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Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...

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seien, nur e<strong>in</strong> paar Jahre, dann wurden selbst die wenigen Stellen noch abgebaut.<br />

Was früher für „richtige“ <strong>Musikschulen</strong> nicht <strong>in</strong> Frage gekommen wäre, f<strong>in</strong>det sich<br />

nun immer häufiger: die Verteilung der Aufgaben an freie Mitarbeiter, also an qualifi-<br />

zierte Lehrer, die jedoch nicht <strong>in</strong> den Betrieb e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d und kaum die<br />

Gelegenheit zur fachlichen Zusammenarbeit haben.<br />

Die Propagandisten des Trends zur Selbstständigkeit behaupten, damit sei letztlich<br />

den Betroffenen gedient, die nun frei, flexibel und effizienter arbeiten und wirtschaf-<br />

ten könnten. Der Markt kommt zum entgegengesetzten Ergebnis.<br />

Bundesweit gibt es ke<strong>in</strong>e Musikschule, an der die freien Mitarbeiter auch nur e<strong>in</strong>e<br />

gleichwertige Bezahlung erreicht haben, geschweige denn e<strong>in</strong>en Risikozuschlag für<br />

ihre schlechtere soziale Sicherung. Die Selbstständigkeit bedeutet Vere<strong>in</strong>zelung und<br />

Schwächung der Musikschullehrer. Und es bedarf e<strong>in</strong>es erheblichen Maßes an soli-<br />

darischem gewerkschaftlichen Handeln, um für diese Lehrkräfte die<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen auch nur zu stabilisieren. (A. Eschen, nmz 11/2000, S. 51; vgl.<br />

G. Buchholz 2004, S. 20 f.; S. 50 f.)<br />

Geißler: Die Schere klafft immer weiter auf: die schwierige f<strong>in</strong>anzielle Situation der<br />

Kommunen br<strong>in</strong>gt viele öffentliche <strong>Musikschulen</strong> <strong>in</strong> Not, auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d<br />

die Wartelisten so voll wie nie zu vor. Was s<strong>in</strong>d die Konzepte des VdM <strong>in</strong> dieser<br />

schwierigen Zeit?<br />

Mehlig: Möglichkeiten bestehen hier etwa <strong>in</strong> der Verstärkung des gerade zu Unter-<br />

richtsbeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>nvollen Gruppenunterrichts oder neuen Angeboten im<br />

Projektbereich, zu denen Sponsorenmittel akquiriert werden können. E<strong>in</strong>e Konse-<br />

quenz kann leider auch se<strong>in</strong>, aus Kostengründen verstärkt Honorarlehrkräfte<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen. Viele <strong>von</strong> diesen erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e hohe Leistung, werden aber<br />

schlechter bezahlt als ihre angestellten Kollegen, was zu Problemen führt <strong>–</strong> auch<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer langfristigen B<strong>in</strong>dung an die jeweilige Musikschule. (Interview der<br />

nmz mit R. Mehlig, nmz 05/2004, S. 25)<br />

Im täglichen Musikschulbetrieb trägt diese ‚Zwei-Klassen-Situation’ Konfliktpotential<br />

<strong>in</strong> sich:<br />

Honorarkräften steht es - theoretisch - zu, nach eigenem Ermessen auf ‚Forderun-<br />

gen zu ehrenamtlicher Arbeit’ wie Klassenvorspiel, Elternabend, Tag der offenen<br />

Tür etc. zu reagieren, denn sie s<strong>in</strong>d nicht weisungsgebunden 94 . Wollen sie der<br />

Tendenz zu Umwandlung oder Kürzung fester Stellen selbstbewusst entgegentre-<br />

ten, sollten sie es vermeiden, die gleiche Arbeit der Angestellten bei schlechterer<br />

Bezahlung zu erledigen. Sie setzen sich und die Musikschule außerdem der Gefahr<br />

94 vgl. Hirsch/Gayer, S. 84; vgl. Aufw<strong>in</strong>d oder Abstrich, S. 71 f.

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