Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...

der Scheinselbständigkeit aus 95 . Und es wäre mit einem hohen Zeitaufwand verbun-
den, falls man an mehreren Musikschulen gleichzeitig arbeitet 96 , an jeder diese
zumeist unbezahlte, zusätzliche Arbeit wahrzunehmen.
Auf der anderen Seite steht die – nicht unbegründete - Befürchtung den Lehrauftrag
zu verlieren 97 , sollte man den Forderungen nicht nachkommen, oder die Hoffnung,
später einmal fest angestellt zu werden und daher erst einmal beweisen zu wollen,
die geforderten Nebentätigkeiten auch ausführen zu können. Dabei will man vor den
Schülern und Eltern auch nicht ‚schlechter da stehen’ als die anderen Lehrer.
Aus Sicht der fest angestellten Lehrer sind meist schon in der Stellenbeschreibung
diese Arbeiten, zu der auch Lehrerkonferenzen oder organisatorische Tätigkeiten
gehören, festgelegt. In Anbetracht der Aussicht, längerfristig an dieser Musikschule
zu arbeiten, kann es leichter fallen, sich mit der Institution und dem Beruf des
Musikschullehrers an sich zu identifizieren. Außerunterrichtliche Tätigkeiten gehören
dort zum Berufsbild.
Aber auch hier sind Argumente zu finden, die gegen übermäßiges Engagement für
die Musikschule oder deren Schüler sprechen: Wie bereits erläutert sind auch die
Angestellten inzwischen oft von Lohnkürzungen betroffen, werden zu immer mehr
Unterrichtsstunden bei gleicher Vergütung verpflichtet 98 , müssen fachfremd
unterrichten 99 oder prozentuale Vorgaben eines Gruppenunterrichtsanteils erfüllen.
Im Laufe der Zeit kann sich so eine gewisse „Versorgungsmentalität“ einstellen, der
Angestellte ruht sich auf seiner festen Stelle aus 100 , versucht nicht mehr als unbe-
dingt nötig zu arbeiten.
Um die Effizienz der Musikschule zu steigern, scheint der vieldiskutierte Gruppen-
unterricht vorerst einen Ausweg darzustellen. So heißt es im Bericht der Dr. Hirsch
& Gayer Consulting:
...Sodann muss eine Break-even-Analyse je Geschäftsbereich erfolgen. ... Sofern im
Ergebnis Honorare und Gebühren (also Kosten und Erträge) unverändert bleiben
sollen, bleibt aus der Sicht einer verbesserten Wirtschaftlichkeit vielfach nur der
konsequente Weg zum Gruppenunterricht. (Hirsch/Gayer, S. 228 f.)
95 vgl. G. Buchholz 2004, S. 24
96 vgl. D. Bäuerle-Uhlig, S. 363
97 vgl. E. Held, nmz 11/2000, S. 50
98 vgl. Antrag der Jugendmusikschule Hamburg 17/596 zum Haushaltsplan 2002, 15.04.2002; A.
Eschen, nmz 11/2000, S. 51
99 vgl. M.D. Loritz
100 vgl. Aufwind oder Abstrich, S. 74
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