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Der optimale Forstbetrieb - Deutscher Forstverein

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<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong><br />

Riesenerfolg: Die KWF-Tagung<br />

Themen u.a.: Naturschutz contra Forst? | Baum des<br />

Jahres in proWALD | Beschluss zum Betretungsrecht<br />

Juli | 2008


ERRATA<br />

Im Artikel zur »Mechanisierten Holzernte<br />

am Hang« in der Ausgabe März/2008 wurde<br />

leider ein Fehler übersehen. In der Bildunterschrift<br />

auf Seite 24 fehlt ein Komma. Es<br />

muss richtig heißen »Rückegasse 2,5 Jahre<br />

nach Befahrung mit Hangsystem«.<br />

Matthias Schmitt, Freiburg<br />

Leserbriefe<br />

In der März-Ausgabe von proWALD ist auf<br />

den S. 48 und 49 auch ein Artikel über Emissionsrechte<br />

veröffentlicht. So sehr dem Artikel<br />

zuzustimmen ist (ebenso wie dem über<br />

die Buchenwaldinitiative des BfN), so sehr<br />

bedaure ich bei den Forderungen die Veren-<br />

gung auf mehr Forschung und Fortbildung.<br />

Aus langjähriger praktischer Tätigkeit im äußersten<br />

Südwesten von Baden-Württemberg<br />

in laubholzbetonten Hochleistungsstandorten<br />

ist deutlich geworden, dass die allererste<br />

Hauptforderung darin bestehen muss,<br />

einen angepassten (Reh-)Wildbestand herzustellen.<br />

Dies ist z. B. unerlässlich, wenn<br />

vermehrt Eiche, Edellaubhölzer, aus wirtschaftlichen<br />

Gründen auch die Douglasie<br />

verjüngt werden sollen, und dies auch noch<br />

im kleinparzellierten Privatwaldgebiet.<br />

Hier hilft alles Drumherumreden nicht weiter.<br />

Unser Jagdgesetz (Abschusspläne ohne<br />

Erfolgskontrolle, einseitig pächterfreundliche<br />

Jagdpachtverträge u. Ä.) ist bei Weitem<br />

nicht das beste.<br />

Aus der Erfahrung mit der Forstverwaltung,<br />

mit Gemeinderäten (als Jagdvorstand) und<br />

dem Kreisjagdamt ist leider festzuhalten,<br />

dass Interessen der Jagdpächter in aller Regel<br />

Vorrang vor den langfristigen Notwendigkeiten<br />

der Waldbesitzer und des Waldes<br />

(Interessen der Allgemeinheit, vertreten<br />

durch die Politik?) haben.<br />

Alles Ablenken und Beschönigen hilft hier<br />

nicht weiter, im Zweifel ist auch mal einer<br />

Konfrontation nicht auszuweichen. Dies<br />

wünsche ich mir von meinem <strong>Forstverein</strong>.<br />

G. Rieger, 79650 Schopfheim<br />

Forstwirtschaftliche Ziele ohne Nachteile für<br />

Naturschutz und Biodiversität umsetzbar!<br />

<strong>Der</strong> Leserbrief zur »Nationalen Strategie der<br />

biologischen Vielfalt« von E. Hussendörfer<br />

(proWALD 2008-3) entkräftet die Vorwürfe<br />

des DFWR nicht, wonach die Bundesregierung<br />

forstlichen Sachverstand vermissen<br />

lässt. Vielmehr verstärkt sich eher der Eindruck,<br />

dass die tatsächliche forstwirtschaftliche<br />

Entwicklung der letzten 20 Jahre in<br />

Deutschland der Bundesregierung (und dem<br />

Autor) verborgen geblieben ist. Wie sonst ist<br />

2 proWALD : Juli | 2008<br />

leserbriefe<br />

erklärbar, wenn Hussendörfer die Nationale<br />

Strategie als Vision zur Stärkung der Entwicklung<br />

der Wälder bei der gleichrangigen<br />

Bedeutung der ökonomischen, sozialen und<br />

ökologischen Funktionen adelt, dabei übersieht,<br />

dass dieser Ansatz seit geraumer Zeit<br />

von den relevanten staatlichen, kommunalen<br />

und privaten <strong>Forstbetrieb</strong>en praktiziert wird,<br />

und sie dabei wiederum Erfolge aufzuweisen<br />

haben, wie ein auch nur oberflächlicher Blick<br />

z. B. in die Ergebnisse der Bundeswaldinventur<br />

zeigen würde. Ein bisschen mehr Mühe<br />

der Recherche hätte Hussendörfer anwenden<br />

können. Es muss schon schwer sein, gleichzeitig<br />

nüchterner Waldbau-Professor und<br />

eifriger FSC-Aktivist zu sein!<br />

Richtig ist allerdings, dass der Beitrag<br />

der Bundesregierung hierfür eher klein ist,<br />

denn die positiven Entwicklungen haben die<br />

Länder in ihrem Waldeigentum, gleichermaßen<br />

auch die privaten und kommunalen<br />

Waldeigentümer, bewirkt und finanziert.<br />

Die Bundesrepublik Deutschland könnte<br />

mit Leichtigkeit eine ähnliche Entwicklung<br />

und großzügige Vorrangfläche in ihrem Waldeigentum<br />

erwirken, brächte sie in ihrer ureigensten<br />

Eigentümerfunktion dazu den<br />

Mut auf. Es ist schon ein wenig humoresk,<br />

dass sie diesen einfachen Weg nicht geht,<br />

sondern Waldflächen in ihrem Eigentum als<br />

»Nationales Naturerbe« den Bundesländern<br />

durch Schenkung übereignet, nicht aber<br />

ohne bei diesem Manöver den Versuch zu<br />

unternehmen, die bei der Betreuung der Flächen<br />

anfallenden Personal- und Sachkosten<br />

den beschenkten Ländern aufzubürden. Es<br />

scheinen offenbar nicht nur die Länder zu<br />

sein, die die Herausnahme von einigen Hunderttausend<br />

Hektar Waldfläche als Gefährdung<br />

von Arbeitsplätzen sehen bzw. dem<br />

Verbleiben von Arbeitskapazität, die dann<br />

aber keine Arbeit mehr hat.<br />

Dem Autor bleibt auch verborgen, dass<br />

Holz, das sich als Jahrring an immer dicker<br />

werdende »Urwald«-Bäume legt, natürlich<br />

dem gesamten Cluster Forst und Holz nicht<br />

mehr zur Verfügung steht.<br />

<strong>Der</strong> Artikel ist keine wirklich fundierte<br />

Kritik an den forstpolitischen Positionen des<br />

DFWR und seines Präsidenten. Hingegen<br />

lässt der Artikel etwas Sorge über die Qualität<br />

der waldbaulichen Ausbildung aufkeimen.<br />

<strong>Der</strong> Autor behauptet, über die Eignung<br />

z. B. der Douglasie könne im Zusammenhang<br />

mit dem Klimawandel keinerlei Aussage<br />

gemacht werden. Diese Aussagen liegen<br />

aber offensichtlich für die Weißtanne vor?<br />

Ihr sagt der Autor voraus, dass sie mit trockenen<br />

und wärmeren Klimabedingungen<br />

besser zurechtkommt, als bislang angenommen.<br />

Das hinterlässt dann doch Ratlosigkeit<br />

beim Leser, denn wenn »keinerlei Aussagen<br />

über die Eignung dieser Baumarten (Douglasie,<br />

Roteiche, Schwarzkiefer) im Zusammenhang<br />

mit dem Klimawandel gemacht<br />

werden können, da dieser Wandel noch bevorsteht«,<br />

wie sollen diese Aussagen dann<br />

für die Weißtanne gemacht werden? <strong>Der</strong>en<br />

derzeitige Verbreitung von 1 % beschränkt<br />

sich im Wesentlichen auf humide und kühlere<br />

Lagen, die Douglasie schlägt sich hingegen<br />

schon heute auf eher trockenwärmeren<br />

Standorten recht wacker, so zumindest sind<br />

andere waldbauliche Lehrmeinungen für<br />

den Praktiker interpretierbar.<br />

Die Passage über Unterschiede bei<br />

CO 2 -Bindung von Wirtschaftswald und sich<br />

selbst überlassenem Wald andererseits steht<br />

im Gegensatz zu zahlreichen Veröffentlichungen.<br />

<strong>Der</strong> Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />

hat mit seiner Kritik an<br />

der nationalen Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt der Bundesregierung eine forstpolitisch<br />

schlüssige Position eingenommen.<br />

In einem der dicht besiedeltsten Länder der<br />

Welt und im Herzen Europas ist die Integration<br />

der vielfältigen Anforderungen, die der<br />

Wald für die Bevölkerung erbringt, einer Lösung<br />

durch Segregation, wie sie letztlich die<br />

nationale Strategie fordert, überlegen. Das<br />

schließt gar nicht aus, dass in Ausnahmefällen<br />

ein einziges Ziel zuungunsten aller anderen<br />

hervorgehoben wird. Die Praxis beweist,<br />

dass dies nur selten der Fall ist. Auf jeden<br />

Fall ist dieser Weg einer pauschalen, damit<br />

willkürlichen und sachlich unbegründeten<br />

Forderung nach 3, 5, 10 oder 10,21753 % der<br />

Fläche für nur einen Zweck überlegen.<br />

Wenn man es für nötig hält, Teile des<br />

Vermögens und der Einkünfte anderer strikt<br />

für andere Zwecke vorzusehen, muss der<br />

Eingriff doch wenigstens wissenschaftlich<br />

begründet und nicht mit einer Zahl aus der<br />

Beliebigkeits-Skala belastet werden.<br />

Beim DFWR ist klar, wofür das »F« steht.<br />

Wie hält es FSC damit?<br />

Wenn man sieht, welche Leistungen die<br />

deutsche Forstwirtschaft mit Einhaltung<br />

ihrer Funktionenharmonie auf der ganzen<br />

Fläche bringt, muss es betrüben, dass solche<br />

Beiträge an so exponierter Stelle vom DFV<br />

gedruckt werden. Nichts kann der Forstwirtschaft<br />

mehr schaden als solche Selbstzweifel<br />

und Angriffe auf unseren Repräsentanten<br />

nach außen. Dies kann nicht Absicht des<br />

DFV sein!<br />

Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz, Eltville


Liebe Leserinnen und Leser von proWALD,<br />

blicken wir auf die letzten sechs Monate dieses Jahres zurück, so ist offensichtlich, dass die Beschäftigung<br />

mit Naturschutz und Biodiversität, mit Klimawandel und den Folgen dieser politisch sehr<br />

aktuellen Themen für den Wald im Mittelpunkt des forstpolitischen Geschehens standen. Vor allem<br />

die CBD, die Konferenz über Biologische Diversität, die vor drei Wochen in Bonn zu Ende ging, hat<br />

diese Fragen sehr stark in den Fokus gerückt. Neben den in diesem Zusammenhang auf die Forstwirtschaft<br />

zugekommenen Forderungen (wie z. B. im Douglasienpapier oder im Buchenpapier des<br />

Bundesamtes für Naturschutz festgehalten) ist besonders klar geworden, dass für die Welt als Ganzes,<br />

aber natürlich auch für Deutschland, Werte wie Artenvielfalt, stabile ökologische Systeme auch<br />

finanzielle Werte darstellen. Besonders deutlich hat dieses ein Vortrag (über den auch in diesem Heft<br />

berichtet wird) des Marktspezialisten der Deutschen Bank in London Pavan Sukhdev gemacht, der<br />

auf die zurzeit noch immateriellen (und damit noch nicht marktfähigen) Werte der Biodiversität<br />

hingewiesen hat.<br />

Die Frage, die sich nun für uns deutsche Forstleute stellt, ist: Was ist Naturschutz im Wald tatsächlich<br />

wert? Und was ist den deutschen Politikern die Leistung deutscher Wälder für Naturschutz,<br />

Klimaschutz und Biodiversität wert? International haben sich Frau Merkel und Umweltminister<br />

Gabriel offensichtlich an die Spitze der freiwilligen Geldgeber gestellt. Damit stellt sich natürlich<br />

auch die Frage, was mit jenen Geldern geschieht, die die deutsche Industrie für ihre CO 2 -Emissionen<br />

bezahlen muss. Was soll mithilfe dieser Gelder durch die Bundesregierung angepackt werden? Inwieweit<br />

werden hier einerseits internationaler Natur- und Artenschutz, Effizienz-Steigerungen bei<br />

der Energienutzung, nationale Naturschutznahmen für heimische Pflanzen, Tiere, Wälder, Felder<br />

und eventuell auch notwendige Ausgleichsleistungen andererseits für den deutschen Waldbesitzer<br />

mit bedient werden können?<br />

Gespannt werden wir daher die Entwicklung verfolgen, die durch <strong>Forstverein</strong> und DFWR angestoßen<br />

wurde, Gelder aus der CO 2 -Abgabe auch für Projekte für den deutschen Wald in den nächsten<br />

Bundes-Haushalt einzustellen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg!<br />

Ihr Dr. Anton Hammer<br />

Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

inhalt<br />

Schwerpunkt: <strong>Der</strong> Optimale FOrStbetrieb<br />

bastian Kaiser<br />

Optimaler forstbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Marcus Kühling<br />

<strong>Der</strong> moderne forstbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

alexander freiherr von elverfeldt<br />

still Counting the rings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Wolfgang brauer<br />

Die hess Gmbh – forstlicher alleskönner . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Wilhelm stölb<br />

<strong>Der</strong> Weg ist das Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

kwF tagung<br />

ute seeling und Martin bentele<br />

Die 15 . KWf-tagung in schmallenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

leistungsschau auf Kyrills spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

ute seeling und Günther Weise<br />

Prüfarbeit – Kerngeschäft des KWf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

rafal selwakowski und barbara Witt<br />

internationale forstmesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

stefan Peters<br />

bahnbrechende neuigkeiten geehrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

eDitOrial<br />

inhalt<br />

naturSchutz cOntra FOrSt?<br />

umweltministerkonferenz in Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Carsten leßner – seiten Des DfWr<br />

aktivitäten der forst- und holzwirtschaft<br />

auf der CbD-Konferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Wolfgang brauer<br />

9 . un-artenschutzgipfel in bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Seiten DeS FOrStvereinS<br />

neue Zusammenarbeit von Dfv und<br />

»Menschen für bäume« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

hanno Moldenhauer<br />

verkehrssicherungspflicht – es tut sich was! . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Maximilian Waldherr<br />

Douglasie – Perspektiven im Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

aus den ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

veranstaltungskalender & exkursionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

Göttinger tagebuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

der Kernbeisser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Zuletzt & aktuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51


4<br />

<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong><br />

<strong>Forstbetrieb</strong><br />

– ein essay –<br />

von bastian kaiser<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

Vorüberlegungen<br />

»Optimal«, was ist das eigentlich? Ist es das<br />

Gegenteil von »suboptimal« oder eher von<br />

»fatal«? Verhalten sich der Begriff und vielleicht<br />

sogar ein <strong>optimale</strong>r Zustand so wie<br />

»durstig«? Schließlich gibt es für »hungrig«<br />

einen Gegenpol (nämlich satt), für »durstig«<br />

tun wir uns dagegen schwer, eine negative<br />

oder entgegengesetzte Entsprechung zu finden.<br />

Nein, Sie haben recht. Das hat noch gar<br />

nichts mit einem <strong>Forstbetrieb</strong> zu tun. Bevor<br />

ich mich jedoch dazu äußern kann, was meiner<br />

Auffassung nach ein »<strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />

ist, erscheint es mir sinnvoll, eine<br />

Art Arbeitsdefinition zum Begriff bzw. zum<br />

Zustand »optimal« zu versuchen.<br />

Streng genommen, müsste ich einen<br />

ähnlichen Versuch unternehmen für den<br />

Begriff »Betrieb«. Ich müsste mich und Sie<br />

fragen, ob eine Verwaltung per se kein Betrieb<br />

sein kann oder ob ein Betrieb niemals<br />

verwaltet? In diesem Punkt möchte ich es<br />

mir aber etwas einfacher machen und behaupten,<br />

dass dies vor allem von der jeweiligen<br />

Rechtsform eines Betriebes oder/und<br />

umgekehrt von den politischen Freiheiten<br />

einer Verwaltung abhängt. Außerdem – und<br />

das sei zum besseren Verständnis für meine<br />

Vereinfachung vorweggenommen – bin ich<br />

zu der Überzeugung gekommen, dass die<br />

Frage, was eigentlich ein »<strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />

ist, in erster Linie davon abhängt,<br />

was wir unter »optimal« verstehen. Und nur<br />

ganz bedingt von der Abgrenzung zwischen<br />

Verwalten und unternehmerischem Handeln.<br />

Es hängt davon ab, wie er (der Betrieb)<br />

etwas macht und nicht so sehr davon, was<br />

er macht.<br />

Aber der Reihe nach: Zurück zur Überlegung<br />

»Was ist eigentlich optimal?«. In den<br />

Naturwissenschaften gibt es das zweifellos<br />

nachweisbare Optimum eines Zustandes.<br />

Dort ist der <strong>optimale</strong> Zustand insofern objektiv,<br />

messbar und weitgehend frei von<br />

emotionalen Wertungen. Im gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Kontext ist ein <strong>optimale</strong>r<br />

Zustand allenfalls die Summe vieler<br />

subjektiver Wertungen zu diesem Zustand,<br />

so wie eine objektive Bewertung einer Sache<br />

immer »nur« die Summe vieler subjektiver<br />

Wertungen sein kann.<br />

Die gesellschaftliche Dimension eines<br />

<strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong>s<br />

Da es sich bei einem <strong>Forstbetrieb</strong> um etwas<br />

handelt, was mehr oder weniger fest in<br />

der Gesellschaft verankert ist und von die-


ser wahrgenommen wird, kann man ausschließen,<br />

dass ein <strong>Forstbetrieb</strong> insgesamt<br />

unzweifelhaft, unangreifbar oder »objektiv<br />

betrachtet« optimal sein kann. Das gilt zumindest<br />

für die strategische, die politische<br />

und öffentliche Dimension des Betriebes.<br />

Denn optimal kann etwas immer nur im Bezug<br />

auf eine Vorgabe oder Erwartung sein;<br />

und diese Bezugsgröße ist in dieser gesellschaftlichen<br />

Dimension des Optimums die<br />

(wie auch immer messbare und artikulierte)<br />

gesellschaftliche Erwartung an den Betrieb.<br />

<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong> auf der operativen<br />

Ebene<br />

Auf der operativen Ebene dagegen lässt sich<br />

ein Optimum der eher naturwissenschaftlichen<br />

Prägung durchaus definieren, denn<br />

hier ist die Bezugsebene für die Messung<br />

bzw. die Feststellung des Optimums des<br />

Zielsystems des Betriebs. Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass die Ziele schriftlich fixiert,<br />

zumindest bei den Mitarbeitern des Betriebs<br />

kommuniziert und operational definiert<br />

sind. Nur operationale Zielformulierungen<br />

erlauben die Feststellung eines Zielerfüllungsgrades<br />

und damit im Falle der 100-prozentigen<br />

Zielerfüllung die eines erreichten<br />

Optimums. Außerdem müssen die zu erwartenden<br />

Zielbeziehungen, einschließlich<br />

möglicher Zielkonkurrenzen, erkannt und<br />

geregelt sein.<br />

Das zeigt, dass der so verstandene »<strong>optimale</strong><br />

<strong>Forstbetrieb</strong>« lediglich an den betrieblich<br />

zu beeinflussenden Parametern,<br />

insbesondere an seinem Handeln zu messen<br />

ist. Die nicht oder kaum zu beeinflussenden<br />

(z. B. naturalen) Voraussetzungen sollten dabei<br />

außer Acht gelassen werden, weil diese<br />

eben nicht zur Handlungsebene zählen und<br />

zu »Ungerechtigkeiten« in dessen (Wer ist<br />

dessen?) Bewertung führen würden. <strong>Der</strong> so<br />

verstandene »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>« der<br />

operativen Ebene ist eben der, der optimal<br />

geführt wird, und nicht der, der (zufällig) unter<br />

<strong>optimale</strong>n Bedingungen wirtschaftet.<br />

Im Sinne dieser eher naturwissenschaftlichen,<br />

messbaren Dimension des<br />

Optimums ist ein <strong>Forstbetrieb</strong> also dann<br />

optimal, wenn er die ihm gegebenen Ziele<br />

zu 100 Prozent erreicht hat und erwarten<br />

lässt, dass er dieses Niveau auf absehbare<br />

Zeit halten kann. Dies ist zweifellos weit<br />

mehr als die Feststellung, ein <strong>Forstbetrieb</strong><br />

wirtschafte ordnungsgemäß – und es ist<br />

vermutlich auch mehr als die kaum messbare<br />

Aussage, man lasse sich in all seinem<br />

Handeln stets und unumstößlich vom Prin-<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

zip der Nachhaltigkeit leiten. Nach meiner<br />

Auffassung muss der <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong><br />

deshalb auch nicht zwingend zertifiziert<br />

sein. Ob diese oder andere Detailfragen aber<br />

relevant dafür sind, in einem konkreten Falle<br />

von einem <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> sprechen<br />

zu können, hängt vom Zielsystem dieses<br />

ganz bestimmten Betriebs ab. Das Zielsystem<br />

wiederum wird im Rahmen gesetzlicher<br />

Vorgaben vom Waldbesitzer entwickelt und<br />

den Handelnden vorgegeben.<br />

Wie privat sind private <strong>Forstbetrieb</strong>e?<br />

Würde die Forstwirtschaft im Verborgenen<br />

stattfinden, verböte sich im Falle privater<br />

<strong>Forstbetrieb</strong>e eine (öffentliche) Diskussion<br />

darüber, ob sie optimal sind oder nicht. Sie<br />

entbehrte auch so lange jeder Grundlage,<br />

wie das Zielsystem nicht öffentlich gemacht<br />

wird. Nur der Waldbesitzer selbst und die<br />

von ihm ins Vertrauen gezogenen Marktakteure<br />

könnten in diesem Falle beurteilen,<br />

ob der Betrieb seine Erwartungen nur anteilig<br />

erfüllt hat (Zielerfüllungsgrad) oder zu<br />

100 Prozent und damit optimal. Weder das<br />

Soll noch das Ist wären einer Öffentlichkeit<br />

zugänglich.<br />

Nun findet Forstwirtschaft aber nicht<br />

hinter einem blickdichten Vorhang statt<br />

– auch nicht die privater <strong>Forstbetrieb</strong>e. Sie<br />

ist jedem von uns im doppelten Wortsinne<br />

zugänglich. Wir können uns aufgrund rechtlicher<br />

Rahmenvorgaben buchstäblich in<br />

<strong>Forstbetrieb</strong>e hineinbegeben und uns ein eigenes<br />

Bild vom Ist machen, ohne jedoch den<br />

Teil des Solls zu kennen, der sich nicht aus<br />

Gesetzen, sondern nur aus betriebsinternen<br />

Dokumenten ableiten lässt. <strong>Der</strong> gemeine<br />

Betrachter neigt dazu, seine Unkenntnis des<br />

konkreten betrieblichen Zielsystems durch<br />

die eigene Erwartung zu ersetzen. Diese<br />

Erwartung muss im Unterschied zum definierten<br />

Zielsystem weder fachlich fundiert<br />

noch begründet sein oder gar kommuniziert<br />

werden.<br />

Und genau hier beginnt ein Problem, das<br />

die Forstwirtschaft z. B. mit der Fußballnationalmannschaft<br />

teilt: So wie es in bestimmten<br />

Zeiten fast 40 Millionen »Bundestrainer«<br />

gibt, so hat man zuweilen den Eindruck, dass<br />

es mindestens ebenso viele »Förster« gibt.<br />

Und wie bei den Fußballexperten kommt erschwerend<br />

hinzu, dass sich auch die Forstexperten<br />

untereinander so gut wie nie einig<br />

sind. Dies liegt zum Teil daran, dass auch die<br />

Bewertung des Ists niemals objektiv erfolgt,<br />

sondern vor dem Hintergrund einer subjektiven<br />

Wahrnehmung.<br />

Für die Betriebsleitung (und den Bundestrainer)<br />

wäre das ohne Belang, wenn solche<br />

»eigenen« Wahrnehmungen anderer vor dem<br />

Hintergrund ihrer eigenen Erwartungen nicht<br />

öffentlich artikuliert werden würden. Werden<br />

sie aber! Sie gelangen sogar in den politischen<br />

Raum, können die gesetzlichen Rahmenvorgaben<br />

beeinflussen – und in manchen Fällen<br />

können sie dazu führen, den Teil der Öffentlichkeit<br />

zu verunsichern, den das Unternehmen<br />

eigentlich über die operative Ebene von<br />

Soll und Ist informiert hatte.<br />

Ist die Öffentlichkeit der Souverän im<br />

öffentlichen Wald?<br />

Noch komplexer verhält sich das Problem im<br />

öffentlichen Wald: Zwar dürfte unbestritten<br />

sein, dass jeder Bürger das Recht auf seine<br />

freie Meinungsäußerung hat, doch stellt sich<br />

durchaus die Frage, ob jedermann daraus<br />

einen Anspruch auf eine Wirksamkeit seiner<br />

Äußerung ableiten kann. Vermutlich nicht.<br />

Schließlich haben wir alle in regelmäßigen<br />

Abständen Gelegenheit, Personen zu wählen,<br />

von denen wir annehmen, dass diese unsere<br />

jeweilige Meinung in den zuständigen Entscheidungsgremien<br />

am besten vertreten werden.<br />

Wir hätten sogar die Chance, uns selbst<br />

zu einem dieser Vertreter wählen zu lassen.<br />

Unbestritten dürfte aber auch sein,<br />

dass viele von uns – wider besseres Wissen<br />

– anders empfinden: Weil öffentlicher Wald<br />

eben öffentlich ist und wir selbst Teil der Öffentlichkeit<br />

(und darüber hinaus einer der<br />

40 Mio. Forstexperten) sind, maßen wir uns<br />

an, mitreden zu können, und machen uns<br />

dabei nicht selten vor, damit sogar eine unmittelbare<br />

Wirkung zu erzielen.<br />

In dieser direkten, unmittelbaren Form<br />

ist die breite Öffentlichkeit jedoch nicht<br />

der Souverän im öffentlichen Wald. Dieses<br />

Recht haben wir auf Zeit an die gewählten<br />

Delegierten abgetreten und können so lange<br />

nur noch mittelbaren Einfluss nehmen.<br />

Wahrnehmung lässt sich nicht verbieten<br />

Dennoch: Die öffentliche (herrschende)<br />

Meinung darüber, ob ein bestimmter öffentlicher<br />

<strong>Forstbetrieb</strong> als optimal bezeichnet<br />

werden kann, ist über diesen mittelbaren<br />

Einfluss und wegen ihres quantitativen Gewichts<br />

durchaus relevant und kann sich bis<br />

in betriebliche Entscheidungen hinein auswirken.<br />

Das kann für die Betriebsleitung ärgerlich<br />

sein, mitunter auch lästig. Es ist aber<br />

im Falle des öffentlichen Waldes noch weniger<br />

zu verhindern als im Privatwald.<br />

Juli | 2008 : proWALD 5


6<br />

Niemandem kann seine Wahrnehmung<br />

verboten werden, und bei uns kann – dankenswerter-<br />

und wertvollerweise – auch<br />

niemandem untersagt werden, darüber zu<br />

sprechen. Auch dann nicht, wenn solche Äußerungen<br />

wertend sind. Wahrnehmung lässt<br />

sich nicht verbieten, und Wahrnehmungen<br />

lassen sich nicht verhindern – auch nicht im<br />

Wald. In keinem Wald. In keiner Besitzart.<br />

Das individuelle »Messen« eigener Wahrnehmungen<br />

an den eigenen Erwartungen<br />

eben auch nicht.<br />

Messlatte Öffentlichkeit<br />

Weil dies so ist, kann ein <strong>Forstbetrieb</strong><br />

meines Erachtens nur dann als »<strong>optimale</strong>r<br />

<strong>Forstbetrieb</strong>« gelten, wenn er von einer<br />

breiten Öffentlichkeit oder zumindest der<br />

deutlichen Mehrheit einer interessierten<br />

Öffentlichkeit als optimal wahrgenommen<br />

wird. Das entbindet ihn überdies nicht, in<br />

seinem Handeln möglichst konsequent und<br />

erfolgreich dem vom Waldbesitzer vorgegebenen<br />

Zielsystem zu entsprechen. Insofern<br />

sind die <strong>Forstbetrieb</strong>e aufgrund ihrer<br />

zwangsweisen Öffentlichkeit und teilweise<br />

erzwungenen Transparenz zu einem besonderen<br />

Spagat gezwungen, den Betriebe, die<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

in geschlossenen Werkhallen produzieren,<br />

nicht kennen: »Optimale <strong>Forstbetrieb</strong>e« sind<br />

sie nur dann, wenn die vom Waldeigentümer<br />

vorgegebenen Ziele optimal umgesetzt<br />

werden und zusätzlich auch die artikulierte<br />

öffentliche Meinung zu einem solchen Urteil<br />

kommt – oder der Einschätzung des Waldeigentümers<br />

zumindest nicht widerspricht.<br />

Ungefähr so, wie die volkswirtschaftliche<br />

Theorie schlicht ausführt, dass Geld all das<br />

und nur das sei, was Geldfunktionen wahrnehme,<br />

kann man analog formulieren, dass<br />

»<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e« all jene und nur<br />

jene Betrieb sind, die vom Waldeigentümer<br />

und der Öffentlichkeit als optimal wahrgenommen<br />

werden. Oder mit anderen Worten:<br />

Ein <strong>Forstbetrieb</strong> ist nur dann ein »<strong>optimale</strong>r<br />

<strong>Forstbetrieb</strong>«, wenn es ihm gelingt,<br />

auf der operativen Ebene ein operational<br />

formuliertes Optimum zu erreichen, und<br />

er gleichzeitig auf der strategischen, politischen<br />

und öffentlichen Ebene ein gesellschaftspolitisches<br />

Optimum erreicht. Zwar<br />

ist eine solche Anforderung im eigentlichen<br />

Wortsinne »zwiespältig«, sie ist aber nicht<br />

unerreichbar.<br />

Parameter des Optimums<br />

Ein so verstandenes umfassendes (oder<br />

zwiespältiges) Optimum basiert auf einer<br />

ganzen Reihe bestimmender Parameter.<br />

Bei einigen davon handelt es sich um klassische<br />

betriebswirtschaftliche Kennzahlen<br />

wie Umsatz, Umsatzentwicklung, Umsatzrendite,<br />

Gewinn oder Verlust, Gesamt- und<br />

Eigenkapitalrentabilität, Produktivitäten<br />

und deren Entwicklung, die Vorratshaltung<br />

und ihre Dynamik, die Liquidität und die<br />

Unternehmensstabilität. Auch Kennzahlen,<br />

die gerne als »weiche Faktoren« bezeichnet<br />

werden, zählen hierzu. Man denke nur an<br />

die Personalfluktuation, Ausfallzeiten bei<br />

Mensch und Maschine und – soweit diese<br />

feststellbar ist – die Arbeitszufriedenheit<br />

und Motivation der Mitarbeiter.<br />

Solche Kennzahlen sind nur in engen<br />

Grenzen (z. B. der Bilanzpolitik) von der<br />

Betriebsleitung, der Geschäftsführung oder<br />

dem Vorstand zu beeinflussen. Sie werden<br />

nach bestimmten Regeln ermittelt und<br />

sind Grundlagen vieler unternehmerischer<br />

Entscheidungen. Sie stammen aus der Geschäftsbuchführung,<br />

der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

sowie aus der Kosten- und<br />

Leistungsrechnung. Das sollte auch bei


einem optimal geführten <strong>Forstbetrieb</strong> so<br />

sein. Optimal sind diese Kennzahlen dann,<br />

wenn sie den Zielvorgaben des Waldbesitzers<br />

entsprechen.<br />

Daraus ist zu schließen, dass wirtschaftlicher<br />

Erfolg eine zwingende Voraussetzung<br />

für einen <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> ist.<br />

Das steht für mich fest. Je nach Zielsetzung<br />

muss das nicht ein anzustrebender maximaler<br />

Gewinn sein, aber die definierten Ziele<br />

müssen auf möglichst wirtschaftlichem Wege<br />

erreicht werden. Das bedeutet, dass alle<br />

dafür durchgeführten Maßnahmen und<br />

getroffenen Entscheidungen zweckmäßig<br />

(also den Zielen dienend) sein und nach<br />

dem ökonomischen Prinzip realisiert werden<br />

müssen.<br />

Die andere Gruppe der Parameter, die einen<br />

<strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> kennzeichnen,<br />

ist hinsichtlich ihrer Wirkungsintensität, bezüglich<br />

ihres Zustandekommens und ihrer<br />

Herkunft deutlich unklarer, unbestimmter<br />

und durchaus einer gewissen Beeinflussung<br />

zugänglich. Sie ist zusammenfassend mit<br />

dem Begriff »Wahrnehmung durch Dritte«<br />

zu fassen. Diese Dritten sind Zulieferer, Kunden,<br />

Partner, Auftragnehmer und Auftraggeber,<br />

Banken, Behörden, Mitarbeiter und – im<br />

Falle der Wälder – eben auch die Öffentlichkeit.<br />

Diese ist teilweise organisiert (z. B. in<br />

Verbänden), teilweise diffus.<br />

Nur Teile dieser Dritten artikulieren ihre<br />

Wahrnehmung, andere nicht. Die Grenzen<br />

zwischen den stummen Wahrnehmern und<br />

jenen, die sich zu Wort melden, sind fließend<br />

und hängen auch vom jeweiligen Thema ab.<br />

So äußert sich ein Teil der Öffentlichkeit gerne<br />

zu Fragen der Jagd, ein anderer zu solchen<br />

des Naturschutzes. Manche reklamieren<br />

Kompetenzen für die Beurteilung der<br />

forstlichen Nachhaltigkeit, andere für deren<br />

Umgang mit Schäden oder Kalamitäten. Die<br />

Tatsache, dass einzelne Personen gleichzeitig<br />

zu mehreren Gruppierungen dieser sich<br />

artikulierender Dritten gehören können,<br />

macht die Sache nicht leichter.<br />

Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die<br />

(öffentliche) Wahrnehmung – ja, sogar die<br />

Erwartung der Öffentlichkeit – z. B. durch<br />

eine professionell gemachte Öffentlichkeitsarbeit<br />

und/oder Lobbyarbeit beeinflussbar<br />

wären. Jedenfalls weit mehr als die betriebswirtschaftlichen<br />

Kennzahlen. Leider ist<br />

auch klar, dass eine solche professionelle<br />

Einflussnahme nicht gerade die Stärke der<br />

»Forstpartie« ist.<br />

Ein <strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong> hingegen<br />

muss seine Vorbehalte gegenüber dem not-<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

wendigen »Klappern zum guten Handwerk«<br />

zurückstellen und darf dieses Feld nicht allein<br />

seinen Kritikern überlassen. Wer dies<br />

nicht kann oder möchte, kann sich allenfalls<br />

einer der beiden Dimensionen des Optimums<br />

annähern, nämlich der operativen.<br />

Optimal ist nicht überall und nicht für<br />

alle <strong>Forstbetrieb</strong>e dasselbe<br />

Da sich die Zielvorgaben des Waldbesitzers<br />

von Betrieb zu Betrieb unterscheiden<br />

– zum Teil sogar erheblich – und weil auch<br />

die Erwartungen der Öffentlichkeit an verschiedene<br />

Betriebe je nach Besitzart, der<br />

Region oder dem historischem Hintergrund<br />

unterschiedlich und im Laufe der Zeit veränderlich<br />

sind, kann es nicht den einen<br />

einzigen <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> im Sinne<br />

eines Benchmarks geben, wobei man unter<br />

einem Benchmark vereinfacht ausgedrückt<br />

den »Klassenbesten« eines Vergleichskollektivs<br />

versteht. In dem für unsere heimischen<br />

Wälder und deren gesellschaftspolitische<br />

Bedeutung idealen Falle gibt es sogar ausschließlich<br />

<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e.<br />

So lange unsere Gesellschaft jedoch den<br />

vielfältigen Wald erwartet, also jenen, der neben<br />

der Nutzfunktion auch die Schutz- und<br />

die Erholungsfunktion mit erfüllt, der landschaftsprägend<br />

für unser Kulturräume ist,<br />

»Naturersatz«, Lebens- und Bewegungsraum,<br />

so lange muss der »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />

darauf Wert legen, auch in diesen Hinsichten<br />

als optimal wahrgenommen zu werden.<br />

In Kurzform<br />

Sehr theoretisch das alles, meinen Sie? Nun<br />

gut, in Kurzform: Als »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e«<br />

können nur solche <strong>Forstbetrieb</strong>e bezeichnet<br />

werden, die von verschiedensten<br />

Interessengruppen positiv wahrgenommen<br />

werden. Das werden sie nur dann, wenn sie<br />

die Ziele des Waldbesitzers erfüllen und sich<br />

gleichzeitig ihrer Öffentlichkeit und umgekehrt<br />

der Erwartungen der sie umgebenden<br />

Öffentlichkeit bewusst sind.<br />

Es gibt nicht nur einen »<strong>optimale</strong>n<br />

<strong>Forstbetrieb</strong>«, sondern möglichst viele. Sie<br />

zeichnen sich durch ein ausgewogenes bzw.<br />

abgestimmtes Nebeneinander von monetären<br />

und nicht-monetären Zielen aus und<br />

haben diese in einem Zielsystem klar definiert.<br />

Noch kürzer: Optimale <strong>Forstbetrieb</strong>e<br />

sind solche, die nicht nur Geld verdienen,<br />

sondern auch unser aller Respekt!<br />

Übrigens, um auf die Eingangsfragen zurückzukommen:<br />

Auf lange Sicht ist im Falle<br />

der Forstwirtschaft das Gegenteil von »optimal«<br />

vermutlich nicht suboptimal, sondern<br />

fatal, weil es z. B. eine suboptimal nachhaltige<br />

Waldwirtschaft nicht geben kann. <strong>Der</strong>en<br />

Wirkung wäre langfristig fatal.<br />

Bastian Kaiser ist Diplom-Forstwirt, hat 1993<br />

promoviert und erhielt nach einer mehrjährigen<br />

Auslandstätigkeit (Venezuela) 1998 den<br />

Ruf auf die Professur für Angewandte Betriebswirtschaft<br />

an der Hochschule für Forstwirtschaft<br />

Rottenburg (HFR). 2001 wurde er<br />

zum Rektor der Hochschule gewählt, die inzwischen<br />

neben der Forstwirtschaft Studiengänge<br />

im Bereich der regenerativen Energien<br />

(Wirtschaft und Technik) sowie speziell zur<br />

Bioenergienutzung und –logistik anbietet.<br />

Seit 2006 ist die HFR offizielles Dekadeprojekt<br />

der UNESCO für die Bildung für<br />

Nachhaltigkeit, 2007 gewann sie den renommierten<br />

Exzellenz-Wettbewerb des Stifterverbandes<br />

der Deutschen Wissenschaft für kleine<br />

und mittlere Hochschulen, an dem sich mit<br />

64 Hochschulen bundesweit ein Viertel aller<br />

Universitäten und Fachhochschulen beteiligt<br />

hatte.<br />

Bastian Kaiser ist stellvertretender Vorsitzender<br />

des <strong>Forstverein</strong>s Baden-Württemberg.<br />

Er hat sich zu den (Forst-)Verwaltungsreformprozessen<br />

mehrerer Bundesländer<br />

geäußert.<br />

n<br />

Fotos: Landesforsten Rheinland-Pfalz, FVA<br />

BW, Christine Große<br />

Juli | 2008 : proWALD 7


... »Aha, Förster ... Haben Sie auch einen Dackel?<br />

... Nein? Aber Sie sind doch den ganzen<br />

Tag draußen! ... Auch nicht? ... Wie, Sie arbeiten<br />

am Computer!?!« So oder so ähnlich laufen<br />

oft Gespräche zwischen Nichtförstern<br />

und Förstern ab. Es gibt viele Klischees, die<br />

ein Förster und die gesamte Forstwirtschaft<br />

bedienen müssen. Dabei hat man schon<br />

fast das Gefühl, einen steinzeitlichen Beruf<br />

in einer rückständigen Branche auszuüben.<br />

Doch während sich in der Landwirtschaft<br />

niemand mehr über den Einsatz von<br />

300 PS starken Schleppern anstatt 1 PS starker<br />

Ackergäule wundert, scheint das Wort<br />

»Hightech« selten im Zusammenhang mit<br />

Forst oder Holz gebraucht zu werden.<br />

Manch einem, der mit offenen Augen<br />

durch die Welt geht, werden zumindest<br />

schon die zig Tonnen schweren Vollernter<br />

(Harvester) oder das industrielle Ausmaß<br />

moderner Sägewerke mit jährlichen Einschnittskapazitäten<br />

von Millionen von Holzkubikmetern<br />

aufgefallen sein.<br />

8 proWALD : Juli | 2008<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

<strong>Der</strong> moderne <strong>Forstbetrieb</strong><br />

Gerade im Bereich der Holzerntetechnik<br />

hat, aus Skandinavien kommend, in den<br />

letzten 20 Jahren eine rasante Entwicklung<br />

stattgefunden. Dabei sind die Anforderungen<br />

an die Maschine und die Technik<br />

oftmals höher als in der Landwirtschaft. Wie<br />

überall wurde und wird der Mensch durch<br />

die Maschine ersetzt (auch aus Arbeitssicherheitsgründen).<br />

Dieses führt letztendlich<br />

zu einer rationellen Waldbewirtschaftung<br />

und großen Betriebseinheiten.<br />

War früher ein Forstamt mit acht Revieren<br />

2.500 ha groß, so sind heutzutage Forstreviere<br />

von 2.500 ha Größe schon Normalität.<br />

Handschriftliche Holzlisten sind bei solchen<br />

Betriebsstrukturen nicht mehr zielführend.<br />

Moderne EDV wird benötigt.<br />

Schwerpunkte des Einsatzes von EDV<br />

sind in einem <strong>Forstbetrieb</strong> die Betriebsplanung<br />

und -steuerung, die Logistik und die<br />

digitale Kartographie (GPS etc.). Darüber<br />

hinaus findet zunehmend eine enge Vernetzung<br />

aller Beteiligten der Wertschöpfungs-<br />

von Marcus Kühling<br />

kette Holz statt: Forstserviceunternehmen<br />

sowie die Holz- und Papierindustrie werden<br />

in die Prozesse eingebunden.<br />

Doch wie sieht der moderne <strong>Forstbetrieb</strong><br />

aus? Eine stark vereinfachte Darstellung soll<br />

Aufschluss darüber geben, was momentan<br />

möglich ist.<br />

Am Anfang steht die Forsteinrichtung.<br />

Spezielle digitale Satelliten- oder Luftbildinformationen<br />

lassen auf Baumarten,<br />

Baumartenverteilungen und -höhen, Vorräte,<br />

Nährstoffangebot etc. schließen. Genauere<br />

Daten in wertvollen Beständen lassen<br />

sich vor Ort mit speziellen elektronischen<br />

Datenerfassungsgeräten aufnehmen. Eingelesen<br />

werden sie in ein elektronisches<br />

Revierbuch, dem das digitale Forsteinrichtungswerk<br />

zugrunde liegt. Aufgrund der<br />

ständigen Verfügbarkeit der Daten kann die<br />

Einrichtung jederzeit aktualisiert werden<br />

(z. B. nach Sturmschäden und Kalamitäten).<br />

Auch ein virtuelles 3-D-Bestandesmodell<br />

auf dem Rechner ist generierbar.


Das Betriebssteuerungsprogramm errechnet<br />

aus den Daten Durchforstungsdringlichkeiten<br />

und Entnahmesätze und<br />

kann verschiedene Sortimentierungsszenarien<br />

kalkulieren. Apropos Sortimente:<br />

Was das für die Anforderungen an eine Software<br />

bedeutet, zeigt der Umstand, dass ein<br />

normaler <strong>Forstbetrieb</strong>, der mit 15 verschiedenen<br />

Baumarten ausgestattet ist, unter<br />

Einbeziehung von Qualitäten, Durchmesser<br />

etc. auf mehrere Millionen Produktkombinationsmöglichkeiten<br />

kommt. All die Daten<br />

sind auch auf dem mobilen Handheld<br />

des Revierleiters verfügbar, der ständig mit<br />

dem Betriebsrechner online verbunden ist.<br />

<strong>Der</strong> Förster kann gegebenenfalls vor Ort die<br />

kalkulierten Daten verifizieren oder anpassen.<br />

Die Durchforstungsdaten schickt er, versehen<br />

mit dem Arbeitsauftrag und dem Kartenmaterial,<br />

in elektronischer Form direkt<br />

an den Forstunternehmer. Dieser wiederum<br />

verfügt über eine Schnittstelle, die diese<br />

Daten in sein Programm und somit in seine<br />

Arbeitsplanung einfließen lässt. Auch der<br />

Fahrer des Harvesters hat auf seinem Bordcomputer<br />

die erforderlichen Daten, wenn er<br />

in dem entsprechenden Hieb arbeitet. Das<br />

erfasste Harvestermaß wird an den Forstunternehmer<br />

oder den <strong>Forstbetrieb</strong> gesendet<br />

und somit der aktuelle Stand der Aufarbeitung<br />

dokumentiert.<br />

Arbeitet der Forstunternehmer im Auftrag<br />

eines Sägewerkes, kann auch der umgekehrte<br />

Fall eintreten, dass die Sortimentierung<br />

des Holzes dem aktuellen Bedarf des<br />

Sägewerks angepasst wird. Durch die ständige<br />

Synchronisation der Daten in Echtzeit<br />

wird der Harvesterfahrer online darüber<br />

informiert, wie viel er noch von welchem<br />

Sortiment einzuschneiden hat.<br />

Darüber hinaus ist durch GPS die Steuerung<br />

der Holzerntemaschinen möglich. Sie<br />

kann vor dem Verlassen der Rückegassen<br />

warnen, aber auch anzeigen, wenn Biotope<br />

in dem Bestand vorhanden sind.<br />

Ist der Einschlag beendet und wurde das<br />

Holz an die Waldstraße gerückt, muss es vom<br />

Wald in das Sägewerk transportiert werden.<br />

Gegebenenfalls ist zunächst eine Erfassung<br />

der Holzpolter seitens des <strong>Forstbetrieb</strong>es<br />

notwendig. Hierzu fährt der Forstmann in<br />

seinem Auto mit einer speziellen digitalen<br />

Kamera vorbei, die ein Bild der Stirnfläche<br />

des Polters erstellt. Mit einer Software werden<br />

dann die Stückzahl und die Durchmesser<br />

ermittelt. Diese Daten werden als Waldmaß<br />

in das Betriebsprogramm eingelesen<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

und dienen dem Transportunternehmer<br />

und dem Sägewerk als Information.<br />

Für den Holztransport an sich ist eine<br />

genaue Logistik entscheidend. Die zeitaufwendige<br />

Suche nach Holzpoltern durch den<br />

Fahrer des Lkw entfällt. Ein Navigationssystem,<br />

in dem auch alle Waldstraßen mitsamt<br />

ihrem Befahrbarkeitszustand verzeichnet<br />

sind, ist auf dem Lkw vorhanden. Die genaue<br />

Position sowie die relevanten Informationen<br />

des Holzpolters sind im Navigationssystem<br />

hinterlegt. Ist das Polter verladen,<br />

wird das Sägewerk informiert, wann der<br />

Holztransporter mit welcher Lieferung am<br />

Werk eintreffen wird. Im Sägewerk kann so<br />

die Holzanlieferung koordiniert und können<br />

lange Wartezeiten vor der Vermessungsanlage<br />

vermieden werden.<br />

<strong>Der</strong> Lkw-Fahrer kann sich entweder über<br />

einen Barcode am Eingangsterminal anmelden,<br />

oder die Stämme sind mit Mikrochips,<br />

auf denen alle Daten der Fuhre verzeichnet<br />

sind, versehen und werden gescannt.<br />

In der Vermessungsanlage wird das Holz<br />

nochmals überprüft, und die Daten werden<br />

zusammen mit dem vereinbarten Preis zu<br />

dem liefernden <strong>Forstbetrieb</strong> gesendet, der<br />

wiederum diese Daten in sein System einspielt<br />

und nach einer Kontrolle die Rechnung<br />

stellen kann. Die Daten gelten auch<br />

als Abrechnungseinheit für den Forst- und<br />

den Transportunternehmer.<br />

Soweit der kurze Überblick über das Szenario<br />

eines modernen <strong>Forstbetrieb</strong>es, wie er<br />

sich heutzutage darstellen könnte. Voraussetzung<br />

dafür ist allerdings eine Kooperation<br />

der Beteiligten, basierend auf vertrauens-<br />

voller Zusammenarbeit und dem Willen, die<br />

technischen Innovationen auch weiterhin<br />

voranzutreiben. Wer Angst hat, dass es in<br />

Zukunft nur noch den virtuellen Förster im<br />

virtuellen Wald geben wird, sei dahingehend<br />

beruhigt, dass die Forst- und Holzwirtschaft<br />

stark mit der Natur zusammenarbeiten muss<br />

– und die hält, wie wir aus der Praxis wissen,<br />

immer Überraschungen bereit.<br />

M. Sc. (Forstwissenschaften) Marcus Kühling<br />

ist Forstassessor und arbeitet für die Firma<br />

SAVCOR IT GmbH in Beverungen.<br />

n<br />

Fotos: Savcor, Marcus Kühling<br />

Juli | 2008 : proWALD 9


»Still Counting The Rings« – Noch immer<br />

zähle ich die Jahresringe – unter diesem Titel<br />

ist in Kanada die Autobiografie Gerald<br />

Burchs, genannt Gerry Burch, erschienen. Es<br />

ist ein Leben, das die kanadische Forstwirtschaft<br />

nachzeichnet. Ebenso ja teilweise Ihr<br />

Leben, denn sie haben lange in nordamerikanischen<br />

Wäldern gearbeitet. Was, Freiherr<br />

von Elverfeldt, ist das Charakteristische dieser<br />

Wälder? Ich selbst habe den Anfang dieser<br />

forstwirtschaftlichen Entwicklung 1956<br />

miterlebt – in Oregon, USA, das liegt ja direkt<br />

daneben. Es gibt dort ähnliche Waldverhältnisse<br />

im Küstengebirge wie in Britisch<br />

Kolumbien. Da wurde im Grunde reine Exploitationswirtschaft<br />

betrieben. Das heißt,<br />

Kahlschläge wurden in den Nadelurwald<br />

gelegt, und rausgeholt wurde nur das, was<br />

stärker als 30 cm war. <strong>Der</strong> Rest blieb liegen.<br />

Ich habe damals den amerikanischen Forstleuten<br />

gesagt: »Das Holz, was ihr hier liegen<br />

lasst, das möchte ich in Deutschland haben,<br />

dann wäre ich Millionär!«<br />

Und wie haben sie darauf reagiert?<br />

Mit Verwunderung. Denn sie kannten es<br />

ja nicht anders. Das wurde nun mal in den<br />

USA wie in Kanada gleich behandelt, es war<br />

ja immer Staatsforst. Und diese staatlichen<br />

Urwaldbestände wurden an Holzeinschlagsfirmen<br />

vergeben. In Kanada nannte man das<br />

tenure, eine Art Nutzungspacht. Allerdings<br />

beaufsichtigte die Forstverwaltung das, was<br />

in diesen Gebieten geschah. Und für das geschlagene<br />

Holz musste dann eine Abgabe,<br />

eine stumpage, gezahlt werden. Außerdem<br />

waren die Holzeinschlagsfirmen verpflichtet,<br />

einerseits die Wege zu bauen (die gab es in der<br />

Wildnis ja nirgends) und andererseits wieder<br />

aufzuforsten, und das alles unter der Aufsicht<br />

des Forest Service. Das führte natürlich dazu,<br />

dass mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein<br />

in den 80er-Jahren das System in<br />

die Kritik kam. Und damit bekamen die Firmen<br />

auch Naturschutzauflagen.<br />

10 proWALD : Juli | 2008<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

»Still counting the rings«<br />

Die nutzung der nordamerikanischen<br />

urwälder hat sich geändert<br />

Interview mit Alexander Freiherr von Elverfeldt<br />

Welche waren das?<br />

Nun, die staatlichen Forstleute hatten eigentlich<br />

schon immer angemahnt, sich an<br />

die natürlichen Verhältnisse zu halten. Das<br />

haben die da drüben heute vor Augen. Auch<br />

die Sukzession, also die Abfolge der natürlichen<br />

Entwicklung. Wozu in Nordamerika<br />

auch gehört, dass überalterte Wälder mal<br />

abbrennen, beispielsweise wegen eines<br />

Blitzschlags.<br />

Das heißt, mit diesem sozusagen natürlichen<br />

Kahlschlag durch Waldbrände wurden die<br />

Kahlschläge gerechtfertigt?<br />

Damit wurde argumentiert. Denn so entsprach<br />

diese Waldbewirtschaftung ziemlich<br />

der natürlichen Abfolge. Aber so lief<br />

das in den 50er-Jahren noch nicht, aber<br />

dann entwickelten sich feste Bewirtschaftungsgrundsätze,<br />

und man versuchte, sich<br />

der natürlichen Abfolge dieser Wälder anzupassen.<br />

Beispielsweise in Bezug auf den<br />

Gewässerschutz, weil es plötzlich Probleme<br />

mit der Fischerei gab, weil z. B. die jungen<br />

Lachse nicht heranwuchsen. Das heißt, man<br />

begann schonender mit den Wäldern umzugehen.<br />

Welche Bewirtschaftungsgrundsätze waren<br />

das?<br />

Im Grunde richtete man sich mehr nach<br />

der natürlichen Sukzession, die natürlich<br />

je nach Landschaft unterschiedlich ist. Und<br />

die Wiederbegründung der Bestände wurde<br />

möglichst so gestaltet, dass leistungsfähige<br />

Bestände wieder heranwuchsen. Gerry<br />

Burch hat in seinem Buch sehr schön dargestellt,<br />

wie sich die Waldbestände zwischen<br />

1960 und 1980 entwickelt haben.<br />

Ich habe das an einem Beispiel auch erlebt.<br />

Ich bin 1990 mit drei Forstleuten aus der<br />

ehemaligen DDR (die in Deutschland die<br />

größten zusammenhängenden Douglasienbestände<br />

hat) umhergereist. Als wir nun vor<br />

Ort die nordamerikanischen Wälder sahen,<br />

schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen,<br />

als sie die Kahlschläge sahen. Also<br />

habe ich sie an einen kanadischen Forstmann<br />

übergeben, der sie zehn Tage lang<br />

durch die entsprechenden Wälder führte.<br />

Und als wir zurückflogen, meinte einer:<br />

»Nachdem ich das jetzt hier zehn Tage lang<br />

gesehen habe – so falsch machen die das<br />

hier gar nicht.« Man kann eben mit Douglasien<br />

so umgehen.<br />

Und inzwischen gibt es ja jetzt dort auch<br />

eine Menge Naturschutz – es gibt riesige<br />

Schutzgebiete, die strikt beachtet werden.<br />

Die reine Ausbeutungswirtschaft der 50er-<br />

Jahre gibt es so heute nicht mehr.<br />

Das hat sich geändert?<br />

Ja, aber es hat sich bei uns nicht herumgesprochen.<br />

Ich bin da selbst mit in der Bütt<br />

gewesen. Denn Anfang der 80er-Jahre kamen<br />

ja auch bei uns die Proteste gegen diese<br />

amerikanischen und kanadischen Kahlschläge<br />

hoch. Beispielsweise gab es eine<br />

Aktion von Greenpeace gegen kanadischen<br />

Zellstoff. Und die Kanadier waren hier in<br />

Deutschland ziemlich hilflos, für ihre Sache<br />

einzutreten. Sie waren auch wohl nicht gewohnt,<br />

mit deutscher Presse umzugehen.<br />

Ich wurde um Hilfe gebeten, und ich habe<br />

dann meine kanadischen Freunde und ihre<br />

Forstwirtschaft in Diskussionen verteidigt.<br />

Mir ist seinerzeit klar geworden, dass der<br />

weltweiten Forstwirtschaft eine internationale<br />

Dachorganisation fehlt, um sich gegen<br />

weltweit operierende Organisationen wie<br />

z. B. Greenpeace oder WWF zu wehren. Aufklärung<br />

hätte damals den Kanadiern helfen<br />

können – aber das gab es nicht.<br />

Alexander Freiherr von Elverfeldt war von<br />

1986 bis 1995 Präsident des DFWR sowie<br />

lange Jahre Vorsitzender des Waldbauernverbandes<br />

NRW.<br />

n<br />

Fotos rechts von Karsten Schulze


Buchbesprechung<br />

W.G. (Gerry) Burch: »Still Counting The<br />

Rings«. Autobiographie (Noch immer zähle<br />

ich die Jahresringe).<br />

Gerry Burch (83) einer der bekanntesten<br />

Forstleute in British Columbia, Canada, hat<br />

über sein Leben ein Buch geschrieben. Es<br />

ist für alle, die sich für die Forstgeschichte<br />

Nordamerikas interessieren oder, wie ich,<br />

einen Teil davon miterlebt haben, ein faszinierendes<br />

Werk.<br />

Gerry Burch beschloss schon als Schüler,<br />

Forstmann zu werden. Im zweiten Weltkrieg<br />

meldete er sich freiwillig als Offiziersbewerber<br />

zur kanadischen Marine. Hier lernte er<br />

als Schiffsoffizier, seine Eigenwilligkeit zu<br />

beherrschen und vor allem eine vorbildliche<br />

Menschenführung, die ihm sein Leben lang<br />

zugute kam.<br />

In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg<br />

begann er seine Forstkarriere von<br />

der Pike auf als Fachmann in der Inventarisierung<br />

der unberührten Nadelurwälder<br />

British-Columbias. Nur mit Axt, Kompass,<br />

Zuwachsbohrer, Meßkette und Meßstock<br />

ausgerüstet, kämpfte er sich mit den jeweiligen<br />

Teams auf spikebewehrten Schuhen<br />

durch den dichten Unterwuchs und über<br />

Totholz hinweg. In regelmäßigen Abständen<br />

wurden Meßlinien angelegt und die Holzar-<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

ten und Volumina dazwischen ermittelt, um<br />

den Einschlagsfirmen Daten an die Hand zu<br />

geben. Tagelang lebte man im Zelt. Alle Ausrüstung<br />

musste auf dem Buckel in den Wald<br />

geschleppt werden. Bei den reichen Niederschlägen<br />

des Küstengebirges waren die<br />

Männer fast täglich nass bis auf die Haut.<br />

Gerry Burch verbesserte mit wachsender<br />

Fachkenntnis und großem Interesse die Arbeitsverfahren<br />

und machte damit auf sich<br />

aufmerksam. Bald wurde er befördert und<br />

erweiterte seine Kenntnisse durch ein Studium<br />

an der Universität von British Columbia<br />

in Vancouver. <strong>Der</strong> Holzkonzern British<br />

Columbia Forest Products Co. (BCFP) stellte<br />

ihn ein, und er wurde Chief Forester dieses<br />

Unternehmens. Gerry engagierte sich für<br />

eine umweltgerechte fachlich bessere Waldbaumethode.<br />

Er setzte sich für die nach dem<br />

Kriege neu entstandene Association of British<br />

Columbia Professional Foresters ein, eine<br />

Vereinigung von Forstleuten, die für ihre<br />

Mitgliedschaft eine strenge Berufseignungsprüfung<br />

voraussetzt. Die Dachorganisation<br />

dieser Vereinigung auf Landesebene, das<br />

Canadian Institute of Forestry (CIF), wählte<br />

ihn 1971 zu ihrem Präsidenten.<br />

1988 trat Gerry Burch in den Ruhestand<br />

und arbeitete bis 1996 als forstlicher Berater<br />

von Holzunternehmen und Provinzregie-<br />

rung. Er veröffentlichte ein Buch »The Working<br />

Forest«, in dem er mit eindrucksvollen<br />

Fotos nachweist, dass die von der Öffentlichkeit<br />

so sehr verurteilten Kahlschläge und<br />

Pflanzungen der Jahre 1920 bis 1970 inzwischen<br />

zu massereichen gesunden Beständen<br />

herangewachsen sind. Als passionierter<br />

Tiefseetaucher suchte er als Ruheständler<br />

in den Seen des Landes nach versunkenen<br />

wertvollen Stämmen und ließ sie heben und<br />

verarbeiten.<br />

Am Ende seines Buches beklagt Gerry<br />

Burch das nachlassende Ansehen des Forstberufes<br />

in der Öffentlichkeit. Er führt dies<br />

auf die mangelnde Selbstdarstellung der Betroffenen<br />

zurück. »Die Forstleute sind nicht<br />

wie Lämmer, die, zur Schlachtbank geführt,<br />

blöken – Forstleute sind wie absterbende<br />

Hemlocktannen im Urwald, die still vor sich<br />

hin faulen.«<br />

Das Buch ist nicht im Buchhandel erhältlich,<br />

sondern nur über die Tochter des<br />

Autors (brendadumont@shaw.ca) oder über<br />

Ms. Debbie Berto, 5594 Molina Road, North<br />

Vancouver, V7R 4P4 B.C., Canada zu beziehen.<br />

Eine teilweise Übersetzung durch mich<br />

ist in Vorbereitung. Wer sich dafür interessiert,<br />

wende sich an aelverf@aol.com oder<br />

Alexander von Elverfeldt, sen., Am Echelnstein<br />

12, 34431 Marsberg-Canstein.<br />

Juli | 2008 : proWALD 11


Von A wie Ausastungsarbeiten bis Z wie<br />

Zaunbau reicht das Angebotsspektrum der<br />

Hess GmbH, die in Kirchzell im bayerischen<br />

Odenwald vor über 40 Jahren gegründet<br />

wurde. Begonnen hat alles mit der Zapfenpflückerei,<br />

einer traditionsreichen Arbeit,<br />

deren Geschichte in dem nordbayerischen<br />

Dorf bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.<br />

Damals war der Landstrich in der Nähe<br />

von Amorbach wegen der Pest und des Dreißigjährigen<br />

Krieges entvölkert. <strong>Der</strong> Bischoff<br />

von Mainz siedelte deshalb dort Spezialisten<br />

aus Südtirol an, die die Zapfen zur Samengewinnung<br />

von den Bäumen holten.<br />

Auch die Familie von Firmengründer<br />

Rudolf Hess blickt auf mehrere Generationen<br />

Zapfenpflückerei zurück. Er wollte<br />

12 proWALD : Juli | 2008<br />

aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />

Die hess gmbh –<br />

Forstlicher alleskönner<br />

vom zapfenpflücker zum anbieter von allen<br />

wald-Dienstleistungen<br />

ursprünglich Förster werden, nach Krieg<br />

und Gefangenschaft war die für ihn vorgesehene<br />

Stelle aber besetzt, und so arbeitete<br />

er als Vorarbeiter in <strong>Forstbetrieb</strong>en, bevor er<br />

1965 seine eigene Firma gründete und sich<br />

zunächst auf die alte Tradition des Zapfenpflückens<br />

besann.<br />

»Zapfenpflücken war eine Notstandsbeschäftigung,<br />

die wurde im Winter von Leuten<br />

ausgeübt, die es in der Regel nicht gelernt<br />

hatten«, erklärt der heutige Firmeninhaber<br />

und Sohn des Firmengründers Karlheinz<br />

Hess die Firmengeschichte. »Die haben im<br />

Sommer auf dem Bau gearbeitet oder sonst<br />

irgendwo und hatten im Winter keine Arbeit.<br />

Da sie ihre Familie ernähren mussten, sind<br />

sie im Winter auf Bäume geklettert. Das war<br />

Text von Wolfgang Brauer<br />

schwierig und auch sehr unfallträchtig, da<br />

gab es sehr viele Verletzungen und auch tödliche<br />

Unfälle.« Denn für die gefährliche und<br />

unfallträchtige Arbeit mussten die Spezialisten<br />

nicht nur schwindelfrei sein, sondern<br />

auch in 20 oder 30 Metern Höhe wie »bei<br />

Seegang« arbeiten können.<br />

»Meine Mutter hat mich nur sehr ungern<br />

steigen lassen«, erinnert sich Karlheinz Hess.<br />

»<strong>Der</strong> Senior ist zigmal verunglückt, der hat<br />

kaum einen Knochen, der nicht schon mal<br />

gebrochen war. Er hat viel Glück gehabt, und<br />

meine Mutter wollte nicht noch einen in der<br />

Familie haben, der so viele Krankenhausaufenthalte<br />

hat.«<br />

<strong>Der</strong> Betrieb war wohl der größte Spezialbetrieb<br />

fürs Zapfenpflücken in Deutsch-


land. Die Firma hatte Flächen in vielen Gegenden<br />

Deutschlands gepachtet, um dort<br />

die verschiedenen Samen zu ernten. »Wir<br />

sind in der Sommerzeit, es war meistens in<br />

der Schulferienzeit, quer durch Deutschland<br />

gefahren, speziell durch den Schwarzwald,<br />

das Allgäu und den Bayerischen Wald,<br />

und haben uns die ganzen Erntebestände<br />

für die Baumschulen angeschaut«, so<br />

Hess.<br />

Das Ende der Zapfenpflückerei kam mit<br />

dem Jahrhundertsturm Wiebke 1990. Zapfenpflücker<br />

waren nun nicht mehr gefragt,<br />

stattdessen wurden alle Arbeitskräfte und<br />

Firmen mobilisiert, die mit der Säge umgehen<br />

konnten. Durch das Zapfenpflücken<br />

hatte Rudolf Hess weitreichende Kontakte<br />

zu den Staatlichen Forstämtern. Deshalb<br />

wuchs die Firma schnell in weitere Aufgaben<br />

der Forstwirtschaft hinein: Fällen, Rückearbeiten,<br />

Schälen, Transport, Aufforsten.<br />

Während andere Forst-Firmen sich mehr<br />

und mehr spezialisierten, dachte Hess als<br />

eines der ersten Unternehmen der Branche<br />

ganzheitlich und bot die ganze Palette der<br />

Dienstleistungen im Wald an. Die Philosophie<br />

dahinter: »Wenn ich alles anbiete, bin<br />

ich mir sicher, dass ich für alles nachgefragt<br />

werde«, erklärt Firmeninhaber Karlheinz<br />

Hess. Hinzu kommt, wenn in einzelnen<br />

Forst-Sparten die Preise in den Keller rutschen,<br />

kann Hess auf andere, lukrativere Arbeiten<br />

ausweichen und muss sich nicht am<br />

Preiskampf in einem Segment beteiligen.<br />

Zu den exotischen Dienstleistungsangeboten<br />

der Kirchzeller Firma gehört sogar ein<br />

aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />

Kettensägekurs für Privatleute, die so lernen,<br />

ihr Brennholz zu schneiden.<br />

Über seine Tochterfirma Interforst betreibt<br />

das Unternehmen auch eine Holzbörse<br />

und einen Holzhandel, der inzwischen zu<br />

rund 80 Prozent zum Firmenumsatz beiträgt.<br />

In den letzten Jahren wurde der Holzhandel<br />

ins Ausland stetig ausgeweitet. Ein wichtiger<br />

Kunde von Hess sitzt in Polen, der Möbel für<br />

ein internationales Einrichtungshaus produziert.<br />

Andere Fuhren gehen nach Asien,<br />

speziell nach Indien, China und Korea. »Aus<br />

den ehemaligen Schwellenländern sind inzwischen<br />

längst Industrieländer geworden.<br />

Die benötigen außer Stahl und Energie auch<br />

mehr Holz«, so der Firmenchef. Gebraucht<br />

werden dort Bauholz und Möbelholz. Geliefert<br />

wird dieses Holz als sogenanntes Rundholz<br />

im Container. Die Transportbehälter<br />

werden zunächst auf Binnenschiffe verladen<br />

und dann je nach Frachtkosten über Hamburg,<br />

Rotterdam oder Antwerpen verschifft.<br />

Ein Grund für den Holzexport der Hess<br />

GmbH nach Asien sind die niedrigen Frachtpreise,<br />

weiß Karlheinz Hess: »Indien, China<br />

und Korea brauchen viele Container für den<br />

Export der dort hergestellten Waren nach<br />

Europa. Wegen des Tiefgangs können die<br />

Schiffe aber nicht mit leeren Containern<br />

dorthin fahren. Deshalb ist es manchmal ein<br />

Witz, wie wenig oft der Transport des Holzes<br />

nach Asien kostet, wenn man sich überlegt,<br />

wie teuer die Fahrerei in Deutschland ist.«<br />

Eine völlig neue Art der Holzbewirtschaftung<br />

betreibt die Hess GmbH seit<br />

Anfang 2004 in Großheubach in der Nähe<br />

von Miltenberg in Unterfranken, unweit des<br />

Firmensitzes. Dort pachtete die Firma den<br />

Gemeindewald, der bisher vom Staatlichen<br />

Forstamt betreut wurde. Jahrelang hatte die<br />

Gemeinde ein Minus mit ihrem Wald gemacht.<br />

Nachdem das Entgelt an den Staatsforst<br />

für die Betreuung des Gemeindewaldes<br />

nochmals erhöht werden sollte, entschloss<br />

sich die Gemeinde, ihren Forst zu verpachten.<br />

Da Karlheinz Hess den Großheubacher<br />

Wald bereits gut kannte, bewarb er sich,<br />

legte der Gemeinde ein Zukunftskonzept<br />

für die Bewirtschaftung und die nachhaltige<br />

Nutzung ihres Waldes vor und wurde<br />

unter gut einem halben Dutzend Bewerbern<br />

ausgewählt. »Ich habe nicht mit dem<br />

Sturm der Entrüstung gerechnet, der dann<br />

kam«, erinnert sich Karlheinz Hess. »Es war<br />

Wiebke hoch drei. Selbst in der Pfalz, wo ich<br />

bei Forstämtern war, sprach man mich noch<br />

darauf an, warum ich so etwas mache.« Die<br />

Kritiker meinten, der Vorstoß von Hess würde<br />

dazu führen, dass alle Förster entlassen<br />

würden und dann nur noch Unternehmer<br />

kämen, die den Wald weghackten. Das hat<br />

sich Karlheinz Hess immer wieder anhören<br />

müssen und darauf geantwortet: Ich will den<br />

Wald nicht weghacken, ich will ihn verbessern.«<br />

Hess hatte ein Tabu gebrochen. Die<br />

Kritiker des Projekts befürchteten, dass der<br />

Forstunternehmer den Wald selbst auszeichne,<br />

einschlage und das Holz bei Nacht<br />

und Nebel abtransportiere und ihm keiner<br />

nachweisen könne, welche Menge er geern-<br />

Juli | 2008 : proWALD 13


tet habe. »Die ersten Jahre waren frustrierend<br />

für mich. Da kamen sonntags Kritiker,<br />

haben scheinbar nur ihren Hund spazieren<br />

geführt und dabei ›zufällig‹ die Rückegassenabstände<br />

gemessen.«<br />

Inzwischen sind dreieinhalb Jahre seit<br />

der Übernahme vergangen, und der Sturm<br />

der Entrüstung hat sich gelegt. Schließlich<br />

wurde das Projekt von Anfang an vom Gemeinderat<br />

und von der Forstverwaltung begleitet<br />

und kontrolliert. Inzwischen genießt<br />

das Vorhaben von Karlheinz Hess bei allen<br />

Fraktionen des Großheubacher Gemeinderates<br />

vollstes Vertrauen, andere Orte überlegen,<br />

sich dem Projekt anzuschließen.<br />

<strong>Der</strong> Vorteil für die Hess GmbH: Sie kann<br />

im gepachteten Wald ihre eigenen Mitarbeiter<br />

und Maschinen optimal einsetzen, zum<br />

Beispiel dann, wenn es gerade nicht so viele<br />

Fremdaufträge gibt. »Wir arbeiten nicht billiger,<br />

aber wir können nun unsere Maschinen<br />

besser koordinieren. Ich habe eine sichere<br />

Holzlieferung, die ich in die Vermarktung<br />

mit einbringen kann«, so Hess.<br />

<strong>Der</strong> Pachtvertrag in Großheubach läuft<br />

zunächst zehn Jahre. Dann muss Karlheinz<br />

Hess den Wald wieder »im ursprünglichen<br />

Zustand« an die Gemeinde zurückgeben.<br />

Damit es dabei zu keinen Missverständnissen<br />

und Reklamationen kommt, hat<br />

der Forst-Unternehmer aus Kirchzell im<br />

Odenwald die gepachtete Fläche samt<br />

Bäumen genau vermessen und will ein<br />

geographisches Informationssystem (GIS)<br />

aufbauen. Damit lassen sich die Bestände<br />

14 proWALD : Juli | 2008<br />

aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />

aufnehmen und digitalisieren. Spezielle<br />

Kundenwünsche sind dann per Computer<br />

sofort erfüllbar, denn alle Stämme werden<br />

vor Ort sofort vermessen und mit genauer<br />

Ortsangabe datenmäßig erfasst. »Wer speziell<br />

Fichten einkaufen möchte, erhält binnen<br />

weniger Minuten genaue Einzelheiten<br />

über Menge, Qualität und Lage des Holzes«,<br />

so Hess. »Damit ist es zum Beispiel Fuhrunternehmern<br />

möglich, Stämme unabhängig<br />

von unserer Firma zu jeder Zeit anzufahren<br />

und das Holz abzuholen.«<br />

Karlheinz Hess geht es bei dem Pilotprojekt<br />

im Odenwald aber nicht nur um<br />

die <strong>optimale</strong> Wald- und Holz-Nutzung. Er<br />

möchte den Wald dort ganz neu aufbauen.<br />

Dazu zählt auch ein Lieblingsprojekt des<br />

47-jährigen Forstunternehmers: ProForst.<br />

Dahinter verbirgt sich eine Marketing- und<br />

Image-Kampagne für den Wald.<br />

Dazu möchte Hess zum Beispiel örtliche<br />

Unternehmen ansprechen und sie dafür gewinnen,<br />

den Wald zum Imageträger für ihre<br />

Firma zu machen. »Die Frage ist, muss es<br />

immer nur Werbung beim örtlichen Fußballverein<br />

sein, bei Bayern München oder<br />

mit Boris Becker?«, so die Überlegungen<br />

vom Firmenchef. »Kann man nicht auch mit<br />

einem Sponsoring unseres Waldes den gleichen<br />

Effekt erzielen und seinen Bekanntheitsgrad<br />

hochschrauben? Natürlich kann<br />

dann der Sponsoring-Partner nicht das örtliche<br />

Sägewerk sein, das sagt, ihr habt den<br />

schönsten Wald in der Gegend, und morgen<br />

hole ich ihn mir ab. Aber es könnte doch ein<br />

Metall verarbeitender Betrieb sein oder ein<br />

Autohaus, dass damit wirbt, dass es durch<br />

die Unterstützung des Waldes auch etwas für<br />

die Umwelt tut.«<br />

Die Hess GmbH bietet inzwischen nicht<br />

nur Forstdienstleistungen an, sondern betreibt<br />

seit einigen Monaten auch einen<br />

Hausmeister- und Objekt-Service für die<br />

Koordinierung von Bau- und Renovierungsarbeiten,<br />

Wohnungsauflösungen, Winterdienst,<br />

Reinigungsarbeiten, Rasenpflege<br />

sowie Wasser- und Zählerstandsablesungen.<br />

»50 Prozent der Hausmeistertätigkeiten<br />

sind Rasen mähen und Hecken schneiden.<br />

Das können wir mit unseren Leuten auch«,<br />

scherzt der 47-jährige Unternehmer aus<br />

dem Odenwald.<br />

Außerdem betreibt Hess schon seit vielen<br />

Jahren einen Gartenbaubetrieb und<br />

hat damit auch ein wenig sein Hobby zum<br />

Zweitberuf gemacht. »Hätte ich nicht den<br />

Betrieb übernommen, den meine Eltern<br />

aufgebaut haben, so hätte ich gerne einen<br />

gestalterischen Beruf, zum Beispiel Architekt,<br />

gelernt.« Aus Liebe zum Grün gründete<br />

Hess deshalb einen Fachbetrieb für Gartengestaltung<br />

»Wir gestalten und pflegen<br />

Traumgärten.« Hess ist inzwischen bekannt<br />

für seine oft extravaganten Ideen, bei denen<br />

er außergewöhnliche Steinarbeiten, Wassergärten,<br />

Metall und Gartenlichteffekte traumhaft<br />

stimmungsvoll mit schönen Pflanzen<br />

zusammenbringt.<br />

n<br />

Fotos: LithonArt/Hess GmbH


karlheinz hess im interview<br />

Welche Philosophie steckt hinter dem Satz:<br />

»Wir wollen alles machen«?<br />

<strong>Der</strong> ursprüngliche Sinn dahinter war, zu<br />

sagen, »irgendetwas geht immer«. Es gibt<br />

Hochs und Tiefs. Zurzeit ist ein großes Tief<br />

im Bereich Einschlag, da gibt es einen harten<br />

Preiskampf. Dem muss ich mich nicht<br />

aussetzen. Da nutze ich lieber andere Möglichkeiten<br />

und binde die Kunden langfristig<br />

mit vielen verschiedenen Dienstleistungen<br />

an mich, die immer wieder nachgefragt werden.<br />

Was bringt Ihnen der gepachtete Wald in<br />

Großheubach?<br />

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann ich<br />

mein Personal besser beschäftigen. Es ist ein<br />

Puffer, man muss die Arbeit nicht auf Kommando<br />

durchführen, man kann sie auch mal<br />

zwei, drei Wochen nach hinten verschieben,<br />

so lange es geht, und eine Überlegung war<br />

auch, ich kann den Wald nachhaltig gestalten<br />

und verbessern.<br />

» zurzeit ist ein<br />

großes tief<br />

im bereich<br />

einschlag, da gibt<br />

es einen harten<br />

preiskampf.«<br />

aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />

» ich kann den wald<br />

nachhaltig gestalten<br />

und verbessern«<br />

Welche Rolle wird das Öko-Sponsoring in Zukunft<br />

spielen?<br />

Die Zukunft des Waldes ist künftig wesentlich<br />

durch Sponsoring möglich. <strong>Der</strong> Kerngedanke<br />

dabei ist, dass der Wald bei der<br />

Eigenbewirtschaftung zum Beispiel durch<br />

die Kommunen oder Körperschaften nur<br />

geringe oder gar keine Erträge erwirtschaftet.<br />

Deshalb bleiben wenig oder gar keine<br />

Geldmittel mehr übrig, um die Nachhaltigkeit<br />

und die Substanz des Waldes zu verbessern.<br />

Neue Verpachtungsmodelle und die<br />

damit geänderten Bewirtschaftungsformen<br />

ermöglichten zwar eine schwarze Null, für<br />

die Substanzverbesserung des Waldes aber<br />

stehen kaum oder gar keine Mittel zur Verfügung.<br />

Hier können mithilfe von Sponsoren<br />

Geldmittel eingeworben werden, die die Zukunft<br />

des Waldes sichern.<br />

Wie sind Ihre Zukunftsperspektiven?<br />

Ich denke, dass wir den Umsatz mit dem<br />

Ausland in den nächsten drei bis fünf Jahren<br />

noch einmal auf 30 bis 40 Prozent unseres<br />

Umsatzes verdoppeln können. Ansonsten<br />

streben wir weiterhin nach Wachstum. Insgesamt<br />

haben wir im Unternehmen Wachstumsperspektiven,<br />

die im hohen zweistelligen<br />

Bereich liegen. Vor drei Jahren hatten wir<br />

ein Umsatzwachstum von 30 Prozent, vor<br />

zwei Jahren von 35 Prozent und vor einem<br />

Jahr 105 Prozent.<br />

Die Fragen stellte Wolfgang Brauer.<br />

» Die zukunft des<br />

waldes ist durch<br />

Sponsoring<br />

möglich«<br />

Juli | 2008 : proWALD 15


Forstwege sind nicht in erster Linie dazu da,<br />

von A nach B zu wandern. Zwar verbinden<br />

sie manchmal Orte, doch hauptsächlich sollen<br />

sie den Wald erschließen: für Forstwirtschaft,<br />

Jagd und Holzverkauf. So gesehen,<br />

sind sie selbst Ziel: Produktionsstätte, Arbeitsplatz,<br />

Betrieb. Entsprechend orientiert<br />

sich ihr Zustand am wirtschaftlich Zweckmäßigen.<br />

Tragfähig müssen sie sein, auch<br />

für schwere Maschinen. PKW-befahrbar<br />

nicht überall: Im Privatwald ist man häufig<br />

mit Geländewagen unterwegs. Man braucht<br />

keinen Luxus, und Bauschutt reicht in vielen<br />

Fällen als Unterbau. Die Rückewege sind ohnehin<br />

reine Maschinentrassen: Reisigmatratzen<br />

oder Fahrspuren zeigen ehrlich ihre<br />

Bestimmung.<br />

Nun sind <strong>Forstbetrieb</strong>e aber – zumindest<br />

in unserem Land – öffentlich zugänglich.<br />

Viele Leute gehen in den Wald, um zu<br />

Spazieren, Sport zu treiben oder einfach den<br />

Wald zu erleben. Auch sie nutzen den Waldweg,<br />

doch sie kommen mit anderer Grund-<br />

16 proWALD : Juli | 2008<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

<strong>Der</strong> weg ist das ziel<br />

einstellung. Als letztes Refugium, das »dem<br />

ausbeuterischen Zugriff der habgierigen<br />

Menschheit« noch nicht ganz unterworfen<br />

ist, achten und schätzen sie den Wald, nicht<br />

wenige lieben ihn sogar. Für sie existiert<br />

draußen im Forst kein Betrieb, sondern Natur.<br />

Daran ändert nichts, dass die meisten<br />

gerne Holz in ihrem Wohnbereich oder Kachelofen<br />

haben.<br />

In kaum einem anderen Land herrscht<br />

ein so liberales Betretungsrecht, liegt die<br />

Forstwirtschaft folglich so auf dem Präsentierteller<br />

wie in Deutschland. »No trespassing«<br />

steht in Amerika an den meisten<br />

Privatwäldern, und drinnen kann der Waldbesitzer<br />

praktisch machen, was er will.<br />

Doch Versuche, den Wald auch hierzulande<br />

wieder teilweise zuzusperren, stoßen in<br />

der Bevölkerung auf Ablehnung und Misstrauen.<br />

Es würde der Forstpartie wohl auch<br />

nur vordergründig nützen. Macht sich doch<br />

die nutzungskritische Grundeinstellung<br />

– Baum-ab-nein-danke – gerade in der Ju-<br />

gend immer breiter. Wenn Forstwirtschaft<br />

aber zunehmend in Misskredit käme, würde<br />

der Holzabsatz gebremst: Alles ist vernetzt;<br />

in einer vielschichtigen Gesellschaft muss<br />

man sich gut überlegen, in welche Richtung<br />

eigene Schüsse losgehen.<br />

Auf der Forststraße jedenfalls begegnen<br />

sich die verschiedenen Menschen, ihre verschiedenen<br />

Weltsichten und Ziele. Sie ist<br />

entscheidende Schnittstelle zwischen <strong>Forstbetrieb</strong><br />

und Öffentlichkeit. <strong>Der</strong> Betrieb auf<br />

der einen Seite braucht ein zur Holzabfuhr<br />

taugliches Straßennetz sowie in den Beständen<br />

das, was früher einmal Feinerschließung<br />

hieß. Waldbesucher, Spaziergänger,<br />

Wanderer und Radfahrer auf der andern<br />

Seite brauchen schöne Fuß- und Radwege.<br />

»Forststraße« – da liegt für viele schon ein<br />

Paradox an sich; ist doch Straße das Gegenteil<br />

von Natur. Grundsätzlich akzeptiert man<br />

zwar Waldwirtschaft ebenso wie die Jagd<br />

– sonst hätten die Förster ja nichts zu tun –,<br />

aber sie soll »pfleglich« sein.


Desillusionierend ist die Realität. Auf deutschen<br />

Waldwegen findet man zunehmend<br />

Spuren jener Technik, deren Eindringen in<br />

die Natur man von Fernsehberichten aus<br />

Brasilien oder dem Kongo kennt. Wenn<br />

Fahrspuren und Wasserpfützen die Wanderwege<br />

unbrauchbar machen, tiefe Gleise<br />

alle 20 Meter in die Bestände führen und<br />

herumliegende Holzreste ans Gemüt rühren,<br />

dann scheint es mit der erwünschten<br />

Pfleglichkeit deutscher Forstwirtschaft im<br />

Galopp bergab zu gehen. Entsprechend oft<br />

ist das Wegenetz Zielscheibe erboster Anrufe<br />

und Leserbriefe.<br />

Denn keinesfalls manifestieren sich die<br />

Zielkonflikte im Forst, wie manche Naturschützer<br />

glauben, an Nachhaltigkeit, Prozessschutz,<br />

Dauerwald oder natürlicher<br />

Waldgesellschaft. Das sind Schlagwörter, die<br />

man vielleicht aus Medienberichten kennt,<br />

aber draußen nicht wahrnimmt; ebenso wie<br />

kaum jemand weiß, was PEFC heißt. Das<br />

Nächstliegende ist nun mal der Weg, auf<br />

dem man sich »be-wegt«.<br />

Wenn die heimische Forstwirtschaft also<br />

ihr Image von Raubbau und Kongo abheben<br />

und Pfleglichkeit an den Tag legen will, sollte<br />

sie größeres Augenmerk auf die Waldwege<br />

richten. Das muss nicht übermäßig teuer<br />

sein. Im Gegenteil: Die hochgewölbte,<br />

reichlich gesplittete Forststraße, das Ideal<br />

der achtziger Jahre, war bei Spaziergängern<br />

und Radlern auch nicht sonderlich beliebt.<br />

Kein Mensch mit zwei gleich langen Beinen<br />

konnte darauf gemütlich wandern, und Radler<br />

landeten reihenweise im Graben. Wenn<br />

die »Pflege« mit dem Wegehobel dann dicke<br />

Brocken auf die vorher glatte Oberfläche<br />

kratzte, kam bisweilen die Volksseele in Wallung.<br />

(Natürlich wird dies nach wie vor notwendig<br />

sein, nicht jeder Zielkonflikt lässt sich<br />

vermeiden, aber ein gesundes Augenmaß ist<br />

bezüglich der Wege sehr vorteilhaft.)<br />

Ein »mittlerer Wegezustand«, nicht zu<br />

perfekt, aber auch nicht zerfahren, zerfurcht<br />

und überschwemmt, erscheint für<br />

die meisten Waldbesucher am besten geeignet.<br />

Natürlich ist hier zu differenzieren nach<br />

Radlern, Spaziergängern – in Stadtnähe<br />

auch mit Kinderwagen –, Walkern und Wanderern.<br />

Örtlich werden deshalb verschiedene<br />

Wegezustände notwendig sein. Doch<br />

wenn deutsche Forstwirtschaft vermitteln<br />

will, dass »der Wald in guten Händen« sei,<br />

ist dringend mehr Augenmerk auf die Wege<br />

geboten.<br />

n<br />

Text und Fotos von Wilhelm Stölb<br />

OPtiMaler fOrstbetrieb<br />

Juli | 2008 : proWALD 17


18<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des KWf<br />

15. kwF-tagung hat<br />

maßstäbe gesetzt


veranstaltung in Schmallenberg mit<br />

besucherrekord<br />

Als einen vollen Erfolg hat der Vorsitzende des<br />

Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik<br />

e. V. (KWF), Ministerialdirigent Peter Wenzel<br />

die 15. KWF-Tagung vom 4.-7. Juni 2008 in<br />

Schmallenberg (Hochsauerlandkreis) bezeichnet.<br />

43.000 Fach-Besucher an den vier<br />

Veranstaltungstagen hätten sogar die bereits<br />

hoch gesteckten Erwartungen noch übertroffen.<br />

Im Vergleich dazu waren bei der 14. KWF-<br />

Tagung im Jahr 2004 in Groß-Umstadt rd.<br />

35.000 Zuschauer zu verzeichnen gewesen.<br />

»Zusammen mit dem beeindruckenden Ausstellungsgelände,<br />

dem modernen Produktangebot,<br />

der internationalen Ausstrahlung,<br />

einer hochkarätigen Fachexkursion und<br />

einem ebensolchen Kongress sowie nicht zuletzt<br />

dem durchgängigen Sommerwetter hat<br />

die Veranstaltung in Schmallenberg Maßstäbe<br />

und für die Zukunft eine sehr hohe Messlatte<br />

gesetzt«, sagte Wenzel.<br />

Die 15. KWF-Tagung, die unter dem<br />

Motto »Holz heiß begehrt – eine Branche<br />

macht mobil« stattfand, sei damit auch<br />

ihrem Anspruch als europäische Leitmesse<br />

für die Branche gerecht geworden. Bei<br />

Veranstaltern, Ausstellern, Besuchern und<br />

Medienvertretern sei gleichermaßen eine<br />

sehr hohe Zufriedenheit festzustellen gewesen.<br />

»Als Prüfeinrichtung für die deutsche<br />

Forstwirtschaft sieht sich das KWF durch<br />

diesen Erfolg auch darin bestätigt, Anreize<br />

für technischen Fortschritt und Innovation<br />

zur Umsetzung einer umfassenden nachhaltigen<br />

Forstwirtschaft zu geben«, ergänzte die<br />

Geschäftsführerin des KWF, Dr. Ute Seeling,<br />

und dankte den mehr als 500 Ausstellern wie<br />

auch den KWF-Mitarbeitern und den vielen<br />

Helfern für ihren engagierten Großeinsatz<br />

während der vier Veranstaltungstage. In der<br />

erfolgreichen 15. KWF-Tagung und dem öffentlichen<br />

Interesse erkennt Seeling auch<br />

die gegenwärtige positive Stimmung für<br />

die Themenbereiche Wald und Holz wieder.<br />

Dies sei auch über das Interesse der Medien<br />

an der Veranstaltung belegt worden, über<br />

die rd. 80 akkreditierte Journalisten aus ganz<br />

Europa in Printmedien, Funk und Fernsehen<br />

berichteten.<br />

Das Konzept des KWF, die Branche in ihrer<br />

gesamten Bandbreite und ihrer Leistungsfähigkeit<br />

auch im Katastrophenfall wie »Kyrill«<br />

seiten Des KWf<br />

Information zum KWF:<br />

Als Prüfeinrichtung für die deutsche<br />

Forstwirtschaft ist das Kuratorium<br />

für Waldarbeit und Forsttechnik e. V.<br />

(KWF) in Groß-Umstadt gleichermaßen<br />

Kompetenzzentrum für Forsttechnik<br />

und Plattform für technische<br />

Weiterentwicklung und Sicherheit.<br />

Das KWF vergibt Prüfzeichen für<br />

qualitativ hochwertige, sichere und<br />

umweltverträgliche Maschinen und<br />

Gebrauchsgegenstände wie Arbeitskleidung<br />

für die Waldarbeit. 30 Mitarbeiter<br />

führen diese Aufgaben aus.<br />

Alle vier Jahre führt das KWF eine<br />

Leistungsschau (KWF-Tagung)<br />

durch, bei der die gesamte Bandbreite<br />

der Forsttechnik präsentiert<br />

wird. Näheres zur aktuellen KWF-Tagung<br />

wie verschiedene Pressemitteilungen<br />

und Fotomaterial finden Sie<br />

unter www.kwf-tagung.de<br />

darzustellen, sei aufgegangen. Um dies leisten<br />

zu können, sei nicht nur ein außerordentlicher<br />

Einsatz in der Vorbereitung, sondern<br />

seien auch entsprechende Dimensionen<br />

bei der Umsetzung notwendig gewesen. Die<br />

KWF-Geschäftsführerin würdigte die idealen<br />

Bedingungen auf dem über 100 Hektar großen<br />

Gelände, das von 50 Grund- und Waldbesitzern<br />

aus Schmallenberg zur Verfügung<br />

gestellt wurde. Besonders gut angenommen<br />

worden sei auch die Fachexkursion, bei der<br />

an 30 Exkursionspunkten komplette Verfahrensketten<br />

mit moderner Forsttechnik im<br />

Praxiseinsatz gezeigt und erläutert worden<br />

seien und an der rd. 6.600 Besucher teilnahmen.<br />

<strong>Der</strong>en Sicherheit hatte für das KWF einen<br />

hohen Stellenwert, und so galt auf dem<br />

Vorführungsgelände Helmpflicht. Nur rund<br />

1.000 Besucher mussten sich vor Ort einen<br />

neuen Schutzhelm zulegen, während der<br />

Großteil der Interessierten diesen mitgebracht<br />

hätte.<br />

<strong>Der</strong> Fachkongress mit Plenarveranstaltungen,<br />

Arbeitskreisen, Podiumsdiskussionen,<br />

Foren und Auszeichnungen setzte<br />

mit mehr als 2.200 Besuchern neue Maßstäbe,<br />

die zeigen, dass die KWF-Tagung als<br />

Informations-, Diskussions- und Weiterbildungsplattform<br />

eine hervorragende Rolle<br />

spielt. Auch kritische Töne waren dabei zu<br />

vernehmen. Die Forstunternehmer nutzten<br />

die Bühne im überfüllten Kongresszelt, um<br />

darauf aufmerksam zu machen, dass nicht<br />

alle Akteure der Forst-Holz-Kette am derzeitigen<br />

Boom gleichermaßen partizipieren.<br />

So setzen beispielsweise komplizierte,<br />

uneinheitlich gestaltete Verfahren zur Auftragsvergabe<br />

und ein zunehmend ruinöser<br />

Preiswettkampf die Forstunternehmer immer<br />

stärker unter Druck.<br />

»Nicht nur für die Branche, sondern<br />

auch für die Region Südwestfalen war<br />

die 15. KWF-Tagung eine wichtige Veranstaltung«,<br />

sagte Seeling. Dies sei auch an<br />

einer hervorragenden Resonanz aus der Region<br />

zu spüren gewesen. Insbesondere die<br />

Jugend lasse sich wieder für Themen rund<br />

um die Forstwirtschaft begeistern. So hätten<br />

Tausende von Kindern und Jugendlichen die<br />

Messe besucht, vor allem am Samstag, dem<br />

»Waldbauern- und Familientag«, sowie am<br />

Mittwoch, an dem die Schulklassen unterschiedlicher<br />

Jahrgangsstufen zum Thema<br />

»Karriere im Forst« angesprochen wurden<br />

– fast 50 Klassen haben dieses Angebot angenommen.<br />

Die Gemeinde teilte dem KWF<br />

mit, dass 4.100 Betten (mit durchschnittlich<br />

2-3 Übernachtungen) von Veranstalterseite<br />

und den Ausstellern mit direktem Hinweis<br />

»KWF-Tagung« gebucht worden seien. Rund<br />

um die Gesamtveranstaltung seien noch<br />

einmal doppelt so viele Übernachtungen zu<br />

verzeichnen gewesen!<br />

»Sinnbildlich steht die 15. KWF-Tagung<br />

damit auch für die Bedeutung von Wald<br />

und Holz als Wertschöpfungsfaktor und Arbeitgeber<br />

im ländlichen Raum«, bekräftigte<br />

Seeling und wagte einen Ausblick in die Zukunft.<br />

»Einen Gastgeber für die in vier Jahren<br />

stattfindende 16. KWF-Tagung gibt es zwar<br />

noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass die<br />

beeindruckenden und spektakulären Bilder<br />

aus Schmallenberg gleichermaßen Motivation<br />

wie Herausforderung für die nächste<br />

Veranstaltung sein werden.«<br />

n<br />

PD Dr. Ute Seeling und Martin Bentele<br />

Foto: Mühlhausen/Landpixel<br />

Juli | 2008 : proWALD 19


20<br />

leistungsschau auf kyrills Spuren<br />

kwF-tagung in Schmallenberg<br />

Es war die mit Abstand größte KWF-Tagung,<br />

die es je gab: über 43.000 Besucher und<br />

annähernd 500 Aussteller auf der 15. KWF-<br />

Tagung in Schmallenberg. Teilweise wurden<br />

die Organisatoren regelrecht von den<br />

Besucherströmen überrannt, wenn sich die<br />

Kleinbusse kurzzeitig als zu klein erwiesen,<br />

um den Shuttle zu den Exkursionspunkten<br />

aufrechtzuerhalten. Doch nach kurzem<br />

Durchatmen funktionierte auch dieses wie<br />

alles auf der Tagung des KWF. Das Besondere:<br />

Man tagte mitten in den Folgen eines katastrophalen<br />

Sturmes im Forst. Was machbar<br />

ist, um mit Maschinen dem geworfenen<br />

Wald zu helfen, konnte vor Ort demonstriert<br />

werden, was zu tun ist, um den Wald der Zukunft<br />

sicherer zu machen, konnte man in<br />

Vorträgen und Diskussionen hören.<br />

Frau Dr. Seeling – viele Ihrer Besucher haben<br />

gemeint, das KWF konnte mal wieder perfekt<br />

demonstrieren, was es am besten kann: den<br />

Wissenstransfer.<br />

Wir hatten mit der Tagung vielfältige Möglichkeiten<br />

für einen Wissenstransfer. Zum<br />

einen: Wir moderieren quasi diesen Wissenstransfer,<br />

indem wir innerhalb der Forst-<br />

Holz-Kette die Plattform dazu bieten. Das<br />

funktioniert natürlich, wenn man so viele<br />

Gäste hat, hervorragend – zwischen den<br />

Herstellern, zwischen Herstellern und Anwendern,<br />

aber auch zwischen Fachleuten<br />

und der breiten Öffentlichkeit. Wir bieten<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des KWf<br />

dafür umfassende Möglichkeiten auf der<br />

Messe und den Exkursionen. Dazu kommt<br />

dann unser fachliches Vortragsprogramm.<br />

Und durch die Themen, die wir dabei setzen,<br />

haben wir die Möglichkeit, aktiv den<br />

Wissenstransfer zu gestalten. Man muss<br />

sich diese Arbeitskreise so vorstellen, dass<br />

sie etwa die Größe von Workshops haben, in<br />

denen ganz verschiedene Vertreter mit sehr<br />

unterschiedlichen Positionen zusammengeholt<br />

werden. Da geht es dann um Themen<br />

wie beispielsweise Sturmholzaufbereitung,<br />

Holzmobilisierung, aber auch die Trends<br />

in der Forsttechnik usw. Oder das Thema<br />

Energieholz, bei dem dann von Flächeneigentümern<br />

über Hersteller der Erntetechnologie<br />

und Abnehmer des Energieholzes<br />

die ganze Kette zu einem intensiven fachlichen<br />

Austausch zusammenkommt. Denn<br />

wir haben aus unserer eigenen Tätigkeit im<br />

Bereich der Technikprüfung den Überblick<br />

über das, was zurzeit am aktuellsten ist.<br />

Wenn wir ins Einzelne gehen: zunächst einmal<br />

die Ausstellung. Die einzelnen Stände<br />

waren umlagert, und wie zu hören war, gelegentlich<br />

durch die vielen nur fremdsprachlichen<br />

Besucher aus aller Welt auch überfordert.<br />

Aber was im Forst gebraucht wird an<br />

maschineller und technischer Ausrüstung,<br />

das gab es im Wesentlichen auch zu sehen?<br />

Das ist das Ziel, das wir mit einer solchen<br />

Ausstellung erreichen wollen. Und wir wollen<br />

natürlich auch die vielen ausländischen Gäste.<br />

Es kamen aus fast 20 Ländern Aussteller<br />

und aus sehr viel mehr Ländern Gäste – verständlich,<br />

dass da gelegentlich sprachliche<br />

Grenzen erreicht wurden. Wer da nicht gut<br />

Englisch spricht, mag Schwierigkeiten gehabt<br />

haben. Wir haben versucht, die Aussteller<br />

inhaltlich zu gruppieren. Wir verkaufen nicht<br />

einfach Fläche – sondern wir gruppieren<br />

nach einem fachlich fundierten Messekonzept.<br />

Und wer sich dann für Harvester oder<br />

Spalter usw. interessiert, der findet auch seine<br />

Informationen kompakt zusammen. Das<br />

macht eine so riesige Messe, wie wir sie bieten,<br />

transparent für die Besucher. Und das<br />

wissen auch die Hersteller.<br />

Es ging ja nicht nur um das Betrachten von<br />

Maschinen, die im Übrigen ja auch häufig<br />

vom KWF gestestet waren und das Prüfzeichen<br />

trugen, sondern die Leistung konnte in<br />

der Praxis angeschaut werden. Und da gab es<br />

im Vorfeld unsere ganz große Befürchtung,<br />

dass zu wenig Holz auf den geworfenen Flächen<br />

des Messegeländes stehen würde, sodass<br />

man also kaum noch die Bäume fallen<br />

sehen konnte, was sonst bei uns dazugehört.<br />

Aber dort, wo das Holz lag, hatten wir große<br />

Flächen, die auch keineswegs nur am Weg<br />

lagen, sondern auf denen die Maschinen<br />

auch entfernter von dem eigentlichen Besucherweg<br />

arbeiten konnten. Auf der Messe<br />

hatten wir eine Art Holzbrücken aufgebaut,<br />

von denen aus man in diese Sturmholzflä


interview mit ute Seeling<br />

chen hineinschauen konnte. Hier konnten<br />

nun die Hersteller der größten Maschinen<br />

am Stück zeigen, was sie zu leisten vermögen.<br />

Noch nie wurde so viel Holz auf einer<br />

Tagung gemacht wie in Schmallenberg, und<br />

die Maschinen konnten kontinuierlich am<br />

Stück brummen und folglich im Echteinsatz<br />

vorgeführt werden und nicht nur mal einen<br />

angezeichneten Baum zur Demonstration<br />

fällen und verarbeiten. Es gab dann sogar<br />

Besucher, die uns fragten: Wie lange habt ihr<br />

denn nach diesem idealen Demonstrationsgelände<br />

gesucht? Aber es war ja umgekehrt:<br />

Wir hatten das Gelände in Schmallenberg<br />

vorher, es ist uns durch den Sturm Kyrill nur<br />

geworfen worden.<br />

Das Gleiche gilt natürlich für die Exkursion,<br />

die in diesem Jahr so stark nachgefragt wurde,<br />

wie noch nie. Und hier war es vor allem<br />

die »Sturmarena«, in der die Besucher staunend<br />

den Überblick über eine Vielzahl von<br />

Verfahren genossen.<br />

Und schließlich: Vorträge über alle wesentlichen<br />

Themen, die zurzeit den Forst beschäftigen.<br />

Wo würden Sie den Schwerpunkt sehen?<br />

Schwerpunkt war natürlich alles, was um<br />

das Sturmholz herum zu vermitteln war.<br />

Allerdings merkten wir auch, dass diejenigen,<br />

die ihr Sturmholz daheim bereits aufgearbeitet<br />

hatten, sich sehr stark für die jetzt<br />

anstehenden Arbeiten interessierten, nach<br />

dem Motto: Wie sieht denn der Wald der<br />

seiten Des KWf<br />

Zukunft aus? Wie begründe ich den, welche<br />

Maschinen brauche ich, was ist zulässig,<br />

darf die Maschine auf der Fläche fahren?<br />

Welche Pflanzen nehme ich, Nacktwurzler<br />

oder im Topf? Das hat einen sehr großen Anklang<br />

gefunden. Und dann: Wie räume ich<br />

die Flächen? Und was sagt der Naturschutz<br />

dazu, wenn man dieses Material dann von<br />

der Fläche holt? Das ist ja alles Material, was<br />

heute durchaus marktgängig ist, und das<br />

Entfernen findet nicht immer den ungeteilten<br />

Beifall des Naturschutzes.<br />

Es ist die letzte Ausstellung, die ja in den<br />

Anfängen noch von Ihrem Vorgänger im<br />

Amt, Dr. Klaus Dummel, vorgeplant wurde.<br />

Das stimmt, noch unter der Leitung von<br />

Dr. Dummel hat das KWF-Team die Flächen<br />

ausgewählt, das Grobkonzept entworfen<br />

und auch die Flächenvorbereitung vorgenommen.<br />

Er hat insgesamt sechs KWF-Tagungen in seiner<br />

Amtszeit koordiniert. Nicht zuletzt dafür<br />

hat er bei der KWF-Mitgliederversammlung<br />

die Ehrenmitgliedschaft erhalten.<br />

Ich freue mich sehr, dass das KWF von so<br />

großer Konstanz geprägt ist, denn es gibt einige<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

Hauses, die bereits auch vier, fünf oder sogar<br />

sechs Tagungen mitgemacht haben! Diese<br />

Professionalität, die das gesamte KWF-Team<br />

gezeigt hat, war wirklich bemerkenswert<br />

und hat mich sehr beeindruckt!<br />

Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die künftigen<br />

Planungen, gerade unter dem Aspekt<br />

Wissenstransfer? Nach der 15. Tagung kommt<br />

nun mal die 16. – in vier Jahren.<br />

Erst mal müssen wir uns das Feedback genau<br />

anschauen. Wir haben ganz umfangreiche<br />

Befragungen der Besucher und auch<br />

der Aussteller gemacht – all das muss erst<br />

mal ausgewertet werden und wird in eine<br />

umfassende Standortbestimmung münden.<br />

Und auf dieser Basis werden wir dann in den<br />

nächsten Monaten planen können. Aber so<br />

weit sind wir jetzt noch nicht. Dann muss<br />

zuerst entschieden werden, wo diese Tagung<br />

stattfinden kann, da sind jetzt die Länder gefragt,<br />

wer wohl Gastgeber sein möchte. Vor<br />

einem halben Jahr wird in dieser Frage keine<br />

Antwort möglich sein. Aber dass alle Fragen<br />

rund ums Energieholz und die Sortimentsgestaltung,<br />

vor allem aber auch Entwicklungen<br />

bei der Ernte von Laubholz eine große<br />

Rolle spielen werden, davon können Sie<br />

ausgehen. Und dann noch die Frage: Wohin<br />

wird die forsttechnische Entwicklung gehen?<br />

<strong>Der</strong> Bodenschutz wird in Zukunft sicher eine<br />

herausragende Rolle spielen. Ich vermute,<br />

dass auch dies einer der Schwerpunkte der<br />

kommenden Tagung werden könnte.<br />

n<br />

Die Fragen stellte Hannes Elster.<br />

Fotos: Mühlhausen/Landpixel<br />

Juli | 2008 : proWALD 21


22<br />

Mit seiner Prüfarbeit steht das KWF für Sicherheit<br />

und Umweltverträglichkeit, aber<br />

auch Gebrauchstauglichkeit von Forstmaschinen,<br />

-geräten und -zubehör. Sowohl<br />

die Maschinensicherheit als auch der Gebrauchswert<br />

sind wesentliche Kriterien für<br />

die in der Waldarbeit Beschäftigten. Die Prüfung<br />

beim KWF erfolgt auf der Basis einer<br />

freiwilligen Anmeldung durch die Hersteller,<br />

das Ergebnis ist für Anwender und Hersteller<br />

gleichermaßen aufschlussreich.<br />

Mit der Anmeldung ihrer Produkte zur<br />

KWF-Prüfung stellen sich die Hersteller<br />

einem unabhängigen Urteil Dritter. Gegen<br />

Bereitstellung des Prüfobjektes sowie bei<br />

Einsendung von umfangreichen Unterlagen<br />

und Entrichtung der Prüfgebühr befassen<br />

sich im KWF Ingenieure und Forstleute<br />

mit der Bauart bzw. Konstruktion und der<br />

Eignung der Produkte im praktischen Gebrauch.<br />

Dabei leisten die Mitarbeiter der<br />

KWF-Zentralstelle in Groß-Umstadt nur die<br />

Vorarbeit und stellen ihre Ergebnisse dann<br />

jeweils dem zuständigen Prüfausschuss vor.<br />

In den Prüfausschüssen entscheiden Fachleute<br />

aus der forstlichen Praxis darüber, ob<br />

eines der begehrten Prüfzeichen vergeben<br />

werden kann. Weil die Bewertung z. B. der<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des KWf<br />

Die prüfarbeit –<br />

kerngeschäft des kwF<br />

Forsttechnik unter der lupe und in der praxis<br />

forstlichen Maschinen, Geräte und des Zubehörs<br />

jeweils Spezialkenntnisse erfordert,<br />

gibt es beim KWF zu jedem der drei Bereiche<br />

einen eigenen Prüfausschuss, der zweimal<br />

im Jahr tagt. Die Besetzung der Ausschüsse<br />

erfolgt durch Bund und Länder. Die Basis<br />

für die Bewertung durch die Prüfausschüsse<br />

sind nationale und europäische Gesetze sowie<br />

ergänzende Prüfgrundlagen, die in den<br />

Ausschüssen verabschiedet wurden. Die<br />

Prüfausschüsse entscheiden aber nicht nur<br />

über die Vergabe der Prüfzeichen, sondern<br />

sie können vielmehr durch die Verabschiedung<br />

von Auflagen oder Empfehlungen entscheidend<br />

dazu beitragen, dass die Waldarbeit<br />

sicherer wird.<br />

Es gibt beim KWF verschiedene Prüfzeichen,<br />

die in unterschiedlichen Verfahren<br />

und auf einer unterschiedlicher Prüfbasis<br />

vergeben werden. Diese werden im Weiteren<br />

kurz vorgestellt.<br />

Was ist eine Baumusterprüfung?<br />

Bei der Maschinensicherheit geht es zunächst<br />

darum, die Einhaltung gesetzlicher<br />

Standards zu gewährleisten. Die maßgebliche<br />

europäische Gesetzgebung, die sogenannte<br />

Maschinenrichtlinie, schreibt vor,<br />

von Ute Seeling und Günther Weise, KWF<br />

dass bestimmte Produkte, wie z. B. Motorsägen<br />

oder Schnittschutzeinlagen in Hosen,<br />

Jacken und Schuhen, einer sogenannten<br />

Baumusterprüfung gemäß den gültigen Sicherheitsnormen<br />

unterzogen werden müssen.<br />

Dabei werden Beispiele, die exakt dem<br />

in Serie gefertigten Produkt entsprechen,<br />

einer Prüfung definierter Eigenschaften<br />

unterzogen. Entsprechend befähigte Institutionen<br />

sind bei der EU als Prüfstellen notifiziert<br />

und damit berechtigt, die Prüfungen<br />

durchzuführen. Das KWF ist als Mitglied der<br />

Deutschen Prüfstelle für Land- und Forsttechnik<br />

(DPLF) bei der EU als Baumusterprüfstelle<br />

für Motorsägen und Schnittschutz<br />

notifiziert. Es bietet damit für die Forsttechnik<br />

ein Angebot für Pflichtprüfungen, das<br />

in dieser Form in Deutschland einzigartig<br />

ist. Zum Zweck dieser Prüfungen unterhält<br />

das KWF spezielle Prüfstände zur Messung<br />

mehrerer Motorsägeneigenschaften wie<br />

z. B. der Kettenbremszeit. Zur Prüfung von<br />

Schnittschutzeinlagen besitzt das KWF zwei<br />

Schnittschutzprüfstände, auf denen Prüfmuster<br />

ihre Widerstandsfähigkeit gegen<br />

Sägeschnitte beweisen müssen. Grundlage<br />

aller dieser Prüfungen ist die europäische<br />

Gesetzgebung. Die Prüfverfahren sind in


Europäischen Normen (EN) niedergelegt.<br />

Weitere gesetzliche Forderungen bestehen<br />

bezüglich von Lärmemissionen (z. B. bei<br />

Motorsägen). Diese können im Labor des<br />

DPLF-Partners DLG gemessen werden.<br />

GS-Zeichen – ein Nachweis der Sicherheit!<br />

Das GS-Zeichen ist ein gesetzlich geschütztes<br />

deutsches Sicherheitszeichen. Es<br />

bescheinigt dem geprüften Produkt die Einhaltung<br />

relevanter Sicherheitsstandards der<br />

EU-Maschinenrichtlinie und der mitgeltenden<br />

Normen. Gerade für den Verbraucher ist<br />

der Nachweis der Sicherheit vielfach kaufentscheidend,<br />

und mit dem GS-Zeichen ist<br />

ein bislang einmaliges System aufgebaut<br />

worden, um ihm hier Gewissheit zu geben.<br />

Das KWF ist im Rahmen der DPLF akkreditiert,<br />

Sicherheitsprüfungen zur Erlangung<br />

des GS-Zeichens für Geräte und Maschinen,<br />

die unter die EU-Maschinenrichtlinie fallen,<br />

durchzuführen. Grundlage sind in diesem<br />

Fall ebenfalls europäische, zum Teil auch<br />

nationale Normen.<br />

Durch die Zentralstelle der Länder für<br />

Sicherheit (ZLS; www.zls-muenchen.de) ist<br />

das KWF zur Vergabe des GS-Zeichens akkreditiert.<br />

Das GS-Zeichen wird vor allem<br />

für handgeführte Werkzeuge und kleinere<br />

Maschinen vergeben, von denen eine besonders<br />

hohe Gefährdung ausgeht und die<br />

auch von weniger geschulten Benutzern<br />

häufig eingesetzt werden, wie z. B. Motorsägen,<br />

Freischneider, Holzspalter, Erdbohrgeräte<br />

oder Anbauseilwinden, aber auch ganze<br />

Forstschlepper haben dieses Sicherheitssiegel<br />

schon erhalten.<br />

Prüfungen des KWF im europäischen<br />

Verbund<br />

Da es im internationalen Bereich bislang<br />

noch kein gesetzlich geschütztes und durch<br />

neutrale Stellen geprüftes Sicherheitszei-<br />

seiten Des KWf<br />

chen gibt (bei der bekannten CE-Kennzeichnung<br />

handelt es sich um eine Selbstzertifizierung<br />

des Herstellers), arbeitet das KWF<br />

im EuroTest-Verbund mit anderen europäischen<br />

Prüfstellen zusammen. Diese haben<br />

ein eigenes europäisches Sicherheitszeichen<br />

geschaffen, um den Herstellern die Möglichkeit<br />

zu geben, die Sicherheit ihrer Produkte<br />

von unabhängigen Stellen prüfen zu lassen<br />

und dies durch das EuroTest-Zeichen auch<br />

nach außen kenntlich zu machen. Als Mitglied<br />

des Verbundes kann das KWF das EuroTest-Zeichen<br />

für ausgewählte Produkte<br />

vergeben, wenn diese die relevanten europäischen<br />

Sicherheitsnormen erfüllen.<br />

Außerdem hat das KWF mit mehreren<br />

europäischen Partnereinrichtungen auch<br />

bilaterale Vereinbarungen über einheitliche<br />

Vorgehensweisen bei der Prüfung von Forsttechnik<br />

geschlossen.<br />

Die Prüfungen in der Praxis – der sogenannte<br />

Gebrauchswert!<br />

Die Gebrauchswertprüfungen des KWF und<br />

das damit verbundene Gebrauchswertzeichen,<br />

die FPA-Eichel, stellen die bekanntesten<br />

Prüfleistungen dar. Die Gebrauchswertprüfung<br />

ist eine umfassende Wertung der<br />

Prüfmaschinen hinsichtlich ihrer Einsatztauglichkeit<br />

und Leistungsfähigkeit. Die Prüfung<br />

ist freiwillig, jedoch sind ca. 75 % aller in<br />

Deutschland verkauften Kranvollernter und<br />

ca. 60 % der verkauften Forwarder KWF-geprüft,<br />

was die Bedeutung dieser Prüfung für<br />

die Praxis unterstreicht. Die Prüfung umfasst<br />

eine technische Dokumentation, technische<br />

Messungen wie Masse, Abmessungen, Hub-<br />

und Zugkräfte. Die Werte gehen in spezielle,<br />

vom KWF entwickelte Kennwerte ein wie<br />

z. B. die Lastverteilung, die Geländegängigkeit,<br />

den Bodenbelastungskennwert oder<br />

die Güte des Vermessungssystems. Wichtige<br />

praxisrelevante Baugruppen wie die Kabine,<br />

Bedienelemente, Stauräume, das Ver-<br />

messungssystem, Beleuchtung etc. werden<br />

durch die erfahrenen Prüfer des KWF neben<br />

der Prüfung auf Einhaltung der gesetzlichen<br />

Normen auch gutachtlich bewertet. Um Praxiserfahrungen<br />

in die Prüfung mit einzubringen,<br />

erhalten vom Prüfanmelder benannte<br />

Anwender Fragebogen und Einsatztagebücher,<br />

in denen sie ihre Arbeitsleistungen und<br />

Erfahrungen mit der Maschine festhalten.<br />

Diese Leistungsdaten werden ergänzt durch<br />

Aufnahmen bei Einsätzen in der forstlichen<br />

Praxis. Auch Lärm- und Vibrationsbelastung<br />

des Fahrers werden hierbei gemessen. Es<br />

sind die forstlichen Maschinenstützpunkte,<br />

vor allem aber die forstlichen Dienstleistungsunternehmen,<br />

die das KWF durch ihre<br />

praktische Arbeit bei diesem Teil der Prüfung<br />

entscheidend unterstützen.<br />

Wesentliches Ergebnis der Gebrauchswertprüfung<br />

ist im Falle der Forstmaschinen<br />

die Festlegung des <strong>optimale</strong>n Einsatzschwerpunktes<br />

und Einsatzbereiches.<br />

Aber auch handgeführte Geräte und die<br />

persönliche Schutzausrüstung werden auf<br />

ihren Gebrauchswert hin geprüft. Hier sind<br />

es im nationalen und auch im europäischen<br />

Umfeld vor allem die forstlichen Bildungszentren<br />

und die Waldarbeitsschulen, die<br />

dem KWF die ausschlaggebenden Informationen<br />

für die Bewertung in den Ausschüssen<br />

liefern.<br />

Die Prüfung liefert Anwendern und Herstellern<br />

Aussagen einer unparteiischen Stelle<br />

zu den Eigenschaften und Leistungen der<br />

Produkte. Auf dieser Basis können Anwender<br />

Vergleiche unterschiedlicher Maschinen<br />

vornehmen.<br />

<strong>Der</strong> KWF-Test – das jüngste Produkt<br />

des KWF<br />

Neben der umfassenden Gebrauchswertprüfung<br />

führt das KWF seit einiger Zeit<br />

auch sogenannte KWF-Tests durch. Hierbei<br />

werden Produkte gezielt auf ausgewählte<br />

Juli | 2008 : proWALD 23


24<br />

Fortsetzung von Seite 19<br />

Eigenschaften hin geprüft, deren Überprüfung<br />

vom Anmelder beantragt wird<br />

oder die im Dialog zwischen Prüfanmelder<br />

und Prüfstelle festgelegt werden.<br />

Dabei handelte es sich bisher entweder<br />

um Produkte, die nicht für den professionellen<br />

Einsatz in der Forstwirtschaft<br />

gedacht sind, die nur in Einzelstücken<br />

gefertigt werden, oder solche, für die es<br />

bisher keine gesetzliche Basis bzw. keine<br />

umfangreichen Prüfgrundlagen gab.<br />

Das KWF besitzt damit die Möglichkeit,<br />

fallweise rasch und kundennah am Prüfmarkt<br />

zu agieren und den Prüfanmeldern<br />

und Anwendern die Informationen<br />

bereitzustellen, die diese fordern.<br />

Beispiele erfolgreich abgeschlossener<br />

Tests sind Brennholzspalter, Sägen für<br />

die bäuerliche Waldwirtschaft, Notrufsysteme<br />

oder Reifendruckregelanlagen.<br />

Das KWF als Dienstleister<br />

Mit seiner Prüfarbeit bietet das KWF<br />

allen Akteuren in der Forst-Holz-Kette<br />

ein umfassendes und deutschlandweit<br />

einmaliges Dienstleistungsangebot<br />

zur Prüfung ihrer Produkte in Pflicht<br />

und Kür an. Von der notifizierten Stelle<br />

DPLF kann beinahe jede im Rahmen der<br />

Forstmaschinenherstellung erforderliche<br />

Pflichtprüfung geleistet werden.<br />

Daneben erlauben es die freiwilligen<br />

Gebrauchswert- und Testprüfungen,<br />

Herstellern die Wertigkeit ihrer Produkte<br />

von einer unabhängigen Stelle zertifizieren<br />

zu lassen. Mit den Prüfergebnissen<br />

stellt das KWF allen Interessierten<br />

kostenfrei einen Schatz wertvoller Daten<br />

und Informationen zur Verfügung,<br />

den Käufer, Entwickler, Forscher und<br />

die interessierte Öffentlichkeit laufend<br />

nachfragen.<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des KWf<br />

KWF-Tagungen werden international<br />

wahrgenommen. So kamen auch<br />

diesmal wieder aus allen Erdteilen Besucher<br />

nach Schmallenberg. Welche<br />

Dimensionen diese ausländischen Besucher<br />

der KWF-Tagung angenommen<br />

haben, lässt sich gut am Beispiel unseres<br />

Nachbarlandes Polen erläutern.<br />

Als eines der wichtigsten europäischen<br />

Partnerländer war bei der diesjährigen<br />

KWF-Tagung der Nachbarstaat Polen mit<br />

nahezu 600 Tagungsteilnehmern vertreten.<br />

Die sieben polnischen Aussteller zeigten eine<br />

breite Palette von der »Gesellschaft der<br />

Waldfreunde« bis zum größten polnischen<br />

Forstmaschinenhersteller. Die polnische<br />

Partnerprüfstelle ORWLP (Osrodek Rozwojowo-Wdrozeniowy<br />

Lasów Panstwowych<br />

w Bedoniu) präsentierte sich ebenfalls mit<br />

einem Stand auf dem Messegelände.<br />

ORWLP ist die forsttechnische Prüfstelle<br />

der polnischen Staatsforstverwaltung. Sie<br />

führt Eignungs- und Gebrauchstests durch,<br />

stellt Gutachten aus und schreibt Empfehlungen.<br />

Des Weiteren organisiert ORWLP<br />

Schulungen, erstellt naturwissenschaftliche<br />

Lehrfilme und verwaltet die staatliche Forstsamenbank.<br />

Seit der Interforst 2006 arbeitet das<br />

KWF mit der polnischen Prüfstelle intensiv<br />

zusammen. Die Kooperation umfasst die<br />

Vergabe eines gemeinschaftlichen Prüfzeichens<br />

beider Prüfstellen auf der Grundlage<br />

gemeinsamer Prüfkriterien.<br />

polnische<br />

erfahrungen in<br />

Schmallenberg<br />

»Das große Interesse an internationalen<br />

Forsttechnikmessen, wie z. B. die Ligna+<br />

und die Interforst in Deutschland, die Austrofoma<br />

in Österreich, die Elmia Wood in<br />

Schweden, die Silva Regina in Tschechien<br />

und die Metko in Finnland, gab es in der<br />

polnischen Staatsforstverwaltung eigentlich<br />

schon immer. Die Ideen und Erfahrungen,<br />

die wir auf den Messen sammeln,<br />

stellen für uns eine wertvolle Anregung für<br />

die eigene Entwicklung dar. Aufgrund dieser<br />

Eindrücke ergab sich häufig ein nicht abreißender<br />

Gedankenaustausch über neue Lösungen<br />

für eigene technische Probleme und<br />

Konstruktionsfehler oder Versuchsentwürfe,<br />

das Gesehene bei uns in Polen umzusetzen.<br />

Messebesuche sind für uns also anerkanntermaßen<br />

wichtig.<br />

Auch die Vorbereitungen zur 15. KWF-<br />

Tagung verfolgten wir mit großem Interesse.<br />

Womit werden die Veranstalter uns dieses<br />

Mal überraschen? Was bietet die breite Palette<br />

der Aussteller? Und nicht zuletzt: Wie<br />

wird das Wetter?<br />

Wichtig ist für uns immer, sich richtig<br />

auf die Messe vorzubereiten. Und damit<br />

hatten wir auch sogleich das erste Problem:<br />

die Kommunikation in der deutschen Sprache.<br />

Die meisten meiner Kollegen spre


chen leider kein Deutsch. Wie kann die<br />

Messe für uns erfolgreich ausfallen, wenn<br />

das Gespräch mit dem Verkäufer, Konstrukteur<br />

oder Produzenten sich wegen der<br />

Sprachhürden als zu kompliziert erweist?<br />

Wird die englische Sprache in diesem Falle<br />

ausreichen? Werden unsere bisherigen Erfahrungen<br />

und unser Wissen ausreichen,<br />

um die technologischen Neueinführungen<br />

richtig zu verstehen?<br />

Das zweite Hindernis war die Entfernung.<br />

Eine lange und durchaus anstrengende<br />

Reise – zweimal 1.000 km – stand uns<br />

bevor. Einige meiner Kollegen haben sich<br />

Wochen, ja schon Monate zuvor darauf vorbereitet.<br />

Bereits der erste Kontakt mit den hilfsbereiten<br />

Messeleitern vom KWF hat unsere<br />

Befürchtungen zerstreut – die KWF-Tagung<br />

ist schließlich eine internationale, weltweit<br />

anerkannte Messe! Wir stellten während<br />

der Tagung auch fest, dass die Förster und<br />

Waldarbeiter aus aller Welt sehr ähnlich<br />

gestrickt sind, ähnlich denken und einfach<br />

dieselbe Sprache sprechen, begründet auf<br />

dem gemeinsamen naturwissenschaftlichen<br />

Wissen und forsttechnischen Verständnis.<br />

Wir haben uns gut verstanden<br />

und verständlich machen können. Es ergaben<br />

sich sogar einige Male sehr informationsreiche<br />

Gespräche mit unseren<br />

Kunden, bei denen wir, ohne die genauen<br />

Fachbegriffe zu wissen, intensiv über konkrete<br />

forsttechnische Probleme und deren<br />

Auswirkungen diskutierten.<br />

seiten Des KWf<br />

Die 15. kwF-tagung:<br />

eine internationale Forstmesse<br />

Meiner Meinung nach war der Ansatz,<br />

auf dem »Post-Naturkatastrophengelände«<br />

die Tagung zu organisieren, ein absoluter<br />

Volltreffer. Eine solche Ausstellung ist sehr<br />

beeindruckend, zeitgemäß und nützlich. Wir<br />

vom ORWLP und der polnischen Staatsforstverwaltung<br />

sind uns bewusst, dass ein hoher<br />

Mechanisierungsgrad in der Forstwirtschaft<br />

absolut notwendig und deshalb auch unvermeidbar<br />

ist. Unserer Ansicht nach braucht<br />

der Ausbau der Mechanisierung deshalb<br />

auch keine Rechtfertigung, sondern ist Ausdruck<br />

des Zeitgeistes und des Fortschritts.<br />

Obwohl wir über eigene Verfahren und<br />

Techniken zur Kalamitätsbewältigung verfügen,<br />

sind die Erfahrungen anderer Forstverwaltungen<br />

samt ihrer Technologien für<br />

uns sehr wichtig, und deshalb werden wir<br />

diese Erfahrungen in unserer künftigen Arbeit<br />

bestimmt auch nutzen und umsetzen.<br />

Die große Zahl der Aussteller und Besucher<br />

hat uns positiv überrascht. Die Beteiligung<br />

von knapp 600 polnischen Förstern an<br />

einer internationalen Forstmesse ist dabei<br />

eine Art Rekord. Unter den Besuchern waren<br />

auch prominente Gäste wie der Staatssekretär<br />

(Vizeminister) des polnischen Umweltministeriums<br />

Herr Janusz Zaleski oder der<br />

Direktor der polnischen Staatsforsten Herr<br />

Marian Pigan.<br />

Das polnische Forstwesen unterscheidet<br />

sich von den skandinavischen und anderen<br />

europäischen Ländern sehr durch seine Philosophie<br />

und seine Verwaltung. Doch sind<br />

viele der eingesetzten Technologien ähnlich<br />

oder sogar gleich. Forstmessen zu besuchen,<br />

bedeutet für uns daher nicht nur, die neusten<br />

Hightech-Lösungen zu erfahren, sondern<br />

auch, die Vielfältigkeit und Offenheit<br />

unserer Branche zu erleben.<br />

Für mich persönlich war die Möglichkeit,<br />

die neueste und modernste Technologie in<br />

der Branche erleben zu dürfen, eine tolle Erfahrung.<br />

Allerdings auch ein anstrengendes<br />

Unternehmen für nur einen einzigen Tag.<br />

Weitere unvergessliche Erinnerungen<br />

zu tanken, neue Bekanntschaften zu finden<br />

und Erfahrungen zu machen, dazu neue<br />

Handelsbeziehungen aufzunehmen – dafür<br />

ist die KWF-Tagung da. Dann lohnt es sich,<br />

die Strapazen während der 10-stündigen<br />

Autofahrt auf sich zunehmen. Wir warten<br />

jetzt schon mit Spannung auf die 16. KWF-<br />

Tagung 2012!«<br />

n<br />

Texte von Rafal Selwakowski, ORWLP<br />

Barbara Witt, KWF<br />

Fotos diese und vorherige Doppelseite:<br />

Mühlhausen/Landpixel und<br />

Dr. Stefan Peters<br />

Juli | 2008 : proWALD 25


innovative<br />

Forsttechnik in<br />

Schmallenberg<br />

ausgezeichnet<br />

Rückenwind für den technologischen Fortschritt<br />

lieferte der KWF-Vorsitzende Peter<br />

Wenzel, als er am 5. Juni anlässlich der<br />

15. KWF-Tagung im Kongresszelt auf dem<br />

Messegelände insgesamt neun taufrische<br />

forsttechnische Entwicklungen aus drei<br />

Produktbereichen mit Preisen ehrte. Die<br />

Preisträger erhielten Medaille und Urkunde<br />

erstmals aus den Händen von MdB Georg<br />

Schirmbeck, Präsident des Deutschen<br />

Forstwirtschaftsrates (DFWR) und damit<br />

politischer Spitzenvertreter der Forstwirtschaft<br />

in Berlin.<br />

Kein Verlust beim Spülen<br />

Fünf Preise vergab das KWF im Produktbereich<br />

Holzernte und Holzbringung: Für<br />

die Firma Dolmar, Hamburg, freute sich<br />

Geschäftsführer Rainer Bergfeld persönlich<br />

über die Auszeichnung für die Motorsäge<br />

PS-500 V. Diese erste serienreife<br />

Motorsäge im Semiprofibereich (mit<br />

Ventil-gesteuertem Hochleistungs-Viertaktmotor)<br />

arbeitet ohne Spülverluste.<br />

Das für Motorsägen innovative Motorenkonzept<br />

reduziert deutlich den Ausstoß<br />

an schädlichen Abgasen, der somit weit<br />

unter den geltenden Abgasgrenzwerten<br />

liegt. So betrage der Ausstoß an Abgasen<br />

26 proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des KWf<br />

bahnbrechende neuigkeiten<br />

lediglich noch rund ein Fünftel der bisher<br />

üblichen Werte, beteuerte Rainer Ehley<br />

am Dolmar-Messestand. Er berichtete<br />

von teils erstaunten, teils kritischen Reaktionen<br />

auf die neue Säge. »Das es so etwas<br />

gibt!« oder »Interessant – aber wird sich<br />

die Vierventiltechnik am Markt durchsetzen?«,<br />

lauteten zahlreiche Kommentare.<br />

Die Technologie ist nach Ansicht von Dolmar<br />

Bedingung, um die geforderten Abgaswerte<br />

zu erreichen. Die PS 500-V wird<br />

daher intern durchaus als ein Technologieträger<br />

verstanden. »Einen (Verkaufs)<br />

Preis für die PS 500-V gibt´s noch nicht«,<br />

sagte der Hamburger, »darüber wird noch<br />

in der Vertriebsabteilung nachgedacht.«<br />

Franz Hochleitner, Chef des gleichnamigen<br />

Unternehmens mit Sitz in Bodman,<br />

nahm die Auszeichnung für seine Konstant-Zugwinde<br />

persönlich entgegen. Diese<br />

innovative Winde für die Starkholzrückung<br />

im Bodenzug arbeitet mit großen Seillängen.<br />

Die Führung des Seils über zwei Keilnutscheiben<br />

sorgt für konstante Zugkraft,<br />

damit die Seiltrommel entlastet wird und<br />

Seilquetschungen vermieden werden.<br />

Konrad Forsttechnik aus Preitenegg/<br />

AT entwickelte einen gleichnamigen Bodenlaufwagen.<br />

Mit zwei Rückewinden<br />

zum Beizug an einem Doppelseil geführt<br />

und von einem eigenen Dieselaggregat<br />

über Seilantriebsscheiben hydrostatisch<br />

angetrieben, bietet er nach Angaben des<br />

KWF ein ebenso innovatives wie einfaches<br />

Konzept für die schonende Rückung in<br />

herausforderndem Gelände an.<br />

Ernst Zwick von der S + R Maschinenbau<br />

aus Marktoberdorf erhielt »seine« Innovationsmedaille<br />

für die Universalsteck-<br />

Anbauwinde für Kompaktschlepper (Foto<br />

ganz rechts). Diese Rückeseilwinde verfügt<br />

über eine hydraulisch verstellbare<br />

Bergstütze – der Anbau erfolgt über eine<br />

Aufnahmeplatte in der Anhängeschiene<br />

und führt zu einem festen Verbund mit<br />

dem Schlepper. <strong>Der</strong> Antrieb erfolgt über<br />

eine direkte Verbindung zum Zapfwellenstummel<br />

des Schleppers. Die Winde<br />

ist schnell wechselbar und kompatibel<br />

zu allen gängigen Schleppern. Im Interview<br />

auf dem S + R-Messestand erläuterte<br />

Zwick die Vorteil der Winde aus seiner<br />

Sicht: Diese sei kostengünstig und verursache<br />

lediglich geringe Anbaukosten, da<br />

an vielen Schleppern »nichts verändert<br />

werden muss«. Erwebe der Kunde einen<br />

neuen Schlepper, passe die Winde in den<br />

meisten Fällen auch hier.<br />

<strong>Der</strong> Anbau erfolgt über eine 3-Punkt-<br />

Winde, ein elastisches Kupplungsstück<br />

verbindet sich automatisch mit dem<br />

Schlepper. Die Zeit für das Abrüsten gab<br />

der Leiter der Konstruktionsabteilung<br />

mit rund fünf Minuten an. Die Kunden<br />

scheinen gut auf das neue Konzept anzusprechen:<br />

Das Messe-Exemplar sei bereits<br />

verkauft und die Resonanz auf die Winde<br />

sei im Jahr 2008 »sehr gut«. Zwick rechnet<br />

nach der Messe mit »einigen Aufträgen«.<br />

Die Grube KG, Bispingen, freute<br />

sich über eine Ehrung der Stammpresse<br />

LT WVS mit dehnungsarmem Gurtband.


Diese frische Konzeption einer robusten<br />

Stammpresse in Leichtbauweise besticht<br />

nach Angaben des KWF durch ein selbstsperrendes<br />

Schneckengetriebe, welches<br />

im Vergleich zu anderen Produkten ein<br />

kontinuierliches, ruckfreies Spannen und<br />

Lösen der Stammpresse ermöglicht (2. Foto<br />

v. links).<br />

Schutz vor Sonne und Säge<br />

Die Aearo Technologie, Starzach, entwickelte<br />

den Schutzhelm G3000 Solaris:<br />

Die Helmschale verfügt über ein integriertes<br />

UV-Dosimeter. Während mechanische<br />

und chemische Schäden an der<br />

Helmschale mit bloßem Auge erkennbar<br />

sind, konnten bisher die Auswirkungen<br />

durch UV-Licht nur abgeschätzt werden.<br />

Dieser UV-Indikator macht die Belastung<br />

durch Sonnenlicht und damit die Alterung<br />

des Helmes für den Anwender sichtbar<br />

(Foto ganz links).<br />

Mit dem ForestShield 6-Lagen Schnittschutz<br />

FS6X gab es bereits die zweite<br />

Auszeichnung für die Grube KG. Diese<br />

Schnittschutzeinlage für Waldarbeiter-<br />

Schnittschutzhosen erreicht besondere<br />

Elastizität und Durchtrennsicherheit<br />

durch das wellenförmige Einlegen der<br />

Sicherheitsfasern. <strong>Der</strong> Träger profitiert<br />

zudem von geringem Gewicht und damit<br />

verbessertem Tragekomfort. Thorsten Milkereit<br />

sagte dazu am Grube-Messestand:<br />

»Bisher gab es nur Schnittschutzkleidung<br />

mit flexibler, äußerer Schicht – die innere,<br />

eigentliche Schutzschicht zeigte sich<br />

seiten Des KWf<br />

mit preisen geehrt<br />

meist wenig elastisch. Auf dieses Produkt<br />

haben die Kunden gewartet, die Schnittschutzhose<br />

trägt sich wie eine Jogginghose.«<br />

(2. Foto v. rechts)<br />

Wohlige Wärme<br />

Im Produktbereich Bioenergie gingen die<br />

Preise an die HDG Bavaria, Massing, für die<br />

Hackschnitzel-, Späne- und Pellet-Heizanlage<br />

HDG Compact 25. Bei diesem automatischen<br />

Zentralheizungskessel (25 kW) für<br />

Hackschnitzel, Späne und Pellets sorgen<br />

Lambdasonde, Abgas-Temperaturfühler,<br />

zusätzlicher Brennraum-Temperaturfühler<br />

sowie die innovative Leistungs- und<br />

Verbrennungsregelung für saubere und<br />

effiziente Nutzung des Brennstoffs. Die<br />

Feinstaub-Emissionen erfüllen die verschärften<br />

Grenzwerte der Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

Stufe 1.<br />

<strong>Der</strong> Biokompakt ECO 50 aus dem<br />

Hause Biokompakt Heiztechnik, Waldhausen/AT,<br />

ein automatischer Zentralheizungskessel<br />

(50 kW) für Hackschnitzel,<br />

Pellets sowie weitere feste Bioenergieträger<br />

ermöglicht über die Gestaltung der<br />

Brennkammer sowie die Leistungs- und<br />

Verbrennungsregelung hohe Wirkungsgrade<br />

sowie niedrige Emissionen. Die<br />

Feinstaub-Emissionen entsprechen den<br />

verschärften Grenzwerten der Bundes-<br />

Immissionsschutzverordnung Stufe 1.<br />

(Foto Mitte)<br />

n<br />

Text und Fotos<br />

von Dr. Stefan Peters<br />

Mit der KWF-Innovationsmedaille<br />

ausgezeichnet werden seit 2000 solche<br />

Entwicklungen, bei denen sich<br />

die Funktion entscheidend verbessert<br />

hat und durch deren Einsatz<br />

ein neues Verfahren ermöglicht oder<br />

ein bewährtes Verfahren wesentlich<br />

verbessert wird. Für die Auswahl<br />

entscheidend sind die zu erwartenden<br />

positiven Auswirkungen auf<br />

Gebrauchswert, Betriebswirtschaft,<br />

Arbeitsschutz sowie Energiesituation.<br />

Im Vorfeld reichten Aussteller<br />

der diesjährigen KWF-Tagung insgesamt<br />

97 Produkte mit Schwerpunkt<br />

Holzernte ein – 53 von ihnen bestanden<br />

die erste Hürde des Auswahlverfahrens<br />

durch die neunköpfige, vom<br />

KWF berufene, unabhängige Jury.<br />

Juli | 2008 : proWALD 27


28<br />

naturschutz gegen Forst<br />

(eigener Bericht) Am 7. Mai 2008 trafen sich in Mainz die Umweltminister der Bundesländer<br />

zu einer Sonderkonferenz über Biodiversität im Vorfeld der Vertragsstaatenkonferenz<br />

(CBD), die Mitte Mai in Bonn stattfand. Im Vorfeld dieser Konferenz wurden die Umweltverbände<br />

und die drei Forstverbände DFWR (<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat), DFV (<strong>Deutscher</strong><br />

<strong>Forstverein</strong>), ANW (Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft) gebeten, den<br />

Umweltministern ihre Standpunkte zur Biodiversität in einer öffentlichen Veranstaltung<br />

im kurfürstlichen Schloss Mainz darzulegen. Zu diesem Zweck verständigten sich die drei<br />

genannten Forstverbände auf eine gemeinsame Linie und einen gemeinsamen Vortrag. Die<br />

Forstwirtschaft sprach also, wie oftmals vergeblich gefordert, mit einer Stimme, derjenigen<br />

des Präsidenten des DFWR, MdB Georg Schirmbeck, und formulierte dazu<br />

entsprechende Forderungen an die Konferenz (siehe Seite 30)<br />

.<br />

Im internen Teil der Umweltministerkonferenz wurde<br />

eine Erklärung zur biologischen Vielfalt vom 7. Mai<br />

2008 beschlossen, deren wesentlicher Inhalt die Unterstützung<br />

des Beschlusses des Bundeskabinetts<br />

vom 7.11.2007 zur nationalen Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt darstellt (siehe dazu auch<br />

den Bericht in proWALD vom Januar 08). Die<br />

deutsche Forstwirtschaft ist durch diesen<br />

Beschluss insoweit besonders betroffen, als<br />

die nationale Strategie zur biologischen<br />

Vielfalt Forderungen erhebt, die die Interessen<br />

der Forstwirtschaft entscheidend<br />

tangieren, zum Beispiel,<br />

• dass bis 2020 der Flächenanteil<br />

von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung<br />

5 % der Waldfläche betragen<br />

soll (Prozessschutz),<br />

• dass vermehrt standortheimische<br />

Baumarten verwendet werden und<br />

dass der Anteil nicht standortheimischer<br />

Baumarten sich kontinuierlich<br />

reduziert sowie<br />

• dass historische Waldnutzungsformen<br />

wie Mittel-, Nieder- und<br />

Hutewald weitergeführt und nach<br />

Möglichkeit ausgebaut werden.<br />

Ferner beinhaltet der Beschluss,<br />

• dass aus ökologischer Sicht besonders<br />

wertvolle alte Wälder (Bäume älter<br />

als 180 Jahre) mit einem Anteil von<br />

mindestens 2 % an der Waldfläche zu<br />

erhalten sind.<br />

Zudem wird eine klarere Fassung der<br />

»Grundsätze einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung«<br />

(ordnungsgemäße<br />

Forstwirtschaft, gute forstliche Praxis) im<br />

Gesetz bis 2010 angestrebt,<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

natursChutZ<br />

zitate aus der<br />

anhörung<br />

Umweltministerin Margit Conrad, Rheinland-Pfalz:<br />

»Ergebnis der zweiten Bundeswaldagentur<br />

zeigt die Fortschritte bei der<br />

ökologischen Bewirtschaftung der Wälder.«<br />

»Größte Herausforderung weltweit ist, den<br />

Hunger bekämpfen, die Biodiversität erhalten<br />

und der Klimaschutz.«<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:<br />

»Das Artensterben nimmt weiter zu, heute<br />

1.000-fach mehr, als es von Natur aus der<br />

Fall wäre.«<br />

»Wen wir brauchen bei der Umsetzung der<br />

Umweltziele, sind die Finanzminister, die<br />

Wirtschaft, die Kommunalpolitiker.«<br />

»Wir brauchen einen wirtschaftlichen Interessenausgleich<br />

zum Beispiel beim Stopp<br />

der Waldzerstörung in den Tropen. Wir brauchen<br />

ein Ende der Biopiraterie, das heißt, der<br />

Nutzung der genetischen Ressourcen des<br />

Regenwaldes durch die Industrieländer.«<br />

»Die EU ist der einzige Konferenzpartner,<br />

der in die Verhandlungen mehr einbringt als<br />

die Summe ihrer Einzelinteressen. Europa<br />

ist daher eine grüne Europaunion.«<br />

»Naturerhalt und Biodiversitätserhalt sollten<br />

das Betriebshandbuch unserer Erde sein.«<br />

Generaldirektor der Generaldirektion Umwelt<br />

der EU Mogens Peter Carl: »Ohne Stopp<br />

des Artenverlustes riskieren wir unseren<br />

Wohlstand.«<br />

»Die Biodiversitätserhaltung verdient die<br />

gleiche Beachtung wie der Klimawandel.«<br />

»90 % der Bevölkerung sind problembewusst<br />

– trotzdem steht die Biodiversität<br />

nicht besonders hoch auf der politischen<br />

Tagesordnung. Es passiert hier dasselbe<br />

wie mit dem Klimaschutz. Auch dort hat es<br />

10 Jahre gedauert, bis er auf die politische<br />

Tagesordnung gesetzt wurde.«<br />

Pavan Sukhdev, Leiter Globale Märkte, Deutsche<br />

Bank in London (er stellte einen Zwischenbericht<br />

seiner Studie: »The Economics of<br />

Ecosystems and Biodiversity« vor. Insgesamt<br />

war die Vorstellung dieser Studie in Mainz<br />

eine Premiere, inzwischen hat DER SPIEGEL<br />

eine ganze Titelgeschichte daraus gemacht.


Er nennt drei Hauptgründe für die Abnahme<br />

der Biodiversität: Anbau von Feldfrüchten,<br />

Klimawandel und Infrastrukturmaßnahmen,<br />

siehe auch unseren nachfolgenden<br />

Bericht zur CBD-Konferenz in Bonn): »Bewusstsein<br />

schaffen für den ökonomischen<br />

Wert der Natur. Conservation is in reality a<br />

›mega industrie‹ of 5 Trillion Dollar. (Erhalt<br />

der Artenvielfalt ist in der Realität eine Megaindustrie<br />

von 5 Billionen Dollar.)«<br />

Prof. Dr. Manfred Niekisch, <strong>Deutscher</strong> Naturschutzring:<br />

»Biodiversität ist eine Menschheitsaufgabe<br />

und Voraussetzung für den<br />

Weltfrieden.«<br />

Manfred Krug, Greenpeace: »2/3 aller landlebenden<br />

Arten leben in Wäldern, die jedoch<br />

in den letzten 50 Jahren sich halbiert<br />

haben.«<br />

»Urwaldschutz ist rentabler als anderer Klimaschutz.«<br />

»Tropenholzhandel ist zu stoppen. Hier ist<br />

die EU mit einer Richtlinie gefordert.«<br />

Prof. Dr. Hubert Weiger, BUND: »Stopp des<br />

Abbaus des Personals von Naturschutz und<br />

Forstwirtschaft in den Ländern.«<br />

»Die Förderung der Land- und Forstwirtschaft<br />

in den Natura 2000-Gebieten sollte<br />

verbessert werden.«<br />

»Forderung nach Schutz alter Wälder.«<br />

»10 % der Buchenwälder sollten unter Prozessschutz<br />

gestellt werden.«<br />

Leif Miller, NABU: »Zur Sicherung des nationalen<br />

Naturerbes sollen 125.000 ha von<br />

Bund und Ländern bereitgestellt werden.«<br />

Minister Dr. Till Backhaus, Mecklenburg-<br />

Vorpommern: »Warum gibt es keinen grünen<br />

Finanzausgleich? In Mecklenburg-Vorpommern<br />

sind mehr als 34 % des Landes unter<br />

Schutz gestellt.«<br />

»Gemeinwohlleistungen der Land- und Forstwirtschaft<br />

sollten besser honoriert werden.«<br />

»Stoppt den Personalabbau in den Forschungseinrichtungen,<br />

macht mehr Forschung.«<br />

GeGen fOrst<br />

Die umweltministerkonferenz in mainz<br />

• die Zertifizierung von 80 % der Waldfläche nach hochwertigen ökologischem Standards,<br />

und weiterhin<br />

• keine Verwendung gentechnisch veränderte Organismen.<br />

Damit sind in dem Programm Forderungen enthalten, die für die Forstwirtschaft, wenn<br />

man sie unter dem Gesichtspunkt der derzeitigen Ressourcennachfrage, des Klimawandels<br />

aber auch der Erzeugung z. B. von Energiepflanzen auf speziellen Plantagen ansieht, problematisch<br />

sind.<br />

Allgemein setzt sich die Umweltministerkonferenz »nachdrücklich für die Erhaltung der<br />

biologischen Vielfalt als eine wesentliche Aufgabe menschlicher Daseinsvorsorge ein. Die<br />

Vielfalt der Arten und Formen von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikrooganismen<br />

bestimmt die nachhaltige Leistungs- und Funktionsfähigkeit<br />

der Stoffkreisläufe und somit den Zustand der<br />

Umwelt. Sie ist damit eine entscheidende Grundlage für<br />

die menschliche Ernährung und Gesundheit. Viele<br />

Leistungen der Natur sind darum unverzichtbar<br />

und technisch nicht ersetzbar. Wissenschaftliche<br />

Studien schätzen den jährlichen Nutzen in der<br />

Welt hiervon auf bis zu 60 Billionen US$.<br />

Die biologische Vielfalt ist in Milliarden<br />

Jahren Erdgeschichte entstanden. Die vom<br />

Menschen seit Beginn der industriellen<br />

Revolution verursachte Zerstörung der<br />

biologischen Vielfalt ist größer als die<br />

natürliche Aussterbensrate. 60 % aller<br />

Ökosysteme sind in den vergangenen<br />

Jahrzehnten weltweit destabilisiert<br />

worden. Weltweit sind mindestens<br />

20 % aller Säugetierarten, 12 % aller<br />

Vogelarten und 31 % aller Amphibienarten<br />

gefährdet. Durch<br />

den Klimawandel und die damit<br />

einhergehenden Veränderungen<br />

der Habitatbedingungen wird<br />

diese Entwicklung verstärkt. Dieser<br />

Rückgang der biologischen<br />

Vielfalt muss so schnell wie möglich<br />

aufgehalten werden. Unsere<br />

Generation hat gerade darum<br />

auch die ethische Verpflichtung,<br />

dafür Sorge zu tragen, dass dieses<br />

globale Potenzial unseren Nachkommen<br />

möglichst nachhaltig<br />

und leistungsfähig weitergegeben<br />

werden kann. Diese Verpflichtung<br />

erfordert weltweit ein Umdenken<br />

und schnell Entscheidungen.«<br />

n<br />

Fotos von Holzabsatzfonds (li.)<br />

und FVA BW (re.)<br />

Juli | 2008 : proWALD 29


30<br />

rede des präsidenten des DFwr<br />

auf der umweltministerkonferenz in mainz<br />

Georg Schirmbeck, MdB, anlässlich der<br />

Sonder-Umweltministerkonferenz am<br />

07.05.2008 in Mainz<br />

<strong>Der</strong> Verlust von biologischer Vielfalt hat<br />

unmittelbare wirtschaftliche Belastungen<br />

zur Folge, die mittel- und langfristig unsere<br />

Volkswirtschaft ernsthaft gefährden können.<br />

Die von artenreichen Ökosystemen erbrachten<br />

Leistungen entsprechen somit<br />

einem hohen finanziellen<br />

Gegenwert. Die Bewahrung<br />

der biologischenVielfalt<br />

ist daher<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

natursChutZ<br />

naturgemäß ein existenzielles Anliegen der<br />

deutschen Forstwirtschaft.<br />

<strong>Der</strong> Wald in Deutschland ist seit jeher<br />

Lebensraum für eine einzigartige Vielfalt<br />

von Pflanzen und Tieren sowie gleichzeitig<br />

Rohstoff- und Energiequelle, aber auch<br />

Arbeitsplatz, Produktionsstätte und Erholungsraum<br />

für Menschen.<br />

Die ökologischen, ökonomischen und<br />

sozialen Ansprüche an den Wald gleichwertig<br />

und ausgeglichen zu erfüllen, ist die Herausforderung<br />

der Forstwirtschaft von heute.<br />

Seit vielen Jahrzehnten erhält und nutzt<br />

eine naturnahe Forstwirtschaft den Wald als<br />

multifunktionalen Lebensraum. Mit dem<br />

naturnahen Waldbau ist die Forstwirtschaft<br />

die naturverträglichste Landnutzungsform<br />

in Deutschland.<br />

Ein Leitbild für Biodiversität muss die<br />

notwendigen Rahmenbedingungen, wie<br />

die Sicherung einer wettbewerbsfähigen<br />

Land- und Forstwirtschaft, die Nutzung<br />

nachwachsender Rohstoffe im Interesse der<br />

CO 2 -Reduzierung und die Ansprüche der<br />

Menschen in anderen Bereichen (z. B. Energie,<br />

Mobilität, Erholung, Naturgefahren),<br />

angemessen berücksichtigen und einbeziehen.<br />

Die Integration der Naturschutzziele<br />

in die Waldbewirtschaftung und nicht die<br />

Trennung von Schutz und Nutzung mit<br />

der großflächigen Herausnahme von<br />

Waldbeständen aus der Bewirtschaftung<br />

muss das Ziel von Strategien zur biologischen<br />

Vielfalt sein.<br />

Die konsequente naturnahe Bewirtschaftung<br />

der Wälder führte und führt zu<br />

einer Zunahme von alten Bäumen und Beständen.<br />

<strong>Der</strong> naturnahe Waldbau vereint<br />

Strukturvielfalt und nachhaltige Nutzung<br />

im Wald. Die Waldbesitzer in Deutschland<br />

pflanzen überwiegend Baumarten der natürlichen<br />

Waldgesellschaft. Die Ergebnisse<br />

der letzten Bundeswaldinventur aus dem Jahr<br />

2002 zeigen einen Anstieg der Laubbäume in<br />

Deutschland seit 1970 um 10 Prozentpunkte<br />

auf 39 %. Dieser Trend hält nicht zuletzt auch<br />

durch den stetigen Waldumbau in naturnahe<br />

und stabile Mischwälder weiter an.<br />

• Die hohe Luftschmutzfracht der Industrie-<br />

und Wohlstandsgesellschaft schadet<br />

unseren Wäldern extrem.<br />

• Um den deutschen Wald fit für morgen<br />

zu machen, brauchen wir Mischwälder<br />

mit einer hohen Artenvielfalt. Wir brauchen:<br />

• ausreichend kompetentes und durchschnittlich<br />

jüngeres Forstpersonal in<br />

der Fläche mit leistbarem Aufgabenvolumen,<br />

• die Lösung des Wald-Wild-Problems<br />

durch konsequente Anwendung der<br />

bestehenden jagd- und forstrechtlichen<br />

Bestimmungen,<br />

• ein langfristig verlässliches und unbürokratisches<br />

Förderprogramm, dass die<br />

Umstellung vom Reinbestand auf den<br />

gemischten Wald aktiviert,<br />

• staatliche Unterstützung zur Revitalisierung<br />

unserer versauerten Waldböden,<br />

• die Neuevaluation der forstlichen Standorte,<br />

die durch den Klimawandel verändert<br />

werden,<br />

• die Intensivierung und Koordinierung<br />

der Forschung bei waldbaulichen<br />

Grundlagen und Maßnahmen als Reaktion<br />

auf den Klimawandel,<br />

• die Neubewertung der nicht gebietsheimischen<br />

Baumarten.<br />

• <strong>Der</strong> Import und der Handel von Holz<br />

aus illegalem Holzeinschlag und aus der<br />

Abholzung von Primärwäldern müssen<br />

unterbunden werden. Holz aus nicht<br />

nachhaltiger Waldbewirtschaftung darf<br />

nicht importiert werden.<br />

• Die Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />

muss international fortgeführt<br />

und weiterentwickelt werden.<br />

Bewährte Zertifizierungssysteme wie<br />

PEFC dürfen nicht ideologisch ausgegrenzt<br />

werden.


<strong>Der</strong> Erhalt der genetischen Vielfalt der<br />

Wälder ist eine der Grundvoraussetzungen<br />

für eine zukunftsorientierte Bewirtschaftung<br />

der Wälder. <strong>Der</strong> Schutz der genetischen<br />

Vielfalt ist auch ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung<br />

der Folgen des Klimawandels. Das<br />

genetische Potenzial unserer Wälder gilt es,<br />

zu bewahren und, wo notwendig, gezielt anzureichern.<br />

Wesentlichen Anteil daran trägt<br />

die Naturverjüngung, die das genetische<br />

Potenzial unmittelbar vor Ort an den jeweiligen<br />

Folgebestand weitergibt.<br />

Ausnutzung der Standortamplitude<br />

Die Wahl der Baumarten hat sich konsequent<br />

an ihrer natürlichen Standorteignung<br />

zu orientieren. Die durch den Klimawandel<br />

verursachten steigenden Risiken der Forstwirtschaft<br />

müssen durch Sorgfalt bei der<br />

Baumartenwahl, der Auswahl geeigneter<br />

Herkünfte, Prüfung der Standorteignung<br />

und Pflege der Waldbestände zum Aufbau<br />

vitaler, stresstoleranter Wälder berücksichtigt<br />

werden. Hierbei sind neben standortheimischen<br />

Baumarten auch solche zu berücksichtigen,<br />

die durch ihre Standorteignung<br />

und ihre positiven Anbaueigenschaften die<br />

Waldbestände bereichern (klimatolerante<br />

Baumarten). Es muss zu einer Neubewertung<br />

der nicht gebietsheimischen Baumarten<br />

kommen, da die potenzielle natürliche<br />

Vegetation einer dynamischen Veränderung<br />

durch Nährstoffeinträge und den Klimawandel<br />

unterliegt.<br />

Erhalt durch Nutzung des Rohstoffes<br />

Holz<br />

Die Verwendung von Holzprodukten aus<br />

nachhaltig bewirtschafteten Wäldern als<br />

Roh-, Bau- und Werkstoff schont das Klima<br />

und trägt zur Minderung von CO 2 bei. Nachhaltig<br />

bewirtschaftete Wälder sind echte<br />

CO 2 -Speicher. Im Zuge der Waldpflege wird<br />

nur so viel Holz eingeschlagen, wie nachwächst.<br />

Die Holzmenge im Wald und damit<br />

das darin gespeicherte CO 2 bleiben insgesamt<br />

gleich. Hinzu kommt, dass durch die<br />

Herstellung von Holzprodukten Kohlenstoff<br />

GeGen fOrstWirtsChaft?<br />

wesentlich länger gebunden wird. Bei der<br />

Nutzung eines Baumes bleibt der Kohlenstoff<br />

in den Holzprodukten gebunden. So ist<br />

in einem Dachstuhl der Kohlenstoff mehrere<br />

hundert Jahre in dem Holz gebunden und<br />

wird erst dann freigesetzt, wenn der Dachstuhl<br />

verrottet. Dieser Effekt trägt wesentlich<br />

zum Klimaschutz bei (Produktspeicher<br />

Holz).<br />

Anders als bei nachhaltiger Nutzung<br />

sind die in anderen Teilen der Welt fortschreitende<br />

Abholzung und Brandrodung<br />

der Tropenwälder eine CO 2 -Quelle, da hier<br />

über Jahrhunderte aufgebaute Kohlenstoffvorräte<br />

innerhalb kürzester Zeit vollständig<br />

mobilisiert werden. Die Anstrengungen,<br />

diese Entwicklung zu stoppen, müssen verstärkt<br />

werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Wälder sind nicht nur Lebensraum für eine<br />

einzigartige Vielfalt von Pflanzen und Tieren,<br />

sondern gleichzeitig Rohstoff- und Energiequelle,<br />

Arbeitsplatz und Einkommensmöglichkeit<br />

sowie Erholungsraum für Menschen.<br />

Die Integration des Naturschutzes in<br />

die tägliche Bewirtschaftung des Waldes ist<br />

sektoralen Ansätzen daher weit überlegen.<br />

Seit vielen Jahrzehnten nutzt und erhält eine<br />

naturnahe Forstwirtschaft den Wald auf<br />

großer Fläche in dieser Multifunktionalität.<br />

Großflächige Stilllegungen und Nutungsverzicht<br />

sind dazu kontraproduktiv.<br />

Praktizierte naturnahe Waldbewirtschaftung<br />

verbindet besser als andere Nutzungsformen<br />

ökonomische, ökologische und<br />

soziale Belange und Interessen und optimiert<br />

den Gesamtnutzen unserer Wälder.<br />

Sie ist daher im umfassenden Sinne<br />

nachhaltig. Die Wälder in Deutschland<br />

mit ihrer netzartigen Verteilung sind<br />

in idealer Weise ein natürlicher Biotopverbund.<br />

Ihr uneingeschränkter<br />

Erhalt und ggf. ihre Mehrung sowie<br />

ihre möglichst naturnahe Zusammensetzung<br />

und Struktur sind die<br />

Grundlagen für den Erhalt und die<br />

Nutzung ihrer biologischen Vielfalt.<br />

Um den durch Klimawandel und Artenrückgang<br />

entstandenen Herausforderungen<br />

begegnen zu können,<br />

benötigt die deutsche Forstwirtschaft<br />

mehr Handlungsfreiräume und Partner<br />

statt strengerer Regeln und Aufsicht.<br />

Waldeigentümer aller Besitzarten<br />

stellen heute auf großer Fläche mit einer<br />

naturnahen und umfassend nachhaltigen<br />

Forstwirtschaft den Erhalt der biologischen<br />

Vielfalt sicher. Sie werden damit ihrer tradi-<br />

tionell hohen Verantwortung für die Natur<br />

gerecht.<br />

Nachhaltige Forstwirtschaft ist nur<br />

in einem generationenübergreifenden<br />

Zeitraum möglich. Eine hektische, widersprüchliche,<br />

an der aktuellen Tagespolitik<br />

orientierte Gesetzgebung schadet der Forstwirtschaft.<br />

Wenn wir heute FFH- und/oder Naturschutzgebiete<br />

im Wald haben, so liegt dies<br />

nicht an der Gesetzgebung in der Vergangenheit,<br />

sondern an der Arbeit der Waldbesitzer<br />

und Förster. Mehr Vertrauen durch<br />

Bürger und Politik in unsere Arbeit ist deshalb<br />

sachgerecht.<br />

n<br />

Fotos Pixelio.de (li.) und<br />

Holzabsatzfonds (re.)<br />

Juli | 2008 : proWALD 31


32<br />

aktivitäten der Forst-<br />

und holzwirtschaft auf der<br />

cbD-konferenz<br />

Schönheit und Vielfalt unserer Wälder und<br />

ihre nachhaltige Nutzung stehen in Deutschland<br />

im Einklang! Nicht von ungefähr gilt die<br />

deutsche Waldwirtschaft weltweit als Vorbild.<br />

Das galt es, im Mai der Weltöffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Vom 19. bis<br />

30. Mai 2008 trafen sich<br />

in Bonn 5.000 Delegierte<br />

der Unterzeichner-<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des DfWr<br />

staaten zu einer Konferenz zur Biologischen<br />

Vielfalt (Convention on Biological Diversity<br />

oder kurz CBD oder COP 9). Die CBD ist keine<br />

klassische Artenschutzkonvention. Sie<br />

deckt vielmehr den gesamten Bereich des<br />

Schutzes und der Nutzung der biologischen<br />

Vielfalt (Lebensräume, Arten, Gene) ab. Im<br />

politischen Zentrum der COP 9 stehen dabei<br />

insbesondere der Schutz und die nachhaltige<br />

Nutzung der Wälder und der Meeresökosysteme.<br />

Das Übereinkommen hat drei übergeordnete<br />

Ziele:<br />

• die Erhaltung biologischer Vielfalt,<br />

• eine nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile<br />

und<br />

• die gerechte Aufteilung der Vorteile aus<br />

der Nutzung genetischer Ressourcen.<br />

Im strategischen Plan der Konvention wurde<br />

das Ziel festgelegt, bis 2010 die gegenwärtige<br />

Rate des Verlustes an biologischer<br />

Vielfalt signifikant zu reduzieren. Dieses<br />

Ziel wurde im Umsetzungsplan des Weltgipfels<br />

für nachhaltige Entwicklung/<br />

«Rio + 10« im Jahre 2002 in Johannesburg<br />

bestätigt. Das Cartagena-Protokoll ist ein<br />

Abkommen unter der Konvention, das<br />

sich mit Fragen biologischer Sicherheit<br />

befasst.<br />

Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft<br />

präsentierte sich mit Exkursionen<br />

in den Wald, Side-Events und einer<br />

Messe für die internationalen Besucher.<br />

Die breite Öffentlichkeit wurde bereits<br />

im Vorfeld der Konferenz am 19. April<br />

deutschlandweit zu einem Aktionstag in<br />

die heimischen Wälder eingeladen, um<br />

dort 200.000 Waldbäume oder -sträucher<br />

verschiedenster Arten zu pflanzen. Nach<br />

dem Motto »Mitmachen – Vielfalt schaffen«<br />

beteiligten sich eine Vielzahl der Landesforstverwaltungen,<br />

private und kommunale<br />

Waldbesitzer an dieser Aktion.<br />

von Carsten Leßner, Geschäftsführer des DFWR<br />

Die nationale Presse wurde durch eine<br />

einwöchige Pressefahrt des Bundesamtes für<br />

Naturschutz auf die CBD eingestimmt. Hier<br />

konnte sich die deutsche Forstwirtschaft<br />

an einem Tag präsentieren. Wir wählten die<br />

nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung<br />

der Buche in Hessen als Thema aus (siehe<br />

hierzu auch AFZ/<strong>Der</strong>Wald).<br />

Forst- und Holzwirtschaft präsentieren<br />

sich auf der »Messe der Vielfalt« mit einem<br />

Holzpavillon, der eigens für die Vertragsstaatenkonferenz<br />

konzipiert und gebaut<br />

wurde (Foto Mitte). Die Kantenlänge des<br />

Kubus beträgt 4,85 m. Damit entspricht sein<br />

Volumen der Menge Holz, die in 30 Sekunden<br />

in Deutschlands Wäldern nachwächst.<br />

Die Außenoberfläche des Pavillons, Lärche<br />

aus nachhaltiger Forstwirtschaft, vermittelt<br />

einen Eindruck von der Ästhetik des Rohstoffes<br />

Holz. <strong>Der</strong> mit verschiedenen Holzarten<br />

gestaltete Innenraum lädt zum Verwei


len ein, und die transparente Decke zeigt<br />

das Blätterdach eines Buchenwaldes. Große<br />

Bildtafeln, Broschüren und Flyer informierten<br />

über die Forst- und Holzwirtschaft in<br />

Deutschland.<br />

Auftakt des Messeauftritts bildete ein<br />

Konzert von Chuck Leavell, das von der<br />

AGDW organisiert wurde.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war die Baumpflanzaktion<br />

»5 Bäume für 5 Kontinente«,<br />

bei der der Deutsche Forstwirtschaftsrat<br />

(DFWR) und der Deutsche Holzwirtschaftsrat<br />

(DHWR) zusammen mit hochrangigen<br />

Vertretern verschiedener Länder fünf Bäume<br />

stellvertretend für fünf Kontinente auf<br />

dem Konferenzgelände an der Bonner<br />

Rheinaue pflanzten. Für die Pflanzaktion<br />

wurden Bäume ausgewählt, die einerseits<br />

charakteristisch für ihren Kontinent sind,<br />

andererseits aber auch den hiesigen Klima-<br />

und Umweltanforderungen gewachsen<br />

sind. So wurden eine Rotbuche für Europa,<br />

eine Atlaszeder für Afrika, eine Wollemie für<br />

Australien, ein Ginkgo für Asien und eine<br />

Andentanne (oder Araukarie) für Amerika<br />

gepflanzt.<br />

Zwei Side-Events und zwei Exkursionen<br />

mit vielen internationalen Beteiligungen<br />

sowie ein Pressegespräch in Berlin und die<br />

Teilnahme an der Bundespressekonferenz<br />

in Bonn rundeten den Auftritt der Forst- und<br />

Holzwirtschaft ab.<br />

Bevor ich zu einem Schlussresümee der<br />

CBD und ihrer Ergebnisse komme, möchte<br />

ich einer Vielzahl von Helfern und Sponsoren<br />

danken, ohne deren Einsatz der Auf-<br />

seiten Des DfWr<br />

tritt nicht möglich gewesen wäre. <strong>Der</strong> gesamte<br />

Auftritt wurde vom Holzabsatzfonds<br />

gefördert. Mehrere Unternehmen der Sägeindustrie<br />

sponserten Holz für den Pavillon,<br />

und Baumschulen spendeten die Bäume der<br />

Pflanzaktion. Die Landesforstverwaltungen<br />

und die Bundesforstverwaltung unterstützen<br />

den Messeauftritt, die Exkursionen und<br />

die Side-Events, hier möchte ich besonders<br />

Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-<br />

Westfalen erwähnen. Ein ganz besonderer<br />

Dank gilt aber Frau Susanne Roth (ifu-Bonn)<br />

die mit unermüdlichem Einsatz und viel Engagement,<br />

häufig auch gegen die Stimmen<br />

von Kritikern, gemeinsam mit dem DFWR<br />

und dem DHWR die sehr gute Repräsentation<br />

der deutschen Forst- und Holzwirtschaft<br />

ermöglichte.<br />

Die politischen Ergebnisse der CBD-<br />

Konferenz möchte ich, ohne der offiziellen<br />

Berichterstattung vorwegzugreifen, wie folgt<br />

benennen.<br />

Bei dem Schwerpunkt »Schutz und nachhaltige<br />

Nutzung der biologischen Vielfalt in<br />

Wäldern« konzentrierten sich am Ende die<br />

Konfliktpunkte besonders auf die Bereiche<br />

• Vermeidung illegalen Holzeinschlags,<br />

• die Anwendung des Vorsorgeansatzes<br />

bei der Verwendung von gentechnisch<br />

veränderten Bäumen und<br />

• eine bessere Verknüpfung der Biodiversitätskonvention<br />

und der Klimarahmenkonvention.<br />

Das Thema Waldschutzgebiete und deren<br />

Finanzierung konnte insbesondere mit<br />

der deutschen »Life Web-Initiative« und<br />

der Ankündigung der Bundeskanzlerin,<br />

500 Mio. Euro auf 4 Jahre und ab 2012<br />

500 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich zur<br />

Verfügung zu stellen, vorangebracht<br />

werden.<br />

Erstmals konnte auch eine verstärkte<br />

und konkrete Zusammenarbeit<br />

zwischen CBD und United<br />

Nations Forum on Forests (UNFF)<br />

festgelegt werden, und es wurde die<br />

Ausarbeitung eines gemeinsamen<br />

Arbeitsplans vereinbart.<br />

Darüber hinaus konnte durch die<br />

Konferenz auch in der Öffentlichkeit<br />

für den Erhalt und die nachhaltige<br />

Nutzung der biologischen Vielfalt,<br />

aber auch für nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

geworben werden.<br />

Im Sog der CBD-Konferenz brachten<br />

die Naturschutzverbände, wie BUND<br />

(»Forderungen der deutschen Umweltverbände<br />

an Bund und Länder«) und NABU<br />

(»Strategiepapier Waldwirtschaft 2020«), sowie<br />

das Bundesamt für Naturschutz (»Bonner<br />

Thesen zum Naturerbe Buchenwälder«)<br />

ihre eigenen Positionspapiere heraus. Zentrale<br />

Forderung ist, wie konnte es anders<br />

sein, die Stilllegung von 10 % der Waldfläche.<br />

Die Naturschutzverbände haben also auf die<br />

5 % Flächenstilllegungswünsche der »Nationalen<br />

Strategie zur Biologischen Vielfalt«<br />

weitere 5 % draufgelegt! Die Meinung und<br />

Position des DFWR hierzu sind bekannt. Positiv<br />

ist, dass das Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

zwischenzeitlich die gleiche Position<br />

zu weiteren Flächenstilllegungen vertritt wie<br />

der DFWR.<br />

n<br />

Fotos: Thorsten Wiele/Berliner Forsten,<br />

DFWR und DFV<br />

Juli | 2008 : proWALD 33


Es ging um Naturschutzgebiete, um Biosprit,<br />

genmanipulierte Bäume – und natürlich<br />

um viel Geld. Auf der UN-Artenschutzkonferenz<br />

vom 19. bis 30. Mai in Bonn, an der<br />

rund 6.000 Delegierte aus 191 Staaten teilnahmen,<br />

blieb der große Durchbruch zwar<br />

aus. Dennoch konnten einige wichtige Fortschritte<br />

erzielt werden. In den kommenden<br />

zwei Jahren bis zur nächsten Artenschutzkonferenz<br />

im japanischen Nagoya müssen<br />

die Bonner Ergebnisse festgeschrieben und<br />

verfeinert werden. Eine besondere Rolle<br />

kommt dabei den deutschen Umweltpolitikern<br />

zu, denn Deutschland hat bis 2010 den<br />

Vorsitz der Vertragsstaatenkonferenz zum<br />

Artenschutz.<br />

Angela Merkel als Kanzlerin des Gastgeberstaates<br />

ließ sich nicht lumpen. Die<br />

210 Millionen Euro, die Deutschland bisher<br />

schon in internationale Waldprojekte steckt,<br />

hat sie noch einmal um eine ansehnliche<br />

Summe aufgestockt und gab dies in Bonn<br />

bekannt. <strong>Der</strong>zeit sind für den internationalen<br />

Waldschutz im Haushalt des Entwicklungsministeriums<br />

170 Millionen Euro pro<br />

Jahr vorgesehen. Diese Summe erhöht das<br />

Bundesumweltministerium bereits ab dem<br />

laufenden Jahr mit 40 Millionen Euro aus<br />

dem Emissionshandel auf 210 Millionen. Im<br />

Zeitraum 2009 bis 2012 summiert sich dies<br />

auf 840 Millionen. Nach Ankündigung der<br />

Bundeskanzlerin auf der Artenschutzkonferenz<br />

wird dieser Betrag im selben Zeitraum<br />

mit insgesamt 500 Millionen Euro auf dann<br />

1,34 Milliarden aufgestockt. Ab 2013 werden<br />

dann die heutigen Mittel von 210 Millionen<br />

Euro jährlich auf 500 Millionen Euro im Jahr<br />

mehr als verdoppelt.<br />

Die Mittel, die die Bundesregierung zum<br />

Schutz der artenreichen Wälder zugesagt hat,<br />

sollen aus der Versteigerung von Kohlendioxid-Zertifikaten<br />

kommen. Die Stromversorger<br />

und die Industrie müssen seit 2008 für die<br />

von ihnen benötigten CO 2 -Emissionsrechte<br />

zahlen. <strong>Der</strong> Bund nimmt durch den Verkauf<br />

bzw. die Versteigerung der CO 2 -Lizenzen<br />

34 proWALD : Juli | 2008<br />

natursChutZ – fOrst<br />

<strong>Der</strong> deutsche einfluss auf die globale<br />

Forst- und waldpolitik<br />

derzeit rund 400 Millionen Euro jährlich ein,<br />

woraus neben dem Wald und dem Artenschutz<br />

auch Programme zur Energieeffizienz<br />

finanziert werden. Ab 2013 kassiert der Bund<br />

deutlich mehr, wohl über vier Milliarden<br />

Euro. Dann sollen die Zertifikate komplett<br />

versteigert werden. Bislang erhalten die Konzerne<br />

90 Prozent kostenlos zugeteilt.<br />

Das Geld aus Berlin soll vor allem in die<br />

Life Web-Initiative fließen, die auf der Bonner<br />

Konferenz offiziell gestartet wurde. Mit<br />

Life Web werden von Deutschland, aber auch<br />

von anderen Staaten zusätzliche Mittel unter<br />

anderem für die Finanzierung bestehender<br />

und neuer Waldschutzgebiete bereitgestellt.<br />

Dieses Schutzgebietsnetzwerk ist eines der<br />

zentralen Instrumente, um den weltweit fortschreitenden<br />

dramatischen Verlust an Arten<br />

und Lebensräumen aufzuhalten. Das Ziel<br />

der Life Web-Initiative ist es, ein freiwilliges<br />

Engagement von Staaten, neue Schutzgebiete<br />

auszuweisen, mit entsprechenden Zusagen<br />

von Geldgebern zusammenzuführen<br />

und so eine gezielte Finanzierung für diese<br />

Gebiete zu erreichen. Da die Regenwälder etwa<br />

80 Prozent der Artenvielfalt beherbergen<br />

und gewaltige Mengen des Treibhausgases<br />

Kohlendioxid binden, erwarten die Länder<br />

im Tropengürtel eine Entschädigung dafür,<br />

dass sie auf eine wirtschaftliche Nutzung dieser<br />

Gebiete verzichten.<br />

Deutschland erfüllt momentan für diese<br />

Initiative die Rolle eines Maklers. Einerseits<br />

werden von Berlin aus Vorschläge von Vertragsparteien<br />

für neue Schutzgebiete gesammelt,<br />

andererseits werden potenzielle<br />

Geldgeber aktiv um Unterstützung angesprochen.<br />

Mittelfristig allerdings soll diese<br />

koordinierende Rolle auf das Sekretariat<br />

der Vertragsstaatenkonferenz übergehen.<br />

Fast 30 Staaten von den südamerikanischen<br />

Amazonas-Anrainern über den Kongo bis<br />

in die pazifische Inselwelt haben schon ihr<br />

Interesse bekundet, mithilfe Deutschlands<br />

und anderer Staaten neue Schutzgebiete<br />

auszuweisen. Insgesamt liegen Vorschläge<br />

für neue Schutzgebiete vor, deren Ausdehnung<br />

insgesamt rund 460.000 Quadratkilometer<br />

beträgt, das ist mehr als die 1,5-fache<br />

Fläche Deutschlands.<br />

Beispiel Kongobecken, wo der zweitgrößte<br />

Regenwald der Erde liegt: Deutschland<br />

wird sich daran beteiligen, dass die<br />

dem Namen nach Demokratische Republik<br />

Kongo annähernd 15 Prozent der Landesfläche<br />

unter Schutz stellt, so dass bei gutem<br />

Willen aller Beteiligter ein Gebiet von der<br />

Größe Griechenlands vor den Kettensägen<br />

und dem schwerem Gerät der Minentrupps<br />

gerettet werden könnte. <strong>Der</strong> kongolesische<br />

Umweltminister ließ bei der Vorstellung dieses<br />

Projektes allerdings keinen Zweifel darüber<br />

aufkommen, dass sein Land ganz andere<br />

Sorgen hat als das Wohl und Wehe des<br />

Regenwaldes und der letzten Gorillas und<br />

Waldelefanten. Wo die Kindersterblichkeit<br />

so hoch, das Bildungsniveau so niedrig und<br />

der Vorrat an trinkbarem Wasser so knapp<br />

ist, da erscheinen Naturschutzforderungen<br />

des wohlhabenden Nordens wie eine Neuauflage<br />

des alten Kolonialismus.<br />

Naturschutz ist etwas wert. Um das Artensterben<br />

zu stoppen, wäre es gut, wenn<br />

sich Naturschutz und Artenvielfalt auch wirtschaftlich<br />

auszahlten. Kann aber der Nutzen<br />

von Artenvielfalt gemessen werden? Wenn<br />

überhaupt, müssen Messinstrumente dafür<br />

entwickelt werden, der Wert der Natur muss<br />

sichtbar werden. Im Rahmen der UN-Naturschutzkonferenz<br />

in Bonn hat am 29. Mai<br />

2008 Pavan Sukhdev, Investmentbanker bei<br />

der Deutschen Bank in London, die ersten<br />

Ergebnisse einer Studie zu diesem Thema<br />

vorgestellt. Das Vorhaben wurde 2007 von<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und<br />

vom zuständigen Kommissar für die Umwelt<br />

in der Europäischen Kommission, Stavros<br />

Dimas, angestoßen<br />

Worum geht es eigentlich? Die Natur<br />

stellt den Menschen eine Vielzahl von »Leistungen«<br />

zur Verfügung, zum Beispiel Nahrungsmittel,<br />

Fasern, Brennstoffe, Wasser


und Böden. Aber es sind öffentliche Güter<br />

ohne Märkte und Preise. Deshalb werden<br />

sie vom aktuellen Wirtschaftskompass, dem<br />

Bruttosozialprodukt, nicht wahrgenommen.<br />

In Bonn erklärte Bundesumweltminister Sigmar<br />

Gabriel: »Obwohl unser Wohlergehen<br />

von diesen Dienstleistungen völlig abhängig<br />

ist, die die Natur für uns bereitstellt, sind es<br />

in überwiegender Mehrheit Güter, für die es<br />

keine Märkte und daher auch keine Preise<br />

gibt. Dabei sollten wir wissen, dass wir mit<br />

der Vernichtung der biologischen Vielfalt<br />

die Datenbank der Natur unwiederbringlich<br />

Stück für Stück löschen. Es ist Zeit, dass wir<br />

die ökonomischen Konsequenzen unseres<br />

Handels begreifen.«<br />

Die Vorschläge von Pavan Sukhdev sehen<br />

vor, dass in Zukunft Leistungen, wie die<br />

natürliche Regulierung von Klima und Wasserhaushalt,<br />

die Produktion von Rohstoffen,<br />

wie Holz oder Grundstoffe für Arzneimittel,<br />

in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

stärker berücksichtigt werden.<br />

Ebenso werden Einkommen durch Jobs in<br />

Naturschutzgebieten einbezogen. »Wir stellen<br />

fest, dass die Artenvielfalt gerade deshalb<br />

verloren geht, weil es keine Bewertung der<br />

Natur gibt«, sagte Pavan Sukhdev. »Aber wir<br />

kämpfen immer noch darum, diesen Wert<br />

der Natur herauszufinden.«<br />

Für den Wirtschaftswissenschaftler<br />

Sukhdev ist die Bilanzierung des ökono-<br />

natursChutZ – fOrst<br />

9. un-artenschutzgipfel<br />

in bonn<br />

mischen Wertes der Natur deshalb nur ein<br />

erster Schritt. Als nächstes müsse untersucht<br />

werden, wie die Erhaltung von Natursystemen<br />

entsprechend ihrem Wert finanziert<br />

oder ihre Nutzung besteuert werden<br />

könne. <strong>Der</strong> Ökonom hält es für möglich,<br />

dass »neue Märkte« für Naturschutzleistungen<br />

entstehen. Zur Veranschaulichung<br />

verwies er auf den Emissionshandel im Klimaschutz,<br />

bei dem die Unternehmen ihren<br />

CO 2 -Ausstoß bezahlen müssen und CO 2 -<br />

Einsparung finanziell belohnt wird.<br />

Wenn dagegen das Artensterben und damit<br />

verbunden der Verlust von Ökodienstleistungen<br />

weitergehen wie bisher oder sich<br />

sogar beschleunigen, wird dies auch irreparable<br />

wirtschaftliche Schäden nach sich<br />

ziehen. Sollte dies geschehen, rechnet Sukhdev<br />

damit, dass bis zum Jahr 2050 elf Prozent<br />

der im Jahre 2000 ermittelten Naturflächen<br />

weltweit verloren gehen, an erster Stelle<br />

durch den Ausbau der Infrastruktur und Flächenversiegelung<br />

sowie durch Klimawandel<br />

und Landwirtschaft, insbesondere Veränderungen<br />

im Agrarbereich, die sich direkt und<br />

indirekt auswirken. Global betrachtet, sinke<br />

der Wert durch ökologische Dienstleistungen<br />

bis zum Jahr 2050 um sechs bis acht Prozent<br />

des weltweiten Bruttosozialproduktes. Zum<br />

einen, weil vernichtete Wälder keine Erträge<br />

mehr abwerfen, und zum anderen, weil<br />

dies den Klimawandel genauso beschleunigt<br />

wie die Zerstörung von Böden, wenn ganze<br />

Landstriche weniger Schutz vor Fluten und<br />

Überschwemmungen bieten.<br />

Armut und der Verlust der biologischen<br />

Vielfalt sind dabei untrennbar verbunden:<br />

»<strong>Der</strong> Zwischenbericht zeigt«, so EU-Kommissar<br />

Dimas, »dass die Armen ungleich<br />

stärker vom Verlust der Artenvielfalt betroffen<br />

sind. Er unterstreicht ungleich stärker<br />

auch unsere Unfähigkeit, diese Welt, die<br />

wir zukünftigen Generationen hinterlassen<br />

werden, zu schätzen, und weist auf die weltweite<br />

Kluft zwischen Arm und Reich hin.«<br />

Während der nächsten zwei Jahre, wenn die<br />

Bundesrepublik Deutschland den Vorsitz<br />

führt, werden die Untersuchungen von Banker<br />

Pavan Sukhdev fortgesetzt werden.<br />

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />

zeigte sich nach der Bonner Konferenz zufrieden.<br />

»Es ist ein sehr gutes Ergebnis«, sagte<br />

er. »<strong>Der</strong> weltweite Aufbruch zum konkreten<br />

Schutz der biologischen Vielfalt ist gelungen.«<br />

Umweltorganisationen zogen dagegen<br />

ein gemischtes Fazit. <strong>Der</strong> Bund für Umwelt<br />

und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />

kommentierte die Ergebnisse der UN-Naturschutzkonferenz<br />

mit dem Satz »Beim Artenschutz<br />

ist der Fortschritt eine Schnecke.<br />

Und viele Schnecken sind bedroht.« Enttäuschend<br />

sei vor allem die Zurückhaltung bei<br />

der Finanzierung. Leider seien die meisten<br />

Industriestaaten den Initiativen Norwegens<br />

Juli | 2008 : proWALD 35


und Deutschlands nicht gefolgt. Die deutsche<br />

Bundesregierung stehe in den kommenden<br />

zwei Jahren ihrer Präsidentschaft<br />

bei der Konvention über die biologische<br />

Vielfalt vor der Aufgabe, noch zögerliche Regierungen<br />

in die Finanzierung von Schutzgebieten<br />

einzubeziehen. »Das zentrale Ziel der<br />

UN-Konferenz, das Artensterben bis 2010 zu<br />

stoppen, wird mit den Bonner Beschlüssen<br />

nicht erreicht«, sagte BUND-Vorsitzender<br />

Hubert Weiger. »Es wurde aber einiges auf<br />

den Weg gebracht, was die Bundesregierung<br />

bis zur nächsten UN-Naturschutzkonferenz<br />

2010 in Japan in Beschlüsse umsetzen muss.<br />

Wenn sich die Staaten in Japan nicht einigen<br />

können, wird der Kampf um den Erhalt der<br />

Biodiversität verloren gehen.«<br />

<strong>Der</strong> BUND forderte Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel außerdem auf, nicht den Eindruck<br />

entstehen zu lassen, sich mit großzügigen<br />

Geldgeschenken von Verpflichtungen<br />

im eigenen Land freikaufen zu wollen. Den<br />

globalen Artenschwund könne Deutschland<br />

am wirksamsten bekämpfen, wenn es seine<br />

eigenen Hausaufgaben mache, dazu gehörten<br />

die Ausweisung und Verknüpfung weiterer<br />

Schutzgebiete, unter anderem für Buchenwälder,<br />

die Erstellung von Managementplänen<br />

für Schutzgebiete in Deutschland, die<br />

Festlegung ökologischer Standards für die<br />

Landwirtschaft und der konsequente Einsatz<br />

für ein europäisches Urwaldschutzgesetz.<br />

Und Jörg Roos, Naturschutzexperten des<br />

World Wildlife Funds (WWF) ergänzte am<br />

Ende der UN-Konferenz: »In der Vergangenheit<br />

haben die meisten Staaten nicht ernsthaft<br />

daran gearbeitet, die Ziele der Konvention<br />

umzusetzen. Und wenn man sieht, wie<br />

hier in Bonn um jedes Komma gestritten<br />

wurde, dann bleibt wenig Hoffnung, dass<br />

sich in Zukunft etwas ändert.« Jetzt stehe<br />

insbesondere auch Deutschland in der Verantwortung.<br />

»Die Bundesregierung hat hier<br />

eine gute Figur abgegeben und viele neue<br />

Initiativen ins Leben gerufen. In den kommenden<br />

zwei Jahren stellt Deutschland die<br />

Präsidentschaft der UN-Konvention. In dieser<br />

Rolle kann und muss die Bundesregierung<br />

dazu beitragen, den Schutz von Arten,<br />

Wäldern und Meeren voranzubringen«, so<br />

Jörg Ross vom WWF.<br />

n<br />

Text von Wolfgang Brauer,<br />

Fotos von BMU<br />

36 proWALD : Juli | 2008<br />

natursChutZ – fOrst<br />

Weitere Ergebnisse der Bonner<br />

Artenschutzkonferenz<br />

Zum Thema »Gentechnisch veränderte<br />

Bäume« wurde beschlossen,<br />

dass ohne Risikoanalyse Vertragsstaaten<br />

das Recht haben, auf den<br />

Einsatz gentechnisch veränderter<br />

Bäume zu verzichten. <strong>Der</strong> BUND-<br />

Vorsitzende Hubert Weiger rügte<br />

die Blockadehaltung Kanadas, Brasiliens<br />

und der EU beim Verbot der<br />

Anpflanzung gentechnisch veränderter<br />

Bäume. »Gentech-Bäume zu<br />

pflanzen, ohne das Geringste über<br />

die Gefahren für Flora und Fauna<br />

zu wissen ist, ein untragbares Risiko«,<br />

sagte Weiger. Bisher hätten<br />

sich nur die afrikanischen Staaten<br />

gegen die Pflanzung von Gentechnik-Bäumen<br />

positioniert. Scharf<br />

kritisierte der BUND-Chef die Delegation<br />

der Europäischen Union, die<br />

sich dem Auftrag des Europaparlamentes<br />

widersetzt habe, gegen die<br />

Anpflanzung von Gentech-Bäumen<br />

zu stimmen.<br />

Biosprit: <strong>Der</strong> Anbau von Energiepflanzen<br />

beschäftigte zum ersten<br />

Mal die Konferenz der Vertragsstaaten<br />

– und wurde gleich vertagt. Erst<br />

2010 in Nagoya soll über Nachhaltigkeitskriterien<br />

entschieden werden.<br />

Widerstand gab es vor allem aus<br />

Brasilien – kein Wunder, denn dort<br />

wird in großindustriellem Maßstab<br />

Biosprit produziert. In den Arbeitsgruppen<br />

wurde um jedes Komma<br />

gekämpft – ein Ausdruck der zunehmenden<br />

weltweiten Verteilungskämpfe.<br />

Nicht nur die globale<br />

Ernährungskrise hat die Sorge verstärkt,<br />

dass der rasch zunehmende<br />

Anbau schwerwiegende Folgen für<br />

Flora und Fauna haben kann. Palmöl-,<br />

Zuckerohr- und Sojaplantagen<br />

verdrängen weltweit den artenreichen<br />

Wald und die Savanne. Die<br />

Verhandlungen werden wohl ergeben,<br />

dass internationale Richtlinien<br />

für den umweltschonenden Anbau<br />

nötig sind, ohne jetzt schon Kriterien<br />

festzulegen. Von einem Zertifizierungssystem<br />

ist die Weltgemeinschaft<br />

noch weit entfernt.


(eigener Bericht) <strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong>,<br />

vertreten durch seinen Präsidenten,<br />

Dr. Anton Hammer, und<br />

die Stiftung »Menschen für Bäume«,<br />

vertreten durch ihren Präsidenten,<br />

Dr. Silvius Wodarz, haben am 5. Juni<br />

2008 in Schmallenberg eine langfristig<br />

angelegte Zusammenarbeit im Sinne<br />

der Ziele beider Organisationen vereinbart.<br />

Ziel der Kooperation ist es, Menschen an<br />

Bäume in jeder Ausprägung, ob als solitäre<br />

Erscheinung, ob als urbanes Grün oder als<br />

Teil der Lebensgemeinschaft Wald, emotional<br />

und durch Informationen heranzuführen.<br />

Dem Schutz beeindruckender Baumgestalten<br />

kommt hierbei eine besondere<br />

Bedeutung zu. Große Aufmerksamkeit soll<br />

in diesem Zusammenhang Kindern und<br />

Jugendlichen gewidmet werden. Sie sollen<br />

von Bäumen lernen, dass Entstehen und<br />

Vergehen, Wachstum und nachhaltige Nutzung<br />

natürliche Prozesse sind. Durch die<br />

Beobachtung und Beschäftigung mit dem<br />

Lebewesen Baum kann Verständnis dafür<br />

erreicht werden, dass Natur niemals ein<br />

etwas Statisches, sondern immer ein dynamischer<br />

Prozess ist.<br />

Konkrete Zeichen der Zusammenarbeit<br />

:<br />

• Ein Vertreter des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

wird in den Stiftungsrat der Stiftung<br />

»Menschen für Bäume« berufen.<br />

• <strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> wird Mitglied<br />

im »Kuratorium Baum des Jahres«.<br />

• <strong>Der</strong> Verein »Baum des Jahres e. V.« wird<br />

korporatives Mitglied im Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong><br />

• In proWALD wird eine ständige Seite für<br />

die »Stiftung – Menschen für Bäume«<br />

eingerichtet.<br />

• Die Ausrufung des jeweiligen Jahresbaumes<br />

erfolgt öffentlichkeitswirksam<br />

gemeinsam.<br />

• <strong>Der</strong> »Baum des Jahres 2009« wird am<br />

15. Oktober 2008 in Berlin proklamiert.<br />

• Durch die Integration von Tagungen und<br />

Veranstaltungen beider Partner sollen<br />

Synergien erzeugt werden.<br />

n<br />

Foto von links nach rechts:<br />

Dr. Anton Hammer, Dr. Silvius Wodarz<br />

und Prof. Dr. Andreas Roloff<br />

seiten GöttinGer Des fOrstvereins<br />

taGebuCh<br />

Stiftung »menschen für bäume«<br />

und DFv beschließen neue<br />

zusammenarbeit<br />

walnuss –<br />

baum des Jahres – tagung<br />

in bernkastel-kues<br />

Am 20./21. Mai trafen sich die Mitglieder des<br />

Vereins »Baum des Jahres«, um mehr über<br />

den diesjährigen Baum zu erfahren. Sie wussten<br />

zwar, dass er aus Asien stammt, von den<br />

Persern nach Griechenland gebracht wurde<br />

und schließlich durch die Römer seine Verbreitung<br />

in Europa fand, aber kaum jemandem<br />

war bewusst, dass der Verzehr von nur<br />

3 Walnüssen am Tag bereits in der Lage ist,<br />

den Cholesterinspiegel wegen der darin enthaltenen<br />

Omega-3-Fett-Säuren zu senken.<br />

Das Spektrum der verschiedenen Vorträge<br />

reichte von der Nachzucht verschiedenster<br />

Rassen und Sorten, ihrer Veredelung und<br />

vegetativen Vermehrung bis zur Holznutzung<br />

in Plantagen, von der historischen Bedeutung<br />

des Baumes für das Militär – Gewehrkolben<br />

aus Nussbaum – bis zur aktuellen Bedeutung<br />

als Nahrungsmittel in den heutigen Hauptanbaugebieten<br />

China und Kalifornien. Auch<br />

wo und wie ein Messerfurnier aus Wurzelholz<br />

für hochwertige Nobel-Automobile entsteht,<br />

konnte man erfahren. Aber auch über ganz<br />

praktische und kulturhistorisch interessante<br />

Dinge, wie die verschiedensten Variationen<br />

technischer Hilfsmittel zum Knacken der<br />

Nüsse, wurde berichtet.<br />

Die rheinland-pfälzische Staatssekretärin<br />

für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz,<br />

Frau Jaqueline Kraege, eröffnete die<br />

Tagung und würdigte die Arbeit der letzten<br />

20 Jahre von Dr. Silvius Wodarz, der 1989<br />

den ersten »Baum des Jahres«, die Stiel-Eiche,<br />

proklamierte. Als Gastgeber und Organisatoren<br />

bescherten die Mitarbeiter der<br />

Forschungsanstalt für Waldökologie und<br />

Forsten der Tagung einen hervorragenden<br />

Rahmen. Weinbau- und Walnuss-Klima<br />

bildeten eine harmonische Symbiose, wie<br />

anlässlich einer lockeren Weinprobe und<br />

bei der Exkursion zur Walnuss-Allee nach<br />

Brauneberg, anschaulich und lukullisch unterlegt<br />

durch die örtliche Gemeindeverwaltung,<br />

bewusst gemacht wurde.<br />

Am Rande der Tagung besprach der<br />

Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s, Dr.<br />

Anton Hammer, mit dem Vorstand der Stiftung<br />

»Menschen für Bäume« die Grundzüge<br />

der zukünftigen engen Zusammenarbeit.<br />

Juli | 2008 : proWALD 37


Zum zweiten Mal innerhalb der letzten Jahre<br />

hatte das Saarland einen Entschließungsantrag<br />

beim Bundesrat eingebracht, der auf<br />

einen dringend notwendigen Regelungsbedarf<br />

bei der Verkehrsicherungspflicht im<br />

Wald hinweist. Konkret geht es um die Einschränkung<br />

der Verkehrssicherungspflicht<br />

für den jeweiligen Waldeigentümer. <strong>Der</strong> genaue<br />

Wortlaut des Entschließungsantrages<br />

ist hier abgedruckt (siehe Kasten). Im Jahre<br />

2006 wurde der Antrag vom Bundesrat abgelehnt.<br />

Nun wurde dem neuerlichen Antrag<br />

jedoch zugestimmt. Damit ist nun die Bundesregierung<br />

am Zug. Eine Einschränkung<br />

der Verkehrsicherungspflicht ist jedenfalls<br />

aus Sicht des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s (DFV)<br />

mehr als überfällig. In den vergangenen Jahren<br />

hatte der DFV immer wieder die Verkehrsicherungspflicht<br />

im Wald und das Betretungsrecht<br />

zum Thema gemacht. Aufgrund<br />

der Tatsache, dass die Rechtsprechung in<br />

diesem Bereich bislang aber ausschließlich<br />

auf den Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches<br />

(BGB § 823) fußt und in Fachgesetzen<br />

keine Ausnahmeregelungen z. B.<br />

für den Wald getroffen sind, wollten viele<br />

Akteure das Thema nicht angehen. Es wurde<br />

argumentiert, dass sich aus der richterlichen<br />

Rechtsprechung eine ausreichende<br />

38 proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des fOrstvereins<br />

verkehrssicherungspflicht<br />

– es tut sich was!<br />

Regelung des Umfanges der Verkehrssicherungspflicht<br />

im Einzelfall ergäbe. Dieser<br />

Argumentation der Bundesregierung folgte<br />

der Bundesrat allerdings nicht.<br />

<strong>Der</strong> Erholungsdruck auf den Wald hat<br />

sich, wie bereits in proWALD (1-2008) berichtet,<br />

in den letzten Jahrzehnten ständig<br />

gesteigert. Durch Ausweisung von besonderen<br />

Wegen und entsprechend steigender<br />

Besucherfrequenz ergibt sich ein deutlich<br />

erhöhtes Haftungsrisiko für Waldbesitzer<br />

und das Forstpersonal. Ein Zustand, der<br />

unzumutbar ist. Das Bundeswaldgesetz<br />

gestattet das freie Betreten des Waldes auf<br />

eigene Gefahr. Damit wollte der Gesetzgeber<br />

dem Waldbesitzer Sicherungspflichten<br />

ersparen, es hebt die allgemeine Verkehrssicherungspflicht<br />

leider nicht auf. In der Regel<br />

führen daher Unfälle im Wald immer vor<br />

den Staatsanwalt.<br />

Nun gibt es Stimmen, die eine entsprechende<br />

Regelung im Bundeswaldgesetz<br />

(BWaldG) fordern. Dies steht theoretisch<br />

seit Jahren in der Regierungsagenda, wurde<br />

aber in der Vergangenheit vor allem deswegen<br />

nicht realisiert, um nicht die Diskussion<br />

um die Definition der »Guten Fachlichen<br />

Praxis« im BWaldG führen zu müssen. Käme<br />

es nicht zu einer Novelle, würden aber<br />

eben auch andere Neuregelungen wegfallen.<br />

Neben der Verkehrssicherungspflicht sind<br />

hier vor allem Regelungen zu forstlichen<br />

Zusammenschlüssen und Fragen der Walddefinition<br />

im Zusammenhang mit Energieholzplantagen<br />

zu nennen. Zu klären bleibt<br />

allerdings, inwieweit Haftungsbeschränkungen<br />

im Bundeswaldgesetz tatsächlich<br />

zum Erfolg führen. Hier besteht noch viel<br />

Abstimmungsbedarf.<br />

Immer wieder hatte der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />

auf die Fehlentwicklungen im Zusammenhang<br />

mit dem Waldbetretungsrecht und<br />

der damit zusammenhängenden Verkehrssicherungspflicht<br />

hingewiesen. Anlässlich der<br />

Jahrestagungen Mainz 2003, Weimar 2005<br />

und Baden-Baden 2007 wurden Seminare<br />

angeboten, die sich ganz oder zumindest<br />

teilweise diesem Themenkreis widmeten.<br />

2007 forderte DFV-Präsident Dr. Hammer<br />

auch den Deutschen Forstwirtschaftsrat<br />

(DFWR) auf, sich im politischen Raum verstärkt<br />

für eine Neuregelung der Verkehrsicherungspflicht<br />

im Wald einzusetzen.<br />

n<br />

Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer<br />

des DFV<br />

Fotos: Thorsten Wiehle/<br />

Berliner Forsten


entschließung des<br />

bundesrates zur<br />

verkehrssicherungspflicht<br />

<strong>Der</strong> bundesrat bittet die bundesregierung zu<br />

prüfen, wie der umfang der verkehrssicherungspflicht<br />

im Wald gesetzlich definiert und eingeschränkt<br />

werden kann .<br />

begründung:<br />

<strong>Der</strong>zeit ist der umfang der verkehrssicherungspflichten<br />

im Wald nicht gesetzlich definiert .<br />

es gelten die allgemeinen Grundsätze zur allgemeinen<br />

verkehrssicherungspflicht . eine<br />

einschränkung, die die spezielle situation waldtypischer<br />

Gefahren regelt, ist nicht normiert .<br />

Gemäß § 14 abs . 1 bundeswaldgesetz ist das<br />

betreten des Waldes gestattet . Dieses sog .<br />

allgemeine betretungsrecht ist ausdruck der<br />

sozialpflichtigkeit des eigentums gemäß art . 14<br />

abs . 2 des Grundgesetzes und verpflichtet den<br />

Waldbesitzer, die nutzung seines Waldes durch<br />

Dritte in dem gesetzlich bestimmten umfang zu<br />

dulden .<br />

Obgleich die benutzung des Waldes gemäß § 14<br />

abs . 1 satz 3 des bundeswaldgesetzes lediglich<br />

auf eigene Gefahr gestattet wird, trifft den<br />

Waldbesitzer die aus § 823 des bürgerlichen<br />

Gesetzbuches hergeleitete allgemeine verkehrssicherungspflicht<br />

. Darin liegt die besonderheit der<br />

verkehrssicherungspflicht im Wald . abweichend<br />

von § 903 bGb ist es dem Waldbesitzer daher<br />

nicht gestattet, Dritte von der nutzung seines<br />

eigentums auszuschließen . Die Waldnutzung<br />

zieht die Pflicht zur verkehrssicherung nach<br />

sich, die erhebliche Kosten verursacht .<br />

Die allgemeine verkehrssicherungspflicht wurde<br />

von der rechtsprechung anhand der §§ 823 ff . des<br />

bGb entwickelt und basiert auf dem Gedanken,<br />

dass jeder, der in seinem verantwortungsbereich<br />

eine Gefahrenquelle, eine Gefahr drohenden<br />

Zustands oder eine sachlage, von der eine<br />

Gefahr für Dritte ausgeht, schafft oder andauern<br />

lässt, die verpflichtung hat, eine schädigung<br />

anderer tunlichst abzuwenden .<br />

Wie kommen Ihre Aufträge in den Wald<br />

und Ihre Bestände in den Computer?<br />

seiten Des fOrstvereins<br />

<strong>Der</strong> Passus »auf eigene Gefahr« in § 14 abs . 1<br />

satz 3 des bundeswaldgesetzes schließt nach<br />

einhelliger Meinung nicht die allgemeine<br />

verkehrssicherungspflicht der Waldbesitzer,<br />

sondern lediglich die entstehung besonderer<br />

zusätzlicher verkehrssicherungspflichten aus .<br />

Mangels gesetzlicher regelung werden inhalt<br />

und umfang der verkehrssicherungspflicht<br />

durch richter- und damit einzelfallrecht ausgebildet<br />

.<br />

für die verkehrssicherungspflicht im Wald gilt<br />

der Grundsatz, dass der Waldbesitzer lediglich<br />

für atypische Gefahren, jedoch nicht für typische<br />

Gefahren haftet . typische Gefahren sind solche,<br />

die sich aus der natur oder der ordnungsgemäßen<br />

bewirtschaftung des Waldes unter beachtung<br />

der jeweiligen Zweckbestimmung ergeben .<br />

fahrspuren in Wegen, reisig im bestand,<br />

trockenzweige in baumkronen, herabhängende<br />

Äste nach schneebruch oder sturmschäden sind<br />

beispiele für typische Waldgefahren .<br />

Dagegen haftet der Waldbesitzer für atypische<br />

Gefahren . atypische Gefahren sind immer dann<br />

anzunehmen, wenn der Waldbesitzer selbst oder<br />

ein Dritter Gefahrenquellen schafft, selbst einen<br />

besonderen verkehr eröffnet, anzieht oder duldet<br />

oder gegen sonstige dem schutz von Personen<br />

oder sachen dienende rechtsvorschriften verstößt<br />

. selbst geschaffene Gefahrenquellen sind<br />

zum beispiel Kinderspielplätze, Kunstbauten,<br />

fanggruben, gefährliche abgrabungen oder<br />

Parkplätze im Wald .<br />

Die Grundregel, dass für typische Gefahren des<br />

Waldes nicht zu haften ist, gilt jedoch nicht uneingeschränkt<br />

. Da art und umfang der verkehrssicherungspflicht<br />

u . a . von der Zweckbestimmung<br />

der fläche und der verkehrserwartung der<br />

Waldnutzer bestimmt werden, nimmt die<br />

rechtsprechung eine haftung der Waldbesitzer<br />

an stark frequentierten Waldwegen auch für<br />

waldtypische Gefahren an .<br />

Die heterogene rechtsprechung zur verkehrssicherungspflicht<br />

im Wald hat erhebliche<br />

verunsicherung bei den Waldeigentümern ausgelöst,<br />

nicht zuletzt, weil deren vernachlässigung<br />

erhebliche finanzielle und strafrechtliche<br />

Konsequenzen nach sich ziehen kann . aber<br />

auch die Wahrnehmung der verkehrssicherungspflicht<br />

verursacht beachtliche Kosten, da die<br />

rechtsprechung in den meisten fällen von einer<br />

halbjährigen Kontrollpflicht entlang von straßen<br />

sowie einer jährlichen Kontrolle auf stark frequentierten<br />

Waldwegen ausgeht . Darüber hinaus<br />

haben sich die anforderungen an die verkehr<br />

ssicherungspflicht in den letzten Jahrzehnten<br />

kontinuierlich erhöht . Die besondere belastung<br />

der Waldbesitzer liegt darin begründet, dass<br />

sie abweichend von § 903 bGb Dritte nicht von<br />

der nutzung ihres eigentums ausschließen und<br />

somit den umfang ihrer verkehrssicherungspflicht<br />

im Wald nicht reduzieren können .<br />

Darüber hinaus haben sich die anforderungen<br />

an die verkehrssicherungspflichten in den letzten<br />

Jahrzehnten kontinuierlich erhöht . Gründe<br />

hierfür sind insbesondere:<br />

• das veränderte freizeitverhalten der<br />

Waldnutzer, welches eine intensivere<br />

nutzung des Waldes beinhaltet (nordic<br />

Walking, Mountainbiking, reiten, »Wald als<br />

freizeiterlebnis« u . a .),<br />

• die wachsende instabilität der Wälder<br />

aufgrund der zunehmend schlechteren<br />

umweltbedingungen (versauerung der böden<br />

u . a .),<br />

• die forderung an die Waldbesitzer, möglichst<br />

naturnah zu wirtschaften, was einen höheren<br />

anteil an potenziell gefährdendem alt- und<br />

totholz bedingt,<br />

• die vermehrte anzahl von flächen, die<br />

bewusst aus der bewirtschaftung genommen<br />

werden (naturwaldzellen) .<br />

Das zentrale anliegen der Waldbesitzer be-<br />

trifft daher die verkehrssicherungspflicht<br />

an Waldwegen und außengrenzen, da eine<br />

verkehrssicherungspflicht im bestand für waldtypische<br />

Gefahren regelmäßig nicht gegeben<br />

ist . Daher ist es erforderlich, zur entlastung der<br />

Waldbesitzer und erhöhung der rechtssicherheit<br />

den umfang der verkehrssicherungspflicht im<br />

Wald gesetzlich zu definieren und insbesondere<br />

auf Waldwegen einzuschränken .<br />

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Juli | 2008 : proWALD 39


Am 28. Februar veranstaltete das Zentrum<br />

Wald Forst Holz (die Bayerische Landesanstalt<br />

für Wald und Forstwirtschaft, die Fachhochschule<br />

Weihenstephan, Fachbereich<br />

Wald und Forstwirtschaft, und die Technische<br />

Universität München, Studienfakultät<br />

Forstwissenschaften und Ressourcenmanagement)<br />

eine vielbeachtete Tagung zur<br />

Baumart Douglasie. »Das Thema treibt uns<br />

um«, bemerkte der Vorsitzende des Bayer.<br />

Waldbesitzerverbandes, Freiherr von Gravenreuth,<br />

in seinem Grußwort angesichts<br />

der 600 Besucher, die nahezu die Hörsaalkapazität<br />

der TU sprengten. Die Bedeutung<br />

der Tagung zeigte sich auch darin, dass der<br />

bayerische »Forst«minister Josef Miller das<br />

Einführungsreferat »Klimawandel – Herausforderung<br />

für Wissenschaft und Praxis«<br />

übernahm.<br />

Die Reihe der Fachvorträge eröffnete<br />

der Bayreuther Botaniker Dr. Gregor Aas; er<br />

berichtete über die Verbreitung, Variabilität<br />

und Ökologie der Douglasie in Nordamerika.<br />

In dem für europäische Verhältnisse riesigen<br />

Areal zeigt die Douglasie sehr unterschiedliche<br />

Varietäten, eine sehr reichhaltige genetische<br />

Ressource. <strong>Der</strong> Herkunftsbereich der<br />

in Europa angebauten Douglasienrassen ist<br />

horizontal und vertikal eng begrenzt. In ihrer<br />

Heimat bildet die Douglasie nach Waldbränden<br />

als Pionierbaumart ausgedehnte<br />

Reinbestände, fügt sich aber auch mit eher<br />

bescheidenen Anteilen in klimaxnahe Nadelmischwälder<br />

mit schattentoleranten Arten<br />

ein. Letztere Eigenschaft wurde bisher<br />

in Europa kaum genutzt.<br />

Dr. Christian Kölling von der Landesanstalt<br />

für Wald und Forstwirtschaft verglich<br />

anhand von Klimahüllen (Diagramme aus<br />

Jahresmitteltemperatur und Jahresniederschlag)<br />

die gegenwärtigen und zukünftigen<br />

Anbaubedingungen für die Douglasie in Bay-<br />

40 proWALD : Juli | 2008<br />

seiten Des fOrstvereins<br />

»Douglasie – perspektiven<br />

im klimawandel«<br />

tagung in Freising-weihenstephan<br />

ern. Die starke klimatische Spezialisierung<br />

der bei uns angebauten Herkünfte bedingt in<br />

Anbetracht des Klimawandels ein nicht unerhebliches<br />

Risiko. In den trockeneren Bereichen<br />

Bayerns wird die Wasserversorgung für<br />

die Douglasie künftig nicht mehr ausreichen,<br />

in den kühleren Bereichen ist mit erhöhten<br />

Frostschäden zu rechnen. Die Frage nach<br />

der Eignung der bisherigen amerikanischen<br />

Herkünfte muss unter den sich wandelnden<br />

Bedingungen neu gestellt werden.<br />

Frau Dr. Monika Konnert, die Leiterin<br />

des Amtes für forstliche Saat- und Pflanzenzucht<br />

und damit das genetische forstliche<br />

Gewissen Bayerns, demonstrierte den<br />

hohen Stand der genetischen Forschung<br />

bei der Douglasie. Iso-Enzym-Analysen<br />

haben ergeben, dass das Herkunftsregister<br />

hinsichtlich der Beimischung von Caesia-<br />

Formen überprüft werden muss. Beim Bezug<br />

von Pflanzen sollte der Abnehmer aus<br />

Gründen der Herkunftssicherung Material<br />

fordern, dessen Ursprung bestandsweise<br />

nachgewiesen werden kann (ZÜV-Material).<br />

Die Notwendigkeit, Beschränkungen<br />

der Einfuhr von kontrolliertem Saatgut aus<br />

den USA zu lockern, wurde überzeugend<br />

begründet.<br />

Dr. Ulrich Kohnle von der Forstlichen<br />

Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg<br />

referierte über baden-württembergische<br />

Douglasien-Standraumversuche.<br />

Nach seinen Ergebnissen sind bei Ausgangs-<br />

Pflanzenzahlen zwischen 1000 und 4000 pro<br />

Hektar keine bedeutenden Unterschiede in<br />

der Qualität des Holzes zu erwarten; hinsichtlich<br />

der Jahrringbreite legte er allerdings<br />

die Grenze von 8 mm an. Auch bei engeren<br />

Standräumen sei zur Erzeugung von Qualitätsholz<br />

die Wertastung notwendig.<br />

Dr. Ludwig Albrecht vom Amt für Landwirtschaft<br />

und Forsten in Karlstadt stellte<br />

von Maximilian Waldherr<br />

anhand einer beispielhaften Bestandesentwicklung<br />

das Pflegekonzept für die<br />

Douglasie dar. Er erteilte zwar der Reinbestandswirtschaft<br />

eine Absage, wählte aber<br />

in seinem Beispiel ein Mischungselement<br />

in Kleinbestandsgröße. Im Modell folgen<br />

nach der Auswahl von 100-150 Z-Bäumen<br />

die Astung und konsequente Begünstigung,<br />

um deren frühe Ernte im Alter 60-70<br />

zu erreichen; der Bestand soll dann mit gut<br />

geformten, feinastigen Z2-Bäumen bis in<br />

ein Alter von 80-120 Jahren weitergeführt<br />

werden.<br />

Dr. Helge Walentowski von der Bayerischen<br />

Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft<br />

referierte über die Douglasie aus<br />

der Sicht des Naturschutzes. Er umriss die<br />

Grenzen für die Douglasienbeteiligung.<br />

Selbstverständlich muss die Einbringung in<br />

gesetzlich geschützten Waldbiotopen genau<br />

so wie in den Nationalparken unterbleiben.<br />

In den Flora-Fauna-Habitat-Gebieten ist sie<br />

begrenzt möglich. Auf 80 Prozent der Waldfläche<br />

gibt es seitens des Naturschutzes<br />

keine Einschränkungen für die Douglasienbeteiligung,<br />

wenn die Voraussetzungen<br />

des Waldgesetzes beachtet werden. <strong>Der</strong><br />

Referent kam zu dem Schluss, dass eine<br />

angemessene Beimischung der Douglasie<br />

umweltpolitisch sinnvoll und ökologisch<br />

tragbar sei.<br />

Prof. Dr. Thomas Knoke von der TU<br />

München behandelte den betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekt der <strong>optimale</strong>n Größe der<br />

Beteiligung. Anhand von Modellrechnungen<br />

bei definierten Zinserwartungen und unterschiedlichen<br />

Risikoannahmen lassen<br />

sich für die Baumarten Fichte, Buche und<br />

Douglasie <strong>optimale</strong> Beteiligungsanteile errechnen.<br />

Das Ergebnis ist von der Annahme<br />

der Risikosituation abhängig; bei Fichte und<br />

Buche liegen hier Erfahrungsgrößen vor, bei


der Douglasie müssen sie geschätzt werden.<br />

Im Modell errechnete Knoke ein Optimum<br />

bei 30 bis 35 %, Anteile über 50 % führten zu<br />

keinen finanziellen Vorteilen. Unabhängig<br />

von den unsicheren Annahmen des Modells<br />

ist bemerkenswert, dass das betriebswirtschaftliche<br />

Optimum der Beteiligung der<br />

Douglasie trotz ihrer überlegenen Wuchsleistung<br />

bei begrenzten Anteilen liegt.<br />

Abschließend referierte MR Franz Brosinger<br />

von der Bayerischen Forstverwaltung<br />

über Chancen und Grenzen des Waldbaus<br />

mit der Douglasie in Bayern. Er sprach sich<br />

für einen Weg aus, der hohe ökologische<br />

Verträglichkeit und hohe Sicherheit für<br />

den Waldbesitzer gewährleistet. Das setze<br />

Grenzen für den Anbau dieser hochleistungsfähigen<br />

Baumart, auch wenn sich die<br />

Wuchsbedingungen durch den Klimawandel<br />

ändern würden. Die Douglasie liefere<br />

bei richtiger Erziehung das beste Nadelholz<br />

unserer Wirtschaftsbaumarten; diese Chance<br />

müsse genutzt werden. Brosinger sprach<br />

sich dafür aus, die in Bayern gebräuchlichen<br />

Pflanzenzahlen von 2.000-3.000 pro Hektar<br />

nicht zu unterschreiten.<br />

Die Tagung bot also viele Informationen<br />

über die »neue« Baumart Douglasie. Präsident<br />

Olaf Schmidt, der Leiter der Landesanstalt<br />

für Wald und Forstwirtschaft, betonte in<br />

seiner Zusammenfassung, die Douglasie sei<br />

eben kein »Baum für alle Fälle«; wolle man<br />

die Rückschläge der Vergangenheit vermeiden,<br />

sei fundiertes Wissen über die Baumart,<br />

den Standort und die Bestandesverhältnisse<br />

Voraussetzung. Das große Interesse der Teilnehmer,<br />

vor allem der Privatwaldbesitzer,<br />

zeigte, dass der Umgang mit der Baumart<br />

Douglasie noch kein forstliches Allgemeingut<br />

ist.<br />

n<br />

Foto: Wald und Holz NRW<br />

seiten Des fOrstvereins<br />

Juli | 2008 : proWALD 41


aDen-württemberg<br />

Kontakt: inge hormel, etzbachstr . 10 in<br />

72108 rottenburg . tel .: 07457/931869,<br />

fax: 07457/931874, baden-wuerttemberg@<br />

forstverein .de<br />

viel lärm um die buche und ruhe im Park<br />

schönbusch<br />

exkursion des Fvs nach aschaffenburg<br />

<strong>Der</strong> baden-Württembergische forstverein<br />

besuchte mit 25 teilnehmern am 5 .Mai<br />

2008 das jüngste der drei buchen-sägewerk<br />

der firma Pollmeier im hafengebiet<br />

von aschaffenburg . schon von weitem<br />

konnte man das in intervallen beregnete<br />

sommerlager mit buchen-stammholz<br />

sehen . an der firmeneinfahrt blickten die<br />

weit angereisten exkursionsteilnehmer<br />

auf ein riesiges Gebäude in moderner industriearchitektur,<br />

das zunächst nicht an<br />

ein traditionelles sägewerk erinnert . <strong>Der</strong><br />

rundgang durch das „sägewerk“ gab einen<br />

einblick in eine standardisierte und<br />

weitestgehend automatisierte Massenproduktion<br />

von buchen-schnittholz . Mit<br />

einem traditionellen Kleinsägewerk hatte<br />

das nichts mehr gemeinsam .<br />

erstaunt waren viele teilnehmer, dass vor<br />

dem einschnittprozess keinerlei Qualitätssortierung<br />

des rundholzes erfolgt . Diese<br />

findet erst nach dem einschnitt statt . für<br />

viele neu waren die resaw-sägen, die einen<br />

sehr schnellen einschnittsfortschritt<br />

mit der technik der bandsäge ermöglichen .<br />

endstation des rundganges war das lager,<br />

in dem die definierten und auf das bedürfnis<br />

der Kunden abgestimmten Produkt-Qualitäten<br />

nur kurze Zeit auf den Weitertransport<br />

zum Kunden warten . Die Qualitätssortierung<br />

nach dem einschnitt und Zusammenfassung<br />

zu genau definierten brett-Qualitäten<br />

mit entsprechenden handelsnamen<br />

ist eine der stärken der firma Pollmeier .<br />

als Kontrastprogramm führte der bayerische<br />

forstkollege hildenbrand am nachmittag<br />

auf einer kleinen rundwanderung<br />

durch den landschaftspark schönbusch .<br />

4 . baden-Württembergischer Waldgipfel<br />

der aG Wald am 20 .11 .2008 in rottenburg<br />

am 20 . november findet in rottenburg am<br />

neckar der 4 . baden-Württembergische<br />

Waldgipfel der aG Wald statt .<br />

unter dem Motto »auf der suche nach<br />

dem superwald« werden wir uns mit gesellschaftlichen<br />

ansprüchen an den Wald<br />

beschäftigen . indem nicht-förster ihren<br />

»superwald« skizzieren, erhofft sich die<br />

42 proWALD : Juli | 2008<br />

aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />

aG Wald erkenntnisse, wie forstliche anliegen<br />

wieder verständlicher in der Gesellschaft<br />

platziert werden können . eine<br />

sicherlich lohnenswerte veranstaltung .<br />

Mitgliederversammlung, vorstands- und<br />

beiratswahlen des baden-Württembergischen<br />

forstvereins<br />

am 20 . november 2008 in rottenburg am<br />

neckar . im anschluss an den 4 . baden-<br />

Württembergischen Waldgipfel in rottenburg<br />

veranstaltet der baden-Württembergische<br />

forstverein am 20 . november 2008<br />

in rottenburg seine Mitgliederversammlung<br />

(beginn ca . 18 .00 uhr) . bitte merken<br />

sie sich den termin vor .<br />

satzungsgemäß stehen 2008 vorstandsund<br />

beiratswahlen an . Wer interesse hat,<br />

im beirat oder vorstand mitzuarbeiten,<br />

oder jemanden vorschlagen will, soll sich<br />

bitte mit dem vorstand oder mit unserer<br />

Geschäftsführerin, frau hormel, in verbindung<br />

setzen .<br />

bayern<br />

Kontakt: Gudula lermer, ritter-Waller-str .<br />

16 in 94405 Wildthurn . tel . (d .): 08561/3004-<br />

161, fax (schatzmeister): 09421/8416-32,<br />

email: gudulalermer@aol .com<br />

18 .-19 .07 . auf initiative des bayer . forstvereins<br />

erster bayerischer waldtag der<br />

bayerischen forstverwaltung in freising,<br />

zusammen mit 20 forstlichen vereinen<br />

und verbänden . thema: »Klimawandel<br />

– <strong>Der</strong> Wald als Opfer und retter«<br />

mit festansprache von MP Dr . Günther<br />

beckstein . einführung von staatsminister<br />

Josef Miller . Die Organisation übernimmt<br />

als Dienstleister das Zentrum Wald forst<br />

holz Weihenstephan, dem großer Dank<br />

gebührt! beginn 9 uhr . Ort: schönleutnerhörsaal<br />

im hörsaal-Gebäude der tu-München<br />

Weihenstephan . am samstag finden<br />

exkursionen statt . Programm: www .forstverein<br />

.de unter bayern .<br />

branDenburg<br />

Kontakt: Dr . Carsten leßner, Waidmannspromenade<br />

7 in 14584 schwielowsee, Ot<br />

Wildpark-West . tel . (d .): 030/31904-560,<br />

fax (d .): -564, email: lessnerC@aol .com<br />

brandenburg: tagung zur biodiversität<br />

lebensversicherung für den Wald<br />

Mehr als 300 teilnehmer aus der forstbranche<br />

und vertreter des naturschutzes<br />

sowie der Wissenschaft trafen sich zu einer<br />

gemeinsamen tagung der landesforstverwaltung<br />

und des brandenburgischen<br />

forstvereins e . v . am 24 . april 2008 in<br />

rangsdorf . schwerpunkt in diesem Jahr<br />

war das thema artenvielfalt im Wald .<br />

»biologische vielfalt ist die lebensversicherung<br />

des Waldes, und nur vielfältige<br />

Wälder können auch vielfältige funktionen<br />

erfüllen«, erläuterte forstminister Dr . Dietmar<br />

Woidke in seinem einführungsvortrag .<br />

eine dem jeweiligen Waldtyp angepasste<br />

artenvielfalt erhöhe die Chance, dass die<br />

anpassung an bevorstehende umweltveränderungen<br />

wie den Klimawandel gelinge .<br />

Dadurch tragen forstleute eine noch höhere<br />

verantwortung als bisher . Deshalb<br />

seien eine naturnahe Waldbewirtschaftung<br />

und die fortführung des Waldumbauprogramms<br />

nach wie vor unverzichtbar . Dazu<br />

gehören auch alt- und totholz in entsprechender<br />

Menge und struktur sowie ein ausgeglichenes<br />

verhältnis zwischen Waldverjüngung<br />

und Wildbestand . voraussetzung<br />

für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

seien und blieben anpassungsfähige und<br />

widerstandsfähige Waldökosysteme . aus<br />

waldbaulicher sicht ordnete Prof . Christian<br />

ammer (uni Göttingen) das thema biodiversität<br />

ein . Die Mischbestands-renaissance<br />

seit den 1980er-Jahren habe den<br />

Weg für weitere bestrebungen zu mehr<br />

vielfalt geebnet . so müsse der Waldbau<br />

die »Kartellbehörde« gegen »monopolistische«<br />

reinbestände sein .<br />

genetisch vielfältige zukunft<br />

erforderlich<br />

»bäume gehören zu den genetisch variabelsten<br />

Organismen der erde«, zeigte<br />

Dr . thomas Geburek (bfW Wien) in seinem<br />

vortrag auf . forstleute müssen bei<br />

Kunst- und naturverjüngungen mit der<br />

ausreichend Zahl von »Paarungspartnern«<br />

immer die genetische vielfalt im<br />

auge behalten, denn die samenfrage »ist<br />

die wichtigste in der forstwirtschaft«, so<br />

der Genetiker . Die eiche als Magnet und<br />

»hotspot« für biodiversität beschrieb Dr .<br />

ralf Kätzel (lfe) . es müsse nicht mehr<br />

stark, sondern vielfältig wie eine eiche<br />

heißen, so Kätzel, der seit vielen Jahren<br />

insbesondere mit Drittmittelprojekten zur<br />

eiche forscht . Die tierische vielfalt auf eichen<br />

stellte auch Dr . Katrin Möller (lfe)<br />

aus der sicht des Waldschutzes vor . Zum<br />

vergleich nannte sie die fehlenden Gegenspieler-Gemeinschaften<br />

der Kieferngroß-


schädlinge, deren wenige antagonisten nur<br />

durch eine erhöhung der bestandesvielfalt<br />

(Mischung) gefördert werden können . Wie<br />

baumartenmischungen aus sicht der risikobewertung<br />

beurteilt werden können,<br />

zeigte Prof . thomas Knoke (tu München)<br />

anhand von theoretischen Modellen aus<br />

der betriebswirtschaft . nur eine geschickte<br />

baumarten-Mischung habe auch finanzielle<br />

vorteile . stärken der einen können schwächen<br />

der anderen baumart kompensieren,<br />

und es könne sogar zu einem synergie-effekt<br />

bei Zuwachs oder stabilität kommen .<br />

Diese nicht-linearen Zusammenhänge<br />

können als forstliche entscheidungshilfe<br />

mathematisch formuliert werden, wie er<br />

am beispiel bayerischer fichten-buchen-<br />

Mischbestände erläuterte .<br />

biodiversität bei Forstleuten angesagt<br />

nicht nur der auftrag aus dem landeswaldgesetz<br />

verpflichte forstleute zum<br />

schutz und zur Mehrung der biodiversität<br />

bei der bewirtschaftung der Wälder,<br />

konstatierte Diethard schubert in seinem<br />

vortrag mit Koautorin Dagmar schneck<br />

(beide aff Müllrose) . forstleute haben sich<br />

bereits in der vergangenheit um die biodiversität<br />

gesorgt, als diese noch »naturvielfalt«<br />

hieß, so schubert . Dennoch gebe<br />

es auch in seinem verantwortungsbereich<br />

z . b . hinsichtlich der Wilddichte oder des<br />

Waldumbaus noch viel zu tun . hinsichtlich<br />

der sicherung forstlicher Genressourcen<br />

könne das amt für forstwirtschaft Müllrose<br />

jedoch mit einigen achtungserfolgen<br />

aufwarten . rund 1 .500 hektar saatgutbestände<br />

und 30 hektar bestände gebietsheimischer<br />

Gehölze sowie 160 hektar und<br />

weitere 60 einzelbäume gesicherte forstliche<br />

Genressourcen seien dort vorhanden .<br />

als eine weitere besonderheit nannte er<br />

das vorkommen der »schlaubetal-buche«,<br />

aus deren autochthonem saatgut am rande<br />

des natürlichen verbreitungsgebietes<br />

bereits mehr als 160 hektar Waldumbau<br />

vor Ort realisiert wurde . neben einer verstärkten<br />

sensibilisierung der akteure und<br />

der öffentlichkeit wünscht sich schubert<br />

zur umsetzung einer biodiversitäts-strategie<br />

von der Wissenschaft praktikable<br />

»stellschrauben« sowie fundierte und gesellschaftlich<br />

akzeptierte rahmenbedingungen<br />

von der Politik .<br />

in absehbarer Zeit, voraussichtlich schon<br />

nach der sommerpause, sollen die gesammelten<br />

vorträge in einem band der<br />

aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />

eberswalder forstlichen schriftenreihe<br />

erscheinen . Dieser wird jedem tagungsteilnehmer<br />

sowie den Mitarbeitern der<br />

landesforstverwaltung und den Mitgliedern<br />

des brandenburgischen forstvereins<br />

zugesandt oder ist bei der landesforstanstalt<br />

eberswalde erhältlich .<br />

von Jan engel<br />

beschluss zur beitragserhöhung<br />

Die Mitgliederversammlung des brandenburgischen<br />

forstvereins e . v . beschließt<br />

am 24 .04 .2008, den Mitgliedsbeitrag zum<br />

01 .01 .2009 wie folgt zu erhöhen:<br />

natürliche Personen von bisher<br />

20,00 € auf 30,00 €<br />

rentner und Pensionäre von bisher<br />

15,00 € auf 20,00 €<br />

studenten und azubis weiterhin<br />

10,00 €<br />

<strong>Der</strong> brandenburgische forstverein e . v . ist<br />

verpflichtet, einen betrag von 12,00 euro<br />

pro Mitglied an den Deutschen forstverein<br />

abzuführen . um die bisherige arbeit (Jahrestagungen,<br />

lehrfahrten, Publikationen,<br />

Pressearbeit etc .) des brandenburgischen<br />

forstvereins in gewohnter Weise fortführen<br />

zu können, bedarf es der vorgeschlagenen<br />

beitragserhöhung . <strong>Der</strong> vorstand<br />

des bfv ist weiterhin bemüht, eine hohe<br />

Qualität bei absoluter ausgabendisziplin<br />

zu gewährleisten .<br />

heSSen<br />

Kontakt: hans-Peter Maier, Geschäftsstelle<br />

hessischer forstverein, c/o hessisches<br />

Ministerium für umwelt, ländlichen raum<br />

und verbraucherschutz, Mainzer straße<br />

80, 65189 Wiesbaden, tel .: 0611/815 1613<br />

(herr Maier), fax .: 0611/815 1972, email:<br />

hans-peter .maier@hmulv .hessen .de<br />

Jahreshauptversammlung des<br />

hessischen forstvereins am 29 . Mai 2008<br />

in Melsungen<br />

vor rund 100 tagungsgästen eröffnete der<br />

vorsitzende des hessischen forstvereins,<br />

Michael buhlmann, die tagung, die unter<br />

dem leitthema »Kyrill – erfahrungen,<br />

folgerungen und Perspektiven« stand .<br />

im vordergrund standen dabei betrachtungen<br />

zu den handlungsempfehlungen,<br />

die die landesforstverwaltung aktuell zur<br />

Wiederbewaldung der schadflächen erarbeitet<br />

hat .<br />

staatsminister Dietzel stellte die bedeutung<br />

des hessischen forstvereins heraus,<br />

der sich als akteur im rahmen der fort-<br />

und Weiterbildung im forstlichen wie im<br />

holzwirtschaftlichen bereich regelmäßig<br />

den aktuellen forstlichen themen zuwendet<br />

und auch bei diesem Jahresthema mit<br />

den brennenden fragen aus der forstlichen<br />

Praxis auseinandersetzt . Jetzt, da<br />

das angefallene schadholz (rd . 7 Mio . fm)<br />

weitestgehend aufgearbeitet worden sei,<br />

gelte es, mehr als 6 .000 ha fläche aufzuforsten<br />

. Ziel, so der Minister, müssen<br />

standortgerechte, stabile, strukturreiche<br />

und produktive Wälder sein . Da von den<br />

sturmwurfereignissen im schwerpunkt<br />

nadelbaumbestände betroffen waren, ist<br />

bei der festlegung von verjüngungszielen<br />

neben den bereits genannten Zielen auch<br />

der aspekt der sicherung von nadelbaumanteilen<br />

bei allen Überlegungen zu berücksichtigen<br />

.<br />

Die heute vorzunehmende Wiederaufforstung<br />

ist laut Minister Dietzel von besonderer<br />

tragweite, da Klimaveränderungen<br />

und künftige extremereignisse bei der<br />

auswahl geeigneter baumarten für eine<br />

stabilisierung der Wälder bereits jetzt in<br />

alle entscheidungsprozesse einbezogen<br />

werden müssen .<br />

in dem anschließenden vortrag referierte<br />

Prof . Dr . h . spellmann, leiter der nordwestdeutschen<br />

forstlichen versuchsanstalt<br />

in Göttingen, in eindrücklicher Weise<br />

über folgerungen und Perspektiven,<br />

die sich durch den Klimawandel für die<br />

waldbaulichen Planungen und Maßnahmen<br />

ergeben . bei den exkursionspunkten<br />

im forstamt Melsungen konnten die entscheidungen<br />

der flächenvorbereitung und<br />

Pflanzung von Douglasie in Mischung zur<br />

naturverjüngung oder von eiche und edellaubholz<br />

nachvollzogen werden .<br />

Die langfassung des berichts mit bildern<br />

zur exkursion wird in Kürze auf www .forstverein<br />

.de unter hessen zur verfügung stehen<br />

.<br />

beschluss zur beitragserhöhung<br />

nach dem Geschäftsbericht des vorsitzenden<br />

und dem Kassenbericht des schatzmeisters<br />

für 2006 und 2007 mit einem referat<br />

zur finanzlage wurde nach lebhafter<br />

erörterung einstimmig beschlossen, den<br />

Mitgliedsbeitrag ab beitragsjahr 2009 auf<br />

25 eur/Jahr je Mitglied zu erhöhen .<br />

neue geschäftsführung<br />

nachdem der bisherige Geschäftsführer,<br />

herr Dr . Gossenauer-Marohn, nicht mehr<br />

Juli | 2008 : proWALD 43


für den rest der Wahlperiode zur verfügung<br />

stand, fanden neuwahlen statt . hans-<br />

Peter Maier wurde einstimmig bei eigener<br />

enthaltung zum neuen Geschäftsführer<br />

des hessischen forstvereins gewählt .<br />

mecklenburg-vOrpOmmern<br />

Kontakt: axel stein, Paulshöher Weg 1 in<br />

19061 schwerin . tel .: 0385/588-6221, fax:<br />

-6024, email: a .stein@lm .mvnet .de<br />

Jahrestagung 2008 erfolgreich abgeschlossen<br />

am 16 . april fand die Jahrestagung des<br />

forstvereins Mv zum thema »Klimawandel<br />

– wie muss der Waldbau in Mecklenburgvorpommern<br />

künftig agieren?« statt . sie<br />

war gleichzeitig Pflichtveranstaltung für<br />

alle forstamtsleiter und revierförster der<br />

landesforst Mv, sodass rd . 350 teilnehmer<br />

in der linden- und barockstadt ludwigslust<br />

begrüßt werden konnten . Die Weiterbildungsveranstaltung<br />

war hochrangig<br />

besetzt, u . a . mit vertretern des Potsdam-instituts<br />

für Klimafolgenforschung<br />

(J . rock) und der tu Dresden (Prof . Dr . s .<br />

Wagner, Prof . Dr . M . Müller), und hervorragend<br />

durch den forstverein organisiert .<br />

Die Podiumsdiskussion (u . a . mit teilnehmern<br />

der landesforst, des Waldbesitzerverbandes,<br />

der holzindustrie und der<br />

umweltverbände) leitete Privat-forstrat<br />

W . Zimmeck als Moderator . Das hohe niveau<br />

der veranstaltung lasse erwarten, so<br />

vorstand s . blomeyer von der landesforst<br />

Mv, dass auch künftig bei gemeinsamen<br />

themen gemeinsame Wege gegangen<br />

werden könnten . Minister Dr . t . backhaus<br />

hob in seinem Grußwort hervor, dass landund<br />

forstwirtschaft in spezieller Weise von<br />

den auswirkungen des Klimawandels betroffen<br />

seien . er sei daher sehr dankbar,<br />

dass der forstverein und die landesforstanstalt<br />

gemeinsam die initiative ergriffen<br />

hätten für einen Meinungs- und erkenntnisaustausch<br />

zu diesem thema .<br />

ein ausführlicher tagungsbericht wird zzt .<br />

vorbereitet .<br />

vorstand des forstvereins Mv in Polen<br />

Mitglieder des vorstandes des fv Mv<br />

waren am 13 . Juni 2008 Gäste der regionalen<br />

forstdirektion szcecin (stettin),<br />

um aufgaben der Waldbewirtschaftung<br />

und des Waldnaturschutzes kennenzulernen<br />

. neben interessanten Waldbildern<br />

zur Kiefern- und buchenbewirtschaftung<br />

konnten auch ausgewiesene naturschutz-<br />

44 proWALD : Juli | 2008<br />

aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />

gebiete und anbauversuche mit nordamerikanischen<br />

baumarten (Pseudotsuga<br />

menziesii, Carya ovata, betula lenta), die<br />

von a . schwappach ende des 19 . Jahrhunderts<br />

angelegt wurden, besichtigt werden .<br />

es war ein abwechslungsreicher und interessanter<br />

tag, der vom leiter des forstamtes<br />

neu Pudagla, herrn n . sündermann,<br />

hervorragend vorbereitet wurde . <strong>Der</strong> aufenthalt<br />

bot die Gelegenheit, die guten beziehungen<br />

zwischen den forstleuten der<br />

beiden nachbarländer zu vertiefen .<br />

Dr . M . schorcht<br />

nOrDrhein-weStFalen<br />

Kontakt: ute nolden-seeman, Kronprinzenallee<br />

119, 42119 Wuppertal, tel .:<br />

0170-9913060, tel .(d): 0202-2478216,<br />

fax(d .): 0202-2478218, email: nrw@forstverein<br />

.de<br />

nOrDweStDeutSchlanD<br />

Kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />

springe in 31832 springe . email: jochen .<br />

matthaei@nfa-saupark .niedersachsen .de<br />

rheinlanD-pFalz – SaarlanD<br />

birgitta schneider, Geschäftsstelle fv<br />

rlp-s ., Pf 100257, 67402 neustadt, tel .:<br />

06321/6799-232, PC-fax: -44232, rlp-s@<br />

forstverein .de<br />

ankündigung der Jahrestagung des forstvereins<br />

rheinland-Pfalz – saarland e . v .<br />

am Donnerstag, dem 18 ., und freitag, dem<br />

19 . september 2008, in der europäischen<br />

akademie Otzenhausen, 66620 nonnweiler/saar<br />

(siehe bild)<br />

»<strong>Der</strong> Wald kommt – der förster geht«,<br />

mit diesem Motto knüpft der rheinland-<br />

Pfälzisch-saarländische forstverein mit<br />

seiner herbsttagung an die immer lauter<br />

werdenden befürchtungen von forstleuten,<br />

naturschützern, berufsverbänden und vielen<br />

anderen bürgern nach den vollzogenen<br />

strukturreformen öffentlicher forstverwaltungen<br />

an .<br />

<strong>Der</strong> Wald als ökosystem und als naturressource<br />

gewinnt zwar in den letzten Jahren<br />

eine steigende bedeutung im öffentlichen<br />

bewusstsein (biorohstoff, CO -speicher,<br />

2<br />

energieträger, Kontrastraum zu städtischen<br />

lebenswelten, ökologischer ausgleichsraum<br />

bei weiterer urbanisierung der<br />

Gesellschaft) . Gleichzeitig jedoch verliert er<br />

in der gesamten bundesrepublik viele seiner<br />

klassischen betreuer vor Ort .<br />

Die weltweit massiv ansteigende nachfrage<br />

nach dem rohstoff holz löst bei vielen bürgern<br />

die sorge aus, die Grundsätze einer<br />

nachhaltigen forstwirtschaft könnten auf<br />

der strecke bleiben . Den Wald und seine inwertsetzung<br />

auf der Grundlage einer multifunktionalen<br />

forstwirtschaft in einer generationenübergreifenden<br />

verantwortung<br />

zu erhalten, zu fördern und weiterzuentwickeln,<br />

ist die forstpolitische aufgabe der<br />

Gegenwart und Zukunft . hierzu bedarf es<br />

in erster linie der forstlich kundigen hand;<br />

nur dann kann der Wald seinen beitrag für<br />

eine nachhaltige entwicklung leisten – lokal,<br />

regional, europa- und weltweit .<br />

Donnerstag, 18.09.2008<br />

14 .00 uhr: festvortrag von Dr . a . hammer<br />

15 .00 uhr: Podiumsdiskussion mit Dr . anton<br />

hammer, dem saarländischen umwelt- und<br />

forstminister stefan Mörsdorf, dem neuen<br />

leiter von landesforsten rheinland-Pfalz<br />

Dr . Jens Jacob, dem Oberbürgermeister<br />

der größten Waldbesitzenden Gemeinde im<br />

saarland und früheren forstchef, Dr . alfons<br />

lauer, und dem Journalisten ulrich Grober<br />

Die abendliche veranstaltung begleitet<br />

das »förster-blues-Quintett« von forstdirektor<br />

Gernot scheerer . <strong>Der</strong> lothringische<br />

liedermacher Marcel adam unterhält mit<br />

Chansons und balladen .<br />

Freitag, 19.09.2008<br />

werden von 8 .00-14 .00 uhr drei exkursionen<br />

durchgeführt:<br />

• naturpark saar-hunsrück und sein<br />

neues entwicklungskonzept<br />

• <strong>Der</strong> lokalwarenmarkt st . Wendeler<br />

land, ein beispiel für die vermarktung regionaler<br />

(holz-)Produkte<br />

• <strong>Der</strong> bergbau geht – der Wald kommt,<br />

industriefolgelandschaft im saarkohlenwald


SachSen<br />

Kontakt: Dr . herbert bergmann, ferdinand-freiligrath-str<br />

. 26, 01705 freital, tel ./<br />

fax: 0351/6415982, forstverein .sachsen@<br />

t-online .de<br />

SachSen-anhalt<br />

Kontakt: Jörg borchardt, hauptstr . 1<br />

in 06543 friesdorf Ot rammelburg .<br />

tel .: 034775/811-11, fax: -29, email:<br />

j .borchardt@lpf .mlu .lsa-net .de<br />

thüringen<br />

Kontakt: Dr . andreas niepagen, angerbergstr<br />

. 23 in 99752 bleicherode, tel .:<br />

03632/71396-1, fax: -4, email: thueringer .<br />

forstverein@forst .thueringen .de<br />

bericht von der frühjahrstagung des<br />

thüringer forstvereins am 24 .04 .2008<br />

Mit dem spannungsfeld zwischen Waldumbau<br />

und Jagd ein Jahr nach »Kyrill« beschäftigte<br />

sich die frühjahrstagung 2008<br />

des thüringer forstvereins e . v . (tfv) in<br />

erfurt . Die brisanz dieses themas stieß bei<br />

200 interessierten Zuhörern auf großes interesse<br />

.<br />

volker Gebhardt, referatsgruppenleiter<br />

forsten im thüringer Ministerium für<br />

landwirtschaft, naturschutz und umwelt,<br />

rekapitulierte die auswirkungen dieses<br />

sturmes Kyrill (3 Mio . fm sturmholz in allen<br />

eigentumsformen) und beschrieb die<br />

anstrengungen, die notwendig waren, um<br />

die aufarbeitung bis zum herbst 2007 abzuschließen<br />

.<br />

von den ca . 12 .500 ha zur Wiederbewaldung<br />

anstehenden flächen liegen etwa<br />

5 .500 ha im staatswald . Gemäß dem thüringer<br />

Wiederbewaldungskonzept sollen<br />

dort standortangepasste, risikominimierte<br />

Mischbestände unter ausnutzung aller<br />

Möglichkeiten der naturverjüngung etabliert<br />

werden . aktive Pflanzmaßnahmen sollen<br />

erst ab einer flächengröße von 0,5 ha<br />

erfolgen . in fichtenbeständen ist zur förderung<br />

von vielfalt und bestandesstabilität<br />

einen anteil von 20 % Mischbaumarten zu<br />

gewährleisten . um der naturverjüngung<br />

eine Chance zu geben, sind grundsätzlich<br />

nur teilflächen zu bepflanzen .<br />

haupthemmnis für die etablierung von<br />

laubholz auf vielen schadflächen ist ein<br />

überhöhter Wildbestand . Gebhardt hält<br />

daher die fortführung des begonnenen<br />

Diskussionsprozesses mit dem landesjagdverband<br />

über eine fortentwicklung<br />

angepasster Jagdstrategien für notwen-<br />

aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />

dig . als erster schritt entstand im Juli<br />

2007 die »Jagdstrategie auf schadflächen<br />

im freistaat thüringen« . es wurden u . a .<br />

regelungen zu Änderungen von Jagdzeiten<br />

sowie der fütterung und Kirrung auf<br />

schadflächen getroffen . auf verjüngungsflächen<br />

soll besonders intensiv gejagt werden<br />

. Mit dem forum »strategien zur Wald-<br />

und Wildbewirtschaftung in thüringen«,<br />

dem neben allen maßgeblichen verbänden<br />

auch Wissenschaftler angehören, soll<br />

untersucht werden, welche Maßnahmen<br />

darüber hinaus noch sinnvoll sind . Dazu<br />

gehören Projekte wie rehwildbewirtschaftung<br />

ohne behördlichen abschussplan,<br />

veränderte Jagdausübungsstrategien oder<br />

besucherlenkung .<br />

Über die herausforderung des Waldbaus<br />

auf Windwurfflächen referierte Dr . torsten<br />

vor von der universität Göttingen . vor dem<br />

hintergrund von klimatischen veränderungen<br />

und der damit verbundenen Zunahme<br />

von »störungen« wie stürmen oder<br />

trockenheit ging er auf Möglichkeiten und<br />

restriktionen ein . nach ansicht des referenten<br />

wird die fichte auch weiterhin der<br />

brotbaum der forstwirtschaft in Deutschland<br />

bleiben, auch wenn der anteil anderer<br />

baumarten zukünftig steigen wird . vor<br />

empfahl, vorverjüngung grundsätzlich zu<br />

übernehmen . Dies sollte auch geprüft werden,<br />

wenn eine fichtennaturverjüngung<br />

nicht standortgemäß sei; sie sollte dann<br />

mit Mischbaumarten ergänzt werden . sehr<br />

interessant waren die ausführungen von<br />

vor zum naturverjüngungsgeschehen nach<br />

schadereignissen in naturwaldreservaten .<br />

in abhängigkeit vom standort etablierten<br />

sich unterschiedlich viele sämlinge . Während<br />

z . b . auf einem frischen standort<br />

der spitzahorn dominierte, spielte er in<br />

demselben naturwaldreservat auf einem<br />

wechselfeuchten standort kaum eine rolle<br />

. Zu beginn der natürlichen Wiederbewaldung<br />

stellten sich bis zu 30 .000 Pflanzen<br />

je hektar ein, die nach 5 bis 6 Jahren<br />

auf ca . 10 .000 stück/ha zurückgingen .<br />

Zu den zweifelsohne größten restriktionen<br />

bei der verjüngung von Wäldern zählt der<br />

einfluss des Wildes . vor berichtete über<br />

ein wissenschaftliches Projekt im rothenberg<br />

nordöstlich von Göttingen . in den drei<br />

Jahren Projektlaufzeit wurden mit forststudenten<br />

39 stück rehwild je 100 ha und<br />

Jahr in dem Gebiet erlegt . in dieser Zeit<br />

entwickelten sich die gepflanzten eichen<br />

so prächtig, dass sie danach nicht mehr<br />

durch rehwild gefährdet waren . Deswegen<br />

war auch eine empfehlung des referenten<br />

in seinen schlussfolgerungen die schwerpunktjagd<br />

.<br />

»Wildeinflüsse, Waldreaktionen, Waldschäden<br />

durch Wild und neue strategien<br />

in der zielkonformen regulation des schalenwildes«<br />

war das thema des streitbaren<br />

vortrages von Prof . Dr . Michael Müller, der<br />

den forstschutz an der tu Dresden vertritt .<br />

er begann seine ausführungen mit folgenden<br />

Postulaten, um daran so manche<br />

traditionelle sichtweise zu hinterfragen:<br />

• Wild ernährt sich natürlicherweise fast<br />

ausschließlich vom Wald .<br />

• es gibt kein Wald-Wild-Problem . es<br />

gibt ein Wald-Mensch/Mensch-Wild-<br />

Problem .<br />

• Wild ist ein potenzieller schädling im<br />

Wald, aber auch eine natürliche, nachwachsende<br />

und nachhaltig bewirtschaftbare<br />

ressource .<br />

• Die regulation des schalenwildes mit<br />

jagdlichen Mitteln kann wesentlich vereinfacht<br />

und diversifiziert werden .<br />

nach der Mittagspause wurde das tagungsthema<br />

in einer Podiumsdiskussion<br />

vertiefend diskutiert . <strong>Der</strong> Präsident des<br />

Waldbesitzerverbandes Jörg Göring forderte<br />

die Waldbesitzer auf, sich aktiv in die<br />

Jagdgenossenschaften einzubringen und<br />

dort ihre Ziele zu vertreten . Göring mahnte<br />

ferner an, dass in den vergangenen Jahren<br />

sehr viel holz genutzt worden sei und die<br />

Gefahr einer Übernutzung bestehe . Ähnlich<br />

äußerte sich auch der vertreter des<br />

kommunalen Waldbesitzes Martin Weigand<br />

. seiner Meinung nach sollten die<br />

eingriffsstärken reduziert werden, auch<br />

um schäden durch sturm vorzubeugen,<br />

da »Kyrill« besonders in frisch und stark<br />

durchforsteten beständen gewütet habe .<br />

Geringere eingriffstärken führen aber<br />

zu längeren laufwegen für die förster .<br />

Weigand sprach sich daher für kleinere<br />

reviere aus . als interessenvertreter der<br />

Jägerschaft sprach sich liebig gegen zu<br />

viel liberalisierung in der Jagdgesetzgebung<br />

aus . bevor die rehwildplanung abgeschafft<br />

werde, sollten die erfahrungen aus<br />

anderen ländern abgewartet werden . an<br />

diesem Punkt widersprachen Prof . Müller<br />

und Dr . vor, ihrer Meinung nach gehören<br />

die rehwildpläne sofort abgeschafft .<br />

ein ausführlicherer bericht steht unter<br />

www .forstverein .de zum Download bereit .<br />

von andreas niepagen<br />

Juli | 2008 : proWALD 45


Juli<br />

02.07. exkursion des fv bW in den bodenseekreis<br />

03.07. Jahrestagung des fv für nordwestdeutschland<br />

in Melle; thema: Klima<br />

– eiche – Waldschutz . vormittags vorträge<br />

zu auswirkungen des Klimawandels auf<br />

Waldbau und forstschutz . nachmittags<br />

exkursion im Privatwald zum thema eichenwirtschaft<br />

. anmeldung und info unter<br />

05041/946810, frau helbrecht<br />

08.-09.07. fachtagung »Potenzial und Dynamik<br />

der C-sequestrierung in Wald und<br />

holz in einer zukünftigen Gesellschaft« in<br />

Osnabrück . www .cswh .worldforestry .de<br />

15.07. Optimale sortimentgestaltung in<br />

der forst-holz-Kette . veranstalter: Deutsche<br />

Gesellschaft für holzforschung e . v .,<br />

KWf, haf . Ort: 92660 neustadt/Waldnaab,<br />

Gasthof Deutsche eiche . Kontakt: tel .:<br />

06078/785-21, ute .seeling@kwf-online .de,<br />

www .kwf-online .de<br />

16.07. Kolloquium der regionalgruppe<br />

hagenow des fvs Mv und des forstamtes<br />

Jasnitz „aktuelle aufgaben und Probleme<br />

der forstpolitik in Mv“ im forstamt Jasnitz,<br />

14 uhr .<br />

18.07. Mitgliederversammlung des bayerischen<br />

fvs von 16-18 uhr im Zentrum<br />

Wald forst holz Weihenstephan (s .u .)<br />

18.-19.07. auf initiative des bayerischen<br />

forstvereins erster bayerischer Waldtag<br />

der bayerischen forstverwaltung in freising,<br />

zusammen mit 20 forstlichen vereinen<br />

und verbänden . thema: »Klimawandel<br />

– <strong>Der</strong> Wald als Opfer und retter« . beginn<br />

9 uhr . Ort: schönleutner-hörsaal im hörsaal-Gebäude<br />

der tu-München Weihenstephan<br />

. am samstag finden exkursionen<br />

statt . Programm: www .forstverein .de unter<br />

bayern .<br />

august<br />

28.08. österreichische forsttagung in Klagenfurt<br />

. thema: »Mehrwert – vision 2020«<br />

28.-29.08. Jahrestagung des schweizer<br />

fvs in luzern . www .forstverein .ch<br />

30.08.-06.09. bildungsreise der regionalgruppe<br />

vorpommern des forstvereins<br />

Mv in die schweiz . Die teilnehmerzahl ist<br />

Januar 2. 3. 4. 5.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24 31<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

46 proWALD : Juli | 2008<br />

Februar 6. 7. 8. 9.<br />

mo 4 11 18 25<br />

di 5 12 19 26<br />

mi 6 13 20 27<br />

do 7 14 21 28<br />

fr 1 8 15 22 29<br />

sa 2 9 16 23<br />

so 3 10 17 24<br />

veranstaltunGen<br />

auf 40 Personen begrenzt . ansprechpartner:<br />

h . schumacher, tel .: 03831/296441<br />

september<br />

03.09. regionalkonferenz »Zukünfte und<br />

visionen Wald 2100« . Mögliche Zukünfte für<br />

den Wald und die landnutzung in Deutschland<br />

. unter berücksichtigung verschiedener<br />

einflüsse wurden szenarien für die Zeithorizonte<br />

2020, 2050 und 2100 erarbeitet . fh<br />

eberswalde und Waldsolarheim eberswalde<br />

. Weitere infos: www .waldzukuenfte .de<br />

06.09. exkursion des brandenburgischen<br />

forstvereins ins naturschutzgebiet bielinek<br />

(bellinchen), pontische hänge und<br />

hangtrockenwälder am Ostufer der Oder<br />

sowie zum Waldumbau in der Puszcza Piaskowa<br />

(ehemaliges Waldgut hohen lübbichow,<br />

Walter v . Keudell), in Zusammenarbeit<br />

mit der Oberförsterei Chojna der<br />

regionalforstdirektion szczecin<br />

11.09. exkursion des fv für nWD in das<br />

Klosterforstamt soltau . anmeldung und<br />

info unter 05041/946810, frau helbrecht<br />

18.-19.09. Jahrestagung fv rlP-s im<br />

saarland, europ . akademie in nonnweiler-<br />

Otzenhausen, mit dem thema: »<strong>Der</strong> Wald<br />

kommt – der förster geht .« festredner: Dr .<br />

hammer<br />

19.09.-24.10. Werkschau der landschafts-<br />

und Wildtiermaler ute bartels und<br />

ulf-Peter schwarz in Jasnitz . veranstalter:<br />

regionalgruppe hagenow des forstvereins<br />

Mv und forstamt Jasnitz<br />

20.09. fachtagung »ursprünglicher<br />

Wald und historischer bergbau im Westschwarzwald«<br />

. Ort: 79295 sulzburg und<br />

st . ullrich bei freiburg, östliches sulzburg<br />

bei sägewerk . veranstalter: verein<br />

für forstliche standortskunde, tel .:<br />

0761/8964710, info@vfs-freiburg .de, www .<br />

vfs-freiburg .de<br />

21.09.–03.10. noch Plätze frei für die auslandsexkursion<br />

nach russland (Moskau,<br />

Wolga, vologodskaya Oblast), angestrebter<br />

Preis 1 .000 eur; weitere informationen<br />

unter 0171-5870092 Jörg Matzick oder per<br />

mail matzick-meschede@t-online .de<br />

23.09. länderübergreifende fachtagung<br />

und exkursion »100 Jahre internationaler<br />

märz 10. 11. 12. 13. 14.<br />

mo 3 10 17 24 31<br />

di 4 11 18 25<br />

mi 5 12 19 26<br />

do 6 13 20 27<br />

fr 7 14 21 28<br />

sa 1 8 15 22 29<br />

so 2 9 16 23 30<br />

april 15. 16. 17. 18.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

Kiefern-Provenienzversuch ChOrin 85« .<br />

Ort: hotel haus Chorin und lehroberförsterei<br />

Chorin . infos unter www .lfe .brandenburg<br />

.de<br />

24.-27.09. forstwissenschaftliche tagung<br />

2008 »ressourcenknappheit und Klimaänderung:<br />

herausforderungen für die forstwissenschaft«<br />

im universitätszentrum von<br />

freiburg im Kollegiengebäude i (KG i) . tel .:<br />

0761/2033737, info@fowitagung2008 .de,<br />

www .fowitagung2008 .de<br />

25.-26.09. »erhalt der biodiversität – unsere<br />

verantwortung in thüringen« . Ort:<br />

thüringer fh für öff . verwaltung, haus 1,<br />

aula, bahnhofstr . 12, Gotha, www .waldundklima<br />

.net/<br />

Oktober<br />

02.-5.10. int . eibentagung in Ch-3250 lyss,<br />

bildungszentrum Wald, hardernstr . 20 .<br />

Kontakt: tel .: 0041/447811451, tscheeder@<br />

freenet .de<br />

03.-05.10. exkursion des bayer . fv in den<br />

Wienerwald / die Wachau: stift Göttweig,<br />

öbf-fb Krems, biomasse-Kraftwerk<br />

Wien-simmering, Kloster heiligenkreuz,<br />

sehenswürdigkeiten des Wienerwalds,<br />

heurigenabend, stadtrundfahrt in Wien .<br />

exkursionsbeitrag: 100 eur für Mitglieder,<br />

120 eur für nichtmitglieder, 80 eur<br />

für Personen in ausbildung, plus Übernachtung<br />

. Organisation: bezirksgruppe<br />

niederbayern-Oberpfalz, frau Petra<br />

bauer, ihrlerring 36a, 93346 ihrlerstein .<br />

ausführliches Programm und anmeldeformular:<br />

www .forstverein .de unter bayern<br />

09.10. »Wald und Klima – was tun?« seminar<br />

in baden-baden . veranstalter:<br />

Mlr baden-Württemberg . Kontakt: fva<br />

bW, Dr . Kaisu Makkonen-spiecker, kaisu .<br />

makkonen-spiecker@forst .bwl .de, tel .:<br />

0761/4018-371, www .fva-bw .de<br />

09.-10.10. int . fachkongress für holzenergie<br />

auf dem Messegelände augsburg,<br />

saal 2 .24, www .bionenergie .de<br />

13.-14.10. strategien zur erhaltung von<br />

hudewäldern, Workshop der bayer . akademie<br />

für naturschutz und landschaftspflege<br />

in iphofen . Kontakt: tel .: 08682/8963-0,<br />

mai 19. 20. 21. 22.<br />

mo 5 12 19 26<br />

di 6 13 20 27<br />

mi 7 14 21 28<br />

do 1 8 15 22 29<br />

fr 2 9 16 23 30<br />

sa 3 10 17 24 31<br />

so 4 11 18 25<br />

Juni 23. 24. 25. 26. 27.<br />

mo 2 9 16 23 30<br />

di 3 10 17 24<br />

mi 4 11 18 25<br />

do 5 12 19 26<br />

fr 6 13 20 27<br />

sa 7 14 21 28<br />

so 1 8 15 22 29


fax: -17, anmeldung@anl .bayern .de, www .<br />

anl .bayern .de<br />

14.-15.10. Wiederbestockung von schadensflächen<br />

. Grundlagen zur Kulturbegründung,<br />

umgang mit verschiedenen<br />

Problemflächen nach Käfer, Windwurf oder<br />

sonstigen schadereignissen, Überblick<br />

über die ansprüche der wichtigsten hauptbaumarten<br />

und deren Wuchsverhalten,<br />

baumartenmischungen und Pflanzverbände,<br />

einführung in die wichtigsten Pflanzverfahren<br />

. veranstalter: bayerische Waldbauernschule,<br />

Goldbergstr . 10, 93309 Kelheim,<br />

tel .: 09441/6833-0, poststelle@wbs .bayern .<br />

de, www .waldbauernschule .de<br />

Oktober: exkursion des fv für nWD in das<br />

sultanat Oman . Das sultanat prägen flimmernde<br />

Wüsten, grüne Oasen, ursprüngliche<br />

souks, mächtige bergfestungen,<br />

historische Paläste, herrliche strände und<br />

atemberaubende landschaften . 12-tägige<br />

rundreise in klimatisierten reisebussen<br />

bzw . bequemen vierradantrieb-Geländewagen<br />

. unterbringung überwiegend in<br />

3- und 4-sterne-hotels . reisepreis p .P .<br />

im DZ bei 2 .355 eur . Drei tage zusätzlich<br />

Dubai: 295 eur . nähere auskünfte und<br />

anmeldung bis 31 . Juli bei Zeitler-reisen<br />

München, herzogstr . 42, 80803 München,<br />

tel: 089/343084, fax: 089/397717 oder e-<br />

Mail: zeitler-reisen@web .de . Zeitler-reisen<br />

hat die Omanreise bereits mit drei<br />

länderforstvereinen mit großem erfolg<br />

durchgeführt .<br />

29.10.-12.11.<br />

DFv-exkursion nach china<br />

bedingt durch die erdbeben-folgen hat die<br />

Chinesische staatsforstverwaltung noch<br />

Juli 28. 29. 30. 31.<br />

mo 7 14 21 28<br />

di 1 8 15 22 29<br />

mi 2 9 16 23 30<br />

do 3 10 17 24 31<br />

fr 4 11 18 25<br />

sa 5 12 19 26<br />

so 6 13 20 27<br />

august 32. 33. 34. 35.<br />

mo 4 11 18 25<br />

di 5 12 19 26<br />

mi 6 13 20 27<br />

do 7 14 21 28<br />

fr 1 8 15 22 29<br />

sa 2 9 16 23 30<br />

so 3 10 17 24 31<br />

& exKursiOnen<br />

kein detaillierteres exkursionsprogramm<br />

erstellen können . Wir werden über www .<br />

forstverein .de informieren, sobald weitere<br />

informationen vorliegen . Die bereits gemeldeten<br />

teilnehmer erhalten persönlich<br />

weitere informationen .<br />

29 .10 .08 flug frankfurt–Peking<br />

30 .10 .-01 .11 . empfang durch die chin .<br />

staatsforstverwaltung, information über<br />

forst- und holzwirtschaft, Wild und naturschutz<br />

in China, besichtigung von Peking<br />

02 .-03 .11 . besichtigung von aufforstungsprojekten,<br />

die mit deutscher beteiligung in<br />

der Provinz hubei durchgeführt wurden<br />

04 .-7 .11 . exkursion in naturreservate der<br />

Provinz sichuan, u . a . Panda-bären reservat<br />

08 .-10 .11 . besuch der universität, forstliche<br />

fakultät, in Kunming, Provinz Yunnan,<br />

exkursion in naturschutzgebiete der region,<br />

besichtigung der historisch interessanten<br />

stadt lijiang (Weltkulturerbe)<br />

11 ./12 .11 . rückflug über Peking nach<br />

frankfurt<br />

Programmerweiterungen z . b . im bereich<br />

holzwirtschaft sind noch möglich . für die<br />

reisen zwischen den einzelnen Provinzen<br />

sind inlandsflüge geplant . für kürzere<br />

strecken und kulturelle besichtigungen<br />

werden busse zur verfügung stehen . individuelle<br />

verlängerungswoche in China<br />

kann gebucht werden . rückflüge sind dann<br />

auch von anderen flughäfen, z . b . hongkong<br />

oder shanghai, möglich .<br />

Weitere informationen, vor allem über<br />

die vorgesehenen hotels, leistungen und<br />

Kosten, in der nächsten proWalD . Wir sind<br />

darum bemüht, dass die Kosten der reise<br />

3 .000 eur nicht übersteigen . es sind noch<br />

Plätze frei . aktuelle informationen: Gerd<br />

Gatzen, schumannstr . 11, 56075 Koblenz,<br />

tel ./fax: 0261/15245, gatzen@rz-online .de<br />

november<br />

14.11.-04.12. 21-tägige reise nach neuseeland<br />

des bayerischen forstvereins . es<br />

sind noch Plätze für Mitglieder anderer<br />

forstvereine frei! Das »schönste ende der<br />

Welt« ist ein land für forstleute, naturliebhaber<br />

und Genießer . Die exkursion<br />

führt zuerst auf die fruchtbare vulkanische<br />

September 36. 37. 38. 39. 40.<br />

mo 1 8 15 22 29<br />

di 2 9 16 23 30<br />

mi 3 10 17 24<br />

do 4 11 18 25<br />

fr 5 12 19 26<br />

sa 6 13 20 27<br />

so 7 14 21 28<br />

Oktober 41. 42. 43. 44.<br />

mo 6 13 20 27<br />

di 7 14 21 28<br />

mi 1 8 15 22 29<br />

do 2 9 16 23 30<br />

fr 3 10 17 24 31<br />

sa 4 11 18 25<br />

so 5 12 19 26<br />

nordinsel bay of islands, in das thermalgebiet<br />

rotorua mit den heißen Quellen<br />

und den einmaligen Geysiren sowie in die<br />

hauptstadt Wellington . anschließend fahrt<br />

zum Kap brett und durch das hole in the<br />

rock, eine grandiose felsenformation . Die<br />

donnernden Wasserfälle huka falls sind<br />

auch Ziel der nord-rundreise . besuch des<br />

eindrucksvollen tongariro-nationalparks .<br />

südinsel: robbenkolonie bei Kaikura,<br />

beobachtung von Delphinen und Walen,<br />

Westland-nationalpark, Mount Cook und<br />

nationalpark aspering – eine sinfonie für<br />

die augen .<br />

nähere informationen und das 16-seitige<br />

umfangreiche Programm erhalten<br />

interessenten beim forstvereinsmitglied<br />

erich Zeitler, herzogstr . 42, 80803 München,<br />

tel .: 089/343084, fax: 089/397717 .<br />

anmeldung bis 31 . august 2008, e-Mail:<br />

zeitler-reisen@web .de<br />

20.11. 4 . baden-Württembergischer<br />

Waldgipfel der aG Wald in rottenburg unter<br />

dem Motto »auf der suche nach dem superwald«<br />

. indem nicht-förster ihren »superwald«<br />

skizzieren, erhofft sich die aG<br />

Wald erkenntnisse, wie forstliche anliegen<br />

wieder verständlicher in der Gesellschaft<br />

platziert werden können .<br />

terminvorschau 2009<br />

25.-28.06.2009 Jahrestagung des<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong>s in<br />

potsdam<br />

18.-25.09.2009 Weltforstkongress in buenos<br />

aires, argentinien<br />

Fotos: Pixelio.de<br />

november 45. 46. 47. 48.<br />

mo 3 10 17 24<br />

di 4 11 18 25<br />

mi 5 12 19 26<br />

do 6 13 20 27<br />

fr 7 14 21 28<br />

sa 1 8 15 22 29<br />

so 2 9 16 23 30<br />

Dezember 49. 50. 51. 52. 53.<br />

mo 1 8 15 22 29<br />

di 2 9 16 23 30<br />

mi 3 10 17 24 31<br />

do 4 11 18 25<br />

fr 5 12 19 26<br />

sa 6 13 20 27<br />

so 7 14 21 28<br />

Juli | 2008 : proWALD 47


göttinger tagebuch<br />

von Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer des DFV<br />

Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz 70 Jahre<br />

<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> gratuliert Ministerialdirigent<br />

a. D. Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz zum<br />

70. Geburtstag am 15. Mai. Dr. <strong>Der</strong>tz war<br />

über 11 Jahre Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s.<br />

In seine Amtszeit von 1990 bis 2001<br />

fiel eine Reihe von schwierigen Aufgaben.<br />

So hat Dr. <strong>Der</strong>tz die Zusammenführung der<br />

Verbände der neuen Bundesländer in den<br />

Dachverband maßgeblich gesteuert und<br />

erfolgreich abgeschlossen. Weiterhin hat er<br />

den Deutschen <strong>Forstverein</strong> in seiner aktiven<br />

forstpolitischen Arbeit neu ausgerichtet.<br />

Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz ist jetziger Ehrenpräsident<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s. Wir<br />

wünschen dem Jubilar Gesundheit und<br />

weiterhin viel Freude bei seinen zahllosen<br />

Aktivitäten.<br />

DFWR-Geschäftsführersitzung<br />

Auf Anregung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

wurde die Tradition von Geschäftsführersitzungen<br />

der nicht im Präsidium des DF-<br />

WR vertretenen DFWR-Mitgliedsverbände<br />

wieder belebt. Am 13. Juni 2008 fand diese<br />

Sitzung erstmals am neuen Standort der<br />

DFWR-Geschäftsstelle in Berlin statt. Ziel<br />

dieser Sitzungen ist es, die Mitgliedsverbände<br />

besser über die Tätigkeiten des DFWR zu<br />

informieren und in die Arbeit zu integrieren.<br />

So informierte DFWR-Geschäftsführer<br />

Dr. Carsten Leßner zunächst über den Sachstand<br />

diverser Gesetzgebungsverfahren<br />

vom Bundeswaldgesetz (BWaldG) über das<br />

Umweltgesetzbuch (UGB) bis zur Bundesimmissionsschutzverordnung<br />

(BImSchV).<br />

Weitere Themen waren ein Bericht über die<br />

48 proWALD : Juli | 2008<br />

GöttinGer taGebuCh<br />

Biodiversitätskonferenz (CBD-Konferenz) in<br />

Bonn, die Arbeit der Plattform Forst&Holz<br />

und der Sachstand zum CO 2 -Zertifikatehandel.<br />

Auf Wunsch des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

wurden auch die Themen Europa und<br />

Kommunikationsstrategie des DFWR angesprochen.<br />

Alle Anwesenden stimmten darin<br />

überein, dass eine verbesserte Anbindung<br />

des DFWR an europäische Prozesse dringend<br />

notwendig ist. Diese ist auch eines der<br />

wesentlichen Anliegen von DFWR-Präsident<br />

Georg Schirmbeck. Eng damit zusammen<br />

hängt allerdings auch die zukünftige Kommunikationsstrategie<br />

des DFWR, extern wie<br />

intern. Zur Erreichung forstpolitischer Ziele<br />

scheint eine erheblich intensivierte Medien-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit erforderlich. Auch<br />

innerhalb des Forstsektors ist eine verbesserte<br />

Darstellung des DFWR gegenüber der<br />

forstlichen Basis wünschenswert.<br />

FCN tagt in Bilbao<br />

<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> ist Mitglied des<br />

Forest Communicators Network (FCN) der<br />

FAO (Welternährungsorganisation). Das<br />

jährliche Treffen dieses Netzwerkes fand<br />

Mitte Mai 2008 im spanischen Bilbao statt.<br />

Neben dem üblichen Erfahrungsaustausch<br />

der einzelnen Akteure in den Mitgliedsländern<br />

und dem integrierten Fortbildungsangebot<br />

war diesmal der weitere Umgang mit<br />

dem seit 2007 vorliegenden europäischen<br />

Forstaktionsplan (EFA) zentrales Thema.<br />

Dieser definiert unterschiedliche Themenfelder<br />

mit entsprechenden Schlüssel-Aktivitäten<br />

(Key-Actions), die es nach dem<br />

Wunsch der EU in den Mitgliedsländern<br />

weiterzuentwickeln gilt. Im Bereich der<br />

forstlichen Öffentlichkeitsarbeit fordert der<br />

EFA beispielsweise die Einführung einer<br />

europäischen Waldwoche, die nationale<br />

Aktivitäten bündelt und auf europäischer<br />

Ebene kommuniziert. Das FCN wird vom<br />

20.-24. Oktober 2008 diese europäische<br />

Waldwoche organisieren und bittet um<br />

nationale Beiträge. Deutschland hat auf<br />

regionaler Ebene zwar zahllose Veranstaltungen<br />

zu bieten, einzelne Bundesländer<br />

richten auch Waldwochen aus, es ist aber<br />

eine Herausforderung, koordiniert deutsche<br />

Beiträge in die Europäische Waldwo-<br />

che einzusteuern. Die Möglichkeit, über<br />

die Bundesinitiative Treffpunkt Wald eine<br />

Anbindung zu organisieren, wird derzeit<br />

geprüft. Mittlerweile wurde aber eine Initiative<br />

des BMELV bekannt, sich verstärkt für<br />

eine Deutsche Waldwoche zu engagieren.<br />

<strong>Der</strong> DFV begrüßt diese Initiative, kommt<br />

das BMELV damit doch der seit Jahren erhobenen<br />

Forderung der forstlichen Öffentlichkeitsreferenten<br />

der Länder und des<br />

Deutschen <strong>Forstverein</strong>s nach einer solchen<br />

zentralen Waldwoche nach.<br />

Silberne Kammermedaille an Hermann<br />

Ilaender<br />

Für seine besonderen Verdienste um die<br />

Forstwirtschaft im Land RLP wurde dem Vizepräsidenten<br />

des DFV, Hermann Ilaender,<br />

jetzt die Silberne Medaille der Landwirtschaftskammer<br />

Rheinland-Pfalz verliehen.<br />

Kammerpräsident Norbert Schindler, MdB,<br />

nahm die Ehrung im Rahmen der Forstpolitischen<br />

Gespräche im rheinland-pfälzischen<br />

Landtag vor. <strong>Der</strong> Gedankenaustausch zwischen<br />

Landespolitikern und Vertretern der<br />

privaten und kommunalen Forstwirtschaft<br />

wird alljährlich vom Waldbesitzerverband<br />

veranstaltet, an dessen Spitze Ilaender bis<br />

2007 als Landesvorsitzender stand.<br />

Kammerpräsident Schindler erinnerte<br />

an das ehrenamtliche Engagement, das der<br />

ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde<br />

Bad Hönningen in verschiedene<br />

Funktionen lange Jahre investierte. Neben<br />

seinen Aufgaben als Landesvorsitzender<br />

des Waldbesitzerverbandes und Präsident<br />

des Deutschen Forstwirtschaftsrates ist


Ilaender seit 1993 Mitglied im Forstausschuss der Landwirtschaftskammer<br />

Rheinland-Pfalz. Hier habe er sich mit<br />

hoher Sachkompetenz und mit innovativen Projekten zur<br />

Steigerung der Wirtschaftlichkeit im Forst Ansehen erworben.<br />

Im Bewusstsein, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

und Holznutzung in Deutschland nur bei gleichzeitiger<br />

Förderung der Schutz- und Erholungsfunktionen des<br />

Waldes dauerhaft aufrecht zu erhalten sind, setzte er den<br />

Dialog zwischen Nutzern und Schützern in Gang und führte<br />

ihn zu verlässlichen Vereinbarungen.<br />

Präsidiumssitzung<br />

Am 5. Juni 2008 traf sich das Präsidium des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s am Rande der KWF-Tagung in Schmallenberg<br />

zu einer Sitzung. Diese diente zum persönlichen Informationsaustausch<br />

und zur Festlegung zukünftiger Arbeitsfelder<br />

des DFV. Zunächst berichtete Präsident Dr. Anton Hammer<br />

von der Mitgliederversammlung des DFWR in Dresden und<br />

den dort besprochenen Themenschwerpunkten (hierzu<br />

siehe auch »DFWR-Geschäftsführersitzung«) in der Arbeit<br />

des DFWR. In Dresden wurden übrigens auch zwei neue<br />

Mitglieder in den DFWR aufgenommen, das Kuratorium<br />

für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) sowie der Deutsche<br />

Forstunternehmerverband (DFUV). Weitere zentrale Gesprächsthemen<br />

der Präsidiumssitzung waren die DFV-Tagung<br />

2009 in Potsdam sowie die weitere Entwicklung des<br />

DFV-Magazins proWALD. Das Tagungsteam für die Tagung<br />

in Potsdam wird voraussichtlich ab Juli 2008 seine Arbeit<br />

aufnehmen. Wichtige Festlegungen bezüglich der Örtlichkeiten<br />

und Zimmerkontingente für die Tagungsteilnehmer<br />

konnten bereits getroffen werden. Wichtige Formalie in<br />

2009 wird die Neuwahl des DFV-Präsidiums sein.<br />

Die proWALD entwickelt sich weiter positiv und trifft<br />

bei Mitgliedern wie Externen auf breite Zustimmung und<br />

wachsendes Interesse. Das DFV-Präsidium betrachtet seine<br />

Mitgliederzeitschrift dabei ausdrücklich als Informations-<br />

und Diskussionsplattform. Ziel ist es, eine breite Meinungsvielfalt<br />

zuzulassen, um so möglichst umfassend über Standpunkte<br />

und Entwicklungen zu informieren.<br />

PEFC Mitglied im DFV<br />

PEFC-Deutschland e. V. ist als Mitglied in den Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong> eingetreten. Damit unterstützt das führende<br />

Forstzertifikat unsere Arbeit und dokumentiert den Wunsch<br />

nach engerer Zusammenarbeit im Forstsektor.<br />

<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> hat im Gegenzug einen Aufnahmeantrag<br />

bei PEFC-Deutschland gestellt. Über den<br />

Antrag wird anlässlich der PEFC-Mitgliederversammlung<br />

Anfang Juli 2008 entschieden.<br />

n<br />

Fotos: DFV<br />

50. INTERNATIONALE<br />

HOLZMESSE<br />

KLAGENFURT / AUSTRIA<br />

TIPP<br />

28. - 31. 8. 2008<br />

Donnerstag, 28. Aug. – Österreichische Forsttagung 08<br />

und 33. Internationales Forst- und Holzsymposion<br />

• Waldwirtschaft und Forsttechnik<br />

• Sägewerkstechnik und Holzveredelung<br />

• Holzbautechnik und Holzprodukte<br />

• Transport und Holzlogistik<br />

• Bioenergie und Umwelttechnik<br />

MESSEGELÄNDE KLAGENFURT<br />

Informationen:<br />

Klagenfurter Messe Betriebsgesellschaft m.b.H., Messeplatz 1, A-9021 Klagenfurt<br />

Mag. Tanja Mletschnig, Tel:+43/463/56 800-71, Fax: +43/463/56800-29<br />

E-Mail: mletschnig@kaerntnermessen.at, Internet: www.holzmesse.info<br />

Branz


50<br />

Liebe Forstleute,<br />

Bovist, mein Revierförster, hat lange gegrübelt<br />

und ist zu dem Ergebnis gekommen,<br />

dass der deutsche Wald und die deutsche<br />

Forstwirtschaft viel von Gletschern lernen<br />

können. Zwar meine ich persönlich, dass<br />

die ständig wiederholten Beschwörungen<br />

Bovists die Kollegen etwas unorthodox anmuten<br />

mögen. Aber er meint, ich sollte sie<br />

doch mal in meine Korrespondenz mit Ihnen<br />

aufnehmen.<br />

Er findet, wir sollten es so machen wie<br />

die Freunde der Gletscher. Alle Welt redet<br />

von den Gletschern, seitdem die Gletscher<br />

immer kleiner und mickeriger werden. Das<br />

Gerede rettet die Gletscher zwar auch nicht<br />

vor dem Abschmelzen, aber wenigstens haben<br />

wir drüber gesprochen.<br />

Was machen nun die Freunde des Gletschers?<br />

Rund 600 Menschen haben sich auf dem<br />

größten Alpengletscher, dem Aletsch, nackig<br />

ausgezogen, um auf die Folgen des weltweiten<br />

Klimawandels aufmerksam zu machen.<br />

Die Freiwilligen ließen auf dem Gletschereis<br />

ihre Hüllen für den<br />

proWALD : Juli | 2008<br />

<strong>Der</strong> Kernbeisser<br />

US-Fotografen Spencer Tunick fallen und<br />

posierten in verschiedenen Stellungen auf<br />

dem schwindenden Eis.<br />

Diese Idee treibt Bovist um.<br />

»Das würde es doch bringen, wenn<br />

sich 600 Förster nackig auf den Holzsortierplatz<br />

legen würden ...«, weiter aber kam<br />

Bovist nicht, weil seine Gattin ziemlich unüberhörbar<br />

eingriff und Bovist ein Ferkel<br />

schimpfte, und was er sich denn unter den<br />

verschiedensten Stellungen vorstelle und<br />

überhaupt, was ihm einfiele. Das Missverständnis<br />

kränkte Bovist zutiefst. Denn er<br />

hatte nun wirklich keinen Schweinkram im<br />

Sinn, vielmehr geht es Bovist (ich kenne ihn,<br />

seine erotischen Ambitionen sind maßvoll)<br />

ausschließlich um die Sache. Und die Sache<br />

heißt: Aufmerksamkeit für den Forst.<br />

Denn der vom Klimawandel bedrohte<br />

Forst braucht nun einmal Öffentlichkeitsarbeit,<br />

mindestens so viel wie die Gletscher,<br />

die spektakulär vor sich hinschmelzen, während<br />

die frierenden Nackten auf ihm rumliegen.<br />

Wie erwähnt, Bovist grübelte weiter. Und<br />

dann kam es ihm: Gletschertelefon. Sie<br />

haben ja sicher auch schon vom Gletschertelefon<br />

gehört, nicht wahr? Eine<br />

Aktion von einem Aktionskünstler,<br />

dem Herrn Kalle Laar. <strong>Der</strong> hat am<br />

Vernagtferner, einem anderen<br />

schmelzenden Gletscher, ein<br />

Mikrophon und einen Übertra-<br />

gungssender installiert, die die Geräusche<br />

des schmelzenden Gletschers, dessen Wasser<br />

davonfließen, von 3.000 Meter Höhe zu<br />

einer Talstation senden. Und dort kann jedermann<br />

anrufen und dem Gletscher beim<br />

Schmelzen zuhören. Es rauscht, wie eben<br />

ein rauschender Bach rauscht.<br />

<strong>Der</strong> Klang wird in Echtzeit übertragen.<br />

Jawohl, rufen Sie ruhig an unter<br />

089/37914058.<br />

So, sagt Bovist und wedelt mit der Zeitung<br />

DIE ZEIT, wo er die Information herhat,<br />

so müsste sich auch der deutsche Wald im<br />

Klimastress präsentieren: ein Telefon, das<br />

direkt in den bedrohten Wald geschaltet ist,<br />

ein Telefon, das überträgt, wie der Insektenkot<br />

rieselt, etwa das stete Fallen der Bröckchen<br />

des Buchenspringrüsslers, wenn man<br />

unter einer Buche weilt. So könnten dann<br />

die Liebhaber des Waldes den Wald beim Klimawandel<br />

belauschen.<br />

»Waldnottelefon!«, begeistert sich Bovist.<br />

»Waldnotdurfttelefon«, brummelt Frau<br />

Bovist.<br />

Doch er findet seine Idee prima.<br />

Ihr sorgenvoller Kernbeißer<br />

Foto: Olaf Schneider/Pixelio.de


iMPressuM ZuletZt & aKtuell<br />

proWALD<br />

Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />

n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

und von der ID Wald GmbH verlegt,<br />

Geschäftsführer Hanno Moldenhauer.<br />

n Redaktion: Christine Große, Hannes Elster (V.i.S.d.P.).<br />

n Anzeigen: Yael Ott, Email: ott@forstverein.de,<br />

Tel.: 0152/29 50 53 92 .<br />

n Lektorat und Korrektur: Ilse Bechtold.<br />

n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1,<br />

37077 Göttingen, Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37,<br />

Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />

n Satz und Layout: Sigrun Bönold, Jasmin Ay.<br />

n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />

n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />

n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos.<br />

<strong>Der</strong> Preis für ein Einzelheft beträgt 5 Euro einschließlich Versand.<br />

Jahresabonnement 30,– Euro.<br />

n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der<br />

Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />

Redaktionsschluss der September-Ausgabe: 15. August 2008.<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2. Titelbild: © Udo Baumgärtner/pixelio.<br />

de.<br />

Diese Ausgabe enthält eine Beilage der Firma Tubex.<br />

Schwerpunktthema des kommenden heftes:<br />

holzmarkt wohin?<br />

<strong>Der</strong> älteste Baum der Welt?<br />

(14.6.2008) Seit einigen Wochen gibt es Meldungen im Internet<br />

und in verschiedenen Presseorganen, ausgelöst durch eine Mitteilung<br />

des Schwedischen Institutes für Physische Geographie<br />

in Umea (Nordschweden), dass der älteste Baum der Welt nicht<br />

mehr die Grannen-Kiefer sei, sondern nun eine kürzlich gefundene<br />

und datierte Fichte in Schweden mit fast 10.000 Jahren. Dabei<br />

liegen ein grobes Missverständnis und ein schwerwiegender Fehler<br />

der Autoren vor. Denn bei dem ältesten Baum der Welt, einer<br />

Grannen-Kiefer in Nevada/USA, handelt es sich um einen seit fast<br />

5.000 Jahren lebenden und seitdem einen Stamm entwickelnden<br />

Baum mit fortlaufenden Jahrringen. Im Fall der schwedischen<br />

Fichte handelt es sich aber um einen Klon, der älteste lebende<br />

Baum dieses Klones ist 375 Jahre alt. Am Ort wurden zum lebenden<br />

Baum genetisch identische (Wurzel-)Holzproben mit einem<br />

Alter von 9.550 Jahren gefunden (mit der C14-Methode datiert).<br />

Wenn man dies als Kriterium verwendet, gibt es aber Klone von<br />

Heidelbeeren und Zitter-Pappeln in Nordamerika, die noch wesentlich<br />

älter sind (bis zu 20.000 Jahre). Es ist sehr bedauerlich<br />

und unverständlich, dass diese Fehlinterpretation durch das<br />

Institut in die Welt gesetzt worden ist, möglicherweise auf Rekordjagd<br />

oder aus Unkenntnis. Übrigens: Vor 9.500 Jahren kann in<br />

den schwedischen Bergen gar keine Fichte gewachsen sein, denn<br />

damals war der größte Teil von Schweden noch von Eis bedeckt.<br />

Prof. Dr. Andreas Roloff<br />

Stellvertretender Vorsitzender »Tag des Baumes e.V.«

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