Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...

4.1. Fazit
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digen Angebotes sind bei diesem Weg der Umwandlung in freie Trägerschaft, die
von oben angeordnet wird, unrealistisch. In der Broschüre der Friedrich-Ebert Stif-
tung ist das klar und deutlich formuliert: ‚Was heißt eigentlich ‚freie Trägerschaft’?
Freie Trägerschaft ist keine ‚Privatisierung’ in dem Sinne, dass ein ‚Investor’ oder
‚Sponsor’ die öffentliche Hand um eine Sorge erleichtert. Vielfach herrscht in Ver-
waltungen und Parlamenten die Meinung vor, die ‚Entlassung’ einer Einrichtung in
‚freie’ Trägerschaft komme einer finanziellen Lastenabwälzung auf Private gleich.
Nur so ist es zu erklären, dass Vertragsentwürfe der Kommunen in vielen Fällen
eine stark reduzierte oder über längere Zeiträume degressive öffentliche Förderung
vorsehen und zugleich den künftigen Träger verpflichten wollen, mehr Eigenmittel zu
‚erwirtschaften’ und sich ‚Sponsoren’ zu suchen. Solches Wunschdenken vermengt
nicht nur unvergleichbare Sachverhalte miteinander, sondern stellt vor allem die Re-
alitäten bundesdeutscher Kulturfinanzierung auf den Kopf. (Hartung/Wegner. Kultur
in neuer Rechtsform. Friedrich-Ebert Stiftung, Bonn 1996, S. 45/46)’ (Aufwind oder
Abstrich, S. 79; vgl. Der Weg aus der staatlichen Schuldenfalle. S. 70)
Darüber, ob die Qualität an öffentlichen oder freien Musikschulen generell besser
oder schlechter ist, kann keine Aussage gemacht werden. Inhalt, Struktur und
Organisation kann prinzipiell an beiden Institutionen zu qualitativ hochwertigem
Unterricht führen. Allerdings schließt keine der Einrichtungsformen aus, als Schüler
auch auf qualitativ minderwertigen Unterricht zu treffen. Denn der Unterricht steht
und fällt mit dem jeweiligen Lehrer. Ein System, dass einem unterqualifizierten
Lehrer ermöglicht, trotzdem guten Unterricht zu machen 165 , existiert nicht 166 . In
einigen Fällen könnte allerdings eine Musikschule einen qualifizierten Lehrer daran
hindern, hochwertigen Unterricht durchzuführen, z.B. wenn dieser dazu gezwungen
wird, Gruppenunterricht zu erteilen, obwohl dieser nicht angebracht wäre. Oder
wenn er einen Schüler gar nicht erst unterrichten kann, da sein Stundendeputat
aufgebraucht ist. In Einzelfällen kann es vorkommen, dass eine Musikschule einen
Musiklehrer daran hindert, sich fortzubilden 167 . Diese Eigenheiten sind aber nicht
auf ein bestimmtes Musikschulsystem zurückzuführen.
165 sog. „teacher proof“, d.h. lehrersichere Programme, vgl. R. Dollase, nmz 12/2004, S. 3-5
166 Vor Musikschulen die dies behaupten, ist daher eindringlichst zu warnen! Stichwort: Franchise
167 vgl. Kap. 3.1.1. ‚Fort- und Weiterbildung’