Diverse Artikel zum Schloss Brunegg - Publitrice.ch

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31.01.2013 Aufrufe

Brunegger Lupe Geschichte • Freizeit • Kultur • Wissen • Information

<strong>Brunegg</strong>er Lupe<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te • Freizeit • Kultur • Wissen • Information


Editorial S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

Gerne folge i<strong>ch</strong> der Einladung der<br />

Redaktorin, ausnahmsweise an ihrer<br />

Stelle das Editorial zu s<strong>ch</strong>reiben. Die<br />

Lupe wurde von meiner<br />

Mutter und mir<br />

seit Beginn mit Stoff<br />

und kleineren redaktionellenDienstleistungen<br />

beliefert.<br />

In der vorliegenden<br />

Nummer präsentiert<br />

Beatrice Bosshart<br />

u.a. die wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Beiträge zur Bildung<br />

im Aargau, ihre eigene Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e über<br />

das <strong>Brunegg</strong>er Wappen, ihren «Brief<br />

<strong>zum</strong> Abs<strong>ch</strong>ied» und einen Fund aus<br />

dem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>. Es ist ein <strong>Artikel</strong>, den Mi<strong>ch</strong>ael<br />

Stettler, ein alter Freund und der<br />

Na<strong>ch</strong>folger meines Vaters als Präsident<br />

der Pro Helvetia, ihm ins «Bu<strong>ch</strong> der<br />

Freunde» ges<strong>ch</strong>rieben hat. Ein «<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>-<br />

Exemplar» des Bu<strong>ch</strong>es, wie es der Verlagsdirektor<br />

von Orell-Füssli in seinem<br />

Geburtstagsbrief an meinen Vater am<br />

12.12.1971 nannte, fiel mir beim Räumen<br />

– meinem derzeitigen zweiten<br />

Beruf – in die Hände, und i<strong>ch</strong> zeigte<br />

es meiner Mutter, speziell wegen des<br />

Beitrags von Mi<strong>ch</strong>ael Stettler. So kam<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> Beatrice Bosshart zur<br />

Gelegenheit, diesen für <strong>Brunegg</strong> interessanten<br />

Aufsatz zu entdecken.<br />

No<strong>ch</strong> zu diesem «Bu<strong>ch</strong> der Freunde»:<br />

Der Orell-Füssli-Verlag, der die meisten<br />

Bü<strong>ch</strong>er meines Vaters herausgegeben<br />

hat, ma<strong>ch</strong>te in Partners<strong>ch</strong>aft mit der<br />

S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Kultur-Stiftung Pro<br />

Helvetia ihrem au<strong>ch</strong> bu<strong>ch</strong>händleris<strong>ch</strong>e<br />

Erfolge einbringenden Autor dieses Ges<strong>ch</strong>enk.<br />

Ernst Halter, der vor ein paar Jahren in<br />

<strong>Brunegg</strong> die Erst-August-Rede gehalten<br />

hat, lernte als Lektor bei Orell-Füssli anhand<br />

der Arbeiten an diesem Freunde-<br />

Bu<strong>ch</strong> meinen Vater kennen und wurde<br />

selbst einer der Freunde. Der Berater<br />

und Mit-Herausgeber dieses Bu<strong>ch</strong>es, der<br />

s<strong>ch</strong>on als sehr junger Mann vielbea<strong>ch</strong>tete<br />

und ho<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>ätzte Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tspro-<br />

<strong>Brunegg</strong>: mitten in Europa<br />

fessor Herbert Lüthi s<strong>ch</strong>rieb darüber:<br />

«Es ist ein Bu<strong>ch</strong> der Freunde für einen<br />

sehr unorthodoxen Historiker, der das Studium<br />

vergangenen Ges<strong>ch</strong>ehens nie von der<br />

Teilnahme an der lebenden und erlebten,<br />

aus heutigem Handeln und Ges<strong>ch</strong>ehen<br />

tägli<strong>ch</strong> werdenden Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te trennte und<br />

der ebenso sehr wie auf dem Katheder als<br />

S<strong>ch</strong>riftsteller und Publizist in Presse, Radio<br />

und Fernsehen und in verantwortli<strong>ch</strong>en<br />

Stellungen des kulturellen Lebens<br />

mitten in der Öffentli<strong>ch</strong>keit und in den<br />

Auseinandersetzungen über die Gestaltung<br />

der Gegenwart und Zukunft stand.»<br />

Herbert Lüthi stellt fest, dass die zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Beiträge der sehr vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Autoren Aspekte der Persönli<strong>ch</strong>keit<br />

meines Vaters beleu<strong>ch</strong>ten, indem sie auf<br />

seine vers<strong>ch</strong>iedenen Interessen bezogen<br />

sind.<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Stettler ist einer von denen,<br />

die ihn s<strong>ch</strong>on sehr lange kannten und<br />

über die lebensges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en und kulturellen<br />

Hintergründe bestens informiert<br />

waren. Er geht davon aus, dass<br />

«für einmal … von Persönli<strong>ch</strong>em die<br />

Rede» sein (dürfe) (S.4). Man kann in<br />

seinem Beitrag na<strong>ch</strong>lesen, dass mein<br />

Vater in der städtis<strong>ch</strong>en und aristokratis<strong>ch</strong>en<br />

Umgebung Berns aufgewa<strong>ch</strong>sen<br />

ist – ganz anders, als er seinen Sohn<br />

aufwa<strong>ch</strong>sen liess; i<strong>ch</strong> ging in <strong>Brunegg</strong>,<br />

Lenzburg und Aarau zur S<strong>ch</strong>ule. Nur<br />

in den ersten vier Primars<strong>ch</strong>ulwintern<br />

musste i<strong>ch</strong> die damals eher ungeliebte<br />

Zür<strong>ch</strong>er Umgebung aushalten. Und die<br />

aristokratis<strong>ch</strong>en Berner Kreise lernte i<strong>ch</strong><br />

nur als Kuriosum kennen, indem i<strong>ch</strong> ein<br />

paar Mal an den Bällen teilnahm, wo<br />

si<strong>ch</strong> die heiratsfähigen Leute kennen lernen<br />

sollten. I<strong>ch</strong> fühlte mi<strong>ch</strong> dort ni<strong>ch</strong>t<br />

gerade in einem fremden, aber do<strong>ch</strong><br />

sehr ungewohnten Umfeld.<br />

Stettler erwähnt den Geru<strong>ch</strong> der Berner<br />

Altstadthäuser. I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong>, wie<br />

der Geru<strong>ch</strong> im <strong>Brunegg</strong>er <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>gang,<br />

besonders, wenn man ihn im Frühjahr<br />

betrat, soglei<strong>ch</strong> das gute Gefühl, wieder<br />

zuhause zu sein, erweckte.<br />

Das lange Zitat des Hünerwadel-<br />

Textes aus dem Lenzburger Druck von<br />

1970 (S.7) gibt einen Eindruck von der<br />

Lebensart und von der Lands<strong>ch</strong>aft wieder,<br />

die i<strong>ch</strong> als Junge gerade no<strong>ch</strong> erleben<br />

konnte, die si<strong>ch</strong> aber bis heute so<br />

radikal verändert haben, dass man si<strong>ch</strong><br />

das Frühere kaum mehr vorstellen kann<br />

– nur s<strong>ch</strong>on der Lindwald zwis<strong>ch</strong>en<br />

dem Bünztal und Lenzburg hat dur<strong>ch</strong><br />

die Autobahn, die ihn dur<strong>ch</strong>läuft und<br />

mit Lärm erfüllt, seinen Charakter total<br />

verändert.<br />

Heute hor<strong>ch</strong>t man auf, wenn es ( S.9)<br />

heisst, die Aufgaben der Pro Helvetia<br />

(Pflege der einheimis<strong>ch</strong>en Kultur und<br />

kulturelle Beziehungen <strong>zum</strong> Ausland)<br />

werde von der Regierung «autonomen<br />

Körpers<strong>ch</strong>aften» und, würde i<strong>ch</strong> hinzufügen,<br />

somit selbstständig denkenden<br />

Leuten anvertraut; das sei die Fru<strong>ch</strong>t<br />

einer langen Übung in der Selbstverwaltung<br />

eines freien Staatswesens. I<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>liesse aufgrund von Informationen<br />

aus Kreisen, die es wissen müssen, dass<br />

diese Feststellung wohl heute ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

glei<strong>ch</strong>ermassen gema<strong>ch</strong>t werden könnte.<br />

Die Regierungen in Bund und Kantonen<br />

wollen selber ents<strong>ch</strong>eiden. Allerdings<br />

brau<strong>ch</strong>en sie dazu Berater. Deren<br />

Rats<strong>ch</strong>läge können hinwiederum mit<br />

wenig Fantasie vorhergesagt werden, da<br />

sie si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den gerade herrs<strong>ch</strong>enden<br />

Auffassungen ri<strong>ch</strong>ten.<br />

I<strong>ch</strong> kann diese «Lupe» – was für ein<br />

guter Name für diese Zeits<strong>ch</strong>rift! – dem<br />

Leser <strong>zum</strong> Studium empfehlen. <strong>Brunegg</strong>,<br />

Dorf und Berg mit <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>, Wald und<br />

Wiesen sind es wert, geliebt, gehegt und<br />

gepflegt zu werden. Die Situation in der<br />

Mitte von Europa ist geografis<strong>ch</strong> und<br />

geistig eine gewiss interessante.<br />

Editorial: anmerkung der redaktion<br />

Der Autor, Thomas von Salis, ist <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>herr von<br />

<strong>Brunegg</strong>. Es brau<strong>ch</strong>t Herzblut, Fa<strong>ch</strong>wissen und<br />

fortwährend Einsatz, soll ein Kulturgut wie das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong><br />

<strong>Brunegg</strong> für die Na<strong>ch</strong>welt erhalten bleiben. Das Anwesen<br />

mit Pä<strong>ch</strong>terhaus bleibt mit seinen Ansprü<strong>ch</strong>en auf Pflege,<br />

Unterhalt und Renovation ein aufwändiges Hobby der Familie<br />

von Salis, denn daneben existiert au<strong>ch</strong> ein intensives<br />

Berufsleben.<br />

Thomas von Salis ist in seiner Privatpraxis tätig, arbeitet<br />

dort mit drei delegiert arbeitenden Psy<strong>ch</strong>ologen/Psy<strong>ch</strong>ologinnen<br />

zusammen, eine davon ist seine Frau Elisabeth.<br />

S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t sind psy<strong>ch</strong>oanalytis<strong>ch</strong>e Psy<strong>ch</strong>otherapien,<br />

Familien- und Paartherapien, sowie Ausbildung in «Operativen<br />

Gruppen», Supervisionen und Beratungen im Zusammenhang<br />

mit Psy<strong>ch</strong>otherapie, Psy<strong>ch</strong>iatrie und psy<strong>ch</strong>osozialer<br />

Versorgung, sowohl privat als au<strong>ch</strong> in öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Institutionen.<br />

ans<strong>ch</strong>rift:<br />

dr. med. thomas von Salis, Fa<strong>ch</strong>arzt FMH für Kinder-<br />

und Jugendpsy<strong>ch</strong>iatrie und Psy<strong>ch</strong>otherapie<br />

Praxis: Mühleba<strong>ch</strong>str. 17, 8008 Züri<strong>ch</strong><br />

Postadresse: Postfa<strong>ch</strong> 51, 8702 Zollikon-Station<br />

Re<strong>ch</strong>ts: Aufnahme <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> 18. Oktober 2008<br />

Seit dem Jahre 2006 wird das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> s<strong>ch</strong>rittweise<br />

restauriert. Die stark ausgewitterten Fassaden wurden vollständig<br />

eingerüstet und saniert, sowie das Da<strong>ch</strong> neu eingedeckt.<br />

Die Umbauten und Restaurationen erstreckten si<strong>ch</strong><br />

über mehrere Jahre. Das mittelalterli<strong>ch</strong>e steinsi<strong>ch</strong>tige Fassadenmauerwerk<br />

und die Innenräume wurden unter Aufsi<strong>ch</strong>t<br />

der Kantonsar<strong>ch</strong>äologie, im Wesentli<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> Christoph<br />

Reding, begleitet. In der Zeits<strong>ch</strong>rift des S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Burgenvereins<br />

bes<strong>ch</strong>reibt Reding ausführli<strong>ch</strong> die Ergebnisse der<br />

ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>en Untersu<strong>ch</strong>ungen.<br />

(17. Jahrgang –2012/1 April 2012)<br />

Titelbild: <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> vor der Restauration<br />

im Februar 2006<br />

IMPRESSUM<br />

herausgeberin: Gemeinde <strong>Brunegg</strong><br />

Telefon 062 896 12 60 / Fax 062 896 01 88<br />

E-Mail: gemeindekanzlei@brunegg.<strong>ch</strong> / www.brunegg.<strong>ch</strong><br />

redaktion: Beatrice Bosshart, Atelier <strong>Publitrice</strong> Texte (bea),<br />

Satz, Gestaltung, Bildbearbeitung und Layout)<br />

druck: Effingerhof, Neue Medien, Druck und Verlag<br />

redaktionsadresse:<br />

atelier <strong>Publitrice</strong>, redaktion <strong>Brunegg</strong>er lupe<br />

Sandhübelstrasse 3, 5505 <strong>Brunegg</strong> telefon 062 896 18 80<br />

E-Mail: atelier@publitrice.<strong>ch</strong> / www.publitrice.<strong>ch</strong><br />

2 3


S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

auf <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong><br />

Wo Lebenskreise si<strong>ch</strong> berühren und übers<strong>ch</strong>neiden<br />

Eine e<strong>ch</strong>te Trouvaille ist mir dur<strong>ch</strong> Zufall in die Hände<br />

geraten. Im «Bu<strong>ch</strong> der Freunde», das zu Ehren von J.R.<br />

von Salis anlässli<strong>ch</strong> seines 70. Geburtstages (1971) publiziert<br />

wurde, entdeckte i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>stehenden Text, den i<strong>ch</strong> unserer<br />

Lesers<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t vorenthalten mö<strong>ch</strong>te. Der im Jahre 2003<br />

verstorbene Autor Mi<strong>ch</strong>ael Stettler war eng mit dem Kanton<br />

Aargau und dem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> verbunden. Er engagierte<br />

si<strong>ch</strong> für Kunstdenkmäler und historis<strong>ch</strong>e Museen. Im Jahre<br />

1953 ers<strong>ch</strong>ien Band II von «Die Kunstdenkmäler des Kantons<br />

Aargau», wo er die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te vom <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> auf<br />

Grund seiner sorgfältigen Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>en und einer Bestandesaufnahme<br />

aufgezei<strong>ch</strong>net hat. Ebenso verfasste der ehemalige<br />

Ar<strong>ch</strong>itekt Werke über die Bilder der S<strong>ch</strong>odoler-Chronik und<br />

die Königsfelder Kir<strong>ch</strong>enfenster, ehe ihm die Leitung des<br />

Berner Museums übertragen wurde.<br />

Zudem bleiben aus seinem s<strong>ch</strong>riftstelleris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>affen<br />

Werke wie Rat der Alten (1963), Bernerlob (1964), Aare,<br />

Bär und Sterne (1972), Ortbühler Skizzenbu<strong>ch</strong> (1982), Sulgenba<strong>ch</strong><br />

(1992), Lehrer und Freunde (1997). Gedi<strong>ch</strong>te: Göb<br />

i o wett, 1988, u.v.m. Für seine Publikationen erhielt er 1953<br />

den Literaturpreis des Kantons und 1964 jenen der Stadt<br />

Bern. Später kamen Ehrendoktorwürden hinzu, 1973 der<br />

Universität Freiburg i.Ü. und 1979 der Universität Bern.<br />

(Beatrice Bosshart)<br />

Für einmal darf von Persönli<strong>ch</strong>em die<br />

Rede sein, von Lebenskreisen, die<br />

si<strong>ch</strong> berühren und übers<strong>ch</strong>neiden, Gemeinsames<br />

bildend, das in der Erinnerung<br />

haften bleibt. Von Erinnerung nähren<br />

wir uns als einer Seelenkost. Wenige<br />

verstehen es wie Jean-Rudolf von Salis,<br />

die Lehren von gestern ins Heute zu zie-<br />

Mi<strong>ch</strong>ael Stettler hen und das aktuelle Ges<strong>ch</strong>ehen mit dem<br />

(1913-2003) Erfahrungs- und Erinnerungsvorrat des<br />

Historikers zu erfassen.<br />

Seine Kindheit spielte si<strong>ch</strong> in Bern ab; die Eltern wohnten an<br />

der Nydegglaube, wo si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Arztpraxis des Vaters befand,<br />

in einem Quartier also, in dem jener Altstadtgeru<strong>ch</strong> der<br />

langen dunklen Hausgänge an Gere<strong>ch</strong>tigkeits- und Junkerngasse<br />

damals no<strong>ch</strong> so unvergessli<strong>ch</strong> haftend aus den Türen wehte,<br />

im Haus Nummer 15 der Nydegg-Gasse viellei<strong>ch</strong>t deshalb weniger<br />

stark, weil die Reihe, in der es steht, erst im Zusammenhang<br />

mit der neuen Nydeggbrücke ab 1844 erbaut worden ist,<br />

mit ihren Arkaden eine nü<strong>ch</strong>tern-bernis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>fahrin jener<br />

Rue de Rivoli, die J. R. von Salis später so oft und gerne dur<strong>ch</strong>wandern<br />

wird.<br />

Hans, wie man ihn nannte, besu<strong>ch</strong>te die S<strong>ch</strong>mids<strong>ch</strong>ule an<br />

der Rainmattstrasse, wo er wegen seines Kraushaars und aufgeweckten<br />

Wesens ein Liebling der Lehrerin war, die mir dies<br />

in ihren alten Tagen selber bezeugt hat. Später las man seinen<br />

Namen Jean-Rudolf, unter Frankrei<strong>ch</strong>artikeln im «Bund»,<br />

dessen Pariser Korrespondent er s<strong>ch</strong>on vor Abs<strong>ch</strong>luss seiner<br />

Dissertation über Sismondi war, bis ihn S<strong>ch</strong>ulratspräsident<br />

Arthur Rohn von Paris als Professor für Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te an die<br />

ETH holte.<br />

Mit Bern wird J. R. von Salis stets verbunden bleiben. Sein<br />

Bruder Dr. Adolf von Salis, ein Pionier des Postwesens im<br />

Dienst der Eidgenossens<strong>ch</strong>aft, nahm dort Wohnsitz, er selber<br />

erhielt 1966 den Literaturpreis der Stadt.<br />

Um 1912: Hans von Salis (hinten, Zweiter von links) hier in der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>-ungaris<strong>ch</strong>en<br />

Gesandts<strong>ch</strong>aft in Bern. Einige der Diplomatenkinder besu<strong>ch</strong>ten gemeinsam<br />

zusammen mit ihm die S<strong>ch</strong>ule und den Tanzkurs.<br />

Unsere nähere Berührung ergab si<strong>ch</strong> während des Krieges<br />

auf <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong>. Mit der Inventarisation der aargauis<strong>ch</strong>en<br />

Kunstdenkmäler betraut, hatte i<strong>ch</strong> den steilen Bau in<br />

Plan, Bild und Bes<strong>ch</strong>reibung aufzunehmen. Zuvor hatte i<strong>ch</strong><br />

Lenzburg behandelt und dabei die Familie Hünerwadel, der<br />

die Mutter von Jean-Rudolf entstammte, als bedeutendes<br />

Rats-, Handels- und Bauherrenges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t der sympathis<strong>ch</strong><br />

aufges<strong>ch</strong>lossenen Landstadt kennengelernt. Diesem verdankten<br />

ni<strong>ch</strong>t wenige stattli<strong>ch</strong>e Häuser ihr Entstehen. So das<br />

einstmals größte Handelshaus im Aargau, die na<strong>ch</strong>malige alte<br />

Bezirkss<strong>ch</strong>ule in der Aavorstadt, erbaut von Markus Hünerwadel<br />

1760, mit eigenständiger Verbindung von städtis<strong>ch</strong>er<br />

und bäuerli<strong>ch</strong>er Ar<strong>ch</strong>itektur. Desglei<strong>ch</strong>en das vom Vorfahren<br />

Gottlieb Hünerwadel 1810 erstellte Na<strong>ch</strong>barhaus Aavorstadt<br />

Nummer 4. Das Leben in diesem Hause mit den tiefengewölbten<br />

Kellern, den krummen und geraden «gefangenen»<br />

Zimmern, Kammern und Alkoven, wie es ein Kind um die<br />

letzte Jahrhundertwende erfuhr, aber au<strong>ch</strong> wie das Verhältnis<br />

<strong>zum</strong> Städt<strong>ch</strong>en war, hat Kurt Hünerwadel in «S<strong>ch</strong>iffsabenteuer<br />

auf dem Aaba<strong>ch</strong>», einem Lenzburger Druck von 1970,<br />

evokativ bes<strong>ch</strong>rieben. Dann das für den glei<strong>ch</strong>en Gottlieb<br />

Hünerwadel 25 Jahre früher, um 1785, über Terrassen erstellte<br />

herrs<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Landhaus am Blei<strong>ch</strong>erain, in reinen Louis-<br />

XVI-Formen und mit s<strong>ch</strong>önsten Lenzburger Fayence-Öfen,<br />

ein Werk des Berner Kavaliers-Ar<strong>ch</strong>itekten Ahasver Carl von<br />

Sinner, neben der «Burghalde» das stolzeste Wohnhaus der<br />

Stadt. Im eigenhändigen Verzei<strong>ch</strong>nis seiner vielen Bauten,<br />

zu denen unter anderen au<strong>ch</strong> der «Lohn», das heutige Gäste-<br />

S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

haus des Bundesrates in Kehrsatz, gehört, hat Sinner den Bau<br />

wie folgt aufgeführt: «24. Lenzburg für Hrn. Hünerwadel,<br />

zu einem grossen Wohnhaus plan gen: plans, elev: coup: etc.<br />

exeq. - dazu Gen. Direction der executio alle Arbeiten viel<br />

Müh und Verdruss …» - Auf die Familie gehen andere reizvolle<br />

Häuser zurück, im «Steinbrü<strong>ch</strong>li», an der S<strong>ch</strong>ützenmattstrasse<br />

das «Rosenhaus», der «Thalgarten», die «Blei<strong>ch</strong>e». Kurt<br />

Hünerwadel beri<strong>ch</strong>tet, dass es zu Anfang des Jahrhunderts<br />

no<strong>ch</strong> gegen vierzig Bürger in Lenzburg gab, die den Namen<br />

Hünerwadel trugen. «Sie wohnten meist in eigenen Häusern<br />

[…]. Die meisten Familienmitglieder ruhen draussen auf dem<br />

Rosengarten, und heute ist unser Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t im Städt<strong>ch</strong>en<br />

ausgestorben.»<br />

Vorfahre unterhielt Beziehungen zu Heinri<strong>ch</strong> Pestalozzi<br />

Oberst Friedri<strong>ch</strong> Hünerwadel (1779-1849), Sohn des Regierungsrates<br />

Gottlieb Hünerwadel vom Blei<strong>ch</strong>erain und an<br />

der Aavorstadt, der 1806 als Kommissär des Standes Bern<br />

die goldene Verdienstmedaille erhalten hatte, Ururgrossvater<br />

unseres Jubilars, hatte die <strong>Brunegg</strong> 1815 gekauft. Er unterhielt<br />

Beziehungen mit Pestalozzi auf dem nahen Neuhof bei Birr,<br />

wel<strong>ch</strong>er selbst einige Zeit mit dem Gedanken umgegangen<br />

war, das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> von der helvetis<strong>ch</strong>en Regierung zu erwerben.<br />

Hünerwadel war es, der eine Begegnung des alten Pestalozzi<br />

mit dem vormals bei Fellenberg in Hofwil tätigen Pädagogen<br />

Johann Karl Christian Lippe und seinen Zöglingen von der<br />

Erziehungsanstalt auf <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> Lenzburg vermittelte; auf der<br />

<strong>Brunegg</strong> fand sie statt.<br />

4 5<br />

u<br />

v<br />

Dreistuge Terrassengartenanlage<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> – Grundriss<br />

3<br />

2<br />

13. Jahrhundert<br />

z. T. erneuerter mittelalterli<strong>ch</strong>er Baubestand<br />

1<br />

u Bergfried | v Palas | w Burghof | x Ökonomiegebäude | y Aussentreppe mit se<strong>ch</strong>zig Stufen<br />

y<br />

w<br />

x


S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

Die Burg, die au<strong>ch</strong> Di<strong>ch</strong>ter inspirierte<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> liegt ho<strong>ch</strong> über der Ebene am Ostende des<br />

Kestenbergs, des bewaldeten Jura-Höhenzugs, der auf seinem<br />

westli<strong>ch</strong>en Ausläufer über der Aare die Wildegg trägt; beide<br />

Festen bilden die Basis eines Dreiecks, dessen S<strong>ch</strong>eitel die<br />

Habsburg ist. Die Burg wurde auf zu äusserst aufragendem<br />

Felsgrat erbaut, na<strong>ch</strong> Westen ist dieser dur<strong>ch</strong> einen künstli<strong>ch</strong>en<br />

Graben vom fortlaufenden Höhenrücken getrennt. Bei<br />

Anlage dieses Grabens gewann man die Molasseblöcke für<br />

den Turm; sie sind ohne Kantenbes<strong>ch</strong>lag zu grossquadrigem<br />

Mauerwerk gefügt, unten mehr als vier Meter dick. August<br />

Strindberg, der 1886 im nahen Othmarsingen Unterkunft<br />

nahm, während auf dem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> oben der Di<strong>ch</strong>ter Verner<br />

von Heidenstam wohnte, hat <strong>Brunegg</strong> im «Sohn einer Magd»<br />

in poetis<strong>ch</strong>er Freiheit bes<strong>ch</strong>rieben: «Auf dem mit Bu<strong>ch</strong>enwald<br />

bestandenen Berg erhob si<strong>ch</strong> ein grosses dunkles Gebäude aus<br />

Stein, das aus der Entfernung einer umgestülpten Ar<strong>ch</strong>e Noah<br />

gli<strong>ch</strong>, aber ein <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> war. Sein Kern bestand aus einem runden<br />

Turm aus der Römerzeit, und sein S<strong>ch</strong>iff war ein Feudals<strong>ch</strong>loss<br />

aus grauem Stein mit Fenstergruppen, die dur<strong>ch</strong> behauene Säulen<br />

aus Stein gestützt waren.»<br />

Der s<strong>ch</strong>wedis<strong>ch</strong>e Di<strong>ch</strong>ter August Strindberg vergli<strong>ch</strong> das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> aus der<br />

Entfernung mit einer umgestülpten Ar<strong>ch</strong>e Noah.<br />

Zu mehr als einem Bergfried mit übergangslos ans<strong>ch</strong>liessendem<br />

Palas hatte der s<strong>ch</strong>male Grund ni<strong>ch</strong>t ausgerei<strong>ch</strong>t. Der<br />

einst zinnengekrönte Turm, in dem 1664 dur<strong>ch</strong> Blitzs<strong>ch</strong>lag<br />

das von den Bernern verwahrte Pulver explodierte – no<strong>ch</strong><br />

ist der Ausläufer des Risses an der Westseite wahrnehmbar<br />

– wurde anlässli<strong>ch</strong> eines grossen Umbaues 1805/06 auf die<br />

Höhe des Wohnhauses abgetragen und mit demselben unter<br />

ein einziges Da<strong>ch</strong> gebra<strong>ch</strong>t. So bietet die <strong>Brunegg</strong> unsern Blicken<br />

si<strong>ch</strong> nunmehr dar.<br />

Unterhalb der Burg seitli<strong>ch</strong> vorges<strong>ch</strong>oben ist die Zunge<br />

des Burghofs, hier mündet der kurvig vom Dorf herauffüh-<br />

rende Burgweg ein. Das ehemals befestigte Tor hinter Graben<br />

und Fallbrücke ist heute ein Rundbogen von 1806. Wo einst<br />

eine Zinnenmauer mit S<strong>ch</strong>arten vom Bergfried querüber <strong>zum</strong><br />

Tor lief, ladet heute eine dreistufige Terrassenanlage zu wohnli<strong>ch</strong>em<br />

Verweilen. Den Burghof nimmt mehr als zur Hälfte,<br />

zwis<strong>ch</strong>en die alte Ringmauer gefügt, das Ökonomiegebäude<br />

unter doppeltem Sattelda<strong>ch</strong> ein, zwei äußere Rundtürme sind<br />

in Mauerresten fragmentaris<strong>ch</strong> erhalten.<br />

«Im Ganzen ist», wie der burgenkundige Walther Merz<br />

s<strong>ch</strong>rieb, «das heutige <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> nur ein Teil no<strong>ch</strong> der einstigen<br />

Veste und bietet in keiner Ri<strong>ch</strong>tung aussergewöhnli<strong>ch</strong>e, im<br />

Gegenteil re<strong>ch</strong>t bes<strong>ch</strong>eidene Verhältnisse. Die Bauges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

bildet denn au<strong>ch</strong> nur ein Seitenstück zu derjenigen der gewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Dienstmannenburgen. Allein dur<strong>ch</strong> die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

ihrer Bewohner erhebt si<strong>ch</strong> die Burg zu einem Markstein<br />

aargauis<strong>ch</strong>er Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, und berühmt geworden ist sie in der<br />

Sage.»<br />

<strong>Brunegg</strong>: Wa<strong>ch</strong>posten <strong>zum</strong> S<strong>ch</strong>utz für das Land «im Eigen»<br />

Das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> ist eine habsburgis<strong>ch</strong>e Gründung, wohl des<br />

dreizehnten Jahrhunderts. Wie die Wildegg ein Vorwerk der<br />

Habsburg, hatte sie das Land «im Eigen» zu s<strong>ch</strong>ützen. So wurde<br />

die Burg den S<strong>ch</strong>enken des gräfli<strong>ch</strong>en Hofes verliehen, na<strong>ch</strong><br />

ihr nannten sie si<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>enken von <strong>Brunegg</strong>; der erste überlieferte<br />

Name ist derjenige Wernhers, gestorben 1270. Anno<br />

1297 ers<strong>ch</strong>eint sie in den Händen des Ritters Johannes von<br />

Hedingen, habsburgis<strong>ch</strong>en Vogtes zu Baden, dessen To<strong>ch</strong>ter<br />

sie an den Ritter Rudolf von Trostberg bringt.<br />

Vor 1408 kam das Lehen an Ritter Heinri<strong>ch</strong> Gessler<br />

von Meienberg, Landvogt im Aargau; seine Witwe sass auf<br />

<strong>Brunegg</strong>, als die Berner 1415 den Aargau eroberten. (Diese<br />

Namen ers<strong>ch</strong>einen ohne ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verknüpfung mit unserer<br />

Burg in S<strong>ch</strong>illers Tell.) Wie die Lenzburg ergab si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die<br />

<strong>Brunegg</strong> erst na<strong>ch</strong> Widerstand; die näheren Umstände und<br />

die Rolle des die beiden Burgen in ihrem Widerstand bestärkenden<br />

königli<strong>ch</strong>-habsburgis<strong>ch</strong>en Kämmerers Konrad von<br />

Weinsberg sind in Justingers «Berner Chronik» ans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong><br />

erzählt: «... hielt si<strong>ch</strong> die Gesslerin, dero Bruneck war, und au<strong>ch</strong><br />

der S<strong>ch</strong>ulthess von Lenzburg, na<strong>ch</strong> sinem Rate, untz dass sie beide<br />

verdurbent und ze Grunde gingent...»<br />

Seit 1815 im heutigen Familienbesitz<br />

Fortan war Bern Lehensherr. Während si<strong>ch</strong> die Erben um<br />

die Burg der Gessler stritten, zog Bern das Lehen an si<strong>ch</strong>, um<br />

dieses 1470 an Heinri<strong>ch</strong> Rot von Aarau, zwei Jahre später an<br />

die Segenser zu übergeben. Na<strong>ch</strong>dem es anlässli<strong>ch</strong> der Reformation<br />

zu Auseinandersetzungen gekommen war, nahm Bern<br />

die Burg 1538 zu seinen Handen und unterstellte sie dem<br />

Landvogt auf Lenzburg, dieser setzte einen Wä<strong>ch</strong>ter und einen<br />

Pä<strong>ch</strong>ter dorthin: ein Zustand, der bis <strong>zum</strong> Untergang der<br />

Berner Herrs<strong>ch</strong>aft währte. Die helvetis<strong>ch</strong>e Dotationsurkunde<br />

überwies 1804 die Burg an den neugegründeten Aargau,<br />

der sie im glei<strong>ch</strong>en Jahr an einen Dr. med. Kohler veräusserte;<br />

dieser unterhielt darin kurze Zeit eine Pflegeanstalt – Vorbote<br />

des künftigen S<strong>ch</strong>icksals vieler S<strong>ch</strong>lösser und Klöster! –,<br />

aber s<strong>ch</strong>on 1815 gelangte sie an Friedri<strong>ch</strong> Hünerwadel dur<strong>ch</strong><br />

Kauf. Die Familie hielt und bewohnte sommers die Burg von<br />

Lenzburg aus, na<strong>ch</strong> Friedri<strong>ch</strong> der Sohn Arnold und der Enkel<br />

Walter, die beide in jungen Mannesjahren starben, dann Walters<br />

To<strong>ch</strong>ter Marie Pauline, Gattin des Chefarztes am Berner<br />

Inselspital, Adolf von Salis-Soglio. Da er in Bern wohnte,<br />

bat er den Vetter seiner Frau, Wilhelm Hünerwadel-Berts<strong>ch</strong>i,<br />

die Verwaltung des <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>es zu übernehmen. Dieser war<br />

der Vater vorerwähnten Verfassers von Lenzburger Jugenderinnerungen,<br />

der in seine Rücks<strong>ch</strong>au au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulferien auf<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> einbezieht. Er erzählt: «Pä<strong>ch</strong>ter Ure<strong>ch</strong> von<br />

der Blei<strong>ch</strong>e Lenzburg führte am 23. Juli 1908 unsere Habe<br />

samt Kanin<strong>ch</strong>en mit Ross und Wagen den steilen Berg hinauf,<br />

und dann begann für drei Wo<strong>ch</strong>en ein Leben wie im Paradies.<br />

Die ganze Verwandts<strong>ch</strong>aft kam auf Besu<strong>ch</strong> zu Fuss dur<strong>ch</strong>s<br />

‹Lind› mit Wagen oder zu Pferd. Unsere vielen Vettern durften<br />

für einige Tage das Leben im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> geniessen, unsere<br />

S<strong>ch</strong>ulfreunde kamen tageweise.[...] Tägli<strong>ch</strong> hatten wir Buben<br />

das nötige Wasser in einer ‹Brente› oder in grossen Kupferkesseln<br />

aus dem Hofbrunnen über viele steile Treppen in die<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>kü<strong>ch</strong>e zu tragen. Bei trockenem Wetter pflegte der<br />

Brunnen oft zu versiegen, dann hiess es halbwegs na<strong>ch</strong> Birr<br />

absteigen, wo am Steilhang eine Brunnenstube das Wasser<br />

sammelte, das normalerweise ein sogenannter ‹Widder› na<strong>ch</strong><br />

dem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>hof presste. […] Brau<strong>ch</strong>te man Li<strong>ch</strong>t, dann waren<br />

genügend Windli<strong>ch</strong>ter, Kerzenstöcke, Visitenlaternen und<br />

au<strong>ch</strong> Petrollampen vorhanden, um uns zu ‹erleu<strong>ch</strong>ten›. Die<br />

s<strong>ch</strong>önen Innenräume mit den vielen Ahnenbildern, Sti<strong>ch</strong>en,<br />

Waffen, Rüstungen, dem alten Spinett und den antiken Möbeln<br />

haben uns gefallen. Die weite Si<strong>ch</strong>t von hoher Warte auf<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> Lenzburg, das Birrfeld, den Hasenberg und das Freiamt<br />

mit den leu<strong>ch</strong>tenden S<strong>ch</strong>neebergen im Hintergrund bleibt<br />

unvergessen. Die Terrassengärten boten Gelegenheit, der<br />

Ruhe zu pflegen […]. Entdeckungsreisen rings ums <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong><br />

gehörten zu unserem tägli<strong>ch</strong>en Vergnügen. Wir drangen in<br />

den Stollen unter dem Burgfelsen, die so genannte Höhle ein,<br />

ma<strong>ch</strong>ten den ni<strong>ch</strong>t ungefährli<strong>ch</strong>en Gang rund ums <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>,<br />

besu<strong>ch</strong>ten das ‹Kanonenhüsi›, die alte Ho<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>t, oben auf<br />

einer felsigen Kuppe. Die Kanone war, da die Feuermeldestelle<br />

aufgehoben, ins <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> gebra<strong>ch</strong>t worden, wo sie vor<br />

dem s<strong>ch</strong>önen Kellergewölbe Aufstellung fand. In früheren<br />

Zeiten war es Pfli<strong>ch</strong>t des Pä<strong>ch</strong>ters, na<strong>ch</strong>ts na<strong>ch</strong> Feuer Auss<strong>ch</strong>au<br />

zu halten und im Ernstfall die Kanone abzufeuern. Mittels<br />

Spra<strong>ch</strong>rohr wurde der Feuerherd ins Tal gemeldet. Eben<br />

dieses Spra<strong>ch</strong>rohr – es wurde im Rittersaal aufbewahrt – hat‘s<br />

mir angetan. I<strong>ch</strong> war eben Lateins<strong>ch</strong>üler geworden und benutzte<br />

jenen s<strong>ch</strong>warzen Ble<strong>ch</strong>tri<strong>ch</strong>ter, um meine lateinis<strong>ch</strong>en<br />

Kenntnisse so laut als mögli<strong>ch</strong> ins Tal zu rufen: ‹amo, amas,<br />

amat›, mit Vorliebe Ri<strong>ch</strong>tung Birrfeld. Eines Tages begab es<br />

si<strong>ch</strong>, dass Dr. Ziegler (von der Burghalde) spazierenderweise<br />

unten im Klosterholz meine Lateinübungen hörte. Er bestätigte<br />

mir später anlässli<strong>ch</strong> eines Besu<strong>ch</strong>es auf <strong>Brunegg</strong>, dass<br />

er jedes Wort verstanden und i<strong>ch</strong> sogar ri<strong>ch</strong>tig konjugiert und<br />

dekliniert habe.»<br />

Ein Ausguck in die Welt<br />

Dur<strong>ch</strong> seine Mutter wurde J.R. von Salis Eigentümer der<br />

Burg, die dur<strong>ch</strong> ihn erneut ein Ausguck in die Welt geworden<br />

ist. Im Innern verteilen si<strong>ch</strong> die Wohnräume auf drei Ges<strong>ch</strong>osse,<br />

der Turm ist in Plan und Höhen in das Wohnsystem<br />

S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

einbezogen, mittelalterli<strong>ch</strong>e Wohnausstattung ist mit Ausnahme<br />

einiger Relief-Tonfliesen und ei<strong>ch</strong>ener Deckenbalken kaum<br />

mehr vorhanden, aber späterer Altväterhausrat, blitzende Kabinetts<strong>ch</strong>eiben,<br />

Lenzburger Fayencen, Öfen, die no<strong>ch</strong> immer<br />

Wärme spenden, darunter ein Winterthurer Ofen von 1648<br />

mit gemalten Sprü<strong>ch</strong>en darauf, so unter einem weidenden, an<br />

einen Pfahl gebundenen Pferd. Goethe hatte einen sol<strong>ch</strong>en<br />

Ofen gesehen und in den «Briefen aus der S<strong>ch</strong>weiz» das glei<strong>ch</strong>e<br />

Lehrbild, das ihn besonders anspra<strong>ch</strong>, bes<strong>ch</strong>rieben: «Ein<br />

Pferd mit dem Hinterfusse an einen Pfahl gebunden, grast umher<br />

so weit es ihm der Strick zulässt, unten steht ges<strong>ch</strong>rieben: ‹Lass<br />

mi<strong>ch</strong> mein bes<strong>ch</strong>eiden Theil Speise dahin nehmen.› So wird es ja<br />

wohl au<strong>ch</strong> bald mit mir werden, wenn i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Hause komme<br />

und na<strong>ch</strong> eurem Willen, wie das Pferd in der Mühle, meine<br />

Pfli<strong>ch</strong>t thue und dafür, wie das Pferd hier am Ofen, einen wohl<br />

abgemessenen Unterhalt empfange. Ja, i<strong>ch</strong> komme zurück, und<br />

was mi<strong>ch</strong> erwartet war wohl der Mühe werth diese Berghöhen zu<br />

erklettern, diese Thäler zu dur<strong>ch</strong>irren und diesen blauen Himmel<br />

zu sehen, zu sehen, dass es eine Natur gibt, die dur<strong>ch</strong> eine<br />

ewige stumme Nothwendigkeit besteht, die unbedürftig, gefühllos<br />

und göttli<strong>ch</strong> ist, indes wir in Flecken und Städten unser kümmerli<strong>ch</strong>es<br />

Bedürfnis zu si<strong>ch</strong>ern haben, und nebenher alles einer<br />

verworrenen Willkür unterwerfen, die wir Freiheit nennen.»<br />

(Ausgabe letzter Hand 1830, Bd.16, S.205.)<br />

Die Ka<strong>ch</strong>el auf dem Winterthurer Ofen von 1648 im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong>. Beide Sprü<strong>ch</strong>e<br />

und das Sujet sind mit Goethes S<strong>ch</strong>ilderungen identis<strong>ch</strong>. Denno<strong>ch</strong>, da ist ein kleiner<br />

Unters<strong>ch</strong>ied: das Pferd ist ni<strong>ch</strong>t am Hinter- sondern am Vorderfuss angebunden.<br />

Das seit Jahrhunderten bewohnte Haus mit Mobiliar in<br />

Nuss- und Kirs<strong>ch</strong>baumholz, mit Bildern und Bü<strong>ch</strong>ern von<br />

einst und jetzt, erzeugt im Verein mit den Ausblicken aus tiefen<br />

Fensternis<strong>ch</strong>en jenes aus Geborgenheit und Ausgesetzt-<br />

6<br />

7


S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

sein gemis<strong>ch</strong>te einzigartige Wohngefühl von <strong>Brunegg</strong>. In der<br />

Runde breitet si<strong>ch</strong> Gegenwart, Fabriken wa<strong>ch</strong>sen im Feld, die<br />

Autobahn zieht hindur<strong>ch</strong>, knapp blieb die Ebene von der Erstellung<br />

einer Ölraffinerie vers<strong>ch</strong>ont. Es wird hier wie anderswo:<br />

«Was si<strong>ch</strong> sonst dem Blick empfohlen,<br />

Mit Jahrhunderten ist hin.»<br />

Und do<strong>ch</strong>, die S<strong>ch</strong>neeberge, die Wälder und Täler, die<br />

Burgen des Aargaus, wo im Stapferhaus der Lenzburg eine<br />

Stätte der Begegnungen und der Gesprä<strong>ch</strong>e erstanden ist, sind<br />

immer no<strong>ch</strong> da. Wenn einer, ist aber J.R. von Salis si<strong>ch</strong> der<br />

Verse im zweiten Faust bewusst:<br />

«Ni<strong>ch</strong>t allein mi<strong>ch</strong> zu ergetzen,<br />

Bin i<strong>ch</strong> hier so ho<strong>ch</strong> gestellt...»<br />

Wenig wär‘s im Sinne des Bewohners von <strong>Brunegg</strong> und<br />

seiner Gattin, die Bedrängnisse der Gegenwart ni<strong>ch</strong>t in ihren<br />

Ausblick einzubeziehen. Hier sind die drei Bände «Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

der neuesten Zeit» mit ihrer Darstellung von<br />

Handlungen und Ideen entstanden, die Versu<strong>ch</strong>e «Im Lauf<br />

der Jahre» und der «S<strong>ch</strong>wierigen S<strong>ch</strong>weiz». Wie bewährte si<strong>ch</strong><br />

dieser Blick aus Distanz und beteiligter Nähe zuglei<strong>ch</strong> in den<br />

Radiokommentaren der «Welt<strong>ch</strong>ronik» von 1939 bis 1945, die<br />

ihm in ganz Europa den Dank der Unzähligen eintrug, wel<strong>ch</strong>e<br />

trotz Abhörverboten der Stimme der Wahrheit gelaus<strong>ch</strong>t und<br />

dur<strong>ch</strong> sie im Dunkel Zuversi<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>öpft!<br />

Pro Helvetia: Kulturelle Beziehungen im In- und Ausland<br />

Zwanzig Jahre na<strong>ch</strong> jener Bestandesaufnahme der <strong>Brunegg</strong><br />

führte mi<strong>ch</strong> der Weg erneut die vielen Stiegen ins gastli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> hinauf. Es hatte si<strong>ch</strong> ergeben, dass i<strong>ch</strong> die Leitung<br />

der Stiftung Pro Helvetia übernehmen und damit Na<strong>ch</strong>folger<br />

von J.R. von Salis werden sollte. Vorher galt es, Einblick in die<br />

Pfli<strong>ch</strong>ten dieses Amtes zu erhalten. J.R. von Salis selber hatte<br />

das Präsidium im Jahre 1953 übernommen, als dritter na<strong>ch</strong><br />

Alt-Bundesrat Heinz Häberlin und Alt-Staatsrat Paul La<strong>ch</strong>enal.<br />

Die Pro Helvetia, 1939 zuerst als Arbeitsgemeins<strong>ch</strong>aft,<br />

1949 als Stiftung konstituiert, war und ist das autonome Instrument<br />

der Eidgenossens<strong>ch</strong>aft für die Kulturwahrung und<br />

-förderung im Innern, mit dem besonderen Auftrag des Kulturaustaus<strong>ch</strong>es<br />

zwis<strong>ch</strong>en den vers<strong>ch</strong>iedenen Spra<strong>ch</strong>gebieten<br />

und Kulturkreisen sowie für die Pflege der kulturellen Beziehungen<br />

mit dem Ausland – Aufgaben, die, in der Bundesverfassung<br />

ni<strong>ch</strong>t vorgesehen, heute unumgängli<strong>ch</strong> sind, weshalb<br />

si<strong>ch</strong> als Ausweg die Stiftung Pro Helvetia fand. Zur Bewältigung<br />

des vielfältigen Pensums besteht ein Stiftungsrat aus 25<br />

vom Bundesrat gewählten Mitgliedern, ein von Luc Boisson-<br />

Die Burg ist auf einem äusserst steilen Felsgrat gebaut. Der Turm ragt im Halbrund s<strong>ch</strong>liessend himmelwärts, di<strong>ch</strong>t über der in s<strong>ch</strong>rägen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten verlaufenden Felswand.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Besitzerfamilie von Salis werden <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> und Pä<strong>ch</strong>terhaus fortlaufend sanft renoviert. Im Jahre 2005 erhielt das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> neue Fensterläden in diskretem Grün.<br />

nas geleitetes Generalsekretariat und ein Pressedienst.<br />

Es ist eine Besonderheit der S<strong>ch</strong>weiz, dass dieselbe Institution<br />

sowohl mit der Wahrung und Förderung der Kultur<br />

im Inland wie mit der Pflege der kulturellen Beziehungen mit<br />

dem Ausland betraut ist. J.R. von Salis hat darin einen Vorteil<br />

gesehen und betont, dass diejenige Instanz, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

einen wesentli<strong>ch</strong>en Teil ihrer Tätigkeit eine intime Kenntnis<br />

des kulturellen Lebens der S<strong>ch</strong>weiz aneignen könne und si<strong>ch</strong><br />

mit dessen Hervorbringungen ständig bes<strong>ch</strong>äftige, aus dem<br />

Vollen s<strong>ch</strong>öpfe, wenn sie darüber zu ents<strong>ch</strong>eiden habe, wel<strong>ch</strong>e<br />

Erzeugnisse unseres Geistesgutes sie dem Ausland vermitteln<br />

wolle.<br />

Am 5. November 1952 führte Bundesrat Philipp Etter, der<br />

geistige Vater der Pro Helvetia, J.R. von Salis in das Amt des<br />

Präsidenten ein. Er erinnerte an die lange Reihe von Staatsmännern,<br />

Diplomaten, Offizieren, Gelehrten und Di<strong>ch</strong>tern,<br />

wel<strong>ch</strong>e die Familie von Salis im Laufe der Jahrhunderte dem<br />

Lande ges<strong>ch</strong>enkt hat. Soldatis<strong>ch</strong>es Pfli<strong>ch</strong>tbewusstsein habe<br />

au<strong>ch</strong> J.R. von Salis mit der Annahme seines Amtes bewiesen,<br />

ni<strong>ch</strong>t anders als damals, da er während des Krieges mit seiner<br />

allwö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> am Radio dargebotenen «Welt<strong>ch</strong>ronik» die Freiheit<br />

am Leben erhalten half. J.R. von Salis antwortete, unsere<br />

Ri<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>nur müsse Toleranz sein, das Geltenlassen des Geistigen,<br />

wenn es nur e<strong>ch</strong>t, wertvoll und für das kulturelle Leben<br />

und Ansehen der S<strong>ch</strong>weiz förderli<strong>ch</strong> sei. In andern Staaten<br />

gebe die Regierung wie die hohe Bürokratie Aufgaben, wie<br />

sie der Pro Helvetia gestellt seien, ni<strong>ch</strong>t gern aus der Hand;<br />

man unterstelle sie dort – mit Ausnahme von England und<br />

S<strong>ch</strong>weden – den Direktionen und Dezernaten von Ministerien.<br />

Fru<strong>ch</strong>t einer langen Übung in der Selbstverwaltung eines<br />

freien Staatswesens sei es, wenn die Regierung ihr Vertrauen<br />

autonomen Körpers<strong>ch</strong>aften und der Einsi<strong>ch</strong>t von Männern<br />

und Frauen s<strong>ch</strong>enke, die sie bilden.<br />

Unter J.R. von Salis rückte die Pflege der kulturellen Beziehungen<br />

mit dem Ausland stärker als bisher in den Vordergrund,<br />

da es galt, den Ausbru<strong>ch</strong> aus der geistigen<br />

Reduitstellung zu vollziehen. Mit hohem persönli<strong>ch</strong>em Einsatz<br />

unterzog er si<strong>ch</strong> dieser Aufgabe und weckte, indem er sie<br />

theoretis<strong>ch</strong>-literaris<strong>ch</strong> untermauerte, s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> und mündli<strong>ch</strong><br />

begründete, bei Volk und Behörden Verständnis für eine Tätigkeit,<br />

die in unserem Lande verhältnismässig neu war. Ein<br />

wi<strong>ch</strong>tiges Instrument erkannte er im «Accueil» weshalb er si<strong>ch</strong><br />

persönli<strong>ch</strong> häufig an Treffen, Ausspra<strong>ch</strong>en und Interviews<br />

beteiligte. Au<strong>ch</strong> wurden Publikationen und Sondernummern<br />

ausländis<strong>ch</strong>er Zeits<strong>ch</strong>riften in Auftrag gegeben. Endli<strong>ch</strong> kam<br />

damals die Werbung dur<strong>ch</strong> das Radio im Ausland auf.<br />

Na<strong>ch</strong> zwölf Jahren zusätzli<strong>ch</strong>en Wirkens an der Spitze der<br />

Pro Helvetia empfand J. R. von Salis das Bedürfnis, dies Amt<br />

in andere Hände zu legen. So kam es, dass i<strong>ch</strong> am 20. Oktober<br />

1964 den Abend auf <strong>Brunegg</strong> zubra<strong>ch</strong>te, um von ihm darüber<br />

nun Authentis<strong>ch</strong>es zu hören. Ein Feuer prasselte im s<strong>ch</strong>warzen<br />

Cheminée portative in der Halle, derweil der Herbststurm,<br />

8 9


S<strong>ch</strong>loSS BrunEgg<br />

Angegliedert ans Pä<strong>ch</strong>terhaus: Die «Kapelle» mit dem romantis<strong>ch</strong>en Aussenplatz.<br />

an den Fensterläden rüttelnd, um die alten Mauern fuhr. Die<br />

Gabe des Hausherrn, Probleme, die bald die meinen würden,<br />

unaufdringli<strong>ch</strong> auseinanderzufalten, verrieten den am Heute<br />

als Gelehrter wie als Lehrer Nä<strong>ch</strong>stbeteiligten; er dramatisierte<br />

und bes<strong>ch</strong>önigte ni<strong>ch</strong>ts, er stellte ledigli<strong>ch</strong> dar. Daran, wie er<br />

mir herna<strong>ch</strong> das Wesen aller Mitarbeiter einzeln s<strong>ch</strong>ilderte, sie<br />

zuglei<strong>ch</strong> meinem Wohlwollen empfehlend, erkannte i<strong>ch</strong> die<br />

Güte, die neben dem klaren Verstand ein Grundzug von J.R.<br />

von Salis ist.<br />

Na<strong>ch</strong>ts im Gastzimmer, während draussen Sturm und Regen<br />

tosten, drängten si<strong>ch</strong> mir im Eins<strong>ch</strong>lafen Vergangenheit<br />

und Gegenwart seltsam ineinander, setzten im Traum si<strong>ch</strong><br />

fort. Als Verantwortung mis<strong>ch</strong>te si<strong>ch</strong> die künftige Aufgabe<br />

herein, im Halbs<strong>ch</strong>laf trieb i<strong>ch</strong> wirkli<strong>ch</strong> wie in einer Ar<strong>ch</strong>e<br />

dur<strong>ch</strong> die strömende Na<strong>ch</strong>t. Am Morgen stellten ein Klopfen<br />

und der weissemaillierte Heisswasserkrug vor der Tür, dann<br />

der gedeckte Frühstückstis<strong>ch</strong> und die heitere Frage der Hausfrau<br />

na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>laf und Befinden ras<strong>ch</strong> die Proportionen des<br />

Alltags her.<br />

Einen Monat später fand die konstituierende Sitzung der<br />

Pro Helvetia statt, an der Bundesrat Hans Peter Ts<strong>ch</strong>udi den<br />

zurücktretenden Präsidenten mit Worten hoher Anerkennung<br />

ehrte: «Na<strong>ch</strong> zwölfjähriger Leitung gibt er das Szepter der<br />

Pro Helvetia in andere Hände, weil er si<strong>ch</strong> verstärkt seinen<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und literaris<strong>ch</strong>en Arbeiten widmen will.<br />

I<strong>ch</strong> habe für diesen Wuns<strong>ch</strong> Verständnis. Denno<strong>ch</strong> bedauern<br />

der Bundesrat und das Eidgenössis<strong>ch</strong>e Departement des Innern<br />

den Rücktritt von Prof. J.R. von Salis unendli<strong>ch</strong>. Präsident<br />

von Salis führte die großen und die kleinen Aufgaben<br />

der Stiftung mit Umsi<strong>ch</strong>t. Er bra<strong>ch</strong>te viele neue Impulse in<br />

ihre Arbeit. Im In- und Ausland repräsentierte sein Name die<br />

Pro Helvetia; ja, man identifizierte die Stiftung weitgehend<br />

mit ihm.»<br />

Die folgenden Jahre bra<strong>ch</strong>ten J.R. von Salis die Entlastung<br />

vom Lehramt, die Redaktion mehrerer Bü<strong>ch</strong>er und eine neue<br />

Tätigkeit als Mitherausgeber einer Zeitung, in der seine Pas-<br />

sion als Tagess<strong>ch</strong>riftsteller ein eigenes Organ erhielt. Vom<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> aus s<strong>ch</strong>rieb er im September 1968 in einem<br />

Vorwort <strong>zum</strong> Sammelband «S<strong>ch</strong>wierige S<strong>ch</strong>weiz» Sätze, die<br />

für den Verfasser bezei<strong>ch</strong>nend und für den Leser beherzigenswert<br />

aktuell sind: «…au<strong>ch</strong> derjenige, der na<strong>ch</strong> Herkommen<br />

und weil er Historiker ist, ein enges Verhältnis zur Vergangenheit<br />

unseres Landes hat, bemerkt die Widersprü<strong>ch</strong>e<br />

und Unstimmigkeiten, die das innere Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t und das<br />

Verhältnis zur Aussenwelt zu stören drohen. […] Es gibt eine<br />

Kultur- und eine Wissens<strong>ch</strong>aftspolitik, obglei<strong>ch</strong> sie in den<br />

Parteien und Parlamenten wohl nur am Rande zur Spra<strong>ch</strong>e<br />

kommen. Aber die Vertreter des Geisteslebens, sowohl des<br />

künstleris<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>öpferis<strong>ch</strong>en als au<strong>ch</strong> des wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> fors<strong>ch</strong>enden,<br />

die Erzieher, die Kulturvermittler, der Historiker,<br />

der S<strong>ch</strong>riftsteller, der Theologe und der Philosoph, führen im<br />

öffentli<strong>ch</strong>en Leben unseres Landes ein ziemli<strong>ch</strong> isoliertes Dasein.<br />

In einer völlig politisierten Zeit, in den Kriegs- und Revolutionsstürmen<br />

des Jahrhunderts, in einer Gesells<strong>ch</strong>aft, die<br />

si<strong>ch</strong> sorgt und ängstigt, erhebt dann man<strong>ch</strong>er von ihnen seine<br />

mahnende oder aufbegehrende Stimme – die von der Politik<br />

und der Presse als Meinung von ‹Intellektuellen› unwirs<strong>ch</strong> zur<br />

Seite ges<strong>ch</strong>oben wird. Es sind Unbequeme, und man liebt<br />

nun einmal die Unbequemen ni<strong>ch</strong>t, sie verstehen ni<strong>ch</strong>ts von<br />

den taktis<strong>ch</strong>en Notwendigkeiten der Tagespolitik, und sie<br />

stören das gute Gewissen des Bürgers. Aber warum sollte der<br />

Intellektuelle, der Wissende, si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t Gedanken ma<strong>ch</strong>en<br />

über die Probleme der Zeit, der Gesells<strong>ch</strong>aft, des Staates – ist<br />

er ni<strong>ch</strong>t dazu da, na<strong>ch</strong>zudenken und zu sagen, was er denkt?<br />

Ist er in der Demokratie ni<strong>ch</strong>t ein Mitverantwortli<strong>ch</strong>er, au<strong>ch</strong><br />

wenn er ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Ämtern und Posten strebt?»<br />

Aufs<strong>ch</strong>lussrei<strong>ch</strong> endet die Bots<strong>ch</strong>aft vom <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong>,<br />

die die «S<strong>ch</strong>wierige S<strong>ch</strong>weiz» einleitet, mit den Worten:<br />

«... Resignation und Passivität liegen mir ni<strong>ch</strong>t. Mein wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es<br />

Werk war der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te gewidmet. Meine amtli<strong>ch</strong>e<br />

Tätigkeit war Dienst an der Gegenwart. Mein Denken<br />

und mein Hoffen, meine Sorge und mein guter Wille gehören<br />

einer lebenswerten Zukunft derjenigen, die heran wa<strong>ch</strong>sen.»<br />

Quellen: Skizze auf S.5 aus: «Das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong>» (Mi<strong>ch</strong>ael Stettler)<br />

Text: Aus «Bu<strong>ch</strong> der Freunde» (Mi<strong>ch</strong>ael Stettler), ers<strong>ch</strong>ienen 1971 im Orell<br />

Füssli Verlag, Züri<strong>ch</strong>.<br />

Fotos: Atelier <strong>Publitrice</strong>, <strong>Brunegg</strong><br />

Laus<strong>ch</strong>ige Plätz<strong>ch</strong>en in den alten Terrassengärten laden <strong>zum</strong> Verweilen ein.<br />

<strong>Brunegg</strong>, 26. Januar 2006<br />

Ein Brief <strong>zum</strong> abs<strong>ch</strong>ied<br />

In Erinnerung an Elsie von Salis<br />

Liebes Elsie<br />

Als ob i<strong>ch</strong> deinen Anruf erwartete, streift mein Blick das<br />

Telefon, i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>aue na<strong>ch</strong> draussen. Das Telefon bleibt stumm.<br />

Unser Rosenbäum<strong>ch</strong>en vor dem Fenster präsentiert si<strong>ch</strong> in<br />

glitzerndem S<strong>ch</strong>neegespinst. Die besonnte Winterlands<strong>ch</strong>aft<br />

lockt mi<strong>ch</strong> vom Arbeitsplatz weg. I<strong>ch</strong> kann der Versu<strong>ch</strong>ung<br />

ni<strong>ch</strong>t widerstehen, <strong>zum</strong>al si<strong>ch</strong> vor lauter Arbeitsdruck die<br />

Ideen rar gema<strong>ch</strong>t haben. Ein S<strong>ch</strong>leier von leiser Melan<strong>ch</strong>olie<br />

umhüllt meine Gedankenwelt. Ob i<strong>ch</strong> es s<strong>ch</strong>affe, diesen zu<br />

lüften? So wie mir dies jeweils gelungen ist, wenn wir uns<br />

zu einem vergnügli<strong>ch</strong>en Spaziergang mit ans<strong>ch</strong>liessendem<br />

S<strong>ch</strong>watz im Salon deines so geliebten <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>es getroffen haben?<br />

Wie oft habe i<strong>ch</strong> auf diese Weise fris<strong>ch</strong>e Ideen getankt!<br />

Genau so, wie wenn du mi<strong>ch</strong> erwarten würdest, ziehe i<strong>ch</strong><br />

los, dem Sonnenli<strong>ch</strong>t entgegen, im S<strong>ch</strong>nee, der unter den<br />

S<strong>ch</strong>uhen knirs<strong>ch</strong>t, bergwärts. I<strong>ch</strong> fühle ein kühles Strei<strong>ch</strong>eln<br />

über meinen Wangen, eine leise Brise weht.<br />

Bald sind zwei Monate vergangen, seit wir uns <strong>zum</strong> letzten<br />

Mal gesehen haben, und über zehn Jahre, seit i<strong>ch</strong> dir das erste<br />

Mal mit unserem Hund «Reno» im Wald begegnet bin, nahe<br />

dieser Stelle, an der i<strong>ch</strong> gerade eben wandere. Als ausgespro<strong>ch</strong>ene<br />

Hundliebhaberin warst du entzückt vom Charme des<br />

Hundes, der si<strong>ch</strong> erstmal vor di<strong>ch</strong> hinsetzte, edel mit erhobener<br />

S<strong>ch</strong>nauze zur Seite blickte, um es zu geniessen, dass du<br />

um seine Aufmerksamkeit erst werben musstest. Das «Hundebiskuit»,<br />

das du ihm unter die Nase hieltest (du hattest ja<br />

meist wel<strong>ch</strong>e in der Jackentas<strong>ch</strong>e), würdigte er keines Blickes,<br />

bis i<strong>ch</strong> ihn dazu ermunterte, das Angebot anzunehmen. Ganz<br />

sanft, mit den vordersten kleinen Zähn<strong>ch</strong>en, zog er den Le-<br />

ElSiE von SaliS<br />

ckerbissen aus deinen Fingern. Ab da wart ihr beide dicke<br />

Freunde. Kurz darauf plauderten wir zwei zusammen, als würden<br />

wir uns jahrelang kennen. Diese Vertrautheit vom ersten<br />

bis <strong>zum</strong> letzen Tag, in jener Zeit, in der i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> näher kennen<br />

durfte, hat mir sehr viel bedeutet; i<strong>ch</strong> bin dir dafür unendli<strong>ch</strong><br />

dankbar.<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en errei<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> die Stelle bei der Weide, da, wo du<br />

mir die letzen Male entgegenspaziert bist. Oft musstest du in<br />

letzter Zeit innehalten, zunehmend spürte i<strong>ch</strong> deine Müdigkeit,<br />

das Na<strong>ch</strong>lassen deiner körperli<strong>ch</strong>en Kräfte, was du nur<br />

mit Mühe akzeptiert hast. Bei unserem letzten kleinen Spaziergang,<br />

als du s<strong>ch</strong>wer atmen musstest, hattest du mir fast<br />

trotzig eröffnet, dass du am folgenden Dienstag auf jeden Fall<br />

na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>inzna<strong>ch</strong> Bad <strong>zum</strong> S<strong>ch</strong>wimmen fahren wollest. Als i<strong>ch</strong><br />

am Dienstagabend besorgt anrief, hast du mir versi<strong>ch</strong>ert, dass<br />

alles kein Problem gewesen sei, du hättest no<strong>ch</strong> eingekauft<br />

na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>wimmen. Ein biss<strong>ch</strong>en müde, klar, das seiest du<br />

s<strong>ch</strong>on… Dies alles mit über 90 Jahren!<br />

Das Wasser war für di<strong>ch</strong> ein erquickli<strong>ch</strong>es Element, etwas,<br />

was in deinem Leben von der Jugendzeit bis kurz vor dem<br />

Tod <strong>zum</strong> regelmässigen Freizeitvergnügen wurde. Du warst<br />

eine begnadete S<strong>ch</strong>wimmerin. Au<strong>ch</strong> Skifahren und Tennis gehörten<br />

zu Teilen deines Lebens. Wurdest du do<strong>ch</strong> von 1958<br />

bis 1964 zur Präsidentin des Tennisclubs Bad S<strong>ch</strong>inzna<strong>ch</strong> gewählt.<br />

Bemerkenswert für damalige Zeiten war die Wahl einer<br />

Frau, denn es gab no<strong>ch</strong> kein Frauenstimmre<strong>ch</strong>t. Frauenpolitik<br />

war für di<strong>ch</strong> im Sinne des Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>ts s<strong>ch</strong>on immer<br />

selbstverständli<strong>ch</strong>.<br />

1 Elsie mit Reno und Trix auf dem Ebnet. (Herbst 2002)<br />

2 Reno als äusserst beliebter vierbeiniger Gast im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>. (Weihna<strong>ch</strong>ten 2001)<br />

3 Der inspirierende Garten war eine unserer Kraftquellen.<br />

1 2 3<br />

10<br />

11


ElSiE von SaliS<br />

Gast 2003: Regierungsrat Rainer Huber, Departement BKS (Bildung, Kultur, Sport).<br />

Ab und zu durfte i<strong>ch</strong> in deine Fotoalben s<strong>ch</strong>auen, und du<br />

erzähltest mir dann von deinem spannenden Leben an der Seite<br />

deines berühmten Gatten Jean Rudolf von Salis und von<br />

den vielen repräsentativen Pfli<strong>ch</strong>ten mit all den berühmten<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten aus Kultur, Wirts<strong>ch</strong>aft und Politik. Viele davon<br />

sind bereits verstorben, zu anderen hattest du immer no<strong>ch</strong><br />

Kontakt. I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong>, wie du jeweils an Weihna<strong>ch</strong>ten<br />

viele Karten erhalten hast, von denen etli<strong>ch</strong>e, entspre<strong>ch</strong>end<br />

den Mens<strong>ch</strong>en, die als Absender zei<strong>ch</strong>neten, in dir ihre eigenen<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten von früher wa<strong>ch</strong>riefen. Besondere Freude bereitete<br />

dir jeweils die Karte von Bundesrat Moritz Leuenberger, der<br />

di<strong>ch</strong> als Bundespräsident im Jahre 2001 <strong>zum</strong> Staatsempfang<br />

des damaligen ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Präsidenten Vaclav Havel (29.<br />

Juni) einlud. Aber au<strong>ch</strong> mit deinen ehemaligen guten Feen,<br />

die dir jeweils im Haushalt mithalfen, pflegtest du jedes Jahr<br />

die Neujahrsglückwüns<strong>ch</strong>e auszutaus<strong>ch</strong>en.<br />

Dein alljährli<strong>ch</strong>es Weihna<strong>ch</strong>tsbäum<strong>ch</strong>en, rei<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>mückt<br />

– etwas kits<strong>ch</strong>ig müsse es sein, sagtest du la<strong>ch</strong>end letztes Jahr –<br />

zauberte jeweils mit den brennenden Kerzen am Weihna<strong>ch</strong>tstag<br />

ein stimmungsvolles Ambiente in das alte Gemäuer. Der<br />

Baums<strong>ch</strong>muck – Kugeln und Figuren stammten teilweise sogar<br />

no<strong>ch</strong> aus deiner Kinderzeit – erinnerte di<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> an deine<br />

Geburtsstätte in Züri<strong>ch</strong>, wo du aufgewa<strong>ch</strong>sen bist. Als was<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>tes<br />

Zür<strong>ch</strong>er Mäd<strong>ch</strong>en durftest du jeweils am Se<strong>ch</strong>seläuten-<br />

Kinderumzug dur<strong>ch</strong> die Stadt mars<strong>ch</strong>ieren; eine Kindheitserinnerung,<br />

die du mir mit Inbrunst erzähltest.<br />

Züri<strong>ch</strong> war für di<strong>ch</strong> die Kulturstadt, <strong>Brunegg</strong> deine Heimat.<br />

Bis zuletzt warst du verbunden mit Zür<strong>ch</strong>er Grössen wie Magi<br />

und Josef Estermann oder Andy Stutz, dem Seidenkönig.<br />

Au<strong>ch</strong> Jolanda Fontana, deine Freundin und ehemalige Journalistenkollegin,<br />

wohnt in der Limmatstadt; sie war Mitglied<br />

Der S<strong>ch</strong>riftsteller und Freund des Hauses, Ernst Halter zu Besu<strong>ch</strong> (Mai 2004).<br />

unseres «Kleeblattes», wie du unseren freunds<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Vierfrauenbund<br />

nanntest. Bis vor kurzem trafen wir uns regelmässig<br />

<strong>zum</strong> S<strong>ch</strong>watz oder an diversen kulturellen Anlässen. Ruth<br />

S<strong>ch</strong>eidegger, die ebenfalls dazugehörte, begleitete di<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

auf deiner letzten Flusss<strong>ch</strong>iffsreise auf dem Rhein (Köln-Holland-Belgien),<br />

da durftest du deinen neunzigsten Geburtstag<br />

feiern. S<strong>ch</strong>iffsreisen waren in den letzten Jahren deine Passion.<br />

Dankerfüllt erinnere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> an jene, die wir gemeinsam<br />

erlebten, an die traumhaften Erlebnisse in der Ukraine, von<br />

Kiew bis <strong>zum</strong> s<strong>ch</strong>warzen Meer, und an jene von Berlin na<strong>ch</strong><br />

Prag oder an die Mittelmeerkreuzfahrt.<br />

Während i<strong>ch</strong> in Gedanken s<strong>ch</strong>welge, stehe i<strong>ch</strong> am Wegrand,<br />

an jener Stelle, wo wir jeweils runter auf unser Dorf s<strong>ch</strong>auten<br />

und über den regen bauli<strong>ch</strong>en Zuwa<strong>ch</strong>s staunten. Langsam<br />

s<strong>ch</strong>lendere i<strong>ch</strong> weiter, blicke gegen deine Johannisbeersträu<strong>ch</strong>er,<br />

deren Beeren wir oftmals zusammen ernteten. Hier<br />

zweigt der Weg ab <strong>zum</strong> Ebnet, den wir no<strong>ch</strong> bis vor wenigen<br />

Jahren regelmässig, etwa zweimal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>, einges<strong>ch</strong>lagen<br />

haben. Hinten, bei der Bank, die du seinerzeit für deinen<br />

Mann hast anbringen lassen, sassen wir jeweils, genossen die<br />

Jahreszeiten mit ihren beglückenden Kulissen und philosophierten<br />

über Gott und die Welt. Viellei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t ganz von<br />

ungefähr nannten sie uns im Dorf «die alte und die junge Philosophin»,<br />

was i<strong>ch</strong> mir amüsiert gefallen liess.<br />

Die Ebnet-Spaziergänge waren unsere häufigsten und bei<br />

uns beiden glei<strong>ch</strong>ermassen beliebt. Als dein Sohn Thomas<br />

dur<strong>ch</strong> die Gartenar<strong>ch</strong>itektin und Baumspezialistin Jane Bihrde<br />

Salis die jungen Bäume pflanzen liess, um eine Allee aufzuforsten,<br />

hattest du jeweils freudvoll das forts<strong>ch</strong>reitende Wa<strong>ch</strong>sen<br />

beoba<strong>ch</strong>tet oder besorgt die Stirne gerunzelt, wenn einer<br />

kränkelte. Überhaupt, es war herrli<strong>ch</strong>, mit dir das Wa<strong>ch</strong>sen<br />

der Natur zu geniessen und die Vögel, Pflanzen oder das weidende<br />

Vieh zu beoba<strong>ch</strong>ten.<br />

Es wird langsam kühler – gut, dass i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> warm eingepackt<br />

habe. Vor dem Tor, das <strong>zum</strong> altehrwürdigen Innenhof<br />

des <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>guts führt, halte i<strong>ch</strong> inne, werfe einen Blick hinauf<br />

<strong>zum</strong> Salonfenster, denke an die leu<strong>ch</strong>tenden Augenblicke,<br />

die i<strong>ch</strong> hier oben verbringen durfte, mit dir alleine oder in<br />

spannender Gesells<strong>ch</strong>aft. Rei<strong>ch</strong>e Erinnerungen sind es, die<br />

i<strong>ch</strong> in diesem Moment Revue passieren lasse: Das gemütli<strong>ch</strong>e<br />

Morgenessen mit der damaligen Ständerätin Rosmarie<br />

Simmen und dem ans<strong>ch</strong>liessenden Spaziergang zur bronzezeitli<strong>ch</strong>en<br />

Höhensiedlung, der Besu<strong>ch</strong> der Ges<strong>ch</strong>äftsleitung<br />

des Departements Bildung, Kultur und Sport samt Departementsvorsteher<br />

Rainer Huber, die ihre Tagung im Restaurant<br />

Sternen dur<strong>ch</strong> einen Abste<strong>ch</strong>er ins <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> kulturell berei<strong>ch</strong>erte.<br />

Oder die Ärzte des Kantonsspitals Baden, die ihren Kultur-<br />

Abend unter der Leitung von Rainer-Peter Meyer mit einem<br />

Apéro in deinem Salon starteten. No<strong>ch</strong> immer s<strong>ch</strong>wärmen die<br />

Mitglieder der <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band vom Auftritt im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> mit dem<br />

aargauis<strong>ch</strong>en Gesundheitsdirektor. Als unsere Gemeinde den<br />

«Zäme gsund bliibe-Preis» des Kantons Aargau gewann und<br />

Gesundheitsminister Ernst Hasler die Einladung des Gemeinderats<br />

zur 1. August-Rede annahm, ludest du ihn und seine<br />

Gattin einige Wo<strong>ch</strong>en später spontan zu einem Besu<strong>ch</strong> ein.<br />

Unsere <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band untermalte diesen Anlass im Rittersaal<br />

musikalis<strong>ch</strong>, an dem au<strong>ch</strong> die Historiker Max Baumann und<br />

Jürg Stüssi-Lauterburg mit Gattin und S<strong>ch</strong>wiegermutter als<br />

Gäste beiwohnten.<br />

Wenn lieb gewordene Mens<strong>ch</strong>en wie Ernst Halter di<strong>ch</strong> besu<strong>ch</strong>ten,<br />

lebte deine Seele auf. Vor bald drei Jahren war er bei<br />

dir zu Gast. I<strong>ch</strong> entsinne mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>, wie er vom Bu<strong>ch</strong>projekt<br />

seiner Frau Erika Burkart erzählte. Unter dem Titel «Die<br />

Vikarin» ist nun dieses Bu<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong> auf dem Markt ge-<br />

1999: Ein angeregtes Gesprä<strong>ch</strong> im idyllis<strong>ch</strong>en <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>garten mit dem am 22. Juni<br />

2008 verstorbenen S<strong>ch</strong>riftsteller Gerhard Meier.<br />

ElSiE von SaliS<br />

startet. In poesiebehafteter Spra<strong>ch</strong>e sind Lebenserinnerungen<br />

der Autorin festgehalten. Diese umspannen den Zeitraum von<br />

1930 bis gegen das Ende der 60er Jahre, als Erika Burkart<br />

ihrem jetzigen Mann Ernst Halter begegnete.<br />

An dieser Stelle erinnere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> an weitere Gäste. Eine<br />

angeregte Gesprä<strong>ch</strong>srunde mit Klara Obermüller und Kurt<br />

Studhalter vor etwas mehr als einem Jahr in deinem Salon<br />

bra<strong>ch</strong>te mir die beiden näher. Klara Obermüller war mir vor<br />

allem als Bu<strong>ch</strong>autorin bekannt. In ihrer Publikation «Dem<br />

Leben re<strong>ch</strong>t geben», zei<strong>ch</strong>net sie Gesprä<strong>ch</strong>e mit deinem Mann<br />

auf. Dieser Zeitabs<strong>ch</strong>nitt mit ihren Besu<strong>ch</strong>en, die von Januar<br />

bis April 1993 einmal wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> an der Clausiusstrasse<br />

in Züri<strong>ch</strong> in eurer Winterwohnung stattfanden, hatte eu<strong>ch</strong><br />

neben dem Austaus<strong>ch</strong> von spannender Lebensphilosophie<br />

au<strong>ch</strong> die sympathis<strong>ch</strong>e mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Seite dieser Autorin näher<br />

gebra<strong>ch</strong>t; eine Freunds<strong>ch</strong>aft, die dir bis ans Lebensende<br />

erhalten geblieben ist. Klara Obermüller stellte deinem Mann<br />

für diese Aufzei<strong>ch</strong>nungen Fragen zu Alter und Tod, zu Liebe<br />

und Freunds<strong>ch</strong>aft, zu Glaubenszweifeln und Glaubensgewissheiten.<br />

Au<strong>ch</strong> finden si<strong>ch</strong> in diesem Bu<strong>ch</strong> Antworten auf<br />

Fragen zu Begegnungen mit Künstlern und Di<strong>ch</strong>tern und zur<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Persönli<strong>ch</strong> beeindruckte mi<strong>ch</strong> das Werk dur<strong>ch</strong> die<br />

gelungene Kombination aus sorgfältig und feinfühlig analysierten<br />

Fragestellungen und offenen und mit viel Lebens- und<br />

Altersweisheit gespickten Antworten.<br />

Den 100. Geburtstag deines Mannes feierte die ETH mit<br />

einer Gedenkveranstaltung, die von der österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Kulturgesells<strong>ch</strong>aft Züri<strong>ch</strong> organisiert wurde.<br />

Drei Vorträge gaben einen Einblick in sein S<strong>ch</strong>affen und Wirken.<br />

Eine dieser Würdigungen wurde von Klara Obermüller<br />

unter dem Titel: «Fragender bleiben, Verstehender werden»<br />

vorgetragen. Obwohl i<strong>ch</strong> deinen Mann vor seinem Tode ni<strong>ch</strong>t<br />

näher kannte, glaube i<strong>ch</strong>, dur<strong>ch</strong> deine S<strong>ch</strong>ilderungen, die Literatur<br />

und die Vorträge einen grossen Teil des Geistes dieser<br />

faszinierenden Persönli<strong>ch</strong>keit zu erfassen.<br />

Dezember 2005: Die Gäste Klara Obermüller und Kurt Studhalter bewundern<br />

nebenbei au<strong>ch</strong> die <strong>Brunegg</strong>er Lupe. (Dezember 2005)<br />

12<br />

13


ElSiE von SaliS<br />

1 Der 60. Geburtstag von Sohn Thomas von Salis (2001): Peter Caspar von Salis<br />

(2.v.li) im Gesprä<strong>ch</strong> mit Eri<strong>ch</strong> Otto Graf, neben ihm die Gäste Hartmut und<br />

Monica Baals, Caspar Guyer (damals Pä<strong>ch</strong>terhausbewohner), die Partnerin von<br />

E.O. Graf, Hugo Loets<strong>ch</strong>er und Elisabeth von Salis (von links).<br />

2 Gästerunde im Jahr 2003 mit Regierungsrat Ernst Hasler und seiner Gattin<br />

Ruth. Traute Lauterburg (links) im Gesprä<strong>ch</strong> mit Elsie von Salis. 3<br />

Die Erstaugust-Feier auf der Weide beim <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>: Redner Ernst Halter (li).<br />

Urgrossenkelin Elena auf dem S<strong>ch</strong>oss von Elisabeth von Salis (2004).<br />

14<br />

14<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Eine ausgespro<strong>ch</strong>en fröhli<strong>ch</strong>e Runde erlebte i<strong>ch</strong> anlässli<strong>ch</strong><br />

des 60. Geburtstags deines Sohnes Thomas, an dem Caspar<br />

Gujer und Hugo Loets<strong>ch</strong>er als musikalis<strong>ch</strong>-literaris<strong>ch</strong>es Gespann<br />

die Gäste kulturell verwöhnten. I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ätzte es sehr, die<br />

Familie deines Sohnes kennen zu lernen, deine Enkel und gar<br />

Urenkel, die dir so viel bedeuteten.<br />

I<strong>ch</strong> glaube zu spüren, dass in ihnen die Liebe <strong>zum</strong> <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong><br />

weiterlebt. Insbesondere bei deinem Enkel Peter Caspar wurde<br />

für mi<strong>ch</strong> die Sympathie zur Grossmama und zur Burg offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>.<br />

Er besu<strong>ch</strong>te di<strong>ch</strong> oft, erwies dir kleine Gefälligkeiten<br />

und ab und zu kamst du regelre<strong>ch</strong>t ins S<strong>ch</strong>wärmen,<br />

etwa dann, wenn er di<strong>ch</strong> mit seinen Spaghetti beko<strong>ch</strong>te. Deine<br />

Enkelin Giulietta konnte di<strong>ch</strong> leider seltener besu<strong>ch</strong>en, da<br />

sie mit ihrem Mann Simon und den beiden Kindern in Paris<br />

wohnt, von wo sie zu unserer Freude vor einigen Jahren einen<br />

Beitrag für die Lupe über das Leben der Pariser Mütter und<br />

Familienstrukturen s<strong>ch</strong>rieb.<br />

Langsam drehe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> um, trete den Heimweg an, neben<br />

meinem Gesi<strong>ch</strong>t wird der Atem als kleine S<strong>ch</strong>wade si<strong>ch</strong>tbar in<br />

der Kälte. Endli<strong>ch</strong> Winter! Nur gerade das S<strong>ch</strong>neeknirs<strong>ch</strong>en<br />

unter meinen Stiefeln und das regelmässige Raus<strong>ch</strong>en der Autobahn<br />

dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en in diesem Moment die Stille, um glei<strong>ch</strong><br />

wieder von meiner regen Gedankenwelt in den Hintergrund<br />

gedrängt zu werden. Es tau<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>riftsteller-Grössen auf, die<br />

di<strong>ch</strong> in den letzten Jahren besu<strong>ch</strong>ten, und die i<strong>ch</strong> bei dieser<br />

Gelegenheit kennen lernen durfte. Sie haben mir allesamt<br />

einen literaris<strong>ch</strong>en Beitrag für die Lupe ges<strong>ch</strong>rieben. Diese<br />

werts<strong>ch</strong>ätzende Geste hat mi<strong>ch</strong> jeweils sehr berührt; au<strong>ch</strong> unsere<br />

Lesers<strong>ch</strong>aft dankte sie mit entspre<strong>ch</strong>enden Reaktionen.<br />

Beiträge von Peter Bi<strong>ch</strong>sel, Gerhard Meier, Ernst Halter, Peter<br />

Weber und Hermann Burger (Sohn) sind wertvolle Dokumente,<br />

die ein Stück <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te in si<strong>ch</strong> verwahren.<br />

Gewiss aber, liebes Elsie, vergesse i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, dir zu danken<br />

für deinen Anteil, den du als Autorin für die <strong>Brunegg</strong>er Lupe<br />

geleistet hast. Dein Engagement und Können no<strong>ch</strong> im fortges<strong>ch</strong>rittenen<br />

Alter wurden ni<strong>ch</strong>t nur von mir sehr bewundert.<br />

Deine Beiträge über euren Freund und Pä<strong>ch</strong>terhausbewohner<br />

Manuel Gasser, die «Erinnerung an die ersten <strong>Brunegg</strong>er Jahre»<br />

und «die Besu<strong>ch</strong>er der ‹gastli<strong>ch</strong>en Burg›» oder «die 1.-<br />

August-Feier einst und jetzt» enthalten, zur Freude unserer<br />

Na<strong>ch</strong>welt, epo<strong>ch</strong>al bedeutsame Aufzei<strong>ch</strong>nungen.<br />

Wie so oft hier oben am Berg, bin i<strong>ch</strong> heute mutterseelenallein<br />

unterwegs, was meine Gedanken zusätzli<strong>ch</strong> beflügelt.<br />

Hier am Rank, wo i<strong>ch</strong> eben zügigen S<strong>ch</strong>rittes vorbeimars<strong>ch</strong>iere,<br />

hatten wir bis vor einigen Jahren unsere regelmässigen<br />

Treffen. Man<strong>ch</strong>mal zogen wir dur<strong>ch</strong> den Wald wie dur<strong>ch</strong> ein<br />

14<br />

Museum, bestaunten Lothars Sturmholz-Skulpturen, die als<br />

skurrile Fris<strong>ch</strong>linge grell leu<strong>ch</strong>teten. Na<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong> werden<br />

sie nun dur<strong>ch</strong> die subtile Kraft der Natur mit einer zusehends<br />

dunkleren Patina überzogen. Die vers<strong>ch</strong>iedensten Pflanzenarten<br />

überwa<strong>ch</strong>sen Lothars Erbe, das, nun allmähli<strong>ch</strong> in Tarnfarbe,<br />

seine Betra<strong>ch</strong>ter fordert.<br />

Es gab kein Jahr, in dem wir ni<strong>ch</strong>t mit dem Erwa<strong>ch</strong>en der<br />

Natur das mär<strong>ch</strong>enhafte Blüten- und Farbens<strong>ch</strong>auspiel der<br />

Märzenglöcken, S<strong>ch</strong>lüsselblumen und Leberblüm<strong>ch</strong>en im<br />

Manzello<strong>ch</strong> bewunderten. In den letzten zwei Jahren liessen<br />

deine Kräfte na<strong>ch</strong>, sie rei<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t mehr aus für einen Spaziergang<br />

zu diesem Waldparadies, sodass i<strong>ch</strong> jeweils ein wenig<br />

traurig alleine von dieser Ausstrahlungskraft tankte.<br />

Beim Reservoir halte i<strong>ch</strong> erneut inne, s<strong>ch</strong>aue ho<strong>ch</strong> <strong>zum</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>, dann wieder ins Dorf, wo wir viele Veranstaltungen<br />

gemeinsam besu<strong>ch</strong>ten. Wann immer es dein Gesundheitszustand<br />

zuliess, besu<strong>ch</strong>test du unsere Dorfanlässe und die<br />

Gemeindeversammlungen. Diesen hast du in den Jahren, in<br />

denen i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> kannte, nahezu lückenlos beigewohnt. Einzig<br />

einige Operationen in deinen letzten Lebensjahren hielten<br />

di<strong>ch</strong> davon ab. I<strong>ch</strong> erinnere mi<strong>ch</strong>, wie du es im Spital jeweils<br />

kaum erwarten konntest, wieder in deinem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> zu hausen.<br />

Der Arzt s<strong>ch</strong>affte es ni<strong>ch</strong>t, di<strong>ch</strong> zur Kur zu überreden; die Kur,<br />

die hättest du zu Hause, ma<strong>ch</strong>test du ihm triumphierend klar.<br />

Gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Genesungsprozesse waren für di<strong>ch</strong> ein Gräuel.<br />

Als i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> bei deiner letzten Operation zu etwas Geduld<br />

ermunterte, hattest du mit deiner typis<strong>ch</strong>en Handbewegung<br />

abgewinkt: dein ganzes Leben hättest du keine Geduld gehabt,<br />

sodass es keinen Sinn ma<strong>ch</strong>e, dies jetzt no<strong>ch</strong> zu lernen,<br />

war deine la<strong>ch</strong>ende Antwort. Ja, dank deinem Willen waren<br />

au<strong>ch</strong> immer Wege da, Wege, die du samt den gestellten Hürden<br />

versu<strong>ch</strong>test, auf ihre Begehbarkeit ri<strong>ch</strong>tig einzus<strong>ch</strong>ätzen.<br />

Selbst der eine letzte Weg, jener unvermeidli<strong>ch</strong>e letzte, wurde<br />

für di<strong>ch</strong> zur ri<strong>ch</strong>tigen Zeit geebnet; er bewahrte di<strong>ch</strong> davor,<br />

deine für di<strong>ch</strong> unentbehrli<strong>ch</strong>e Eigenständigkeit zu verlieren.<br />

Mein Blick s<strong>ch</strong>weift über das Dorf hinweg bis <strong>zum</strong> Waldrand,<br />

wo unsere kleine Kir<strong>ch</strong>e steht, da, wo du, so wie du es<br />

dir gewüns<strong>ch</strong>t hast, zur letzten Ruhe gebettet wurdest. Dort,<br />

wo i<strong>ch</strong> eine Wo<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> der Beerdigung mit Brigitta und ihrer<br />

Hündin Nela vorbeispaziert bin. Auf der Höhe deines Grabes<br />

hielten wir an der Friedhofmauer inne. Beide staunten wir,<br />

wie fris<strong>ch</strong> deine Blumen no<strong>ch</strong> waren. Fast glei<strong>ch</strong>zeitig ri<strong>ch</strong>teten<br />

wir dann unsere Blicke <strong>zum</strong> <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>. Ein trüber Tag<br />

liess den Chestenberg in einem nebelverhangenen S<strong>ch</strong>leier<br />

vers<strong>ch</strong>winden. Dann ges<strong>ch</strong>ah etwas Erstaunli<strong>ch</strong>es: Die Nebels<strong>ch</strong>wade<br />

lüftete si<strong>ch</strong>, und der obere Teil des <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>es, da, wo<br />

du wohntest, wurde dur<strong>ch</strong> das kurz auftau<strong>ch</strong>ende Sonnenli<strong>ch</strong>t<br />

hell erleu<strong>ch</strong>tet. Das ergreifende S<strong>ch</strong>auspiel dauerte viellei<strong>ch</strong>t<br />

knapp eine Minute, dann vers<strong>ch</strong>leierte si<strong>ch</strong> der Berg wieder.<br />

Wir beide aber nahmen dieses wunderbare Li<strong>ch</strong>tzei<strong>ch</strong>en in der<br />

Seele mit, viellei<strong>ch</strong>t als Wink, der uns tröstet, dass bei dir im<br />

Jenseits alles stimmt.<br />

Es beginnt, sa<strong>ch</strong>te zu dämmern, i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>reite dorfwärts,<br />

die Arbeit wartet. Die <strong>Brunegg</strong>er Lupe muss dringend fertig<br />

werden, und so vieles andere müsste no<strong>ch</strong> erledigt werden.<br />

Man<strong>ch</strong>mal denke i<strong>ch</strong>, dass der Zeitpunkt na<strong>ch</strong> all diesen Jahren<br />

gekommen ist, wo i<strong>ch</strong> dieses Erzeugnis in neue Hände zu<br />

übergeben mö<strong>ch</strong>te. Du hattest deinen Spass an jeder neuen<br />

Ausgabe und geiztest weder mit Lob no<strong>ch</strong> mit Kritik. I<strong>ch</strong> glaube,<br />

genau dur<strong>ch</strong> diese Offenheit fühlte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> so eng mit dir<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ElSiE von SaliS<br />

1 2004: Zum Thema «Bei den Rittern» findet der S<strong>ch</strong>ulunterri<strong>ch</strong>t der Primars<strong>ch</strong>ule<br />

4. und 5. Klasse) im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong> statt.<br />

2 August 2005: Die Seebühne in Birrwil. Wir geniessen den Abend musikalis<strong>ch</strong>-<br />

kulinaris<strong>ch</strong>: eine Operettencollage der Fledermäuse und die exzellente Kü<strong>ch</strong>e<br />

des Restaurant S<strong>ch</strong>ifflände, inbegriffen die Faszination am Wasser.<br />

3 August 2006: Ein Treffen im gemeinsamen Freundeskreis: Elsie von Salis zwi-<br />

s<strong>ch</strong>en Doris und Brigitte Graf.<br />

15


ElSiE von SaliS<br />

verbunden. Gemeinsam freuten wir uns jeweils, wenn si<strong>ch</strong> aus<br />

der <strong>Brunegg</strong>er Lesers<strong>ch</strong>aft S<strong>ch</strong>reibtalente entwickelten, deren<br />

Beiträge i<strong>ch</strong> immer besonders gerne publizierte. Übrigens,<br />

diesmal habe i<strong>ch</strong> einen Beitrag aus dem Pä<strong>ch</strong>terhaus: Marco<br />

Weber hat eine fiktive Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ges<strong>ch</strong>rieben; sie hat Charme<br />

und sie dreht si<strong>ch</strong> u.a. um das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>. Es gibt Autoren, die<br />

haben mir fast zu jeder Ausgabe mindestens mit einem Beitrag<br />

unter die Arme gegriffen. Besonders denke i<strong>ch</strong> an Heinz Brun,<br />

dessen Beiträge <strong>zum</strong> aktuellen Zeitges<strong>ch</strong>ehen du immer mit<br />

grossem Interesse gelesen hast, oder an Paul Ure<strong>ch</strong>, der für<br />

die Rubrik Dorf<strong>ch</strong>ronik wertvolle Texte lieferte. Wir freuten<br />

uns au<strong>ch</strong> über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten unserer Senioren: z.B. Anni<br />

Renold, die aus früheren <strong>Brunegg</strong>er Zeiten erzählte, oder Fritz<br />

Baumann, der eine sinnige Erzählung über die Friedensbäume<br />

s<strong>ch</strong>rieb (eine Linde pflanzte sein Vater 1918, und eine Ei<strong>ch</strong>e<br />

pflanzte er mit seinem Bruder 1945). Es bestätigte meine<br />

Ansi<strong>ch</strong>t: Mit etwas Motivation greifen au<strong>ch</strong> ältere Mens<strong>ch</strong>en<br />

gerne zur Feder. Diese Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten sind wertvoll, erzählen sie<br />

do<strong>ch</strong> aus jener Zeit, in der unsere Generation no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geboren<br />

war.<br />

Es gibt no<strong>ch</strong> eine Überras<strong>ch</strong>ung: Dein Sohn s<strong>ch</strong>reibt für<br />

diese Jahresausgabe das Editorial, i<strong>ch</strong> bin gespannt und erfreut.<br />

Eine sympathis<strong>ch</strong>e Geste, die unserer Lesers<strong>ch</strong>aft den<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>herrn etwas näher bringt. Aus eurem Hause kam ja<br />

dank einem Legat deines Mannes der Starts<strong>ch</strong>uss für die Lupe.<br />

Von unserer Gemeindepräsidentin Kathrin Härdi und ihrem<br />

Kollegenteam werde i<strong>ch</strong> immer wieder dur<strong>ch</strong> werts<strong>ch</strong>ätzende<br />

Gesten und Äusserungen <strong>zum</strong> Weiterma<strong>ch</strong>en motiviert. Ihnen<br />

bin i<strong>ch</strong> dankbar für dieses Vertrauen und do<strong>ch</strong>: Jünger werde<br />

i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t – i<strong>ch</strong> spüre, dass i<strong>ch</strong> kürzer treten muss.<br />

Die fris<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>neeluft beflügelt meine Gedanken, wie im<br />

Film sehe i<strong>ch</strong> vergangene Szenen: Da ist Birrwil, die Seekulisse,<br />

wo Barbara Buhofer uns mit ihrer Stimme entzückte – die<br />

Besu<strong>ch</strong>e im Kulturraum Hirzenberg bei Christine Siegfried in<br />

Zofingen – der Besu<strong>ch</strong> im letzten Sommer auf <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> Heidegg,<br />

wo Ruth eine Lesung aus dem Bu<strong>ch</strong> «Ob die Granatbäume<br />

blühen» ihres Vaters Gerhard Meier hielt und wir den<br />

Strahlende Kinderaugen im <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>: Elsie mit Urenkelin Sas<strong>ch</strong>a und S<strong>ch</strong>wiegerto<strong>ch</strong>ter<br />

Elisabeth, Mutter von Enkelin Giulietta, die mit ihrer Familie in Paris<br />

wohnt.<br />

herrli<strong>ch</strong>en Rosengarten besu<strong>ch</strong>ten. Au<strong>ch</strong> die Anlässe mit der<br />

3<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band sehe i<strong>ch</strong> vor mir, die si<strong>ch</strong> mit ihrem Charme in<br />

dein Herz spielte. Für die Dorfjugend hattest du immer ein<br />

offenes Ohr. Oft diskutierten wir über ihre moderne Welt,<br />

ihre Vor- und Na<strong>ch</strong>teile. Dabei habe i<strong>ch</strong> in dir eine neuzeitli<strong>ch</strong><br />

denkende Gesprä<strong>ch</strong>spartnerin gefunden. Der alljährli<strong>ch</strong>e<br />

Besu<strong>ch</strong> der <strong>Brunegg</strong>er Dorfjugend, die von dir zu einem Spielna<strong>ch</strong>mittag<br />

mit Ku<strong>ch</strong>en und Getränk eingeladen wurden, bedeutete<br />

dir viel. Besonders au<strong>ch</strong>, weil es eine Tradition war,<br />

die du von deiner S<strong>ch</strong>wiegermutter übernommen hast. Als du<br />

letztes Jahr die Kraft dazu ni<strong>ch</strong>t mehr aufbra<strong>ch</strong>test, konnte<br />

i<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong> überzeugen, dass du in deinem Alter das Re<strong>ch</strong>t hast,<br />

diesen Anlass ausfallen zu lassen. Zudem ist meine persönli<strong>ch</strong>e<br />

Meinung, dass gewisse Traditionen unterbro<strong>ch</strong>en oder<br />

aufgehoben werden können, um für Neues Platz zu s<strong>ch</strong>affen.<br />

Neues, das viellei<strong>ch</strong>t dann wieder eine Epo<strong>ch</strong>e lang eigene traditionelle<br />

Werte entwickelt…<br />

…Mit diesem gedankli<strong>ch</strong>en Abs<strong>ch</strong>weifer spüre i<strong>ch</strong> eben den<br />

eisiger werdenden Wind um die Ohren, i<strong>ch</strong> ziehe den Kragen<br />

ho<strong>ch</strong>, was si<strong>ch</strong> zwar kaum no<strong>ch</strong> lohnt, i<strong>ch</strong> bin ja glei<strong>ch</strong> zu<br />

Hause, da, wo du kürzli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> warst und wo du di<strong>ch</strong> im<br />

Sommer einmal mehr in unserem Freundeskreis wohl fühltest.<br />

Im Laufe der Jahre haben wir einen Kreis gemeinsamer<br />

Freunds<strong>ch</strong>aften entwickelt, ein Wertegut, das mir viel bedeutet.<br />

Bereits stehe i<strong>ch</strong> vor der Haustüre, klopfe den S<strong>ch</strong>nee von<br />

den S<strong>ch</strong>uhen, um an der Wärme Tee zu trinken. Dana<strong>ch</strong> ist die<br />

S<strong>ch</strong>reibfreude wieder zurück, die Gedanken lassen si<strong>ch</strong> wieder<br />

formulieren. Eine ganze Weile s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on wieder,<br />

als si<strong>ch</strong> die Haustür öffnet: «Hallo Mami», ruft die Stimme<br />

meiner To<strong>ch</strong>ter. Wir setzen uns <strong>zum</strong> Kaffee an den Tis<strong>ch</strong> im<br />

Wohnzimmer. Bereits sind die Fenster im Dorf in der Abenddämmerung<br />

beleu<strong>ch</strong>tet. Wie so oft diskutieren wir über Tagesprobleme,<br />

Lebensfreuden, Verwunderli<strong>ch</strong>es, Charaktereigens<strong>ch</strong>aften<br />

– einfa<strong>ch</strong> über Gott und die Welt – gewisserweise<br />

in Fortsetzung: die alte und die junge Philosophin …<br />

In Dankbarkeit – Deine Freundin Trix (Beatrice Bosshart)<br />

Elsie von Salis<br />

*1. September 1916, † 2. Dezember 2006<br />

An der Seite ihres Mannes, des Historikers und Welt<strong>ch</strong>ronisten<br />

J.R. von Salis (1901-1996), erfüllte sie viele organisatoris<strong>ch</strong>e<br />

und repräsentative Pfli<strong>ch</strong>ten. Oft trafen si<strong>ch</strong> Persönli<strong>ch</strong>keiten<br />

aus Politik und Kultur auf <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong> <strong>Brunegg</strong>. Ihre Biographie<br />

wurde daher mit einem Gepäck erfüllender Erinnerungen<br />

ausgestattet.<br />

In einem Beitrag für die <strong>Brunegg</strong>er Lupe im Jahre 1999 s<strong>ch</strong>ildert<br />

sie Erinnerungen an die frühen <strong>Brunegg</strong>er Jahre und die<br />

erste Begegnung mit ihrer S<strong>ch</strong>wiegermutter Marie von Salis-<br />

Hünerwadel im Jahre 1945. Sie erwähnte u.a. darin: «No<strong>ch</strong><br />

heute empfinde i<strong>ch</strong>, wie damals, Liebe, Geborgenheit, Begeisterung<br />

und Dankbarkeit dafür, dass es dies alles gibt und dass<br />

i<strong>ch</strong> immer daran teilhaben durfte.» In dieser Geborgenheit,<br />

im Kreis ihrer Familie, s<strong>ch</strong>loss Elsie von Salis am 2. Dezember<br />

2006, im 91. Lebensjahr, ihre Augen für immer.<br />

Elsie von Salis und die <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band<br />

Glei<strong>ch</strong> mit der ersten Vorführung und der Gründung der<br />

<strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band im Jahr 2003 hatten die musizierenden Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

und ihr Bandleader Heinz Binder das Herz von Elsie<br />

von Salis erobert. Sie unterstützte fortan das Ensemble sowohl<br />

ideell als au<strong>ch</strong> mit Spenden. Na<strong>ch</strong> dem ersten Auftritt stiftete<br />

sie spontan allen Mitgliedern ein mit dem <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band-Logo<br />

bedrucktes T-Shirt.<br />

Heinz Binder (Musiks<strong>ch</strong>ulleitung) s<strong>ch</strong>affte es, rund ein Dutzend<br />

Musiks<strong>ch</strong>üler für das Ensemblespiel zu motivieren. Mit<br />

Unterstützung von Gertrud Widmer und ihrer Flötengruppe<br />

leitet er die Band. Bereits der erste offizielle Auftritt löste beim<br />

Publikum Begeisterung aus. Seither gelingt es dem Ensemble<br />

immer wieder, Jung und Alt zu faszinieren. Das Repertoire<br />

darf si<strong>ch</strong> sehen – oder besser no<strong>ch</strong> – hören lassen. Ein Musikblock<br />

mit Volksmusik und Themen aus aller Welt sowie ein<br />

Peter Reber Medley ist dabei und au<strong>ch</strong> eine Eigenkomposition<br />

von Nicole Binder gehört dazu: das <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>bandsignet.<br />

Die erste CD!<br />

In der Zeit zwis<strong>ch</strong>en dem 30. August und dem 2. September<br />

2006 herrs<strong>ch</strong>te Enthusiasmus im Ensemble: Die Band konnte<br />

ihre erste CD aufnehmen.<br />

Ein weiterer Höhepunkt folgte mit der CD-Taufe Ende September<br />

2006 mit Elsie von Salis als Patin und Paul Widmer<br />

als Pate. Stolz präsentierte die <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>and die CD mit Ihren<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>en Titeln: Swiss Lady; Pippi Langstrumpf; Aber bitte<br />

mit Sahne; Peter Reber Medley; Bella Italia; Cha, Cha, Cha.<br />

Typis<strong>ch</strong> spanis<strong>ch</strong>; <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>band Signet; Everybody needs somebody;<br />

Something stupid; Country Hits; James Bond Theme; Evergreens<br />

forever; Country Hits; ABBA Gold; Rock auround the World.<br />

Ein herzli<strong>ch</strong>es BRAVO, liebe Bandmitglieder, ohne euer fleissiges<br />

Üben wäre all dies ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong> gewesen! (bea)<br />

ElSiE von SaliS<br />

1 September 2006: Die CD-Taufe im Musikzimmer. Patin Elsie von Salis zwis<strong>ch</strong>en<br />

Bandleader Heinz Binder und Pate Paul Widmer. Alle <strong>S<strong>ch</strong>loss</strong>bandmitglieder<br />

bedanken si<strong>ch</strong> ein letztes Mal am 25. November 2006 bei Elsie von Salis na<strong>ch</strong><br />

ihrem Auftritt am Weihna<strong>ch</strong>tsmarkt.<br />

2 Nicole Binder<br />

3 Magdalena Merz<br />

4 Rafael Bölsterli, Gertrud Widmer<br />

16<br />

17<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3

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