Gallotia atlantica (Peters & Doria, 1882) - Atlantische ... - VipersGarden
Gallotia atlantica (Peters & Doria, 1882) - Atlantische ... - VipersGarden
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<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> (<strong>Peters</strong> & <strong>Doria</strong>, <strong>1882</strong>) - <strong>Atlantische</strong> Eidechse,<br />
Purpurarien-Eidechse<br />
Von<br />
WolrcnNc Brscnorr<br />
Diagnose. Gesamtlänge bis 285 mm: Kleinste Art der Gattung. Kopf hoch<br />
und kräftig, nach vorn deutlich zugespitzt. Im Unterschied zu G. galloti<br />
und G. stehlini fehlt im Schläfenbereich fast immer ein deutliches zentrales<br />
Massetericum. Charakteristisch sind ferner 2 bis 6 Dentikel am Vorderrand<br />
des Ohrs und ein zusätzliches Schildchen am hinteren Außenrand der Parietalia.<br />
Dorsalia im Vergleich zu den anderen Arten der Gattung sehr groß<br />
und deutlich gekielt. Überwiegend 10 Ventralialängsreihen. Osteodermen<br />
bilden in der Temporalregion des Schädels einen zusammenhängenden<br />
Knochenpanzer (kommt teilweise auch bei G. simonyi vor, fehlt aber bei<br />
G. galloti und G. stehlini).<br />
Beschreibung. Maße: Das oben genannte, auf STEINnRCHNER (1891c) zurückgehende<br />
Maximalmaß wird nur von wenigen d erreicht. Normalerweise<br />
bleiben die Tiere deutlich kleiner. vor allem die ?. Größte bekannte Einzelmaße<br />
sind für die d: KRL 102,8, KL 24,5L 167,VBL 36 und HBL 54 mm,<br />
und für die I : KRL73. KL 16, SL 110, VBL23und HBL 36,5 mm. Die Bein-<br />
Iängen sind bei G. <strong>atlantica</strong> sehr variabel. Selbst am gleichen Tier können<br />
rechtes und linkes Vorder- wie Hinterbein unterschiedlich lang sein (SrErN-<br />
DACHNER 1891c, Brscuorr 1985f). Beide Geschlechter werden auf Lanzarote<br />
am größten (vgl. BtscHore 1985f, Cesrnovrtro et al. 1985). Weitere<br />
Angaben zur Größe im Kapitel ,,Merkmalsvariation".<br />
Außere Merkmale: Ausführliche Beschreibungen der externen Morphologie<br />
finden sich bei Bnrnrnca (1U86), Bour-eNcpn (1887, 1920), SrErN-<br />
DACHNER (1891c), PErEns (1961), Sar-vnnon (I914,1985), KrEunEn (1976),<br />
Btscnopp (1985b, e u. f), C,rsrnovrE'ro et al. (1985) und Bansaorrr-o Escnrv,l<br />
(1987).<br />
Habitus meist schlank. Alte d von Lanzarote können jedoch sehr robust<br />
gebaut sein. Kopf hoch und nach vorne deutlich zugespitzt. Kopflänge ent-
Gallrilin <strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong> Eiclechse, Purpurarien-Eidechse<br />
Abb.62: Portrait von Gatkila a:r\:t:ä:rr:zrMK<br />
23',7<br />
34e26) aus Haria/Lanzarote'<br />
spricht 23,9 bis 24,87o der Länge von Kopf und Rumpf bei den 6<br />
'21'2bis<br />
23.4% bei den 9. Der Schwaä der d ist 1'7 bis 2 mal so lang wie Kopf<br />
plus RumPf, der der I 1,8 bis 2mal'<br />
Pholidose des Pileus ulerwiegend regelmäl3ig' ohne auffällige Besonderheiten.<br />
Rostrale und lnternasaie stets ohne Kontakt' Zwischen den Praefrontalia<br />
ein zusätzliches kleines Schildchen; 1' uncl 4' Supraoculare deutlich<br />
kleiner als die UeiJen mittleren' Zwischen den Supraocularia und den<br />
SupraciliariabefindensichimmerkleineSupraziliargranulain,einerkonti_<br />
nuierlichen, seltener unterbrochenen Reihe' Ihre Anzahl schwankt zwischen4undll;meistsindes6bisT'DiegroßenParietaliaknickenanihren<br />
Außenkanten deutlict,u, r.-porulregiÄn hin ab (vgl. Abb.62). Zwischen<br />
ihnen befindet sich das meist ziemlich kleine, mehr oder weniger langgestrecktelnterparietal",g"tofgtvomdeutlichgrößeren'dreieckigenOccipitale.<br />
Letzteres bildet lJsu-ä"n mit den Hinterkanten der Parietalia den<br />
hinteren pileusrand, der bei dieser Art selten gerade zum_anschließenden<br />
Nacken abschliel3t, sondern konkav eingebuchtet ist' Im Zenltum des Interparietale<br />
ist meistens das Parietalaugä deutlich erkennbar' Charakteristisch<br />
ist ein kleines zusätzliches Schildchen am hinteren Außenrand der<br />
Parietalia.RelativhäufigkommenUnregelmäßigkeiteninder.Pileusbeschilderung<br />
vor, z. B. zusälzliche Teilungen der Schilder. Am häufigsten tritt<br />
dies im Bereich uon ini"rpurietale unä Occipitale auf. Das Nasenloch befindet<br />
sich immer über dem 1. Suprarabiale. Hinter ihm liegt stets ein großes<br />
Postnasale, gefolgi uon eineÄ ebenfalls großen Loreale (= Frenale)'<br />
Ersteres ist oft etwaiöher als das letztere' Vor clem Auge ist fast immer
238 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
ein Praeokulare; sehr selten sind es 2 oder 3, oder es fehlt. Zwischen Rostrale<br />
und Subokulare liegen fast immer 4 Supralabialia. Hinter dem Subokulare<br />
folgen noch zwei weitere Supralabialia. Die Temporalregion wird<br />
von relativ großen, sehr unregelmäßigen Schildchen bedeckt. Deren Anzahl<br />
schwankt beträchtlich, zwischen 26 und 82. überwiegend sind es 41<br />
bis 52. Ein etwas größeres, vor der ohröffnung liegendes Tympanikum ist<br />
meist gut erkennbar, während ein vergrößertes, zentrales Massetericum<br />
fast immer fehlt. Zwischen den Temporalia und dem Außenrand des parietales<br />
ist meistens eine Reihe von Supratemporalia gut erkennbar. Ihre Anzahl<br />
schwankt zwischen 2 und 6 (überwiegend 3 bis 4). Das letzte ist deutlich<br />
länger als die davorliegenden. Für die Art ganz charakteristisch sind 2<br />
bis 6 Dentikel am vorderen ohrrand (vgl. Abb. 62). Der unterkiefer wird<br />
von 5 Submaxillariapaaren bedeckt, von denen die drei ersten paare Kontakt<br />
miteinander haben. Etwa 20 7" der Tiere besitzen hinter dem 5. Submaxillare<br />
eine zusätzliche mehr oder weniger deutlich vergrößerte<br />
Schuppe. Die Kehlfalte ist immer deutlich. Die Halsunterseite wird nach<br />
hinten durch das Halsband begrenzt, dessen Hinterkante immer deutlich<br />
gesägt ist. Es setzt sich aus 6 bis 15 (überwiegend 9) Schildern zusammen.<br />
Zwischen seinem vorderrand und der Symphyse der Submaxillaria befinden<br />
sich 2l bis 32 Gularia in einer Längsreihe, überwiegend 26 bis 27. Die<br />
Dorsalschuppen sind deutlich gröl3er als die der vier übrigen Arten der<br />
Gattung. Im Nackenbereich sind sie eher körnchenartig, werden dann im<br />
Schulterbereich größer und sind nach hinten zunehmend deutlich gekielt.<br />
Die Schuppen können im Lateralbereich etwas kleiner sein als auf der<br />
Rückenmitte. In einer Querreihe um die Körpermitte befinden 33 bis 5g<br />
Dorsalia, überwiegend 44 bis 50. Die Schuppen auf den vorderbeinen sind<br />
leicht und die auf den Tibien deutlich gekielt. Lerztere sind kleiner als die<br />
Dorsalia. An den Innenseiten der oberschenkel finden wir 17 bis 29 (meist<br />
ca. 20) Femoralporen. Die beiden Reihen werden innen durch 2 bis 6<br />
Schuppen voneinander getrennt. Auf der unterseite der längsten, vierten<br />
Zehe befinden sich 24 bis 35 (überwiegend 29 bis 30) Subdigitallamellen.<br />
Die ventralia bilden 10 Längsreihen. Sehr selten findet man g oder 12<br />
Reihen. Sie sind in 24 bis 30, meist 27 bis28 (d) und 24 bis 33. meist 2g<br />
bis 30 (?) Querreihen angeordnet. Das Anale ist 1,1 bis 1,9 mal so breit<br />
als hoch, wobei es bei den d eher etwas breiter, bei den g dagegen eher<br />
etwas schmaler ist. Es wird von einem Halbkreis aus 6 bis 9 (meist 7)<br />
Präanalia umgeben. Die Schwanzschuppen sind groß und stark gekielt.<br />
Nach ca,srnovrEro et al. (1985) sind sie am nicht regenerierten Schwanz in<br />
7'7 bjs 121 wirtel angeordnet. Der 6. Schwanzwirtel besteht ats 22 bis 32<br />
(meist 25 bis 27) Schuppen.<br />
Färbung und Zeichnungsmuster sind außerordentlich variabel (SrElN-<br />
DACHNER 1891c, vgl. auch Knrrrr 1949,1950, Brscuopr 1985e, i cnsrr
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong> Eidechse, Purpurarien-Eidechse 239<br />
et al. 1985). Ganz offensichtlich werden sie in ihrer lntensität vom jeweils<br />
besiedelten Substrat beeinflußt (vgl. Kapitel ,,Merkmalsvariation"). Beide<br />
Geschlechter sind oberseits grau- bis olivbraun gefärbt, viele d mit deutlichem<br />
Metallschimmer. Diese Grundfärbung kann sehr hell aber auch sehr<br />
dunkel. bis beinahe schwarzbraun sein. Auf diesem Untergrund befinden<br />
sich auf der Körperoberseite helle und dunkle Längszeichnungselemente<br />
und/ oder ebensolche Querelemente. Es ist aufgrund der außerordentlichen<br />
Variabilität schwierig, eine detaillierte Beschreibung des Zeichnungsmusters<br />
zu geben. Relativ am häufigsten ist ein Längsstreifenmuster aus zwei hellen<br />
Parietallinien zu finden. Diese beginnen entweder an den Außenkanten der<br />
Parietalia oder an deren Hinterkanten. Sie sind weißlich, cremefarben oder<br />
auch nur etwas heller als die übrige Rückenfärbung. Vor allem an ihren Innenseiten<br />
werden diese von dunkleren Flecken gesäumt. Alten d fehlt dieses<br />
Muster meist völlig, bei jüngeren ist es dagegen relativ verbreitet. Bei den I<br />
ist es das häufigste und verbreitetste Muster. Ein Teil der I besitzt zudem<br />
noch an jeder Körperseite eine, meist weniger deutliche, helle Subokularlinie.<br />
Diese beginnt unter dem Auge und endet meist vor dem Ansatz der Hinterbeine.<br />
Auf dem Rücken und an den Flanken finden sich oft auch meist fein<br />
gezeichnete, unregelmäßige dunkle Querflecken. Zwischen diesen finden<br />
rl.h hautig etwas hellere kleine Flecken. Ein schmaler Streifen auf der<br />
Rückenmitte bleibt frei von diesem Muster. Es kann zusammen mit dem<br />
Längsmuster auftreten, was am häufigsten der Fall ist, oder, vor allem bei<br />
älteien Männchen. ohne dieses. Bei allen adulten Tieren befindet sich an den<br />
Flanken eine Reihe bläulicher, grünlicher oder türkisfarbener Flecken (vgl.<br />
Taf. 12a). Diese beginnen immer über dem Vorderbeinansatz und können<br />
sich bis zum Ansatz der Hinterbeine hinziehen. Sie sind oft klein, zuweilen<br />
auch sehr groß und auffällig und können in Einzelfällen ineinander übergehen<br />
und ein farbenprächtiges Längsband an den Flanken bilden. Zuweilen<br />
sind diese Fleckenreihen auch reduziert, und man findet nur noch drei kleine<br />
blaue Spritzer im Schulterbereich. Weiteres hierzu im Kapitel ',Merkmalsvariation,l.<br />
Bei vielen Tieren findet man im Übergangsbereich zwischen den<br />
Lateralia und Ventralia eine zweite Reihe ebenso farbenprächtiger Flecken.<br />
Dieser Bereich ist genauso gefärbt wie die Körperoberseite. Der Pileus ist<br />
bei helleren Tieren fast immer fein dunkel und bei sehr dunklen Tiere oft<br />
unregelmäßig hell gefleckt. Das trifft auch für die Kopfseiten zu. Immer sind<br />
die Supralabialschilder teilweise oder insgesamt deutlich heller gefärbt als<br />
der Reit des Kopfes. oft weisen sie ein fast weißes Schnörkelmuster auf. Lediglich<br />
bei sehr dunklen, fast schwarzen Exemplaren kann auch dieses Muster<br />
fehlen. Die Submaxillarregion ist meistens etwas heller als die übrige<br />
Kopfunterseite. Häufig ist die Kehle schwarz, mindestens jedoch grau gewölkt.<br />
Das Collare ist immer deutlich heller und entspricht der Färbung des<br />
Bauches. Die Beinoberseiten sind genauso gefärbt wie die übrige Körper-
240 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
oberseite. oft besitzen sie auffällige helle, dunkel eingefaßte ozellen. Die<br />
Subdigitallamellen sind viel dunkler als die übrigen zehen. Der Bauch ist fast<br />
immer völlig zeichnungslos, cremefarben, bei oberseits sehr dunklen Tieren<br />
auch blaugrau gefärbt. Bei einem Teil der I schimmert er leicht rötlich. Dies<br />
wird dann von vorn nach hinten deutlicher. Der Schwanz ist wie der übrige<br />
Körper gefärbt. oft hellt er sich nach hinten zunehmend auf. Er kann sehr<br />
undeutliche helle, dunkel gesäumte Querringe aufweisen, die sich dann auf<br />
jedem 2. wirtel befinden. Bei sehr hell gefärbten G. atlanticc und vor allem<br />
auch bei den fast schwarzen Tieren können alle genannten Zeichnungselemente<br />
fehlen, so daß diese oberseits nahezu zeichnungslos sind. Lediglich die<br />
Reihe farbiger Flecken an den Flanken und meistens auch iene am Bau-<br />
Abb.63: Schädel von <strong>Gallotia</strong> a. <strong>atlantica</strong>.<br />
(a = Seitenansicht, b = Aufsicht).<br />
d (ZFMK 4117) aus HarialLanzarote<br />
Die Linie entspricht 5 mm.
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> - <strong>Atlantische</strong> Eidechse, Purpurarien-Eidechse<br />
247<br />
chrand sind auch bei diesen Tieren vorhanden, und sie sind hier dann in ihrer<br />
Wirkung oft umso deutlicher.<br />
Die Augen sind im Vergleich mit den anderen <strong>Gallotia</strong>-Arten deutlich<br />
kleiner. Ihr Durchmesser entspricht 14,3 % (Fuerteventura) bis 15'3 %<br />
(Lanzarote) der Kopflänge; bei G. galloti eisentrauti (N-Tenerife) dagegen<br />
immerhin 18,2"/" (Brscuorr 1985e). Die Pupille ist, wie bei allen <strong>Gallotia</strong>-<br />
Arten unregelmäßig geformt. Die Iris ist um die Pupille herum goldgrünlich<br />
bis hell orange gefärbt, wird nach außen zunehmend dunkel und ist<br />
dadurch sehr unauffällig.<br />
Schädel (Abb. 63a u. b): Schädelmerkmale werden von SteeENnocr<br />
(1894), AnNoro (1973, 1939) und Hurrpnrn (1985) beschrieben' Besonders<br />
auffällig ist die vollständige Verknöcherung der Temporalregion durch<br />
Osteodermen (vgl. Abb.63a), worauf auch Mr'nrENs (1934) hinweist. Die<br />
Parietalfortsätze (Processus parietalis) sind relativ kurz und geradlinig vom<br />
Schädeldach abgewinkelt. G. <strong>atlantica</strong> besitzt im oberkiefer 7 Prämaxillarund<br />
jederseits 13 bis 16 Maxillarzähne. Im unterkiefer befinden sich jederseits<br />
15 bis 20 Dentalzähne. Die Zähne sind von säulenförmiger Gestalt.<br />
Die Prämaxillar- sowie die ersten Dentalzähne sind einspitzig, die Maxillarund<br />
die übrigen Dentalzähne tricuspid, wobei die lateralen Nebenhöcker<br />
nur schwach ausgebildet sind (Abb. 64). Auf dem paarigen Pterygoid befindet<br />
sich je eine linear angeordnete Reihe von 6 bis 8 kleinen Zähnchen.<br />
Diese sitzen bei dieser Art auf einer deutlichen Leiste, die das Pterygoid<br />
caudad überrast.<br />
/-\ A r-<br />
I \j \/ \<br />
.\l.j<br />
Abb. 64: Zähne von <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong>. Die Linie entspricht 1 mm.<br />
Postcranialskelett: 26 Präsakralwirbel, zuweilen 25. Es gibt keinen Unterschied<br />
zwischen den Geschlechtern (AnNor-o 1973). Die ersten 5 (selten<br />
4) Schwanzwirbel sind nicht autotomierbar (SBENnocr 1894, AnNolo<br />
l.c.). Die folgenden tragen je 2Paar Querfortsätze, von denen das hintere<br />
Paar länger ist, als das vordere (,,pattern C" nach AnNolp l. c.). Sternalfontanelle<br />
oval.<br />
He m ip e n i s : Symmetrisch, zweilappig, ohne makroskopisch sichtbare Bewaffnung.<br />
Im zurückgezogenen Organ sind die Loben nicht gefaltet, ihre<br />
aoikalen Abschnitte sind länger als die basalen Teile oder auch annähernd
242 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
gleichlang. Lobenspitzen mit deutlichen Papillen, die sich konisch, eher<br />
abgeflacht gleichmäßig über 2 bis 4 Falten verteilen. Sulkuslippen relativ<br />
klein, an ihren freien Kanten warzig (AnNoro 1973). Das Stachelepithel<br />
besteht aus einfach ausgezogenen Zellfortsätzen, die an ihrer Spitze leicht<br />
seitlich umgebogen sind (BöuruE 1971).<br />
B I utmerkmale : Bisher nicht näher untersucht. Elektrophoretische und<br />
immunologische Analysen fanden bislang nur unter phylogenetischem<br />
Aspekt statt (ENcuueNN 1982, Lutz et al. 1986, Meypn a Brscuopr 1991,<br />
Mnven a BeNvn 1994).<br />
Karyotyp: 2n = 40 (38 I + 2 m; NF = 40). Weitere Einzelheiten bei L6pp.z-<br />
Junepo et al. (1986).<br />
Verbreitung. G. <strong>atlantica</strong> ist ein Endemit der Ostinseln des kanarischen<br />
Archipels. Sie besiedelt die beiden Hauptinseln Lanzarote und Fuerteventura<br />
nahezu flächendeckend und kommt außerdem auf den vor deren Küsten<br />
liegenden kleineren Inseln Graciosa, Alegranza, Montafla Clara und<br />
Lobos sowie auf dem Felseiland Roque del Este vor. Möglicherweise ist die<br />
Population auf dem Roque del Este in jüngerer Zeit ausgestorben (Ldraz-<br />
Junnoo in BAns,\trt-r-o Escnrva 1987). Entgegen der Meldung von KrEuunn<br />
(1976) fehlt sie auf dem nördlich von Montafla Clara gelegenen Roque<br />
del Infierno (= R. del Oeste).<br />
PETERs & DoRrA (<strong>1882</strong>) geben in ihrer Artbeschreibung Tenerife und<br />
Lanzarote als Verbreitungsgebiet an. Dies wurde von Bnpnrnce (1886)<br />
übernommen. Bour-ENcpn (1887) schreibt der Art sogar eine Verbreitung<br />
auf den Kanarischen Inseln und Madeira zu. Ihre tatsächliche Verbreitung<br />
teilt dann SrrrNna,cHNnr (1891c) mit.<br />
Erst in jüngerer Zeit wurde diese Art auch auf der Insel Gran Canaria<br />
entdeckt (BnnquiN * MenriN 1982). ClsrnovrEJo et al. (1985) benennen<br />
drei eng benachbarte Fundpunkte im Südosten der Insel (Arinaga, Cerro<br />
de Arinaga und Agüimes). Diese Eidechsen wurden in historischer ZeiI<br />
durch den Menschen eingeschleppt und stammen vermutlich von der Insel<br />
Fuerteventu r a (L6yrz-J vnelo 1 992).<br />
Das Verbreitungsgebiet der Art läßt sich durch folgende Inseln und Einzelpunkte<br />
umschreiben (vgl. Abb. 65):<br />
I Lanzarole<br />
2 Fuerteventura<br />
3 Graciosa<br />
4 Montafla Clara<br />
5 Alegranza<br />
6 Roque del Este<br />
7 Lobos<br />
8 Arinaga (Gran Canaria)<br />
9 Cerro de Arinaga (Gran Canaria)<br />
10 Agüimes (Gran Canaria)
<strong>Gallotia</strong><strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 243<br />
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244 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
Terrae typicae (Abb. 65):<br />
Zootoca derbiana Gray, 1845 (part., ex errore; Mogador [= Essaouira]/<br />
Marokko).<br />
A Lacerta <strong>atlantica</strong> <strong>Peters</strong> & <strong>Doria</strong>, <strong>1882</strong> (designiert und restringiert von<br />
Brscuorr 1985f: Arrecife/Lanzarote)<br />
ß <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> mahoratse Bischoff, 1985 (Pajara/Fuerteventura)<br />
C <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> delibesi Castrovieio, Mateo & Collado, 1985 (Arinaga/<br />
Gran Canaria)<br />
D <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> laurae Castroviejo, Mateo & Collado, 1985 (Cueva de<br />
los Verdes/Nordost-Lanzarote)<br />
E <strong>Gallotia</strong> atlanticq ibagnezi Castroviejo, Mateo & Collado, 1985 (Insel<br />
Alegranza).<br />
Merkmalsvariation. G e s ch I e ch tsdi m o rp h i s mu s : Beträchtlich, jedenfalls<br />
bezüglich der Größe und des Habitus adulter Tiere. Am deutlichsten<br />
würde sich dies sicher durch einen Gewichtsvergleich dokumentieren lassen,<br />
doch liegen dazu leider keine Daten vor. Wird aber auch durch Maße<br />
und Proportionen deutlich. So hat z.B. das größte von Btscsorn (1985f)<br />
untersuchte d von Fuerteventura eine KRL von 74,8 mm, und die durchschnittliche<br />
KRL der d von dieser Insel liegt bei 65,1 mm. Die entsprechenden<br />
Maße bei den I von dieser Insel betragen 64,4 mm und 52,5 mm.<br />
Noch deutlicher ist der Größenunterschied zwischen den Geschlechtern<br />
auf der Insel Lanzarote. Nach Btscuorp (1. c.) hatte das größte untersuchte<br />
d eine KRL von 101 mm, und durchschnittlich sind diese hier 82,6 mm<br />
groß. Die entsprechenden ? -Daten sind hier 66,6 mm und 52 mm' Die d<br />
von Fuerteventura sind also ca. 10 bis 13 mm länger als die 9, jene von<br />
Lanzarote sogar etwa 31 bis 34 mm! Auch der Kopf der d ist im Verhältnis<br />
zur KRL deutlich größer, als der der I (vgl. Kapitel '.Außere Merkmale").<br />
Dies ist ein bei den meisten Lacertiden üblicher Geschlechtsunterschied,<br />
ebenso die Tatsache, daß die I durchschnittlich 1 bis 2 Ventraliaquerreihen<br />
mehr besitzen, als die d (vgl. Tab. 12 und 13). Die Femoralporen der d<br />
sind deutlicher ausgeprägt, und außerdem ist ihre Schwanzwurzel durch<br />
die eingezogenen Hemipenes etwas verdickt. Bei den I überwiegt das<br />
Längsstreifenmuster, während es bei älteren d allgemein weniger ausgeprägt<br />
ist. Fast immer sind die farbigen Flankenflecken der d deutlich, oft<br />
sogar erheblich größer, als jene der 9. Viele d weisen einen deutlichen<br />
Metallschimmer auf dem Rücken auf, die ? dagegen nicht (KnErEr 7949,
<strong>Gallotia</strong><strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 245<br />
1950, Blscuopp 1985e, RocNEn 1993). Es ist mÖglich, daß dies bei den Eidechsen<br />
von Fuerteventura ausgeprägter ist, als bei jenen von Lanzarote.<br />
Rötliche Bäuche wurden bei g, aber nicht bei d beobachtet.<br />
Altersbedingte Variationen: Allometrische Wachstumsdaten sind<br />
nicht bekannt. Die relative Schwanzlänge frischgeschlüpfter Jungtiere beträgt<br />
1,8 (n = 3). Sie liegt damit im Bereich adulter Tiere (vgl. ,,Außere<br />
Merkmale,,) und legt die Vermutung nahe, daß es nicht zu allometrischen<br />
Proportionsverschiebungen kommt. Jungtiere sind immer auf dunkelbraunem<br />
Grund deutlich hell längsgestreift (Brscuorr 1985e, Casrnovtsro et al.<br />
1985). Die cremefarbenen bis gelblichweißen Linien sind paarig angeordnet.<br />
Das obere Paar, die Supratemporal- oder Parietallinien, beginnt hinter<br />
den Augen und zieht sich über die Supratemporalia oder die Außenkanten<br />
der Parietalia, den Rücken entlang bis auf die Schwanzwurzel. Das untere<br />
Paar (Subokularlinien) beginnt unter den Augen und endet am Hinterbeinansatz.<br />
Auf den Beinoberseiten befinden sich deutliche helle Flecken. Der<br />
Schwanz ist auffallend heller gefärbt als die übrige KÖrperoberseite. Die<br />
ganze Unterseite ist weißlich, mit einem perlmutterartigen Schimmer. An<br />
den Halsseiten können einige kleine, dunkle Flecken sein. Im Laufe des<br />
wachstums hellt sich vor allem die Grundfärbung der oberseite auf und<br />
die oben beschriebenen Querzeichnungselemente werden deutlich. Das<br />
Längsstreifenmuster bleibt, mehr oder weniger deutlich, bei den 9 erhalten,<br />
verschwindet aber bei den d oft vollig.<br />
Jahreszeitlicher Wandel: Knsrrr (1949,1'950) schreibt, daß bei den d<br />
von Fuerteventura auf kupferbraunem Rücken während der Paarungszeit<br />
ein deutlicher Metallschimmer auftrete. Ich kann dies so nicht bestätigen,<br />
habe den Metallschimmer vielmehr das ganze Jahr über beobachtet. Es<br />
liegen keine weiteren Angaben über jahreszeitlich bedingte Veränderungen<br />
von Färbung und Zeichnungsmuster vor'<br />
ökologisch bedingter Wandel: Die Grundfärbung und die Intensität<br />
des Zeichnungsmuster sind bei G. <strong>atlantica</strong> offensichtlich vom jeweils bewohnten<br />
Substrat abhängig (KnrrEr 1949, 7950, Btsuropr' 1985b, e u. f).<br />
Brscuorr' (1985f) schreibt: ,,So sind, und das trifft für alle Inseln zu, auf<br />
hellem Sandboden lebende Eidechsen immer sehr hell bräunlich gefärbt,<br />
mit unterschiedlich stark verblaßtem Zeichnungsmuster, und im anderen<br />
Extrem, zwischen dunklem Gestein vorkommende Exemplare stark verdunkelt,<br />
zum Teil fast schwarzbraun mit in dieser Färbung untergegangenem<br />
Zeichnungsmuster. Am kontrastreichsten sind die auf mit vielen Steinen<br />
übersäten, teilweise auch mit spärlicher Vegetation bedeckten Verwitterunssböden<br />
lebenden und vor allem auch die an den unzähligen Leg-
246 2.3 Lacertrdae - Echte Eidechsen<br />
steinmauern vorkommenden Eidechsen gefärbt.", und weiter: ,,Der<br />
Gedanke an einen ausgeprägten Selektionsdruck kommt einem ganz unwillkürlich,<br />
wenn man das geschilderte Phänomen auf den Ost-Kanaren<br />
immer wieder beobachtet. Tatsächlich stellen die meist außerordentlich<br />
häufigen Eidechsen, die zudem tagsüber ständig unterwegs sind, die<br />
Hauptbeute des auf diesen Inseln verbreiteten Turmfalken (Falco tinnunculus<br />
dacotiae) dar ...". In begrenztem Maße ist offenbar auch individueller<br />
physiologischer Farbwechsel möglich, wie folgende Beobachtung von BIscHoFF<br />
(1. c.) zeigt: ,,Die Umgebung der Cueva de los Verdes auf Lanzarote<br />
ist weitgehend mit sehr dunkler, fast schwarzer Lava bedeckt. Die hier<br />
lebenden Eidechsen sind entsprechend verdüstert, fast schwarz gefärbt.<br />
Ein Exemplar nahm ich von hier mit und pflegte es über mehrere Jahre im<br />
Terrarium. Auf hellem Flußsand als Bodengrund gehalten, hellte sich die<br />
Grundfarbe des Tieres innerhalb einiger Monate deutlich auf und wurde<br />
graubräunlich. Eine völlige Farbanpassung an den Bodengrund wurde jedoch<br />
nicht erreicht". Weitere Tiere vom gleichen Fundort wurden später<br />
auf schwarzem Lavakies gepflegt. Bei ihnen trat, auch nach mehreren Jahren,<br />
keine Veränderung der Färbung ein. SrEtNoacHNER (1891c) weist darauf<br />
hin, daß diese Art in Gebieten mit besonders guter Nahrungsgrundlage<br />
erheblich größer wird als in anderen Gegenden. Als Beispiele führt er Haria<br />
im Norden und Yaiza im Südwesten Lanzarotes an. In diesen Gebieten<br />
existierten seinerzeit ausgedehnte Opuntia ficus-barbarlca-Kulturen zur<br />
Zucht von Cochinille-Läusen (Dactylopius coccus). Von diesen Läusen ernährten<br />
sich jene Eidechsen zu einem erheblichen Teil. Ob die Nahrungsgrundlage<br />
tatsächlich einen deutlichen Einfluß auf die Größe der Tiere hat,<br />
bedarf zumindest einer Überprüfung. Erstens waren und sind die 9 aus<br />
den genannten Gebieten nicht vergleichbar großwüchsig wie die 6 , zweitens<br />
sind die d hier heute immer noch so groß, obwohl Opuntten nur<br />
noch sporadisch auftreten, und drittens erreichen die Eidechsen z. B. auf<br />
Fuerteventura in Anbaugebieten der Opuntien, z.B. bei Betancuria, nicht<br />
einmal annähernd vergleichbare Größen.<br />
Geographische Variation und IJnterarten: Wie im vorhergehenden<br />
Kapitel bereits dargestellt, lassen Färbung und Zeichnung keine geographisch<br />
gerichtete Variabilität erkennen. Die einzige Ausnahme bilden die<br />
bläulichen, grünlichen oder türkisfarbenen Flecken an den Flanken. Diese<br />
sind bei den Eidechsen der lnseln Fuerteventura und Lobos immer sehr<br />
klein, nie größer als der Durchmesser von 3 Schuppen (BrscHorr 1985b u. f,<br />
vgl. auch Taf. 12b). Bei allen anderen Inselpopulationen werden sie größer,<br />
sind bei denen auf der Insel Lanzarote besonders groß, vor allem bei den<br />
männlichen Tieren. Bei den alten d aus dem Malpafs der Montafla de la<br />
Corona im Norden Lanzarotes (nominelle Unterart G. a. laurae) können
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> - <strong>Atlantische</strong> Eidechse. Purourarien-Eidechse 247<br />
sie ineinander übergehen und dann ein Ieuchtendes türkisfarbenes Band an<br />
den Flanken bilden (siehe CnsrnovrEro et al. 1985 und Abb. 1 bei Brscuopr<br />
1985e).<br />
Erhebliche geographische Unterschiede treten bei den erreichbaren<br />
Kopf-Rumpflängen vor allem der d auf (siehe auch ,,Geschlechtsdimorphismus").<br />
So hat das größte von Brscuorn (1985f) gemessene d von Lanzarote<br />
eine KRL von 101 mm, das größte von CnsrnovrEJo et al. (1. c.) sogar<br />
von 102.8 mm. Beide Tiere stammen aus dem Norden dieser Insel. Die<br />
jeweils größten d von Fuerteventura messen 74,8 mm und 70 mm. Mindestens<br />
die d von Graciosa (75,8 mm) und dem Roque del Este (76,1 mm)<br />
können größer werden, als jene von Fuerteventura (Brscuonr l.c.), erreichen<br />
aber bei weitem nicht die Ausmaße der Lanzarote-Eidechsen. Ein d<br />
der Population von Gran Canaria ist mit 76,9 mm ebenfalls größer als das<br />
größte bekannte Tier von Fuerteventura. Die anderen untersuchten Inselpopulationen<br />
erreichen die Maße von Fuerteventura oder bleiben darunter.<br />
Die Größenunterschiede zwischen den I der verschiedenen Inselpopulationen<br />
sind dagegen kaum signifikant. Es fällt lediglich auf, daß das<br />
größte von BrscHorE (1. c.) gemessene 9 vom Roque del Este stammt (67,8<br />
mm). Bei der Population dieses Felsens fällt auf, daß die d nur 2-9 mm<br />
länger sind als die ?, also kein so drastischer Größenunterschied zwischen<br />
den Geschlechtern besteht wie bei den anderen Inselpopulationen. Tsonpr,<br />
(1985) untersuchte die Frage, ob zwischen Inselgröße, Körpergröße und<br />
populationsinterner Variabilität u. a. auch bet G. <strong>atlantica</strong> Beziehungen bestehen<br />
könnten. Es gab dafür keine Bestätigung. Diese Frage wurde bereits<br />
von MenrsNs (1934) verneint.<br />
Die Täbellen 12 und 13 stellen einige Pholidosewerte von G. <strong>atlantica</strong> aus<br />
BrscHopr (1985f) und CnsrnovrEro et al. ( 1985) gegenüber. Im ersten Fall fehlen<br />
Daten von der Gran Canaria-Population, dafür lag Material vom Roque<br />
del Este vor, und es wurde zwischen den Tieren von Fuerteventura selbst und<br />
denen von der Jandia-Halbinsel im Süden unterschieden. Hier wurden auch<br />
die Temporalia ausgewertet. Im zweiten Fall wurde die Gran Canaria-Population<br />
berücksichtigt, nicht aber die vom Roque del Este, und die Eidechsen<br />
von Nordost-Lanzarote und dem Rest der lnsel werden getrennt behandelt.<br />
Dennoch sind die Daten weitgehend vergleichbar, auch wenn die Mittelwerte<br />
durch die unterschiedliche Materialbasis, möglicherweise auch durch<br />
individuelle Zählfehler. teilweise leicht verschoben sind. Es wird deutlich.<br />
daß ein Teil der Schuppenmerkmale kaum signifikante Unterschiede zwischen<br />
Eidechsen der einzelnen Inseln zeigt (Ventraliaquerreihen, Gularia,<br />
Femoralporen und Subdigitallamellen). Die Dorsaliazahlen und die Anzahl<br />
der Schuppen um den 6. bzw.4. Schwanzwirtel zeigen dagegen deutliche geographische<br />
Unterschiede. So ist ihre Anzahl in beiden Fällen auf Lanzarote<br />
und den ihm nördlich vorgelagerten Inseln signifikant höher als auf Fuerte-
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250 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
ventura und Lobos. Bei der Zählungder Schuppen um den 4. Schwanzwirtel<br />
verwischt dies etwas. Die Gran Canaria-Population schließt sich bei den Dorsalia<br />
der Fuerteventura/Lobos-Gruppe an, bei den Schwanzwirtelschuppen<br />
zeigt sie die höchsten Werte. Leichte Unterschiede in sehr hohem Bereich<br />
zeigen Nordost- und Rest-Lanzarote bei den Dorsalia, und außerdem sind<br />
hier Unterschiede bei den Schwanzwirtelschuppen zu erkennen. Die Alegranza-Population<br />
liegt in beiden Merkmalen im Mittel der Nordpopulationen.<br />
Genau umgekehrt zu den beiden eben besprochenen Merkmalen ist die<br />
Situation bei der Anzahl der Temporalia. Hier weisen die Eidechsen der Inseln<br />
Fuerteventura und Lobos signifikant höhere Werte auf als jene der nördlicheren<br />
Inseln. Auffallend sind in der Nordgruppe die sehr niedrigen Werte<br />
der Eidechsen von Graciosa und die relativ hohen Werte jener vom Roque<br />
del Este.<br />
Die oben aufgeführten Unterschiede in der Pholidose, verbunden mit<br />
den Verschiedenheiten in der Größe der farbigen Flankenflecken und vor<br />
allem auch dem extremen Größenunterschied der d. führten Brscnopr<br />
(1985b u. f) dazu, G. <strong>atlantica</strong> in zwei Großgruppen zu unterteilen und die<br />
Südgruppe als eigene lJnterart G. a. mahoratae ztJ beschreiben. C.qsrnovrEro<br />
et al. (1985) waren der Ansicht, daß die Unterschiede zwischen den<br />
Eidechsen innerhalb Lanzarotes ausreichend sind, um die Population aus<br />
dem Nordosten der Insel als G. a. laurae zu beschreiben. Ihnen erschienen<br />
auch die Unterschiede bei den Dorsalia und den Femoralporen ausreichend,<br />
um die Eidechsen von Alegranza als G. a. ibagnezi auszugliedern.<br />
Ziel wissenschaftlicher Namensgebung soll es jedoch sein, auch im innerartlichen<br />
Bereich verwandtschaftliche Beziehungen zu verdeutlichen und<br />
nicht zu verwischen. Gemäß dem Unterartkonzept von Meyn (1975): ,,Eine<br />
IJnterart kann aus vielen lokalen Populationen bestehen, die sich - obgleich<br />
einander sehr ähnlich - sämtlich voneinander genetisch und phänotypisch<br />
geringfügig unterscheiden.", und des von Bösus (1978) in die Diskussion<br />
eingebrachten historischen Aspekts zur möglichen Isolationsdauer,<br />
habe ich meine Zweifel an der Validitat von drei der vier in den letzten<br />
Jahren beschriebenen nominellen Unterarten. Zu ähnlichen Ergebnissen<br />
kamen L6pcz-Juna.oo et al. (1995), die konsequenterweise G. a. ibagnezi<br />
mit G. a. <strong>atlantica</strong> und G. a. delibesi mit G. a. mahoratae synonymisierten.<br />
Die dunkle Färbung von G. a. laurae ist, wie oben erläutert, eindeutig vom<br />
dunklen Untergrund ihres Lebensraumes beeinflußt. Die d dieser Form<br />
unterscheiden sich in ihrer absoluten Größe kaum von jenen des benachbarten<br />
Haria. Und schließlich gibt es auch keine historischen Ereignisse.<br />
die eine subspezifische Aufspaltung der Eidechsen Lanzarotes erklären<br />
würden! Im Gegensatz zu L6pnz-Junnoo et al. (1.c.) halte ich auch diese<br />
Lokalform für ein Synonym der Nominatform. G. a. ibagnezi läßt sich in<br />
keinem einzigen Merkmal signifikant von den Populationen der benach-
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> - <strong>Atlantische</strong> Eidechse, Purpurarien-Eidechse 251<br />
barten Eilande unterscheiden. Deutlich größer sind dagegen die Unterschiede<br />
der kleinen Population vom Roque del Este zu denen der Nachbarinseln.<br />
Gegenüber der dritten von CestnovlEJo et al. (1.c.) beschriebenen<br />
Unterart, G. a. delibesi von Südost-Gran Canaria, ist, L6psz-JuRADo et<br />
al. (1.c.) entsprechend, genauso zu verfahren: BnnQufN a MnnrfN (1982)<br />
meldeten G. <strong>atlantica</strong> erstmals von dieser Insel und äußerten die Vermutung,<br />
daß sie durch den Menschen dorthin verschleppt wurde. Dies wurde<br />
durch L6plz-Jun.cno 1992\ ausdrücklich bestätiet, und er wies auch auf<br />
die Ahnlichkeit mit den Eiäechsen von Fuerteveitura hin. Es ist bekannt,<br />
daß die Ureinwohner der einzelnen Kanareninseln keinen Kontakt miteinander<br />
hatten; Schiffsverkehr zwischen den Inseln kam erst nach der spanischen<br />
Eroberung auf. Die Insel Fuerteventura wurde im Jahre 1405 erobert,<br />
und Gran Canaria kam 1483 endgültig unter spanische Kontrolle<br />
(Loynz Hnnnr,ne. 1978). Frühestens zu diesem Zeitpunkt, also vor gut 500<br />
Jahren, konnten die Eidechsen nach Gran Canaria verschleppt worden<br />
sein. Diese Zeit reicht keinesfalls für die Entstehung einer Unterart aus!<br />
G. a. delibesl stimmt in nahezu allen Merkmalen mit G. a. mahoratae iberein.<br />
Man kann davon ausgehen, daß die Tiere von einer winzigen Gründerpopulation<br />
abstammen. Deshalb sind durch Gendrift auch geringe Unterschiede<br />
entstanden. So sind die blauen Flankenflecken etwas größer, und<br />
die Anzahl der Schuppen um den 4. Schwanzwirtel ist im Mittel höher als<br />
bei anderen Populationen. Ausdrücklich gehört G. a. delibesi also in die<br />
Synonymie von G. a. mahoratae. Ich betone ,,ausdrücklich", weil nach den<br />
Aufdrucken die Arbeit von CasrnovrEJo et al. im Januar 1985. die Arbeit<br />
von Brscnorp am 15. März 1985, die erstgenannte Publikation aber tatsächlich<br />
erst Ende 1985 erschien.<br />
Unterartgliederung: Wie oben dargelegt, sind zwei Unterarten von G.<br />
<strong>atlantica</strong> formal anzuerkennen. Hier wird auf ihre ausführliche Charakterisierung<br />
verzichtet, da dies im vorigen Kapitel bereits geschah. Diagnosen<br />
der beiden Taxa finden sich bei Btscnopr (1985f).<br />
- <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> <strong>atlantica</strong> (<strong>Peters</strong> & <strong>Doria</strong>, <strong>1882</strong>) (syn. fide L6pez-Jurado<br />
et al. 1995: <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> ibagnezi Castroviejo, Mateo & Collado,<br />
1985 und fhoc loco] Gsllotia <strong>atlantica</strong> laurae Castroviejo, Mateo & Collado,<br />
1985). Verbreitung: Inseln Lanzarote, Graciosa, Montafla Clara, Alegranza<br />
und Roque del Este.<br />
- <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> mahoratae Bischoff, 1985 (syn. fide L6pez-Jurado et<br />
al. 1995: <strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> delibesi Castroviejo, Mateo & Collado, 1985).<br />
Verbreitung: Inseln Fuerteventura und Lobos sowie die Population bei<br />
Arinasa im Südosten von Gran Canaria.
252 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
Okologie. Biotop: Angaben zum Biotop finden sich bei SrnrNoacrNpn<br />
(1891c), KnEppr (1949, 1950), Kuuum (1976), BÄnz (7984), Brscuorr<br />
(1985e), Sa,r,vaoon (1985), Ba.nsA,nrr-r-o Escnrva (1987) und RocuEn (1993).<br />
An ihren Lebensraum stellt G. <strong>atlantica</strong> keine hohen Ansprüche, und deshalb<br />
können die Inseln fast flächendeckend besiedelt werden. Gemieden<br />
werden die Sandstrände, zwar pflanzenreiche aber steinlose Salzsteppen,<br />
größere pflanzenlose Geröllhalden und Hochflächen (KnEEEr 1949) sowie<br />
jüngere Lavafelder (KrElrurn 1976). Nach SrEtNoA.cuNpn (1891c) erreicht<br />
sie im Süden Lanzarotes bei 555 m ihre obere Verbreitungsgrenze und geht<br />
auf Fuerteventura nicht über 350 m hinaus. Diese Angaben sind allerdings<br />
ziemlich relativ, denn SruoNv (1892) fand Eidechsen ziemlich zahlreich im<br />
Südosten des Eilands Montafla Clara im Strandbereich zwischen Muschelschalen<br />
und Geröll. Allerdings ist hier etwas Vegetation zu finden. BrscHoFF<br />
(1985e) fand sie auf Lobos auf temporär überschwemmten Salicornia-FIächen.<br />
Inmitten der subrenzenten Vulkanlandschaft der Montaflas<br />
del Fuego im Westen Lanzarotes fand Blscuorr (1. c.) einige Eidechsen am<br />
Straßenrand. Hier hat offensichtlich der Straßenbau den Eidechsen das<br />
Vordringen in diese lebensfeindliche, ansonsten tatsächlich eidechsenfreie<br />
Landschaft ermöglicht. Die Art erreicht auch größere Höhen als SrrrN-<br />
DACHNER (1.c.) annahm. So fand sie Brscuorr (1.c.) am Paß des Morro de<br />
la Crrz bei Betancuria auf Fuerteventura noch in 580 m Höhe. Es ist nicht<br />
bekannt, ob sie im Süden dieser Insel, auf der Jandia-Halbinsel, die höchsten<br />
Erhebungen (Pico de la Zarza:807 m) erreicht. Auf Lanzarote fand<br />
ich auch auf der höchsten Erhebung, der 6lI m hohen Peflas de la Chache<br />
im Norden, noch Eidechsen. Die Tiere sind in diesen Höhen allerdings<br />
weit weniger häufig als in tieferen Lagen.<br />
Wichtig scheint für die Tiere vor allem zu sein, daß möglichst Deckung<br />
bietende Steine vorhanden sind. An diesen besteht auf allen Inseln wirklich<br />
kein Mangel. Außerdem benötigen sie ein Mindestmaß an Vegetation, sei<br />
diese auch noch so spärlich, denn dann finden sie auch Nahrung. Es würde<br />
zu weit führen, hier alle besiedelbaren Örtlichkeiten näher zu beschreiben.<br />
Außer den oben bereits erwähnten, seien hier nur noch einige besonders<br />
bemerkenswerte Funde genannt. So beobachtete Knpppr (1949, 1950) die<br />
Eidechsen auf der Jandia-Halbinsel zuweilen in der Gezeitenzone bei der<br />
Jagd auf Tangfliegen. SrsrNoncHNEn (1891c) schreibt: ,,Auf Lobos, Graciosa<br />
und Allegranza bilden vornehmlich die mit Salsola vermiculata (=<br />
Suaeda vermiculata, d. Verf.) bewachsenen, theilweise sandigen Gebiete<br />
nächst der Küste einen Lieblingsaufenthalt von L. <strong>atlantica</strong>, ...". Er<br />
schreibt weiter, daß die Eidechsen auf dem Roque del Este im Bereich der<br />
Nester der dort brütenden Falken besonders häufig seien. Bei diesen handelt<br />
es sich nicht um Turmfalken (Falco tinnunculus) (SruoNv 1892), sondern<br />
den Eleonorenfalken (Falco eleonorae) (MonsNo 1988). Im Stadtge-
<strong>Gallotia</strong><strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 253<br />
biet von Arrecife, der kleinen Hauptstadt Lanzarotes, fand sie Btscsorr<br />
(1985e) an den Mauern des Castello de San Gabriel, das auf einer kleinen<br />
insel im Hafen liegt. Die Eidechsen sind hier sehr zierlich und erinnern in<br />
ihrer Lebensweise an südeuropäische Mauereidechsen (Podarcis spp.). Am<br />
zahlreichsten ist G. <strong>atlantica</strong> heulnttage zweifellos an menschlich beeinflußten<br />
Örtlichkeiten, so etwa an den Rändern von Ortschaften, auf landwirtschaftlich<br />
genut2ten Flächen und in besonderem Maße im Bereich von<br />
Müllplätzen. Das steht sicher mit einem deutlich verbesserten Nahrungsangeboi<br />
im Zusammenhang. Hier sind auch die bereits seit Jahrhunderten<br />
von den Einwohnern zur Abgrenzung ihrer Felder errichteten Legsteinmauern<br />
auf den beiden Hauptinseln zu nennen. Auch diese bieten den<br />
Tieren ein deutlich besseres Futterangebot und zudem hervorragende Versteckmöglichkeiten.<br />
Diese Art ist hervorragend an die semiariden Umweltbedingungen aut<br />
den Ostinseln des kanarischen Archipels angepaßt. Im stellenweise lockeren<br />
Boden können die Eidechsen blitzschnell mit dem Kopf voran wegtauchen<br />
(KnrnnT 1950). Eigene Beobachtungen auf den Inseln und an im Terrarium<br />
gepflegten Tiere bestätigen dies. Dieses verhalten wird durch den<br />
keilförmigen Kopf sehr erleichtert, und es gibt noch weitere Anpassungen,<br />
so etwa die Ohrdentikel. Diese fehlen den anderen kanarischen Arten,<br />
sind aber bei sandbewohnenden wüstenechsen verbreitet (M.axreNs 1971).<br />
Sicher sind auch die verhältnismäßig kleinen Augen (vgl. ,,Außere Merkmale")<br />
eine derartige Anpassung, möglicherweise aber auch die für eine<br />
<strong>Gallotia</strong>-Art sehr großen, stark gekielten Körperschuppen. BtscHonr'<br />
(1985e) schreibt dazu: ,,Diese Merkmale kommen übrigens allen Inselpopulationen<br />
gleichermaßen zu, also auch denen von den kleineren, überwiegend<br />
felsigen Eilanden Montafra Clara und Roque del Este (vgl. Sttr'toNv<br />
taozl. oui wäre ein Hinweis auf bereits sehr lang andauernde aride Bedingungen<br />
auf diesen Inseln, die schon bestanden haben müssen, bevor die<br />
einzelnen Inselpopulationen isoliert wurden".<br />
Auf allen notr ihr besiedelten Inseln (außer Gran Canaria) kann G. <strong>atlantica</strong><br />
sehr häufig gemeinsam miI Tarentola angustimentalis angelroffen werden,<br />
auf Fuerteventura zudem stellenweise auch mit Chalcides simonyi.<br />
Die Population im Südosten Gran Canarias lebt stellenweise zusammen<br />
mit Jungtieren von <strong>Gallotia</strong> stehlini, nicht aber mit adulten Exemplaren<br />
dieser Art (B.q,nOuiN a MnnrfN 1982, BnrueDILLo EscRIve (1987). Man<br />
kann davon ausgehen, daß in diesem Lebensraum aüchTarentola boettgeri<br />
und Chalcides s exlineatu,r vorkommen.<br />
Nahrung: wie alle kanarischen Eidechsen ist G. atlantlca omnivor. Detaillierte<br />
Analysen des Nahrungsspektrums fehlen zwar bislang, doch geben<br />
einise Beobachtungen Hinweise auf die Mannigfaltigkeit des genutz-
)
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 255<br />
vögeln geatzr, deren oft nur halb angefressene Leichen rings um die Einhöhlungen<br />
jenes Gipfels angehäuft sind und, wie es scheint, auch der L.<br />
<strong>atlantica</strong> zur Nahrung dienen, denn alle dort beobachteten Exemplare wurden<br />
nächst dem Gipfel auf einer mit solchen Ueberresten bedeckten, vegetationslosen<br />
und insectenfreien Felsstufe angetroffen". Daß diese Vermutung<br />
durchaus begründet ist, zeigen Terrarienbeobachtungen. Viele Exemplare<br />
nehmen sehr gerne kleine Stückchen rohen Fleisches zu sich.<br />
Diese Beobachtungen zeigen, daß G. <strong>atlantica</strong> ein breites Nahrungsspektrum<br />
nutzen kann. Beobachtungen an im Terrarium gepflegten Tieren bestätigen<br />
dies. Im Grunde werden fast alle angebotenen Arthropoden, aber<br />
auch reife, süße Früchte, gelbe Blüten usw. angenommen. Große d fressen<br />
auch gerne nestjunge Mäuse. Die Art ist ein guter Futterverwerter, aber<br />
nie so gierig wie die übrigen Arten der Gattung. Deshalb kommt es auch<br />
seltener zur Verfettung von Terrarieninsassen.<br />
Fortpflanzung: Nach BeneA.otrr-o Escntva (1987) beginnt die Balzzeit<br />
sehr früh. An einigen Stellen wurden trächtige I schon Ende Februar beobachtet.<br />
Eiablagen finden bis in den Juni statt. Die ersten Jungtiere treten<br />
Ende Juni/Anfang Juli auf. Bisher liegen nur von Knlnrr (1949, 1950)<br />
einige Freilanddaten über die Fortpflanzung vor. Am 19. III. 1939 konnte<br />
er in der Nähe von Morro del Jable auf der Jandia-Halbinsel Fuerteventuras<br />
eine Paarung beobachten. Die letzten Anzeichen der ,,Brunft" sah er<br />
,,am27. V., an welchem Tage ein seziertes d, das in Gesellschaft eines I<br />
unter einem Stein entdeckt wurde, noch prallgefüllte Samenleiter besaß,"<br />
(KnErEr 1950). Die ersten Eier fand er am 14. April, und die letzten wurden<br />
bei ihm am 19. Juli abgelegt. Am 11. Juni beobachtete er viele 9, die<br />
offenbar gerade abgelegt hatten. Diese Beobachtungen deuten darauf hin,<br />
daß zwei Gelege im Jahr produziert werden. Die Anzahl der Eier pro Gelege<br />
lag zwischen 1 und 3, überwiegend 3. Die Sektion gravider ? ergab,<br />
daß sich bei ungerader Eizahl das überzählige Ei normalerweise im rechten<br />
Eileiter befand. Dieses interessante Phänomen belegte Psrnns (1962) auch<br />
ftrr Lacerta agilis, L. parva und andere Arten. Die ablagereifen Eier waren<br />
10 bis 15 mm lang und hatten einen maximalen Durchmesser von 7 mm.<br />
Nach Aussagen der Bevölkerung schlüpfen die Jungtiere auf Fuerteventura<br />
nicht vor Anfang Juli. Ich konnte auf Lobos am 30. Juli ein frischgeschlüpftes<br />
Jungtier finden.<br />
Für Lanzarote liegen keine Freilandbeobachtungen über die Fortpflanzung<br />
vor. Im Terrarium wurden Anfang bis Mitte April (HErltrrac in litt.,<br />
4.III.96) und Mitte bis Ende Juni (eigene Beobachtungen) Eier abgelegt,<br />
was auch auf zwei Gelege pro Jahr hindeutet. IN osN Boscu (in litt.,<br />
14.111.96) ermittelte bei Tieren von Haria/Lanzarote 1,810,8 (1-3) (n=5)<br />
Gelege im Jahr. Auch bei B.q,NNERI (i.Dr.) legten G. <strong>atlantica</strong>-9 von Lanza-
256 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
rote bis zu 3 Gelege pro Jahr. Die Anzahl der Eier pro Gelege lag zwischen<br />
2 und 5, bei tN rpN Boscu (1.c.) 3,010,5 Q-a) @=9). BaNNsnr (1.c.) ermittelte<br />
1 bis 5, im Mittel 2,'7 Eier für die Erstgelege (n = 25), 1 bis 4, im<br />
Mittel 2,5 Eier für die Zweitgelege (n = 15) und 1 bis 2, im Mittel 7,7 Eier<br />
für die Drittgelege (" = a). Die Länge frisch abgelegter Eier beträgt 13 bis<br />
14,3 mm (x = 13,6 mm), die Breite 7,9 bis 8,7 (x = 8,4 mm) und das Gewicht<br />
0,48 bis 0,53 g (x = 0,5 g).Bei BnNNsnr (1.c.) waren die Eier unmittelbar<br />
nach der Ablage 11-15 x 8-9 mm (A = 13,0 x 8,5 mm; Erstgelege, n = 34)<br />
beziehungsweise 12-15 x 8-9 mm (A = 13,8 x 8,5 mm; Zweitgelege, n =<br />
26) groß. Il.r osN BoscH (1. c.) maß und wog die Eier unmittelbar nach der<br />
Ablage und kurz vor dem Schlupf der Jungtiere. Nach der Ablage: Länge =<br />
14,0+0,5 mm, Breite = 8,5+0,5 mm, Gewicht = 0,60+0,07 g (n=6); vor dem<br />
Schlupf: Länge = 20,9!2,7 mm, Breite = 14,1+1,0 mm, Gewicht =<br />
2,43+0,77 g (n=5). Es zeigt sich, daß die Eier während der Inkubation<br />
erheblich an Größe und vor allem an Gewicht zunehmen. Er ermittelte<br />
folgende Inkubationszeiten: Im Jahre 1993 erbrütete er 5 Gelege bei einer<br />
Bruttemperatur von 29 "C.Die Jungtiere schlüpften nach 49-51 (50,210,8)<br />
Tägen. Im gleichen Jahr erbrütele er 4 Gelege bei25 oC. Hier schlüpften<br />
die Jungtiere nach 84-86 (85,010,8) Tägen. Im Jahre 1995 wurden 4 weitere<br />
Gelege bei Temperaturen von 25 "C gezeitigt. Die Jungen schlüpften<br />
schon nach 62-68 (63,513,0) Tagen. Es ist unklar, wodurch es zu den erheblich<br />
unterschiedlichen Inkubationszeiten bei den 25'C-Gelegen kam.<br />
Bei Tägestemperaturen bis ca. 34'C und Nachttemperaturen von etwa<br />
18'C schlüpften bei BnNNsnr (1.c.) die Jungtiere 64 bis 87, im Mittel 73<br />
Täge nach der Ablage der Eier.<br />
Po p u I a t i o n s dy n a m i k : Freilanduntersuchungen zu diesem Thema fehlen<br />
bisher. Deshalb können hier auch nur einige Zufallsbeobachtungen mitgeteilt<br />
werden. Meistens sind die Populationen außerordentlich individuenstark<br />
(BrscHorr'1985e, Ba,neeorlr-o Escnrva 1987). Es ist nicht bekannt, wie<br />
sie sich zusammensetzen. Zl beobachten sind überwiegend die dominanten<br />
d, während I und Jungtiere offensichtlich viel versteckter leben und seltener<br />
und in weit geringerer Anzahl zu sehen sind. Dominante d halten einen<br />
Individualabstand von mindestens 3 bis 4 m ein. An einigen Stellen auf Lanzarote<br />
(Haria und Malpais der Montafla de la Corona) fällt die Menge großwüchsiger<br />
d auf (KRL über 80 mm). Diese Tiere sind mindestens 5 Jahre alt.<br />
Offensichtlich kann diese Art ein ziemlich hohes Alter erreichen. Ein beim<br />
Fang (1987) bereits sehr großes d (über 90 mm KRL) von der Cueva de los<br />
Verdes erfreut sich heute (1996) noch bester Gesundheit. Es hat also ein<br />
Alter von mindestens 15 Jahren erreicht. CnsraNpr aBÄBz (1991) publizierten<br />
skelettochronologische lJntersuchungen an verschied enen <strong>Gallotia</strong>- Ar -<br />
ten. Im Unterschied zu den übrisen Arten sind bei G. <strong>atlantica</strong>katm Jahres-
<strong>Gallotia</strong><strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 257<br />
ringe zu erkennen. Die Untersuchungen an insgesamt 75 Exemplaren von<br />
den Inseln Lanzarole und Gran Canaria ergaben für die Art ein Alter von 5<br />
Jahren. Möglicherweise wird damit die mittlere Lebenserwartung dokumentiert,<br />
sicheiaber nicht das erreichbare Höchstalter. Über die Altersstruktur<br />
der Populationen wissen wir ansonsten nichts. Die Geschlechtsreife wird<br />
nach Bensanrllo EscRrvA (1. c.) sehr früh, nach KRBTFT (1950) und Btscuorn<br />
(1.c.) im übernächsten Jahr nach dem Schlupf erreicht. Jungtiere scheinen<br />
eher am Rande der Populationen sehr versteckt zu leben, jedenfalls habe ich<br />
sie inmitten individuenstarker Populationen nie beobachtet.<br />
Die Abundanz scheint gering zu sein. In der Umgebung der Cueva des<br />
los verdes beobachtete ich Ende Juni/ Anfang Juli 1989 etwa 10 Täge lang<br />
mehrere d. die während dieser Zeit alle immer auf ihren angestammten<br />
Plätzen zu finden waren. Zur Nahrungssuche werden teilweise gewisse<br />
Entfernungen zurückgelegt, wie die Beobachtungen KnEFFrs (1949. 1950)<br />
zeigen, der wiederholt Eidechsen in der Gezeilenzone bei der Jagd auf<br />
Tängfliegen beobachtete.<br />
Feinde: Die Eidechsen sind eine wichtige Beute verschiedener Prädatoren.<br />
An erster Stelle ist hier der Turmfalke (Falco tinnunculus dacotiae) zu<br />
nennen (KnErEr l.c.). Weitere Vogelarten, bei denen die Eidechsen einen<br />
wichtigen Bestandteil ihrer Nahrung darstellen sind der Mäusebussard<br />
(Buteo buteo insularum), der Kolkrabe (Corvus corax tingitareas), def<br />
Raubwürger (Lanius excubitor) und der Wiedehopf (Upupa epops fuerteventurae).<br />
Unter den Säugern sind es die Kanarische Wimpernspitzmaus<br />
(Crocidura canariensis), der Wanderigel (Atelerix algirus) und Katzen<br />
(HurlEnrn 1983, BrscuoEr 1985e, Bangaorlr-o Escnrvn 1987, HurreRER et<br />
al. 1987). Krur'pr (1.c.) beobachtete Hunde und Katzen als Eidechsenverstümmler<br />
beziehungsweise -fresser.<br />
Parasiten: KnErFr (1949, 1950) fand Nematoden von 10 bis 15 mm Länge<br />
in Leber, Magen, Darm und Eileiter von 3 Exemplaren' Die nur in geringer<br />
Anzahl aufgefundenen Parasiten haben die Wirtstiere offensichtlich nicht<br />
geschädigt.<br />
Die Untersuchungen von BaNNnnr (199a) zeiglen, daß G. <strong>atlantica</strong> von<br />
Lanzarote, wie die anderen kanarischen Arten auch, wirt einer nur ihr<br />
zukommenden Sarcocystli-Art (Protozoa) ist. Diese ist nicht auf andere<br />
Echsenarten übertragbar. Sie hat bislang noch keinen wissenschaftlichen<br />
Namen erhalten. Es muß auch noch untersucht werden, ob G. a' mahoratae<br />
auf Fuerteventura vom gleichen Parasiten befallen wird.<br />
Erwähnt sei schließlich noch, daß BaNNenr et al. (1995) in den Erythrozyten<br />
von G. <strong>atlantica</strong> (Tiere von Lanzarote) haemogregarine Blutparasiten<br />
fanden.
258 2.3 Lacertidae - Echte Eidechsen<br />
Jugendentwicklung. Unmittelbar nach dem Schlupf haben die Jungtiere<br />
von G. <strong>atlantica</strong> eine KRL von 23) bis 25,5 (x = 24,5) mm und eine<br />
Schwanzlänge von 39,3 bis 45,1 mm (x = 43 mm) (Brscuorr 1985e). IN oEN<br />
Boscn (in litt., I4.IIL 96) ermittelte folgende Maße und Gewichte: KRL =<br />
27,2+0,8 mm, Schwanzlänge = 55,2!1,8 mm und Gewicht = 0,66+0,02 g<br />
(n=5). Nach BnNNEnr (i.Dr.) haben die Jungtiere unmittelbar nach dem<br />
Schlupf eine Kopf-Rumpflänge von 24 bis 30 mm (A = 27,3 mm) und eine<br />
Schwanzlänge von 39 bis 58 mm (A = 49,5 mm) (n = 48). Im darauffolgenden<br />
Frühjahr findet man die Jungtiere in zwei Größenklassen, einmal mit<br />
durchschnittlich 37 mm und zweitens mit durchschnittlich 48 mm KRL<br />
(KnErrr 1950). Dies ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis auf 2 Gelege im<br />
Jahr. Ein Jahr später sind die Tiere geschlechtsreif. Weitere Daten sind<br />
nicht bekannt.<br />
Verhalten. Aktivität: Die Art führt keine Winterruhe durch (KruEEr<br />
1950, BennnDrllo EscRrvA 1987), ist also das ganze Jahr über aktiv. Tagaktive<br />
Eidechse, die 15 Minuten, bevor die Sonne morgens ihren Lebensraum<br />
bestrahlt, aus ihrem Versteck erscheint und abends etwa eine halbe Stunde<br />
nach Sonnenuntergang verschwindet (Knrrrr l.c.). Ich konnte Anfang Juli<br />
bei Haria auf Lanzarote beobachten. daß sich ein Großteil der Tiere schon<br />
vor dem Sonnenuntergang zurückzog. Um 19.30 Uhr war kaum noch ein<br />
Tier zu sehen. Die Art ist sehr wärmeliebend. Knr,rrr (1949, 1950) sah<br />
Tiere. die sich auf bis zu 44 "C warmen Steinen sonnten. Noch höhere<br />
Temperaturen scheint sie jedoch zu meiden. Ab Mitte Juni ist eine zweigipflige<br />
Aktivitätskurve kennzeichnend, denn etwa zwischen 12 und 14 Uhr<br />
zieht sich die Mehrzahl der Tiere an schattige Stellen zurück. An zwar<br />
warmen, aber trüben Tagen oder bei besonders starkem Wind sind weit<br />
weniger Tiere zu sehen als an sonnigen, weniger windigen Tägen. Es ist<br />
nicht bekannt, inwieweit die Aktivität der Eidechsen in den Wintermonaten<br />
eingeschränkt ist.<br />
Auch wenn die Fluchtdistanz mit ca. 3 m nicht sehr groß ist, handelt es<br />
sich doch um eine ausgesprochen scheue Art. Umso erstaunlicher ist es<br />
dann, wenn an einigen, stark vom Menschen frequentierten Orten, wie<br />
etwa dem Eingangsbereich der Cueva de los Verdes im Norden Lanzarotes,<br />
einzelne Tiere ihre Scheu fast völlig verloren haben. Ein d kroch mir hier<br />
beim Fotografieren fast auf die Kamera, mit etwas Banane geködert, lief<br />
es meiner Tochter über die Hand und ließ sich sogar streicheln.<br />
Fortpflanzungsverhalten: Es gibt keine Hinweise dafür, daß G. <strong>atlantica</strong>zurFortpflanzungszeit<br />
paarweise lebt. Knpppr (1949, 1950) berichtet, daß<br />
er am27. Mai ein Pärchen gemeinsam unter einem Stein fand, dessen d prall<br />
gefüllte Samenleiter besaß, also noch zeugungsfähig war. Es ist jedoch
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong>- <strong>Atlantische</strong>Eidechse,Purpurarien-Eidechse 259<br />
schwer zu entscheiden, ob beide Tiere zufällig zusammen unter diesem Stein<br />
saßen, oder ob es sich hier um eine kurzfristige Paarbildung handelt.<br />
Das Paarungsverhalten ähnelt weitgehend dem der anderen <strong>Gallotia</strong>-<br />
Arten, welches bei Btscronp (1911,1974) angedeutet und beschrieben und<br />
von Böurus & BISCHoFF (1916) ausführlich diskutiert wurde. Im Vergleich<br />
etwa mit den Smaragdeidechsen (Lacerta s.str.; vgl. Ktrzlln 1940, ScHur-z<br />
1972) isI es wenig ritualisiert. Erstmals wurde das Paarungsverhalten von<br />
Brscnorr' (1985e) f;J'r G. <strong>atlantica</strong> beschrieben. Schnell und zielstrebig nähert<br />
sich das d dem 9. Dabei ist die Maulspitze nach unten gesenkt und<br />
die Kehle deutlich gespreizt, und es nickt in schneller Frequenz mit dem<br />
Kopf. Im Unterschied zu G. galloti und G. stehlini ist aber der Körper<br />
kaum lateral abgeflacht. Letzteres hängt womöglich mit dem erheblichen<br />
Größenunterschied zwischen den Geschlechtern, vor allem bei der Nominatform<br />
auf Lanzarote, zusammen. Das d hat es nicht nötig, dem ? gegenüber<br />
zum Imponieren seinen Körper durch laterales Abflachen noch zu<br />
vergrößern. Das d packt das I an einer Hautfalte im Nackenbereich und<br />
vollzieht meist an der gegenüberliegenden Körperseite die Kopula' Dabei<br />
verankert es sich mit dem oberen Hinterbein fest über der Schwanzwurzel<br />
des ?. Die eigentliche Kopula dauert bis zu 3 Minuten. Der extreme Größenunterschied<br />
der Eidechsen atf Lanzarote macht den Paarungsablauf<br />
für den Betrachter zu einem beeindruckenden Schauspiel. Oft schleppt das<br />
d das I nach dem Nackenbiß vor der eigentlichen Paarung noch etwas<br />
durch die Gegend. Es sieht aus, als hätte es ein Futtertier im Maul. Aufgrund<br />
der körperlichen Gegebenheiten wäre es für das d sicher ein Leichtes,<br />
das ? zu vergewaltigen. Dennoch habe ich dies nie beobachten können.<br />
Ist das ? nicht paarungsbereit,zeigt es dies durch heftiges Kopfnicken<br />
und Zucken mit der Schwanzwurzel an. Daraufhin gibt das d den Versuch<br />
unverzüglich auf. Die Werbungen werden aber in kurzen Abständen wiederholt.<br />
Es ist nicht bekannt, in welchem zeitlichen Abstand zu den Paarungen<br />
die Eiablage stattfindet. Vermutlich beträgt diese Zeitspanne 3 bis 4 Wochen.<br />
Es gibt auch noch keine Erkenntnisse darüber, wo die Eier von den<br />
I deponiert werden. Knr,r'r'r (1. c.) vermutet, daß dies im Wurzelbereich<br />
von Launaea arborescens geschieht. Vermutlich werden alle geeigneten<br />
Örtlichkeiten im Wurzelbereich diverser Pflanzen und unter Steinen dafür<br />
genutzt, wenn sie nur genügend Feuchtigkeit und Wärme garantieren.<br />
Kommunikation: Zu diesem Merkmalskomplex fehlen detaillierte Untersuchungen<br />
bislang. Wie bei den Lacertiden insgesamt, spielt auch bei 6.<br />
<strong>atlantica</strong> die optische Kommunikation eine große Rolle. Der Geruchssinn<br />
ist von einiger Bedeutung, und, gleich den übrigen Arten der Gattung, tritt<br />
auch akustische Kommunikation auf.
260 2.3 Lacertrdae - Echte Eidechsen<br />
Meistens präsentieren sich die alten d an hervorgehobenen Stellen im<br />
Zentrum ihres Revieres und markieren dieses dadurch. Dabei werden sie<br />
durch die oft sehr auffälligen farbigen Flankenflecken unterstützt. Diese<br />
dienen bei intraspezifischen Auseinandersetzungen als optische Signale. Sie<br />
verstärken hierbei offensichtlich die Wirkung auf den Kontrahenten. Aggressives<br />
Verhalten tritt vor allem bei den d auf und dient der Abgrenzung<br />
und Behauptung individueller Territorien. Die Einleitung dieser Kämpfe<br />
ist ritualisiert und stimmt weitgehend mit der oben beschriebenen Paarungseinleitung<br />
überein. Im Unterschied dazu wird hier jedoch der Körper<br />
stark lateral abgeflacht, um dem Kontrahenten möglichst groß zu erscheinen.<br />
Anschließend verbeißen sich die Tiere ineinander. Dies geschieht<br />
überwiegend an den sehr robusten Köpfen und wird abwechselnd ausgeführt.<br />
Hierbei stellt sich heraus, wer der Stärkere ist, und der Schwächere<br />
ergreift nach einiger ZeiL die Flucht. Werden mehrere d gemeinsam im<br />
Terrarium gepflegt, können sich die unterlegenen Tiere nicht weit genug<br />
zurückziehen, und es kommt zu Beschädigungskämpfen, die für diese immer<br />
letal enden. Nach kurzer Zeit baü sich im Terrarium eine derartige<br />
Streßsituation auf, daß kaum noch ritualisierte Auseinandersetzungen<br />
stattfinden.<br />
Es ist nichts darüber bekannt, ob der Geruchssinn in irgendeiner Form<br />
der innerartlichen Kommunikation dient. Das er gut ausgeprägt ist, zeigt<br />
sich daran, daß man z. B. mit etwas Banane oder Tomate die Eidechsen<br />
anlocken kann, ohne daß diese das potentielle Futter vorher gesehen haben.<br />
G. qtlantica ist weit weniger stimmfreudig als die übrigen Arten der Gattung.<br />
Für G. galloti beschrieb Lnnns (1909) erstmals die Lautäußerungen<br />
und für G. stehlini Fu6nvÄnv (1914). Über G. <strong>atlantica</strong> schrieb Fpr6'nvÄnv<br />
(1. c.): ,,höchstens sei so viel erwähnt, daß, wenn man die Tiere in der Hand<br />
hält und reizt, ein sehr leiser, etwa einem leisen Pfiffe ähnelnder Ton vernehmbar<br />
ist". Selbst VocEr- (1976) war die Stimme dieser Art noch unbekannt.<br />
Tätsächlich setzt sie sie weit seltener ein als ihre Gattungsverwandten.<br />
Böultr et al. (1985) schrieben: ,,Diese Eidechse ist so wenig stimmfreudig,<br />
daß wir sie anfangs für stumm hielten". Die Autoren analysierten<br />
die Stimme. Es handelt sich um kurze, tonale Pfeif- oder Pieplaute, die<br />
selten Obertöne aufweisen. Der Frequenzbereich liegt zwischen 1 und 7<br />
kHz, und die Lautdauer beträgt 100 bis 800 ms. Zwischen den Eidechsen<br />
von Fuerteventura und Lobos wurden keine Unterschiede festgestellt.<br />
Benneoltt-o Escmva (1987) unterscheidet verschiedene Lautäußerungen<br />
mit unterschiedlichen Funktionen, ohne diese jedoch näher zu beschreiben.<br />
So wird die Stimme im innerartlichen Bereich zur Verteidigung eines Unterschlupfes<br />
oder bei der Bedrohung von Artgenossen eingesetzt. Wenn sie<br />
von Räubern attackiert werden, sollen die Eidechsen piepsen (,,chillidos").
<strong>Gallotia</strong> <strong>atlantica</strong> - <strong>Atlantische</strong> Eidechse, Purpurarien-Eidechse 267<br />
Eigene Beobachtungen können eine derartige Vielfalt bislang nicht bestätigen.<br />
Vielmehr scheinen sich die Lautäußerungen auf das von Böstr'tp et al.<br />
(1.c.) beschriebene Spektrum zu beschränken. Ich konnte Lautäußerungen<br />
bisher nur bei der Verteidigung des Unterschlupfes und beim Fang eines<br />
Tieres vernehmen.<br />
Danksagung<br />
Die Herren HEnNaA,N A. J. rN oeN Boscu, Leiden, und ANonnns HELMDAG,<br />
Duisburg, stellten mir freundlicherweise bisher unpublizierte Daten zur<br />
Fortpflanzung dieser Art zur Verfügung. Dafür möchte ich an dieser Stelle<br />
danken.<br />
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