationen für Frequenzen a)/d) 3,3 GHz, b)/e) 4,7 GHz und c) 5,7 GHz in Rema-<br />

nenz.<br />

Bild a) zeigt die erste Mode entlang des Umfangs des Halbrings in Anwesenheit einer Domä-<br />

nenwand. In Bild b) kann der Knoten, der aus der Quantisierung in radialer Richtung herrührt,<br />

deutlich zu erkennen. Beide Modenprofile sind stark gestört in der Region der Ausstülpung, in der<br />

die Domänenwand zu finden ist. Bild c) zeigt die schwach angeregte Mode bei höheren Frequenzen,<br />

die im Bereich der Ausstülpung lokalisiert ist.<br />

Bilder d) und e) zeigen die sich ergebenden Simulationen in Abwesenheit einer Domänenwand<br />

aber bei denselben Frequenzen wie zuvor. In diesem Fall verändert sich die Modenstruktur nicht<br />

signifikant in der Umgebung der Ausstülpung.<br />

kalisiert ist. Diese Mode entspricht der experimentell beobachteten Mode in der Domä-<br />

nenwand (vgl. Abbildung 4.5 b)). Zum besseren Vergleich wurden die Simulationen für<br />

die gleiche Struktur ebenfalls im remanenten Zustand, allerdings ohne Domänenwand, das<br />

heißt in einem gleichförmig magnetisierten Halbring, durchgeführt (vgl. Abbildung 4.5<br />

a)). Die Ergebnisse für die entsprechenden Frequenzen sind in Abbildung 4.6 d) und e)<br />

dargestellt. In diesem Fall können keine signifikanten Veränderungen in der Struktur der<br />

Moden in der Umgebung der Ausstülpung beobachtet werden. Dieses Ergebnis bestätigt,<br />

dass die gepinnte Domänenwand der Grund für die Änderungen in der Modenstruktur ist.<br />

Zur weiteren Analyse dieser neuen Mode in der Umgebung der Domänenwand wur-<br />

de das Verhalten der <strong>Spinwellen</strong>moden unter dem Einfluss eines erhöhten transversalen<br />

beziehungsweise parallelen magnetischen Felds untersucht. Als Erstes wurde die Verbrei-<br />

terung der Domänenwand sowie deren letztendliches Verschwinden für ein ansteigendes<br />

transversales Magnetfeld untersucht. Zum besseren Vergleich zwischen den Intensitäts-<br />

graphen bei verschiedenen Feldern sind nur die BLS-Frequenzen zwischen 2 und 6 GHz<br />

in Abbildung 4.7 wiedergegeben. Zusätzlich sind die Ergebnisse der korrespondierenden<br />

mikromagnetischen Simulationen für ausgewählte Felder dargestellt. Wie man aus den


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 67<br />

BLS-Intensitätsgraphen und dem Vergleich mit mikromagnetischen Simulationen erkennt,<br />

ist die neue Mode innerhalb der Domänenwand vorhanden, solange die asymmetrische<br />

transversale Domänenwand existiert. Diese Mode beginnt zu verschwinden, wenn die<br />

Domänenwandbreite aufgrund des extern anliegenden Feldes vergrößert wird. Bei einem<br />

Feldwert <strong>von</strong> 109Oe ist die asymmetrische transversale Domänenwand nicht mehr zwei-<br />

felsfrei nachweisbar. Bei weiterer Erhöhung des transversalen Felds folgt die Magnetisie-<br />

rung dem externen Feld sogar im Bereich der Ausstülpung.<br />

Weiter wurde die <strong>Spinwellen</strong>verteilung bei zunehmendem parallelen magnetischen Feld<br />

untersucht. In dieser Geometrie wird erwartet, dass sich die transversale Domänenwand<br />

ausdehnt und letztendlich <strong>von</strong> der pinning-Struktur losgelöst wird, wie bereits anhand der<br />

Lorentz-Mikroskopieaufnahmen des vorigen Abschnitts gezeigt werden konnte. In diesem<br />

Fall wurde die Domänenwand wie bereits beschrieben initialisiert. Danach wurde ein pa-<br />

ralleles, leicht ansteigendes Feld angelegt. Die Ergebnisse sowie die korrespondierenden<br />

mikromagnetischen Simulationsergebnisse sind in Abbildung 4.8 wiedergegeben.<br />

Wie man aus den Simulationen und dem Vergleich mit den Lorentz-Mikroskopieauf-<br />

nahmen erkennt, wird die Domänenwand bereits bei einem Feld <strong>von</strong> ca. 15 Oe aus der pin-<br />

ning-Struktur gelöst und nach links getrieben. Diese Änderung der Magnetisierungsstruk-<br />

tur der Probe kann in den BLS-Intensitätsgraphen ebenfalls beobachtet werden. Solange<br />

die Domänenwand in der Umgebung der Ausstülpung gepinnt wird, ist keine signifikan-<br />

te Veränderung des Eigenmodenspektrums der <strong>Spinwellen</strong> für die erste Eigenmode bei<br />

2,5 GHz zu erkennen. Sobald allerdings die Domänenwand losgelöst wird und anfängt,<br />

sich in Feldrichtung zu bewegen, verschwinden die außerhalb der ursprünglichen Wand-<br />

position existierenden Moden aufgrund der Ausdehnung der Wand in diese Richtung. Dies<br />

kann für Feldwerte ab 12 Oe in den Messungen beobachtet werden. Die in der Domänen-<br />

wand lokalisierte Mode verschwindet an der ursprünglichen Position, sobald die Wand<br />

<strong>von</strong> dieser Position wegbewegt wird, und das Modenprofil der <strong>Spinwellen</strong>, das entlang des<br />

Umfangs des Halbkreises existiert, bildet sich heraus. Auf diese Art und Weise kann also<br />

die Domänenwandbewegung durch BLS-Mikroskopie beobachtet werden. Im Gegensatz<br />

zu direkt abbildenden Verfahren wird hierbei die Domänenwand nur indirekt über die Ver-<br />

schiebungen im <strong>Spinwellen</strong>spektrum detektiert. Die BLS-Mikroskopiemessungen stehen<br />

dabei in sehr guter Übereinstimmung mit den Aufnahmen der Lorentz-Mikroskopie.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die mit BLS-Mikroskopie aufgenom-<br />

menen thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektren in Ni81Fe19-Halbringen mit geometrischem pin-<br />

ning-Zentrum klare Unterschiede in An- und Abwesenheit einer Domänenwand aufwei-<br />

sen. Die an der Ausstülpung gepinnte Domänenwand beeinflusst deutlich die <strong>Spinwellen</strong>-<br />

spektren durch ihr verändertes internes Feld, das heißt, dass die entlang des Durchmessers


68 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.7: Linke Seite: Intensitätsgraph der Spektren der thermisch aktivierten <strong>Spinwellen</strong><br />

in der halbkreisförmigen Ni81Fe19-Struktur mit Radius 5 µm. Während der Messung wurde das<br />

transversale Feld <strong>von</strong> 0 Oe auf 430 Oe erhöht. Die weißen gestrichelten Linien zeigen die Positi-<br />

on der Ausstülpung. Rechte Seite: Korrespondierende Magnetisierungsverteilung aus OOMMF-<br />

Simulationen.<br />

Der Intensitätsgraph zeigt die Modifikation des <strong>Spinwellen</strong>spektrums im Vergleich <strong>zur</strong> Referenz-<br />

messung ohne Domänenwand. Die ursprünglich an der Position der Ausstülpung vorhandenen<br />

Moden verschwinden, dafür tritt eine neue Mode in diesem Bereich auf. Mit zunehmender Feld-<br />

stärke verschieben sich die Moden zu höheren Frequenzen und die Domänenwand verbreitert sich.<br />

In den letzten Graphen, die zu den höchsten gemessenen Feldwerten gehören, ist die Domänen-<br />

wand verschwunden und lediglich der Effekt der vergrößerten Streifenbreite an der Position der<br />

Ausstülpung auf die Modenfrequenz kann beobachtet werden.


4.1 Modifikation des thermischen <strong>Spinwellen</strong>spektrums durch eine Domänenwand 69<br />

Abbildung 4.8: Linke Seite: Intensitätsgraph der Spektren der thermisch aktivierten <strong>Spinwellen</strong> in<br />

der halbkreisförmigen Ni81Fe19-Struktur mit Radius 5 µm für verschiedene parallele Felder. Für<br />

diese Messungen wurde die Domänenwand nukleiert durch Anlegen eines transversalen Feldes und<br />

danach <strong>zur</strong> Remanenz relaxiert. Anschließend wurde die Probe um 90 ◦ gedreht und ein paralleles<br />

Feld angelegt. Die weißen gestrichelten Linien zeigen die Position der Ausstülpung. Rechte Seite:<br />

Korrespondierende Magnetisierungsverteilung aus OOMMF-Simulationen.<br />

Die feldgetriebene Verschiebung der Domänenwand kann auch aus den Intensitätgraphen als Ver-<br />

änderung im Modenspektrum gesehen werden. Solange die Domänenwand an der Ausstülpung<br />

gepinnt wird, verändert sich das charakteristische Modenspektrum auf der linken Seite der Domä-<br />

nenwand mit Feldänderungen nicht. Sobald die Wand allerdings aufgrund einer zu hohen Feldstär-<br />

ke losgelöst wird, verändert sich auch die linke Seite des Spektrums entsprechend.


70 Experimentelle Ergebnisse<br />

gemessenen quantisierten Moden an dieser Stelle verschwinden und dafür eine neue Mode<br />

in der Wand auftaucht. Die experimentellen Ergebnisse konnten durch statische und dy-<br />

namische mikromagnetische Simulationen bestätigt werden. Auch die Feldabhängigkeit<br />

der Domänenwandstruktur bei Anlegen eines transversalen externen Felds, was zunächst<br />

<strong>zur</strong> Verbreiterung und schließlich zum Verschwinden der Wand führt, sowie das depinning<br />

der Wand in einem parallelen Magnetfeld können durch BLS-Mikroskopie nachgewiesen<br />

werden.<br />

Als wesentliches Ergebnis stellt sich heraus, dass durch BLS-Mikroskopie eine Spin-<br />

wellenmode, die in der Domänenwand lokalisiert ist, nachgewiesen werden kann. Die Lo-<br />

kalisierung wird dabei durch den Potentialwall für <strong>Spinwellen</strong> erreicht, der sich durch die<br />

Domänenwand aufbaut. Um die Messungen durchzuführen, musste allerdings die Domä-<br />

nenwand zuverlässig und reproduzierbar in der betrachteten Struktur nukleiert werden kön-<br />

nen. Die Überprüfung der erfolgreichen Nukleation erfolgte mittels Lorentz-Mikroskopie<br />

und mikromagnetischen Simulationen.<br />

4.2 Domänenwandbewegung durch propagierende<br />

<strong>Spinwellen</strong><br />

Während die Bewegung <strong>von</strong> Domänenwänden durch elektrische Ströme untersucht<br />

wurde [182–185] und die Auswirkungen einer Wand auf das thermische <strong>Spinwellen</strong>spek-<br />

trum im vorherigen Abschnitt im Zentrum der Untersuchung stand, wird im folgenden<br />

Abschnitt die Beeinflussung einer Domänenwand durch eine propagierende Spinwelle be-<br />

handelt, eine Fragestellung, der in der Literatur bislang nur wenig Interesse zuteil wurde.<br />

Die <strong>Untersuchungen</strong> wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeisgruppe <strong>von</strong> Prof. Sang-<br />

Koog Kim <strong>von</strong> der Seoul National University durchgeführt.<br />

Da die experimentelle Realisierung nicht zuletzt aufgrund des nötigen Domänenwand-<br />

pinnings kompliziert ist und eine Vielzahl <strong>von</strong> Probenparametern existiert, wurden mi-<br />

kromagnetische Simulationen mit dem OOMMF-Code durchgeführt, um ein erstes Ver-<br />

ständnis der zugrunde liegenden Mechanismen zu erlangen. Als Material wurde Ni81Fe19<br />

gewählt, wobei die bekannten Standardparameter dieses Materials verwendet wurden (A=<br />

1,3·10 −6 erg/cm, MS = 860G und α = 0,01). Als Modellsystem wurde <strong>von</strong> einem einfa-<br />

chen Permalloystreifen ohne Veränderungen der Geometrie ausgegangen, in dessen Mitte<br />

eine transversale head-to-head-Domänenwand platziert ist. Die Abmessungen des<br />

Permalloy-Streifens sind: Länge 3005 nm, Breite 50 nm und Dicke 10 nm, die Zellgrö-<br />

ße beträgt 5 × 5 × 10nm 3 . Dadurch wird einerseits die Existenz einer transversalen Wand


4.2 Domänenwandbewegung durch propagierende <strong>Spinwellen</strong> 71<br />

a)<br />

50 nm<br />

b)<br />

y<br />

z<br />

x<br />

f =18 GHz<br />

SW<br />

-100 -50 0 50 100<br />

x [nm]<br />

x=0<br />

3005 nm<br />

t [ns]<br />

0<br />

10<br />

17<br />

f =13 GHz<br />

SW<br />

-100 -50 0 50 100<br />

x [nm]<br />

Abbildung 4.9: a) Für die Simulation verwendeter Ni81Fe19-Streifen. Die Dicke beträgt<br />

10 nm, die Länge 3005 nm und die Breite 50 nm. Die Domänenwand wurde an der Positi-<br />

on x = 0nm erzeugt. Die graue Box auf der linken Seite bezeichnet die Region, in der die<br />

<strong>Spinwellen</strong> erzeugt werden. Es wird eine ungerade Anzahl <strong>von</strong> Zellen verwendet, damit<br />

sich die Domänenwand exakt in der Mitte der Struktur befindet. b) Zeitliche Entwick-<br />

lung der Domänenwandbewegung durch <strong>Spinwellen</strong>frequenzen <strong>von</strong> fSW = 18GHz und<br />

fSW = 13GHz.<br />

ermöglicht, andererseits durch die Länge sichergestellt, dass Entmagnetisierungsfelder an<br />

den Streifenenden nur einen geringen Einfluss auf die Wand ausüben. Die Wand wird in<br />

der Mitte des Streifens (Position x = 0) platziert. In den Simulationen wird bewusst eine<br />

ungerade Anzahl <strong>von</strong> Zellen verwendet, was auch die auf den ersten Blick untypische Län-<br />

ge <strong>von</strong> 3005 nm erklärt. Damit soll sichergestellt werden, dass die Domänenwand exakt<br />

in der Mitte der Struktur liegt. Diese Konfiguration stellt einen metastabilen Zustand der<br />

Domänenwand im Streifen dar, da bereits durch kleine Änderungen die Wand aus ihrer<br />

Gleichgewichtsposition ausgelenkt werden kann und danach allein infolge der Entmagne-<br />

tisierungsfelder den Streifen entlangläuft bis zum Streifenende und dort verschwindet.<br />

Um <strong>Spinwellen</strong> in der betrachteten Struktur an<strong>zur</strong>egen, wurde ein sinusförmiges Wech-<br />

selfeld H = H0 sin(ωHt) mit Feldrichtung in +y − Richtung angelegt. Als Anregungsbe-<br />

reich wurde eine schmaler Streifen mit Dimensionen 5 × 50 × 10nm 3 an der linken Seite<br />

der Struktur benutzt [23]. Der Probenaufbau ist in Abbildung 4.9 zusammengefasst.<br />

Bei entsprechend großer Wahl der Amplitude H0 (im zunächst untersuchten Fall <strong>von</strong><br />

H0 = 1kOe) kommt es somit <strong>zur</strong> Ausbildung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>, die den Streifen ausgehend


72 Experimentelle Ergebnisse<br />

7<br />

a) b)<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Frequenz [GHz]<br />

Versetzung der<br />

Domänenwand [µm]<br />

0,16<br />

0,12<br />

0,08<br />

0,04<br />

14,5 GHz<br />

18 GHz<br />

24 GHz<br />

27 GHz<br />

32 GHz<br />

0,00<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Zeit [ns]<br />

Abbildung 4.10: a) Durchschnittsgeschwindigkeit der transversalen Domänenwand in<br />

Abhängigkeit der <strong>Spinwellen</strong>frequenz für Frequenzen zwischen 10 und 45GHz. Die Peaks<br />

treten auf für 14,5; 18,0; 24,0; 27,0 und 32,0GHz. Die gestrichelte rote Linie gibt die Ge-<br />

schwindigkeit der Domänenwand (≈ 0,17m/s) durch Relaxation ohne anliegende Spin-<br />

wellen an. Hierzu wurde die Domänenwand abseits der Mitte des Streifens nukleiert und<br />

danach über die Simulationszeit relaxiert. b) Versetzung der Domänenwand über die Zeit<br />

für die in a) als Peaks gekennzeichneten <strong>Spinwellen</strong>frequenzen und einer Amplitude <strong>von</strong><br />

H0 = 1kOe.<br />

vom Anregungsgebiet entlanglaufen. Als Simulationszeit wurden 25 ns gewählt. Treffen<br />

diese propagierenden <strong>Spinwellen</strong> nun auf die Domänenwand in der Mitte des Streifens, so<br />

kommt es bei bestimmten Frequenzen zu einer Bewegung der Wand aus ihrer Ursprungs-<br />

position. Beispielsweise wird die Domänenwand für eine <strong>Spinwellen</strong>frequenz <strong>von</strong> 18 GHz<br />

bewegt, während sie bei 13 GHz <strong>von</strong> der Spinwelle nicht beeinflusst wird (siehe Abbildung<br />

4.9 b)).<br />

Zur genaueren Untersuchung der Abhängigkeit <strong>von</strong> Domänenwandbewegung und Spin-<br />

wellenfrequenz wurde daher der Frequenzbereich <strong>von</strong> 10-45 GHz mit einer Schrittweite<br />

<strong>von</strong> 0,5 GHz durchgefahren und die Durchschnittsgeschwindigkeit ¯v der Domänenwand<br />

bestimmt. Wie man aus Abbildung 4.10 erkennt, gibt es hierbei insgesamt 5 Peaks un-<br />

terschiedlicher Stärke bei 14,5 GHz ( ¯v = 1,1m/s), 18 GHz ( ¯v = 5,9m/s), 24 GHz ( ¯v =<br />

4,6m/s), 27 GHz ( ¯v = 2,1m/s) und 32 GHz ( ¯v = 0,8m/s). Es existieren also bestimm-<br />

te Frequenzen, die die Domänenwand besonders effizient mit einer entsprechenden Ge-<br />

schwindigkeit antreiben. Für eine Frequenz <strong>von</strong> 18 GHz, wo die Auslenkung der Wand<br />

mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit verbunden ist, wurde weiter untersucht,<br />

wie stark diese Durchschnittsgeschwindigkeit <strong>von</strong> der Feldamplitude beziehungsweise<br />

<strong>Spinwellen</strong>intensität abhängt. Unterhalb einer Amplitude <strong>von</strong> 150Oe ist die Intensität


4.2 Domänenwandbewegung durch propagierende <strong>Spinwellen</strong> 73<br />

Geschwindigkeit [m/s]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000<br />

Magnetfeld [Oe]<br />

Abbildung 4.11: Durchschnittsgeschwindig-<br />

keit der transversalen Domänenwand für ei-<br />

ne <strong>Spinwellen</strong>frequenz <strong>von</strong> 18GHz und für<br />

verschiedene Werte der Anregungsamplitude<br />

(H0 = 0,1; 1,0; 4,0; 5,0 und 8,0kOe)<br />

der <strong>Spinwellen</strong> zu schwach, um die Domänenwand zu bewegen, sobald diese Schwelle<br />

überschritten wird, steigt der Wert der Durchschnittsgeschwindigkeit nahezu linear mit<br />

der Amplitude des Felds an (siehe Abbildung 4.11).<br />

Abbildung 4.10 b) zeigt die Auslenkung der Domänenwand aus der Ursprungsposi-<br />

tion während der Simulationszeit <strong>von</strong> 25 ns. Es ist zu erkennen, dass die Bewegung der<br />

transversalen Wand für alle betrachteten Frequenzen nahezu gleichmäßig während der Si-<br />

mulationsdauer ist. Allerdings beschleunigt sich die Bewegung, sobald die Domänenwand<br />

weniger als 1 µm vom Ende des Streifens entfernt ist (siehe Abbildung 4.12). In diesem<br />

Bereich wirken die Entmagnetisierungsfelder stärker auf die Bewegung der Wand als der<br />

Antrieb durch <strong>Spinwellen</strong>. Um auszuschließen, dass die Bewegung der Wand maßgeblich<br />

durch diese Entmagnetisierungsfelder angetrieben wird, wurde die Domänenwand an ei-<br />

ner Position x = +10nm <strong>von</strong> der Mitte entfernt initialisiert und ohne die Einwirkung <strong>von</strong><br />

<strong>Spinwellen</strong> die Bewegung für eine Dauer <strong>von</strong> 110 ns simuliert. Die transversale Wand<br />

wird in diesem Fall auch in Richtung des Streifenendes bewegt, allerdings mit einer deut-<br />

lich reduzierten Geschwindigkeit <strong>von</strong> nur knapp 0,17 m/s, sodass auch nach einer deutlich<br />

verlängerten Simulationszeit das Ende des Streifens <strong>von</strong> der Domänenwand nicht erreicht<br />

wurde. Die ursprünglich beobachtete Bewegung der Domänenwand ist somit spinwel-<br />

leninduziert und wird durch die energetische Beschaffenheit des betrachteten Systems le-<br />

diglich schwach unterstützt. Zur weiteren Untersuchung, warum bestimmte Frequenzen<br />

besonders effizient die Domänenwand schieben, wurden an der Seoul National University<br />

<strong>von</strong> Dong-Soo Han, Jun-Young Lee und Sang-Koog Kim der Frequenzbereich bis 45 GHz<br />

durch eine sinus cardinalis-Funktion der Form H = H0 sin(ωHt)/(ωHt) mit Amplitude<br />

H0 = 10Oe und ωH = 45GHz in der gleichen Struktur angeregt. Anschließend wurde eine<br />

Fourier-Transformation der z-Komponente in der Streifenmitte (y = +25nm) entlang der<br />

langen Achse des Streifens in eine Region <strong>von</strong> x = −45bis+45nm durchgeführt, also eine<br />

Region, die gerade die Domänenwand beinhaltet. Eine Darstellung der FFT-Intensität ge-<br />

gen die Frequenzen wie in Abbildung 4.13 zeigt eine sehr gute Übereinstimmung zwischen


74 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.12: Versetzung der Domänen-<br />

wand für eine <strong>Spinwellen</strong>frequenz <strong>von</strong> 18 GHz<br />

und einer Amplitude <strong>von</strong> 1 kOe. Die Zeitdau-<br />

er ist lang genug gewählt, damit die Wand das<br />

Ende des Streifens erreichen kann. Durch rei-<br />

ne Relaxation über diese Zeit für eine nicht<br />

durch <strong>Spinwellen</strong> ausgelenkte Wand reicht die<br />

Geschwindigkeit nicht aus, um das Streifenen-<br />

de zu erreichen. Der Antrieb der transversa-<br />

len Wand ist somit deutlich effizienter.<br />

Versetzung der<br />

Domänenwand [µm]<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Streifenende<br />

18 GHz, 1 kOe<br />

Relaxation<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100110<br />

Zeit [ns]<br />

den Peak-Positionen, wenn auch die Intensitäten lediglich qualitativ übereinstimmen. Die<br />

Bewegung der Domänenwand durch <strong>Spinwellen</strong> geschieht also gerade dann besonders<br />

effizient, wenn die <strong>Spinwellen</strong>frequenz mit den in der Wand lokalisierten Moden überein-<br />

stimmt.<br />

Abbildung 4.13: Frequenzabhängiger Vergleich der FFT Leistung (blau) mit der Ge-<br />

schindigkeit der Domänenwand (rot). Die Geschwindigkeit der Domänenwand (siehe<br />

auch Abbildung 4.10 a)) zeigt eine gute qualitative Übereinstimmung mit den internen<br />

Moden der Domänenwand.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Domänenwände durch <strong>Spinwellen</strong><br />

bewegt werden können. Voraussetzung dafür ist eine resonante Anregung, das heißt,


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 75<br />

dass die <strong>Spinwellen</strong>frequenz mit einer internen Mode der Domänenwand übereinstimmt.<br />

Die Geschwindigkeit der Domänenwandbewegung hängt <strong>von</strong> der Frequenz und Ampli-<br />

tude der propagierenden <strong>Spinwellen</strong> ab. Letztlich ermöglicht dieser Mechanismus eine<br />

<strong>zur</strong> elektrischen- oder feldinduzierten alternative Art der Domänenwandbewegung, wenn<br />

auch der experimentelle Nachweis und eine konsistente theoretische Erklärung bislang<br />

noch diskutiert werden.<br />

4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende<br />

Domänenwände<br />

4.3.1. <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch eine oszillierende, gepinnte Domänen-<br />

wand<br />

In Abschnitt 4.2 wurde bereits die <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> propagierenden <strong>Spinwellen</strong> und<br />

einer Domänenwand in Ni81Fe19 untersucht. Hierbei wird die Wand durch die ankom-<br />

menden <strong>Spinwellen</strong> unter bestimmten Bedingungen aus ihrer Ursprungsposition entfernt.<br />

Umgekehrt sollte es aber auch möglich sein, mit einer sich gleichförmig bewegenden Wand<br />

<strong>Spinwellen</strong> erzeugen zu können; die oben angedeuteten Überlegungen also quasi umzu-<br />

kehren. Die Erzeugung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> mittels Umklappen <strong>von</strong> Vortexkernen wurde be-<br />

reits numerisch untersucht [24]. Analog zu dieser Domänenwandkonfiguration soll im<br />

Folgenden untersucht werden, wie eine <strong>Spinwellen</strong>anregung durch eine transversale Wand<br />

geschehen kann. Im Gegensatz zu transversalen Wänden bildet sich ein Vortex bereits<br />

aufgrund der gewählten Geometrie aus und somit liegt auch nach einem Umklappen der<br />

Magnetisierung wieder ein Vortex-Zustand vor. Transversale Domänenwände befinden<br />

sich ohne pinning-Zentrum in einem metastabilen Zustand und müssen deswegen gepinnt<br />

werden, um eine kontinuierliche und reproduzierbare Bewegung zu erreichen.<br />

Wird eine solche gepinnte Wand nun durch ein periodisch oszillierendes externes Mag-<br />

netfeld angeregt, so bildet sich eine stationäre Oszillation der Domänenwand heraus. Ge-<br />

schieht die Anregung mit einer Eigenfrequenz der Wand, so ist die Anregung besonders<br />

effizient. Die Amplitude der sich ausbildenden Schwingung wird bestimmt durch das<br />

Wechselspiel <strong>von</strong> Energiedissipationsprozessen aufgrund <strong>von</strong> Dämpfung und dem fort-<br />

währenden Antrieb durch das externe Feld. Die dadurch in das System gepumpte Energie<br />

führt nicht nur <strong>zur</strong> Kompensation der gedämpften Oszillation, sondern auch <strong>zur</strong> Anre-<br />

gung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>. Ähnliche <strong>Untersuchungen</strong> benutzten spin-polarisierte Ströme, um<br />

die Domänenwand zu bewegen, ließen allerdings die Herausbildung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> un-


76 Experimentelle Ergebnisse<br />

berücksichtigt [186]. Diese wurden erst jüngst im Rahmen einer theoretischen Arbeit für<br />

spin-polarisierte Ströme mitbetrachtet [187].<br />

Um das im vorherigen Abschnitt skizzierte Prinzip zu verifizieren, wurden mikro-<br />

magnetische Simulationen mit dem LLG-Code durchgeführt [143]. Für die Simulationen<br />

wurden die Standardmaterialparameter <strong>von</strong> Ni81Fe19verwendet, also eine Sättigungsmag-<br />

netisierung <strong>von</strong> 800G und eine Austauschkonstante <strong>von</strong> A = 1,05 · 10 −6 erg/cm 3 . Die<br />

Dämpfung α wurde auf 0,01 gesetzt. Als Struktur wurde die in Abbildung 4.14 dargestell-<br />

te einfache Kreuzstruktur mit einer Armbreite <strong>von</strong> 50 nm für die längeren und 30 nm für<br />

die kürzeren Arme verwendet. Der breitere Streifen entlang der x-Achse wird als der Be-<br />

reich angenommen, in dem die <strong>Spinwellen</strong> angeregt werden sollen und propagieren, der<br />

schmalere Streifen entlang der y-Achse dient nur dem pinning der Domänenwand. Auf<br />

diese Weise wird ein sehr starkes pinning-Zentrum realisiert, da die geometrische Modi-<br />

fikation an beiden Seiten des näher zu untersuchenden breiteren Streifens angebracht ist<br />

und durch die Verlängerung die Formanisotropie für eine Ausrichtung der Magnetisierung<br />

entlang der beiden Streifenachsen sorgt [188]. Für einen Nachweis des Prinzips und um<br />

die Rechenzeit für die mikromagnetischen Simulationen im sinnvollen Rahmen zu halten,<br />

wurde lediglich ein Bereich <strong>von</strong> 1 µm× 400 nm mit einer Dicke <strong>von</strong> 5 nm simuliert. Dieser<br />

Bereich ist groß genug, um den prinzipiellen Nachweis der Funktionsweise der Anregung<br />

zu liefern, auch wenn reelle Proben deutlich größere Abmessungen besitzen. Die Dicke<br />

wurde gering gewählt, um sicherzustellen, dass die Ausbildung einer Vortex-Wand nicht<br />

favorisiert wird (siehe Kapitel 2.3.3). Als Zellgrößen wurden 10 nm in x- und y-Richtung<br />

und 5 nm in z-Richtung gewählt. Die Ausgangskonfiguration ist in Abbildung 4.14 dar-<br />

gestellt. In dieser Konfiguration hält die Formanisotropie die Magnetisierung entlang der<br />

Streifenachsen. Die Magnetisierung im Kreuzungsbereich in positive y-Richtung kann<br />

durch Sättigung der Struktur mit einem externen Magnetfeld in z-Richtung und nachfol-<br />

gende Relaxation <strong>zur</strong> Remanenz erreicht werden.<br />

Um die Resonanzfrequenz der Domänenwand zu bestimmen, wurde die komplette<br />

Struktur durch einen schwachen Magnetfeldpuls (Amplitude 10Oe, Dauer 100 ps, Simu-<br />

lationsdauer 25 ns) in positiver x-Richtung angeregt. Die Dauer des Pulses wurde hierbei<br />

bewusst lang gewählt, um nur die Resonanzfrequenz der Domänenwand zu bestimmen<br />

und die hier nicht interessierenden Eigenmoden in den Streifenarmen, die eine geringe-<br />

re Effizienz haben, an<strong>zur</strong>egen. Durch die Richtung des angelegten Felds werden nur die<br />

magnetischen Momente angeregt, die nicht parallel <strong>zur</strong> Richtung des Feldpulses liegen,<br />

also im Wesentlichen die Momente im schmaleren Arm und der Domänenwand. Nach ei-<br />

ner Fourier-Transformation der damit erhaltenen Simulationsdaten konnte für jeden Punkt<br />

der Struktur die lokale Resonanzfrequenz bestimmt werden (siehe Abschnitt 3.3.3). Im


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 77<br />

400 nm<br />

y<br />

z<br />

x<br />

30 nm<br />

1 µm<br />

Abbildung 4.14: Domänenwandkonfiguration nach Energierelaxierung. Die Forman-<br />

isotropie hält die Magnetisierung entlang der Längsachse der Arme und sorgt für die<br />

Herausbildung einer tail-to-tail-Wand. Der weiße Stern bezeichnet die Position, an der<br />

die in Abbildung 4.16 und 4.17 dargestellten Daten aufgenommen wurden.<br />

Wandbereich ergibt sich eine Resonanzfrequenz <strong>von</strong> 5,0 GHz im Rahmen der numerischen<br />

Genauigkeit. Durch Anlegen eines externen magnetischen Wechselfelds dieser Frequenz<br />

mit einer Amplitude <strong>von</strong> 10 Oe beginnt die Domänenwand zu oszillieren und strahlt Spin-<br />

wellen ab. Die Amplitude ist hierbei sehr viel kleiner als das ebenfalls aus mikromag-<br />

netischen Simulationen erhaltene depinning-Feld <strong>von</strong> 250Oe gewählt, das benötigt wird,<br />

um die Domänenwand aus der Ursprungsposition herauszubewegen. Die Wahl eines solch<br />

kleinen Felds verhindert eine zu starke Anregung, die zu einem chaotischen Verhalten der<br />

Schwingung führen kann.<br />

Um ein einheitliches Schwingverhalten der Wand näher untersuchen zu können, muss<br />

der Einschwingvorgang abgeschlossen sein, das heißt, ein stationärer Zustand der Schwin-<br />

gung muss erreicht worden sein. In diesem Fall emittiert die Domänenwand <strong>Spinwellen</strong><br />

mit einer Wellenlänge <strong>von</strong> ungefähr 130 nm (siehe Abbildung 4.15). Im Fall einer re-<br />

sonanten Anregung der Domänenwand kann also selbst mit einer kleinen Amplitude des<br />

externen Felds eine vergleichsweise starke Anregung der Wand ermöglicht werden. In<br />

Abbildung 4.16 ist der detaillierte zeitliche Verlauf für alle drei Komponenten der Mag-<br />

netisierung für die ersten 2,5 ns der Schwingung gezeigt. Die Graphen wurden dabei als<br />

Schnitte, wie in Abschnitt 3.3.3 beschrieben, erzeugt. Auf der Abszisse ist die Zeit aufge-<br />

tragen, auf der Ordinate die x-Koordinaten für einen festen y-Wert in der Mitte der Struk-<br />

tur. Man erkennt hier deutlich die Domänenwand in der Mitte jeder Grafik. Das extern<br />

angelegte Magnetfeld benötigt einige Zeit, um die Domänenwand <strong>zur</strong> Schwingung anzu-<br />

50 nm


78 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.15: my-Komponente der Magnetisierung entlang der langen Achse der ma-<br />

gnetischen Struktur zu verschiedenen Zeitpunkten. Die Bewegung der Domänenwand (in<br />

der Mitte des Streifens um die Position 500 nm) sowie die Anregung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> (in<br />

den Armen für x > 600nm bzw. x < 400nm) kann deutlich beobachtet werden. Die unte-<br />

re Reihe zeigt die zu den im Graph angegebenen zugehörigen Domänenkonfigurationen<br />

bei a) 5,29 ns, b) 5,35 ns und c) 5,39 ns. Die Bewegung der Wand <strong>von</strong> links nach rechts<br />

während einer Schwingungsperiode kann ebenfalls erkannt werden.


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 79<br />

regen. Nach diesem Einschwingvorgang, der nach circa 1,5 ns abgeschlossen ist, erkennt<br />

man eine gleichförmige Schwingung der Domänenwand. Die Abstrahlung <strong>von</strong> Spinwel-<br />

len als <strong>von</strong> der schwingenden Domänenwand weglaufende Strahlen ist bereits beim Ein-<br />

schwingen zu erkennen, wird im Folgenden aber noch ausführlicher untersucht. Abbildung<br />

4.17 a) zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der gleichförmigen Domänenwandschwingung<br />

für eine Dauer <strong>von</strong> 1 ns. Hieran kann man sehr gut die Schwingungsfrequenz der Do-<br />

mänenwand <strong>von</strong> 5 GHz erkennen. Die <strong>Spinwellen</strong>emission in den breiteren Armen kann<br />

am besten in der my- und mz-Komponente beobachtet werden, da in der mx-Komponente<br />

die Formanisotropie dominiert und die magnetischen Momente entlang der Streifenachse<br />

aus<strong>zur</strong>ichten versucht. Die beiden erstgenannten Komponenten stehen rechtwinklig zum<br />

anliegenden Magnetfeld und sind zu Beginn der Oszillation in den breiteren Armen gleich<br />

Null.<br />

Wie man an Abbildung 4.16 am besten anhand der mz-Komponente erkennt, beginnt<br />

die Abstrahlung der <strong>Spinwellen</strong> mit der ersten Bewegung der Wand. Die mz-Komponente<br />

ändert ihr Vorzeichen während der Oszillation, wie man aus dem Wechsel <strong>von</strong> Blau und<br />

Rot erkennt, weist dabei aber eine charakteristisch dreieckige Struktur auf, wie in der<br />

Abbildung auch nochmals eingezeichnet. Da die Amplitude der <strong>Spinwellen</strong> klein ist im<br />

Vergleich <strong>zur</strong> Oszillation der Wand, sind die <strong>Spinwellen</strong> in Abbildung 4.17 a) schwächer<br />

erkennbar. Durch Vergrößerung <strong>von</strong> einem der in x-Richtung orientierten Arme tritt die<br />

<strong>Spinwellen</strong>abstrahlung in Abbildung 4.17 b) deutlicher hervor. Die Gruppengeschwin-<br />

digkeit der abgestrahlten <strong>Spinwellen</strong> kann durch die Steigung der in Abbildung 4.17 b)<br />

eingezeichneten Linien bestimmt werden und beträgt 1,25 µm/ns. Die Spinwelle wird am<br />

Ende des Streifens reflektiert und interferiert mit den neu angeregten <strong>Spinwellen</strong>. Die<br />

Frequenz der propagierenden Spinwelle kann durch eine Fourier-Transformation erhalten<br />

werden und beträgt 10 GHz (siehe Abbildung 4.18). In dieser Abbildung ist die räumliche<br />

Verteilung der aus der Fourier-Transformation bestimmten Moden für die Anregungsfre-<br />

quenz 5 GHz sowie die Moden mit höheren Frequenzen bei 10 und 15 GHz dargestellt.<br />

Wie man dieser Abbildung entnimmt, wird mit der Anregungsfrequenz <strong>von</strong> 5 GHz in der<br />

Tat nur der Bereich um die Kreuzung der beiden Streifen angeregt, während in den Armen<br />

keinerlei Anregung festzustellen ist. Auffallend ist, dass die Frequenz der <strong>Spinwellen</strong> gera-<br />

de doppelt so hoch wie die Anregungsfrequenz der Domänenwand ist. <strong>Spinwellen</strong> mit der<br />

Anregungsfrequenz können in diesem Fall aber nicht entlang des Streifens propagieren, da<br />

sie außerhalb des <strong>Spinwellen</strong>bands liegen.<br />

Wie bereits erwähnt, hängt die <strong>Spinwellen</strong>abstrahlung <strong>von</strong> der Oszillation der mz-Kom-<br />

ponente ab. Bei der Oszillation dieser Komponente treten an zwei Positionen Schwin-<br />

gungsbäuche auf. An diesen Positionen schwingt die mz-Komponente mit maximaler Am-


80 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.16: Zeitliche Entwicklung der drei Magnetisierungskomponenten während<br />

der ersten 2,5 ns entlang der x-Achse an einer y-Position in der Mitte der Struktur. Der<br />

Einschwingvorgang während der ersten 1,5 ns und die nachfolgende gleichmäßige Os-<br />

zillation der Domänenwand können eindeutig identifiziert werden. Die Domänenwand<br />

liegt in der Mitte des Graphen. In der mz-Komponente sind die <strong>von</strong> der Domänenwand<br />

erzeugten <strong>Spinwellen</strong> zu erkennen. Die <strong>von</strong> den Randbereichen zu Beginn auf die Wand<br />

zulaufenden <strong>Spinwellen</strong> entstehen durch eine Anregung der Randdomänen.


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 81<br />

Abbildung 4.17: a) Zeitliche Entwicklung des Systems nach dem Ende des Einschwing-<br />

vorgangs für die Dauer <strong>von</strong> 1 ns. Die Resonanzfrequenz der Wand mit einer Frequenz <strong>von</strong><br />

5 GHz kann anhand der dargestellten Anzahl <strong>von</strong> Schwingungsperioden abgeleitet wer-<br />

den. b) Vergrößerte Darstellung aus a) <strong>von</strong> einem der beiden in x-Richtung orientierten<br />

Arme für eine Zeitdauer <strong>von</strong> ebenfalls 1 ns. Die Abstrahlung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> <strong>von</strong> der os-<br />

zillierenden Domänenwand und ihre Propagation entlang des Streifens sind dargestellt.<br />

Die Steigung der eingezeichneten Linien wurde <strong>zur</strong> Berechnung der <strong>Spinwellen</strong>geschwin-<br />

digkeit herangezogen.


82 Experimentelle Ergebnisse<br />

m x<br />

m y<br />

m z<br />

FFT 5 GHz<br />

FFT 10 GHz FFT 15 GHz<br />

1 µm<br />

Abbildung 4.18: Räumliche Verteilung der aus der Fourier-Transformation bestimmten<br />

Moden. Blau steht dabei für niedrige Intensitäten, während rot für hohe Intensitäten<br />

steht. Durch das externe magnetische Wechselfeld mit einer Frequenz <strong>von</strong> 5 GHz wird<br />

lediglich der Kreuzungsbereich, also der Bereich, in dem auch die Domänenwand sitzt,<br />

direkt angeregt. Die höheren dargestellten Frequenzen hingegen werden auch in den<br />

Armen angeregt. Hier hat die Mode mit einer Frequenz <strong>von</strong> 10 GHz die höchste Intensität.<br />

Die weiß eingezeichneten Umrisse der Kreuzstruktur wurden als Hilfe zum leichteren<br />

Erkennen eingefügt.<br />

plitude. In Abbildung 4.17 a) sind diese beiden Positionen (x = 460nm und x = 520nm)<br />

durch gestrichelte Linie markiert. Zu Beginn der Simulation ist die mz-Komponente noch<br />

gleich Null, da die komplette Magnetisierung in-plane, also in der Probenebene liegt. Erst<br />

die Bewegung der Wand führt <strong>zur</strong> Ausbildung einer <strong>von</strong> Null verschiedenen mz-Kompo-<br />

nente. Durch die Bewegung der Wand werden die magnetischen Momente <strong>zur</strong> Präzession<br />

angeregt, wobei der Präzessionskegel auch aus der Probenebene herausragt. Die Aus-<br />

bildung einer out-of-plane-Komponente bei Bewegung einer transversalen Wand wurde<br />

bereits anderweitig beschrieben [189] und erklärt sich aus der Ausbildung eines Streufelds<br />

bei Wandbewegung (siehe Kapitel 2.3.4).<br />

Abbildung 4.19 a) zeigt die Oszillation der Magnetisierung an dem in Abbildung 4.14<br />

400 nm


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 83<br />

markierten Punkt. Zusätzlich ist zum Vergleich die Schwingung des externen Felds dar-<br />

gestellt. Aus der Abbildung erkennt man, dass die Phasendifferenz zwischen dem ex-<br />

ternen Magnetfeld und den mx- und my-Komponenten, wie für eine extern angetriebene<br />

Schwingung im Resonanzfall erwartet, annähernd π/2 beträgt. Im Gegensatz zu den eben<br />

genannten Komponenten weist die mz-Komponente keine harmonische Schwingung, son-<br />

dern stattdessen eine asymmetrische Schwingung auf, die in Phase mit dem externen Feld<br />

ist (siehe Abbildung 4.19 b)). In Abbildung 4.19 b) ist zum besseren Vergleich die Os-<br />

zillation der mz-Komponente an den x-Positionen der Schwingungsbäuche, das heißt bei<br />

460 nm und 520 nm, veranschaulicht. Maxima und Minima der Schwingung stimmen nur<br />

teilweise mit denen des externen Felds überein.<br />

Die Domänenwandbewegung kann am besten anhand der mx- und my-Komponente<br />

nachgewiesen werden (vgl. Abbildung 4.17), da hier die Wand als die Region, in der<br />

my ≈ 1 gilt, definiert ist. Da der Betrag der Magnetisierung konstant bleibt, müssen<br />

bei einer Bewegung der Domänenwand die anderen beiden Komponenten im Bereich der<br />

Wand gleich Null sein. Dementsprechend erklärt sich die erneute Phasenverschiebung der<br />

mz-Komponente <strong>zur</strong> my-Komponente: am Umkehrpunkt der Schwingung kann die mz-<br />

Komponente nicht frei schwingen, da durch die dominante my-Komponente die Richtung<br />

der Magnetisierung festgelegt ist. Freie Schwingungen der mz-Komponente sind daher nur<br />

in den anderen Bereichen, in denen die magnetischen Momente <strong>zur</strong> Präzession angeregt<br />

werden, die Domänenwand aber abwesend ist, möglich. Dementsprechend erklärt sich der<br />

Phasenunterschied zwischen diesen beiden Komponenten dadurch, dass die Schwingung<br />

der mz-Komponente an einem Punkt erst beginnen kann, wenn sich die Domänenwand <strong>von</strong><br />

dort wegbewegt hat.<br />

Abbildung 4.19 b) zeigt die Schwingung an den Positionen der Bäuche der Schwin-<br />

gung (d. h. bei einer x-Position <strong>von</strong> 460 und 520 nm, vgl. Abbildung 4.17). Man erkennt,<br />

dass es zu einer Abweichung <strong>von</strong> einer sinusförmigen Schwingung des extern antreiben-<br />

den Felds kommt. Die Ursache dieser Abweichung wird im Folgenden näher untersucht.


84 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.19: a) Oszillation der Magnetisierung an dem in Abbildung 4.14 markierten<br />

Punkt verglichen mit der Schwingung des externen magnetischen Felds. Die Feldampli-<br />

tude ist auf der linken Seite angegeben, die auf die Sättigungsmagnetisierung normier-<br />

ten Amplituden der Komponenten der Magnetisierung auf der rechten Seite. Wie für ei-<br />

ne angetriebene Oszillation zu erwarten, beträgt die Phasenverschiebung zwischen dem<br />

treibenden Feld und der mx- beziehungsweise my-Komponente annähernd π/2. b) mz-<br />

Komponente an derselben y-Position wie zuvor, jedoch an den x-Positionen der Schwin-<br />

gungsbäuche, das heißt bei 460 nm und 520 nm (vgl. Abbildung 4.17). Man erkennt,<br />

dass eine Periode dieser Oszillation einen langsamen Anstieg und einen schnellen Abfall<br />

(rote Kurve) beziehungsweise gerade das umgekehrte Verhalten (grüne Kurve) zeigt. Die<br />

mz-Komponente folgt nicht mehr einer harmonischen Schwingung, ist aber wiederum in<br />

Phase mit dem externen Feld.<br />

4.3.2. <strong>Spinwellen</strong>frequenzverdopplung durch eine oszillierende<br />

Domänenwand<br />

Abbildung 4.18 zeigt bereits, dass die Frequenz der propagierenden <strong>Spinwellen</strong> gerade<br />

doppelt so groß wie die Frequenz des anregenden Magnetfelds ist. Der Grund dafür liegt<br />

in der am Ende des letzten Abschnitts bereits erwähnten asymmetrischen Schwingung der<br />

mz-Komponente. Abbildung 4.20 zeigt eine vergrößerte Darstellung eines Ausschnitts <strong>von</strong><br />

Abbildung 4.17, allerdings wurde für eine bessere Darstellung der Schwingung diesmal<br />

eine Amplitude <strong>von</strong> 40 Oe verwendet.<br />

Hier ist wiederum der charakteristisch dreieckige Verlauf der Schwingung in der mz-<br />

Komponente zu erkennen. Dieser resultiert aus verschiedenen Umschaltgeschwindigkei-<br />

ten beim Schalten der mz-Komponente <strong>von</strong> positiven Werten zu negativen und umgekehrt<br />

an den beiden in Abbildung 4.16 eingezeichneten Schwingungsbäuchen. Der die Schwin-


4.3 <strong>Spinwellen</strong>erzeugung durch oszillierende Domänenwände 85<br />

Abbildung 4.20: Vergrößerte Darstellung der in Abbildung 4.17 präsentierten my- und<br />

mz-Komponente. Für diese Grafik wurde allerdings die Amplitude des externen Magnet-<br />

felds auf 40 Oe vergrößert, um die Bewegung der Domänenwand und die Anregung der<br />

<strong>Spinwellen</strong> zu verdeutlichen. Die gewählte Amplitude ist immer noch weit unterhalb des<br />

depinning-Felds. Der untere Teil der mz-Abbildung wurde digital aufgehellt, um den Ef-<br />

fekt der Abstrahlung zu verdeutlichen. Die dreieckige Form einer vollständigen Oszilla-<br />

tionsperiode der mz-Komponente ist deutlich zu erkennen und für eine Periode markiert.<br />

Rote Bereiche zeigen einen positiven Wert, blaue einen negativen Wert dieser Komponen-<br />

ten an. Die Position der beiden Schwingungsbäuche sowie das schnelle und langsame<br />

Umschalten <strong>von</strong> positiven zu negativen Werten, welches die dreieckige Form verursacht,<br />

sind aus den Graphen erkennbar. Die erzeugten <strong>Spinwellen</strong> sind durch die Linien sche-<br />

matisch hervorgehoben. Dabei bezeichnen die gestrichelten Linien Maxima, die gepunk-<br />

teten Minima. Durch Vergleich der beiden Komponenten sowie dem Verlauf der Linien<br />

erkennt man, dass die <strong>Spinwellen</strong> durch die Oszillation der Schwingungsbäuche ange-<br />

regt werden. Die Tatsache, dass zwei dieser Punkte existieren und schwingen, erklärt die<br />

Frequenzverdopplung der abgestrahlten <strong>Spinwellen</strong>.<br />

gung dominierende Anteil ist die Bewegung der Domänenwand, die sich am besten in der<br />

my-Komponente darstellen lässt. Das schnelle Umschalten in der mz-Komponente kann<br />

nur dann geschehen, wenn diese Komponente frei schwingen kann. Da die Domänenwand<br />

aber an ihrer aktuellen Position die Präzession der magnetischen Momente unterbindet,<br />

kann beispielsweise für t = 5,1ns das schnelle Umschalten nur bei x = 520nm stattfinden,<br />

da am Umkehrpunkt x = 460nm die Domänenwand die Momente in y-Richtung ausrich-<br />

tet. Dies erklärt auch das langsame Umschalten: Während die magnetischen Momente<br />

durch die Bewegung der Domänenwand anfangen zu präzedieren und entsprechend die mz-<br />

Komponente auch ihr Vorzeichen wechselt, wird die Präzession durch das Vorhandensein<br />

der Domänenwand an einer Position behindert. Bei x = 520nm kann die mz-Komponente


86 Experimentelle Ergebnisse<br />

also frei schwingen, allerdings nur bis die Domänenwand vom Feld an diese Position zu-<br />

rückgetrieben wird. Bei einem Vergleich der beiden Komponenten in Abbildung 4.20<br />

erkennt man dies gut durch einen Vergleich der beiden Schwingungen. Schwingungen der<br />

mz-Komponente können also nur an Positionen geschehen, an denen sich die Domänen-<br />

wand gerade nicht befindet. Die Frequenz der Schwingung beträgt immer noch 5 GHz,<br />

wie man daran erkennt, dass jeweils ein roter und ein blauer Bereich der Abbildung zu-<br />

sammen eine vollständige Periode darstellen. Die Frequenzverdopplung kann in diesem<br />

Bild an den vier Strahlen, die zu beiden Seiten weglaufen (das heißt zwei Maxima (gestri-<br />

chelt) beziehungsweise zwei Minima (gepunktet)) erkannt werden und zeigt, dass gerade<br />

die Oszillation der mz-Komponente maßgeblich an der Anregung der <strong>Spinwellen</strong> beteiligt<br />

ist. Der Ursprung dieser <strong>Spinwellen</strong> sind die beiden oszillierenden Schwingungsbäuche.<br />

Der maßgebliche Mechanismus hierbei ist, dass die Oszillation an jedem dieser beiden<br />

Punkte eine neue <strong>Spinwellen</strong>front erzeugt, sobald die Magnetisierungskomponente einen<br />

Richtungswechsel <strong>von</strong> positiven nach negativen Werten oder umgekehrt vollzieht.<br />

Bei einem langsamen Umklappprozess wird dabei ein Minimum der propagierenden<br />

<strong>Spinwellen</strong> erzeugt, wenn die mz-Komponente <strong>von</strong> negativ nach positiv schwingt. Die<br />

Trägheit der magnetischen Momente sorgt dann dafür, dass sie bestrebt sind, möglichst<br />

lange in der vorherigen Richtung zu bleiben. Bei einem schnellen Umklappen <strong>von</strong> nega-<br />

tiven nach positiven Werten wird ein Maximum erzeugt, da hier die Änderung der Ori-<br />

entierung, bedingt durch die Wand, so schnell erfolgt, dass den magnetischen Momenten<br />

sofort das neue Vorzeichen aufgeprägt wird und dementsprechend an die Spinwelle wei-<br />

tergegeben wird. Da während einer Schwingungsperiode der Domänenwand jeweils zwei<br />

solcher Umklappprozesse an der Position der Schwingungsbäuche stattfinden und jeder<br />

dieser Umklappprozesse <strong>zur</strong> Abstrahlung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> beiträgt, wird die Frequenz der<br />

<strong>Spinwellen</strong> gerade verdoppelt.<br />

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass im betrachteten Fall alle drei Kom-<br />

ponenten der Magnetisierung mit der gleichen Frequenz oszillieren, eben der Frequenz<br />

des extern anliegenden Magnetfelds, allerdings ist die Phasenverschiebung verschieden.<br />

Da in der mz-Komponente zwei Schwingungsbäuche existieren, <strong>von</strong> denen jeder Spinwel-<br />

len durch die Schwingung anregt, oszilliert diese Komponente effektiv mit der doppelten<br />

Frequenz des antreibenden Felds. Mikromagnetische Simulationen ermöglichen somit die<br />

Möglichkeit einer genaueren Untersuchung, wie <strong>Spinwellen</strong> durch die Oszillation einer<br />

gepinnten und durch ein externes Magnetfeld getriebenen Domänenwand angeregt wer-<br />

den können. Das pinning wird dabei benötigt, um die Wand an einer definierten Position<br />

zu halten. Die Eigenschaften der angeregten <strong>Spinwellen</strong> wie zum Beispiel Frequenz, Wel-<br />

lenlänge und Geschwindigkeit können aus den simulierten Daten extrahiert werden. Die


4.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreumikroskopie 87<br />

Frequenzverdopplung der <strong>Spinwellen</strong> in Bezug auf das externe Feld kann durch die asym-<br />

metrische Schwingung der mz-Komponente verstanden werden. Da diese Komponente<br />

zwei Schwingungsbäuche aufweist, die nicht-gleichförmig, jedoch beide mit der gleichen<br />

Frequenz schwingen, werden <strong>Spinwellen</strong> <strong>von</strong> jeder dieser Oszillationen angeregt und fre-<br />

quenzverdoppelt, da zwei Schwingungen dazu beitragen.<br />

4.4 Nachweis propagierender <strong>Spinwellen</strong> durch phasenauf-<br />

gelöste Brillouin-Lichtstreumikroskopie<br />

Während in den letzten Jahren mehrere Experimente <strong>zur</strong> Untersuchung propagieren-<br />

der <strong>Spinwellen</strong> durchgeführt wurden [21,190–196], mangelte es bislang an einer einfachen<br />

Messanordnung, um die Phase <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> mit Auflösung im Sub-Nanometerbereich<br />

zu bestimmen. Aus diesem Grund wurde im Rahmen dieser Arbeit die bereits beschrie-<br />

bene Brillouin-Lichtstreumikroskopie (siehe Kapitel 3.2) um eine Phasenauflösung erwei-<br />

tert. Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie mit einer räumlichen Auflösung<br />

<strong>von</strong> einigen Mikrometern ist seit einigen Jahren entwickelt und im Einsatz [19, 197–199].<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Technik erlaubt aber gerade die Kombination<br />

<strong>von</strong> hoher Sensitivität und räumlicher Auflösung mit Phasenauflösung. Auf diese Wei-<br />

se können die Wellenlänge und das Phasenprofil und damit der Wellenvektor <strong>von</strong> Spin-<br />

wellen gemessen werden, während bei konventioneller BLS lediglich die Einhüllende der<br />

Wellen als Intensität gemessen werden kann. Außerdem erlaubt diese Technik auch den<br />

Nachweis, dass <strong>von</strong> der BLS gemessene <strong>Spinwellen</strong> wirklich propagieren und nicht durch<br />

Anregungen im Fernfeld der Antenne entstehen, da nur propagierende <strong>Spinwellen</strong> einen<br />

<strong>von</strong> Null verschiedenen Wellenvektor aufweisen. Die Intensität der Antennenanregungen<br />

fällt umgekehrt proportional mit zunehmenden Abstand ab, kann allerdings im Fernfeld<br />

immer noch magnetische Momente beeinflussen. Prinzipiell erlaubt auch zeitaufgelöste<br />

MOKE-Mikroskopie [200] die Möglichkeit, die Phase zu messen, allerdings ist wegen der<br />

Dämpfung <strong>von</strong> Ni81Fe19 die Empfindlichkeit in der Regel nicht groß genug, um Spinwel-<br />

lenpropagation über größere Distanzen zu beobachten.<br />

Generell ist die Anregung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und ihre Propagationslänge stark <strong>von</strong> der<br />

gewählten Geometrie abhängig. Wie in Abschnitt 2.2.3 bereits beschrieben, gibt es in<br />

Abhängigkeit der Propagationsrichtung vom externen Magnetfeld unterschiedliche Spin-<br />

wellenmoden. Die backward-volume-Moden weisen im Vergleich zu Damon-Eshbach-<br />

Moden eine niedrigere Gruppengeschwindigkeit auf und sind daher in Ni81Fe19 schwie-<br />

riger zu messen, da sie nicht so weit propagieren. Im Rahmen dieser Arbeit wurden nur


88 Experimentelle Ergebnisse<br />

in-plane-magnetisierte Schichten untersucht, daher konnten im Gegensatz zu [193] kei-<br />

ne forward-volume-Moden angeregt werden. Für die Realisation der phasenaufgelösten<br />

Brillouin-Lichtstreumikroskopie wurde daher eine Damon-Eshbach-Geometrie gewählt.<br />

4.4.1. Probendesign<br />

Die Anregung der <strong>Spinwellen</strong> erfolgte über das kurzgeschlossene Ende eines koplanaren<br />

Wellenleiters [201, 202]. Durch den mittleren Leiter des koplanaren Wellenleiters fließt<br />

der Strom, der am Kurzschluss über die beiden Außenleiter <strong>zur</strong>ückfließt. Die Kontak-<br />

tierung der Probe geschieht dabei über sogenannte Picoprobes, also impedanzangepasste<br />

Mikrowellenkontaktierglieder. Eine schematische Darstellung der Probengeometrie ist in<br />

Abbildung 4.21 gezeigt. Der koplanare Wellenleiter besteht aus Kupfer und hat eine Di-<br />

cke <strong>von</strong> 500 nm. Diese Dicke wird benötigt, um ein ausreichend großes Magnetfeld <strong>zur</strong><br />

Anregung der <strong>Spinwellen</strong> zu erzeugen. Die Breite des kurzgeschlossenen Endes beträgt<br />

w = 2µm. Unter dem koplanaren Wellenleiter liegt der zu untersuchende Ni81Fe19-Streifen<br />

mit Abmessungen 2,5 × 100 µm 2 und einer Dicke <strong>von</strong> 40 nm. Die Dicke wurde entspre-<br />

chend groß gewählt, da die Gruppengeschwindigkeit näherungsweise proportional mit der<br />

Dicke ansteigt und durch diese Dicke auch ein entsprechend guter Kontrast im Stabili-<br />

sierungssystem der µBLS gewährleistet war. Während der Messung wurde der Streifen<br />

durch ein externes Magnetfeld entlang der kurzen Achse magnetisiert, sodass die entlang<br />

des Streifens propagierenden <strong>Spinwellen</strong> in der sogenannten Damon-Eshbach-Geometrie<br />

vorliegen. Durch die vorgegebene Breite der Antenne können lokal <strong>Spinwellen</strong> mit einem<br />

Wellenvektor <strong>von</strong> bis zu kmax = 2π/w = 3,14 · 10 4 cm −1 angeregt werden.<br />

4.4.2. Interferenzmessung<br />

Die Phaseninformation wird aus der Interferenz des an den <strong>Spinwellen</strong> gestreuten Lichts<br />

mit Referenzlicht konstanter Phasen erhalten [197]. Um die Interferenz zu ermöglichen,<br />

muss das Referenzlicht dieselbe Frequenz wie das inelastisch gestreute Licht haben. Zur<br />

Erzeugung der notwendigen Frequenzverschiebung kann ein elektrooptischer Modulator<br />

(EOM) verwendet werden. Dieser besteht im Wesentlichen aus einem Material mit sehr<br />

hoher Dielektrizitätskonstante (in diesem Fall Lithiumniobat LiNbO3, ε ≈ 40 [203]). Durch<br />

Anlegen einer Spannung verändert sich die Brechzahl im Kristall, was eine Änderung der<br />

Transmission <strong>zur</strong> Folge hat und dadurch das Laserlicht moduliert. Da die im Ni81Fe19<br />

angeregten <strong>Spinwellen</strong> im GHz-Bereich liegen, muss auch der in dieser Arbeit verwendete<br />

EOM in diesem Frequenzbereich betrieben werden. Aus diesem Grund wurde der Kristall<br />

in einen Hohlraumresonator eingebaut. Die Resonanzfrequenz des Hohlraumresonators


4.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreumikroskopie 89<br />

S1<br />

koplanarer Wellenleiter<br />

2.0 µm<br />

Abschwächer<br />

S2<br />

Phasenschieber<br />

Ni 81 Fe 19 -Streifen (2.5 µm * 100 µm)<br />

PHASENAUFGELÖSTE<br />

BLS-MIKROSKOPIE<br />

LiNbO 3<br />

EOM<br />

vom Laser<br />

532 nm<br />

H<br />

Mikroskoplinse<br />

Strahlteiler<br />

Polarisator<br />

zum Interferometer<br />

Abbildung 4.21: Schema des Probenaufbaus und des experimentellen Aufbaus. Ein kurz-<br />

geschlossener koplanarer Wellenleiter wird benutzt, um <strong>Spinwellen</strong> in einem Ni81Fe19-<br />

Streifen mit Abmessungen 2,5 × 100 µm 2 und einer Dicke <strong>von</strong> 40 nm an<strong>zur</strong>egen. Die<br />

durch den Mikrowellengenerator erzeugten Mikrowellen werden aufgespalten und durch<br />

zwei Schalter entweder direkt zum koplanaren Wellenleiter (S1) oder zum elektroopti-<br />

schen Modulator (EOM)(S2) geführt.<br />

lag bei 7,132 GHz, daher mussten <strong>Spinwellen</strong> dieser Frequenz untersucht werden. Durch<br />

die Modulation im Kristall erhält das ursprünglich eingestrahlte Laserlicht mit ωL zusätz-<br />

liche Frequenzkomponenten ωL ± ωM, wobei ωM die Frequenz des Mikrowellensignals<br />

bezeichnet [19]. Ein phasenstabiler, einstellbarer Mikrowellenabschwächer ermöglicht es,<br />

die Intensität des Referenzlichts an die Intensität des inelastisch an <strong>Spinwellen</strong> gestreuten<br />

Lichts anzupassen. Die Phase des Referenzlichts kann schließlich über einen einstellbaren<br />

Phasenschieber angepasst werden und erlaubt somit die Definition eines Phasennullpunkts<br />

für die weiteren Messungen. Da dasselbe Mikrowellensignal <strong>zur</strong> Ansteuerung des EOMs<br />

und <strong>zur</strong> Anregung der <strong>Spinwellen</strong> verwendet wird, ist sichergestellt, dass beide Signale<br />

kohärent zueinander sind.<br />

Letztlich muss noch beachtet werden, dass das inelastisch gestreute Licht, wie im<br />

Theorieteil beschrieben, eine Polarisationsdrehung <strong>von</strong> 90 ◦ erfährt, während das durch den<br />

EOM frequenzverschobene Licht seine Polarisationsrichtung beibehält. Um beide <strong>zur</strong> In-<br />

terferenz zu bringen, ist es notwendig, die Polarisation beider Signale anzupassen. Daher<br />

muss der in Abbildung 3.8 als Strahlteilerwürfel 2 bezeichnete polarisierende Strahltei-<br />

lerwürfel durch einen nichtpolarisierenden ausgetauscht werden. Vor dem Interferometer<br />

muss noch ein zusätzlicher Polarisator platziert werden, dessen Polarisationsebene auf 45 ◦<br />

eingestellt wird. Mit diesem Polarisator werden beide Signale auf eine gemeinsame Pola-


90 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.22: Der Intensitätsgraph zeigt die Interferenz des inelastisch an den Spin-<br />

wellen in der Probe gestreuten Lichts mit dem Referenzlicht konstanter Phase. Für ver-<br />

schiedene Magnetfeldwerte wurde das Interferenzsignal als Funktion des Abstands <strong>von</strong><br />

der Antenne aufgenommen. Die Wellenlänge der <strong>Spinwellen</strong> kann aus der räumlichen<br />

Veränderung des Interferenzsignals abgelesen werden, wobei schwarz bzw. weiß voll-<br />

ständig konstruktive bzw. destruktive Interferenz kennzeichnet.<br />

risationsebene projeziert und können somit interferieren.<br />

Abbildung 4.22 zeigt die Ergebnisse der Charakterisierung der <strong>Spinwellen</strong>propagati-<br />

on für verschiedene Magnetfelder zwischen 180 und 570 Oe und einer Mikrowellenfre-<br />

quenz <strong>von</strong> 7,132 GHz. Schwarz (weiß) entspricht dabei einer hohen (niedrigern) Intensität<br />

und zeigt die Position der konstruktiven (destruktiven) Interferenz zwischen <strong>Spinwellen</strong>-<br />

signal und Referenzsignal, der Zwischenbereich ist in Blautönen dargestellt. Jede Reihe<br />

der Abbildung steht für eine phasenaufgelöste BLS-Mikroskopie-Messung, die entlang der<br />

langen Achse des Ni81Fe19-Streifens bei einem festen Magnetfeld aufgenommen wurde.<br />

Anstatt der ansonsten zu messenden Intensitätsfunktion, die den exponentiellen Abfall der<br />

Spinwelle mit zunehmendem Abstand <strong>von</strong> der Antenne angibt, können nun klare Oszil-<br />

lationen der Intensität als Funktion der Position beobachtet werden. Die Periodizität des<br />

Interferenzsignals gibt dabei die Wellenlänge der <strong>Spinwellen</strong> wieder und verändert sich<br />

dementsprechend bei einer Veränderung des externen Magnetfelds.<br />

Um die aus den Messungen erhaltenen Daten zu überprüfen, wurde mittels der Spin-


4.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreumikroskopie 91<br />

wellendispersionsrelation die theoretisch zu erwartenden Wellenlängen bestimmt und ver-<br />

glichen. Die in Abbildung 4.23 a) dargestellten Dispersionskurven wurden, wie im Ab-<br />

schnitt 2.2.3 beschrieben, berechnet. Als Parameter wurden Standardparameter für Per-<br />

malloy benutzt (Sättigungsmagnetisierung MS = 860G, gyromagnetisches Verhältnis<br />

γ = 0,0176 GHz<br />

Oe und Austauschkonstante A = 1,6 · 10−6 erg/cm). Außerdem wurde die<br />

Quantisierung der <strong>Spinwellen</strong> entlang der kurzen Streifenachse in erster Ordnung berück-<br />

sichtigt. Wie man aus Abbildung 4.23 a) erkennt, verschiebt sich die Dispersionsrela-<br />

tion zu höheren Frequenzen, wenn das magnetische Feld größer wird. Da die Reso-<br />

nanzfrequenz des im Experiment verwendeten EOM allerdings bei 7,132 GHz festliegt,<br />

ist dementsprechend auch die Anregungsfrequenz der <strong>Spinwellen</strong> festgelegt. Für jedes<br />

magnetische Feld existiert nur ein Schnittpunkt der Dispersionskurve mit der Anregungs-<br />

frequenz, was zu einem eindeutig definierten Wellenvektor der Spinwelle führt. Die in<br />

Abbildung 4.23 b) eingezeichnete schwarze Linie ergibt sich daher aus der Berechnung<br />

der Wellenlängen für die jeweiligen Feldwerte aus λ = 2π/k. Die Punkte in der Abbildung<br />

entsprechen den gemessenen Wellenlängen, die aus den Messdaten der Abbildung 4.22<br />

erhalten wurden, wobei eine sehr gute Übereinstimmung erzielt werden konnte.<br />

4.4.3. Messung der Phasenprofile<br />

Neben der direkten Messung des Interferenzsignals kann das Phasenprofil der Spinwelle<br />

aus vier Messungen rekonstruiert werden:<br />

1. Interferenzmessung<br />

2. Interferenzmessung mit Phasenverschiebung <strong>von</strong> π/2 in Bezug auf den Referenz-<br />

gang<br />

3. Reflektivitätsmessung durch das beim Durchgang durch den EOM erzeugte Licht<br />

4. Messung des inelastisch an den <strong>Spinwellen</strong> gestreuten Lichts<br />

Diese vier Messungen können durch Öffnen und Schließen der Schalter S1 und S2 und<br />

passende Einstellung des Phasenschiebers (siehe Abbildung 4.21) durchgeführt werden.<br />

Das Phasenprofil kann dann durch eine Rechnung, die in [19, 197] ausführlich erläutert<br />

wird, berechnet werden. Beispielhaft sind in Abbildung 4.24 die oben genannten vier<br />

Messungen für ein Magnetfeld <strong>von</strong> 200 Oe angegeben. Die blauen Punkte zeigen den ex-<br />

ponentiellen und durch die intrinsische Dämpfung des Permalloys bedingten Abfall der<br />

<strong>Spinwellen</strong>amplitude, wie man ihn auch bei einer Messung ohne integrierte Phasenauflö-<br />

sung erhalten würde. Die Dreiecke bezeichnen die Intensität des durch den EOM erzeug-<br />

ten Lichts, das ein Maß für die lokale Reflektivität der Probe ist und dementsprechend


92 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.23: a) Theoretische Dispersionskurven für <strong>Spinwellen</strong> bei unterschiedlichen<br />

Magnetfeldern. b) Wellenlänge der in der Probe angeregten <strong>Spinwellen</strong> als Funktion des<br />

Magnetfelds. Die durchgezogene Linie zeigt die berechneten Werte, die aus der Dispersi-<br />

onskurve in a) erhalten wurden. Rote Punkte kennzeichnen die aus dem Interferenzmuster<br />

in Abbildung 4.22 erhaltenen Werte, blaue Quadrate die aus den Phasenprofilen in Ab-<br />

bildung 4.24 errechneten Wellenlängen.<br />

konstant über die Messdistanz sein sollte. Die durchgezogene und die gestrichelte Linie<br />

stehen für die beiden Interferenzmessungen, wobei eine relative Phasenverschiebung <strong>von</strong><br />

π/2 der am EOM anliegenden Mikrowellen zu einer Verschiebung <strong>von</strong> λ/4 in Bezug auf<br />

die beiden Kurven führt. Die sich aus diesen Messungen ergebenden Phasenprofile sind<br />

in Abbildung 4.24 b) für verschiedene Werte des Magnetfelds aufgetragen. Auch hieraus<br />

erkennt man wie bereits aus den Abbildungen 4.22 und 4.23, dass der Wellenvektor der<br />

angeregten <strong>Spinwellen</strong> zunimmt, wenn das externe Magentfeld abnimmt.<br />

Bei einem Magnetfeld <strong>von</strong> 200 Oe beträgt die aus den Messungen erhaltene Wellen-<br />

länge λ = 1,89µm, was ungefähr so groß wie die Breite der <strong>zur</strong> Anregung benutzten<br />

Antenne ist. Die kleinste Wellenlänge, die durch eine Antenne angeregt werden kann,<br />

ist daher nicht ausschließlich über die Antennenbreite w vorgegeben. Ein rechteckiges<br />

Anregungsprofil durch eine solche Antenne führt nach Fourier-Transformation zu einem<br />

Wellenvektorspektrum, das durch sin 2 (k)/k 2 beschrieben wird und Minima bei kn = n ·<br />

2π/w mit n = 1,2,3... besitzt [204]. Hier ist die Anregungseffizienz null, aber es gibt keine<br />

Obergrenze für die Größe der angeregten Wellenvektoren.


4.5 Streufeldinduziertes Pinning <strong>von</strong> Domänenwänden 93<br />

Abbildung 4.24: a) Die vier für die Berechnung des Phasenprofils der <strong>Spinwellen</strong> be-<br />

nötigten Messungen. Punkte stehen für das konventionelle BLS-Signal, Dreiecke für das<br />

durch den EOM generierte Signal. Die durchgezogene und gestrichelte Linie zeigt die In-<br />

terferenz zwischen <strong>Spinwellen</strong> und EOM-Signal, im Fall der gestrichelten Linie mit einer<br />

zusätzlichen Phasenverschiebung <strong>von</strong> π/2 für das Referenzlicht vom EOM. Zur besseren<br />

Übersichtlichkeit wurden die Graphen vertikal verschoben dargestellt. b) Phasenprofi-<br />

le der Spinwelle für verschiedene magnetische Feldwerte. Die durchgezogenen Linien<br />

stehen für lineare Regressionen.<br />

Mittels der phasenaufgelösten BLS-Mikroskopie ist es also möglich, die Phasenfronten<br />

propagierender <strong>Spinwellen</strong> darzustellen und damit zu klären, ob <strong>Spinwellen</strong> propagieren<br />

oder nicht. Der Vergleich mit theoretisch berechneten Werten zeigt eine sehr gute Über-<br />

einstimmung der Messungen. Phasenaufgelöste BLS-Mikroskopie erlaubt daher die Be-<br />

stimmung aller Eigenschaften einer Spinwelle und ermöglicht neuartige Experimente im<br />

Bereich der Submikrometerspinwellen.<br />

4.5 Streufeldinduziertes Pinning <strong>von</strong> Domänenwänden<br />

Wie bereits in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben, ist <strong>zur</strong> Untersuchung der<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden ein definiertes und reproduzier-<br />

bares pinning der Domänenwand notwendig. Konventionelle pinning-Zentren wie die in<br />

Abschnitt 4.1.3 benutzten Ausstülpungen oder auch Verengungen [105, 205, 206] des zu<br />

untersuchenden Streifens haben für die Untersuchung der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Spinwel-


94 Experimentelle Ergebnisse<br />

len und Domänenwänden den wesentlichen Nachteil, dass durch die veränderte Geometrie<br />

am pinning-Zentrum auch die Dispersionsrelation der <strong>Spinwellen</strong> verschieden vom Rest<br />

des Streifens ist. Andererseits führt die Nukleation einer Domänenwand in einem dünnen<br />

magnetischen Streifen ohne die Verwendung eines pinning-Zentrums zu einem metastabi-<br />

len Zustand der Wand, die bereits durch geringfügige Veränderungen aus ihrer Ursprungs-<br />

position bewegt werden kann [A7].<br />

Aus diesem Grund ist es für zukünftige <strong>Untersuchungen</strong> <strong>von</strong> Vorteil, über eine Mög-<br />

lichkeit zu verfügen, die die Domänenwand an einer definierten Position des Streifens nu-<br />

kleiert und festhält, ohne dass dabei die Streifengeometrie verändert wird. Die Möglichkeit<br />

dazu ergibt sich durch die Ausnutzung magnetischer Inhomogenitäten, die durch Streu-<br />

felder benachbarter Objekte erzeugt werden. Die Möglichkeit der Beeinflussung einer<br />

Domänenwand durch eine weitere Domänenwand in einem angrenzenden Streifen wurde<br />

bereits untersucht [207]. Die Nutzung <strong>von</strong> Streufeldern zu diesem Zweck hat den weiteren<br />

Vorteil, dass dipolare Felder, wie in Abschnitt 2.1.2 bereits beschrieben, schwach, aber<br />

langreichweitig sind und daher die Energieverteilung des zu modifizierenden Streifens nur<br />

schwach beeinflussen, andereseits aber stark genug sind, um die Nukleation einer Domä-<br />

nenwand an der zuvor definierten Position zu ermöglichen [208]. In diesem Abschnitt<br />

soll anhand mikromagnetischer Simulationen nicht nur die Möglichkeit der streufeldindu-<br />

zierten Nukleation und des pinnings <strong>von</strong> Domänenwänden erörtert werden, sondern auch<br />

die Beeinflussung des pinning-Potentials. Mit Veränderung des pinning-Potentials wird<br />

in diesem Fall auch das depinning-Feld durch Veränderung der geometrischen Parameter<br />

verändert.<br />

4.5.1. Probengeometrie<br />

Zur Durchführung der mikromagnetischen Simulationen wurde der LLG-Code benutzt<br />

[143]. Das verwendete Material ist wie in den vorherigen Abschnitten Ni81Fe19 mit den<br />

bereits genannten Standardwerten (Sättigungsmagnetisierung 800G, Austauschkonstante<br />

A = 1,05·10 −6 erg/cm 3 ). Die Zellgröße betrug für jede Richtung 5 nm, die Gesamtdi-<br />

cke des simulierten Films wie zuvor 5 nm, um im Bereich transversaler Domänenwände<br />

zu bleiben. Die Streifenlänge betrug 1010 nm, die Streifenbreite 100 nm. Als externe<br />

Struktur, durch deren Streufeld die Domänenwand gepinnt wird, wurde zunächst ein lang-<br />

gestrecktes Dreieck beziehungsweise zwei mit den Spitzen aufeinanderzeigende Dreiecke<br />

verwendet. Durch das Zulaufen sollte an den Spitzen ein großes Streufeld entstehen, das<br />

auch die Domänenwand im Streifen beeinflusst. Simulationen in dieser Geometrie führten<br />

zwar <strong>zur</strong> Herausbildung der Wand an der gewünschten Stelle, allerdings auch <strong>zur</strong> Heraus-


4.5 Streufeldinduziertes Pinning <strong>von</strong> Domänenwänden 95<br />

390 nm<br />

y<br />

z<br />

x<br />

Steigung s<br />

Breite w<br />

Spaltbreite g<br />

1010 nm<br />

Abstand d<br />

Abstand d<br />

100 nm<br />

Abbildung 4.25: Domänenwandkonfiguration der untersuchten Struktur nach Energie-<br />

relaxierung <strong>von</strong> ursprünglicher Sättigung in positiver y-Richtung. Die Formanisotropie<br />

richtet die magnetischen Momente entlang der Streifen aus.<br />

bildung weiterer metastabiler Wände im Streifen. Die Probe wurde hierbei in y-Richtung<br />

gesättigt und danach per Energierelaxation in den Ruhezustand überführt. Erfolgreicher ist<br />

ein „inverses Dreieck“ das heißt eine Fläche, bei der gerade die Dreiecksfläche nicht mit<br />

magnetischem Material ausgefüllt wird. Zusätzlich kann auf der anderen Seite des Strei-<br />

fens ein Dreieck zum weiteren Stabilisieren angebracht werden. Die depinning-Felder ver-<br />

ändern sich dadurch nur geringfügig. Abbildung 4.25 zeigt die so durch Energierelaxati-<br />

on erhaltene Gleichgewichtskonfiguration und die geometrischen Parameter, die verändert<br />

werden können, um das pinning-Potential „maßzuschneidern“.<br />

4.5.2. Parametervariation<br />

In der gewählten Geometrie hängt die Stärke des pinnings im Wesentlichen <strong>von</strong> vier Para-<br />

metern ab: dem Abstand d zwischen externer pinning-Struktur und Streifen, der Spaltbrei-<br />

te g als Abstand zwischen den beiden Blocks der externen pinning-Struktur, der Breite w<br />

für die Breite <strong>von</strong> jedem dieser Blöcke und schließlich der Steigung s für den ansteigen-<br />

den Abstand zwischen Streifen und externer Struktur mit zunehmender Breite. Die Stei-<br />

gung des „inversen Dreieck“wurde hier nicht als Parameter untersucht, da der Einfluss<br />

auf das depinning-Feld klein sein sollte. Um den Einfluss der Parametervariation auf die<br />

Struktur zu untersuchen, wird jeweils ein Parameter variiert, während die restlichen drei<br />

konstant gehalten werden. Die für die ursprüngliche Relaxation benutzten Parameter sind<br />

d = 60nm, s = 26 ◦ , w = 65nm und g = 10nm. Abbildung 4.26 a) zeigt den Effekt einer<br />

Variation des Abstands d auf das depinning-Feld, aus der ersichtlich wird, dass in der hier<br />

betrachteten Struktur eine Variation dieses Parameters zu erheblichen Veränderungen des<br />

pinning-Potentials führt. Speziell wenn der Abstand zwischen Streifen und externer Struk-


96 Experimentelle Ergebnisse<br />

Abbildung 4.26: Änderung des depinning-Felds bei Variation geometrischer Parameter.<br />

a) Änderung des Abstands d, b) Änderung der Spaltbreite g, c) Änderung der Breite w<br />

und d) Änderung der Steigung s.<br />

tur stark verkleinert wird, ist ein starker Anstieg des depinning-Felds feststellbar. Dieses<br />

Resultat ist auch unmittelbar einleuchtend, da dipolare Streufelder mit zunehmendem Ab-<br />

stand deutlich an Stärke verlieren. Eine Variation der Spaltenbreite g, wie in Abbildung<br />

4.26 b) dargestellt, führt demgegenüber zu wesentlich schwächeren Änderungen des de-<br />

pinning-Felds, selbst bei einer fünffachen Spaltbreite ändert sich das depinning-Feld nur<br />

um knapp 20%. Die Form der Wand bleibt praktisch unbeeinflusst, auch wenn die Streu-<br />

felder nun weiter auseinandergezogen sind. Eine zunehmende Breite w (siehe Abbildung<br />

4.26 c)) führt andererseits zu einem ansteigenden depinning-Feld, da durch die nunmehr<br />

verlängerte Parallelführung der magnetischen Momente in der pinning-Struktur die ma-<br />

gnetischen Momente im Streifen stärker in einer Richtung festgehalten werden. Analog<br />

der Vergrößerung des Abstands d führt ein Anstieg der Steigung s (Abbildung 4.26 d))<br />

zu einem Abfallen des depinning-Felds, was allerdings erst bei hohen Steigungen einen<br />

signifikanten Effekt zeigt. Die depinning-Felder wurden aus dem in Abbildung 4.27 ge-<br />

zeigten pinning-Potential erhalten. Der Feldwert, an dem die Kurve <strong>von</strong> ihrem angenähert<br />

linearen Verhalten abweicht, wird dabei als depinning-Feld definiert, da ab diesem Punkt<br />

die Bewegung der Domänenwand nur noch durch das externe Feld bestimmt wird.<br />

Das in Abbildung 4.27 gezeigte pinning-Potential wurde simuliert, indem ausgehend


4.5 Streufeldinduziertes Pinning <strong>von</strong> Domänenwänden 97<br />

Abbildung 4.27: Pinning-Potential für eine Variation des Abstands d. Je kleiner der Ab-<br />

stand wird, desto länger verbleibt die Domänenwand im Streifen und desto größer ist das<br />

depinning-Feld. Das depnning-Feld wird am Beispiel einer Kurve durch einen roten Kreis<br />

gekennzeichnet. Ab diesem Punkt weicht die Steigund der Kurve <strong>von</strong> ihrem angenähert<br />

linearen Verhalten ab. Der treppenförmige Verlauf ist ein Artefakt der gewählten Git-<br />

tergröße, erst wenn das Magnetfeld ausreichend groß ist, um die Wand einen Gitterplatz<br />

weiterzubewegen, wird eine Stufe eingefügt.<br />

<strong>von</strong> der relaxierten Ruheposition ein externes Magnetfeld angelegt und in kleinen Schrit-<br />

ten <strong>von</strong> 1 Oe erhöht wurde. Für jeden Feldschritt wurde eine erneute Energierelaxierung<br />

durchgeführt und die so erhaltene Domänenwandposition (das heißt die Position, an der<br />

mx das Vorzeichen wechselt) ausgelesen und anschließend gegen den korrespondierenden<br />

Feldwert aufgetragen. Als depinning-Feld wurde das Feld gewählt, ab dem eine Änderung<br />

der Steigung festzustellen war.<br />

Zusammenfassend zeigen diese ersten mittels Simulation erhaltenen Ergebnisse die<br />

grundsätzliche Möglichkeit der Ausnutzung eines derartigen pinning-Mechanismus auf.<br />

Für eine Anwendung in Proben, die mittels Brillouin-Lichtstreumikroskopie vermessen<br />

werden können, müssen die geometrischen Abmessungen entsprechend vergrößert wer-<br />

den. Da Dipolfelder bei entsprechender Vergrößerung der Struktur mitskalieren, ist dies<br />

prinzipiell möglich. Abstände im Bereich <strong>von</strong> zehn Nanometern stellen für die Elktronen-<br />

strahllithographie eine Herausforderung dar, weiter muss die Streifenbreite im Bereich der<br />

räumlichen Auflösung der µBLS liegen. Die Ergebnisse zeigen allerdings, dass es durch<br />

geeignete Verwendung der Parameter möglich ist, das pinning-Potential und depinning-


98 Experimentelle Ergebnisse<br />

Feld den experiementellen Bedürfnissen entsprechend einzustellen und somit die Mög-<br />

lichkeit eröffnet wird, die <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> propagierenden <strong>Spinwellen</strong> mit einstellbar<br />

stark gepinnten Domänenwänden zu untersuchen. Weiterhin sollte es möglich sein, durch<br />

Symmetriebrechung der externen pinning-Struktur asymmetrische pinning-Strukturen her-<br />

zustellen, bei denen die Domänenwand in einer Richtung leichter aus der Ursprungspositi-<br />

on getrieben werden kann als in der anderen. Dies könnte zum Beispiel durch unterschied-<br />

liche Abstände oder Steigungen der beiden Hälften des „inversen Dreiecks“geschehen.


Zusammenfassung und Ausblick<br />

KAPITEL 5<br />

In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene grundlegende Fragestellungen der<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden in dünnen magnetischen Struk-<br />

turen untersucht. Als experimentelle Technik wurde dafür die Brillouin-Lichtstreumikro-<br />

skopie benutzt, außerdem wurden mikromagnetische Simulationen <strong>zur</strong> Magnetisierungs-<br />

dynamik durchgeführt.<br />

Es konnte nachgewiesen werden, dass mittels Brillouin-Lichstreumikroskopie eine<br />

<strong>Spinwellen</strong>mode, die in der Domänenwand lokalisiert ist, detektiert werden kann. Die<br />

Domänenwand in einem dünnen Ni81Fe19–Streifen führt zu einer Veränderung des thermi-<br />

schen Eigenmodenspektrums der <strong>Spinwellen</strong>. Die physikalische Ursache dieses Effekts ist<br />

in dem durch die Domänenwand veränderten internen Feld zu sehen, das entsprechenden<br />

Einfluss auf die Frequenz der thermischen <strong>Spinwellen</strong> hat. In den Experimenten konnte<br />

ein deutlicher Unterschied zwischen der Referenzmessung ohne Domänenwand und den<br />

durchgeführten Messungen mit Domänenwand nachgewiesen werden. Außerdem wurde<br />

das Verhalten des <strong>Spinwellen</strong>spektrums unter Einfluss anliegender Magnetfelder unter-<br />

sucht. Hier konnte die Verbreiterung und das Verschwinden der Wand durch Anlegen<br />

eines transversalen Felds sowie die Verschiebung der Domänenwand bei Anlegen eines<br />

parallelen Magnetfelds auch in den BLS-Spektren bestätigt werden. Die Struktur der Do-<br />

mänenwand wurde dabei durch Lorentz-Mikroskopie und statische sowie dynamische mi-<br />

kromagnetische Simulationen überprüft.<br />

Interne Moden der Domänenwand sind auch entscheidend für die Bewegung einer<br />

Wand durch <strong>Spinwellen</strong>. Die dazu durchgeführten numerischen <strong>Untersuchungen</strong> zeigen,<br />

dass eine Verschiebung der Domänenwand durch propagierende <strong>Spinwellen</strong> immer dann<br />

besonders effizient geschieht, wenn die <strong>Spinwellen</strong> gerade die Frequenz einer internen<br />

Mode der Wand haben. Die Geschwindigkeit der Domänenwandbewegung hängt <strong>von</strong> der<br />

Frequenz sowie Amplitude der propagierenden <strong>Spinwellen</strong> ab. Die numerischen Ergebnis-<br />

se eröffnen eine neue Möglichkeit der Domänenwandbewegung, die neben der Verschie-


100 Zusammenfassung und Ausblick<br />

bung durch einen spinpolarisierten Strom ein großes Potential hinsichtlich Anwendungen<br />

in magnetischen Logikgattern besitzt. Im Falle der spinwelleninduzierten Domänenwand-<br />

bewegung muss die Struktur gerade nicht mehr <strong>von</strong> einem Strom durchflossen werden und<br />

erlaubt so einen einfacheren Aufbau der Schaltung.<br />

Die umgekehrte Fragestellung, ob durch eine gleichmäßige Bewegung der Domänen-<br />

wand propagierende <strong>Spinwellen</strong> erzeugt werden können, wurde im Rahmen dieser Arbeit<br />

ebenfalls behandelt. Bei entsprechender Wahl der Geometrie kann dabei eine Frequenzver-<br />

dopplung der angeregten <strong>Spinwellen</strong> im Vergleich zum anregenden Wechselfeld beobach-<br />

tet werden. Die Ursache dieser Frequenzverdopplung liegt im unterschiedlichen Schwing-<br />

verhalten der Magnetisierungskomponenten. Dieser Effekt ist <strong>von</strong> grundlagenphysikali-<br />

schem Interesse, bietet jedoch auch das Potential einer Anwendung in Schaltungen, bei<br />

denen eine Frequenzmodulation notwendig ist.<br />

Als neue experimentelle Technik konnte die Brillouin-Lichtstreumikroskopie mit einer<br />

Phasenauflösung versehen werden. Mit diesem Aufbau können nun sämtliche Informati-<br />

onen über propagierende <strong>Spinwellen</strong> gewonnen werden und es kann überprüft werden, ob<br />

ein gemessenes <strong>Spinwellen</strong>signal <strong>von</strong> einer propagierenden Spinwelle stammt oder zum<br />

Beispiel durch Fernfeldanregung der Antenne erzeugt wird. Mit dem erweiterten Ver-<br />

suchsaufbau ist es möglich, neue Experimente zu konzipieren, die die Phase bzw. Phasen-<br />

änderung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> als zentralen Parameter haben. Messungen der Wellenvektoren<br />

<strong>von</strong> verschiedenen propagierenden <strong>Spinwellen</strong> zeigen eine gute Übereinstimmung mit den<br />

theoretisch erwarteten Werten und bestätigen damit die Anwendbarkeit des präsentierten<br />

Messverfahrens.<br />

Zum Abschluss wurde die Möglichleit untersucht, Domänenwände ohne Modifikati-<br />

on der Streifengeometrie definiert zu pinnen. Hierzu wurden Streufelder einer externen<br />

pinning-Struktur benutzt, mittels derer sich das pinning-Potential variabel einstellen lässt.<br />

Die hierzu durchgeführten mikromagnetischen Simulationen geben erste Hinweise, wie<br />

die Parameter variiert werden müssen, um ein für das jeweilige Problem passendes pin-<br />

ning-Potential realisieren zu können. Hier wäre ein Einsatz bei Fragestellungen denkbar,<br />

bei denen die Domänenwand in einer Richtung einfacher aus der Gleichgewichtsposition<br />

ausgelenkt werden kann als in der anderen Richtung.<br />

Die durch diese Arbeit gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage eines noch<br />

zu vertiefenden Verständnisses der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwän-<br />

den. Besonders ein theoretisches Verständnis der spinwelleninduzierten Domänenwand-<br />

verschiebungen ist notwendig. Die Grundlagen für weitere <strong>Untersuchungen</strong> auf diesem<br />

Gebiet wurden in der vorliegenden Arbeit sowie in den betreuten Diplomarbeiten [25,102,<br />

121] gelegt.


Neben der bereits erfolgten Erweiterung der Brillouin-Lichstreumikroskopie um die<br />

Phasenauflösung sind weitere Modifikationen des Aufbaus denkbar und werden <strong>zur</strong> Zeit<br />

in Diplomarbeiten der AG Magnetismus behandelt [209]. Da der Nachweis einer Domä-<br />

nenwand mittels Brillouin-Lichtstreumikroskopie nur indirekt über die Veränderung des<br />

Eigenmodenspektrums der <strong>Spinwellen</strong> erbracht werden kann, wie in dieser Arbeit gezeigt<br />

wird, erweitert eine Kombination mit Kerr-Mikroskopie die experimentellen Möglichkei-<br />

ten.<br />

Die bereits existierende Erweiterung der phasenaufgelösten Brillouin-Lichstreumikro-<br />

skopie erlaubt es, in zukünftigen Experimenten die Phasenverschiebung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong><br />

zu beobachten, die zum Beispiel durch eine Domänenwand hervorgerufen werden können.<br />

Entsprechende numerische Resultate <strong>zur</strong> Phasenverschiebung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> beim Durch-<br />

gang durch Domänenwände und <strong>zur</strong> Herstellung <strong>von</strong> Mach-Zehnder-Interferometern in<br />

Permalloy existieren bereits [23, 38, 39], mit der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreu-<br />

mikroskopie steht nun auch die zum experimentellen Nachweis erforderliche Technik <strong>zur</strong><br />

Verfügung.<br />

Das Themengebiet der <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong> und Domänenwänden ist al-<br />

so bei weitem noch nicht vollständig erforscht, es bleiben im Gegenteil viele Fragen und<br />

Ideen für zukünftige Experimente. Die bereits skizzierten Möglichkeiten für weitere Un-<br />

tersuchungen und Anwendungen dieses Gebiets rechtfertigen weitere Experimente auf die-<br />

sem Gebiet. Diese Arbeit liefert erste grundlegende Erkenntnisse, sowohl in grundlagen-<br />

physikalischer Hinsicht für die Erzeugung propagierender <strong>Spinwellen</strong> und das thermische<br />

<strong>Spinwellen</strong>spektrum unter Einfluss einer Domänenwand als auch in anwendungsbezoge-<br />

ner Hinsicht bei der Bewegung <strong>von</strong> Domänwnänden durch <strong>Spinwellen</strong> oder die Konstruk-<br />

tion geeigneter pinning-Potentiale.<br />

101


Eigene Veröffentlichungen<br />

[A1] P. Martín Pimentel, S. J. Hermsdoerfer, H. T. Nembach, B. Leven, B. Hillebrands,<br />

S. Trellenkamp, S. Wolff, A crossed coplanar waveguide design for ultrafast magne-<br />

tization switching utilizing polymer insulation layers, Appl. Phys. Lett. 88, 122510<br />

(2006).<br />

[A2] H. T. Nembach, P. Martín Pimentel, S. J. Hermsdoerfer, B. Leven, B. Hillebrands,<br />

S. O. Demokritov, Microwave assisted switching in a Ni81Fe19 ellipsoid, Appl. Phys.<br />

Lett. 90, 062503 (2007).<br />

[A3] O. Gaier, J. Hamrle, S. J. Hermsdoerfer, H. Schultheiss, B. Hillebrands, Y. Sakuraba,<br />

M. Oogane, Y. Ando, Influence of the L21 ordering degree on the magnetic properties<br />

of Co2MnSi Heusler films, J. Appl. Phys. 103, 103910 (2008).<br />

[A4] C. W. Sandweg, N. Wiese, D. McGrouther, S. J. Hermsdoerfer, H. Schultheiss,<br />

B. Leven, S. McVitie, B. Hillebrands, J. N. Chapman, Direct observation of domain<br />

wall structures in curved permalloy wires containing an antinotch, J. Appl. Phys.<br />

103, 093906 (2008).<br />

[A5] C. W. Sandweg, S. J. Hermsdoerfer, H. Schultheiss, S. Schäfer, B. Leven, B. Hil-<br />

lebrands, Modification of the thermal spin-wave spectrum in a Ni81Fe19 stripe by a<br />

domain wall, J. Phys. D: Appl. Phys. 41, 164008 (2008).<br />

[A6] H. Schultheiss, C. W. Sandweg, B. Obry, S. J. Hermsdoerfer, S. Schäfer, B. Leven,<br />

B. Hillebrands, Dissipation characteristics of quantized spin waves in nano-scaled<br />

magnetic ring structures, J. Phys. D: Appl. Phys. 41, 164017 (2008).<br />

[A7] D.-S. Han, S.-K. Kim, J.-Y. Lee, S. J. Hermsdoerfer, H. Schultheiss, B. Leven,<br />

B. Hillebrands, Magnetic domain-wall motion by propagating spin waves, Appl.<br />

Phys. Lett. 94, 112502 (2009).<br />

[A8] S. J. Hermsdoerfer, H. Schultheiss, C. Rausch, S. Schäfer, B. Leven, S.-K. Kim,<br />

B. Hillebrands, A spin-wave frequency doubler by domain wall oscillation, Appl.<br />

Phys. Lett. 94, 223510 (2009).


104 Eigene Veröffentlichungen<br />

[A9] H. Schultheiss, X. Janssens, M. van Kampen, F. Ciubotaru, S. J. Hermsdoerfer,<br />

B. Obry, A. Laraoui, A. A. Serga, L. Lagae, A. N. Slavin, B. Leven, B. Hillebrands,<br />

Direct Current Control of Three Magnon Scattering Processes in Spin-Valve Nano-<br />

contacts, Phys. Rev. Lett. 103, 157202 (2009).<br />

[A10] K. Vogt, H. Schultheiss, S. J. Hermsdoerfer, P. Pirro, A. A. Serga, B. Hillebrands,<br />

All-optical detection of phase fronts of propagating spin waves in a Ni81Fe19 mi-<br />

crostripe, Appl. Phys. Lett. 95, 182508 (2009).


Literaturverzeichnis<br />

[1] M. N. Baibich, J. M. Broto, A. Fert, F. N. Van Dau, F. Petroff, P. Etienne, G. Creuzet,<br />

A. Friederich, J. Chazelas, Giant Magnetoresistance of (001)Fe/(001)Cr Magnetic<br />

Superlattices, Phys. Rev. Lett. 61, 2472 (1988).<br />

[2] G. Binasch, P. Grünberg, F. Saurenbach, W. Zinn, Enhanced magnetoresistance in<br />

layered magnetic structures with antiferromagnetic interlayer exchange, Phys. Rev.<br />

B 39, 4828 (1989).<br />

[3] S. M. Thompson, The discovery, development and future of GMR: The Nobel Prize<br />

2007, J. Phys. D: Appl. Phys. 41, 093001 (2008).<br />

[4] S. A. Wolf, D. D. Awschalom, R. A. Buhrman, J. M. Daughton, S. <strong>von</strong> Molnar, M. L.<br />

Roukes, A. Y. Chtchelkanova, D. M. Treger, Spintronics: A Spin-Based Electronics<br />

Vision for the Future, Science 294, 1488 (2001).<br />

[5] A. Cho, Spintronics: Magnetic Gate Opens New Computing Path, Science 296, 1948<br />

(2002).<br />

[6] E. I. Rashba, Spintronics: Sources and Challenge. Personal Perspective, J. Super-<br />

cond. 15, 13 (2002).<br />

[7] S. A. Wolf, D. Treger, A. Chtchelkanova, Spintronics: The Future of Data Storage?,<br />

MRS Bulletin 31, 400 (2006).<br />

[8] D. A. Allwood, G. Xiong, M. D. Cooke, C. C. Faulkner, D. Atkinson, N. Vernier,<br />

R. P. Cowburn, Submicrometer Ferromagnetic NOT Gate and Shift Register, Science<br />

296, 2003 (2002).<br />

[9] D. A. Allwood, G. Xiong, M. D. Cooke, C. C. Faulkner, D. Atkinson, R. P. Cowburn,<br />

Characterization of submicrometer ferromagnetic NOT gates, J. Appl. Phys. 95, 8264<br />

(2004).<br />

[10] D. A. Allwood, G. Xiong, R. P. Cowburn, Magnetic domain wall serial-in parallel-<br />

out shift register, Appl. Phys. Lett. 89, 102504 (2006).


106 Literaturverzeichnis<br />

[11] D. A. Allwood, G. Xiong, R. P. Cowburn, Writing and erasing data in magnetic<br />

domain wall logic systems, J. Appl. Phys. 100, 123908 (2006).<br />

[12] V. Höink, D. Meyners, J. Schmalhorst, G. Reiss, D. Junk, D. Engel, A. Ehresmann,<br />

Reconfigurable magnetic logic for all basic logic functions produced by ion bom-<br />

bardment induced magnetic patterning, Appl. Phys. Lett. 91, 162505 (2007).<br />

[13] W. Zhao, E. Belhaire, C. Chappert, F. Jacquet, P. Mazoyer, New non-volatile logic<br />

based on spin-MTJ, phys. stat. sol. (a) 205, 1373 (2008).<br />

[14] C. Thirion, W. Wernsdorfer, D. Mailly, Switching of magnetization by nonlinear re-<br />

sonance studied in single nanoparticles, Nat. Mater. 2, 524 (2003).<br />

[15] G. Woltersdorf, C. H. Back, Microwave Assisted Switching of Single Domain<br />

Ni80Fe20 Elements, Phys. Rev. Lett. 99, 227207 (2007).<br />

[16] T. Moriyama, R. Cao, J. Q. Xiao, J. Lu, X. R. Wang, Q. Wen, H. W. Zhang,<br />

Microwave-assisted magnetization switching of Ni80Fe20 in magnetic tunnel junc-<br />

tions, Appl. Phys. Lett. 90, 152503 (2007).<br />

[17] M. Laval, J. J. Bonnefois, J. F. Bobo, F. Issac, F. Boust, Microwave-assisted switching<br />

of NiFe magnetic microstructures, J. Appl. Phys. 105, 073912 (2009).<br />

[18] H. T. Nembach, H. Bauer, J. M. Shaw, M. L. Schneider, T. J. Silva, Microwave as-<br />

sisted magnetization reversal in single domain nanoelements, Appl. Phys. Lett. 95,<br />

062506 (2009).<br />

[19] T. Schneider, Phasenaufgelöste Untersuchung der Propagation <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>pake-<br />

ten und der Entstehung <strong>von</strong> <strong>Spinwellen</strong>–Kaustiken, Dissertation, Technische Univer-<br />

sität Kaiserslautern (2009).<br />

[20] S. O. Demokritov, V. E. Demidov, O. Dzyapko, G. A. Melkov, A. A. Serga, B. Hille-<br />

brands, A. N. Slavin, Bose–Einstein condensation of quasi-equilibrium magnons at<br />

room temperature under pumping, Nature 443, 430 (2006).<br />

[21] H. Schultheiss, S. Schäfer, P. Candeloro, B. Leven, B. Hillebrands, A. N. Slavin,<br />

Observation of Coherence and Partial Decoherence of Quantized Spin Waves in Na-<br />

noscaled Magnetic Ring Structures, Phys. Rev. Lett. 100, 047204 (2008).<br />

[22] T. Schneider, A. A. Serga, B. Leven, B. Hillebrands, R. L. Stamps, M. P. Kostylev,<br />

Realization of spin-wave logic gates, Appl. Phys. Lett. 92, 022505 (2008).


Literaturverzeichnis 107<br />

[23] K.-S. Lee, S.-K. Kim, Conceptual design of spin wave logic gates based on a Mach–<br />

Zehnder-type spin wave interferometer for universal logic functions, J. Appl. Phys.<br />

104, 053909 (2008).<br />

[24] S. Choi, K.-S. Lee, K. Y. Guslienko, S.-K. Kim, Strong Radiation of Spin Waves by<br />

Core Reversal of a Magnetic Vortex and Their Wave Behaviors in Magnetic Nanowire<br />

Waveguides, Phys. Rev. Lett. 98, 087205 (2007).<br />

[25] C. Rausch, <strong>Spinwellen</strong>anregung in magnetischen Nanohybridstrukturen, Diplomar-<br />

beit, Technische Universität Kaiserslautern (2009).<br />

[26] F. Bloch, G. Gentile, Zur Anisotropie der Magnetisierung ferromagnetischer Einkris-<br />

talle, Z. Phys. 70, 395 (1931).<br />

[27] L. Néel, C. R. Acad. Sci., Paris 237, 1468 (1953).<br />

[28] W. Döring, Über die Trägheit der Wände zwischen Weißschen Bezirken, Z. Natur-<br />

forsch. 3a, 373 (1948).<br />

[29] R. P. Cowburn, J. Ferré, S. J. Gray, J. A. C. Bland, Domain wall mobility in ultrathin<br />

epitaxial Ag/Fe/Ag(001) films, Appl. Phys. Lett. 74, 1018 (1999).<br />

[30] E. Saitoh, H. Miyajima, T. Yamaoka, G. Tatara, Current-induced resonance and mass<br />

determination of a single magnetic domain wall, Nature 432, 203 (2004).<br />

[31] S. S. P. Parkin, M. Hayashi, L. Thomas, Magnetic Domain-Wall Racetrack Memory,<br />

Science 320, 190 (2008).<br />

[32] W. Allen, J. Gregg, K. Ounadjela, M. Viret, M. Hehn, S. Thompson, J. Coey, The fer-<br />

romagnetic domain wall as a GMR trilayer, J. Magn. Magn. Mater. 165, 121 (1997).<br />

[33] D. A. Allwood, G. Xiong, C. C. Faulkner, D. Atkinson, D. Petit, R. P. Cowburn,<br />

Magnetic Domain-Wall Logic, Science 309, 1688 (2005).<br />

[34] D. Atkinson, C. C. Faulkner, D. A. Allwood, R. P. Cowburn, Spin dynamics in con-<br />

fined magnetic structures III, Band 101 <strong>von</strong> Topics in Applied Physics, Kapitel „Do-<br />

main Wall Dynamics in Magnetic Logic Devices“, 207–224, Springer, Berlin, Hei-<br />

delberg, New York (2006).


108 Literaturverzeichnis<br />

[35] M. Hayashi, L. Thomas, Y. B. Bazaliy, C. Rettner, R. Moriya, X. Jiang, S. S. P.<br />

Parkin, Influence of Current on Field-Driven Domain Wall Motion in Permalloy Na-<br />

nowires from Time Resolved Measurements of Anisotropic Magnetoresistance, Phys.<br />

Rev. Lett. 96, 197207 (2006).<br />

[36] S. Yang, J. L. Erskine, Spin-transfer-torque-driven domin-wall dynamics in Permal-<br />

loy nanowires, Phys. Rev. B 75, 220403 (2007).<br />

[37] O. Boulle, J. Kimling, P. Warnicke, M. Kläui, U. Rüdiger, G. Malinowski, H. J. M.<br />

Swagten, B. Koopmans, C. Ulysse, G. Faini, Nonadiabatic Spin Transfer Torque in<br />

High Anisotropy Magnetic Nanowires with Narrow Domain Walls, Phys. Rev. Lett.<br />

101, 216601 (2008).<br />

[38] R. Hertel, W. Wulfhekel, J. Kirschner, Domain-Wall Induced Phase Shifts in Spin<br />

Waves, Phys. Rev. Lett. 93, 257202 (2004).<br />

[39] C. Bayer, H. Schultheiss, B. Hillebrands, R. L. Stamps;, Phase shift of spin waves<br />

traveling through a 180° Bloch-domain wall, IEEE Trans. Magn. 41, 3094 (2005).<br />

[40] H. Schultheiß, Brillouin-Lichtstreu-Mikroskopie an magnetischen Mikrostrukturen,<br />

Diplomarbeit, Technische Universität Kaiserslautern (2005).<br />

[41] S. Blundell, Magnetism in Condensed Matter, Oxford Master Series in Condensed<br />

Matter Physics, Oxford University Press, Oxford, New York (2001).<br />

[42] R. M. Bozorth, Ferromagnetism, Van Nostrand Company, Princeton, Toronto, Mel-<br />

bourne, London, 9. Auflage (1951).<br />

[43] S. Chikazumi, C. Graham, Physics of Ferromagnetism, Oxford University Press, Ox-<br />

ford, New York, zweite Auflage (1997).<br />

[44] B. D. Cullity, Introduction to Magnetic Materials, Addison-Wesley, Reading, Menlo<br />

Park, London, Don Mills (1972).<br />

[45] A. H. Morrish, The Physical Principles of Magnetism, John Wiley & Sons, New<br />

York, London, Sydney (1965).<br />

[46] R. C. O’Handley, Modern Magnetic materials, John Wiley & Sons, New York, Chi-<br />

chester, Weinheim, Brisbane, Singapore, Toronto (2000).<br />

[47] A. Aharoni, Introduction to the Theory of Ferromagnetism, Clarendon Press, Oxford,<br />

zweite Auflage (2001).


Literaturverzeichnis 109<br />

[48] D. D. Stancil, Theory of Magnetostatic Waves, Springer, New York, Berlin, Heidel-<br />

berg (1993).<br />

[49] A. G. Gurevich, G. A. Melkov, Magnetization Oscillations and Waves, CRC Press,<br />

New York (1996).<br />

[50] C. E. Patton, Magnetic excitations in solids, Phys. Rep. 103, 251 (1984).<br />

[51] B. Hillebrands, K. Ounadjela (Hg.), Spin Dynamics in Confined Magnetic Structures<br />

I, Band 83 <strong>von</strong> Topics in Applied Physics, Springer, Berlin, Heiderlberg, New York,<br />

Barcelona, Hong Kong, London, Milan, Paris, Tokyo (2002).<br />

[52] B. Hillebrands, K. Ounadjela (Hg.), Spin Dynamics in Confined Magnetic Structures<br />

II, Band 87 <strong>von</strong> Topics in Applied Physics, Springer, Berlin, Heidelberg, New York,<br />

Hong Kong, London, Milan, Paris, Tokyo (2003).<br />

[53] B. Hillebrands, A. Thiaville (Hg.), Spin Dynamics in Confined Magnetic Structures<br />

III, Band 101 <strong>von</strong> Topics in Applied Physics, Springer, Berlin, Heidelberg, New York<br />

(2006).<br />

[54] A. Hubert, R. Schäfer, Magnetic domains, Springer, Berlin; Heidelberg; New York;<br />

Barcelona; Hong Kong; London; Milan; Paris; Singapore; Tokyo (2000).<br />

[55] Le Système international d’unités/The International System of Units, Bureau interna-<br />

tional des poids et mesures/Organisation intergouvernementale de la Convention du<br />

Mètre (2006).<br />

[56] B. N. Taylor, NIST Special Publication 330: The International System of Units (SI),<br />

National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg (2001).<br />

[57] Die gesetzlichen Einheiten in Deutschland, Physikalisch-Technische Bundesanstalt<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bundesallee 100, 38116 Braunschweig (2004).<br />

[58] A. S. Arrott, Magnetism in SI and Gaussian Units, in J. A. C. Bland, B. Hein-<br />

rich (Hg.), Ultrathin Magnetic Structures I, Springer, Berlin, Heidelberg, New York<br />

(1994).<br />

[59] B. M. Moskowitz, Fundamental Physical Constants and Conversion Factors, Band 1<br />

<strong>von</strong> A handbook of physical constants, Kapitel 1-23, 346, American Geophysical<br />

Union (1995).


110 Literaturverzeichnis<br />

[60] L. J. Swartzendruber, Properties, units and constants in magnetism, Jour. Magn.<br />

Magn. Mater. 100, 573 (1991).<br />

[61] G. E. Uhlenbeck, S. Goudsmit, Spinning Electrons and the Structure of Spectra, Na-<br />

ture 117, 264 (1926).<br />

[62] H. Haken, H. C. Wolf, Atom- und Quantenphysik, Springer, Berlin, Heidelberg, New<br />

York, 7. Auflage (2000).<br />

[63] C. Cohen-Tannoudji, B. Diu, F. Laloë, Quantenmechanik, Band 2, Walter de Gruyter,<br />

Berlin, New York, zweite Auflage (1999).<br />

[64] J. D. Jackson, Klassische Elektrodynamik, Walter de Gruyter, Berlin, New York, drit-<br />

te Auflage (2002).<br />

[65] J. C. Maxwell, A Dynamical Theory of the Electromagnetic Field, Philos. T. Roy.<br />

Soc. 155, 459 (1865).<br />

[66] W. Heisenberg, Zur Theorie des Ferromagnetismus, Z. Phys. 49, 619 (1928).<br />

[67] P. Bruno, Physical origins and theoretical model of magnetic anisotropy, in Magne-<br />

tismus <strong>von</strong> Festkörpern und Grenzflächen, Forschungszentrum Jülich, Jülich (1993).<br />

[68] N. S. Akulov, Über das magnetische Quadrupolmoment des Eisenatoms, Z. Phys. 57,<br />

249 (1929).<br />

[69] M. Hanson, C. Johansson, B. Nilsson, P. Isberg, R. Wäppling, Magnetic properties<br />

of two-dimensional arrays of epitaxial Fe (001) submicron particles, J. Appl. Phys.<br />

85, 2793 (1999).<br />

[70] B. Hillebrands, S. Blügel, Magnetismus, Band 6 <strong>von</strong> Bergmann-Schäfer: Lehr-<br />

buch der Experimentalphysik, Walter de Gruyter, Berlin, New York, zweite Auflage<br />

(2005).<br />

[71] L. Landau, E. Lifshitz, On the theory of the dispersion of magnetic permeability in<br />

ferromagnetic bodies, Phys. Z. Sowjetunion 8, 153 (1935).<br />

[72] J. C. Mallison, On Damped Gyromagnetic Precession, IEEE Trans. Magn. 23, 2003<br />

(1987).<br />

[73] T. L. Gilbert, A phenomenological Theory of Damping in Ferromagnetic Materials,<br />

IEEE Trans. Magn. 40, 3443 (2004).


Literaturverzeichnis 111<br />

[74] H. Suhl, Theory of the magnetic damping constant, IEEE Trans. Magn. 34, 1834<br />

(1998).<br />

[75] L. Berger, Emission of spin waves by a magnetic multilayer traversed by a current,<br />

Phys. Rev. B 54, 9353 (1996).<br />

[76] J. C. Slonczewski, Current-driven excitation of magnetic multilayers, Jour. Magn.<br />

Magn. Mater. 159, L1 (1996).<br />

[77] Z. Li, S. Zhang, Domain-Wall Dynamics and Spin-Wave Excitations with Spin-<br />

Transfer Torques, Phys. Rev. Lett. 92, 207203 (2004).<br />

[78] M. Covington, A Ringing Confirmation of Spintronics Theory, Science 307, 215<br />

(2005).<br />

[79] S. I. Kiselev, J. C. Sankey, I. N. Krivorotov, N. C. Emley, R. J. Schoelkopf, R. A.<br />

Buhrman, D. C. Ralph, Microwave oscillations of a nanomagnet driven by a spin-<br />

polarized current, Nature 425, 380 (2003).<br />

[80] W. H. Rippard, M. R. Pufall, S. Kaka, T. J. Silva, S. E. Russek, J. A. Katine, Injection<br />

Locking and Phase Control of Spin Transfer Nano-oscillators, Phys. Rev. Lett. 95,<br />

067203 (2005).<br />

[81] A. N. Slavin, V. S. Tiberkevich, Theory of mutual phase locking of spin-torque nano-<br />

sized oscillators, Phys. Rev. B 74, 104401 (2006).<br />

[82] A. Thiaville, Y. Nakatani, J. Miltat, Y. Suzuki, Micromagnetic understanding of<br />

current-driven domain wall motion in patterned nanowires, Europhys. Lett. 69, 990<br />

(2005).<br />

[83] A. Vanhaverbeke, M. Viret, Simple model of current-induced spin torque in domain<br />

walls, Phys. Rev. B 75, 024411 (2007).<br />

[84] Z. Liu, F. Giesen, X. Zhu, R. D. Sydora, M. R. Freeman, Spin Wave Dynamics and<br />

the Determination of Intrinsic Damping in Locally Excited Permalloy Thin Films,<br />

Phys. Rev. Lett. 98, 087201 (2007).<br />

[85] F. Bloch, Zur Theorie des Ferromagnetismus, Z. Phys. 61, 206 (1930).<br />

[86] S. O. Demokritov, B. Hillebrands, A. N. Slavin, Brillouin light scattering studies of<br />

confined spin waves: linear and nonlinear confinement, Phys. Rep. 348, 441 (2001).


112 Literaturverzeichnis<br />

[87] B. A. Kalinikos, A. N. Slavin, Theory of dipole-exchange spin wave spectrum for<br />

ferromagnetic films with mixed exchange boundary conditions, J. Phys. C: Solid State<br />

19, 7013 (1986).<br />

[88] B. A. Kalinikos, M. P. Kostylev, N. V. Kozhus, A. N. Slavin, The dipole-exchange<br />

spin wave spectrum for anisotropic ferromagnetic films with mixed exchange boun-<br />

dary conditions, J. Phys. Condens. Mat. 2, 9861 (1990).<br />

[89] S. O. Demokritov, Spin waves in confined systems, in Lecture Notes of the 40th IFF<br />

Springschool 2009, Kapitel D2, Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich (2009).<br />

[90] C. Kittel, On the Theory of Ferromagnetic Resonance Absorption, Phys. Rev. 73, 155<br />

(1948).<br />

[91] C. Herring, C. Kittel, On the Theory of Spin Waves in Ferromagnetic Media, Phys.<br />

Rev. 81, 869 (1951).<br />

[92] B. Obry, Untersuchung der Modenkopplung in magnetischen Ringen anhand zeitauf-<br />

gelöster Brillouin-Lichtstreumikroskopie, Diplomarbeit, Technische Universität Kai-<br />

serslautern (2009).<br />

[93] R. Damon, J. Eshbach, Magnetostatic modes of a ferromagnet slab, J. Phys. Chem.<br />

Solids 19, 308 (1961).<br />

[94] T. Schneider, A. A. Serga, T. Neumann, B. Hillebrands, M. P. Kostylev, Phase re-<br />

ciprocity of spin-wave excitation by a microstrip antenna, Phys. Rev. B 77, 214411<br />

(2008).<br />

[95] K. Y. Guslienko, S. O. Demokritov, B. Hillebrands, A. N. Slavin, Effective dipolar<br />

boundary conditions for dynamic magnetization in thin magnetic stripes, Phys. Rev.<br />

B 66, 132402 (2002).<br />

[96] J. Jorzick, C. Krämer, S. O. Demokritov, B. Hillebrands, B. Bartenlian, C. Chappert,<br />

D. Decanini, F. Rousseaux, E. Cambril, E. S. ndergard, M. Bailleul, C. Fermon,<br />

A. N. Slavin, Spin wave quantization in laterally confined magnetic structures, J.<br />

Appl. Phys. 89, 7091 (2001).<br />

[97] R. Hertel, Micromagnetism, in Lecture Notes of the 40th IFF Springschool 2009,<br />

Kapitel D1, Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich (2009).


Literaturverzeichnis 113<br />

[98] C. Kittel, Physical Theory of Ferromagnetic Domains, Rev. Mod. Phys. 21, 541<br />

(1949).<br />

[99] B. A. Lilley, Energies and widths of domain boundaries in ferromagnetics, Philos.<br />

Mag. (Series 7) 41, 792 (1950).<br />

[100] Y. Nakatani, A. Thiaville, J. Miltat, Head-to-head domain walls in soft nano-strips:<br />

a refined phase diagram, J. Magn. Magn. Mater. 290-291, 750 (2005).<br />

[101] M. Laufenberg, D. Backes, W. Bührer, D. Bedau, M. Kläui, U. Rüdiger, C. A. F.<br />

Vaz, J. A. C. Bland, L. J. Heyderman, F. Nolting, S. Cherifi, A. Locatelli, R. Belkhou,<br />

S. Heun, E. Bauer, Observation of thermally activated domain wall transformations,<br />

Appl. Phys. Lett. 88, 052507 (2006).<br />

[102] C. W. Sandweg, <strong>Spinwellen</strong> in Ni81Fe19-Nanostreifen mit kontrollierten Domänen-<br />

wänden, Diplomarbeit, Technische Universität Kaiserslautern (2007).<br />

[103] R. P. Cowburn, J. Ferré, S. J. Gray, J. A. C. Bland, Domain-wall dynamics, pinning,<br />

and nucleation in ultrathin epitaxial Fe films, Phys. Rev. B 58, 11507 (1998).<br />

[104] S. Lepadatu, A. Vanhaverbeke, D. Atkinson, R. Allenspach, C. H. Marrows, Depen-<br />

dence of Domain-Wall Depinning Threshold Current on Pinning Profile, Phys. Rev.<br />

Lett. 102, 127203 (2009).<br />

[105] D. Petit, A.-V. Jausovec, D. Read, R. P. Cowburn, Domain wall pinning and poten-<br />

tial landscapes created by constrictions and protrusions in ferromagnetic nanowires,<br />

J. Appl. Phys. 103, 114307 (2008).<br />

[106] M. Hara, J. Shibata, T. Kimura, Y. Otani, Control of domain wall pinning by a<br />

switchable magnetic gate, Appl. Phys. Lett. 89, 192504 (2006).<br />

[107] S.-M. Ahn, D.-H. Kim, S.-B. Choe, Kinetic and Static Domain-Wall Pinning at<br />

Notches on Ferromagnetic Nanowires, IEEE Trans. Magn. 45, 2478 (2009).<br />

[108] S.-M. Ahn, K.-W. Moon, D.-H. Kim, S.-B. Choe, Detection of the static and kinetic<br />

pinning of domain walls in ferromagnetic nanowires, Appl. Phys. Lett. 95, 152506<br />

(2009).<br />

[109] A. Kunz, Field induced domain wall collisions in thin magnetic nanowires, Appl.<br />

Phys. Lett. 94, 132502 (2009).


114 Literaturverzeichnis<br />

[110] V. S. Gornakov, V. I. Nikitenko, I. A. Prudnikov, V. T. Synogach, Elementary exci-<br />

tations and nonlinear dynamics of a magnetic domain wall, Phys. Rev. B 46, 10829<br />

(1992).<br />

[111] K. Guslienko, J.-Y. Lee, S.-K. Kim, Dynamics of Domain Walls in Soft Magnetic<br />

Nanostripes: Topological Soliton Approach, IEEE Trans. Magn. 44, 3079 (2008).<br />

[112] A. Thiaville, Y. Nakatani, J. Miltat, N. Vernier, Domain wall motion by spin-<br />

polarized current: a micromagnetic study, J. Appl. Phys. 95, 7049 (2004).<br />

[113] N. L. Schryer, L. R. Walker, The motion of 180[degree] domain walls in uniform dc<br />

magnetic fields, J. Appl. Phys. 45, 5406 (1974).<br />

[114] A. Mougin, M. Cormier, J. P. Adam, P. J. Metaxas, J. Ferre, Domain wall mobility,<br />

stability and Walker breakdown in magnetic nanowires, Europhys. Lett. 78, 57007<br />

(6pp) (2007).<br />

[115] L. Berger, Current-induced oscillations of a Bloch wall in magnetic thin films, J.<br />

Magn. Magn. Mater. 162, 155 (1996).<br />

[116] B. Krüger, D. Pfannkuche, M. Bolte, G. Meier, U. Merkt, Current-driven domain-<br />

wall dynamics in curved ferromagnetic nanowires, Phys. Rev. B 75, 054421 (2007).<br />

[117] R. Waser (Hg.), Nanoelectronics and Information Technology, WILEY-VCH, Wein-<br />

heim (2003).<br />

[118] S. M. Sze, VLSI Technology, McGraw-Hill, New York, zweite Auflage (1988).<br />

[119] D. J. Elliott, Integrated Circuit Fabrication Technology, McGraw-Hill, New York,<br />

zweite Auflage (1989).<br />

[120] T. J. Rinke, C. Koch, Lithografie, MicroChemicals GmbH, Ulm (2008).<br />

[121] P. Pirro, Domänenwandkonfiguration in dünnen magnetischen Schichten und Ein-<br />

fluss <strong>von</strong> Domänenwänden auf das <strong>Spinwellen</strong>spektrum (vorläufiger Titel), Diplom-<br />

arbeit, Technische Universität Kaiserslautern (2010).<br />

[122] H. P. J. Wijn (Hg.), Magnetic properties of metals, Springer, Berlin, Heidelberg,<br />

New York (1991).<br />

[123] C. Felser, B. Hillebrands, New materials with high spin polarization: half-metallic<br />

Heusler compounds, J. Phys. D: Appl. Phys. 40 (2007).


Literaturverzeichnis 115<br />

[124] P. Yu, X. F. Jin, J. Kudrnovský, D. S. Wang, P. Bruno, Curie temperatures of fcc and<br />

bcc nickel and permalloy: Supercell and Green’s function methods, Phys. Rev. B 77,<br />

054431 (2008).<br />

[125] S. Serrano-Guisan, K. Rott, G. Reiss, H. W. Schumacher, Inductive and magneto-<br />

resistive measurements of Gilbert damping in Ni81Fe19 thin films and microstructu-<br />

res, J. Phys. D: Appl. Phys. 41, 164015 (6pp) (2008).<br />

[126] R. Urban, G. Woltersdorf, B. Heinrich, Gilbert Damping in Single and Multilayer<br />

Ultrathin Films: Role of Interfaces in Nonlocal Spin Dynamics, Phys. Rev. Lett. 87,<br />

217204 (2001).<br />

[127] J. Walowski, M. D. Kaufmann, B. Lenk, C. Hamann, J. McCord, M. Münzen-<br />

berg, Intrinsic and non-local Gilbert damping in polycrystalline nickel studied by<br />

Ti:sapphire laser fs spectroscopy, J. Phys. D: Appl. Phys. 41, 164016 (2008).<br />

[128] J. R. Sandercock, Brillouin-Scattering Measurements on Silicon and Germanium,<br />

Phys. Rev. Lett. 28, 237 (1972).<br />

[129] B. Hillebrands, Modern Techniques for Characterizing Magnetic Materials, Kapitel<br />

Brillouin light scattering spectroscopy, Springer (2005).<br />

[130] C. Kittel, Einführung in die Festkörperphysik, Oldenbourg, München, Wien, 13.<br />

Auflage (2002).<br />

[131] J. R. Sandercock, Brillouin scattering study of SbSI using a double-passed, stabili-<br />

sed scanning interferometer, Opt. Commun. 2, 73 (1970).<br />

[132] B. Hillebrands, Progress in multipass tandem Fabry–Perot interferometry: I. A fully<br />

automated, easy to use, self-aligning spectrometer with increased stability and flexi-<br />

bility, Rev. Sci. Instrum. 70, 1589 (1999).<br />

[133] E. Hecht, Optik, Oldenbourg, München, Wien, dritte Auflage (2001).<br />

[134] J. R. Sandercock, Tandem Fabry-Perot Interferometer, www.jrs-si.ch.<br />

[135] T. Wittkowski, Brillouin-Lichtstreuuntersuchungen an Bornitridschichten, Disser-<br />

tation, Technische Universität Kaiserslautern (2002).<br />

[136] http://www.tfpdas.de, [Online; abgerufen am 19.11.2009].


116 Literaturverzeichnis<br />

[137] M. Cottam, D. Lockwood, Light Scattering in Magnetic Solids, John Wiley & Sons,<br />

New York, London (1986).<br />

[138] S.-K. Kim, K.-S. Lee, D.-S. Han, A gigahertz-range spin-wave filter composed<br />

of width-modulated nanostrip magnonic-crystal waveguides, Appl. Phys. Lett. 95,<br />

082507 (2009).<br />

[139] K.-S. Lee, S. Choi, S.-K. Kim, Radiation of spin waves from magnetic vortex cores<br />

by their dynamic motion and annihilation processes, Appl. Phys. Lett. 87, 192502<br />

(2005).<br />

[140] S. Gliga, M. Yan, R. Hertel, C. M. Schneider, Ultrafast dynamics of a magnetic<br />

antivortex: Micromagnetic simulations, Phys. Rev. B 77, 060404 (2008).<br />

[141] http://www.ctcms.nist.gov/~rdm/mumag.html, [Online; abgerufen<br />

am 10.11.2009].<br />

[142] M. J. Donahue, D. G. Porter, OOMMF user’s guide, version 1.0, National Insti-<br />

tute of Standards and Technology, Gaithersburg, Interagency, Report NISTIR 6276<br />

(1999).<br />

[143] M. R. Scheinfein, E. A. Price, LLG User Manual v2.50 (2003).<br />

[144] J. Schnakenberg, Thermodynamik und Statistische Physik, WILEY-VCH, Berlin,<br />

zweite Auflage (2002).<br />

[145] W. F. Brown, Micromagnetics, John Wiley & Sons Inc, New York, London (1963).<br />

[146] G. Rado, Spin-wave resonance in a ferromagnetic metal, J. Phys. Chem. Solids 11,<br />

315 (1959).<br />

[147] A. S. Arrott, R. Hertel, Formation and transformation of vortex structures in soft<br />

ferromagnetic ellipsoids, J. Appl. Phys. 103, 07E739 (2008).<br />

[148] S.-K. Kim, Y.-S. Choi, K.-S. Lee, K. Y. Guslienko, D.-E. Jeong, Electric-current-<br />

driven vortex-core reversal in soft magnetic nanodots, Appl. Phys. Lett. 91, 082506<br />

(2007).<br />

[149] K. Y. Guslienko, K.-S. Lee, S.-K. Kim, Dynamic Origin of Vortex Core Switching<br />

in Soft Magnetic Nanodots, Phys. Rev. Lett. 100, 027203 (2008).


Literaturverzeichnis 117<br />

[150] T. Schrefl, J. Fidler, K. J. Kirk, J. N. Chapman, A higher order FEM-BEM method<br />

for the calculation of domain processes in magnetic nano-elements, J. Magn. Magn.<br />

Mater. 175, 193 (1997).<br />

[151] W. Scholz, J. Fidler, T. Schrefl, D. Suess, R. Dittrich, H. Forster, V. Tsiantos, Scala-<br />

ble parallel micromagnetic solvers for magnetic nanostructures, Comp. Mater. Sci.<br />

28, 366 (2003).<br />

[152] H. Fangohr, T. Fischbacher, Matteo, Franchin, G. Bordignon, J. Generowicz,<br />

A. Knittel, M. Walter, NMAG User Manual (0.1 Beta version) (2009).<br />

[153] http://math.nist.gov/oommf, [Online; abgerufen am 10.11.2009].<br />

[154] R. L. Burden, J. D. Faires, Numerical Analysis, Brooks Cole (2004).<br />

[155] J. A. Nelder, R. Mead, A Simplex Method for Function Minimization, The Computer<br />

Journal 7, 308 (1965).<br />

[156] D. M. Young, Iterative Solution of Large Linear Systems (Computer Science and<br />

Applied Mathematicss, Academic Press (1971).<br />

[157] T. Butz, Fouriertransformation für Fußgänger, Teubner, Wiesbaden (2005).<br />

[158] S. O. Demokritov, A. A. Serga, A. André, V. E. Demidov, M. P. Kostylev, B. Hille-<br />

brands, A. N. Slavin, Tunneling of Dipolar Spin Waves through a Region of Inhomo-<br />

geneous Magnetic Field, Phys. Rev. Lett. 93, 047201 (2004).<br />

[159] S. Tamaru, J. A. Bain, R. J. M. van de Veerdonk, T. M. Crawford, M. Covington,<br />

M. H. Kryder, Measurement of magnetostatic mode excitation and relaxation in per-<br />

malloy films using scanning Kerr imaging, Phys. Rev. B 70, 104416 (2004).<br />

[160] T. M. Crawford, M. Covington, G. J. Parker, Time-domain excitation of quantized<br />

magnetostatic spin-wave modes in patterned NiFe thin film ensembles, Phys. Rev. B<br />

67, 024411 (2003).<br />

[161] M. P. Kostylev, A. A. Serga, T. Schneider, T. Neumann, B. Leven, B. Hillebrands,<br />

R. L. Stamps, Resonant and nonresonant scattering of dipole-dominated spin waves<br />

from a region of inhomogeneous magnetic field in a ferromagnetic film, Phys. Rev. B<br />

76, 184419 (2007).


118 Literaturverzeichnis<br />

[162] Y. Roussigné, S. M. Chérif, C. Dugautier, P. Moch, Experimental and theoretical<br />

study of quantized spin-wave modes in micrometer-size permalloy wires, Phys. Rev.<br />

B 63, 134429 (2001).<br />

[163] M. Bailleul, R. Höllinger, K. Perzlmaier, C. Fermon, Microwave spectrum of square<br />

permalloy dots: Multidomain state, Phys. Rev. B 76, 224401 (2007).<br />

[164] M. Bailleul, R. Höllinger, C. Fermon, Microwave spectrum of square Permalloy<br />

dots: Quasisaturated state, Phys. Rev. B 73, 104424 (2006).<br />

[165] Y. Ando, Y. M. Lee, T. Aoki, T. Miyazaki, H. Schultheiß, B. Hillebrands, Thermal-<br />

ly excited spin wave modes in synthetic antiferromagnetic stripes, J. Magn. Magn.<br />

Mater. 310, 1949 (2007).<br />

[166] Y. S. Gui, N. Mecking, C. M. Hu, Quantized Spin Excitations in a Ferromagnetic<br />

Microstrip from Microwave Photovoltage Measurements, Phys. Rev. Lett. 98, 217603<br />

(2007).<br />

[167] Z. Liu, F. Giesen, X. Zhu, R. D. Sydora, M. R. Freeman, Spin Wave Dynamics and<br />

the Determination of Intrinsic Damping in Locally Excited Permalloy Thin Films,<br />

Phys. Rev. Lett. 98, 087201 (2007).<br />

[168] M. Buess, J. Raabe, K. Perzlmaier, C. H. Back, C. Quitmann, Interaction of ma-<br />

gnetostatic excitations with 90[degree] domain walls in micrometer-sized permalloy<br />

squares, Phys. Rev. B 74, 100404 (2006).<br />

[169] K. Perzlmaier, M. Buess, C. H. Back, V. E. Demidov, B. Hillebrands, S. O. Demo-<br />

kritov, Spin-Wave Eigenmodes of Permalloy Squares with a Closure Domain Struc-<br />

ture, Phys. Rev. Lett. 94, 057202 (2005).<br />

[170] J. P. Park, P. A. Crowell, Interactions of Spin Waves with a Magnetic Vortex, Phys.<br />

Rev. Lett. 95, 167201 (2005).<br />

[171] M. Bailleul, D. Olligs, C. Fermon, Micromagnetic Phase Transitions and Spin Wave<br />

Excitations in a Ferromagnetic Stripe, Phys. Rev. Lett. 91, 137204 (2003).<br />

[172] M. P. Kostylev, G. Gubbiotti, J.-G. Hu, G. Carlotti, T. Ono, R. L. Stamps, Dipole-<br />

exchange propagating spin-wave modes in metallic ferromagnetic stripes, Phys. Rev.<br />

B 76, 054422 (2007).


Literaturverzeichnis 119<br />

[173] C. Nistor, G. S. D. Beach, J. L. Erskine, Versatile magneto-optic Kerr effect pola-<br />

rimeter for studies of domain-wall dynamics in magnetic nanostructures, Rev. Sci.<br />

Instrum. 77, 103901 (2006).<br />

[174] C. Brownlie, S. McVitie, J. N. Chapman, C. D. W. Wilkinson, Lorentz microscopy<br />

studies of domain wall trap structures, J. Appl. Phys. 100, 033902 (2006).<br />

[175] R. D. Gomez, T. V. Luu, A. O. Pak, K. J. Kirk, J. N. Chapman, Domain configura-<br />

tions of nanostructured Permalloy elements, J. Appl. Phys. 85, 6163 (1999).<br />

[176] K. J. Kirk, J. N. Chapman, C. D. W. Wilkinson, Lorentz microscopy of small ma-<br />

gnetic structures, J. Appl. Phys. 85, 5237 (1999).<br />

[177] K. J. O’Shea, S. McVitie, J. N. Chapman, J. M. R. Weaver, Direct observation of<br />

changes to domain wall structures in magnetic nanowires of varying width, Appl.<br />

Phys. Lett. 93, 202505 (2008).<br />

[178] J. N. Chapman, The investigation of magnetic domain structures in thin foils by<br />

electron microscopy, J. Phys. D: Appl. Phys. 17, 623 (1984).<br />

[179] J. N. Chapman, M. R. Scheinfein, Transmission electron microscopies of magnetic<br />

microstructures, J. Magn. Magn. Mater. 200, 729 (1999).<br />

[180] D. Petit, A.-V. Jausovec, H. T. Zeng, E. Lewis, L. O’Brien, D. Read, R. P. Cowburn,<br />

Mechanism for domain wall pinning and potential landscape modification by artifi-<br />

cially patterned traps in ferromagnetic nanowires, Phys. Rev. B 79, 214405 (2009).<br />

[181] S. Schäfer, Magnetisierungsdynamik in mesoskopischen Ni81Fe19-Ringstrukturen,<br />

Diplomarbeit, Technische Universität Kaiserslautern (2007).<br />

[182] G. S. D. Beach, C. Knutson, C. Nistor, M. Tsoi, J. L. Erskine, Nonlinear Domain-<br />

Wall Velocity Enhancement by Spin-Polarized Electric Current, Phys. Rev. Lett. 97,<br />

057203 (2006).<br />

[183] G. Beach, M. Tsoi, J. Erskine, Current-induced domain wall motion, J. Magn.<br />

Magn. Mater. 320, 1272 (2008).<br />

[184] V. K. Dugaev, V. R. Vieira, P. D. Sacramento, J. Barna´s, M. A. N. Araújo, J. Berak-<br />

dar, Current-induced motion of a domain wall in a magnetic nanowire, Phys. Rev. B<br />

74, 054403 (2006).


120 Literaturverzeichnis<br />

[185] M. Kläui, C. A. F. Vaz, J. A. C. Bland, W. Wernsdorfer, G. Faini, E. Cambril, L. J.<br />

Heyderman, Domain wall motion induced by spin polarized currents in ferromagne-<br />

tic ring structures, Appl. Phys. Lett. 83, 105 (2003).<br />

[186] E. Martinez, L. Lopez-Diaz, O. Alejos, L. Torres, Resonant domain wall depinning<br />

induced by oscillating spin-polarized currents in thin ferromagnetic strips, Phys. Rev.<br />

B 77, 144417 (2008).<br />

[187] Y. L. Maho, J.-V. Kim, G. Tatara, Spin-wave contributions to current-induced do-<br />

main wall dynamics, Phys. Rev. B 79, 174404 (2009).<br />

[188] D. Petit, A.-V. Jausovec, H. T. Zeng, E. Lewis, L. O’Brien, D. Read, R. P. Cowburn,<br />

High efficiency domain wall gate in ferromagnetic nanowires, Appl. Phys. Lett. 93,<br />

163108 (2008).<br />

[189] L. Thomas, M. Hayashi, X. Jiang, R. Moriya, C. Rettner, S. S. P. Parkin, Oscillatory<br />

dependence of current-driven magnetic domain wall motion on current pulse length,<br />

Nature 443, 197 (2006).<br />

[190] M. Chen, M. A. Tsankov, J. M. Nash, C. E. Patton, Microwave magnetic-envelope<br />

dark solitons in yttrium iron garnet thin films, Phys. Rev. Lett. 70, 1707 (1993).<br />

[191] M. Chen, M. A. Tsankov, J. M. Nash, C. E. Patton, Backward-volume-wave<br />

microwave-envelope solitons in yttrium iron garnet films, Phys. Rev. B 49, 12773<br />

(1994).<br />

[192] M. A. Tsankov, M. Chen, C. E. Patton, Forward volume wave microwave envelope<br />

solitons in yttrium iron garnet films: Propagation, decay, and collision, J. Appl. Phys.<br />

76, 4274 (1994).<br />

[193] V. Vlaminck, M. Bailleul, Current-Induced Spin-Wave Doppler Shift, Science 322,<br />

410 (2008).<br />

[194] V. E. Demidov, S. O. Demokritov, K. Rott, P. Krzysteczko, G. Reiss, Self-focusing<br />

of spin waves in Permalloy microstripes, Appl. Phys. Lett. 91, 252504 (2007).<br />

[195] V. E. Demidov, S. O. Demokritov, K. Rott, P. Krzysteczko, G. Reiss, Mode interfe-<br />

rence and periodic self-focusing of spin waves in permalloy microstripes, Phys. Rev.<br />

B 77, 064406 (2008).


Literaturverzeichnis 121<br />

[196] S.-M. Seo, K.-J. Lee, H. Yang, T. Ono, Current-Induced Control of Spin-Wave At-<br />

tenuation, Phys. Rev. Lett. 102, 147202 (2009).<br />

[197] A. A. Serga, T. Schneider, B. Hillebrands, S. O. Demokritov, M. P. Kostylev, Phase-<br />

sensitive Brillouin light scattering spectroscopy from spin-wave packets, Appl. Phys.<br />

Lett. 89, 063506 (2006).<br />

[198] T. Schneider, A. A. Serga, B. Hillebrands, M. P. Kostylev, Linear and nonlinear<br />

phase accumulation of backward volume magnetostatic spin waves in yttrium-iron-<br />

garnet spin-wave waveguides, Europhys. Lett. 77, 57002 (5pp) (2007).<br />

[199] F. Fohr, A. A. Serga, T. Schneider, J. Hamrle, B. Hillebrands, Phase sensitive Bril-<br />

louin scattering measurements with a novel magneto-optic modulator, Rev. Sci. In-<br />

strum. 80, 043903 (2009).<br />

[200] K. Perzlmaier, G. Woltersdorf, C. H. Back, Observation of the propagation and in-<br />

terference of spin waves in ferromagnetic thin films, Phys. Rev. B 77, 054425 (2008).<br />

[201] R. N. Simmons, Coplanar waveguide circuits, components, and systems, Wiley-<br />

Interscience, New York, chichester, Weinheim, Brisbane, Singapore, Toronto (2001).<br />

[202] R. K. Hoffmann, Integrierte Mikrowellenschaltungen, Springer, Berlin, Heidelberg,<br />

New York, Tokyo (1983).<br />

[203] http://www.korth.de/de/503728952d091450d/<br />

503728952d0b3e133.htm, [Online; abgerufen am 21.11.2009].<br />

[204] V. Vlaminck, Décalage Doppler d’onde de spin induit par un courant électrique,<br />

Dissertation, Université Louis Pasteur Strasbourg (2008).<br />

[205] E. Martinez, L. Lopez-Diaz, O. Alejos, L. Torres, M. Carpentieri, Domain-wall<br />

dynamics driven by short pulses along thin ferromagnetic strips: Micromagnetic si-<br />

mulations and analytical description, Phys. Rev. B 79, 094430 (2009).<br />

[206] E. R. Lewis, D. Petit, L. Thevenard, A. V. Jausovec, L. O’Brien, D. E. Read, R. P.<br />

Cowburn, Magnetic domain wall pinning by a curved conduit, Appl. Phys. Lett. 95,<br />

152505 (2009).<br />

[207] L. O’Brien, D. Petit, H. T. Zeng, E. R. Lewis, J. Sampaio, A. V. Jausovec, D. E.<br />

Read, R. P. Cowburn, Near-Field Interaction between Domain Walls in Adjacent Per-<br />

malloy Nanowires, Phys. Rev. Lett. 103, 077206 (2009).


122 Literaturverzeichnis<br />

[208] P. J. Metaxas, P.-J. Zermatten, J.-P. Jamet, J. Ferré, G. Gaudin, B. Rodmacq,<br />

A. Schuhl, R. L. Stamps, Periodic magnetic domain wall pinning in an ultrathin<br />

film with perpendicular anisotropy generated by the stray magnetic field of a ferro-<br />

magnetic nanodot array, Appl. Phys. Lett. 94, 132504 (2009).<br />

[209] P. Clausen, Brillouin-Lichtstreumikroskopie und magnetooptische Kerr-Effekt-<br />

Mikroskopie an dünnen magnetischen Strukturen (vorläufiger Titel), Diplomarbeit,<br />

Technische Universität Kaiserslautern (2010).


Lebenslauf<br />

Persönliche Daten:<br />

Name: Sebastian Johannes Hermsdörfer<br />

Geburtstag und -ort: 11. Dezember 1979, Kaiserslautern<br />

Familienstand: ledig<br />

Schulbildung:<br />

Juli 1986 - Juni 1990 Grundschule Kaiserslautern-Dansenberg<br />

Juli 1990 - Juni 1999 Albert-Schweitzer-Gymnasium Kaiserslautern<br />

Abschluss: Abitur in den Leistungsfächern<br />

Mathematik, Physik und Altgriechisch<br />

Wehrdienst:<br />

Juli 1999 - April 2000 Instandsetzungsbataillon 310 in Montabaur und Kusel<br />

Studium:<br />

Oktober 2000 - März 2006 Studium der Physik mit Nebenfach Elektro- und<br />

Informationstechnik (Grundstudium) und<br />

Medizinische Physik und Technik (Hauptstudium)<br />

an der Technischen Universität Kaiserslautern<br />

Februar 2004 - Juni 2004 Studium der Physik an der University of Sheffield<br />

(Großbritannien)<br />

Studienabschluss März 2006 Diplom-Physiker<br />

Diplomarbeit in der AG Magnetismus<br />

(Prof. Hillebrands) über „Mikrowellenassistiertes<br />

Schalten in dünnen magnetischen Strukturen“<br />

Promotion:<br />

seit April 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der<br />

AG Magnetismus (Prof. Hillebrands)<br />

Juni 2006 - Dezember 2006 Forschungsaufenthalt an der Tohoku University,<br />

Sendai, Japan, in der Gruppe <strong>von</strong><br />

Prof. Miyazaki/Prof. Ando


Danksagung<br />

An dieser Stelle möchte ich allen danken, die durch ihre Mitarbeit und Hilfe zum Gelingen<br />

dieser Doktorarbeit beigetragen haben:<br />

Prof. Dr. Burkard Hillebrands für die interessante Aufgabenstellung, die wissenschaftliche<br />

Betreuung und Freiheiten bei der Bearbeitung der Aufgabenstellung und das in mich ge-<br />

setzte Vertrauen.<br />

Prof. Dr. Hans Christian Schneider für die Übernahme des Zweitgutachtens.<br />

Prof. Dr. Yasuo Ando und Prof. Dr. Terunobu Miyazaki und ihren Arbeitsgruppen für die<br />

Gastfreundschaft und Unterstützung während meines Aufenthalts in Sendai.<br />

Prof. Dr. Sang-Koog Kim für die konstruktive Zusammenarbeit und Hilfe in allen Fragen<br />

der mikromagnetischen Simulation.<br />

Dr. Britta Leven für die wissenschaftliche Betreuung der Arbeit und das Korrekturlesen<br />

der Arbeit.<br />

Helmut Schultheiß für die Zusammenarbeit und Hilfe im Labor und bei allen physikalisch-<br />

technischen Tätigkeiten, <strong>von</strong> BLS-Messungen bis zum Abholen eines liegen gebliebenen<br />

Autos in Hannover. Außerdem für das Korrekturlesen der Arbeit und die Unterstützung<br />

während der letzten, wirklich nicht langweiligen Jahre.<br />

Christian Sandweg, Christopher Rausch, Philipp Pirro und Katrin Vogt für die stets ange-<br />

nehme und gute Zusammenarbeit während ihrer Diplomarbeiten; Christian speziell noch<br />

für die Lorentz-Mikroskopiemessungen, Christopher für die Hilfe mit LabView, Philipp<br />

für die Probenherstellung und Katrin für die Bilder <strong>zur</strong> Phasenauflösung.


Dr. Thomas Schneider für das unermüdliche Korrekturlesen der Arbeit, ständige Verbesse-<br />

rungsvorschläge, die Hilfe mit LATEX und dem, wie er selbst es nennt, „alltäglichen Klein-<br />

kram“ neben der Arbeit im Labor.<br />

Sebastian Schäfer für die äußerst angenehme Atmosphäre in unserem Büro, seine stete<br />

Diskussionsbereitschaft über <strong>Spinwellen</strong>, Politik und das Mensaessen sowie das Korrek-<br />

turlesen dieser Arbeit.<br />

Björn Obry für das Korrekturlesen eines zwar nur kleinen, aber wichtigen Teils der Arbeit<br />

und die daraus resultierenden wertvollen Korrekturen.<br />

Dr. Andreas Beck für die Probenherstellung auf der MBE und die Hilfe bei Computerpro-<br />

blemen.<br />

Dr. Alexander Serga für die stete Diskussionsbereitschaft über alles, was Mikrowellen be-<br />

trifft.<br />

Dem Nano+Bio Center der TU Kaiserslautern (also Dr. Sandra Wolff, Dr. Bert Lägel und<br />

Christian Dautermann) für die Hilfe bei allen Aspekten der Probenherstellung und die stets<br />

angenehme Atmosphäre.<br />

Die Mensa-„Gang“ (Georg Wolf, Frederick Fohr, Peter Clausen, Volker Kegel, Benjamin<br />

Jungfleisch und Thomas Sebastian (neben den namentlich bereits genannten)), die das<br />

Arbeiten in dieser Gruppe definitiv angenehmer gemacht haben. Gleiches gilt auch für<br />

Thomas Brächer und Lukas Rist, die nächste Generation Hiwis und Diplomanden in der<br />

AG Magnetismus.<br />

Dr. Isabel Sattler, Sybille Müller, Dieter Weller, Peter Frohnhöfer und Oliver Hahn für die<br />

Unterstützung bei technischen und administrativen Problemen.<br />

Allen bislang noch nicht genannten Mitgliedern der AG Magnetismus für die gute Zusam-<br />

menarbeit und das angenehme Arbeitsklima.<br />

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG für die Förderung im Rahmen des Schwer-<br />

punktsprogramms SPP1133 und der „New Energy and Industrial Technology Development<br />

Organization“ (NEDO), Japan, für die Unterstützung des Japan-Aufenthalts.


Meinen Eltern Karl Heinz und Isolde, die mir das Studium und alles andere erst ermöglicht<br />

haben und die, ebenso wie meine Schwester Katharina, immer für mich da waren.<br />

Meiner Freundin Anne für so vieles, speziell aber dafür, dass sie mich die Jahre der Dok-<br />

torarbeit über ertragen hat und speziell in der Endphase mit gutem Zureden und einem<br />

offenen Ohr für meine Probleme immer für mich da war.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!