Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...
Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...
Musikschulen in Deutschland – Ein qualitativer Vergleich von ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
seien, nur e<strong>in</strong> paar Jahre, dann wurden selbst die wenigen Stellen noch abgebaut.<br />
Was früher für „richtige“ <strong>Musikschulen</strong> nicht <strong>in</strong> Frage gekommen wäre, f<strong>in</strong>det sich<br />
nun immer häufiger: die Verteilung der Aufgaben an freie Mitarbeiter, also an qualifi-<br />
zierte Lehrer, die jedoch nicht <strong>in</strong> den Betrieb e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d und kaum die<br />
Gelegenheit zur fachlichen Zusammenarbeit haben.<br />
Die Propagandisten des Trends zur Selbstständigkeit behaupten, damit sei letztlich<br />
den Betroffenen gedient, die nun frei, flexibel und effizienter arbeiten und wirtschaf-<br />
ten könnten. Der Markt kommt zum entgegengesetzten Ergebnis.<br />
Bundesweit gibt es ke<strong>in</strong>e Musikschule, an der die freien Mitarbeiter auch nur e<strong>in</strong>e<br />
gleichwertige Bezahlung erreicht haben, geschweige denn e<strong>in</strong>en Risikozuschlag für<br />
ihre schlechtere soziale Sicherung. Die Selbstständigkeit bedeutet Vere<strong>in</strong>zelung und<br />
Schwächung der Musikschullehrer. Und es bedarf e<strong>in</strong>es erheblichen Maßes an soli-<br />
darischem gewerkschaftlichen Handeln, um für diese Lehrkräfte die<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen auch nur zu stabilisieren. (A. Eschen, nmz 11/2000, S. 51; vgl.<br />
G. Buchholz 2004, S. 20 f.; S. 50 f.)<br />
Geißler: Die Schere klafft immer weiter auf: die schwierige f<strong>in</strong>anzielle Situation der<br />
Kommunen br<strong>in</strong>gt viele öffentliche <strong>Musikschulen</strong> <strong>in</strong> Not, auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d<br />
die Wartelisten so voll wie nie zu vor. Was s<strong>in</strong>d die Konzepte des VdM <strong>in</strong> dieser<br />
schwierigen Zeit?<br />
Mehlig: Möglichkeiten bestehen hier etwa <strong>in</strong> der Verstärkung des gerade zu Unter-<br />
richtsbeg<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>nvollen Gruppenunterrichts oder neuen Angeboten im<br />
Projektbereich, zu denen Sponsorenmittel akquiriert werden können. E<strong>in</strong>e Konse-<br />
quenz kann leider auch se<strong>in</strong>, aus Kostengründen verstärkt Honorarlehrkräfte<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen. Viele <strong>von</strong> diesen erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e hohe Leistung, werden aber<br />
schlechter bezahlt als ihre angestellten Kollegen, was zu Problemen führt <strong>–</strong> auch<br />
h<strong>in</strong>sichtlich ihrer langfristigen B<strong>in</strong>dung an die jeweilige Musikschule. (Interview der<br />
nmz mit R. Mehlig, nmz 05/2004, S. 25)<br />
Im täglichen Musikschulbetrieb trägt diese ‚Zwei-Klassen-Situation’ Konfliktpotential<br />
<strong>in</strong> sich:<br />
Honorarkräften steht es - theoretisch - zu, nach eigenem Ermessen auf ‚Forderun-<br />
gen zu ehrenamtlicher Arbeit’ wie Klassenvorspiel, Elternabend, Tag der offenen<br />
Tür etc. zu reagieren, denn sie s<strong>in</strong>d nicht weisungsgebunden 94 . Wollen sie der<br />
Tendenz zu Umwandlung oder Kürzung fester Stellen selbstbewusst entgegentre-<br />
ten, sollten sie es vermeiden, die gleiche Arbeit der Angestellten bei schlechterer<br />
Bezahlung zu erledigen. Sie setzen sich und die Musikschule außerdem der Gefahr<br />
94 vgl. Hirsch/Gayer, S. 84; vgl. Aufw<strong>in</strong>d oder Abstrich, S. 71 f.