Burgfestspiele Bad Vilbel - Rhein-Main.Net
Burgfestspiele Bad Vilbel - Rhein-Main.Net
Burgfestspiele Bad Vilbel - Rhein-Main.Net
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 4<br />
Etwas ist faul im Staate Dänemark<br />
„Hamlet“ in Eigenproduktion<br />
Hamlet, Prinz von Dänemark, ist<br />
voller Zweifel und Trauer. Die<br />
Welt ist aus den Fugen geraten.<br />
Zur Beerdigung seines Vaters ist<br />
er von der Universität Wittenberg<br />
an den dänischen Hof zurückgekehrt.<br />
Verdächtig schnell folgt auf<br />
das Begräbnis eine Hochzeit:<br />
Hamlets Onkel Claudius, Bruder<br />
des toten Vaters, heiratet Ham-<br />
Ganz oder gar nicht –<br />
die Kunst der Entblößung<br />
Ladies Night<br />
Eine zweite Wiederaufnahme?<br />
Das gab es noch nie bei den<br />
<strong>Burgfestspiele</strong>n! Vor zwei Jahren<br />
war für die Zuschauer die Frage<br />
„Ganz oder gar nicht“ noch offen,<br />
als Regisseurin Corinna<br />
Bethge zum ersten Mal die Geschichte<br />
von sechs arbeitslosen<br />
Männern erzählen ließ, die<br />
ihrer Tristesse durch Striptease<br />
zu entkommen trachteten und<br />
auf die Aufbesserung ihrer Finanzen<br />
hofften. Nun wissen<br />
auch diejenigen Zuschauer, die<br />
die Inszenierung noch nicht<br />
gesehen haben: Die Antwort<br />
lautet „Ganz“.<br />
lets Mutter und wird neuer König.<br />
Zwar war Hamlet mit der<br />
kriegerischen Politik seines Vaters<br />
nicht einverstanden und sein<br />
Onkel verfolgt als Diplomat eine<br />
Politik des Friedens, aber dunkle<br />
Ahnungen, was dem Tod des Vaters<br />
vorausgegangen war, verdüstern<br />
die Stimmung des Prinzen.<br />
Das trübt auch die Freude über<br />
Regisseur Harald Demmer (rechts) mit dem Hamlet-Darsteller Jonas<br />
Baeck und mit Ophelia-Darstellerin Magdalena Helmig vor dem Modell<br />
des Bühnenbildes.<br />
Sehenswert!<br />
Wegen der großen Nachfrage<br />
hat sich die Festspielleitung entschlossen,<br />
Bethges Inszenierung<br />
auch für diesen Sommer wieder<br />
als Eigenproduktion mit zehn<br />
Vorstellungen ins Programm zu<br />
nehmen. Und so üben sich seit<br />
einigen Wochen sechs Herren in<br />
der Kunst der Entblößung. In der<br />
Rolle der Clubtänzerin bereitet<br />
sie Schauspielerin Miriam Kohler<br />
darauf vor, wie es ist, „sich vor<br />
700 kreischenden Schätzchen“<br />
auszuziehen.<br />
Zum Kult geriet die Inszenierung<br />
nun aber keineswegs, weil<br />
die Besucher einfach nur strip-<br />
trabandt<br />
Riesenauswahl an Gartenmöbeln und Sonnenschirmen!<br />
Besuchen Sie unsere Ausstellung!<br />
Öffnungszeiten: Mo –Fr 9–18 Uhr • Sa 9–14 Uhr<br />
Rathausstr.30–36 · 61184 Karben · Tel. (06039)3521<br />
www.trabandt.de<br />
das Wiedersehen mit der geliebten<br />
Ophelia.<br />
Das königliche Familien- und<br />
Staatsdrama um Liebe, Hass,<br />
Schuld, Sühne und vor allem um<br />
grenzenlose Rache wird für die<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Vilbel</strong>er <strong>Burgfestspiele</strong> von<br />
Regisseur Harald Demmer inszeniert.<br />
Mit Schillers „Kabale und<br />
Liebe“ hatte Demmer im Vorjahr<br />
bewiesen, dass ein Klassiker des<br />
Genres auch in der <strong>Vilbel</strong>er Burg<br />
beim Publikum Erfolg haben<br />
kann.<br />
Zwar geht es beim Hamlet<br />
auch um den Aufstand der Jungen<br />
gegen die althergebrachten<br />
Ordnungsvorstellungen, aber bei<br />
Schiller fielen Harald Demmer<br />
die notwendigen Streichungen<br />
für seine Inszenierung leichter.<br />
„Da sind viele Wiederholungen<br />
drin, das ist bei Shakespeare<br />
nicht der Fall.“ Bei dem vielschichtigen<br />
Stoff des englischen<br />
Dramatikers habe er sich früh<br />
entscheiden müssen, worauf er<br />
seine Inszenierung konzentrieren<br />
werde. Eine große Rolle habe<br />
natürlich gespielt, dass sie als<br />
Freilichttheater aufgeführt wird.<br />
Die Konzentrationsmöglichkei-<br />
pende Männer auf der Freilichtbühne<br />
sehen wollten. Zwar steuert<br />
die Geschichte zielgerichtet<br />
auf den gemeinsamen „großen<br />
Auftritt“ des Sextetts als effektvollen<br />
Höhepunkt hin, aber auf<br />
dem Weg dahin haben die Männer<br />
mit ganz anderen Überwindungen<br />
zu kämpfen. Schließlich<br />
sind die Hauptfiguren keine berufsmäßigen<br />
Schönlinge des Erotikgewerbes,<br />
sondern werden als<br />
„Jungs von nebenan“ gezeigt.<br />
„Der Strip ist nur Anlass, um die<br />
innere Entwicklungsreise dieser<br />
Männer zu beleuchten“, betont<br />
Regisseurin Bethge.<br />
Als gelungener Inszenierungskniff<br />
hat sich erwiesen,<br />
dass die Männer ihre Schnapsidee<br />
nicht auf eigene Faust<br />
verwirklichen, sondern mit Hilfe<br />
eine professionellen Clubtänzerin<br />
und der Betreiberin<br />
eines Lokals. Diese beiden<br />
Frauen übernehmen das Ruder<br />
und sagen der Männertruppe,<br />
wie deren Auftritt abzulaufen<br />
hat, damit auch das Publikum<br />
auf seine Kosten kommt.<br />
In den Kritiken der Vorjahre<br />
wurde dem Team vielfach bestätigt,<br />
dass es den Spagat zwischen<br />
amüsanter Überzeichnung<br />
und geschmackloser Zuspitzung<br />
stets zu wahren<br />
wusste. „Zu oft unter Niveau<br />
gelacht?“, fragt Daniel Ris als<br />
Gavin ebenso schelmisch wie<br />
ten des Publikums seien unter<br />
diesen Bedingungen andere als<br />
in einem geschlossenen Haus.<br />
Demmer lässt die Geschichte<br />
entlang des Krimi-Plots erzählen.<br />
Der König vergiftet den<br />
Bruder und heiratet die Witwe –<br />
wer weiß, dass es ein Mord war<br />
und wer kann mit welcher List<br />
den Beweis erbringen?<br />
Hamlet lässt Schauspieler in<br />
einem Stück den Hergang des<br />
Giftmordes an seinem Vater<br />
nachspielen: „Das Schauspiel sei<br />
die Schlinge / in die den König<br />
sein Gewissen bringe“. Claudius<br />
verrät sich durch seine überraschte<br />
Reaktion, und der offene<br />
Krieg beginnt. Es geht nur noch<br />
darum, wer zuerst wen so beseitigt,<br />
ohne dass der eigene Herrschaftsanspruch<br />
in Misskredit<br />
gerät. Am Ende sind alle tot, nur<br />
Horatio, der Freund Hamlets,<br />
überlebt, und Dänemark fällt<br />
kampflos dem draufgängerischen<br />
König Norwegens in die<br />
Hände. „Alles beginnt von vorn“,<br />
konstatiert Regisseur Demmer.<br />
Er lässt seinen Hamlet nicht als<br />
großen Zauderer oder Melancholiker<br />
auftreten, sondern als<br />
provokativ das Publikum und<br />
weiß nun schon aus Erfahrung,<br />
wie die Antwort ausfällt. So wie<br />
die Kolleginnen Marina Matthias<br />
und Miriam Kohler gehört Ris,<br />
ebenso wie Jubril Sulaimon und<br />
Herbert Schöberl, zu den drei<br />
Darstellern, die bereits 2007 zum<br />
Ensemble gehörten. Seit vorigem<br />
Jahr dabei sind Kai Möller und<br />
Daniel Mutlu. Neu in diesem Jahr<br />
ist Daniel Seniuk.<br />
Es sei auch eine interessante<br />
Erfahrung, nun für die Wiederaufnahme<br />
weiter an den einzelnen<br />
Strips und Szenen feilen und<br />
einige etwas andere Nuancen<br />
setzen zu können, so Regisseurin<br />
Bethge. Zumal ja auch der<br />
„neue“ Schauspieler durch seine<br />
Persönlichkeit schon „eine neue<br />
Farbe“ ins Spiel bringe, wie<br />
Miriam Kohler, die mit den Kollegen<br />
die Choreografie einübt,<br />
sagte.<br />
<strong>Burgfestspiele</strong><br />
<strong>Bad</strong> <strong>Vilbel</strong> 2009<br />
agilen und vorwärts drängenden<br />
Jungsporn.<br />
Für Schauspieler Jonas Baeck,<br />
der den Hamlet spielen wird, ist<br />
Hamlet kein Opportunist, sondern<br />
ein Idealist, der sich nicht<br />
verbiegen lassen will. Aber er ist<br />
vergiftet von seinen Rachegefühlen,<br />
denen er schließlich alles<br />
unterordnet.<br />
Regisseur Demmer hat sich<br />
von seinem Ausstatter, Oliver<br />
Kostecka, ein düsteres Bühnenbild<br />
bauen lassen. Viel Metall und<br />
Beton sowie kaltes Licht von<br />
Leuchtstoffröhren verleihen der<br />
Szenerie etwas „Bunkermäßiges“.<br />
Die Kostüme von Marion<br />
Hauer sind größteneteils modern.<br />
Harald Demmer will zudem<br />
bei seiner auf der Übersetzung<br />
von Frank-Patrick Steckel basierenden<br />
Inszenierung die räumliche<br />
Distanz der <strong>Vilbel</strong>er Burg<br />
ausnutzen. Hamlet bringt zwar<br />
die Wahrheit ans Licht, aber nicht<br />
als triumphierender Held, sondern<br />
als selbst schuldig gewordener<br />
Mensch, der nur noch seiner<br />
Rache freien Lauf gelassen hat.<br />
Premiere im Burghof ist am 1. Juli.<br />
Als professionelle Clubtänzerin bestärkt Miriam Kohler (Mitte) die sechs<br />
strip-willigen „Jungs“ in ihrem Vorhaben (von links: Herbert Schöberl,<br />
Kai Möller, Daniel Mutlu, Jubril Sulaimon, Daniel Seniuk und Daniel Ris.<br />
<strong>Burgfestspiele</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Vilbel</strong> 2009<br />
Anzeigen-Sonderveröffentlichung<br />
vom 13. Juni 2009<br />
Zeitungsanzeigengesellschaft<br />
<strong>Rhein</strong><strong>Main</strong>Media mbH (RMM)<br />
Frankenallee 71–81<br />
60327 Frankfurt am <strong>Main</strong><br />
Veröffentlicht in: Frankfurter Neue<br />
Presse, Höchster Kreisblatt, Taunus<br />
Zeitung, Nassauische Neue Presse<br />
F.A.Z. <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong>-Zeitung<br />
Projektleitung: Holger Kranz (RMM)<br />
Tel. (0 69)75 01-41 79<br />
h.kranz@rheinmainmedia.de<br />
Produktion: Dr. Peter Lüttig (RMM)<br />
Tel. (0 69)75 01-41 50<br />
p.luettig@rheinmainmedia.de<br />
Text: RMM-Textservice –<br />
Hans Hirschmann, Christine Fauerbauch<br />
(Burg-Geflüster)<br />
Fotos: Hans Hirschmann (S. 1, 2, 4, 7),<br />
Christine Fauerbauch (S. 8),<br />
Veranstalter<br />
Druck:<br />
Frankfurter Societäts-Druckerei<br />
Kurhessenstraße 4–6<br />
64546 Mörfelden-Walldorf<br />
Verantwortlich: Andreas Formen,<br />
Jörg Mattutat (RMM)