Der optimale Forstbetrieb - Deutscher Forstverein
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<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong><br />
Riesenerfolg: Die KWF-Tagung<br />
Themen u.a.: Naturschutz contra Forst? | Baum des<br />
Jahres in proWALD | Beschluss zum Betretungsrecht<br />
Juli | 2008
ERRATA<br />
Im Artikel zur »Mechanisierten Holzernte<br />
am Hang« in der Ausgabe März/2008 wurde<br />
leider ein Fehler übersehen. In der Bildunterschrift<br />
auf Seite 24 fehlt ein Komma. Es<br />
muss richtig heißen »Rückegasse 2,5 Jahre<br />
nach Befahrung mit Hangsystem«.<br />
Matthias Schmitt, Freiburg<br />
Leserbriefe<br />
In der März-Ausgabe von proWALD ist auf<br />
den S. 48 und 49 auch ein Artikel über Emissionsrechte<br />
veröffentlicht. So sehr dem Artikel<br />
zuzustimmen ist (ebenso wie dem über<br />
die Buchenwaldinitiative des BfN), so sehr<br />
bedaure ich bei den Forderungen die Veren-<br />
gung auf mehr Forschung und Fortbildung.<br />
Aus langjähriger praktischer Tätigkeit im äußersten<br />
Südwesten von Baden-Württemberg<br />
in laubholzbetonten Hochleistungsstandorten<br />
ist deutlich geworden, dass die allererste<br />
Hauptforderung darin bestehen muss,<br />
einen angepassten (Reh-)Wildbestand herzustellen.<br />
Dies ist z. B. unerlässlich, wenn<br />
vermehrt Eiche, Edellaubhölzer, aus wirtschaftlichen<br />
Gründen auch die Douglasie<br />
verjüngt werden sollen, und dies auch noch<br />
im kleinparzellierten Privatwaldgebiet.<br />
Hier hilft alles Drumherumreden nicht weiter.<br />
Unser Jagdgesetz (Abschusspläne ohne<br />
Erfolgskontrolle, einseitig pächterfreundliche<br />
Jagdpachtverträge u. Ä.) ist bei Weitem<br />
nicht das beste.<br />
Aus der Erfahrung mit der Forstverwaltung,<br />
mit Gemeinderäten (als Jagdvorstand) und<br />
dem Kreisjagdamt ist leider festzuhalten,<br />
dass Interessen der Jagdpächter in aller Regel<br />
Vorrang vor den langfristigen Notwendigkeiten<br />
der Waldbesitzer und des Waldes<br />
(Interessen der Allgemeinheit, vertreten<br />
durch die Politik?) haben.<br />
Alles Ablenken und Beschönigen hilft hier<br />
nicht weiter, im Zweifel ist auch mal einer<br />
Konfrontation nicht auszuweichen. Dies<br />
wünsche ich mir von meinem <strong>Forstverein</strong>.<br />
G. Rieger, 79650 Schopfheim<br />
Forstwirtschaftliche Ziele ohne Nachteile für<br />
Naturschutz und Biodiversität umsetzbar!<br />
<strong>Der</strong> Leserbrief zur »Nationalen Strategie der<br />
biologischen Vielfalt« von E. Hussendörfer<br />
(proWALD 2008-3) entkräftet die Vorwürfe<br />
des DFWR nicht, wonach die Bundesregierung<br />
forstlichen Sachverstand vermissen<br />
lässt. Vielmehr verstärkt sich eher der Eindruck,<br />
dass die tatsächliche forstwirtschaftliche<br />
Entwicklung der letzten 20 Jahre in<br />
Deutschland der Bundesregierung (und dem<br />
Autor) verborgen geblieben ist. Wie sonst ist<br />
2 proWALD : Juli | 2008<br />
leserbriefe<br />
erklärbar, wenn Hussendörfer die Nationale<br />
Strategie als Vision zur Stärkung der Entwicklung<br />
der Wälder bei der gleichrangigen<br />
Bedeutung der ökonomischen, sozialen und<br />
ökologischen Funktionen adelt, dabei übersieht,<br />
dass dieser Ansatz seit geraumer Zeit<br />
von den relevanten staatlichen, kommunalen<br />
und privaten <strong>Forstbetrieb</strong>en praktiziert wird,<br />
und sie dabei wiederum Erfolge aufzuweisen<br />
haben, wie ein auch nur oberflächlicher Blick<br />
z. B. in die Ergebnisse der Bundeswaldinventur<br />
zeigen würde. Ein bisschen mehr Mühe<br />
der Recherche hätte Hussendörfer anwenden<br />
können. Es muss schon schwer sein, gleichzeitig<br />
nüchterner Waldbau-Professor und<br />
eifriger FSC-Aktivist zu sein!<br />
Richtig ist allerdings, dass der Beitrag<br />
der Bundesregierung hierfür eher klein ist,<br />
denn die positiven Entwicklungen haben die<br />
Länder in ihrem Waldeigentum, gleichermaßen<br />
auch die privaten und kommunalen<br />
Waldeigentümer, bewirkt und finanziert.<br />
Die Bundesrepublik Deutschland könnte<br />
mit Leichtigkeit eine ähnliche Entwicklung<br />
und großzügige Vorrangfläche in ihrem Waldeigentum<br />
erwirken, brächte sie in ihrer ureigensten<br />
Eigentümerfunktion dazu den<br />
Mut auf. Es ist schon ein wenig humoresk,<br />
dass sie diesen einfachen Weg nicht geht,<br />
sondern Waldflächen in ihrem Eigentum als<br />
»Nationales Naturerbe« den Bundesländern<br />
durch Schenkung übereignet, nicht aber<br />
ohne bei diesem Manöver den Versuch zu<br />
unternehmen, die bei der Betreuung der Flächen<br />
anfallenden Personal- und Sachkosten<br />
den beschenkten Ländern aufzubürden. Es<br />
scheinen offenbar nicht nur die Länder zu<br />
sein, die die Herausnahme von einigen Hunderttausend<br />
Hektar Waldfläche als Gefährdung<br />
von Arbeitsplätzen sehen bzw. dem<br />
Verbleiben von Arbeitskapazität, die dann<br />
aber keine Arbeit mehr hat.<br />
Dem Autor bleibt auch verborgen, dass<br />
Holz, das sich als Jahrring an immer dicker<br />
werdende »Urwald«-Bäume legt, natürlich<br />
dem gesamten Cluster Forst und Holz nicht<br />
mehr zur Verfügung steht.<br />
<strong>Der</strong> Artikel ist keine wirklich fundierte<br />
Kritik an den forstpolitischen Positionen des<br />
DFWR und seines Präsidenten. Hingegen<br />
lässt der Artikel etwas Sorge über die Qualität<br />
der waldbaulichen Ausbildung aufkeimen.<br />
<strong>Der</strong> Autor behauptet, über die Eignung<br />
z. B. der Douglasie könne im Zusammenhang<br />
mit dem Klimawandel keinerlei Aussage<br />
gemacht werden. Diese Aussagen liegen<br />
aber offensichtlich für die Weißtanne vor?<br />
Ihr sagt der Autor voraus, dass sie mit trockenen<br />
und wärmeren Klimabedingungen<br />
besser zurechtkommt, als bislang angenommen.<br />
Das hinterlässt dann doch Ratlosigkeit<br />
beim Leser, denn wenn »keinerlei Aussagen<br />
über die Eignung dieser Baumarten (Douglasie,<br />
Roteiche, Schwarzkiefer) im Zusammenhang<br />
mit dem Klimawandel gemacht<br />
werden können, da dieser Wandel noch bevorsteht«,<br />
wie sollen diese Aussagen dann<br />
für die Weißtanne gemacht werden? <strong>Der</strong>en<br />
derzeitige Verbreitung von 1 % beschränkt<br />
sich im Wesentlichen auf humide und kühlere<br />
Lagen, die Douglasie schlägt sich hingegen<br />
schon heute auf eher trockenwärmeren<br />
Standorten recht wacker, so zumindest sind<br />
andere waldbauliche Lehrmeinungen für<br />
den Praktiker interpretierbar.<br />
Die Passage über Unterschiede bei<br />
CO 2 -Bindung von Wirtschaftswald und sich<br />
selbst überlassenem Wald andererseits steht<br />
im Gegensatz zu zahlreichen Veröffentlichungen.<br />
<strong>Der</strong> Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />
hat mit seiner Kritik an<br />
der nationalen Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt der Bundesregierung eine forstpolitisch<br />
schlüssige Position eingenommen.<br />
In einem der dicht besiedeltsten Länder der<br />
Welt und im Herzen Europas ist die Integration<br />
der vielfältigen Anforderungen, die der<br />
Wald für die Bevölkerung erbringt, einer Lösung<br />
durch Segregation, wie sie letztlich die<br />
nationale Strategie fordert, überlegen. Das<br />
schließt gar nicht aus, dass in Ausnahmefällen<br />
ein einziges Ziel zuungunsten aller anderen<br />
hervorgehoben wird. Die Praxis beweist,<br />
dass dies nur selten der Fall ist. Auf jeden<br />
Fall ist dieser Weg einer pauschalen, damit<br />
willkürlichen und sachlich unbegründeten<br />
Forderung nach 3, 5, 10 oder 10,21753 % der<br />
Fläche für nur einen Zweck überlegen.<br />
Wenn man es für nötig hält, Teile des<br />
Vermögens und der Einkünfte anderer strikt<br />
für andere Zwecke vorzusehen, muss der<br />
Eingriff doch wenigstens wissenschaftlich<br />
begründet und nicht mit einer Zahl aus der<br />
Beliebigkeits-Skala belastet werden.<br />
Beim DFWR ist klar, wofür das »F« steht.<br />
Wie hält es FSC damit?<br />
Wenn man sieht, welche Leistungen die<br />
deutsche Forstwirtschaft mit Einhaltung<br />
ihrer Funktionenharmonie auf der ganzen<br />
Fläche bringt, muss es betrüben, dass solche<br />
Beiträge an so exponierter Stelle vom DFV<br />
gedruckt werden. Nichts kann der Forstwirtschaft<br />
mehr schaden als solche Selbstzweifel<br />
und Angriffe auf unseren Repräsentanten<br />
nach außen. Dies kann nicht Absicht des<br />
DFV sein!<br />
Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz, Eltville
Liebe Leserinnen und Leser von proWALD,<br />
blicken wir auf die letzten sechs Monate dieses Jahres zurück, so ist offensichtlich, dass die Beschäftigung<br />
mit Naturschutz und Biodiversität, mit Klimawandel und den Folgen dieser politisch sehr<br />
aktuellen Themen für den Wald im Mittelpunkt des forstpolitischen Geschehens standen. Vor allem<br />
die CBD, die Konferenz über Biologische Diversität, die vor drei Wochen in Bonn zu Ende ging, hat<br />
diese Fragen sehr stark in den Fokus gerückt. Neben den in diesem Zusammenhang auf die Forstwirtschaft<br />
zugekommenen Forderungen (wie z. B. im Douglasienpapier oder im Buchenpapier des<br />
Bundesamtes für Naturschutz festgehalten) ist besonders klar geworden, dass für die Welt als Ganzes,<br />
aber natürlich auch für Deutschland, Werte wie Artenvielfalt, stabile ökologische Systeme auch<br />
finanzielle Werte darstellen. Besonders deutlich hat dieses ein Vortrag (über den auch in diesem Heft<br />
berichtet wird) des Marktspezialisten der Deutschen Bank in London Pavan Sukhdev gemacht, der<br />
auf die zurzeit noch immateriellen (und damit noch nicht marktfähigen) Werte der Biodiversität<br />
hingewiesen hat.<br />
Die Frage, die sich nun für uns deutsche Forstleute stellt, ist: Was ist Naturschutz im Wald tatsächlich<br />
wert? Und was ist den deutschen Politikern die Leistung deutscher Wälder für Naturschutz,<br />
Klimaschutz und Biodiversität wert? International haben sich Frau Merkel und Umweltminister<br />
Gabriel offensichtlich an die Spitze der freiwilligen Geldgeber gestellt. Damit stellt sich natürlich<br />
auch die Frage, was mit jenen Geldern geschieht, die die deutsche Industrie für ihre CO 2 -Emissionen<br />
bezahlen muss. Was soll mithilfe dieser Gelder durch die Bundesregierung angepackt werden? Inwieweit<br />
werden hier einerseits internationaler Natur- und Artenschutz, Effizienz-Steigerungen bei<br />
der Energienutzung, nationale Naturschutznahmen für heimische Pflanzen, Tiere, Wälder, Felder<br />
und eventuell auch notwendige Ausgleichsleistungen andererseits für den deutschen Waldbesitzer<br />
mit bedient werden können?<br />
Gespannt werden wir daher die Entwicklung verfolgen, die durch <strong>Forstverein</strong> und DFWR angestoßen<br />
wurde, Gelder aus der CO 2 -Abgabe auch für Projekte für den deutschen Wald in den nächsten<br />
Bundes-Haushalt einzustellen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg!<br />
Ihr Dr. Anton Hammer<br />
Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
inhalt<br />
Schwerpunkt: <strong>Der</strong> Optimale FOrStbetrieb<br />
bastian Kaiser<br />
Optimaler forstbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Marcus Kühling<br />
<strong>Der</strong> moderne forstbetrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
alexander freiherr von elverfeldt<br />
still Counting the rings . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Wolfgang brauer<br />
Die hess Gmbh – forstlicher alleskönner . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Wilhelm stölb<br />
<strong>Der</strong> Weg ist das Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
kwF tagung<br />
ute seeling und Martin bentele<br />
Die 15 . KWf-tagung in schmallenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
leistungsschau auf Kyrills spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
ute seeling und Günther Weise<br />
Prüfarbeit – Kerngeschäft des KWf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
rafal selwakowski und barbara Witt<br />
internationale forstmesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
stefan Peters<br />
bahnbrechende neuigkeiten geehrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
eDitOrial<br />
inhalt<br />
naturSchutz cOntra FOrSt?<br />
umweltministerkonferenz in Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Carsten leßner – seiten Des DfWr<br />
aktivitäten der forst- und holzwirtschaft<br />
auf der CbD-Konferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Wolfgang brauer<br />
9 . un-artenschutzgipfel in bonn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
Seiten DeS FOrStvereinS<br />
neue Zusammenarbeit von Dfv und<br />
»Menschen für bäume« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
hanno Moldenhauer<br />
verkehrssicherungspflicht – es tut sich was! . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Maximilian Waldherr<br />
Douglasie – Perspektiven im Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
aus den ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
veranstaltungskalender & exkursionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Göttinger tagebuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
der Kernbeisser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
Zuletzt & aktuell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
4<br />
<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong><br />
<strong>Forstbetrieb</strong><br />
– ein essay –<br />
von bastian kaiser<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
Vorüberlegungen<br />
»Optimal«, was ist das eigentlich? Ist es das<br />
Gegenteil von »suboptimal« oder eher von<br />
»fatal«? Verhalten sich der Begriff und vielleicht<br />
sogar ein <strong>optimale</strong>r Zustand so wie<br />
»durstig«? Schließlich gibt es für »hungrig«<br />
einen Gegenpol (nämlich satt), für »durstig«<br />
tun wir uns dagegen schwer, eine negative<br />
oder entgegengesetzte Entsprechung zu finden.<br />
Nein, Sie haben recht. Das hat noch gar<br />
nichts mit einem <strong>Forstbetrieb</strong> zu tun. Bevor<br />
ich mich jedoch dazu äußern kann, was meiner<br />
Auffassung nach ein »<strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />
ist, erscheint es mir sinnvoll, eine<br />
Art Arbeitsdefinition zum Begriff bzw. zum<br />
Zustand »optimal« zu versuchen.<br />
Streng genommen, müsste ich einen<br />
ähnlichen Versuch unternehmen für den<br />
Begriff »Betrieb«. Ich müsste mich und Sie<br />
fragen, ob eine Verwaltung per se kein Betrieb<br />
sein kann oder ob ein Betrieb niemals<br />
verwaltet? In diesem Punkt möchte ich es<br />
mir aber etwas einfacher machen und behaupten,<br />
dass dies vor allem von der jeweiligen<br />
Rechtsform eines Betriebes oder/und<br />
umgekehrt von den politischen Freiheiten<br />
einer Verwaltung abhängt. Außerdem – und<br />
das sei zum besseren Verständnis für meine<br />
Vereinfachung vorweggenommen – bin ich<br />
zu der Überzeugung gekommen, dass die<br />
Frage, was eigentlich ein »<strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />
ist, in erster Linie davon abhängt,<br />
was wir unter »optimal« verstehen. Und nur<br />
ganz bedingt von der Abgrenzung zwischen<br />
Verwalten und unternehmerischem Handeln.<br />
Es hängt davon ab, wie er (der Betrieb)<br />
etwas macht und nicht so sehr davon, was<br />
er macht.<br />
Aber der Reihe nach: Zurück zur Überlegung<br />
»Was ist eigentlich optimal?«. In den<br />
Naturwissenschaften gibt es das zweifellos<br />
nachweisbare Optimum eines Zustandes.<br />
Dort ist der <strong>optimale</strong> Zustand insofern objektiv,<br />
messbar und weitgehend frei von<br />
emotionalen Wertungen. Im gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Kontext ist ein <strong>optimale</strong>r<br />
Zustand allenfalls die Summe vieler<br />
subjektiver Wertungen zu diesem Zustand,<br />
so wie eine objektive Bewertung einer Sache<br />
immer »nur« die Summe vieler subjektiver<br />
Wertungen sein kann.<br />
Die gesellschaftliche Dimension eines<br />
<strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong>s<br />
Da es sich bei einem <strong>Forstbetrieb</strong> um etwas<br />
handelt, was mehr oder weniger fest in<br />
der Gesellschaft verankert ist und von die-
ser wahrgenommen wird, kann man ausschließen,<br />
dass ein <strong>Forstbetrieb</strong> insgesamt<br />
unzweifelhaft, unangreifbar oder »objektiv<br />
betrachtet« optimal sein kann. Das gilt zumindest<br />
für die strategische, die politische<br />
und öffentliche Dimension des Betriebes.<br />
Denn optimal kann etwas immer nur im Bezug<br />
auf eine Vorgabe oder Erwartung sein;<br />
und diese Bezugsgröße ist in dieser gesellschaftlichen<br />
Dimension des Optimums die<br />
(wie auch immer messbare und artikulierte)<br />
gesellschaftliche Erwartung an den Betrieb.<br />
<strong>Der</strong> <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong> auf der operativen<br />
Ebene<br />
Auf der operativen Ebene dagegen lässt sich<br />
ein Optimum der eher naturwissenschaftlichen<br />
Prägung durchaus definieren, denn<br />
hier ist die Bezugsebene für die Messung<br />
bzw. die Feststellung des Optimums des<br />
Zielsystems des Betriebs. Voraussetzung ist<br />
allerdings, dass die Ziele schriftlich fixiert,<br />
zumindest bei den Mitarbeitern des Betriebs<br />
kommuniziert und operational definiert<br />
sind. Nur operationale Zielformulierungen<br />
erlauben die Feststellung eines Zielerfüllungsgrades<br />
und damit im Falle der 100-prozentigen<br />
Zielerfüllung die eines erreichten<br />
Optimums. Außerdem müssen die zu erwartenden<br />
Zielbeziehungen, einschließlich<br />
möglicher Zielkonkurrenzen, erkannt und<br />
geregelt sein.<br />
Das zeigt, dass der so verstandene »<strong>optimale</strong><br />
<strong>Forstbetrieb</strong>« lediglich an den betrieblich<br />
zu beeinflussenden Parametern,<br />
insbesondere an seinem Handeln zu messen<br />
ist. Die nicht oder kaum zu beeinflussenden<br />
(z. B. naturalen) Voraussetzungen sollten dabei<br />
außer Acht gelassen werden, weil diese<br />
eben nicht zur Handlungsebene zählen und<br />
zu »Ungerechtigkeiten« in dessen (Wer ist<br />
dessen?) Bewertung führen würden. <strong>Der</strong> so<br />
verstandene »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>« der<br />
operativen Ebene ist eben der, der optimal<br />
geführt wird, und nicht der, der (zufällig) unter<br />
<strong>optimale</strong>n Bedingungen wirtschaftet.<br />
Im Sinne dieser eher naturwissenschaftlichen,<br />
messbaren Dimension des<br />
Optimums ist ein <strong>Forstbetrieb</strong> also dann<br />
optimal, wenn er die ihm gegebenen Ziele<br />
zu 100 Prozent erreicht hat und erwarten<br />
lässt, dass er dieses Niveau auf absehbare<br />
Zeit halten kann. Dies ist zweifellos weit<br />
mehr als die Feststellung, ein <strong>Forstbetrieb</strong><br />
wirtschafte ordnungsgemäß – und es ist<br />
vermutlich auch mehr als die kaum messbare<br />
Aussage, man lasse sich in all seinem<br />
Handeln stets und unumstößlich vom Prin-<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
zip der Nachhaltigkeit leiten. Nach meiner<br />
Auffassung muss der <strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong><br />
deshalb auch nicht zwingend zertifiziert<br />
sein. Ob diese oder andere Detailfragen aber<br />
relevant dafür sind, in einem konkreten Falle<br />
von einem <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> sprechen<br />
zu können, hängt vom Zielsystem dieses<br />
ganz bestimmten Betriebs ab. Das Zielsystem<br />
wiederum wird im Rahmen gesetzlicher<br />
Vorgaben vom Waldbesitzer entwickelt und<br />
den Handelnden vorgegeben.<br />
Wie privat sind private <strong>Forstbetrieb</strong>e?<br />
Würde die Forstwirtschaft im Verborgenen<br />
stattfinden, verböte sich im Falle privater<br />
<strong>Forstbetrieb</strong>e eine (öffentliche) Diskussion<br />
darüber, ob sie optimal sind oder nicht. Sie<br />
entbehrte auch so lange jeder Grundlage,<br />
wie das Zielsystem nicht öffentlich gemacht<br />
wird. Nur der Waldbesitzer selbst und die<br />
von ihm ins Vertrauen gezogenen Marktakteure<br />
könnten in diesem Falle beurteilen,<br />
ob der Betrieb seine Erwartungen nur anteilig<br />
erfüllt hat (Zielerfüllungsgrad) oder zu<br />
100 Prozent und damit optimal. Weder das<br />
Soll noch das Ist wären einer Öffentlichkeit<br />
zugänglich.<br />
Nun findet Forstwirtschaft aber nicht<br />
hinter einem blickdichten Vorhang statt<br />
– auch nicht die privater <strong>Forstbetrieb</strong>e. Sie<br />
ist jedem von uns im doppelten Wortsinne<br />
zugänglich. Wir können uns aufgrund rechtlicher<br />
Rahmenvorgaben buchstäblich in<br />
<strong>Forstbetrieb</strong>e hineinbegeben und uns ein eigenes<br />
Bild vom Ist machen, ohne jedoch den<br />
Teil des Solls zu kennen, der sich nicht aus<br />
Gesetzen, sondern nur aus betriebsinternen<br />
Dokumenten ableiten lässt. <strong>Der</strong> gemeine<br />
Betrachter neigt dazu, seine Unkenntnis des<br />
konkreten betrieblichen Zielsystems durch<br />
die eigene Erwartung zu ersetzen. Diese<br />
Erwartung muss im Unterschied zum definierten<br />
Zielsystem weder fachlich fundiert<br />
noch begründet sein oder gar kommuniziert<br />
werden.<br />
Und genau hier beginnt ein Problem, das<br />
die Forstwirtschaft z. B. mit der Fußballnationalmannschaft<br />
teilt: So wie es in bestimmten<br />
Zeiten fast 40 Millionen »Bundestrainer«<br />
gibt, so hat man zuweilen den Eindruck, dass<br />
es mindestens ebenso viele »Förster« gibt.<br />
Und wie bei den Fußballexperten kommt erschwerend<br />
hinzu, dass sich auch die Forstexperten<br />
untereinander so gut wie nie einig<br />
sind. Dies liegt zum Teil daran, dass auch die<br />
Bewertung des Ists niemals objektiv erfolgt,<br />
sondern vor dem Hintergrund einer subjektiven<br />
Wahrnehmung.<br />
Für die Betriebsleitung (und den Bundestrainer)<br />
wäre das ohne Belang, wenn solche<br />
»eigenen« Wahrnehmungen anderer vor dem<br />
Hintergrund ihrer eigenen Erwartungen nicht<br />
öffentlich artikuliert werden würden. Werden<br />
sie aber! Sie gelangen sogar in den politischen<br />
Raum, können die gesetzlichen Rahmenvorgaben<br />
beeinflussen – und in manchen Fällen<br />
können sie dazu führen, den Teil der Öffentlichkeit<br />
zu verunsichern, den das Unternehmen<br />
eigentlich über die operative Ebene von<br />
Soll und Ist informiert hatte.<br />
Ist die Öffentlichkeit der Souverän im<br />
öffentlichen Wald?<br />
Noch komplexer verhält sich das Problem im<br />
öffentlichen Wald: Zwar dürfte unbestritten<br />
sein, dass jeder Bürger das Recht auf seine<br />
freie Meinungsäußerung hat, doch stellt sich<br />
durchaus die Frage, ob jedermann daraus<br />
einen Anspruch auf eine Wirksamkeit seiner<br />
Äußerung ableiten kann. Vermutlich nicht.<br />
Schließlich haben wir alle in regelmäßigen<br />
Abständen Gelegenheit, Personen zu wählen,<br />
von denen wir annehmen, dass diese unsere<br />
jeweilige Meinung in den zuständigen Entscheidungsgremien<br />
am besten vertreten werden.<br />
Wir hätten sogar die Chance, uns selbst<br />
zu einem dieser Vertreter wählen zu lassen.<br />
Unbestritten dürfte aber auch sein,<br />
dass viele von uns – wider besseres Wissen<br />
– anders empfinden: Weil öffentlicher Wald<br />
eben öffentlich ist und wir selbst Teil der Öffentlichkeit<br />
(und darüber hinaus einer der<br />
40 Mio. Forstexperten) sind, maßen wir uns<br />
an, mitreden zu können, und machen uns<br />
dabei nicht selten vor, damit sogar eine unmittelbare<br />
Wirkung zu erzielen.<br />
In dieser direkten, unmittelbaren Form<br />
ist die breite Öffentlichkeit jedoch nicht<br />
der Souverän im öffentlichen Wald. Dieses<br />
Recht haben wir auf Zeit an die gewählten<br />
Delegierten abgetreten und können so lange<br />
nur noch mittelbaren Einfluss nehmen.<br />
Wahrnehmung lässt sich nicht verbieten<br />
Dennoch: Die öffentliche (herrschende)<br />
Meinung darüber, ob ein bestimmter öffentlicher<br />
<strong>Forstbetrieb</strong> als optimal bezeichnet<br />
werden kann, ist über diesen mittelbaren<br />
Einfluss und wegen ihres quantitativen Gewichts<br />
durchaus relevant und kann sich bis<br />
in betriebliche Entscheidungen hinein auswirken.<br />
Das kann für die Betriebsleitung ärgerlich<br />
sein, mitunter auch lästig. Es ist aber<br />
im Falle des öffentlichen Waldes noch weniger<br />
zu verhindern als im Privatwald.<br />
Juli | 2008 : proWALD 5
6<br />
Niemandem kann seine Wahrnehmung<br />
verboten werden, und bei uns kann – dankenswerter-<br />
und wertvollerweise – auch<br />
niemandem untersagt werden, darüber zu<br />
sprechen. Auch dann nicht, wenn solche Äußerungen<br />
wertend sind. Wahrnehmung lässt<br />
sich nicht verbieten, und Wahrnehmungen<br />
lassen sich nicht verhindern – auch nicht im<br />
Wald. In keinem Wald. In keiner Besitzart.<br />
Das individuelle »Messen« eigener Wahrnehmungen<br />
an den eigenen Erwartungen<br />
eben auch nicht.<br />
Messlatte Öffentlichkeit<br />
Weil dies so ist, kann ein <strong>Forstbetrieb</strong><br />
meines Erachtens nur dann als »<strong>optimale</strong>r<br />
<strong>Forstbetrieb</strong>« gelten, wenn er von einer<br />
breiten Öffentlichkeit oder zumindest der<br />
deutlichen Mehrheit einer interessierten<br />
Öffentlichkeit als optimal wahrgenommen<br />
wird. Das entbindet ihn überdies nicht, in<br />
seinem Handeln möglichst konsequent und<br />
erfolgreich dem vom Waldbesitzer vorgegebenen<br />
Zielsystem zu entsprechen. Insofern<br />
sind die <strong>Forstbetrieb</strong>e aufgrund ihrer<br />
zwangsweisen Öffentlichkeit und teilweise<br />
erzwungenen Transparenz zu einem besonderen<br />
Spagat gezwungen, den Betriebe, die<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
in geschlossenen Werkhallen produzieren,<br />
nicht kennen: »Optimale <strong>Forstbetrieb</strong>e« sind<br />
sie nur dann, wenn die vom Waldeigentümer<br />
vorgegebenen Ziele optimal umgesetzt<br />
werden und zusätzlich auch die artikulierte<br />
öffentliche Meinung zu einem solchen Urteil<br />
kommt – oder der Einschätzung des Waldeigentümers<br />
zumindest nicht widerspricht.<br />
Ungefähr so, wie die volkswirtschaftliche<br />
Theorie schlicht ausführt, dass Geld all das<br />
und nur das sei, was Geldfunktionen wahrnehme,<br />
kann man analog formulieren, dass<br />
»<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e« all jene und nur<br />
jene Betrieb sind, die vom Waldeigentümer<br />
und der Öffentlichkeit als optimal wahrgenommen<br />
werden. Oder mit anderen Worten:<br />
Ein <strong>Forstbetrieb</strong> ist nur dann ein »<strong>optimale</strong>r<br />
<strong>Forstbetrieb</strong>«, wenn es ihm gelingt,<br />
auf der operativen Ebene ein operational<br />
formuliertes Optimum zu erreichen, und<br />
er gleichzeitig auf der strategischen, politischen<br />
und öffentlichen Ebene ein gesellschaftspolitisches<br />
Optimum erreicht. Zwar<br />
ist eine solche Anforderung im eigentlichen<br />
Wortsinne »zwiespältig«, sie ist aber nicht<br />
unerreichbar.<br />
Parameter des Optimums<br />
Ein so verstandenes umfassendes (oder<br />
zwiespältiges) Optimum basiert auf einer<br />
ganzen Reihe bestimmender Parameter.<br />
Bei einigen davon handelt es sich um klassische<br />
betriebswirtschaftliche Kennzahlen<br />
wie Umsatz, Umsatzentwicklung, Umsatzrendite,<br />
Gewinn oder Verlust, Gesamt- und<br />
Eigenkapitalrentabilität, Produktivitäten<br />
und deren Entwicklung, die Vorratshaltung<br />
und ihre Dynamik, die Liquidität und die<br />
Unternehmensstabilität. Auch Kennzahlen,<br />
die gerne als »weiche Faktoren« bezeichnet<br />
werden, zählen hierzu. Man denke nur an<br />
die Personalfluktuation, Ausfallzeiten bei<br />
Mensch und Maschine und – soweit diese<br />
feststellbar ist – die Arbeitszufriedenheit<br />
und Motivation der Mitarbeiter.<br />
Solche Kennzahlen sind nur in engen<br />
Grenzen (z. B. der Bilanzpolitik) von der<br />
Betriebsleitung, der Geschäftsführung oder<br />
dem Vorstand zu beeinflussen. Sie werden<br />
nach bestimmten Regeln ermittelt und<br />
sind Grundlagen vieler unternehmerischer<br />
Entscheidungen. Sie stammen aus der Geschäftsbuchführung,<br />
der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
sowie aus der Kosten- und<br />
Leistungsrechnung. Das sollte auch bei
einem optimal geführten <strong>Forstbetrieb</strong> so<br />
sein. Optimal sind diese Kennzahlen dann,<br />
wenn sie den Zielvorgaben des Waldbesitzers<br />
entsprechen.<br />
Daraus ist zu schließen, dass wirtschaftlicher<br />
Erfolg eine zwingende Voraussetzung<br />
für einen <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> ist.<br />
Das steht für mich fest. Je nach Zielsetzung<br />
muss das nicht ein anzustrebender maximaler<br />
Gewinn sein, aber die definierten Ziele<br />
müssen auf möglichst wirtschaftlichem Wege<br />
erreicht werden. Das bedeutet, dass alle<br />
dafür durchgeführten Maßnahmen und<br />
getroffenen Entscheidungen zweckmäßig<br />
(also den Zielen dienend) sein und nach<br />
dem ökonomischen Prinzip realisiert werden<br />
müssen.<br />
Die andere Gruppe der Parameter, die einen<br />
<strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> kennzeichnen,<br />
ist hinsichtlich ihrer Wirkungsintensität, bezüglich<br />
ihres Zustandekommens und ihrer<br />
Herkunft deutlich unklarer, unbestimmter<br />
und durchaus einer gewissen Beeinflussung<br />
zugänglich. Sie ist zusammenfassend mit<br />
dem Begriff »Wahrnehmung durch Dritte«<br />
zu fassen. Diese Dritten sind Zulieferer, Kunden,<br />
Partner, Auftragnehmer und Auftraggeber,<br />
Banken, Behörden, Mitarbeiter und – im<br />
Falle der Wälder – eben auch die Öffentlichkeit.<br />
Diese ist teilweise organisiert (z. B. in<br />
Verbänden), teilweise diffus.<br />
Nur Teile dieser Dritten artikulieren ihre<br />
Wahrnehmung, andere nicht. Die Grenzen<br />
zwischen den stummen Wahrnehmern und<br />
jenen, die sich zu Wort melden, sind fließend<br />
und hängen auch vom jeweiligen Thema ab.<br />
So äußert sich ein Teil der Öffentlichkeit gerne<br />
zu Fragen der Jagd, ein anderer zu solchen<br />
des Naturschutzes. Manche reklamieren<br />
Kompetenzen für die Beurteilung der<br />
forstlichen Nachhaltigkeit, andere für deren<br />
Umgang mit Schäden oder Kalamitäten. Die<br />
Tatsache, dass einzelne Personen gleichzeitig<br />
zu mehreren Gruppierungen dieser sich<br />
artikulierender Dritten gehören können,<br />
macht die Sache nicht leichter.<br />
Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die<br />
(öffentliche) Wahrnehmung – ja, sogar die<br />
Erwartung der Öffentlichkeit – z. B. durch<br />
eine professionell gemachte Öffentlichkeitsarbeit<br />
und/oder Lobbyarbeit beeinflussbar<br />
wären. Jedenfalls weit mehr als die betriebswirtschaftlichen<br />
Kennzahlen. Leider ist<br />
auch klar, dass eine solche professionelle<br />
Einflussnahme nicht gerade die Stärke der<br />
»Forstpartie« ist.<br />
Ein <strong>optimale</strong>r <strong>Forstbetrieb</strong> hingegen<br />
muss seine Vorbehalte gegenüber dem not-<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
wendigen »Klappern zum guten Handwerk«<br />
zurückstellen und darf dieses Feld nicht allein<br />
seinen Kritikern überlassen. Wer dies<br />
nicht kann oder möchte, kann sich allenfalls<br />
einer der beiden Dimensionen des Optimums<br />
annähern, nämlich der operativen.<br />
Optimal ist nicht überall und nicht für<br />
alle <strong>Forstbetrieb</strong>e dasselbe<br />
Da sich die Zielvorgaben des Waldbesitzers<br />
von Betrieb zu Betrieb unterscheiden<br />
– zum Teil sogar erheblich – und weil auch<br />
die Erwartungen der Öffentlichkeit an verschiedene<br />
Betriebe je nach Besitzart, der<br />
Region oder dem historischem Hintergrund<br />
unterschiedlich und im Laufe der Zeit veränderlich<br />
sind, kann es nicht den einen<br />
einzigen <strong>optimale</strong>n <strong>Forstbetrieb</strong> im Sinne<br />
eines Benchmarks geben, wobei man unter<br />
einem Benchmark vereinfacht ausgedrückt<br />
den »Klassenbesten« eines Vergleichskollektivs<br />
versteht. In dem für unsere heimischen<br />
Wälder und deren gesellschaftspolitische<br />
Bedeutung idealen Falle gibt es sogar ausschließlich<br />
<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e.<br />
So lange unsere Gesellschaft jedoch den<br />
vielfältigen Wald erwartet, also jenen, der neben<br />
der Nutzfunktion auch die Schutz- und<br />
die Erholungsfunktion mit erfüllt, der landschaftsprägend<br />
für unser Kulturräume ist,<br />
»Naturersatz«, Lebens- und Bewegungsraum,<br />
so lange muss der »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>«<br />
darauf Wert legen, auch in diesen Hinsichten<br />
als optimal wahrgenommen zu werden.<br />
In Kurzform<br />
Sehr theoretisch das alles, meinen Sie? Nun<br />
gut, in Kurzform: Als »<strong>optimale</strong> <strong>Forstbetrieb</strong>e«<br />
können nur solche <strong>Forstbetrieb</strong>e bezeichnet<br />
werden, die von verschiedensten<br />
Interessengruppen positiv wahrgenommen<br />
werden. Das werden sie nur dann, wenn sie<br />
die Ziele des Waldbesitzers erfüllen und sich<br />
gleichzeitig ihrer Öffentlichkeit und umgekehrt<br />
der Erwartungen der sie umgebenden<br />
Öffentlichkeit bewusst sind.<br />
Es gibt nicht nur einen »<strong>optimale</strong>n<br />
<strong>Forstbetrieb</strong>«, sondern möglichst viele. Sie<br />
zeichnen sich durch ein ausgewogenes bzw.<br />
abgestimmtes Nebeneinander von monetären<br />
und nicht-monetären Zielen aus und<br />
haben diese in einem Zielsystem klar definiert.<br />
Noch kürzer: Optimale <strong>Forstbetrieb</strong>e<br />
sind solche, die nicht nur Geld verdienen,<br />
sondern auch unser aller Respekt!<br />
Übrigens, um auf die Eingangsfragen zurückzukommen:<br />
Auf lange Sicht ist im Falle<br />
der Forstwirtschaft das Gegenteil von »optimal«<br />
vermutlich nicht suboptimal, sondern<br />
fatal, weil es z. B. eine suboptimal nachhaltige<br />
Waldwirtschaft nicht geben kann. <strong>Der</strong>en<br />
Wirkung wäre langfristig fatal.<br />
Bastian Kaiser ist Diplom-Forstwirt, hat 1993<br />
promoviert und erhielt nach einer mehrjährigen<br />
Auslandstätigkeit (Venezuela) 1998 den<br />
Ruf auf die Professur für Angewandte Betriebswirtschaft<br />
an der Hochschule für Forstwirtschaft<br />
Rottenburg (HFR). 2001 wurde er<br />
zum Rektor der Hochschule gewählt, die inzwischen<br />
neben der Forstwirtschaft Studiengänge<br />
im Bereich der regenerativen Energien<br />
(Wirtschaft und Technik) sowie speziell zur<br />
Bioenergienutzung und –logistik anbietet.<br />
Seit 2006 ist die HFR offizielles Dekadeprojekt<br />
der UNESCO für die Bildung für<br />
Nachhaltigkeit, 2007 gewann sie den renommierten<br />
Exzellenz-Wettbewerb des Stifterverbandes<br />
der Deutschen Wissenschaft für kleine<br />
und mittlere Hochschulen, an dem sich mit<br />
64 Hochschulen bundesweit ein Viertel aller<br />
Universitäten und Fachhochschulen beteiligt<br />
hatte.<br />
Bastian Kaiser ist stellvertretender Vorsitzender<br />
des <strong>Forstverein</strong>s Baden-Württemberg.<br />
Er hat sich zu den (Forst-)Verwaltungsreformprozessen<br />
mehrerer Bundesländer<br />
geäußert.<br />
n<br />
Fotos: Landesforsten Rheinland-Pfalz, FVA<br />
BW, Christine Große<br />
Juli | 2008 : proWALD 7
... »Aha, Förster ... Haben Sie auch einen Dackel?<br />
... Nein? Aber Sie sind doch den ganzen<br />
Tag draußen! ... Auch nicht? ... Wie, Sie arbeiten<br />
am Computer!?!« So oder so ähnlich laufen<br />
oft Gespräche zwischen Nichtförstern<br />
und Förstern ab. Es gibt viele Klischees, die<br />
ein Förster und die gesamte Forstwirtschaft<br />
bedienen müssen. Dabei hat man schon<br />
fast das Gefühl, einen steinzeitlichen Beruf<br />
in einer rückständigen Branche auszuüben.<br />
Doch während sich in der Landwirtschaft<br />
niemand mehr über den Einsatz von<br />
300 PS starken Schleppern anstatt 1 PS starker<br />
Ackergäule wundert, scheint das Wort<br />
»Hightech« selten im Zusammenhang mit<br />
Forst oder Holz gebraucht zu werden.<br />
Manch einem, der mit offenen Augen<br />
durch die Welt geht, werden zumindest<br />
schon die zig Tonnen schweren Vollernter<br />
(Harvester) oder das industrielle Ausmaß<br />
moderner Sägewerke mit jährlichen Einschnittskapazitäten<br />
von Millionen von Holzkubikmetern<br />
aufgefallen sein.<br />
8 proWALD : Juli | 2008<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
<strong>Der</strong> moderne <strong>Forstbetrieb</strong><br />
Gerade im Bereich der Holzerntetechnik<br />
hat, aus Skandinavien kommend, in den<br />
letzten 20 Jahren eine rasante Entwicklung<br />
stattgefunden. Dabei sind die Anforderungen<br />
an die Maschine und die Technik<br />
oftmals höher als in der Landwirtschaft. Wie<br />
überall wurde und wird der Mensch durch<br />
die Maschine ersetzt (auch aus Arbeitssicherheitsgründen).<br />
Dieses führt letztendlich<br />
zu einer rationellen Waldbewirtschaftung<br />
und großen Betriebseinheiten.<br />
War früher ein Forstamt mit acht Revieren<br />
2.500 ha groß, so sind heutzutage Forstreviere<br />
von 2.500 ha Größe schon Normalität.<br />
Handschriftliche Holzlisten sind bei solchen<br />
Betriebsstrukturen nicht mehr zielführend.<br />
Moderne EDV wird benötigt.<br />
Schwerpunkte des Einsatzes von EDV<br />
sind in einem <strong>Forstbetrieb</strong> die Betriebsplanung<br />
und -steuerung, die Logistik und die<br />
digitale Kartographie (GPS etc.). Darüber<br />
hinaus findet zunehmend eine enge Vernetzung<br />
aller Beteiligten der Wertschöpfungs-<br />
von Marcus Kühling<br />
kette Holz statt: Forstserviceunternehmen<br />
sowie die Holz- und Papierindustrie werden<br />
in die Prozesse eingebunden.<br />
Doch wie sieht der moderne <strong>Forstbetrieb</strong><br />
aus? Eine stark vereinfachte Darstellung soll<br />
Aufschluss darüber geben, was momentan<br />
möglich ist.<br />
Am Anfang steht die Forsteinrichtung.<br />
Spezielle digitale Satelliten- oder Luftbildinformationen<br />
lassen auf Baumarten,<br />
Baumartenverteilungen und -höhen, Vorräte,<br />
Nährstoffangebot etc. schließen. Genauere<br />
Daten in wertvollen Beständen lassen<br />
sich vor Ort mit speziellen elektronischen<br />
Datenerfassungsgeräten aufnehmen. Eingelesen<br />
werden sie in ein elektronisches<br />
Revierbuch, dem das digitale Forsteinrichtungswerk<br />
zugrunde liegt. Aufgrund der<br />
ständigen Verfügbarkeit der Daten kann die<br />
Einrichtung jederzeit aktualisiert werden<br />
(z. B. nach Sturmschäden und Kalamitäten).<br />
Auch ein virtuelles 3-D-Bestandesmodell<br />
auf dem Rechner ist generierbar.
Das Betriebssteuerungsprogramm errechnet<br />
aus den Daten Durchforstungsdringlichkeiten<br />
und Entnahmesätze und<br />
kann verschiedene Sortimentierungsszenarien<br />
kalkulieren. Apropos Sortimente:<br />
Was das für die Anforderungen an eine Software<br />
bedeutet, zeigt der Umstand, dass ein<br />
normaler <strong>Forstbetrieb</strong>, der mit 15 verschiedenen<br />
Baumarten ausgestattet ist, unter<br />
Einbeziehung von Qualitäten, Durchmesser<br />
etc. auf mehrere Millionen Produktkombinationsmöglichkeiten<br />
kommt. All die Daten<br />
sind auch auf dem mobilen Handheld<br />
des Revierleiters verfügbar, der ständig mit<br />
dem Betriebsrechner online verbunden ist.<br />
<strong>Der</strong> Förster kann gegebenenfalls vor Ort die<br />
kalkulierten Daten verifizieren oder anpassen.<br />
Die Durchforstungsdaten schickt er, versehen<br />
mit dem Arbeitsauftrag und dem Kartenmaterial,<br />
in elektronischer Form direkt<br />
an den Forstunternehmer. Dieser wiederum<br />
verfügt über eine Schnittstelle, die diese<br />
Daten in sein Programm und somit in seine<br />
Arbeitsplanung einfließen lässt. Auch der<br />
Fahrer des Harvesters hat auf seinem Bordcomputer<br />
die erforderlichen Daten, wenn er<br />
in dem entsprechenden Hieb arbeitet. Das<br />
erfasste Harvestermaß wird an den Forstunternehmer<br />
oder den <strong>Forstbetrieb</strong> gesendet<br />
und somit der aktuelle Stand der Aufarbeitung<br />
dokumentiert.<br />
Arbeitet der Forstunternehmer im Auftrag<br />
eines Sägewerkes, kann auch der umgekehrte<br />
Fall eintreten, dass die Sortimentierung<br />
des Holzes dem aktuellen Bedarf des<br />
Sägewerks angepasst wird. Durch die ständige<br />
Synchronisation der Daten in Echtzeit<br />
wird der Harvesterfahrer online darüber<br />
informiert, wie viel er noch von welchem<br />
Sortiment einzuschneiden hat.<br />
Darüber hinaus ist durch GPS die Steuerung<br />
der Holzerntemaschinen möglich. Sie<br />
kann vor dem Verlassen der Rückegassen<br />
warnen, aber auch anzeigen, wenn Biotope<br />
in dem Bestand vorhanden sind.<br />
Ist der Einschlag beendet und wurde das<br />
Holz an die Waldstraße gerückt, muss es vom<br />
Wald in das Sägewerk transportiert werden.<br />
Gegebenenfalls ist zunächst eine Erfassung<br />
der Holzpolter seitens des <strong>Forstbetrieb</strong>es<br />
notwendig. Hierzu fährt der Forstmann in<br />
seinem Auto mit einer speziellen digitalen<br />
Kamera vorbei, die ein Bild der Stirnfläche<br />
des Polters erstellt. Mit einer Software werden<br />
dann die Stückzahl und die Durchmesser<br />
ermittelt. Diese Daten werden als Waldmaß<br />
in das Betriebsprogramm eingelesen<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
und dienen dem Transportunternehmer<br />
und dem Sägewerk als Information.<br />
Für den Holztransport an sich ist eine<br />
genaue Logistik entscheidend. Die zeitaufwendige<br />
Suche nach Holzpoltern durch den<br />
Fahrer des Lkw entfällt. Ein Navigationssystem,<br />
in dem auch alle Waldstraßen mitsamt<br />
ihrem Befahrbarkeitszustand verzeichnet<br />
sind, ist auf dem Lkw vorhanden. Die genaue<br />
Position sowie die relevanten Informationen<br />
des Holzpolters sind im Navigationssystem<br />
hinterlegt. Ist das Polter verladen,<br />
wird das Sägewerk informiert, wann der<br />
Holztransporter mit welcher Lieferung am<br />
Werk eintreffen wird. Im Sägewerk kann so<br />
die Holzanlieferung koordiniert und können<br />
lange Wartezeiten vor der Vermessungsanlage<br />
vermieden werden.<br />
<strong>Der</strong> Lkw-Fahrer kann sich entweder über<br />
einen Barcode am Eingangsterminal anmelden,<br />
oder die Stämme sind mit Mikrochips,<br />
auf denen alle Daten der Fuhre verzeichnet<br />
sind, versehen und werden gescannt.<br />
In der Vermessungsanlage wird das Holz<br />
nochmals überprüft, und die Daten werden<br />
zusammen mit dem vereinbarten Preis zu<br />
dem liefernden <strong>Forstbetrieb</strong> gesendet, der<br />
wiederum diese Daten in sein System einspielt<br />
und nach einer Kontrolle die Rechnung<br />
stellen kann. Die Daten gelten auch<br />
als Abrechnungseinheit für den Forst- und<br />
den Transportunternehmer.<br />
Soweit der kurze Überblick über das Szenario<br />
eines modernen <strong>Forstbetrieb</strong>es, wie er<br />
sich heutzutage darstellen könnte. Voraussetzung<br />
dafür ist allerdings eine Kooperation<br />
der Beteiligten, basierend auf vertrauens-<br />
voller Zusammenarbeit und dem Willen, die<br />
technischen Innovationen auch weiterhin<br />
voranzutreiben. Wer Angst hat, dass es in<br />
Zukunft nur noch den virtuellen Förster im<br />
virtuellen Wald geben wird, sei dahingehend<br />
beruhigt, dass die Forst- und Holzwirtschaft<br />
stark mit der Natur zusammenarbeiten muss<br />
– und die hält, wie wir aus der Praxis wissen,<br />
immer Überraschungen bereit.<br />
M. Sc. (Forstwissenschaften) Marcus Kühling<br />
ist Forstassessor und arbeitet für die Firma<br />
SAVCOR IT GmbH in Beverungen.<br />
n<br />
Fotos: Savcor, Marcus Kühling<br />
Juli | 2008 : proWALD 9
»Still Counting The Rings« – Noch immer<br />
zähle ich die Jahresringe – unter diesem Titel<br />
ist in Kanada die Autobiografie Gerald<br />
Burchs, genannt Gerry Burch, erschienen. Es<br />
ist ein Leben, das die kanadische Forstwirtschaft<br />
nachzeichnet. Ebenso ja teilweise Ihr<br />
Leben, denn sie haben lange in nordamerikanischen<br />
Wäldern gearbeitet. Was, Freiherr<br />
von Elverfeldt, ist das Charakteristische dieser<br />
Wälder? Ich selbst habe den Anfang dieser<br />
forstwirtschaftlichen Entwicklung 1956<br />
miterlebt – in Oregon, USA, das liegt ja direkt<br />
daneben. Es gibt dort ähnliche Waldverhältnisse<br />
im Küstengebirge wie in Britisch<br />
Kolumbien. Da wurde im Grunde reine Exploitationswirtschaft<br />
betrieben. Das heißt,<br />
Kahlschläge wurden in den Nadelurwald<br />
gelegt, und rausgeholt wurde nur das, was<br />
stärker als 30 cm war. <strong>Der</strong> Rest blieb liegen.<br />
Ich habe damals den amerikanischen Forstleuten<br />
gesagt: »Das Holz, was ihr hier liegen<br />
lasst, das möchte ich in Deutschland haben,<br />
dann wäre ich Millionär!«<br />
Und wie haben sie darauf reagiert?<br />
Mit Verwunderung. Denn sie kannten es<br />
ja nicht anders. Das wurde nun mal in den<br />
USA wie in Kanada gleich behandelt, es war<br />
ja immer Staatsforst. Und diese staatlichen<br />
Urwaldbestände wurden an Holzeinschlagsfirmen<br />
vergeben. In Kanada nannte man das<br />
tenure, eine Art Nutzungspacht. Allerdings<br />
beaufsichtigte die Forstverwaltung das, was<br />
in diesen Gebieten geschah. Und für das geschlagene<br />
Holz musste dann eine Abgabe,<br />
eine stumpage, gezahlt werden. Außerdem<br />
waren die Holzeinschlagsfirmen verpflichtet,<br />
einerseits die Wege zu bauen (die gab es in der<br />
Wildnis ja nirgends) und andererseits wieder<br />
aufzuforsten, und das alles unter der Aufsicht<br />
des Forest Service. Das führte natürlich dazu,<br />
dass mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein<br />
in den 80er-Jahren das System in<br />
die Kritik kam. Und damit bekamen die Firmen<br />
auch Naturschutzauflagen.<br />
10 proWALD : Juli | 2008<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
»Still counting the rings«<br />
Die nutzung der nordamerikanischen<br />
urwälder hat sich geändert<br />
Interview mit Alexander Freiherr von Elverfeldt<br />
Welche waren das?<br />
Nun, die staatlichen Forstleute hatten eigentlich<br />
schon immer angemahnt, sich an<br />
die natürlichen Verhältnisse zu halten. Das<br />
haben die da drüben heute vor Augen. Auch<br />
die Sukzession, also die Abfolge der natürlichen<br />
Entwicklung. Wozu in Nordamerika<br />
auch gehört, dass überalterte Wälder mal<br />
abbrennen, beispielsweise wegen eines<br />
Blitzschlags.<br />
Das heißt, mit diesem sozusagen natürlichen<br />
Kahlschlag durch Waldbrände wurden die<br />
Kahlschläge gerechtfertigt?<br />
Damit wurde argumentiert. Denn so entsprach<br />
diese Waldbewirtschaftung ziemlich<br />
der natürlichen Abfolge. Aber so lief<br />
das in den 50er-Jahren noch nicht, aber<br />
dann entwickelten sich feste Bewirtschaftungsgrundsätze,<br />
und man versuchte, sich<br />
der natürlichen Abfolge dieser Wälder anzupassen.<br />
Beispielsweise in Bezug auf den<br />
Gewässerschutz, weil es plötzlich Probleme<br />
mit der Fischerei gab, weil z. B. die jungen<br />
Lachse nicht heranwuchsen. Das heißt, man<br />
begann schonender mit den Wäldern umzugehen.<br />
Welche Bewirtschaftungsgrundsätze waren<br />
das?<br />
Im Grunde richtete man sich mehr nach<br />
der natürlichen Sukzession, die natürlich<br />
je nach Landschaft unterschiedlich ist. Und<br />
die Wiederbegründung der Bestände wurde<br />
möglichst so gestaltet, dass leistungsfähige<br />
Bestände wieder heranwuchsen. Gerry<br />
Burch hat in seinem Buch sehr schön dargestellt,<br />
wie sich die Waldbestände zwischen<br />
1960 und 1980 entwickelt haben.<br />
Ich habe das an einem Beispiel auch erlebt.<br />
Ich bin 1990 mit drei Forstleuten aus der<br />
ehemaligen DDR (die in Deutschland die<br />
größten zusammenhängenden Douglasienbestände<br />
hat) umhergereist. Als wir nun vor<br />
Ort die nordamerikanischen Wälder sahen,<br />
schlugen sie die Hände über dem Kopf zusammen,<br />
als sie die Kahlschläge sahen. Also<br />
habe ich sie an einen kanadischen Forstmann<br />
übergeben, der sie zehn Tage lang<br />
durch die entsprechenden Wälder führte.<br />
Und als wir zurückflogen, meinte einer:<br />
»Nachdem ich das jetzt hier zehn Tage lang<br />
gesehen habe – so falsch machen die das<br />
hier gar nicht.« Man kann eben mit Douglasien<br />
so umgehen.<br />
Und inzwischen gibt es ja jetzt dort auch<br />
eine Menge Naturschutz – es gibt riesige<br />
Schutzgebiete, die strikt beachtet werden.<br />
Die reine Ausbeutungswirtschaft der 50er-<br />
Jahre gibt es so heute nicht mehr.<br />
Das hat sich geändert?<br />
Ja, aber es hat sich bei uns nicht herumgesprochen.<br />
Ich bin da selbst mit in der Bütt<br />
gewesen. Denn Anfang der 80er-Jahre kamen<br />
ja auch bei uns die Proteste gegen diese<br />
amerikanischen und kanadischen Kahlschläge<br />
hoch. Beispielsweise gab es eine<br />
Aktion von Greenpeace gegen kanadischen<br />
Zellstoff. Und die Kanadier waren hier in<br />
Deutschland ziemlich hilflos, für ihre Sache<br />
einzutreten. Sie waren auch wohl nicht gewohnt,<br />
mit deutscher Presse umzugehen.<br />
Ich wurde um Hilfe gebeten, und ich habe<br />
dann meine kanadischen Freunde und ihre<br />
Forstwirtschaft in Diskussionen verteidigt.<br />
Mir ist seinerzeit klar geworden, dass der<br />
weltweiten Forstwirtschaft eine internationale<br />
Dachorganisation fehlt, um sich gegen<br />
weltweit operierende Organisationen wie<br />
z. B. Greenpeace oder WWF zu wehren. Aufklärung<br />
hätte damals den Kanadiern helfen<br />
können – aber das gab es nicht.<br />
Alexander Freiherr von Elverfeldt war von<br />
1986 bis 1995 Präsident des DFWR sowie<br />
lange Jahre Vorsitzender des Waldbauernverbandes<br />
NRW.<br />
n<br />
Fotos rechts von Karsten Schulze
Buchbesprechung<br />
W.G. (Gerry) Burch: »Still Counting The<br />
Rings«. Autobiographie (Noch immer zähle<br />
ich die Jahresringe).<br />
Gerry Burch (83) einer der bekanntesten<br />
Forstleute in British Columbia, Canada, hat<br />
über sein Leben ein Buch geschrieben. Es<br />
ist für alle, die sich für die Forstgeschichte<br />
Nordamerikas interessieren oder, wie ich,<br />
einen Teil davon miterlebt haben, ein faszinierendes<br />
Werk.<br />
Gerry Burch beschloss schon als Schüler,<br />
Forstmann zu werden. Im zweiten Weltkrieg<br />
meldete er sich freiwillig als Offiziersbewerber<br />
zur kanadischen Marine. Hier lernte er<br />
als Schiffsoffizier, seine Eigenwilligkeit zu<br />
beherrschen und vor allem eine vorbildliche<br />
Menschenführung, die ihm sein Leben lang<br />
zugute kam.<br />
In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg<br />
begann er seine Forstkarriere von<br />
der Pike auf als Fachmann in der Inventarisierung<br />
der unberührten Nadelurwälder<br />
British-Columbias. Nur mit Axt, Kompass,<br />
Zuwachsbohrer, Meßkette und Meßstock<br />
ausgerüstet, kämpfte er sich mit den jeweiligen<br />
Teams auf spikebewehrten Schuhen<br />
durch den dichten Unterwuchs und über<br />
Totholz hinweg. In regelmäßigen Abständen<br />
wurden Meßlinien angelegt und die Holzar-<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
ten und Volumina dazwischen ermittelt, um<br />
den Einschlagsfirmen Daten an die Hand zu<br />
geben. Tagelang lebte man im Zelt. Alle Ausrüstung<br />
musste auf dem Buckel in den Wald<br />
geschleppt werden. Bei den reichen Niederschlägen<br />
des Küstengebirges waren die<br />
Männer fast täglich nass bis auf die Haut.<br />
Gerry Burch verbesserte mit wachsender<br />
Fachkenntnis und großem Interesse die Arbeitsverfahren<br />
und machte damit auf sich<br />
aufmerksam. Bald wurde er befördert und<br />
erweiterte seine Kenntnisse durch ein Studium<br />
an der Universität von British Columbia<br />
in Vancouver. <strong>Der</strong> Holzkonzern British<br />
Columbia Forest Products Co. (BCFP) stellte<br />
ihn ein, und er wurde Chief Forester dieses<br />
Unternehmens. Gerry engagierte sich für<br />
eine umweltgerechte fachlich bessere Waldbaumethode.<br />
Er setzte sich für die nach dem<br />
Kriege neu entstandene Association of British<br />
Columbia Professional Foresters ein, eine<br />
Vereinigung von Forstleuten, die für ihre<br />
Mitgliedschaft eine strenge Berufseignungsprüfung<br />
voraussetzt. Die Dachorganisation<br />
dieser Vereinigung auf Landesebene, das<br />
Canadian Institute of Forestry (CIF), wählte<br />
ihn 1971 zu ihrem Präsidenten.<br />
1988 trat Gerry Burch in den Ruhestand<br />
und arbeitete bis 1996 als forstlicher Berater<br />
von Holzunternehmen und Provinzregie-<br />
rung. Er veröffentlichte ein Buch »The Working<br />
Forest«, in dem er mit eindrucksvollen<br />
Fotos nachweist, dass die von der Öffentlichkeit<br />
so sehr verurteilten Kahlschläge und<br />
Pflanzungen der Jahre 1920 bis 1970 inzwischen<br />
zu massereichen gesunden Beständen<br />
herangewachsen sind. Als passionierter<br />
Tiefseetaucher suchte er als Ruheständler<br />
in den Seen des Landes nach versunkenen<br />
wertvollen Stämmen und ließ sie heben und<br />
verarbeiten.<br />
Am Ende seines Buches beklagt Gerry<br />
Burch das nachlassende Ansehen des Forstberufes<br />
in der Öffentlichkeit. Er führt dies<br />
auf die mangelnde Selbstdarstellung der Betroffenen<br />
zurück. »Die Forstleute sind nicht<br />
wie Lämmer, die, zur Schlachtbank geführt,<br />
blöken – Forstleute sind wie absterbende<br />
Hemlocktannen im Urwald, die still vor sich<br />
hin faulen.«<br />
Das Buch ist nicht im Buchhandel erhältlich,<br />
sondern nur über die Tochter des<br />
Autors (brendadumont@shaw.ca) oder über<br />
Ms. Debbie Berto, 5594 Molina Road, North<br />
Vancouver, V7R 4P4 B.C., Canada zu beziehen.<br />
Eine teilweise Übersetzung durch mich<br />
ist in Vorbereitung. Wer sich dafür interessiert,<br />
wende sich an aelverf@aol.com oder<br />
Alexander von Elverfeldt, sen., Am Echelnstein<br />
12, 34431 Marsberg-Canstein.<br />
Juli | 2008 : proWALD 11
Von A wie Ausastungsarbeiten bis Z wie<br />
Zaunbau reicht das Angebotsspektrum der<br />
Hess GmbH, die in Kirchzell im bayerischen<br />
Odenwald vor über 40 Jahren gegründet<br />
wurde. Begonnen hat alles mit der Zapfenpflückerei,<br />
einer traditionsreichen Arbeit,<br />
deren Geschichte in dem nordbayerischen<br />
Dorf bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.<br />
Damals war der Landstrich in der Nähe<br />
von Amorbach wegen der Pest und des Dreißigjährigen<br />
Krieges entvölkert. <strong>Der</strong> Bischoff<br />
von Mainz siedelte deshalb dort Spezialisten<br />
aus Südtirol an, die die Zapfen zur Samengewinnung<br />
von den Bäumen holten.<br />
Auch die Familie von Firmengründer<br />
Rudolf Hess blickt auf mehrere Generationen<br />
Zapfenpflückerei zurück. Er wollte<br />
12 proWALD : Juli | 2008<br />
aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />
Die hess gmbh –<br />
Forstlicher alleskönner<br />
vom zapfenpflücker zum anbieter von allen<br />
wald-Dienstleistungen<br />
ursprünglich Förster werden, nach Krieg<br />
und Gefangenschaft war die für ihn vorgesehene<br />
Stelle aber besetzt, und so arbeitete<br />
er als Vorarbeiter in <strong>Forstbetrieb</strong>en, bevor er<br />
1965 seine eigene Firma gründete und sich<br />
zunächst auf die alte Tradition des Zapfenpflückens<br />
besann.<br />
»Zapfenpflücken war eine Notstandsbeschäftigung,<br />
die wurde im Winter von Leuten<br />
ausgeübt, die es in der Regel nicht gelernt<br />
hatten«, erklärt der heutige Firmeninhaber<br />
und Sohn des Firmengründers Karlheinz<br />
Hess die Firmengeschichte. »Die haben im<br />
Sommer auf dem Bau gearbeitet oder sonst<br />
irgendwo und hatten im Winter keine Arbeit.<br />
Da sie ihre Familie ernähren mussten, sind<br />
sie im Winter auf Bäume geklettert. Das war<br />
Text von Wolfgang Brauer<br />
schwierig und auch sehr unfallträchtig, da<br />
gab es sehr viele Verletzungen und auch tödliche<br />
Unfälle.« Denn für die gefährliche und<br />
unfallträchtige Arbeit mussten die Spezialisten<br />
nicht nur schwindelfrei sein, sondern<br />
auch in 20 oder 30 Metern Höhe wie »bei<br />
Seegang« arbeiten können.<br />
»Meine Mutter hat mich nur sehr ungern<br />
steigen lassen«, erinnert sich Karlheinz Hess.<br />
»<strong>Der</strong> Senior ist zigmal verunglückt, der hat<br />
kaum einen Knochen, der nicht schon mal<br />
gebrochen war. Er hat viel Glück gehabt, und<br />
meine Mutter wollte nicht noch einen in der<br />
Familie haben, der so viele Krankenhausaufenthalte<br />
hat.«<br />
<strong>Der</strong> Betrieb war wohl der größte Spezialbetrieb<br />
fürs Zapfenpflücken in Deutsch-
land. Die Firma hatte Flächen in vielen Gegenden<br />
Deutschlands gepachtet, um dort<br />
die verschiedenen Samen zu ernten. »Wir<br />
sind in der Sommerzeit, es war meistens in<br />
der Schulferienzeit, quer durch Deutschland<br />
gefahren, speziell durch den Schwarzwald,<br />
das Allgäu und den Bayerischen Wald,<br />
und haben uns die ganzen Erntebestände<br />
für die Baumschulen angeschaut«, so<br />
Hess.<br />
Das Ende der Zapfenpflückerei kam mit<br />
dem Jahrhundertsturm Wiebke 1990. Zapfenpflücker<br />
waren nun nicht mehr gefragt,<br />
stattdessen wurden alle Arbeitskräfte und<br />
Firmen mobilisiert, die mit der Säge umgehen<br />
konnten. Durch das Zapfenpflücken<br />
hatte Rudolf Hess weitreichende Kontakte<br />
zu den Staatlichen Forstämtern. Deshalb<br />
wuchs die Firma schnell in weitere Aufgaben<br />
der Forstwirtschaft hinein: Fällen, Rückearbeiten,<br />
Schälen, Transport, Aufforsten.<br />
Während andere Forst-Firmen sich mehr<br />
und mehr spezialisierten, dachte Hess als<br />
eines der ersten Unternehmen der Branche<br />
ganzheitlich und bot die ganze Palette der<br />
Dienstleistungen im Wald an. Die Philosophie<br />
dahinter: »Wenn ich alles anbiete, bin<br />
ich mir sicher, dass ich für alles nachgefragt<br />
werde«, erklärt Firmeninhaber Karlheinz<br />
Hess. Hinzu kommt, wenn in einzelnen<br />
Forst-Sparten die Preise in den Keller rutschen,<br />
kann Hess auf andere, lukrativere Arbeiten<br />
ausweichen und muss sich nicht am<br />
Preiskampf in einem Segment beteiligen.<br />
Zu den exotischen Dienstleistungsangeboten<br />
der Kirchzeller Firma gehört sogar ein<br />
aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />
Kettensägekurs für Privatleute, die so lernen,<br />
ihr Brennholz zu schneiden.<br />
Über seine Tochterfirma Interforst betreibt<br />
das Unternehmen auch eine Holzbörse<br />
und einen Holzhandel, der inzwischen zu<br />
rund 80 Prozent zum Firmenumsatz beiträgt.<br />
In den letzten Jahren wurde der Holzhandel<br />
ins Ausland stetig ausgeweitet. Ein wichtiger<br />
Kunde von Hess sitzt in Polen, der Möbel für<br />
ein internationales Einrichtungshaus produziert.<br />
Andere Fuhren gehen nach Asien,<br />
speziell nach Indien, China und Korea. »Aus<br />
den ehemaligen Schwellenländern sind inzwischen<br />
längst Industrieländer geworden.<br />
Die benötigen außer Stahl und Energie auch<br />
mehr Holz«, so der Firmenchef. Gebraucht<br />
werden dort Bauholz und Möbelholz. Geliefert<br />
wird dieses Holz als sogenanntes Rundholz<br />
im Container. Die Transportbehälter<br />
werden zunächst auf Binnenschiffe verladen<br />
und dann je nach Frachtkosten über Hamburg,<br />
Rotterdam oder Antwerpen verschifft.<br />
Ein Grund für den Holzexport der Hess<br />
GmbH nach Asien sind die niedrigen Frachtpreise,<br />
weiß Karlheinz Hess: »Indien, China<br />
und Korea brauchen viele Container für den<br />
Export der dort hergestellten Waren nach<br />
Europa. Wegen des Tiefgangs können die<br />
Schiffe aber nicht mit leeren Containern<br />
dorthin fahren. Deshalb ist es manchmal ein<br />
Witz, wie wenig oft der Transport des Holzes<br />
nach Asien kostet, wenn man sich überlegt,<br />
wie teuer die Fahrerei in Deutschland ist.«<br />
Eine völlig neue Art der Holzbewirtschaftung<br />
betreibt die Hess GmbH seit<br />
Anfang 2004 in Großheubach in der Nähe<br />
von Miltenberg in Unterfranken, unweit des<br />
Firmensitzes. Dort pachtete die Firma den<br />
Gemeindewald, der bisher vom Staatlichen<br />
Forstamt betreut wurde. Jahrelang hatte die<br />
Gemeinde ein Minus mit ihrem Wald gemacht.<br />
Nachdem das Entgelt an den Staatsforst<br />
für die Betreuung des Gemeindewaldes<br />
nochmals erhöht werden sollte, entschloss<br />
sich die Gemeinde, ihren Forst zu verpachten.<br />
Da Karlheinz Hess den Großheubacher<br />
Wald bereits gut kannte, bewarb er sich,<br />
legte der Gemeinde ein Zukunftskonzept<br />
für die Bewirtschaftung und die nachhaltige<br />
Nutzung ihres Waldes vor und wurde<br />
unter gut einem halben Dutzend Bewerbern<br />
ausgewählt. »Ich habe nicht mit dem<br />
Sturm der Entrüstung gerechnet, der dann<br />
kam«, erinnert sich Karlheinz Hess. »Es war<br />
Wiebke hoch drei. Selbst in der Pfalz, wo ich<br />
bei Forstämtern war, sprach man mich noch<br />
darauf an, warum ich so etwas mache.« Die<br />
Kritiker meinten, der Vorstoß von Hess würde<br />
dazu führen, dass alle Förster entlassen<br />
würden und dann nur noch Unternehmer<br />
kämen, die den Wald weghackten. Das hat<br />
sich Karlheinz Hess immer wieder anhören<br />
müssen und darauf geantwortet: Ich will den<br />
Wald nicht weghacken, ich will ihn verbessern.«<br />
Hess hatte ein Tabu gebrochen. Die<br />
Kritiker des Projekts befürchteten, dass der<br />
Forstunternehmer den Wald selbst auszeichne,<br />
einschlage und das Holz bei Nacht<br />
und Nebel abtransportiere und ihm keiner<br />
nachweisen könne, welche Menge er geern-<br />
Juli | 2008 : proWALD 13
tet habe. »Die ersten Jahre waren frustrierend<br />
für mich. Da kamen sonntags Kritiker,<br />
haben scheinbar nur ihren Hund spazieren<br />
geführt und dabei ›zufällig‹ die Rückegassenabstände<br />
gemessen.«<br />
Inzwischen sind dreieinhalb Jahre seit<br />
der Übernahme vergangen, und der Sturm<br />
der Entrüstung hat sich gelegt. Schließlich<br />
wurde das Projekt von Anfang an vom Gemeinderat<br />
und von der Forstverwaltung begleitet<br />
und kontrolliert. Inzwischen genießt<br />
das Vorhaben von Karlheinz Hess bei allen<br />
Fraktionen des Großheubacher Gemeinderates<br />
vollstes Vertrauen, andere Orte überlegen,<br />
sich dem Projekt anzuschließen.<br />
<strong>Der</strong> Vorteil für die Hess GmbH: Sie kann<br />
im gepachteten Wald ihre eigenen Mitarbeiter<br />
und Maschinen optimal einsetzen, zum<br />
Beispiel dann, wenn es gerade nicht so viele<br />
Fremdaufträge gibt. »Wir arbeiten nicht billiger,<br />
aber wir können nun unsere Maschinen<br />
besser koordinieren. Ich habe eine sichere<br />
Holzlieferung, die ich in die Vermarktung<br />
mit einbringen kann«, so Hess.<br />
<strong>Der</strong> Pachtvertrag in Großheubach läuft<br />
zunächst zehn Jahre. Dann muss Karlheinz<br />
Hess den Wald wieder »im ursprünglichen<br />
Zustand« an die Gemeinde zurückgeben.<br />
Damit es dabei zu keinen Missverständnissen<br />
und Reklamationen kommt, hat<br />
der Forst-Unternehmer aus Kirchzell im<br />
Odenwald die gepachtete Fläche samt<br />
Bäumen genau vermessen und will ein<br />
geographisches Informationssystem (GIS)<br />
aufbauen. Damit lassen sich die Bestände<br />
14 proWALD : Juli | 2008<br />
aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />
aufnehmen und digitalisieren. Spezielle<br />
Kundenwünsche sind dann per Computer<br />
sofort erfüllbar, denn alle Stämme werden<br />
vor Ort sofort vermessen und mit genauer<br />
Ortsangabe datenmäßig erfasst. »Wer speziell<br />
Fichten einkaufen möchte, erhält binnen<br />
weniger Minuten genaue Einzelheiten<br />
über Menge, Qualität und Lage des Holzes«,<br />
so Hess. »Damit ist es zum Beispiel Fuhrunternehmern<br />
möglich, Stämme unabhängig<br />
von unserer Firma zu jeder Zeit anzufahren<br />
und das Holz abzuholen.«<br />
Karlheinz Hess geht es bei dem Pilotprojekt<br />
im Odenwald aber nicht nur um<br />
die <strong>optimale</strong> Wald- und Holz-Nutzung. Er<br />
möchte den Wald dort ganz neu aufbauen.<br />
Dazu zählt auch ein Lieblingsprojekt des<br />
47-jährigen Forstunternehmers: ProForst.<br />
Dahinter verbirgt sich eine Marketing- und<br />
Image-Kampagne für den Wald.<br />
Dazu möchte Hess zum Beispiel örtliche<br />
Unternehmen ansprechen und sie dafür gewinnen,<br />
den Wald zum Imageträger für ihre<br />
Firma zu machen. »Die Frage ist, muss es<br />
immer nur Werbung beim örtlichen Fußballverein<br />
sein, bei Bayern München oder<br />
mit Boris Becker?«, so die Überlegungen<br />
vom Firmenchef. »Kann man nicht auch mit<br />
einem Sponsoring unseres Waldes den gleichen<br />
Effekt erzielen und seinen Bekanntheitsgrad<br />
hochschrauben? Natürlich kann<br />
dann der Sponsoring-Partner nicht das örtliche<br />
Sägewerk sein, das sagt, ihr habt den<br />
schönsten Wald in der Gegend, und morgen<br />
hole ich ihn mir ab. Aber es könnte doch ein<br />
Metall verarbeitender Betrieb sein oder ein<br />
Autohaus, dass damit wirbt, dass es durch<br />
die Unterstützung des Waldes auch etwas für<br />
die Umwelt tut.«<br />
Die Hess GmbH bietet inzwischen nicht<br />
nur Forstdienstleistungen an, sondern betreibt<br />
seit einigen Monaten auch einen<br />
Hausmeister- und Objekt-Service für die<br />
Koordinierung von Bau- und Renovierungsarbeiten,<br />
Wohnungsauflösungen, Winterdienst,<br />
Reinigungsarbeiten, Rasenpflege<br />
sowie Wasser- und Zählerstandsablesungen.<br />
»50 Prozent der Hausmeistertätigkeiten<br />
sind Rasen mähen und Hecken schneiden.<br />
Das können wir mit unseren Leuten auch«,<br />
scherzt der 47-jährige Unternehmer aus<br />
dem Odenwald.<br />
Außerdem betreibt Hess schon seit vielen<br />
Jahren einen Gartenbaubetrieb und<br />
hat damit auch ein wenig sein Hobby zum<br />
Zweitberuf gemacht. »Hätte ich nicht den<br />
Betrieb übernommen, den meine Eltern<br />
aufgebaut haben, so hätte ich gerne einen<br />
gestalterischen Beruf, zum Beispiel Architekt,<br />
gelernt.« Aus Liebe zum Grün gründete<br />
Hess deshalb einen Fachbetrieb für Gartengestaltung<br />
»Wir gestalten und pflegen<br />
Traumgärten.« Hess ist inzwischen bekannt<br />
für seine oft extravaganten Ideen, bei denen<br />
er außergewöhnliche Steinarbeiten, Wassergärten,<br />
Metall und Gartenlichteffekte traumhaft<br />
stimmungsvoll mit schönen Pflanzen<br />
zusammenbringt.<br />
n<br />
Fotos: LithonArt/Hess GmbH
karlheinz hess im interview<br />
Welche Philosophie steckt hinter dem Satz:<br />
»Wir wollen alles machen«?<br />
<strong>Der</strong> ursprüngliche Sinn dahinter war, zu<br />
sagen, »irgendetwas geht immer«. Es gibt<br />
Hochs und Tiefs. Zurzeit ist ein großes Tief<br />
im Bereich Einschlag, da gibt es einen harten<br />
Preiskampf. Dem muss ich mich nicht<br />
aussetzen. Da nutze ich lieber andere Möglichkeiten<br />
und binde die Kunden langfristig<br />
mit vielen verschiedenen Dienstleistungen<br />
an mich, die immer wieder nachgefragt werden.<br />
Was bringt Ihnen der gepachtete Wald in<br />
Großheubach?<br />
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann ich<br />
mein Personal besser beschäftigen. Es ist ein<br />
Puffer, man muss die Arbeit nicht auf Kommando<br />
durchführen, man kann sie auch mal<br />
zwei, drei Wochen nach hinten verschieben,<br />
so lange es geht, und eine Überlegung war<br />
auch, ich kann den Wald nachhaltig gestalten<br />
und verbessern.<br />
» zurzeit ist ein<br />
großes tief<br />
im bereich<br />
einschlag, da gibt<br />
es einen harten<br />
preiskampf.«<br />
aus <strong>Der</strong> WirtsChaft<br />
» ich kann den wald<br />
nachhaltig gestalten<br />
und verbessern«<br />
Welche Rolle wird das Öko-Sponsoring in Zukunft<br />
spielen?<br />
Die Zukunft des Waldes ist künftig wesentlich<br />
durch Sponsoring möglich. <strong>Der</strong> Kerngedanke<br />
dabei ist, dass der Wald bei der<br />
Eigenbewirtschaftung zum Beispiel durch<br />
die Kommunen oder Körperschaften nur<br />
geringe oder gar keine Erträge erwirtschaftet.<br />
Deshalb bleiben wenig oder gar keine<br />
Geldmittel mehr übrig, um die Nachhaltigkeit<br />
und die Substanz des Waldes zu verbessern.<br />
Neue Verpachtungsmodelle und die<br />
damit geänderten Bewirtschaftungsformen<br />
ermöglichten zwar eine schwarze Null, für<br />
die Substanzverbesserung des Waldes aber<br />
stehen kaum oder gar keine Mittel zur Verfügung.<br />
Hier können mithilfe von Sponsoren<br />
Geldmittel eingeworben werden, die die Zukunft<br />
des Waldes sichern.<br />
Wie sind Ihre Zukunftsperspektiven?<br />
Ich denke, dass wir den Umsatz mit dem<br />
Ausland in den nächsten drei bis fünf Jahren<br />
noch einmal auf 30 bis 40 Prozent unseres<br />
Umsatzes verdoppeln können. Ansonsten<br />
streben wir weiterhin nach Wachstum. Insgesamt<br />
haben wir im Unternehmen Wachstumsperspektiven,<br />
die im hohen zweistelligen<br />
Bereich liegen. Vor drei Jahren hatten wir<br />
ein Umsatzwachstum von 30 Prozent, vor<br />
zwei Jahren von 35 Prozent und vor einem<br />
Jahr 105 Prozent.<br />
Die Fragen stellte Wolfgang Brauer.<br />
» Die zukunft des<br />
waldes ist durch<br />
Sponsoring<br />
möglich«<br />
Juli | 2008 : proWALD 15
Forstwege sind nicht in erster Linie dazu da,<br />
von A nach B zu wandern. Zwar verbinden<br />
sie manchmal Orte, doch hauptsächlich sollen<br />
sie den Wald erschließen: für Forstwirtschaft,<br />
Jagd und Holzverkauf. So gesehen,<br />
sind sie selbst Ziel: Produktionsstätte, Arbeitsplatz,<br />
Betrieb. Entsprechend orientiert<br />
sich ihr Zustand am wirtschaftlich Zweckmäßigen.<br />
Tragfähig müssen sie sein, auch<br />
für schwere Maschinen. PKW-befahrbar<br />
nicht überall: Im Privatwald ist man häufig<br />
mit Geländewagen unterwegs. Man braucht<br />
keinen Luxus, und Bauschutt reicht in vielen<br />
Fällen als Unterbau. Die Rückewege sind ohnehin<br />
reine Maschinentrassen: Reisigmatratzen<br />
oder Fahrspuren zeigen ehrlich ihre<br />
Bestimmung.<br />
Nun sind <strong>Forstbetrieb</strong>e aber – zumindest<br />
in unserem Land – öffentlich zugänglich.<br />
Viele Leute gehen in den Wald, um zu<br />
Spazieren, Sport zu treiben oder einfach den<br />
Wald zu erleben. Auch sie nutzen den Waldweg,<br />
doch sie kommen mit anderer Grund-<br />
16 proWALD : Juli | 2008<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
<strong>Der</strong> weg ist das ziel<br />
einstellung. Als letztes Refugium, das »dem<br />
ausbeuterischen Zugriff der habgierigen<br />
Menschheit« noch nicht ganz unterworfen<br />
ist, achten und schätzen sie den Wald, nicht<br />
wenige lieben ihn sogar. Für sie existiert<br />
draußen im Forst kein Betrieb, sondern Natur.<br />
Daran ändert nichts, dass die meisten<br />
gerne Holz in ihrem Wohnbereich oder Kachelofen<br />
haben.<br />
In kaum einem anderen Land herrscht<br />
ein so liberales Betretungsrecht, liegt die<br />
Forstwirtschaft folglich so auf dem Präsentierteller<br />
wie in Deutschland. »No trespassing«<br />
steht in Amerika an den meisten<br />
Privatwäldern, und drinnen kann der Waldbesitzer<br />
praktisch machen, was er will.<br />
Doch Versuche, den Wald auch hierzulande<br />
wieder teilweise zuzusperren, stoßen in<br />
der Bevölkerung auf Ablehnung und Misstrauen.<br />
Es würde der Forstpartie wohl auch<br />
nur vordergründig nützen. Macht sich doch<br />
die nutzungskritische Grundeinstellung<br />
– Baum-ab-nein-danke – gerade in der Ju-<br />
gend immer breiter. Wenn Forstwirtschaft<br />
aber zunehmend in Misskredit käme, würde<br />
der Holzabsatz gebremst: Alles ist vernetzt;<br />
in einer vielschichtigen Gesellschaft muss<br />
man sich gut überlegen, in welche Richtung<br />
eigene Schüsse losgehen.<br />
Auf der Forststraße jedenfalls begegnen<br />
sich die verschiedenen Menschen, ihre verschiedenen<br />
Weltsichten und Ziele. Sie ist<br />
entscheidende Schnittstelle zwischen <strong>Forstbetrieb</strong><br />
und Öffentlichkeit. <strong>Der</strong> Betrieb auf<br />
der einen Seite braucht ein zur Holzabfuhr<br />
taugliches Straßennetz sowie in den Beständen<br />
das, was früher einmal Feinerschließung<br />
hieß. Waldbesucher, Spaziergänger,<br />
Wanderer und Radfahrer auf der andern<br />
Seite brauchen schöne Fuß- und Radwege.<br />
»Forststraße« – da liegt für viele schon ein<br />
Paradox an sich; ist doch Straße das Gegenteil<br />
von Natur. Grundsätzlich akzeptiert man<br />
zwar Waldwirtschaft ebenso wie die Jagd<br />
– sonst hätten die Förster ja nichts zu tun –,<br />
aber sie soll »pfleglich« sein.
Desillusionierend ist die Realität. Auf deutschen<br />
Waldwegen findet man zunehmend<br />
Spuren jener Technik, deren Eindringen in<br />
die Natur man von Fernsehberichten aus<br />
Brasilien oder dem Kongo kennt. Wenn<br />
Fahrspuren und Wasserpfützen die Wanderwege<br />
unbrauchbar machen, tiefe Gleise<br />
alle 20 Meter in die Bestände führen und<br />
herumliegende Holzreste ans Gemüt rühren,<br />
dann scheint es mit der erwünschten<br />
Pfleglichkeit deutscher Forstwirtschaft im<br />
Galopp bergab zu gehen. Entsprechend oft<br />
ist das Wegenetz Zielscheibe erboster Anrufe<br />
und Leserbriefe.<br />
Denn keinesfalls manifestieren sich die<br />
Zielkonflikte im Forst, wie manche Naturschützer<br />
glauben, an Nachhaltigkeit, Prozessschutz,<br />
Dauerwald oder natürlicher<br />
Waldgesellschaft. Das sind Schlagwörter, die<br />
man vielleicht aus Medienberichten kennt,<br />
aber draußen nicht wahrnimmt; ebenso wie<br />
kaum jemand weiß, was PEFC heißt. Das<br />
Nächstliegende ist nun mal der Weg, auf<br />
dem man sich »be-wegt«.<br />
Wenn die heimische Forstwirtschaft also<br />
ihr Image von Raubbau und Kongo abheben<br />
und Pfleglichkeit an den Tag legen will, sollte<br />
sie größeres Augenmerk auf die Waldwege<br />
richten. Das muss nicht übermäßig teuer<br />
sein. Im Gegenteil: Die hochgewölbte,<br />
reichlich gesplittete Forststraße, das Ideal<br />
der achtziger Jahre, war bei Spaziergängern<br />
und Radlern auch nicht sonderlich beliebt.<br />
Kein Mensch mit zwei gleich langen Beinen<br />
konnte darauf gemütlich wandern, und Radler<br />
landeten reihenweise im Graben. Wenn<br />
die »Pflege« mit dem Wegehobel dann dicke<br />
Brocken auf die vorher glatte Oberfläche<br />
kratzte, kam bisweilen die Volksseele in Wallung.<br />
(Natürlich wird dies nach wie vor notwendig<br />
sein, nicht jeder Zielkonflikt lässt sich<br />
vermeiden, aber ein gesundes Augenmaß ist<br />
bezüglich der Wege sehr vorteilhaft.)<br />
Ein »mittlerer Wegezustand«, nicht zu<br />
perfekt, aber auch nicht zerfahren, zerfurcht<br />
und überschwemmt, erscheint für<br />
die meisten Waldbesucher am besten geeignet.<br />
Natürlich ist hier zu differenzieren nach<br />
Radlern, Spaziergängern – in Stadtnähe<br />
auch mit Kinderwagen –, Walkern und Wanderern.<br />
Örtlich werden deshalb verschiedene<br />
Wegezustände notwendig sein. Doch<br />
wenn deutsche Forstwirtschaft vermitteln<br />
will, dass »der Wald in guten Händen« sei,<br />
ist dringend mehr Augenmerk auf die Wege<br />
geboten.<br />
n<br />
Text und Fotos von Wilhelm Stölb<br />
OPtiMaler fOrstbetrieb<br />
Juli | 2008 : proWALD 17
18<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des KWf<br />
15. kwF-tagung hat<br />
maßstäbe gesetzt
veranstaltung in Schmallenberg mit<br />
besucherrekord<br />
Als einen vollen Erfolg hat der Vorsitzende des<br />
Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik<br />
e. V. (KWF), Ministerialdirigent Peter Wenzel<br />
die 15. KWF-Tagung vom 4.-7. Juni 2008 in<br />
Schmallenberg (Hochsauerlandkreis) bezeichnet.<br />
43.000 Fach-Besucher an den vier<br />
Veranstaltungstagen hätten sogar die bereits<br />
hoch gesteckten Erwartungen noch übertroffen.<br />
Im Vergleich dazu waren bei der 14. KWF-<br />
Tagung im Jahr 2004 in Groß-Umstadt rd.<br />
35.000 Zuschauer zu verzeichnen gewesen.<br />
»Zusammen mit dem beeindruckenden Ausstellungsgelände,<br />
dem modernen Produktangebot,<br />
der internationalen Ausstrahlung,<br />
einer hochkarätigen Fachexkursion und<br />
einem ebensolchen Kongress sowie nicht zuletzt<br />
dem durchgängigen Sommerwetter hat<br />
die Veranstaltung in Schmallenberg Maßstäbe<br />
und für die Zukunft eine sehr hohe Messlatte<br />
gesetzt«, sagte Wenzel.<br />
Die 15. KWF-Tagung, die unter dem<br />
Motto »Holz heiß begehrt – eine Branche<br />
macht mobil« stattfand, sei damit auch<br />
ihrem Anspruch als europäische Leitmesse<br />
für die Branche gerecht geworden. Bei<br />
Veranstaltern, Ausstellern, Besuchern und<br />
Medienvertretern sei gleichermaßen eine<br />
sehr hohe Zufriedenheit festzustellen gewesen.<br />
»Als Prüfeinrichtung für die deutsche<br />
Forstwirtschaft sieht sich das KWF durch<br />
diesen Erfolg auch darin bestätigt, Anreize<br />
für technischen Fortschritt und Innovation<br />
zur Umsetzung einer umfassenden nachhaltigen<br />
Forstwirtschaft zu geben«, ergänzte die<br />
Geschäftsführerin des KWF, Dr. Ute Seeling,<br />
und dankte den mehr als 500 Ausstellern wie<br />
auch den KWF-Mitarbeitern und den vielen<br />
Helfern für ihren engagierten Großeinsatz<br />
während der vier Veranstaltungstage. In der<br />
erfolgreichen 15. KWF-Tagung und dem öffentlichen<br />
Interesse erkennt Seeling auch<br />
die gegenwärtige positive Stimmung für<br />
die Themenbereiche Wald und Holz wieder.<br />
Dies sei auch über das Interesse der Medien<br />
an der Veranstaltung belegt worden, über<br />
die rd. 80 akkreditierte Journalisten aus ganz<br />
Europa in Printmedien, Funk und Fernsehen<br />
berichteten.<br />
Das Konzept des KWF, die Branche in ihrer<br />
gesamten Bandbreite und ihrer Leistungsfähigkeit<br />
auch im Katastrophenfall wie »Kyrill«<br />
seiten Des KWf<br />
Information zum KWF:<br />
Als Prüfeinrichtung für die deutsche<br />
Forstwirtschaft ist das Kuratorium<br />
für Waldarbeit und Forsttechnik e. V.<br />
(KWF) in Groß-Umstadt gleichermaßen<br />
Kompetenzzentrum für Forsttechnik<br />
und Plattform für technische<br />
Weiterentwicklung und Sicherheit.<br />
Das KWF vergibt Prüfzeichen für<br />
qualitativ hochwertige, sichere und<br />
umweltverträgliche Maschinen und<br />
Gebrauchsgegenstände wie Arbeitskleidung<br />
für die Waldarbeit. 30 Mitarbeiter<br />
führen diese Aufgaben aus.<br />
Alle vier Jahre führt das KWF eine<br />
Leistungsschau (KWF-Tagung)<br />
durch, bei der die gesamte Bandbreite<br />
der Forsttechnik präsentiert<br />
wird. Näheres zur aktuellen KWF-Tagung<br />
wie verschiedene Pressemitteilungen<br />
und Fotomaterial finden Sie<br />
unter www.kwf-tagung.de<br />
darzustellen, sei aufgegangen. Um dies leisten<br />
zu können, sei nicht nur ein außerordentlicher<br />
Einsatz in der Vorbereitung, sondern<br />
seien auch entsprechende Dimensionen<br />
bei der Umsetzung notwendig gewesen. Die<br />
KWF-Geschäftsführerin würdigte die idealen<br />
Bedingungen auf dem über 100 Hektar großen<br />
Gelände, das von 50 Grund- und Waldbesitzern<br />
aus Schmallenberg zur Verfügung<br />
gestellt wurde. Besonders gut angenommen<br />
worden sei auch die Fachexkursion, bei der<br />
an 30 Exkursionspunkten komplette Verfahrensketten<br />
mit moderner Forsttechnik im<br />
Praxiseinsatz gezeigt und erläutert worden<br />
seien und an der rd. 6.600 Besucher teilnahmen.<br />
<strong>Der</strong>en Sicherheit hatte für das KWF einen<br />
hohen Stellenwert, und so galt auf dem<br />
Vorführungsgelände Helmpflicht. Nur rund<br />
1.000 Besucher mussten sich vor Ort einen<br />
neuen Schutzhelm zulegen, während der<br />
Großteil der Interessierten diesen mitgebracht<br />
hätte.<br />
<strong>Der</strong> Fachkongress mit Plenarveranstaltungen,<br />
Arbeitskreisen, Podiumsdiskussionen,<br />
Foren und Auszeichnungen setzte<br />
mit mehr als 2.200 Besuchern neue Maßstäbe,<br />
die zeigen, dass die KWF-Tagung als<br />
Informations-, Diskussions- und Weiterbildungsplattform<br />
eine hervorragende Rolle<br />
spielt. Auch kritische Töne waren dabei zu<br />
vernehmen. Die Forstunternehmer nutzten<br />
die Bühne im überfüllten Kongresszelt, um<br />
darauf aufmerksam zu machen, dass nicht<br />
alle Akteure der Forst-Holz-Kette am derzeitigen<br />
Boom gleichermaßen partizipieren.<br />
So setzen beispielsweise komplizierte,<br />
uneinheitlich gestaltete Verfahren zur Auftragsvergabe<br />
und ein zunehmend ruinöser<br />
Preiswettkampf die Forstunternehmer immer<br />
stärker unter Druck.<br />
»Nicht nur für die Branche, sondern<br />
auch für die Region Südwestfalen war<br />
die 15. KWF-Tagung eine wichtige Veranstaltung«,<br />
sagte Seeling. Dies sei auch an<br />
einer hervorragenden Resonanz aus der Region<br />
zu spüren gewesen. Insbesondere die<br />
Jugend lasse sich wieder für Themen rund<br />
um die Forstwirtschaft begeistern. So hätten<br />
Tausende von Kindern und Jugendlichen die<br />
Messe besucht, vor allem am Samstag, dem<br />
»Waldbauern- und Familientag«, sowie am<br />
Mittwoch, an dem die Schulklassen unterschiedlicher<br />
Jahrgangsstufen zum Thema<br />
»Karriere im Forst« angesprochen wurden<br />
– fast 50 Klassen haben dieses Angebot angenommen.<br />
Die Gemeinde teilte dem KWF<br />
mit, dass 4.100 Betten (mit durchschnittlich<br />
2-3 Übernachtungen) von Veranstalterseite<br />
und den Ausstellern mit direktem Hinweis<br />
»KWF-Tagung« gebucht worden seien. Rund<br />
um die Gesamtveranstaltung seien noch<br />
einmal doppelt so viele Übernachtungen zu<br />
verzeichnen gewesen!<br />
»Sinnbildlich steht die 15. KWF-Tagung<br />
damit auch für die Bedeutung von Wald<br />
und Holz als Wertschöpfungsfaktor und Arbeitgeber<br />
im ländlichen Raum«, bekräftigte<br />
Seeling und wagte einen Ausblick in die Zukunft.<br />
»Einen Gastgeber für die in vier Jahren<br />
stattfindende 16. KWF-Tagung gibt es zwar<br />
noch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass die<br />
beeindruckenden und spektakulären Bilder<br />
aus Schmallenberg gleichermaßen Motivation<br />
wie Herausforderung für die nächste<br />
Veranstaltung sein werden.«<br />
n<br />
PD Dr. Ute Seeling und Martin Bentele<br />
Foto: Mühlhausen/Landpixel<br />
Juli | 2008 : proWALD 19
20<br />
leistungsschau auf kyrills Spuren<br />
kwF-tagung in Schmallenberg<br />
Es war die mit Abstand größte KWF-Tagung,<br />
die es je gab: über 43.000 Besucher und<br />
annähernd 500 Aussteller auf der 15. KWF-<br />
Tagung in Schmallenberg. Teilweise wurden<br />
die Organisatoren regelrecht von den<br />
Besucherströmen überrannt, wenn sich die<br />
Kleinbusse kurzzeitig als zu klein erwiesen,<br />
um den Shuttle zu den Exkursionspunkten<br />
aufrechtzuerhalten. Doch nach kurzem<br />
Durchatmen funktionierte auch dieses wie<br />
alles auf der Tagung des KWF. Das Besondere:<br />
Man tagte mitten in den Folgen eines katastrophalen<br />
Sturmes im Forst. Was machbar<br />
ist, um mit Maschinen dem geworfenen<br />
Wald zu helfen, konnte vor Ort demonstriert<br />
werden, was zu tun ist, um den Wald der Zukunft<br />
sicherer zu machen, konnte man in<br />
Vorträgen und Diskussionen hören.<br />
Frau Dr. Seeling – viele Ihrer Besucher haben<br />
gemeint, das KWF konnte mal wieder perfekt<br />
demonstrieren, was es am besten kann: den<br />
Wissenstransfer.<br />
Wir hatten mit der Tagung vielfältige Möglichkeiten<br />
für einen Wissenstransfer. Zum<br />
einen: Wir moderieren quasi diesen Wissenstransfer,<br />
indem wir innerhalb der Forst-<br />
Holz-Kette die Plattform dazu bieten. Das<br />
funktioniert natürlich, wenn man so viele<br />
Gäste hat, hervorragend – zwischen den<br />
Herstellern, zwischen Herstellern und Anwendern,<br />
aber auch zwischen Fachleuten<br />
und der breiten Öffentlichkeit. Wir bieten<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des KWf<br />
dafür umfassende Möglichkeiten auf der<br />
Messe und den Exkursionen. Dazu kommt<br />
dann unser fachliches Vortragsprogramm.<br />
Und durch die Themen, die wir dabei setzen,<br />
haben wir die Möglichkeit, aktiv den<br />
Wissenstransfer zu gestalten. Man muss<br />
sich diese Arbeitskreise so vorstellen, dass<br />
sie etwa die Größe von Workshops haben, in<br />
denen ganz verschiedene Vertreter mit sehr<br />
unterschiedlichen Positionen zusammengeholt<br />
werden. Da geht es dann um Themen<br />
wie beispielsweise Sturmholzaufbereitung,<br />
Holzmobilisierung, aber auch die Trends<br />
in der Forsttechnik usw. Oder das Thema<br />
Energieholz, bei dem dann von Flächeneigentümern<br />
über Hersteller der Erntetechnologie<br />
und Abnehmer des Energieholzes<br />
die ganze Kette zu einem intensiven fachlichen<br />
Austausch zusammenkommt. Denn<br />
wir haben aus unserer eigenen Tätigkeit im<br />
Bereich der Technikprüfung den Überblick<br />
über das, was zurzeit am aktuellsten ist.<br />
Wenn wir ins Einzelne gehen: zunächst einmal<br />
die Ausstellung. Die einzelnen Stände<br />
waren umlagert, und wie zu hören war, gelegentlich<br />
durch die vielen nur fremdsprachlichen<br />
Besucher aus aller Welt auch überfordert.<br />
Aber was im Forst gebraucht wird an<br />
maschineller und technischer Ausrüstung,<br />
das gab es im Wesentlichen auch zu sehen?<br />
Das ist das Ziel, das wir mit einer solchen<br />
Ausstellung erreichen wollen. Und wir wollen<br />
natürlich auch die vielen ausländischen Gäste.<br />
Es kamen aus fast 20 Ländern Aussteller<br />
und aus sehr viel mehr Ländern Gäste – verständlich,<br />
dass da gelegentlich sprachliche<br />
Grenzen erreicht wurden. Wer da nicht gut<br />
Englisch spricht, mag Schwierigkeiten gehabt<br />
haben. Wir haben versucht, die Aussteller<br />
inhaltlich zu gruppieren. Wir verkaufen nicht<br />
einfach Fläche – sondern wir gruppieren<br />
nach einem fachlich fundierten Messekonzept.<br />
Und wer sich dann für Harvester oder<br />
Spalter usw. interessiert, der findet auch seine<br />
Informationen kompakt zusammen. Das<br />
macht eine so riesige Messe, wie wir sie bieten,<br />
transparent für die Besucher. Und das<br />
wissen auch die Hersteller.<br />
Es ging ja nicht nur um das Betrachten von<br />
Maschinen, die im Übrigen ja auch häufig<br />
vom KWF gestestet waren und das Prüfzeichen<br />
trugen, sondern die Leistung konnte in<br />
der Praxis angeschaut werden. Und da gab es<br />
im Vorfeld unsere ganz große Befürchtung,<br />
dass zu wenig Holz auf den geworfenen Flächen<br />
des Messegeländes stehen würde, sodass<br />
man also kaum noch die Bäume fallen<br />
sehen konnte, was sonst bei uns dazugehört.<br />
Aber dort, wo das Holz lag, hatten wir große<br />
Flächen, die auch keineswegs nur am Weg<br />
lagen, sondern auf denen die Maschinen<br />
auch entfernter von dem eigentlichen Besucherweg<br />
arbeiten konnten. Auf der Messe<br />
hatten wir eine Art Holzbrücken aufgebaut,<br />
von denen aus man in diese Sturmholzflä
interview mit ute Seeling<br />
chen hineinschauen konnte. Hier konnten<br />
nun die Hersteller der größten Maschinen<br />
am Stück zeigen, was sie zu leisten vermögen.<br />
Noch nie wurde so viel Holz auf einer<br />
Tagung gemacht wie in Schmallenberg, und<br />
die Maschinen konnten kontinuierlich am<br />
Stück brummen und folglich im Echteinsatz<br />
vorgeführt werden und nicht nur mal einen<br />
angezeichneten Baum zur Demonstration<br />
fällen und verarbeiten. Es gab dann sogar<br />
Besucher, die uns fragten: Wie lange habt ihr<br />
denn nach diesem idealen Demonstrationsgelände<br />
gesucht? Aber es war ja umgekehrt:<br />
Wir hatten das Gelände in Schmallenberg<br />
vorher, es ist uns durch den Sturm Kyrill nur<br />
geworfen worden.<br />
Das Gleiche gilt natürlich für die Exkursion,<br />
die in diesem Jahr so stark nachgefragt wurde,<br />
wie noch nie. Und hier war es vor allem<br />
die »Sturmarena«, in der die Besucher staunend<br />
den Überblick über eine Vielzahl von<br />
Verfahren genossen.<br />
Und schließlich: Vorträge über alle wesentlichen<br />
Themen, die zurzeit den Forst beschäftigen.<br />
Wo würden Sie den Schwerpunkt sehen?<br />
Schwerpunkt war natürlich alles, was um<br />
das Sturmholz herum zu vermitteln war.<br />
Allerdings merkten wir auch, dass diejenigen,<br />
die ihr Sturmholz daheim bereits aufgearbeitet<br />
hatten, sich sehr stark für die jetzt<br />
anstehenden Arbeiten interessierten, nach<br />
dem Motto: Wie sieht denn der Wald der<br />
seiten Des KWf<br />
Zukunft aus? Wie begründe ich den, welche<br />
Maschinen brauche ich, was ist zulässig,<br />
darf die Maschine auf der Fläche fahren?<br />
Welche Pflanzen nehme ich, Nacktwurzler<br />
oder im Topf? Das hat einen sehr großen Anklang<br />
gefunden. Und dann: Wie räume ich<br />
die Flächen? Und was sagt der Naturschutz<br />
dazu, wenn man dieses Material dann von<br />
der Fläche holt? Das ist ja alles Material, was<br />
heute durchaus marktgängig ist, und das<br />
Entfernen findet nicht immer den ungeteilten<br />
Beifall des Naturschutzes.<br />
Es ist die letzte Ausstellung, die ja in den<br />
Anfängen noch von Ihrem Vorgänger im<br />
Amt, Dr. Klaus Dummel, vorgeplant wurde.<br />
Das stimmt, noch unter der Leitung von<br />
Dr. Dummel hat das KWF-Team die Flächen<br />
ausgewählt, das Grobkonzept entworfen<br />
und auch die Flächenvorbereitung vorgenommen.<br />
Er hat insgesamt sechs KWF-Tagungen in seiner<br />
Amtszeit koordiniert. Nicht zuletzt dafür<br />
hat er bei der KWF-Mitgliederversammlung<br />
die Ehrenmitgliedschaft erhalten.<br />
Ich freue mich sehr, dass das KWF von so<br />
großer Konstanz geprägt ist, denn es gibt einige<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
Hauses, die bereits auch vier, fünf oder sogar<br />
sechs Tagungen mitgemacht haben! Diese<br />
Professionalität, die das gesamte KWF-Team<br />
gezeigt hat, war wirklich bemerkenswert<br />
und hat mich sehr beeindruckt!<br />
Wo sehen Sie die Schwerpunkte für die künftigen<br />
Planungen, gerade unter dem Aspekt<br />
Wissenstransfer? Nach der 15. Tagung kommt<br />
nun mal die 16. – in vier Jahren.<br />
Erst mal müssen wir uns das Feedback genau<br />
anschauen. Wir haben ganz umfangreiche<br />
Befragungen der Besucher und auch<br />
der Aussteller gemacht – all das muss erst<br />
mal ausgewertet werden und wird in eine<br />
umfassende Standortbestimmung münden.<br />
Und auf dieser Basis werden wir dann in den<br />
nächsten Monaten planen können. Aber so<br />
weit sind wir jetzt noch nicht. Dann muss<br />
zuerst entschieden werden, wo diese Tagung<br />
stattfinden kann, da sind jetzt die Länder gefragt,<br />
wer wohl Gastgeber sein möchte. Vor<br />
einem halben Jahr wird in dieser Frage keine<br />
Antwort möglich sein. Aber dass alle Fragen<br />
rund ums Energieholz und die Sortimentsgestaltung,<br />
vor allem aber auch Entwicklungen<br />
bei der Ernte von Laubholz eine große<br />
Rolle spielen werden, davon können Sie<br />
ausgehen. Und dann noch die Frage: Wohin<br />
wird die forsttechnische Entwicklung gehen?<br />
<strong>Der</strong> Bodenschutz wird in Zukunft sicher eine<br />
herausragende Rolle spielen. Ich vermute,<br />
dass auch dies einer der Schwerpunkte der<br />
kommenden Tagung werden könnte.<br />
n<br />
Die Fragen stellte Hannes Elster.<br />
Fotos: Mühlhausen/Landpixel<br />
Juli | 2008 : proWALD 21
22<br />
Mit seiner Prüfarbeit steht das KWF für Sicherheit<br />
und Umweltverträglichkeit, aber<br />
auch Gebrauchstauglichkeit von Forstmaschinen,<br />
-geräten und -zubehör. Sowohl<br />
die Maschinensicherheit als auch der Gebrauchswert<br />
sind wesentliche Kriterien für<br />
die in der Waldarbeit Beschäftigten. Die Prüfung<br />
beim KWF erfolgt auf der Basis einer<br />
freiwilligen Anmeldung durch die Hersteller,<br />
das Ergebnis ist für Anwender und Hersteller<br />
gleichermaßen aufschlussreich.<br />
Mit der Anmeldung ihrer Produkte zur<br />
KWF-Prüfung stellen sich die Hersteller<br />
einem unabhängigen Urteil Dritter. Gegen<br />
Bereitstellung des Prüfobjektes sowie bei<br />
Einsendung von umfangreichen Unterlagen<br />
und Entrichtung der Prüfgebühr befassen<br />
sich im KWF Ingenieure und Forstleute<br />
mit der Bauart bzw. Konstruktion und der<br />
Eignung der Produkte im praktischen Gebrauch.<br />
Dabei leisten die Mitarbeiter der<br />
KWF-Zentralstelle in Groß-Umstadt nur die<br />
Vorarbeit und stellen ihre Ergebnisse dann<br />
jeweils dem zuständigen Prüfausschuss vor.<br />
In den Prüfausschüssen entscheiden Fachleute<br />
aus der forstlichen Praxis darüber, ob<br />
eines der begehrten Prüfzeichen vergeben<br />
werden kann. Weil die Bewertung z. B. der<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des KWf<br />
Die prüfarbeit –<br />
kerngeschäft des kwF<br />
Forsttechnik unter der lupe und in der praxis<br />
forstlichen Maschinen, Geräte und des Zubehörs<br />
jeweils Spezialkenntnisse erfordert,<br />
gibt es beim KWF zu jedem der drei Bereiche<br />
einen eigenen Prüfausschuss, der zweimal<br />
im Jahr tagt. Die Besetzung der Ausschüsse<br />
erfolgt durch Bund und Länder. Die Basis<br />
für die Bewertung durch die Prüfausschüsse<br />
sind nationale und europäische Gesetze sowie<br />
ergänzende Prüfgrundlagen, die in den<br />
Ausschüssen verabschiedet wurden. Die<br />
Prüfausschüsse entscheiden aber nicht nur<br />
über die Vergabe der Prüfzeichen, sondern<br />
sie können vielmehr durch die Verabschiedung<br />
von Auflagen oder Empfehlungen entscheidend<br />
dazu beitragen, dass die Waldarbeit<br />
sicherer wird.<br />
Es gibt beim KWF verschiedene Prüfzeichen,<br />
die in unterschiedlichen Verfahren<br />
und auf einer unterschiedlicher Prüfbasis<br />
vergeben werden. Diese werden im Weiteren<br />
kurz vorgestellt.<br />
Was ist eine Baumusterprüfung?<br />
Bei der Maschinensicherheit geht es zunächst<br />
darum, die Einhaltung gesetzlicher<br />
Standards zu gewährleisten. Die maßgebliche<br />
europäische Gesetzgebung, die sogenannte<br />
Maschinenrichtlinie, schreibt vor,<br />
von Ute Seeling und Günther Weise, KWF<br />
dass bestimmte Produkte, wie z. B. Motorsägen<br />
oder Schnittschutzeinlagen in Hosen,<br />
Jacken und Schuhen, einer sogenannten<br />
Baumusterprüfung gemäß den gültigen Sicherheitsnormen<br />
unterzogen werden müssen.<br />
Dabei werden Beispiele, die exakt dem<br />
in Serie gefertigten Produkt entsprechen,<br />
einer Prüfung definierter Eigenschaften<br />
unterzogen. Entsprechend befähigte Institutionen<br />
sind bei der EU als Prüfstellen notifiziert<br />
und damit berechtigt, die Prüfungen<br />
durchzuführen. Das KWF ist als Mitglied der<br />
Deutschen Prüfstelle für Land- und Forsttechnik<br />
(DPLF) bei der EU als Baumusterprüfstelle<br />
für Motorsägen und Schnittschutz<br />
notifiziert. Es bietet damit für die Forsttechnik<br />
ein Angebot für Pflichtprüfungen, das<br />
in dieser Form in Deutschland einzigartig<br />
ist. Zum Zweck dieser Prüfungen unterhält<br />
das KWF spezielle Prüfstände zur Messung<br />
mehrerer Motorsägeneigenschaften wie<br />
z. B. der Kettenbremszeit. Zur Prüfung von<br />
Schnittschutzeinlagen besitzt das KWF zwei<br />
Schnittschutzprüfstände, auf denen Prüfmuster<br />
ihre Widerstandsfähigkeit gegen<br />
Sägeschnitte beweisen müssen. Grundlage<br />
aller dieser Prüfungen ist die europäische<br />
Gesetzgebung. Die Prüfverfahren sind in
Europäischen Normen (EN) niedergelegt.<br />
Weitere gesetzliche Forderungen bestehen<br />
bezüglich von Lärmemissionen (z. B. bei<br />
Motorsägen). Diese können im Labor des<br />
DPLF-Partners DLG gemessen werden.<br />
GS-Zeichen – ein Nachweis der Sicherheit!<br />
Das GS-Zeichen ist ein gesetzlich geschütztes<br />
deutsches Sicherheitszeichen. Es<br />
bescheinigt dem geprüften Produkt die Einhaltung<br />
relevanter Sicherheitsstandards der<br />
EU-Maschinenrichtlinie und der mitgeltenden<br />
Normen. Gerade für den Verbraucher ist<br />
der Nachweis der Sicherheit vielfach kaufentscheidend,<br />
und mit dem GS-Zeichen ist<br />
ein bislang einmaliges System aufgebaut<br />
worden, um ihm hier Gewissheit zu geben.<br />
Das KWF ist im Rahmen der DPLF akkreditiert,<br />
Sicherheitsprüfungen zur Erlangung<br />
des GS-Zeichens für Geräte und Maschinen,<br />
die unter die EU-Maschinenrichtlinie fallen,<br />
durchzuführen. Grundlage sind in diesem<br />
Fall ebenfalls europäische, zum Teil auch<br />
nationale Normen.<br />
Durch die Zentralstelle der Länder für<br />
Sicherheit (ZLS; www.zls-muenchen.de) ist<br />
das KWF zur Vergabe des GS-Zeichens akkreditiert.<br />
Das GS-Zeichen wird vor allem<br />
für handgeführte Werkzeuge und kleinere<br />
Maschinen vergeben, von denen eine besonders<br />
hohe Gefährdung ausgeht und die<br />
auch von weniger geschulten Benutzern<br />
häufig eingesetzt werden, wie z. B. Motorsägen,<br />
Freischneider, Holzspalter, Erdbohrgeräte<br />
oder Anbauseilwinden, aber auch ganze<br />
Forstschlepper haben dieses Sicherheitssiegel<br />
schon erhalten.<br />
Prüfungen des KWF im europäischen<br />
Verbund<br />
Da es im internationalen Bereich bislang<br />
noch kein gesetzlich geschütztes und durch<br />
neutrale Stellen geprüftes Sicherheitszei-<br />
seiten Des KWf<br />
chen gibt (bei der bekannten CE-Kennzeichnung<br />
handelt es sich um eine Selbstzertifizierung<br />
des Herstellers), arbeitet das KWF<br />
im EuroTest-Verbund mit anderen europäischen<br />
Prüfstellen zusammen. Diese haben<br />
ein eigenes europäisches Sicherheitszeichen<br />
geschaffen, um den Herstellern die Möglichkeit<br />
zu geben, die Sicherheit ihrer Produkte<br />
von unabhängigen Stellen prüfen zu lassen<br />
und dies durch das EuroTest-Zeichen auch<br />
nach außen kenntlich zu machen. Als Mitglied<br />
des Verbundes kann das KWF das EuroTest-Zeichen<br />
für ausgewählte Produkte<br />
vergeben, wenn diese die relevanten europäischen<br />
Sicherheitsnormen erfüllen.<br />
Außerdem hat das KWF mit mehreren<br />
europäischen Partnereinrichtungen auch<br />
bilaterale Vereinbarungen über einheitliche<br />
Vorgehensweisen bei der Prüfung von Forsttechnik<br />
geschlossen.<br />
Die Prüfungen in der Praxis – der sogenannte<br />
Gebrauchswert!<br />
Die Gebrauchswertprüfungen des KWF und<br />
das damit verbundene Gebrauchswertzeichen,<br />
die FPA-Eichel, stellen die bekanntesten<br />
Prüfleistungen dar. Die Gebrauchswertprüfung<br />
ist eine umfassende Wertung der<br />
Prüfmaschinen hinsichtlich ihrer Einsatztauglichkeit<br />
und Leistungsfähigkeit. Die Prüfung<br />
ist freiwillig, jedoch sind ca. 75 % aller in<br />
Deutschland verkauften Kranvollernter und<br />
ca. 60 % der verkauften Forwarder KWF-geprüft,<br />
was die Bedeutung dieser Prüfung für<br />
die Praxis unterstreicht. Die Prüfung umfasst<br />
eine technische Dokumentation, technische<br />
Messungen wie Masse, Abmessungen, Hub-<br />
und Zugkräfte. Die Werte gehen in spezielle,<br />
vom KWF entwickelte Kennwerte ein wie<br />
z. B. die Lastverteilung, die Geländegängigkeit,<br />
den Bodenbelastungskennwert oder<br />
die Güte des Vermessungssystems. Wichtige<br />
praxisrelevante Baugruppen wie die Kabine,<br />
Bedienelemente, Stauräume, das Ver-<br />
messungssystem, Beleuchtung etc. werden<br />
durch die erfahrenen Prüfer des KWF neben<br />
der Prüfung auf Einhaltung der gesetzlichen<br />
Normen auch gutachtlich bewertet. Um Praxiserfahrungen<br />
in die Prüfung mit einzubringen,<br />
erhalten vom Prüfanmelder benannte<br />
Anwender Fragebogen und Einsatztagebücher,<br />
in denen sie ihre Arbeitsleistungen und<br />
Erfahrungen mit der Maschine festhalten.<br />
Diese Leistungsdaten werden ergänzt durch<br />
Aufnahmen bei Einsätzen in der forstlichen<br />
Praxis. Auch Lärm- und Vibrationsbelastung<br />
des Fahrers werden hierbei gemessen. Es<br />
sind die forstlichen Maschinenstützpunkte,<br />
vor allem aber die forstlichen Dienstleistungsunternehmen,<br />
die das KWF durch ihre<br />
praktische Arbeit bei diesem Teil der Prüfung<br />
entscheidend unterstützen.<br />
Wesentliches Ergebnis der Gebrauchswertprüfung<br />
ist im Falle der Forstmaschinen<br />
die Festlegung des <strong>optimale</strong>n Einsatzschwerpunktes<br />
und Einsatzbereiches.<br />
Aber auch handgeführte Geräte und die<br />
persönliche Schutzausrüstung werden auf<br />
ihren Gebrauchswert hin geprüft. Hier sind<br />
es im nationalen und auch im europäischen<br />
Umfeld vor allem die forstlichen Bildungszentren<br />
und die Waldarbeitsschulen, die<br />
dem KWF die ausschlaggebenden Informationen<br />
für die Bewertung in den Ausschüssen<br />
liefern.<br />
Die Prüfung liefert Anwendern und Herstellern<br />
Aussagen einer unparteiischen Stelle<br />
zu den Eigenschaften und Leistungen der<br />
Produkte. Auf dieser Basis können Anwender<br />
Vergleiche unterschiedlicher Maschinen<br />
vornehmen.<br />
<strong>Der</strong> KWF-Test – das jüngste Produkt<br />
des KWF<br />
Neben der umfassenden Gebrauchswertprüfung<br />
führt das KWF seit einiger Zeit<br />
auch sogenannte KWF-Tests durch. Hierbei<br />
werden Produkte gezielt auf ausgewählte<br />
Juli | 2008 : proWALD 23
24<br />
Fortsetzung von Seite 19<br />
Eigenschaften hin geprüft, deren Überprüfung<br />
vom Anmelder beantragt wird<br />
oder die im Dialog zwischen Prüfanmelder<br />
und Prüfstelle festgelegt werden.<br />
Dabei handelte es sich bisher entweder<br />
um Produkte, die nicht für den professionellen<br />
Einsatz in der Forstwirtschaft<br />
gedacht sind, die nur in Einzelstücken<br />
gefertigt werden, oder solche, für die es<br />
bisher keine gesetzliche Basis bzw. keine<br />
umfangreichen Prüfgrundlagen gab.<br />
Das KWF besitzt damit die Möglichkeit,<br />
fallweise rasch und kundennah am Prüfmarkt<br />
zu agieren und den Prüfanmeldern<br />
und Anwendern die Informationen<br />
bereitzustellen, die diese fordern.<br />
Beispiele erfolgreich abgeschlossener<br />
Tests sind Brennholzspalter, Sägen für<br />
die bäuerliche Waldwirtschaft, Notrufsysteme<br />
oder Reifendruckregelanlagen.<br />
Das KWF als Dienstleister<br />
Mit seiner Prüfarbeit bietet das KWF<br />
allen Akteuren in der Forst-Holz-Kette<br />
ein umfassendes und deutschlandweit<br />
einmaliges Dienstleistungsangebot<br />
zur Prüfung ihrer Produkte in Pflicht<br />
und Kür an. Von der notifizierten Stelle<br />
DPLF kann beinahe jede im Rahmen der<br />
Forstmaschinenherstellung erforderliche<br />
Pflichtprüfung geleistet werden.<br />
Daneben erlauben es die freiwilligen<br />
Gebrauchswert- und Testprüfungen,<br />
Herstellern die Wertigkeit ihrer Produkte<br />
von einer unabhängigen Stelle zertifizieren<br />
zu lassen. Mit den Prüfergebnissen<br />
stellt das KWF allen Interessierten<br />
kostenfrei einen Schatz wertvoller Daten<br />
und Informationen zur Verfügung,<br />
den Käufer, Entwickler, Forscher und<br />
die interessierte Öffentlichkeit laufend<br />
nachfragen.<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des KWf<br />
KWF-Tagungen werden international<br />
wahrgenommen. So kamen auch<br />
diesmal wieder aus allen Erdteilen Besucher<br />
nach Schmallenberg. Welche<br />
Dimensionen diese ausländischen Besucher<br />
der KWF-Tagung angenommen<br />
haben, lässt sich gut am Beispiel unseres<br />
Nachbarlandes Polen erläutern.<br />
Als eines der wichtigsten europäischen<br />
Partnerländer war bei der diesjährigen<br />
KWF-Tagung der Nachbarstaat Polen mit<br />
nahezu 600 Tagungsteilnehmern vertreten.<br />
Die sieben polnischen Aussteller zeigten eine<br />
breite Palette von der »Gesellschaft der<br />
Waldfreunde« bis zum größten polnischen<br />
Forstmaschinenhersteller. Die polnische<br />
Partnerprüfstelle ORWLP (Osrodek Rozwojowo-Wdrozeniowy<br />
Lasów Panstwowych<br />
w Bedoniu) präsentierte sich ebenfalls mit<br />
einem Stand auf dem Messegelände.<br />
ORWLP ist die forsttechnische Prüfstelle<br />
der polnischen Staatsforstverwaltung. Sie<br />
führt Eignungs- und Gebrauchstests durch,<br />
stellt Gutachten aus und schreibt Empfehlungen.<br />
Des Weiteren organisiert ORWLP<br />
Schulungen, erstellt naturwissenschaftliche<br />
Lehrfilme und verwaltet die staatliche Forstsamenbank.<br />
Seit der Interforst 2006 arbeitet das<br />
KWF mit der polnischen Prüfstelle intensiv<br />
zusammen. Die Kooperation umfasst die<br />
Vergabe eines gemeinschaftlichen Prüfzeichens<br />
beider Prüfstellen auf der Grundlage<br />
gemeinsamer Prüfkriterien.<br />
polnische<br />
erfahrungen in<br />
Schmallenberg<br />
»Das große Interesse an internationalen<br />
Forsttechnikmessen, wie z. B. die Ligna+<br />
und die Interforst in Deutschland, die Austrofoma<br />
in Österreich, die Elmia Wood in<br />
Schweden, die Silva Regina in Tschechien<br />
und die Metko in Finnland, gab es in der<br />
polnischen Staatsforstverwaltung eigentlich<br />
schon immer. Die Ideen und Erfahrungen,<br />
die wir auf den Messen sammeln,<br />
stellen für uns eine wertvolle Anregung für<br />
die eigene Entwicklung dar. Aufgrund dieser<br />
Eindrücke ergab sich häufig ein nicht abreißender<br />
Gedankenaustausch über neue Lösungen<br />
für eigene technische Probleme und<br />
Konstruktionsfehler oder Versuchsentwürfe,<br />
das Gesehene bei uns in Polen umzusetzen.<br />
Messebesuche sind für uns also anerkanntermaßen<br />
wichtig.<br />
Auch die Vorbereitungen zur 15. KWF-<br />
Tagung verfolgten wir mit großem Interesse.<br />
Womit werden die Veranstalter uns dieses<br />
Mal überraschen? Was bietet die breite Palette<br />
der Aussteller? Und nicht zuletzt: Wie<br />
wird das Wetter?<br />
Wichtig ist für uns immer, sich richtig<br />
auf die Messe vorzubereiten. Und damit<br />
hatten wir auch sogleich das erste Problem:<br />
die Kommunikation in der deutschen Sprache.<br />
Die meisten meiner Kollegen spre
chen leider kein Deutsch. Wie kann die<br />
Messe für uns erfolgreich ausfallen, wenn<br />
das Gespräch mit dem Verkäufer, Konstrukteur<br />
oder Produzenten sich wegen der<br />
Sprachhürden als zu kompliziert erweist?<br />
Wird die englische Sprache in diesem Falle<br />
ausreichen? Werden unsere bisherigen Erfahrungen<br />
und unser Wissen ausreichen,<br />
um die technologischen Neueinführungen<br />
richtig zu verstehen?<br />
Das zweite Hindernis war die Entfernung.<br />
Eine lange und durchaus anstrengende<br />
Reise – zweimal 1.000 km – stand uns<br />
bevor. Einige meiner Kollegen haben sich<br />
Wochen, ja schon Monate zuvor darauf vorbereitet.<br />
Bereits der erste Kontakt mit den hilfsbereiten<br />
Messeleitern vom KWF hat unsere<br />
Befürchtungen zerstreut – die KWF-Tagung<br />
ist schließlich eine internationale, weltweit<br />
anerkannte Messe! Wir stellten während<br />
der Tagung auch fest, dass die Förster und<br />
Waldarbeiter aus aller Welt sehr ähnlich<br />
gestrickt sind, ähnlich denken und einfach<br />
dieselbe Sprache sprechen, begründet auf<br />
dem gemeinsamen naturwissenschaftlichen<br />
Wissen und forsttechnischen Verständnis.<br />
Wir haben uns gut verstanden<br />
und verständlich machen können. Es ergaben<br />
sich sogar einige Male sehr informationsreiche<br />
Gespräche mit unseren<br />
Kunden, bei denen wir, ohne die genauen<br />
Fachbegriffe zu wissen, intensiv über konkrete<br />
forsttechnische Probleme und deren<br />
Auswirkungen diskutierten.<br />
seiten Des KWf<br />
Die 15. kwF-tagung:<br />
eine internationale Forstmesse<br />
Meiner Meinung nach war der Ansatz,<br />
auf dem »Post-Naturkatastrophengelände«<br />
die Tagung zu organisieren, ein absoluter<br />
Volltreffer. Eine solche Ausstellung ist sehr<br />
beeindruckend, zeitgemäß und nützlich. Wir<br />
vom ORWLP und der polnischen Staatsforstverwaltung<br />
sind uns bewusst, dass ein hoher<br />
Mechanisierungsgrad in der Forstwirtschaft<br />
absolut notwendig und deshalb auch unvermeidbar<br />
ist. Unserer Ansicht nach braucht<br />
der Ausbau der Mechanisierung deshalb<br />
auch keine Rechtfertigung, sondern ist Ausdruck<br />
des Zeitgeistes und des Fortschritts.<br />
Obwohl wir über eigene Verfahren und<br />
Techniken zur Kalamitätsbewältigung verfügen,<br />
sind die Erfahrungen anderer Forstverwaltungen<br />
samt ihrer Technologien für<br />
uns sehr wichtig, und deshalb werden wir<br />
diese Erfahrungen in unserer künftigen Arbeit<br />
bestimmt auch nutzen und umsetzen.<br />
Die große Zahl der Aussteller und Besucher<br />
hat uns positiv überrascht. Die Beteiligung<br />
von knapp 600 polnischen Förstern an<br />
einer internationalen Forstmesse ist dabei<br />
eine Art Rekord. Unter den Besuchern waren<br />
auch prominente Gäste wie der Staatssekretär<br />
(Vizeminister) des polnischen Umweltministeriums<br />
Herr Janusz Zaleski oder der<br />
Direktor der polnischen Staatsforsten Herr<br />
Marian Pigan.<br />
Das polnische Forstwesen unterscheidet<br />
sich von den skandinavischen und anderen<br />
europäischen Ländern sehr durch seine Philosophie<br />
und seine Verwaltung. Doch sind<br />
viele der eingesetzten Technologien ähnlich<br />
oder sogar gleich. Forstmessen zu besuchen,<br />
bedeutet für uns daher nicht nur, die neusten<br />
Hightech-Lösungen zu erfahren, sondern<br />
auch, die Vielfältigkeit und Offenheit<br />
unserer Branche zu erleben.<br />
Für mich persönlich war die Möglichkeit,<br />
die neueste und modernste Technologie in<br />
der Branche erleben zu dürfen, eine tolle Erfahrung.<br />
Allerdings auch ein anstrengendes<br />
Unternehmen für nur einen einzigen Tag.<br />
Weitere unvergessliche Erinnerungen<br />
zu tanken, neue Bekanntschaften zu finden<br />
und Erfahrungen zu machen, dazu neue<br />
Handelsbeziehungen aufzunehmen – dafür<br />
ist die KWF-Tagung da. Dann lohnt es sich,<br />
die Strapazen während der 10-stündigen<br />
Autofahrt auf sich zunehmen. Wir warten<br />
jetzt schon mit Spannung auf die 16. KWF-<br />
Tagung 2012!«<br />
n<br />
Texte von Rafal Selwakowski, ORWLP<br />
Barbara Witt, KWF<br />
Fotos diese und vorherige Doppelseite:<br />
Mühlhausen/Landpixel und<br />
Dr. Stefan Peters<br />
Juli | 2008 : proWALD 25
innovative<br />
Forsttechnik in<br />
Schmallenberg<br />
ausgezeichnet<br />
Rückenwind für den technologischen Fortschritt<br />
lieferte der KWF-Vorsitzende Peter<br />
Wenzel, als er am 5. Juni anlässlich der<br />
15. KWF-Tagung im Kongresszelt auf dem<br />
Messegelände insgesamt neun taufrische<br />
forsttechnische Entwicklungen aus drei<br />
Produktbereichen mit Preisen ehrte. Die<br />
Preisträger erhielten Medaille und Urkunde<br />
erstmals aus den Händen von MdB Georg<br />
Schirmbeck, Präsident des Deutschen<br />
Forstwirtschaftsrates (DFWR) und damit<br />
politischer Spitzenvertreter der Forstwirtschaft<br />
in Berlin.<br />
Kein Verlust beim Spülen<br />
Fünf Preise vergab das KWF im Produktbereich<br />
Holzernte und Holzbringung: Für<br />
die Firma Dolmar, Hamburg, freute sich<br />
Geschäftsführer Rainer Bergfeld persönlich<br />
über die Auszeichnung für die Motorsäge<br />
PS-500 V. Diese erste serienreife<br />
Motorsäge im Semiprofibereich (mit<br />
Ventil-gesteuertem Hochleistungs-Viertaktmotor)<br />
arbeitet ohne Spülverluste.<br />
Das für Motorsägen innovative Motorenkonzept<br />
reduziert deutlich den Ausstoß<br />
an schädlichen Abgasen, der somit weit<br />
unter den geltenden Abgasgrenzwerten<br />
liegt. So betrage der Ausstoß an Abgasen<br />
26 proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des KWf<br />
bahnbrechende neuigkeiten<br />
lediglich noch rund ein Fünftel der bisher<br />
üblichen Werte, beteuerte Rainer Ehley<br />
am Dolmar-Messestand. Er berichtete<br />
von teils erstaunten, teils kritischen Reaktionen<br />
auf die neue Säge. »Das es so etwas<br />
gibt!« oder »Interessant – aber wird sich<br />
die Vierventiltechnik am Markt durchsetzen?«,<br />
lauteten zahlreiche Kommentare.<br />
Die Technologie ist nach Ansicht von Dolmar<br />
Bedingung, um die geforderten Abgaswerte<br />
zu erreichen. Die PS 500-V wird<br />
daher intern durchaus als ein Technologieträger<br />
verstanden. »Einen (Verkaufs)<br />
Preis für die PS 500-V gibt´s noch nicht«,<br />
sagte der Hamburger, »darüber wird noch<br />
in der Vertriebsabteilung nachgedacht.«<br />
Franz Hochleitner, Chef des gleichnamigen<br />
Unternehmens mit Sitz in Bodman,<br />
nahm die Auszeichnung für seine Konstant-Zugwinde<br />
persönlich entgegen. Diese<br />
innovative Winde für die Starkholzrückung<br />
im Bodenzug arbeitet mit großen Seillängen.<br />
Die Führung des Seils über zwei Keilnutscheiben<br />
sorgt für konstante Zugkraft,<br />
damit die Seiltrommel entlastet wird und<br />
Seilquetschungen vermieden werden.<br />
Konrad Forsttechnik aus Preitenegg/<br />
AT entwickelte einen gleichnamigen Bodenlaufwagen.<br />
Mit zwei Rückewinden<br />
zum Beizug an einem Doppelseil geführt<br />
und von einem eigenen Dieselaggregat<br />
über Seilantriebsscheiben hydrostatisch<br />
angetrieben, bietet er nach Angaben des<br />
KWF ein ebenso innovatives wie einfaches<br />
Konzept für die schonende Rückung in<br />
herausforderndem Gelände an.<br />
Ernst Zwick von der S + R Maschinenbau<br />
aus Marktoberdorf erhielt »seine« Innovationsmedaille<br />
für die Universalsteck-<br />
Anbauwinde für Kompaktschlepper (Foto<br />
ganz rechts). Diese Rückeseilwinde verfügt<br />
über eine hydraulisch verstellbare<br />
Bergstütze – der Anbau erfolgt über eine<br />
Aufnahmeplatte in der Anhängeschiene<br />
und führt zu einem festen Verbund mit<br />
dem Schlepper. <strong>Der</strong> Antrieb erfolgt über<br />
eine direkte Verbindung zum Zapfwellenstummel<br />
des Schleppers. Die Winde<br />
ist schnell wechselbar und kompatibel<br />
zu allen gängigen Schleppern. Im Interview<br />
auf dem S + R-Messestand erläuterte<br />
Zwick die Vorteil der Winde aus seiner<br />
Sicht: Diese sei kostengünstig und verursache<br />
lediglich geringe Anbaukosten, da<br />
an vielen Schleppern »nichts verändert<br />
werden muss«. Erwebe der Kunde einen<br />
neuen Schlepper, passe die Winde in den<br />
meisten Fällen auch hier.<br />
<strong>Der</strong> Anbau erfolgt über eine 3-Punkt-<br />
Winde, ein elastisches Kupplungsstück<br />
verbindet sich automatisch mit dem<br />
Schlepper. Die Zeit für das Abrüsten gab<br />
der Leiter der Konstruktionsabteilung<br />
mit rund fünf Minuten an. Die Kunden<br />
scheinen gut auf das neue Konzept anzusprechen:<br />
Das Messe-Exemplar sei bereits<br />
verkauft und die Resonanz auf die Winde<br />
sei im Jahr 2008 »sehr gut«. Zwick rechnet<br />
nach der Messe mit »einigen Aufträgen«.<br />
Die Grube KG, Bispingen, freute<br />
sich über eine Ehrung der Stammpresse<br />
LT WVS mit dehnungsarmem Gurtband.
Diese frische Konzeption einer robusten<br />
Stammpresse in Leichtbauweise besticht<br />
nach Angaben des KWF durch ein selbstsperrendes<br />
Schneckengetriebe, welches<br />
im Vergleich zu anderen Produkten ein<br />
kontinuierliches, ruckfreies Spannen und<br />
Lösen der Stammpresse ermöglicht (2. Foto<br />
v. links).<br />
Schutz vor Sonne und Säge<br />
Die Aearo Technologie, Starzach, entwickelte<br />
den Schutzhelm G3000 Solaris:<br />
Die Helmschale verfügt über ein integriertes<br />
UV-Dosimeter. Während mechanische<br />
und chemische Schäden an der<br />
Helmschale mit bloßem Auge erkennbar<br />
sind, konnten bisher die Auswirkungen<br />
durch UV-Licht nur abgeschätzt werden.<br />
Dieser UV-Indikator macht die Belastung<br />
durch Sonnenlicht und damit die Alterung<br />
des Helmes für den Anwender sichtbar<br />
(Foto ganz links).<br />
Mit dem ForestShield 6-Lagen Schnittschutz<br />
FS6X gab es bereits die zweite<br />
Auszeichnung für die Grube KG. Diese<br />
Schnittschutzeinlage für Waldarbeiter-<br />
Schnittschutzhosen erreicht besondere<br />
Elastizität und Durchtrennsicherheit<br />
durch das wellenförmige Einlegen der<br />
Sicherheitsfasern. <strong>Der</strong> Träger profitiert<br />
zudem von geringem Gewicht und damit<br />
verbessertem Tragekomfort. Thorsten Milkereit<br />
sagte dazu am Grube-Messestand:<br />
»Bisher gab es nur Schnittschutzkleidung<br />
mit flexibler, äußerer Schicht – die innere,<br />
eigentliche Schutzschicht zeigte sich<br />
seiten Des KWf<br />
mit preisen geehrt<br />
meist wenig elastisch. Auf dieses Produkt<br />
haben die Kunden gewartet, die Schnittschutzhose<br />
trägt sich wie eine Jogginghose.«<br />
(2. Foto v. rechts)<br />
Wohlige Wärme<br />
Im Produktbereich Bioenergie gingen die<br />
Preise an die HDG Bavaria, Massing, für die<br />
Hackschnitzel-, Späne- und Pellet-Heizanlage<br />
HDG Compact 25. Bei diesem automatischen<br />
Zentralheizungskessel (25 kW) für<br />
Hackschnitzel, Späne und Pellets sorgen<br />
Lambdasonde, Abgas-Temperaturfühler,<br />
zusätzlicher Brennraum-Temperaturfühler<br />
sowie die innovative Leistungs- und<br />
Verbrennungsregelung für saubere und<br />
effiziente Nutzung des Brennstoffs. Die<br />
Feinstaub-Emissionen erfüllen die verschärften<br />
Grenzwerte der Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />
Stufe 1.<br />
<strong>Der</strong> Biokompakt ECO 50 aus dem<br />
Hause Biokompakt Heiztechnik, Waldhausen/AT,<br />
ein automatischer Zentralheizungskessel<br />
(50 kW) für Hackschnitzel,<br />
Pellets sowie weitere feste Bioenergieträger<br />
ermöglicht über die Gestaltung der<br />
Brennkammer sowie die Leistungs- und<br />
Verbrennungsregelung hohe Wirkungsgrade<br />
sowie niedrige Emissionen. Die<br />
Feinstaub-Emissionen entsprechen den<br />
verschärften Grenzwerten der Bundes-<br />
Immissionsschutzverordnung Stufe 1.<br />
(Foto Mitte)<br />
n<br />
Text und Fotos<br />
von Dr. Stefan Peters<br />
Mit der KWF-Innovationsmedaille<br />
ausgezeichnet werden seit 2000 solche<br />
Entwicklungen, bei denen sich<br />
die Funktion entscheidend verbessert<br />
hat und durch deren Einsatz<br />
ein neues Verfahren ermöglicht oder<br />
ein bewährtes Verfahren wesentlich<br />
verbessert wird. Für die Auswahl<br />
entscheidend sind die zu erwartenden<br />
positiven Auswirkungen auf<br />
Gebrauchswert, Betriebswirtschaft,<br />
Arbeitsschutz sowie Energiesituation.<br />
Im Vorfeld reichten Aussteller<br />
der diesjährigen KWF-Tagung insgesamt<br />
97 Produkte mit Schwerpunkt<br />
Holzernte ein – 53 von ihnen bestanden<br />
die erste Hürde des Auswahlverfahrens<br />
durch die neunköpfige, vom<br />
KWF berufene, unabhängige Jury.<br />
Juli | 2008 : proWALD 27
28<br />
naturschutz gegen Forst<br />
(eigener Bericht) Am 7. Mai 2008 trafen sich in Mainz die Umweltminister der Bundesländer<br />
zu einer Sonderkonferenz über Biodiversität im Vorfeld der Vertragsstaatenkonferenz<br />
(CBD), die Mitte Mai in Bonn stattfand. Im Vorfeld dieser Konferenz wurden die Umweltverbände<br />
und die drei Forstverbände DFWR (<strong>Deutscher</strong> Forstwirtschaftsrat), DFV (<strong>Deutscher</strong><br />
<strong>Forstverein</strong>), ANW (Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft) gebeten, den<br />
Umweltministern ihre Standpunkte zur Biodiversität in einer öffentlichen Veranstaltung<br />
im kurfürstlichen Schloss Mainz darzulegen. Zu diesem Zweck verständigten sich die drei<br />
genannten Forstverbände auf eine gemeinsame Linie und einen gemeinsamen Vortrag. Die<br />
Forstwirtschaft sprach also, wie oftmals vergeblich gefordert, mit einer Stimme, derjenigen<br />
des Präsidenten des DFWR, MdB Georg Schirmbeck, und formulierte dazu<br />
entsprechende Forderungen an die Konferenz (siehe Seite 30)<br />
.<br />
Im internen Teil der Umweltministerkonferenz wurde<br />
eine Erklärung zur biologischen Vielfalt vom 7. Mai<br />
2008 beschlossen, deren wesentlicher Inhalt die Unterstützung<br />
des Beschlusses des Bundeskabinetts<br />
vom 7.11.2007 zur nationalen Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt darstellt (siehe dazu auch<br />
den Bericht in proWALD vom Januar 08). Die<br />
deutsche Forstwirtschaft ist durch diesen<br />
Beschluss insoweit besonders betroffen, als<br />
die nationale Strategie zur biologischen<br />
Vielfalt Forderungen erhebt, die die Interessen<br />
der Forstwirtschaft entscheidend<br />
tangieren, zum Beispiel,<br />
• dass bis 2020 der Flächenanteil<br />
von Wäldern mit natürlicher Waldentwicklung<br />
5 % der Waldfläche betragen<br />
soll (Prozessschutz),<br />
• dass vermehrt standortheimische<br />
Baumarten verwendet werden und<br />
dass der Anteil nicht standortheimischer<br />
Baumarten sich kontinuierlich<br />
reduziert sowie<br />
• dass historische Waldnutzungsformen<br />
wie Mittel-, Nieder- und<br />
Hutewald weitergeführt und nach<br />
Möglichkeit ausgebaut werden.<br />
Ferner beinhaltet der Beschluss,<br />
• dass aus ökologischer Sicht besonders<br />
wertvolle alte Wälder (Bäume älter<br />
als 180 Jahre) mit einem Anteil von<br />
mindestens 2 % an der Waldfläche zu<br />
erhalten sind.<br />
Zudem wird eine klarere Fassung der<br />
»Grundsätze einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung«<br />
(ordnungsgemäße<br />
Forstwirtschaft, gute forstliche Praxis) im<br />
Gesetz bis 2010 angestrebt,<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
natursChutZ<br />
zitate aus der<br />
anhörung<br />
Umweltministerin Margit Conrad, Rheinland-Pfalz:<br />
»Ergebnis der zweiten Bundeswaldagentur<br />
zeigt die Fortschritte bei der<br />
ökologischen Bewirtschaftung der Wälder.«<br />
»Größte Herausforderung weltweit ist, den<br />
Hunger bekämpfen, die Biodiversität erhalten<br />
und der Klimaschutz.«<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:<br />
»Das Artensterben nimmt weiter zu, heute<br />
1.000-fach mehr, als es von Natur aus der<br />
Fall wäre.«<br />
»Wen wir brauchen bei der Umsetzung der<br />
Umweltziele, sind die Finanzminister, die<br />
Wirtschaft, die Kommunalpolitiker.«<br />
»Wir brauchen einen wirtschaftlichen Interessenausgleich<br />
zum Beispiel beim Stopp<br />
der Waldzerstörung in den Tropen. Wir brauchen<br />
ein Ende der Biopiraterie, das heißt, der<br />
Nutzung der genetischen Ressourcen des<br />
Regenwaldes durch die Industrieländer.«<br />
»Die EU ist der einzige Konferenzpartner,<br />
der in die Verhandlungen mehr einbringt als<br />
die Summe ihrer Einzelinteressen. Europa<br />
ist daher eine grüne Europaunion.«<br />
»Naturerhalt und Biodiversitätserhalt sollten<br />
das Betriebshandbuch unserer Erde sein.«<br />
Generaldirektor der Generaldirektion Umwelt<br />
der EU Mogens Peter Carl: »Ohne Stopp<br />
des Artenverlustes riskieren wir unseren<br />
Wohlstand.«<br />
»Die Biodiversitätserhaltung verdient die<br />
gleiche Beachtung wie der Klimawandel.«<br />
»90 % der Bevölkerung sind problembewusst<br />
– trotzdem steht die Biodiversität<br />
nicht besonders hoch auf der politischen<br />
Tagesordnung. Es passiert hier dasselbe<br />
wie mit dem Klimaschutz. Auch dort hat es<br />
10 Jahre gedauert, bis er auf die politische<br />
Tagesordnung gesetzt wurde.«<br />
Pavan Sukhdev, Leiter Globale Märkte, Deutsche<br />
Bank in London (er stellte einen Zwischenbericht<br />
seiner Studie: »The Economics of<br />
Ecosystems and Biodiversity« vor. Insgesamt<br />
war die Vorstellung dieser Studie in Mainz<br />
eine Premiere, inzwischen hat DER SPIEGEL<br />
eine ganze Titelgeschichte daraus gemacht.
Er nennt drei Hauptgründe für die Abnahme<br />
der Biodiversität: Anbau von Feldfrüchten,<br />
Klimawandel und Infrastrukturmaßnahmen,<br />
siehe auch unseren nachfolgenden<br />
Bericht zur CBD-Konferenz in Bonn): »Bewusstsein<br />
schaffen für den ökonomischen<br />
Wert der Natur. Conservation is in reality a<br />
›mega industrie‹ of 5 Trillion Dollar. (Erhalt<br />
der Artenvielfalt ist in der Realität eine Megaindustrie<br />
von 5 Billionen Dollar.)«<br />
Prof. Dr. Manfred Niekisch, <strong>Deutscher</strong> Naturschutzring:<br />
»Biodiversität ist eine Menschheitsaufgabe<br />
und Voraussetzung für den<br />
Weltfrieden.«<br />
Manfred Krug, Greenpeace: »2/3 aller landlebenden<br />
Arten leben in Wäldern, die jedoch<br />
in den letzten 50 Jahren sich halbiert<br />
haben.«<br />
»Urwaldschutz ist rentabler als anderer Klimaschutz.«<br />
»Tropenholzhandel ist zu stoppen. Hier ist<br />
die EU mit einer Richtlinie gefordert.«<br />
Prof. Dr. Hubert Weiger, BUND: »Stopp des<br />
Abbaus des Personals von Naturschutz und<br />
Forstwirtschaft in den Ländern.«<br />
»Die Förderung der Land- und Forstwirtschaft<br />
in den Natura 2000-Gebieten sollte<br />
verbessert werden.«<br />
»Forderung nach Schutz alter Wälder.«<br />
»10 % der Buchenwälder sollten unter Prozessschutz<br />
gestellt werden.«<br />
Leif Miller, NABU: »Zur Sicherung des nationalen<br />
Naturerbes sollen 125.000 ha von<br />
Bund und Ländern bereitgestellt werden.«<br />
Minister Dr. Till Backhaus, Mecklenburg-<br />
Vorpommern: »Warum gibt es keinen grünen<br />
Finanzausgleich? In Mecklenburg-Vorpommern<br />
sind mehr als 34 % des Landes unter<br />
Schutz gestellt.«<br />
»Gemeinwohlleistungen der Land- und Forstwirtschaft<br />
sollten besser honoriert werden.«<br />
»Stoppt den Personalabbau in den Forschungseinrichtungen,<br />
macht mehr Forschung.«<br />
GeGen fOrst<br />
Die umweltministerkonferenz in mainz<br />
• die Zertifizierung von 80 % der Waldfläche nach hochwertigen ökologischem Standards,<br />
und weiterhin<br />
• keine Verwendung gentechnisch veränderte Organismen.<br />
Damit sind in dem Programm Forderungen enthalten, die für die Forstwirtschaft, wenn<br />
man sie unter dem Gesichtspunkt der derzeitigen Ressourcennachfrage, des Klimawandels<br />
aber auch der Erzeugung z. B. von Energiepflanzen auf speziellen Plantagen ansieht, problematisch<br />
sind.<br />
Allgemein setzt sich die Umweltministerkonferenz »nachdrücklich für die Erhaltung der<br />
biologischen Vielfalt als eine wesentliche Aufgabe menschlicher Daseinsvorsorge ein. Die<br />
Vielfalt der Arten und Formen von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikrooganismen<br />
bestimmt die nachhaltige Leistungs- und Funktionsfähigkeit<br />
der Stoffkreisläufe und somit den Zustand der<br />
Umwelt. Sie ist damit eine entscheidende Grundlage für<br />
die menschliche Ernährung und Gesundheit. Viele<br />
Leistungen der Natur sind darum unverzichtbar<br />
und technisch nicht ersetzbar. Wissenschaftliche<br />
Studien schätzen den jährlichen Nutzen in der<br />
Welt hiervon auf bis zu 60 Billionen US$.<br />
Die biologische Vielfalt ist in Milliarden<br />
Jahren Erdgeschichte entstanden. Die vom<br />
Menschen seit Beginn der industriellen<br />
Revolution verursachte Zerstörung der<br />
biologischen Vielfalt ist größer als die<br />
natürliche Aussterbensrate. 60 % aller<br />
Ökosysteme sind in den vergangenen<br />
Jahrzehnten weltweit destabilisiert<br />
worden. Weltweit sind mindestens<br />
20 % aller Säugetierarten, 12 % aller<br />
Vogelarten und 31 % aller Amphibienarten<br />
gefährdet. Durch<br />
den Klimawandel und die damit<br />
einhergehenden Veränderungen<br />
der Habitatbedingungen wird<br />
diese Entwicklung verstärkt. Dieser<br />
Rückgang der biologischen<br />
Vielfalt muss so schnell wie möglich<br />
aufgehalten werden. Unsere<br />
Generation hat gerade darum<br />
auch die ethische Verpflichtung,<br />
dafür Sorge zu tragen, dass dieses<br />
globale Potenzial unseren Nachkommen<br />
möglichst nachhaltig<br />
und leistungsfähig weitergegeben<br />
werden kann. Diese Verpflichtung<br />
erfordert weltweit ein Umdenken<br />
und schnell Entscheidungen.«<br />
n<br />
Fotos von Holzabsatzfonds (li.)<br />
und FVA BW (re.)<br />
Juli | 2008 : proWALD 29
30<br />
rede des präsidenten des DFwr<br />
auf der umweltministerkonferenz in mainz<br />
Georg Schirmbeck, MdB, anlässlich der<br />
Sonder-Umweltministerkonferenz am<br />
07.05.2008 in Mainz<br />
<strong>Der</strong> Verlust von biologischer Vielfalt hat<br />
unmittelbare wirtschaftliche Belastungen<br />
zur Folge, die mittel- und langfristig unsere<br />
Volkswirtschaft ernsthaft gefährden können.<br />
Die von artenreichen Ökosystemen erbrachten<br />
Leistungen entsprechen somit<br />
einem hohen finanziellen<br />
Gegenwert. Die Bewahrung<br />
der biologischenVielfalt<br />
ist daher<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
natursChutZ<br />
naturgemäß ein existenzielles Anliegen der<br />
deutschen Forstwirtschaft.<br />
<strong>Der</strong> Wald in Deutschland ist seit jeher<br />
Lebensraum für eine einzigartige Vielfalt<br />
von Pflanzen und Tieren sowie gleichzeitig<br />
Rohstoff- und Energiequelle, aber auch<br />
Arbeitsplatz, Produktionsstätte und Erholungsraum<br />
für Menschen.<br />
Die ökologischen, ökonomischen und<br />
sozialen Ansprüche an den Wald gleichwertig<br />
und ausgeglichen zu erfüllen, ist die Herausforderung<br />
der Forstwirtschaft von heute.<br />
Seit vielen Jahrzehnten erhält und nutzt<br />
eine naturnahe Forstwirtschaft den Wald als<br />
multifunktionalen Lebensraum. Mit dem<br />
naturnahen Waldbau ist die Forstwirtschaft<br />
die naturverträglichste Landnutzungsform<br />
in Deutschland.<br />
Ein Leitbild für Biodiversität muss die<br />
notwendigen Rahmenbedingungen, wie<br />
die Sicherung einer wettbewerbsfähigen<br />
Land- und Forstwirtschaft, die Nutzung<br />
nachwachsender Rohstoffe im Interesse der<br />
CO 2 -Reduzierung und die Ansprüche der<br />
Menschen in anderen Bereichen (z. B. Energie,<br />
Mobilität, Erholung, Naturgefahren),<br />
angemessen berücksichtigen und einbeziehen.<br />
Die Integration der Naturschutzziele<br />
in die Waldbewirtschaftung und nicht die<br />
Trennung von Schutz und Nutzung mit<br />
der großflächigen Herausnahme von<br />
Waldbeständen aus der Bewirtschaftung<br />
muss das Ziel von Strategien zur biologischen<br />
Vielfalt sein.<br />
Die konsequente naturnahe Bewirtschaftung<br />
der Wälder führte und führt zu<br />
einer Zunahme von alten Bäumen und Beständen.<br />
<strong>Der</strong> naturnahe Waldbau vereint<br />
Strukturvielfalt und nachhaltige Nutzung<br />
im Wald. Die Waldbesitzer in Deutschland<br />
pflanzen überwiegend Baumarten der natürlichen<br />
Waldgesellschaft. Die Ergebnisse<br />
der letzten Bundeswaldinventur aus dem Jahr<br />
2002 zeigen einen Anstieg der Laubbäume in<br />
Deutschland seit 1970 um 10 Prozentpunkte<br />
auf 39 %. Dieser Trend hält nicht zuletzt auch<br />
durch den stetigen Waldumbau in naturnahe<br />
und stabile Mischwälder weiter an.<br />
• Die hohe Luftschmutzfracht der Industrie-<br />
und Wohlstandsgesellschaft schadet<br />
unseren Wäldern extrem.<br />
• Um den deutschen Wald fit für morgen<br />
zu machen, brauchen wir Mischwälder<br />
mit einer hohen Artenvielfalt. Wir brauchen:<br />
• ausreichend kompetentes und durchschnittlich<br />
jüngeres Forstpersonal in<br />
der Fläche mit leistbarem Aufgabenvolumen,<br />
• die Lösung des Wald-Wild-Problems<br />
durch konsequente Anwendung der<br />
bestehenden jagd- und forstrechtlichen<br />
Bestimmungen,<br />
• ein langfristig verlässliches und unbürokratisches<br />
Förderprogramm, dass die<br />
Umstellung vom Reinbestand auf den<br />
gemischten Wald aktiviert,<br />
• staatliche Unterstützung zur Revitalisierung<br />
unserer versauerten Waldböden,<br />
• die Neuevaluation der forstlichen Standorte,<br />
die durch den Klimawandel verändert<br />
werden,<br />
• die Intensivierung und Koordinierung<br />
der Forschung bei waldbaulichen<br />
Grundlagen und Maßnahmen als Reaktion<br />
auf den Klimawandel,<br />
• die Neubewertung der nicht gebietsheimischen<br />
Baumarten.<br />
• <strong>Der</strong> Import und der Handel von Holz<br />
aus illegalem Holzeinschlag und aus der<br />
Abholzung von Primärwäldern müssen<br />
unterbunden werden. Holz aus nicht<br />
nachhaltiger Waldbewirtschaftung darf<br />
nicht importiert werden.<br />
• Die Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung<br />
muss international fortgeführt<br />
und weiterentwickelt werden.<br />
Bewährte Zertifizierungssysteme wie<br />
PEFC dürfen nicht ideologisch ausgegrenzt<br />
werden.
<strong>Der</strong> Erhalt der genetischen Vielfalt der<br />
Wälder ist eine der Grundvoraussetzungen<br />
für eine zukunftsorientierte Bewirtschaftung<br />
der Wälder. <strong>Der</strong> Schutz der genetischen<br />
Vielfalt ist auch ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung<br />
der Folgen des Klimawandels. Das<br />
genetische Potenzial unserer Wälder gilt es,<br />
zu bewahren und, wo notwendig, gezielt anzureichern.<br />
Wesentlichen Anteil daran trägt<br />
die Naturverjüngung, die das genetische<br />
Potenzial unmittelbar vor Ort an den jeweiligen<br />
Folgebestand weitergibt.<br />
Ausnutzung der Standortamplitude<br />
Die Wahl der Baumarten hat sich konsequent<br />
an ihrer natürlichen Standorteignung<br />
zu orientieren. Die durch den Klimawandel<br />
verursachten steigenden Risiken der Forstwirtschaft<br />
müssen durch Sorgfalt bei der<br />
Baumartenwahl, der Auswahl geeigneter<br />
Herkünfte, Prüfung der Standorteignung<br />
und Pflege der Waldbestände zum Aufbau<br />
vitaler, stresstoleranter Wälder berücksichtigt<br />
werden. Hierbei sind neben standortheimischen<br />
Baumarten auch solche zu berücksichtigen,<br />
die durch ihre Standorteignung<br />
und ihre positiven Anbaueigenschaften die<br />
Waldbestände bereichern (klimatolerante<br />
Baumarten). Es muss zu einer Neubewertung<br />
der nicht gebietsheimischen Baumarten<br />
kommen, da die potenzielle natürliche<br />
Vegetation einer dynamischen Veränderung<br />
durch Nährstoffeinträge und den Klimawandel<br />
unterliegt.<br />
Erhalt durch Nutzung des Rohstoffes<br />
Holz<br />
Die Verwendung von Holzprodukten aus<br />
nachhaltig bewirtschafteten Wäldern als<br />
Roh-, Bau- und Werkstoff schont das Klima<br />
und trägt zur Minderung von CO 2 bei. Nachhaltig<br />
bewirtschaftete Wälder sind echte<br />
CO 2 -Speicher. Im Zuge der Waldpflege wird<br />
nur so viel Holz eingeschlagen, wie nachwächst.<br />
Die Holzmenge im Wald und damit<br />
das darin gespeicherte CO 2 bleiben insgesamt<br />
gleich. Hinzu kommt, dass durch die<br />
Herstellung von Holzprodukten Kohlenstoff<br />
GeGen fOrstWirtsChaft?<br />
wesentlich länger gebunden wird. Bei der<br />
Nutzung eines Baumes bleibt der Kohlenstoff<br />
in den Holzprodukten gebunden. So ist<br />
in einem Dachstuhl der Kohlenstoff mehrere<br />
hundert Jahre in dem Holz gebunden und<br />
wird erst dann freigesetzt, wenn der Dachstuhl<br />
verrottet. Dieser Effekt trägt wesentlich<br />
zum Klimaschutz bei (Produktspeicher<br />
Holz).<br />
Anders als bei nachhaltiger Nutzung<br />
sind die in anderen Teilen der Welt fortschreitende<br />
Abholzung und Brandrodung<br />
der Tropenwälder eine CO 2 -Quelle, da hier<br />
über Jahrhunderte aufgebaute Kohlenstoffvorräte<br />
innerhalb kürzester Zeit vollständig<br />
mobilisiert werden. Die Anstrengungen,<br />
diese Entwicklung zu stoppen, müssen verstärkt<br />
werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Wälder sind nicht nur Lebensraum für eine<br />
einzigartige Vielfalt von Pflanzen und Tieren,<br />
sondern gleichzeitig Rohstoff- und Energiequelle,<br />
Arbeitsplatz und Einkommensmöglichkeit<br />
sowie Erholungsraum für Menschen.<br />
Die Integration des Naturschutzes in<br />
die tägliche Bewirtschaftung des Waldes ist<br />
sektoralen Ansätzen daher weit überlegen.<br />
Seit vielen Jahrzehnten nutzt und erhält eine<br />
naturnahe Forstwirtschaft den Wald auf<br />
großer Fläche in dieser Multifunktionalität.<br />
Großflächige Stilllegungen und Nutungsverzicht<br />
sind dazu kontraproduktiv.<br />
Praktizierte naturnahe Waldbewirtschaftung<br />
verbindet besser als andere Nutzungsformen<br />
ökonomische, ökologische und<br />
soziale Belange und Interessen und optimiert<br />
den Gesamtnutzen unserer Wälder.<br />
Sie ist daher im umfassenden Sinne<br />
nachhaltig. Die Wälder in Deutschland<br />
mit ihrer netzartigen Verteilung sind<br />
in idealer Weise ein natürlicher Biotopverbund.<br />
Ihr uneingeschränkter<br />
Erhalt und ggf. ihre Mehrung sowie<br />
ihre möglichst naturnahe Zusammensetzung<br />
und Struktur sind die<br />
Grundlagen für den Erhalt und die<br />
Nutzung ihrer biologischen Vielfalt.<br />
Um den durch Klimawandel und Artenrückgang<br />
entstandenen Herausforderungen<br />
begegnen zu können,<br />
benötigt die deutsche Forstwirtschaft<br />
mehr Handlungsfreiräume und Partner<br />
statt strengerer Regeln und Aufsicht.<br />
Waldeigentümer aller Besitzarten<br />
stellen heute auf großer Fläche mit einer<br />
naturnahen und umfassend nachhaltigen<br />
Forstwirtschaft den Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt sicher. Sie werden damit ihrer tradi-<br />
tionell hohen Verantwortung für die Natur<br />
gerecht.<br />
Nachhaltige Forstwirtschaft ist nur<br />
in einem generationenübergreifenden<br />
Zeitraum möglich. Eine hektische, widersprüchliche,<br />
an der aktuellen Tagespolitik<br />
orientierte Gesetzgebung schadet der Forstwirtschaft.<br />
Wenn wir heute FFH- und/oder Naturschutzgebiete<br />
im Wald haben, so liegt dies<br />
nicht an der Gesetzgebung in der Vergangenheit,<br />
sondern an der Arbeit der Waldbesitzer<br />
und Förster. Mehr Vertrauen durch<br />
Bürger und Politik in unsere Arbeit ist deshalb<br />
sachgerecht.<br />
n<br />
Fotos Pixelio.de (li.) und<br />
Holzabsatzfonds (re.)<br />
Juli | 2008 : proWALD 31
32<br />
aktivitäten der Forst-<br />
und holzwirtschaft auf der<br />
cbD-konferenz<br />
Schönheit und Vielfalt unserer Wälder und<br />
ihre nachhaltige Nutzung stehen in Deutschland<br />
im Einklang! Nicht von ungefähr gilt die<br />
deutsche Waldwirtschaft weltweit als Vorbild.<br />
Das galt es, im Mai der Weltöffentlichkeit<br />
zu präsentieren. Vom 19. bis<br />
30. Mai 2008 trafen sich<br />
in Bonn 5.000 Delegierte<br />
der Unterzeichner-<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des DfWr<br />
staaten zu einer Konferenz zur Biologischen<br />
Vielfalt (Convention on Biological Diversity<br />
oder kurz CBD oder COP 9). Die CBD ist keine<br />
klassische Artenschutzkonvention. Sie<br />
deckt vielmehr den gesamten Bereich des<br />
Schutzes und der Nutzung der biologischen<br />
Vielfalt (Lebensräume, Arten, Gene) ab. Im<br />
politischen Zentrum der COP 9 stehen dabei<br />
insbesondere der Schutz und die nachhaltige<br />
Nutzung der Wälder und der Meeresökosysteme.<br />
Das Übereinkommen hat drei übergeordnete<br />
Ziele:<br />
• die Erhaltung biologischer Vielfalt,<br />
• eine nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile<br />
und<br />
• die gerechte Aufteilung der Vorteile aus<br />
der Nutzung genetischer Ressourcen.<br />
Im strategischen Plan der Konvention wurde<br />
das Ziel festgelegt, bis 2010 die gegenwärtige<br />
Rate des Verlustes an biologischer<br />
Vielfalt signifikant zu reduzieren. Dieses<br />
Ziel wurde im Umsetzungsplan des Weltgipfels<br />
für nachhaltige Entwicklung/<br />
«Rio + 10« im Jahre 2002 in Johannesburg<br />
bestätigt. Das Cartagena-Protokoll ist ein<br />
Abkommen unter der Konvention, das<br />
sich mit Fragen biologischer Sicherheit<br />
befasst.<br />
Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft<br />
präsentierte sich mit Exkursionen<br />
in den Wald, Side-Events und einer<br />
Messe für die internationalen Besucher.<br />
Die breite Öffentlichkeit wurde bereits<br />
im Vorfeld der Konferenz am 19. April<br />
deutschlandweit zu einem Aktionstag in<br />
die heimischen Wälder eingeladen, um<br />
dort 200.000 Waldbäume oder -sträucher<br />
verschiedenster Arten zu pflanzen. Nach<br />
dem Motto »Mitmachen – Vielfalt schaffen«<br />
beteiligten sich eine Vielzahl der Landesforstverwaltungen,<br />
private und kommunale<br />
Waldbesitzer an dieser Aktion.<br />
von Carsten Leßner, Geschäftsführer des DFWR<br />
Die nationale Presse wurde durch eine<br />
einwöchige Pressefahrt des Bundesamtes für<br />
Naturschutz auf die CBD eingestimmt. Hier<br />
konnte sich die deutsche Forstwirtschaft<br />
an einem Tag präsentieren. Wir wählten die<br />
nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung<br />
der Buche in Hessen als Thema aus (siehe<br />
hierzu auch AFZ/<strong>Der</strong>Wald).<br />
Forst- und Holzwirtschaft präsentieren<br />
sich auf der »Messe der Vielfalt« mit einem<br />
Holzpavillon, der eigens für die Vertragsstaatenkonferenz<br />
konzipiert und gebaut<br />
wurde (Foto Mitte). Die Kantenlänge des<br />
Kubus beträgt 4,85 m. Damit entspricht sein<br />
Volumen der Menge Holz, die in 30 Sekunden<br />
in Deutschlands Wäldern nachwächst.<br />
Die Außenoberfläche des Pavillons, Lärche<br />
aus nachhaltiger Forstwirtschaft, vermittelt<br />
einen Eindruck von der Ästhetik des Rohstoffes<br />
Holz. <strong>Der</strong> mit verschiedenen Holzarten<br />
gestaltete Innenraum lädt zum Verwei
len ein, und die transparente Decke zeigt<br />
das Blätterdach eines Buchenwaldes. Große<br />
Bildtafeln, Broschüren und Flyer informierten<br />
über die Forst- und Holzwirtschaft in<br />
Deutschland.<br />
Auftakt des Messeauftritts bildete ein<br />
Konzert von Chuck Leavell, das von der<br />
AGDW organisiert wurde.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war die Baumpflanzaktion<br />
»5 Bäume für 5 Kontinente«,<br />
bei der der Deutsche Forstwirtschaftsrat<br />
(DFWR) und der Deutsche Holzwirtschaftsrat<br />
(DHWR) zusammen mit hochrangigen<br />
Vertretern verschiedener Länder fünf Bäume<br />
stellvertretend für fünf Kontinente auf<br />
dem Konferenzgelände an der Bonner<br />
Rheinaue pflanzten. Für die Pflanzaktion<br />
wurden Bäume ausgewählt, die einerseits<br />
charakteristisch für ihren Kontinent sind,<br />
andererseits aber auch den hiesigen Klima-<br />
und Umweltanforderungen gewachsen<br />
sind. So wurden eine Rotbuche für Europa,<br />
eine Atlaszeder für Afrika, eine Wollemie für<br />
Australien, ein Ginkgo für Asien und eine<br />
Andentanne (oder Araukarie) für Amerika<br />
gepflanzt.<br />
Zwei Side-Events und zwei Exkursionen<br />
mit vielen internationalen Beteiligungen<br />
sowie ein Pressegespräch in Berlin und die<br />
Teilnahme an der Bundespressekonferenz<br />
in Bonn rundeten den Auftritt der Forst- und<br />
Holzwirtschaft ab.<br />
Bevor ich zu einem Schlussresümee der<br />
CBD und ihrer Ergebnisse komme, möchte<br />
ich einer Vielzahl von Helfern und Sponsoren<br />
danken, ohne deren Einsatz der Auf-<br />
seiten Des DfWr<br />
tritt nicht möglich gewesen wäre. <strong>Der</strong> gesamte<br />
Auftritt wurde vom Holzabsatzfonds<br />
gefördert. Mehrere Unternehmen der Sägeindustrie<br />
sponserten Holz für den Pavillon,<br />
und Baumschulen spendeten die Bäume der<br />
Pflanzaktion. Die Landesforstverwaltungen<br />
und die Bundesforstverwaltung unterstützen<br />
den Messeauftritt, die Exkursionen und<br />
die Side-Events, hier möchte ich besonders<br />
Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-<br />
Westfalen erwähnen. Ein ganz besonderer<br />
Dank gilt aber Frau Susanne Roth (ifu-Bonn)<br />
die mit unermüdlichem Einsatz und viel Engagement,<br />
häufig auch gegen die Stimmen<br />
von Kritikern, gemeinsam mit dem DFWR<br />
und dem DHWR die sehr gute Repräsentation<br />
der deutschen Forst- und Holzwirtschaft<br />
ermöglichte.<br />
Die politischen Ergebnisse der CBD-<br />
Konferenz möchte ich, ohne der offiziellen<br />
Berichterstattung vorwegzugreifen, wie folgt<br />
benennen.<br />
Bei dem Schwerpunkt »Schutz und nachhaltige<br />
Nutzung der biologischen Vielfalt in<br />
Wäldern« konzentrierten sich am Ende die<br />
Konfliktpunkte besonders auf die Bereiche<br />
• Vermeidung illegalen Holzeinschlags,<br />
• die Anwendung des Vorsorgeansatzes<br />
bei der Verwendung von gentechnisch<br />
veränderten Bäumen und<br />
• eine bessere Verknüpfung der Biodiversitätskonvention<br />
und der Klimarahmenkonvention.<br />
Das Thema Waldschutzgebiete und deren<br />
Finanzierung konnte insbesondere mit<br />
der deutschen »Life Web-Initiative« und<br />
der Ankündigung der Bundeskanzlerin,<br />
500 Mio. Euro auf 4 Jahre und ab 2012<br />
500 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich zur<br />
Verfügung zu stellen, vorangebracht<br />
werden.<br />
Erstmals konnte auch eine verstärkte<br />
und konkrete Zusammenarbeit<br />
zwischen CBD und United<br />
Nations Forum on Forests (UNFF)<br />
festgelegt werden, und es wurde die<br />
Ausarbeitung eines gemeinsamen<br />
Arbeitsplans vereinbart.<br />
Darüber hinaus konnte durch die<br />
Konferenz auch in der Öffentlichkeit<br />
für den Erhalt und die nachhaltige<br />
Nutzung der biologischen Vielfalt,<br />
aber auch für nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
geworben werden.<br />
Im Sog der CBD-Konferenz brachten<br />
die Naturschutzverbände, wie BUND<br />
(»Forderungen der deutschen Umweltverbände<br />
an Bund und Länder«) und NABU<br />
(»Strategiepapier Waldwirtschaft 2020«), sowie<br />
das Bundesamt für Naturschutz (»Bonner<br />
Thesen zum Naturerbe Buchenwälder«)<br />
ihre eigenen Positionspapiere heraus. Zentrale<br />
Forderung ist, wie konnte es anders<br />
sein, die Stilllegung von 10 % der Waldfläche.<br />
Die Naturschutzverbände haben also auf die<br />
5 % Flächenstilllegungswünsche der »Nationalen<br />
Strategie zur Biologischen Vielfalt«<br />
weitere 5 % draufgelegt! Die Meinung und<br />
Position des DFWR hierzu sind bekannt. Positiv<br />
ist, dass das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
zwischenzeitlich die gleiche Position<br />
zu weiteren Flächenstilllegungen vertritt wie<br />
der DFWR.<br />
n<br />
Fotos: Thorsten Wiele/Berliner Forsten,<br />
DFWR und DFV<br />
Juli | 2008 : proWALD 33
Es ging um Naturschutzgebiete, um Biosprit,<br />
genmanipulierte Bäume – und natürlich<br />
um viel Geld. Auf der UN-Artenschutzkonferenz<br />
vom 19. bis 30. Mai in Bonn, an der<br />
rund 6.000 Delegierte aus 191 Staaten teilnahmen,<br />
blieb der große Durchbruch zwar<br />
aus. Dennoch konnten einige wichtige Fortschritte<br />
erzielt werden. In den kommenden<br />
zwei Jahren bis zur nächsten Artenschutzkonferenz<br />
im japanischen Nagoya müssen<br />
die Bonner Ergebnisse festgeschrieben und<br />
verfeinert werden. Eine besondere Rolle<br />
kommt dabei den deutschen Umweltpolitikern<br />
zu, denn Deutschland hat bis 2010 den<br />
Vorsitz der Vertragsstaatenkonferenz zum<br />
Artenschutz.<br />
Angela Merkel als Kanzlerin des Gastgeberstaates<br />
ließ sich nicht lumpen. Die<br />
210 Millionen Euro, die Deutschland bisher<br />
schon in internationale Waldprojekte steckt,<br />
hat sie noch einmal um eine ansehnliche<br />
Summe aufgestockt und gab dies in Bonn<br />
bekannt. <strong>Der</strong>zeit sind für den internationalen<br />
Waldschutz im Haushalt des Entwicklungsministeriums<br />
170 Millionen Euro pro<br />
Jahr vorgesehen. Diese Summe erhöht das<br />
Bundesumweltministerium bereits ab dem<br />
laufenden Jahr mit 40 Millionen Euro aus<br />
dem Emissionshandel auf 210 Millionen. Im<br />
Zeitraum 2009 bis 2012 summiert sich dies<br />
auf 840 Millionen. Nach Ankündigung der<br />
Bundeskanzlerin auf der Artenschutzkonferenz<br />
wird dieser Betrag im selben Zeitraum<br />
mit insgesamt 500 Millionen Euro auf dann<br />
1,34 Milliarden aufgestockt. Ab 2013 werden<br />
dann die heutigen Mittel von 210 Millionen<br />
Euro jährlich auf 500 Millionen Euro im Jahr<br />
mehr als verdoppelt.<br />
Die Mittel, die die Bundesregierung zum<br />
Schutz der artenreichen Wälder zugesagt hat,<br />
sollen aus der Versteigerung von Kohlendioxid-Zertifikaten<br />
kommen. Die Stromversorger<br />
und die Industrie müssen seit 2008 für die<br />
von ihnen benötigten CO 2 -Emissionsrechte<br />
zahlen. <strong>Der</strong> Bund nimmt durch den Verkauf<br />
bzw. die Versteigerung der CO 2 -Lizenzen<br />
34 proWALD : Juli | 2008<br />
natursChutZ – fOrst<br />
<strong>Der</strong> deutsche einfluss auf die globale<br />
Forst- und waldpolitik<br />
derzeit rund 400 Millionen Euro jährlich ein,<br />
woraus neben dem Wald und dem Artenschutz<br />
auch Programme zur Energieeffizienz<br />
finanziert werden. Ab 2013 kassiert der Bund<br />
deutlich mehr, wohl über vier Milliarden<br />
Euro. Dann sollen die Zertifikate komplett<br />
versteigert werden. Bislang erhalten die Konzerne<br />
90 Prozent kostenlos zugeteilt.<br />
Das Geld aus Berlin soll vor allem in die<br />
Life Web-Initiative fließen, die auf der Bonner<br />
Konferenz offiziell gestartet wurde. Mit<br />
Life Web werden von Deutschland, aber auch<br />
von anderen Staaten zusätzliche Mittel unter<br />
anderem für die Finanzierung bestehender<br />
und neuer Waldschutzgebiete bereitgestellt.<br />
Dieses Schutzgebietsnetzwerk ist eines der<br />
zentralen Instrumente, um den weltweit fortschreitenden<br />
dramatischen Verlust an Arten<br />
und Lebensräumen aufzuhalten. Das Ziel<br />
der Life Web-Initiative ist es, ein freiwilliges<br />
Engagement von Staaten, neue Schutzgebiete<br />
auszuweisen, mit entsprechenden Zusagen<br />
von Geldgebern zusammenzuführen<br />
und so eine gezielte Finanzierung für diese<br />
Gebiete zu erreichen. Da die Regenwälder etwa<br />
80 Prozent der Artenvielfalt beherbergen<br />
und gewaltige Mengen des Treibhausgases<br />
Kohlendioxid binden, erwarten die Länder<br />
im Tropengürtel eine Entschädigung dafür,<br />
dass sie auf eine wirtschaftliche Nutzung dieser<br />
Gebiete verzichten.<br />
Deutschland erfüllt momentan für diese<br />
Initiative die Rolle eines Maklers. Einerseits<br />
werden von Berlin aus Vorschläge von Vertragsparteien<br />
für neue Schutzgebiete gesammelt,<br />
andererseits werden potenzielle<br />
Geldgeber aktiv um Unterstützung angesprochen.<br />
Mittelfristig allerdings soll diese<br />
koordinierende Rolle auf das Sekretariat<br />
der Vertragsstaatenkonferenz übergehen.<br />
Fast 30 Staaten von den südamerikanischen<br />
Amazonas-Anrainern über den Kongo bis<br />
in die pazifische Inselwelt haben schon ihr<br />
Interesse bekundet, mithilfe Deutschlands<br />
und anderer Staaten neue Schutzgebiete<br />
auszuweisen. Insgesamt liegen Vorschläge<br />
für neue Schutzgebiete vor, deren Ausdehnung<br />
insgesamt rund 460.000 Quadratkilometer<br />
beträgt, das ist mehr als die 1,5-fache<br />
Fläche Deutschlands.<br />
Beispiel Kongobecken, wo der zweitgrößte<br />
Regenwald der Erde liegt: Deutschland<br />
wird sich daran beteiligen, dass die<br />
dem Namen nach Demokratische Republik<br />
Kongo annähernd 15 Prozent der Landesfläche<br />
unter Schutz stellt, so dass bei gutem<br />
Willen aller Beteiligter ein Gebiet von der<br />
Größe Griechenlands vor den Kettensägen<br />
und dem schwerem Gerät der Minentrupps<br />
gerettet werden könnte. <strong>Der</strong> kongolesische<br />
Umweltminister ließ bei der Vorstellung dieses<br />
Projektes allerdings keinen Zweifel darüber<br />
aufkommen, dass sein Land ganz andere<br />
Sorgen hat als das Wohl und Wehe des<br />
Regenwaldes und der letzten Gorillas und<br />
Waldelefanten. Wo die Kindersterblichkeit<br />
so hoch, das Bildungsniveau so niedrig und<br />
der Vorrat an trinkbarem Wasser so knapp<br />
ist, da erscheinen Naturschutzforderungen<br />
des wohlhabenden Nordens wie eine Neuauflage<br />
des alten Kolonialismus.<br />
Naturschutz ist etwas wert. Um das Artensterben<br />
zu stoppen, wäre es gut, wenn<br />
sich Naturschutz und Artenvielfalt auch wirtschaftlich<br />
auszahlten. Kann aber der Nutzen<br />
von Artenvielfalt gemessen werden? Wenn<br />
überhaupt, müssen Messinstrumente dafür<br />
entwickelt werden, der Wert der Natur muss<br />
sichtbar werden. Im Rahmen der UN-Naturschutzkonferenz<br />
in Bonn hat am 29. Mai<br />
2008 Pavan Sukhdev, Investmentbanker bei<br />
der Deutschen Bank in London, die ersten<br />
Ergebnisse einer Studie zu diesem Thema<br />
vorgestellt. Das Vorhaben wurde 2007 von<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und<br />
vom zuständigen Kommissar für die Umwelt<br />
in der Europäischen Kommission, Stavros<br />
Dimas, angestoßen<br />
Worum geht es eigentlich? Die Natur<br />
stellt den Menschen eine Vielzahl von »Leistungen«<br />
zur Verfügung, zum Beispiel Nahrungsmittel,<br />
Fasern, Brennstoffe, Wasser
und Böden. Aber es sind öffentliche Güter<br />
ohne Märkte und Preise. Deshalb werden<br />
sie vom aktuellen Wirtschaftskompass, dem<br />
Bruttosozialprodukt, nicht wahrgenommen.<br />
In Bonn erklärte Bundesumweltminister Sigmar<br />
Gabriel: »Obwohl unser Wohlergehen<br />
von diesen Dienstleistungen völlig abhängig<br />
ist, die die Natur für uns bereitstellt, sind es<br />
in überwiegender Mehrheit Güter, für die es<br />
keine Märkte und daher auch keine Preise<br />
gibt. Dabei sollten wir wissen, dass wir mit<br />
der Vernichtung der biologischen Vielfalt<br />
die Datenbank der Natur unwiederbringlich<br />
Stück für Stück löschen. Es ist Zeit, dass wir<br />
die ökonomischen Konsequenzen unseres<br />
Handels begreifen.«<br />
Die Vorschläge von Pavan Sukhdev sehen<br />
vor, dass in Zukunft Leistungen, wie die<br />
natürliche Regulierung von Klima und Wasserhaushalt,<br />
die Produktion von Rohstoffen,<br />
wie Holz oder Grundstoffe für Arzneimittel,<br />
in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
stärker berücksichtigt werden.<br />
Ebenso werden Einkommen durch Jobs in<br />
Naturschutzgebieten einbezogen. »Wir stellen<br />
fest, dass die Artenvielfalt gerade deshalb<br />
verloren geht, weil es keine Bewertung der<br />
Natur gibt«, sagte Pavan Sukhdev. »Aber wir<br />
kämpfen immer noch darum, diesen Wert<br />
der Natur herauszufinden.«<br />
Für den Wirtschaftswissenschaftler<br />
Sukhdev ist die Bilanzierung des ökono-<br />
natursChutZ – fOrst<br />
9. un-artenschutzgipfel<br />
in bonn<br />
mischen Wertes der Natur deshalb nur ein<br />
erster Schritt. Als nächstes müsse untersucht<br />
werden, wie die Erhaltung von Natursystemen<br />
entsprechend ihrem Wert finanziert<br />
oder ihre Nutzung besteuert werden<br />
könne. <strong>Der</strong> Ökonom hält es für möglich,<br />
dass »neue Märkte« für Naturschutzleistungen<br />
entstehen. Zur Veranschaulichung<br />
verwies er auf den Emissionshandel im Klimaschutz,<br />
bei dem die Unternehmen ihren<br />
CO 2 -Ausstoß bezahlen müssen und CO 2 -<br />
Einsparung finanziell belohnt wird.<br />
Wenn dagegen das Artensterben und damit<br />
verbunden der Verlust von Ökodienstleistungen<br />
weitergehen wie bisher oder sich<br />
sogar beschleunigen, wird dies auch irreparable<br />
wirtschaftliche Schäden nach sich<br />
ziehen. Sollte dies geschehen, rechnet Sukhdev<br />
damit, dass bis zum Jahr 2050 elf Prozent<br />
der im Jahre 2000 ermittelten Naturflächen<br />
weltweit verloren gehen, an erster Stelle<br />
durch den Ausbau der Infrastruktur und Flächenversiegelung<br />
sowie durch Klimawandel<br />
und Landwirtschaft, insbesondere Veränderungen<br />
im Agrarbereich, die sich direkt und<br />
indirekt auswirken. Global betrachtet, sinke<br />
der Wert durch ökologische Dienstleistungen<br />
bis zum Jahr 2050 um sechs bis acht Prozent<br />
des weltweiten Bruttosozialproduktes. Zum<br />
einen, weil vernichtete Wälder keine Erträge<br />
mehr abwerfen, und zum anderen, weil<br />
dies den Klimawandel genauso beschleunigt<br />
wie die Zerstörung von Böden, wenn ganze<br />
Landstriche weniger Schutz vor Fluten und<br />
Überschwemmungen bieten.<br />
Armut und der Verlust der biologischen<br />
Vielfalt sind dabei untrennbar verbunden:<br />
»<strong>Der</strong> Zwischenbericht zeigt«, so EU-Kommissar<br />
Dimas, »dass die Armen ungleich<br />
stärker vom Verlust der Artenvielfalt betroffen<br />
sind. Er unterstreicht ungleich stärker<br />
auch unsere Unfähigkeit, diese Welt, die<br />
wir zukünftigen Generationen hinterlassen<br />
werden, zu schätzen, und weist auf die weltweite<br />
Kluft zwischen Arm und Reich hin.«<br />
Während der nächsten zwei Jahre, wenn die<br />
Bundesrepublik Deutschland den Vorsitz<br />
führt, werden die Untersuchungen von Banker<br />
Pavan Sukhdev fortgesetzt werden.<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />
zeigte sich nach der Bonner Konferenz zufrieden.<br />
»Es ist ein sehr gutes Ergebnis«, sagte<br />
er. »<strong>Der</strong> weltweite Aufbruch zum konkreten<br />
Schutz der biologischen Vielfalt ist gelungen.«<br />
Umweltorganisationen zogen dagegen<br />
ein gemischtes Fazit. <strong>Der</strong> Bund für Umwelt<br />
und Naturschutz Deutschland (BUND)<br />
kommentierte die Ergebnisse der UN-Naturschutzkonferenz<br />
mit dem Satz »Beim Artenschutz<br />
ist der Fortschritt eine Schnecke.<br />
Und viele Schnecken sind bedroht.« Enttäuschend<br />
sei vor allem die Zurückhaltung bei<br />
der Finanzierung. Leider seien die meisten<br />
Industriestaaten den Initiativen Norwegens<br />
Juli | 2008 : proWALD 35
und Deutschlands nicht gefolgt. Die deutsche<br />
Bundesregierung stehe in den kommenden<br />
zwei Jahren ihrer Präsidentschaft<br />
bei der Konvention über die biologische<br />
Vielfalt vor der Aufgabe, noch zögerliche Regierungen<br />
in die Finanzierung von Schutzgebieten<br />
einzubeziehen. »Das zentrale Ziel der<br />
UN-Konferenz, das Artensterben bis 2010 zu<br />
stoppen, wird mit den Bonner Beschlüssen<br />
nicht erreicht«, sagte BUND-Vorsitzender<br />
Hubert Weiger. »Es wurde aber einiges auf<br />
den Weg gebracht, was die Bundesregierung<br />
bis zur nächsten UN-Naturschutzkonferenz<br />
2010 in Japan in Beschlüsse umsetzen muss.<br />
Wenn sich die Staaten in Japan nicht einigen<br />
können, wird der Kampf um den Erhalt der<br />
Biodiversität verloren gehen.«<br />
<strong>Der</strong> BUND forderte Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel außerdem auf, nicht den Eindruck<br />
entstehen zu lassen, sich mit großzügigen<br />
Geldgeschenken von Verpflichtungen<br />
im eigenen Land freikaufen zu wollen. Den<br />
globalen Artenschwund könne Deutschland<br />
am wirksamsten bekämpfen, wenn es seine<br />
eigenen Hausaufgaben mache, dazu gehörten<br />
die Ausweisung und Verknüpfung weiterer<br />
Schutzgebiete, unter anderem für Buchenwälder,<br />
die Erstellung von Managementplänen<br />
für Schutzgebiete in Deutschland, die<br />
Festlegung ökologischer Standards für die<br />
Landwirtschaft und der konsequente Einsatz<br />
für ein europäisches Urwaldschutzgesetz.<br />
Und Jörg Roos, Naturschutzexperten des<br />
World Wildlife Funds (WWF) ergänzte am<br />
Ende der UN-Konferenz: »In der Vergangenheit<br />
haben die meisten Staaten nicht ernsthaft<br />
daran gearbeitet, die Ziele der Konvention<br />
umzusetzen. Und wenn man sieht, wie<br />
hier in Bonn um jedes Komma gestritten<br />
wurde, dann bleibt wenig Hoffnung, dass<br />
sich in Zukunft etwas ändert.« Jetzt stehe<br />
insbesondere auch Deutschland in der Verantwortung.<br />
»Die Bundesregierung hat hier<br />
eine gute Figur abgegeben und viele neue<br />
Initiativen ins Leben gerufen. In den kommenden<br />
zwei Jahren stellt Deutschland die<br />
Präsidentschaft der UN-Konvention. In dieser<br />
Rolle kann und muss die Bundesregierung<br />
dazu beitragen, den Schutz von Arten,<br />
Wäldern und Meeren voranzubringen«, so<br />
Jörg Ross vom WWF.<br />
n<br />
Text von Wolfgang Brauer,<br />
Fotos von BMU<br />
36 proWALD : Juli | 2008<br />
natursChutZ – fOrst<br />
Weitere Ergebnisse der Bonner<br />
Artenschutzkonferenz<br />
Zum Thema »Gentechnisch veränderte<br />
Bäume« wurde beschlossen,<br />
dass ohne Risikoanalyse Vertragsstaaten<br />
das Recht haben, auf den<br />
Einsatz gentechnisch veränderter<br />
Bäume zu verzichten. <strong>Der</strong> BUND-<br />
Vorsitzende Hubert Weiger rügte<br />
die Blockadehaltung Kanadas, Brasiliens<br />
und der EU beim Verbot der<br />
Anpflanzung gentechnisch veränderter<br />
Bäume. »Gentech-Bäume zu<br />
pflanzen, ohne das Geringste über<br />
die Gefahren für Flora und Fauna<br />
zu wissen ist, ein untragbares Risiko«,<br />
sagte Weiger. Bisher hätten<br />
sich nur die afrikanischen Staaten<br />
gegen die Pflanzung von Gentechnik-Bäumen<br />
positioniert. Scharf<br />
kritisierte der BUND-Chef die Delegation<br />
der Europäischen Union, die<br />
sich dem Auftrag des Europaparlamentes<br />
widersetzt habe, gegen die<br />
Anpflanzung von Gentech-Bäumen<br />
zu stimmen.<br />
Biosprit: <strong>Der</strong> Anbau von Energiepflanzen<br />
beschäftigte zum ersten<br />
Mal die Konferenz der Vertragsstaaten<br />
– und wurde gleich vertagt. Erst<br />
2010 in Nagoya soll über Nachhaltigkeitskriterien<br />
entschieden werden.<br />
Widerstand gab es vor allem aus<br />
Brasilien – kein Wunder, denn dort<br />
wird in großindustriellem Maßstab<br />
Biosprit produziert. In den Arbeitsgruppen<br />
wurde um jedes Komma<br />
gekämpft – ein Ausdruck der zunehmenden<br />
weltweiten Verteilungskämpfe.<br />
Nicht nur die globale<br />
Ernährungskrise hat die Sorge verstärkt,<br />
dass der rasch zunehmende<br />
Anbau schwerwiegende Folgen für<br />
Flora und Fauna haben kann. Palmöl-,<br />
Zuckerohr- und Sojaplantagen<br />
verdrängen weltweit den artenreichen<br />
Wald und die Savanne. Die<br />
Verhandlungen werden wohl ergeben,<br />
dass internationale Richtlinien<br />
für den umweltschonenden Anbau<br />
nötig sind, ohne jetzt schon Kriterien<br />
festzulegen. Von einem Zertifizierungssystem<br />
ist die Weltgemeinschaft<br />
noch weit entfernt.
(eigener Bericht) <strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong>,<br />
vertreten durch seinen Präsidenten,<br />
Dr. Anton Hammer, und<br />
die Stiftung »Menschen für Bäume«,<br />
vertreten durch ihren Präsidenten,<br />
Dr. Silvius Wodarz, haben am 5. Juni<br />
2008 in Schmallenberg eine langfristig<br />
angelegte Zusammenarbeit im Sinne<br />
der Ziele beider Organisationen vereinbart.<br />
Ziel der Kooperation ist es, Menschen an<br />
Bäume in jeder Ausprägung, ob als solitäre<br />
Erscheinung, ob als urbanes Grün oder als<br />
Teil der Lebensgemeinschaft Wald, emotional<br />
und durch Informationen heranzuführen.<br />
Dem Schutz beeindruckender Baumgestalten<br />
kommt hierbei eine besondere<br />
Bedeutung zu. Große Aufmerksamkeit soll<br />
in diesem Zusammenhang Kindern und<br />
Jugendlichen gewidmet werden. Sie sollen<br />
von Bäumen lernen, dass Entstehen und<br />
Vergehen, Wachstum und nachhaltige Nutzung<br />
natürliche Prozesse sind. Durch die<br />
Beobachtung und Beschäftigung mit dem<br />
Lebewesen Baum kann Verständnis dafür<br />
erreicht werden, dass Natur niemals ein<br />
etwas Statisches, sondern immer ein dynamischer<br />
Prozess ist.<br />
Konkrete Zeichen der Zusammenarbeit<br />
:<br />
• Ein Vertreter des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
wird in den Stiftungsrat der Stiftung<br />
»Menschen für Bäume« berufen.<br />
• <strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> wird Mitglied<br />
im »Kuratorium Baum des Jahres«.<br />
• <strong>Der</strong> Verein »Baum des Jahres e. V.« wird<br />
korporatives Mitglied im Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong><br />
• In proWALD wird eine ständige Seite für<br />
die »Stiftung – Menschen für Bäume«<br />
eingerichtet.<br />
• Die Ausrufung des jeweiligen Jahresbaumes<br />
erfolgt öffentlichkeitswirksam<br />
gemeinsam.<br />
• <strong>Der</strong> »Baum des Jahres 2009« wird am<br />
15. Oktober 2008 in Berlin proklamiert.<br />
• Durch die Integration von Tagungen und<br />
Veranstaltungen beider Partner sollen<br />
Synergien erzeugt werden.<br />
n<br />
Foto von links nach rechts:<br />
Dr. Anton Hammer, Dr. Silvius Wodarz<br />
und Prof. Dr. Andreas Roloff<br />
seiten GöttinGer Des fOrstvereins<br />
taGebuCh<br />
Stiftung »menschen für bäume«<br />
und DFv beschließen neue<br />
zusammenarbeit<br />
walnuss –<br />
baum des Jahres – tagung<br />
in bernkastel-kues<br />
Am 20./21. Mai trafen sich die Mitglieder des<br />
Vereins »Baum des Jahres«, um mehr über<br />
den diesjährigen Baum zu erfahren. Sie wussten<br />
zwar, dass er aus Asien stammt, von den<br />
Persern nach Griechenland gebracht wurde<br />
und schließlich durch die Römer seine Verbreitung<br />
in Europa fand, aber kaum jemandem<br />
war bewusst, dass der Verzehr von nur<br />
3 Walnüssen am Tag bereits in der Lage ist,<br />
den Cholesterinspiegel wegen der darin enthaltenen<br />
Omega-3-Fett-Säuren zu senken.<br />
Das Spektrum der verschiedenen Vorträge<br />
reichte von der Nachzucht verschiedenster<br />
Rassen und Sorten, ihrer Veredelung und<br />
vegetativen Vermehrung bis zur Holznutzung<br />
in Plantagen, von der historischen Bedeutung<br />
des Baumes für das Militär – Gewehrkolben<br />
aus Nussbaum – bis zur aktuellen Bedeutung<br />
als Nahrungsmittel in den heutigen Hauptanbaugebieten<br />
China und Kalifornien. Auch<br />
wo und wie ein Messerfurnier aus Wurzelholz<br />
für hochwertige Nobel-Automobile entsteht,<br />
konnte man erfahren. Aber auch über ganz<br />
praktische und kulturhistorisch interessante<br />
Dinge, wie die verschiedensten Variationen<br />
technischer Hilfsmittel zum Knacken der<br />
Nüsse, wurde berichtet.<br />
Die rheinland-pfälzische Staatssekretärin<br />
für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz,<br />
Frau Jaqueline Kraege, eröffnete die<br />
Tagung und würdigte die Arbeit der letzten<br />
20 Jahre von Dr. Silvius Wodarz, der 1989<br />
den ersten »Baum des Jahres«, die Stiel-Eiche,<br />
proklamierte. Als Gastgeber und Organisatoren<br />
bescherten die Mitarbeiter der<br />
Forschungsanstalt für Waldökologie und<br />
Forsten der Tagung einen hervorragenden<br />
Rahmen. Weinbau- und Walnuss-Klima<br />
bildeten eine harmonische Symbiose, wie<br />
anlässlich einer lockeren Weinprobe und<br />
bei der Exkursion zur Walnuss-Allee nach<br />
Brauneberg, anschaulich und lukullisch unterlegt<br />
durch die örtliche Gemeindeverwaltung,<br />
bewusst gemacht wurde.<br />
Am Rande der Tagung besprach der<br />
Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s, Dr.<br />
Anton Hammer, mit dem Vorstand der Stiftung<br />
»Menschen für Bäume« die Grundzüge<br />
der zukünftigen engen Zusammenarbeit.<br />
Juli | 2008 : proWALD 37
Zum zweiten Mal innerhalb der letzten Jahre<br />
hatte das Saarland einen Entschließungsantrag<br />
beim Bundesrat eingebracht, der auf<br />
einen dringend notwendigen Regelungsbedarf<br />
bei der Verkehrsicherungspflicht im<br />
Wald hinweist. Konkret geht es um die Einschränkung<br />
der Verkehrssicherungspflicht<br />
für den jeweiligen Waldeigentümer. <strong>Der</strong> genaue<br />
Wortlaut des Entschließungsantrages<br />
ist hier abgedruckt (siehe Kasten). Im Jahre<br />
2006 wurde der Antrag vom Bundesrat abgelehnt.<br />
Nun wurde dem neuerlichen Antrag<br />
jedoch zugestimmt. Damit ist nun die Bundesregierung<br />
am Zug. Eine Einschränkung<br />
der Verkehrsicherungspflicht ist jedenfalls<br />
aus Sicht des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s (DFV)<br />
mehr als überfällig. In den vergangenen Jahren<br />
hatte der DFV immer wieder die Verkehrsicherungspflicht<br />
im Wald und das Betretungsrecht<br />
zum Thema gemacht. Aufgrund<br />
der Tatsache, dass die Rechtsprechung in<br />
diesem Bereich bislang aber ausschließlich<br />
auf den Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches<br />
(BGB § 823) fußt und in Fachgesetzen<br />
keine Ausnahmeregelungen z. B.<br />
für den Wald getroffen sind, wollten viele<br />
Akteure das Thema nicht angehen. Es wurde<br />
argumentiert, dass sich aus der richterlichen<br />
Rechtsprechung eine ausreichende<br />
38 proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des fOrstvereins<br />
verkehrssicherungspflicht<br />
– es tut sich was!<br />
Regelung des Umfanges der Verkehrssicherungspflicht<br />
im Einzelfall ergäbe. Dieser<br />
Argumentation der Bundesregierung folgte<br />
der Bundesrat allerdings nicht.<br />
<strong>Der</strong> Erholungsdruck auf den Wald hat<br />
sich, wie bereits in proWALD (1-2008) berichtet,<br />
in den letzten Jahrzehnten ständig<br />
gesteigert. Durch Ausweisung von besonderen<br />
Wegen und entsprechend steigender<br />
Besucherfrequenz ergibt sich ein deutlich<br />
erhöhtes Haftungsrisiko für Waldbesitzer<br />
und das Forstpersonal. Ein Zustand, der<br />
unzumutbar ist. Das Bundeswaldgesetz<br />
gestattet das freie Betreten des Waldes auf<br />
eigene Gefahr. Damit wollte der Gesetzgeber<br />
dem Waldbesitzer Sicherungspflichten<br />
ersparen, es hebt die allgemeine Verkehrssicherungspflicht<br />
leider nicht auf. In der Regel<br />
führen daher Unfälle im Wald immer vor<br />
den Staatsanwalt.<br />
Nun gibt es Stimmen, die eine entsprechende<br />
Regelung im Bundeswaldgesetz<br />
(BWaldG) fordern. Dies steht theoretisch<br />
seit Jahren in der Regierungsagenda, wurde<br />
aber in der Vergangenheit vor allem deswegen<br />
nicht realisiert, um nicht die Diskussion<br />
um die Definition der »Guten Fachlichen<br />
Praxis« im BWaldG führen zu müssen. Käme<br />
es nicht zu einer Novelle, würden aber<br />
eben auch andere Neuregelungen wegfallen.<br />
Neben der Verkehrssicherungspflicht sind<br />
hier vor allem Regelungen zu forstlichen<br />
Zusammenschlüssen und Fragen der Walddefinition<br />
im Zusammenhang mit Energieholzplantagen<br />
zu nennen. Zu klären bleibt<br />
allerdings, inwieweit Haftungsbeschränkungen<br />
im Bundeswaldgesetz tatsächlich<br />
zum Erfolg führen. Hier besteht noch viel<br />
Abstimmungsbedarf.<br />
Immer wieder hatte der Deutsche <strong>Forstverein</strong><br />
auf die Fehlentwicklungen im Zusammenhang<br />
mit dem Waldbetretungsrecht und<br />
der damit zusammenhängenden Verkehrssicherungspflicht<br />
hingewiesen. Anlässlich der<br />
Jahrestagungen Mainz 2003, Weimar 2005<br />
und Baden-Baden 2007 wurden Seminare<br />
angeboten, die sich ganz oder zumindest<br />
teilweise diesem Themenkreis widmeten.<br />
2007 forderte DFV-Präsident Dr. Hammer<br />
auch den Deutschen Forstwirtschaftsrat<br />
(DFWR) auf, sich im politischen Raum verstärkt<br />
für eine Neuregelung der Verkehrsicherungspflicht<br />
im Wald einzusetzen.<br />
n<br />
Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer<br />
des DFV<br />
Fotos: Thorsten Wiehle/<br />
Berliner Forsten
entschließung des<br />
bundesrates zur<br />
verkehrssicherungspflicht<br />
<strong>Der</strong> bundesrat bittet die bundesregierung zu<br />
prüfen, wie der umfang der verkehrssicherungspflicht<br />
im Wald gesetzlich definiert und eingeschränkt<br />
werden kann .<br />
begründung:<br />
<strong>Der</strong>zeit ist der umfang der verkehrssicherungspflichten<br />
im Wald nicht gesetzlich definiert .<br />
es gelten die allgemeinen Grundsätze zur allgemeinen<br />
verkehrssicherungspflicht . eine<br />
einschränkung, die die spezielle situation waldtypischer<br />
Gefahren regelt, ist nicht normiert .<br />
Gemäß § 14 abs . 1 bundeswaldgesetz ist das<br />
betreten des Waldes gestattet . Dieses sog .<br />
allgemeine betretungsrecht ist ausdruck der<br />
sozialpflichtigkeit des eigentums gemäß art . 14<br />
abs . 2 des Grundgesetzes und verpflichtet den<br />
Waldbesitzer, die nutzung seines Waldes durch<br />
Dritte in dem gesetzlich bestimmten umfang zu<br />
dulden .<br />
Obgleich die benutzung des Waldes gemäß § 14<br />
abs . 1 satz 3 des bundeswaldgesetzes lediglich<br />
auf eigene Gefahr gestattet wird, trifft den<br />
Waldbesitzer die aus § 823 des bürgerlichen<br />
Gesetzbuches hergeleitete allgemeine verkehrssicherungspflicht<br />
. Darin liegt die besonderheit der<br />
verkehrssicherungspflicht im Wald . abweichend<br />
von § 903 bGb ist es dem Waldbesitzer daher<br />
nicht gestattet, Dritte von der nutzung seines<br />
eigentums auszuschließen . Die Waldnutzung<br />
zieht die Pflicht zur verkehrssicherung nach<br />
sich, die erhebliche Kosten verursacht .<br />
Die allgemeine verkehrssicherungspflicht wurde<br />
von der rechtsprechung anhand der §§ 823 ff . des<br />
bGb entwickelt und basiert auf dem Gedanken,<br />
dass jeder, der in seinem verantwortungsbereich<br />
eine Gefahrenquelle, eine Gefahr drohenden<br />
Zustands oder eine sachlage, von der eine<br />
Gefahr für Dritte ausgeht, schafft oder andauern<br />
lässt, die verpflichtung hat, eine schädigung<br />
anderer tunlichst abzuwenden .<br />
Wie kommen Ihre Aufträge in den Wald<br />
und Ihre Bestände in den Computer?<br />
seiten Des fOrstvereins<br />
<strong>Der</strong> Passus »auf eigene Gefahr« in § 14 abs . 1<br />
satz 3 des bundeswaldgesetzes schließt nach<br />
einhelliger Meinung nicht die allgemeine<br />
verkehrssicherungspflicht der Waldbesitzer,<br />
sondern lediglich die entstehung besonderer<br />
zusätzlicher verkehrssicherungspflichten aus .<br />
Mangels gesetzlicher regelung werden inhalt<br />
und umfang der verkehrssicherungspflicht<br />
durch richter- und damit einzelfallrecht ausgebildet<br />
.<br />
für die verkehrssicherungspflicht im Wald gilt<br />
der Grundsatz, dass der Waldbesitzer lediglich<br />
für atypische Gefahren, jedoch nicht für typische<br />
Gefahren haftet . typische Gefahren sind solche,<br />
die sich aus der natur oder der ordnungsgemäßen<br />
bewirtschaftung des Waldes unter beachtung<br />
der jeweiligen Zweckbestimmung ergeben .<br />
fahrspuren in Wegen, reisig im bestand,<br />
trockenzweige in baumkronen, herabhängende<br />
Äste nach schneebruch oder sturmschäden sind<br />
beispiele für typische Waldgefahren .<br />
Dagegen haftet der Waldbesitzer für atypische<br />
Gefahren . atypische Gefahren sind immer dann<br />
anzunehmen, wenn der Waldbesitzer selbst oder<br />
ein Dritter Gefahrenquellen schafft, selbst einen<br />
besonderen verkehr eröffnet, anzieht oder duldet<br />
oder gegen sonstige dem schutz von Personen<br />
oder sachen dienende rechtsvorschriften verstößt<br />
. selbst geschaffene Gefahrenquellen sind<br />
zum beispiel Kinderspielplätze, Kunstbauten,<br />
fanggruben, gefährliche abgrabungen oder<br />
Parkplätze im Wald .<br />
Die Grundregel, dass für typische Gefahren des<br />
Waldes nicht zu haften ist, gilt jedoch nicht uneingeschränkt<br />
. Da art und umfang der verkehrssicherungspflicht<br />
u . a . von der Zweckbestimmung<br />
der fläche und der verkehrserwartung der<br />
Waldnutzer bestimmt werden, nimmt die<br />
rechtsprechung eine haftung der Waldbesitzer<br />
an stark frequentierten Waldwegen auch für<br />
waldtypische Gefahren an .<br />
Die heterogene rechtsprechung zur verkehrssicherungspflicht<br />
im Wald hat erhebliche<br />
verunsicherung bei den Waldeigentümern ausgelöst,<br />
nicht zuletzt, weil deren vernachlässigung<br />
erhebliche finanzielle und strafrechtliche<br />
Konsequenzen nach sich ziehen kann . aber<br />
auch die Wahrnehmung der verkehrssicherungspflicht<br />
verursacht beachtliche Kosten, da die<br />
rechtsprechung in den meisten fällen von einer<br />
halbjährigen Kontrollpflicht entlang von straßen<br />
sowie einer jährlichen Kontrolle auf stark frequentierten<br />
Waldwegen ausgeht . Darüber hinaus<br />
haben sich die anforderungen an die verkehr<br />
ssicherungspflicht in den letzten Jahrzehnten<br />
kontinuierlich erhöht . Die besondere belastung<br />
der Waldbesitzer liegt darin begründet, dass<br />
sie abweichend von § 903 bGb Dritte nicht von<br />
der nutzung ihres eigentums ausschließen und<br />
somit den umfang ihrer verkehrssicherungspflicht<br />
im Wald nicht reduzieren können .<br />
Darüber hinaus haben sich die anforderungen<br />
an die verkehrssicherungspflichten in den letzten<br />
Jahrzehnten kontinuierlich erhöht . Gründe<br />
hierfür sind insbesondere:<br />
• das veränderte freizeitverhalten der<br />
Waldnutzer, welches eine intensivere<br />
nutzung des Waldes beinhaltet (nordic<br />
Walking, Mountainbiking, reiten, »Wald als<br />
freizeiterlebnis« u . a .),<br />
• die wachsende instabilität der Wälder<br />
aufgrund der zunehmend schlechteren<br />
umweltbedingungen (versauerung der böden<br />
u . a .),<br />
• die forderung an die Waldbesitzer, möglichst<br />
naturnah zu wirtschaften, was einen höheren<br />
anteil an potenziell gefährdendem alt- und<br />
totholz bedingt,<br />
• die vermehrte anzahl von flächen, die<br />
bewusst aus der bewirtschaftung genommen<br />
werden (naturwaldzellen) .<br />
Das zentrale anliegen der Waldbesitzer be-<br />
trifft daher die verkehrssicherungspflicht<br />
an Waldwegen und außengrenzen, da eine<br />
verkehrssicherungspflicht im bestand für waldtypische<br />
Gefahren regelmäßig nicht gegeben<br />
ist . Daher ist es erforderlich, zur entlastung der<br />
Waldbesitzer und erhöhung der rechtssicherheit<br />
den umfang der verkehrssicherungspflicht im<br />
Wald gesetzlich zu definieren und insbesondere<br />
auf Waldwegen einzuschränken .<br />
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Juli | 2008 : proWALD 39
Am 28. Februar veranstaltete das Zentrum<br />
Wald Forst Holz (die Bayerische Landesanstalt<br />
für Wald und Forstwirtschaft, die Fachhochschule<br />
Weihenstephan, Fachbereich<br />
Wald und Forstwirtschaft, und die Technische<br />
Universität München, Studienfakultät<br />
Forstwissenschaften und Ressourcenmanagement)<br />
eine vielbeachtete Tagung zur<br />
Baumart Douglasie. »Das Thema treibt uns<br />
um«, bemerkte der Vorsitzende des Bayer.<br />
Waldbesitzerverbandes, Freiherr von Gravenreuth,<br />
in seinem Grußwort angesichts<br />
der 600 Besucher, die nahezu die Hörsaalkapazität<br />
der TU sprengten. Die Bedeutung<br />
der Tagung zeigte sich auch darin, dass der<br />
bayerische »Forst«minister Josef Miller das<br />
Einführungsreferat »Klimawandel – Herausforderung<br />
für Wissenschaft und Praxis«<br />
übernahm.<br />
Die Reihe der Fachvorträge eröffnete<br />
der Bayreuther Botaniker Dr. Gregor Aas; er<br />
berichtete über die Verbreitung, Variabilität<br />
und Ökologie der Douglasie in Nordamerika.<br />
In dem für europäische Verhältnisse riesigen<br />
Areal zeigt die Douglasie sehr unterschiedliche<br />
Varietäten, eine sehr reichhaltige genetische<br />
Ressource. <strong>Der</strong> Herkunftsbereich der<br />
in Europa angebauten Douglasienrassen ist<br />
horizontal und vertikal eng begrenzt. In ihrer<br />
Heimat bildet die Douglasie nach Waldbränden<br />
als Pionierbaumart ausgedehnte<br />
Reinbestände, fügt sich aber auch mit eher<br />
bescheidenen Anteilen in klimaxnahe Nadelmischwälder<br />
mit schattentoleranten Arten<br />
ein. Letztere Eigenschaft wurde bisher<br />
in Europa kaum genutzt.<br />
Dr. Christian Kölling von der Landesanstalt<br />
für Wald und Forstwirtschaft verglich<br />
anhand von Klimahüllen (Diagramme aus<br />
Jahresmitteltemperatur und Jahresniederschlag)<br />
die gegenwärtigen und zukünftigen<br />
Anbaubedingungen für die Douglasie in Bay-<br />
40 proWALD : Juli | 2008<br />
seiten Des fOrstvereins<br />
»Douglasie – perspektiven<br />
im klimawandel«<br />
tagung in Freising-weihenstephan<br />
ern. Die starke klimatische Spezialisierung<br />
der bei uns angebauten Herkünfte bedingt in<br />
Anbetracht des Klimawandels ein nicht unerhebliches<br />
Risiko. In den trockeneren Bereichen<br />
Bayerns wird die Wasserversorgung für<br />
die Douglasie künftig nicht mehr ausreichen,<br />
in den kühleren Bereichen ist mit erhöhten<br />
Frostschäden zu rechnen. Die Frage nach<br />
der Eignung der bisherigen amerikanischen<br />
Herkünfte muss unter den sich wandelnden<br />
Bedingungen neu gestellt werden.<br />
Frau Dr. Monika Konnert, die Leiterin<br />
des Amtes für forstliche Saat- und Pflanzenzucht<br />
und damit das genetische forstliche<br />
Gewissen Bayerns, demonstrierte den<br />
hohen Stand der genetischen Forschung<br />
bei der Douglasie. Iso-Enzym-Analysen<br />
haben ergeben, dass das Herkunftsregister<br />
hinsichtlich der Beimischung von Caesia-<br />
Formen überprüft werden muss. Beim Bezug<br />
von Pflanzen sollte der Abnehmer aus<br />
Gründen der Herkunftssicherung Material<br />
fordern, dessen Ursprung bestandsweise<br />
nachgewiesen werden kann (ZÜV-Material).<br />
Die Notwendigkeit, Beschränkungen<br />
der Einfuhr von kontrolliertem Saatgut aus<br />
den USA zu lockern, wurde überzeugend<br />
begründet.<br />
Dr. Ulrich Kohnle von der Forstlichen<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg<br />
referierte über baden-württembergische<br />
Douglasien-Standraumversuche.<br />
Nach seinen Ergebnissen sind bei Ausgangs-<br />
Pflanzenzahlen zwischen 1000 und 4000 pro<br />
Hektar keine bedeutenden Unterschiede in<br />
der Qualität des Holzes zu erwarten; hinsichtlich<br />
der Jahrringbreite legte er allerdings<br />
die Grenze von 8 mm an. Auch bei engeren<br />
Standräumen sei zur Erzeugung von Qualitätsholz<br />
die Wertastung notwendig.<br />
Dr. Ludwig Albrecht vom Amt für Landwirtschaft<br />
und Forsten in Karlstadt stellte<br />
von Maximilian Waldherr<br />
anhand einer beispielhaften Bestandesentwicklung<br />
das Pflegekonzept für die<br />
Douglasie dar. Er erteilte zwar der Reinbestandswirtschaft<br />
eine Absage, wählte aber<br />
in seinem Beispiel ein Mischungselement<br />
in Kleinbestandsgröße. Im Modell folgen<br />
nach der Auswahl von 100-150 Z-Bäumen<br />
die Astung und konsequente Begünstigung,<br />
um deren frühe Ernte im Alter 60-70<br />
zu erreichen; der Bestand soll dann mit gut<br />
geformten, feinastigen Z2-Bäumen bis in<br />
ein Alter von 80-120 Jahren weitergeführt<br />
werden.<br />
Dr. Helge Walentowski von der Bayerischen<br />
Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft<br />
referierte über die Douglasie aus<br />
der Sicht des Naturschutzes. Er umriss die<br />
Grenzen für die Douglasienbeteiligung.<br />
Selbstverständlich muss die Einbringung in<br />
gesetzlich geschützten Waldbiotopen genau<br />
so wie in den Nationalparken unterbleiben.<br />
In den Flora-Fauna-Habitat-Gebieten ist sie<br />
begrenzt möglich. Auf 80 Prozent der Waldfläche<br />
gibt es seitens des Naturschutzes<br />
keine Einschränkungen für die Douglasienbeteiligung,<br />
wenn die Voraussetzungen<br />
des Waldgesetzes beachtet werden. <strong>Der</strong><br />
Referent kam zu dem Schluss, dass eine<br />
angemessene Beimischung der Douglasie<br />
umweltpolitisch sinnvoll und ökologisch<br />
tragbar sei.<br />
Prof. Dr. Thomas Knoke von der TU<br />
München behandelte den betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekt der <strong>optimale</strong>n Größe der<br />
Beteiligung. Anhand von Modellrechnungen<br />
bei definierten Zinserwartungen und unterschiedlichen<br />
Risikoannahmen lassen<br />
sich für die Baumarten Fichte, Buche und<br />
Douglasie <strong>optimale</strong> Beteiligungsanteile errechnen.<br />
Das Ergebnis ist von der Annahme<br />
der Risikosituation abhängig; bei Fichte und<br />
Buche liegen hier Erfahrungsgrößen vor, bei
der Douglasie müssen sie geschätzt werden.<br />
Im Modell errechnete Knoke ein Optimum<br />
bei 30 bis 35 %, Anteile über 50 % führten zu<br />
keinen finanziellen Vorteilen. Unabhängig<br />
von den unsicheren Annahmen des Modells<br />
ist bemerkenswert, dass das betriebswirtschaftliche<br />
Optimum der Beteiligung der<br />
Douglasie trotz ihrer überlegenen Wuchsleistung<br />
bei begrenzten Anteilen liegt.<br />
Abschließend referierte MR Franz Brosinger<br />
von der Bayerischen Forstverwaltung<br />
über Chancen und Grenzen des Waldbaus<br />
mit der Douglasie in Bayern. Er sprach sich<br />
für einen Weg aus, der hohe ökologische<br />
Verträglichkeit und hohe Sicherheit für<br />
den Waldbesitzer gewährleistet. Das setze<br />
Grenzen für den Anbau dieser hochleistungsfähigen<br />
Baumart, auch wenn sich die<br />
Wuchsbedingungen durch den Klimawandel<br />
ändern würden. Die Douglasie liefere<br />
bei richtiger Erziehung das beste Nadelholz<br />
unserer Wirtschaftsbaumarten; diese Chance<br />
müsse genutzt werden. Brosinger sprach<br />
sich dafür aus, die in Bayern gebräuchlichen<br />
Pflanzenzahlen von 2.000-3.000 pro Hektar<br />
nicht zu unterschreiten.<br />
Die Tagung bot also viele Informationen<br />
über die »neue« Baumart Douglasie. Präsident<br />
Olaf Schmidt, der Leiter der Landesanstalt<br />
für Wald und Forstwirtschaft, betonte in<br />
seiner Zusammenfassung, die Douglasie sei<br />
eben kein »Baum für alle Fälle«; wolle man<br />
die Rückschläge der Vergangenheit vermeiden,<br />
sei fundiertes Wissen über die Baumart,<br />
den Standort und die Bestandesverhältnisse<br />
Voraussetzung. Das große Interesse der Teilnehmer,<br />
vor allem der Privatwaldbesitzer,<br />
zeigte, dass der Umgang mit der Baumart<br />
Douglasie noch kein forstliches Allgemeingut<br />
ist.<br />
n<br />
Foto: Wald und Holz NRW<br />
seiten Des fOrstvereins<br />
Juli | 2008 : proWALD 41
aDen-württemberg<br />
Kontakt: inge hormel, etzbachstr . 10 in<br />
72108 rottenburg . tel .: 07457/931869,<br />
fax: 07457/931874, baden-wuerttemberg@<br />
forstverein .de<br />
viel lärm um die buche und ruhe im Park<br />
schönbusch<br />
exkursion des Fvs nach aschaffenburg<br />
<strong>Der</strong> baden-Württembergische forstverein<br />
besuchte mit 25 teilnehmern am 5 .Mai<br />
2008 das jüngste der drei buchen-sägewerk<br />
der firma Pollmeier im hafengebiet<br />
von aschaffenburg . schon von weitem<br />
konnte man das in intervallen beregnete<br />
sommerlager mit buchen-stammholz<br />
sehen . an der firmeneinfahrt blickten die<br />
weit angereisten exkursionsteilnehmer<br />
auf ein riesiges Gebäude in moderner industriearchitektur,<br />
das zunächst nicht an<br />
ein traditionelles sägewerk erinnert . <strong>Der</strong><br />
rundgang durch das „sägewerk“ gab einen<br />
einblick in eine standardisierte und<br />
weitestgehend automatisierte Massenproduktion<br />
von buchen-schnittholz . Mit<br />
einem traditionellen Kleinsägewerk hatte<br />
das nichts mehr gemeinsam .<br />
erstaunt waren viele teilnehmer, dass vor<br />
dem einschnittprozess keinerlei Qualitätssortierung<br />
des rundholzes erfolgt . Diese<br />
findet erst nach dem einschnitt statt . für<br />
viele neu waren die resaw-sägen, die einen<br />
sehr schnellen einschnittsfortschritt<br />
mit der technik der bandsäge ermöglichen .<br />
endstation des rundganges war das lager,<br />
in dem die definierten und auf das bedürfnis<br />
der Kunden abgestimmten Produkt-Qualitäten<br />
nur kurze Zeit auf den Weitertransport<br />
zum Kunden warten . Die Qualitätssortierung<br />
nach dem einschnitt und Zusammenfassung<br />
zu genau definierten brett-Qualitäten<br />
mit entsprechenden handelsnamen<br />
ist eine der stärken der firma Pollmeier .<br />
als Kontrastprogramm führte der bayerische<br />
forstkollege hildenbrand am nachmittag<br />
auf einer kleinen rundwanderung<br />
durch den landschaftspark schönbusch .<br />
4 . baden-Württembergischer Waldgipfel<br />
der aG Wald am 20 .11 .2008 in rottenburg<br />
am 20 . november findet in rottenburg am<br />
neckar der 4 . baden-Württembergische<br />
Waldgipfel der aG Wald statt .<br />
unter dem Motto »auf der suche nach<br />
dem superwald« werden wir uns mit gesellschaftlichen<br />
ansprüchen an den Wald<br />
beschäftigen . indem nicht-förster ihren<br />
»superwald« skizzieren, erhofft sich die<br />
42 proWALD : Juli | 2008<br />
aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />
aG Wald erkenntnisse, wie forstliche anliegen<br />
wieder verständlicher in der Gesellschaft<br />
platziert werden können . eine<br />
sicherlich lohnenswerte veranstaltung .<br />
Mitgliederversammlung, vorstands- und<br />
beiratswahlen des baden-Württembergischen<br />
forstvereins<br />
am 20 . november 2008 in rottenburg am<br />
neckar . im anschluss an den 4 . baden-<br />
Württembergischen Waldgipfel in rottenburg<br />
veranstaltet der baden-Württembergische<br />
forstverein am 20 . november 2008<br />
in rottenburg seine Mitgliederversammlung<br />
(beginn ca . 18 .00 uhr) . bitte merken<br />
sie sich den termin vor .<br />
satzungsgemäß stehen 2008 vorstandsund<br />
beiratswahlen an . Wer interesse hat,<br />
im beirat oder vorstand mitzuarbeiten,<br />
oder jemanden vorschlagen will, soll sich<br />
bitte mit dem vorstand oder mit unserer<br />
Geschäftsführerin, frau hormel, in verbindung<br />
setzen .<br />
bayern<br />
Kontakt: Gudula lermer, ritter-Waller-str .<br />
16 in 94405 Wildthurn . tel . (d .): 08561/3004-<br />
161, fax (schatzmeister): 09421/8416-32,<br />
email: gudulalermer@aol .com<br />
18 .-19 .07 . auf initiative des bayer . forstvereins<br />
erster bayerischer waldtag der<br />
bayerischen forstverwaltung in freising,<br />
zusammen mit 20 forstlichen vereinen<br />
und verbänden . thema: »Klimawandel<br />
– <strong>Der</strong> Wald als Opfer und retter«<br />
mit festansprache von MP Dr . Günther<br />
beckstein . einführung von staatsminister<br />
Josef Miller . Die Organisation übernimmt<br />
als Dienstleister das Zentrum Wald forst<br />
holz Weihenstephan, dem großer Dank<br />
gebührt! beginn 9 uhr . Ort: schönleutnerhörsaal<br />
im hörsaal-Gebäude der tu-München<br />
Weihenstephan . am samstag finden<br />
exkursionen statt . Programm: www .forstverein<br />
.de unter bayern .<br />
branDenburg<br />
Kontakt: Dr . Carsten leßner, Waidmannspromenade<br />
7 in 14584 schwielowsee, Ot<br />
Wildpark-West . tel . (d .): 030/31904-560,<br />
fax (d .): -564, email: lessnerC@aol .com<br />
brandenburg: tagung zur biodiversität<br />
lebensversicherung für den Wald<br />
Mehr als 300 teilnehmer aus der forstbranche<br />
und vertreter des naturschutzes<br />
sowie der Wissenschaft trafen sich zu einer<br />
gemeinsamen tagung der landesforstverwaltung<br />
und des brandenburgischen<br />
forstvereins e . v . am 24 . april 2008 in<br />
rangsdorf . schwerpunkt in diesem Jahr<br />
war das thema artenvielfalt im Wald .<br />
»biologische vielfalt ist die lebensversicherung<br />
des Waldes, und nur vielfältige<br />
Wälder können auch vielfältige funktionen<br />
erfüllen«, erläuterte forstminister Dr . Dietmar<br />
Woidke in seinem einführungsvortrag .<br />
eine dem jeweiligen Waldtyp angepasste<br />
artenvielfalt erhöhe die Chance, dass die<br />
anpassung an bevorstehende umweltveränderungen<br />
wie den Klimawandel gelinge .<br />
Dadurch tragen forstleute eine noch höhere<br />
verantwortung als bisher . Deshalb<br />
seien eine naturnahe Waldbewirtschaftung<br />
und die fortführung des Waldumbauprogramms<br />
nach wie vor unverzichtbar . Dazu<br />
gehören auch alt- und totholz in entsprechender<br />
Menge und struktur sowie ein ausgeglichenes<br />
verhältnis zwischen Waldverjüngung<br />
und Wildbestand . voraussetzung<br />
für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
seien und blieben anpassungsfähige und<br />
widerstandsfähige Waldökosysteme . aus<br />
waldbaulicher sicht ordnete Prof . Christian<br />
ammer (uni Göttingen) das thema biodiversität<br />
ein . Die Mischbestands-renaissance<br />
seit den 1980er-Jahren habe den<br />
Weg für weitere bestrebungen zu mehr<br />
vielfalt geebnet . so müsse der Waldbau<br />
die »Kartellbehörde« gegen »monopolistische«<br />
reinbestände sein .<br />
genetisch vielfältige zukunft<br />
erforderlich<br />
»bäume gehören zu den genetisch variabelsten<br />
Organismen der erde«, zeigte<br />
Dr . thomas Geburek (bfW Wien) in seinem<br />
vortrag auf . forstleute müssen bei<br />
Kunst- und naturverjüngungen mit der<br />
ausreichend Zahl von »Paarungspartnern«<br />
immer die genetische vielfalt im<br />
auge behalten, denn die samenfrage »ist<br />
die wichtigste in der forstwirtschaft«, so<br />
der Genetiker . Die eiche als Magnet und<br />
»hotspot« für biodiversität beschrieb Dr .<br />
ralf Kätzel (lfe) . es müsse nicht mehr<br />
stark, sondern vielfältig wie eine eiche<br />
heißen, so Kätzel, der seit vielen Jahren<br />
insbesondere mit Drittmittelprojekten zur<br />
eiche forscht . Die tierische vielfalt auf eichen<br />
stellte auch Dr . Katrin Möller (lfe)<br />
aus der sicht des Waldschutzes vor . Zum<br />
vergleich nannte sie die fehlenden Gegenspieler-Gemeinschaften<br />
der Kieferngroß-
schädlinge, deren wenige antagonisten nur<br />
durch eine erhöhung der bestandesvielfalt<br />
(Mischung) gefördert werden können . Wie<br />
baumartenmischungen aus sicht der risikobewertung<br />
beurteilt werden können,<br />
zeigte Prof . thomas Knoke (tu München)<br />
anhand von theoretischen Modellen aus<br />
der betriebswirtschaft . nur eine geschickte<br />
baumarten-Mischung habe auch finanzielle<br />
vorteile . stärken der einen können schwächen<br />
der anderen baumart kompensieren,<br />
und es könne sogar zu einem synergie-effekt<br />
bei Zuwachs oder stabilität kommen .<br />
Diese nicht-linearen Zusammenhänge<br />
können als forstliche entscheidungshilfe<br />
mathematisch formuliert werden, wie er<br />
am beispiel bayerischer fichten-buchen-<br />
Mischbestände erläuterte .<br />
biodiversität bei Forstleuten angesagt<br />
nicht nur der auftrag aus dem landeswaldgesetz<br />
verpflichte forstleute zum<br />
schutz und zur Mehrung der biodiversität<br />
bei der bewirtschaftung der Wälder,<br />
konstatierte Diethard schubert in seinem<br />
vortrag mit Koautorin Dagmar schneck<br />
(beide aff Müllrose) . forstleute haben sich<br />
bereits in der vergangenheit um die biodiversität<br />
gesorgt, als diese noch »naturvielfalt«<br />
hieß, so schubert . Dennoch gebe<br />
es auch in seinem verantwortungsbereich<br />
z . b . hinsichtlich der Wilddichte oder des<br />
Waldumbaus noch viel zu tun . hinsichtlich<br />
der sicherung forstlicher Genressourcen<br />
könne das amt für forstwirtschaft Müllrose<br />
jedoch mit einigen achtungserfolgen<br />
aufwarten . rund 1 .500 hektar saatgutbestände<br />
und 30 hektar bestände gebietsheimischer<br />
Gehölze sowie 160 hektar und<br />
weitere 60 einzelbäume gesicherte forstliche<br />
Genressourcen seien dort vorhanden .<br />
als eine weitere besonderheit nannte er<br />
das vorkommen der »schlaubetal-buche«,<br />
aus deren autochthonem saatgut am rande<br />
des natürlichen verbreitungsgebietes<br />
bereits mehr als 160 hektar Waldumbau<br />
vor Ort realisiert wurde . neben einer verstärkten<br />
sensibilisierung der akteure und<br />
der öffentlichkeit wünscht sich schubert<br />
zur umsetzung einer biodiversitäts-strategie<br />
von der Wissenschaft praktikable<br />
»stellschrauben« sowie fundierte und gesellschaftlich<br />
akzeptierte rahmenbedingungen<br />
von der Politik .<br />
in absehbarer Zeit, voraussichtlich schon<br />
nach der sommerpause, sollen die gesammelten<br />
vorträge in einem band der<br />
aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />
eberswalder forstlichen schriftenreihe<br />
erscheinen . Dieser wird jedem tagungsteilnehmer<br />
sowie den Mitarbeitern der<br />
landesforstverwaltung und den Mitgliedern<br />
des brandenburgischen forstvereins<br />
zugesandt oder ist bei der landesforstanstalt<br />
eberswalde erhältlich .<br />
von Jan engel<br />
beschluss zur beitragserhöhung<br />
Die Mitgliederversammlung des brandenburgischen<br />
forstvereins e . v . beschließt<br />
am 24 .04 .2008, den Mitgliedsbeitrag zum<br />
01 .01 .2009 wie folgt zu erhöhen:<br />
natürliche Personen von bisher<br />
20,00 € auf 30,00 €<br />
rentner und Pensionäre von bisher<br />
15,00 € auf 20,00 €<br />
studenten und azubis weiterhin<br />
10,00 €<br />
<strong>Der</strong> brandenburgische forstverein e . v . ist<br />
verpflichtet, einen betrag von 12,00 euro<br />
pro Mitglied an den Deutschen forstverein<br />
abzuführen . um die bisherige arbeit (Jahrestagungen,<br />
lehrfahrten, Publikationen,<br />
Pressearbeit etc .) des brandenburgischen<br />
forstvereins in gewohnter Weise fortführen<br />
zu können, bedarf es der vorgeschlagenen<br />
beitragserhöhung . <strong>Der</strong> vorstand<br />
des bfv ist weiterhin bemüht, eine hohe<br />
Qualität bei absoluter ausgabendisziplin<br />
zu gewährleisten .<br />
heSSen<br />
Kontakt: hans-Peter Maier, Geschäftsstelle<br />
hessischer forstverein, c/o hessisches<br />
Ministerium für umwelt, ländlichen raum<br />
und verbraucherschutz, Mainzer straße<br />
80, 65189 Wiesbaden, tel .: 0611/815 1613<br />
(herr Maier), fax .: 0611/815 1972, email:<br />
hans-peter .maier@hmulv .hessen .de<br />
Jahreshauptversammlung des<br />
hessischen forstvereins am 29 . Mai 2008<br />
in Melsungen<br />
vor rund 100 tagungsgästen eröffnete der<br />
vorsitzende des hessischen forstvereins,<br />
Michael buhlmann, die tagung, die unter<br />
dem leitthema »Kyrill – erfahrungen,<br />
folgerungen und Perspektiven« stand .<br />
im vordergrund standen dabei betrachtungen<br />
zu den handlungsempfehlungen,<br />
die die landesforstverwaltung aktuell zur<br />
Wiederbewaldung der schadflächen erarbeitet<br />
hat .<br />
staatsminister Dietzel stellte die bedeutung<br />
des hessischen forstvereins heraus,<br />
der sich als akteur im rahmen der fort-<br />
und Weiterbildung im forstlichen wie im<br />
holzwirtschaftlichen bereich regelmäßig<br />
den aktuellen forstlichen themen zuwendet<br />
und auch bei diesem Jahresthema mit<br />
den brennenden fragen aus der forstlichen<br />
Praxis auseinandersetzt . Jetzt, da<br />
das angefallene schadholz (rd . 7 Mio . fm)<br />
weitestgehend aufgearbeitet worden sei,<br />
gelte es, mehr als 6 .000 ha fläche aufzuforsten<br />
. Ziel, so der Minister, müssen<br />
standortgerechte, stabile, strukturreiche<br />
und produktive Wälder sein . Da von den<br />
sturmwurfereignissen im schwerpunkt<br />
nadelbaumbestände betroffen waren, ist<br />
bei der festlegung von verjüngungszielen<br />
neben den bereits genannten Zielen auch<br />
der aspekt der sicherung von nadelbaumanteilen<br />
bei allen Überlegungen zu berücksichtigen<br />
.<br />
Die heute vorzunehmende Wiederaufforstung<br />
ist laut Minister Dietzel von besonderer<br />
tragweite, da Klimaveränderungen<br />
und künftige extremereignisse bei der<br />
auswahl geeigneter baumarten für eine<br />
stabilisierung der Wälder bereits jetzt in<br />
alle entscheidungsprozesse einbezogen<br />
werden müssen .<br />
in dem anschließenden vortrag referierte<br />
Prof . Dr . h . spellmann, leiter der nordwestdeutschen<br />
forstlichen versuchsanstalt<br />
in Göttingen, in eindrücklicher Weise<br />
über folgerungen und Perspektiven,<br />
die sich durch den Klimawandel für die<br />
waldbaulichen Planungen und Maßnahmen<br />
ergeben . bei den exkursionspunkten<br />
im forstamt Melsungen konnten die entscheidungen<br />
der flächenvorbereitung und<br />
Pflanzung von Douglasie in Mischung zur<br />
naturverjüngung oder von eiche und edellaubholz<br />
nachvollzogen werden .<br />
Die langfassung des berichts mit bildern<br />
zur exkursion wird in Kürze auf www .forstverein<br />
.de unter hessen zur verfügung stehen<br />
.<br />
beschluss zur beitragserhöhung<br />
nach dem Geschäftsbericht des vorsitzenden<br />
und dem Kassenbericht des schatzmeisters<br />
für 2006 und 2007 mit einem referat<br />
zur finanzlage wurde nach lebhafter<br />
erörterung einstimmig beschlossen, den<br />
Mitgliedsbeitrag ab beitragsjahr 2009 auf<br />
25 eur/Jahr je Mitglied zu erhöhen .<br />
neue geschäftsführung<br />
nachdem der bisherige Geschäftsführer,<br />
herr Dr . Gossenauer-Marohn, nicht mehr<br />
Juli | 2008 : proWALD 43
für den rest der Wahlperiode zur verfügung<br />
stand, fanden neuwahlen statt . hans-<br />
Peter Maier wurde einstimmig bei eigener<br />
enthaltung zum neuen Geschäftsführer<br />
des hessischen forstvereins gewählt .<br />
mecklenburg-vOrpOmmern<br />
Kontakt: axel stein, Paulshöher Weg 1 in<br />
19061 schwerin . tel .: 0385/588-6221, fax:<br />
-6024, email: a .stein@lm .mvnet .de<br />
Jahrestagung 2008 erfolgreich abgeschlossen<br />
am 16 . april fand die Jahrestagung des<br />
forstvereins Mv zum thema »Klimawandel<br />
– wie muss der Waldbau in Mecklenburgvorpommern<br />
künftig agieren?« statt . sie<br />
war gleichzeitig Pflichtveranstaltung für<br />
alle forstamtsleiter und revierförster der<br />
landesforst Mv, sodass rd . 350 teilnehmer<br />
in der linden- und barockstadt ludwigslust<br />
begrüßt werden konnten . Die Weiterbildungsveranstaltung<br />
war hochrangig<br />
besetzt, u . a . mit vertretern des Potsdam-instituts<br />
für Klimafolgenforschung<br />
(J . rock) und der tu Dresden (Prof . Dr . s .<br />
Wagner, Prof . Dr . M . Müller), und hervorragend<br />
durch den forstverein organisiert .<br />
Die Podiumsdiskussion (u . a . mit teilnehmern<br />
der landesforst, des Waldbesitzerverbandes,<br />
der holzindustrie und der<br />
umweltverbände) leitete Privat-forstrat<br />
W . Zimmeck als Moderator . Das hohe niveau<br />
der veranstaltung lasse erwarten, so<br />
vorstand s . blomeyer von der landesforst<br />
Mv, dass auch künftig bei gemeinsamen<br />
themen gemeinsame Wege gegangen<br />
werden könnten . Minister Dr . t . backhaus<br />
hob in seinem Grußwort hervor, dass landund<br />
forstwirtschaft in spezieller Weise von<br />
den auswirkungen des Klimawandels betroffen<br />
seien . er sei daher sehr dankbar,<br />
dass der forstverein und die landesforstanstalt<br />
gemeinsam die initiative ergriffen<br />
hätten für einen Meinungs- und erkenntnisaustausch<br />
zu diesem thema .<br />
ein ausführlicher tagungsbericht wird zzt .<br />
vorbereitet .<br />
vorstand des forstvereins Mv in Polen<br />
Mitglieder des vorstandes des fv Mv<br />
waren am 13 . Juni 2008 Gäste der regionalen<br />
forstdirektion szcecin (stettin),<br />
um aufgaben der Waldbewirtschaftung<br />
und des Waldnaturschutzes kennenzulernen<br />
. neben interessanten Waldbildern<br />
zur Kiefern- und buchenbewirtschaftung<br />
konnten auch ausgewiesene naturschutz-<br />
44 proWALD : Juli | 2008<br />
aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />
gebiete und anbauversuche mit nordamerikanischen<br />
baumarten (Pseudotsuga<br />
menziesii, Carya ovata, betula lenta), die<br />
von a . schwappach ende des 19 . Jahrhunderts<br />
angelegt wurden, besichtigt werden .<br />
es war ein abwechslungsreicher und interessanter<br />
tag, der vom leiter des forstamtes<br />
neu Pudagla, herrn n . sündermann,<br />
hervorragend vorbereitet wurde . <strong>Der</strong> aufenthalt<br />
bot die Gelegenheit, die guten beziehungen<br />
zwischen den forstleuten der<br />
beiden nachbarländer zu vertiefen .<br />
Dr . M . schorcht<br />
nOrDrhein-weStFalen<br />
Kontakt: ute nolden-seeman, Kronprinzenallee<br />
119, 42119 Wuppertal, tel .:<br />
0170-9913060, tel .(d): 0202-2478216,<br />
fax(d .): 0202-2478218, email: nrw@forstverein<br />
.de<br />
nOrDweStDeutSchlanD<br />
Kontakt: Jochen Matthaei, Jagdschloss<br />
springe in 31832 springe . email: jochen .<br />
matthaei@nfa-saupark .niedersachsen .de<br />
rheinlanD-pFalz – SaarlanD<br />
birgitta schneider, Geschäftsstelle fv<br />
rlp-s ., Pf 100257, 67402 neustadt, tel .:<br />
06321/6799-232, PC-fax: -44232, rlp-s@<br />
forstverein .de<br />
ankündigung der Jahrestagung des forstvereins<br />
rheinland-Pfalz – saarland e . v .<br />
am Donnerstag, dem 18 ., und freitag, dem<br />
19 . september 2008, in der europäischen<br />
akademie Otzenhausen, 66620 nonnweiler/saar<br />
(siehe bild)<br />
»<strong>Der</strong> Wald kommt – der förster geht«,<br />
mit diesem Motto knüpft der rheinland-<br />
Pfälzisch-saarländische forstverein mit<br />
seiner herbsttagung an die immer lauter<br />
werdenden befürchtungen von forstleuten,<br />
naturschützern, berufsverbänden und vielen<br />
anderen bürgern nach den vollzogenen<br />
strukturreformen öffentlicher forstverwaltungen<br />
an .<br />
<strong>Der</strong> Wald als ökosystem und als naturressource<br />
gewinnt zwar in den letzten Jahren<br />
eine steigende bedeutung im öffentlichen<br />
bewusstsein (biorohstoff, CO -speicher,<br />
2<br />
energieträger, Kontrastraum zu städtischen<br />
lebenswelten, ökologischer ausgleichsraum<br />
bei weiterer urbanisierung der<br />
Gesellschaft) . Gleichzeitig jedoch verliert er<br />
in der gesamten bundesrepublik viele seiner<br />
klassischen betreuer vor Ort .<br />
Die weltweit massiv ansteigende nachfrage<br />
nach dem rohstoff holz löst bei vielen bürgern<br />
die sorge aus, die Grundsätze einer<br />
nachhaltigen forstwirtschaft könnten auf<br />
der strecke bleiben . Den Wald und seine inwertsetzung<br />
auf der Grundlage einer multifunktionalen<br />
forstwirtschaft in einer generationenübergreifenden<br />
verantwortung<br />
zu erhalten, zu fördern und weiterzuentwickeln,<br />
ist die forstpolitische aufgabe der<br />
Gegenwart und Zukunft . hierzu bedarf es<br />
in erster linie der forstlich kundigen hand;<br />
nur dann kann der Wald seinen beitrag für<br />
eine nachhaltige entwicklung leisten – lokal,<br />
regional, europa- und weltweit .<br />
Donnerstag, 18.09.2008<br />
14 .00 uhr: festvortrag von Dr . a . hammer<br />
15 .00 uhr: Podiumsdiskussion mit Dr . anton<br />
hammer, dem saarländischen umwelt- und<br />
forstminister stefan Mörsdorf, dem neuen<br />
leiter von landesforsten rheinland-Pfalz<br />
Dr . Jens Jacob, dem Oberbürgermeister<br />
der größten Waldbesitzenden Gemeinde im<br />
saarland und früheren forstchef, Dr . alfons<br />
lauer, und dem Journalisten ulrich Grober<br />
Die abendliche veranstaltung begleitet<br />
das »förster-blues-Quintett« von forstdirektor<br />
Gernot scheerer . <strong>Der</strong> lothringische<br />
liedermacher Marcel adam unterhält mit<br />
Chansons und balladen .<br />
Freitag, 19.09.2008<br />
werden von 8 .00-14 .00 uhr drei exkursionen<br />
durchgeführt:<br />
• naturpark saar-hunsrück und sein<br />
neues entwicklungskonzept<br />
• <strong>Der</strong> lokalwarenmarkt st . Wendeler<br />
land, ein beispiel für die vermarktung regionaler<br />
(holz-)Produkte<br />
• <strong>Der</strong> bergbau geht – der Wald kommt,<br />
industriefolgelandschaft im saarkohlenwald
SachSen<br />
Kontakt: Dr . herbert bergmann, ferdinand-freiligrath-str<br />
. 26, 01705 freital, tel ./<br />
fax: 0351/6415982, forstverein .sachsen@<br />
t-online .de<br />
SachSen-anhalt<br />
Kontakt: Jörg borchardt, hauptstr . 1<br />
in 06543 friesdorf Ot rammelburg .<br />
tel .: 034775/811-11, fax: -29, email:<br />
j .borchardt@lpf .mlu .lsa-net .de<br />
thüringen<br />
Kontakt: Dr . andreas niepagen, angerbergstr<br />
. 23 in 99752 bleicherode, tel .:<br />
03632/71396-1, fax: -4, email: thueringer .<br />
forstverein@forst .thueringen .de<br />
bericht von der frühjahrstagung des<br />
thüringer forstvereins am 24 .04 .2008<br />
Mit dem spannungsfeld zwischen Waldumbau<br />
und Jagd ein Jahr nach »Kyrill« beschäftigte<br />
sich die frühjahrstagung 2008<br />
des thüringer forstvereins e . v . (tfv) in<br />
erfurt . Die brisanz dieses themas stieß bei<br />
200 interessierten Zuhörern auf großes interesse<br />
.<br />
volker Gebhardt, referatsgruppenleiter<br />
forsten im thüringer Ministerium für<br />
landwirtschaft, naturschutz und umwelt,<br />
rekapitulierte die auswirkungen dieses<br />
sturmes Kyrill (3 Mio . fm sturmholz in allen<br />
eigentumsformen) und beschrieb die<br />
anstrengungen, die notwendig waren, um<br />
die aufarbeitung bis zum herbst 2007 abzuschließen<br />
.<br />
von den ca . 12 .500 ha zur Wiederbewaldung<br />
anstehenden flächen liegen etwa<br />
5 .500 ha im staatswald . Gemäß dem thüringer<br />
Wiederbewaldungskonzept sollen<br />
dort standortangepasste, risikominimierte<br />
Mischbestände unter ausnutzung aller<br />
Möglichkeiten der naturverjüngung etabliert<br />
werden . aktive Pflanzmaßnahmen sollen<br />
erst ab einer flächengröße von 0,5 ha<br />
erfolgen . in fichtenbeständen ist zur förderung<br />
von vielfalt und bestandesstabilität<br />
einen anteil von 20 % Mischbaumarten zu<br />
gewährleisten . um der naturverjüngung<br />
eine Chance zu geben, sind grundsätzlich<br />
nur teilflächen zu bepflanzen .<br />
haupthemmnis für die etablierung von<br />
laubholz auf vielen schadflächen ist ein<br />
überhöhter Wildbestand . Gebhardt hält<br />
daher die fortführung des begonnenen<br />
Diskussionsprozesses mit dem landesjagdverband<br />
über eine fortentwicklung<br />
angepasster Jagdstrategien für notwen-<br />
aus Den lÄn<strong>Der</strong>n<br />
dig . als erster schritt entstand im Juli<br />
2007 die »Jagdstrategie auf schadflächen<br />
im freistaat thüringen« . es wurden u . a .<br />
regelungen zu Änderungen von Jagdzeiten<br />
sowie der fütterung und Kirrung auf<br />
schadflächen getroffen . auf verjüngungsflächen<br />
soll besonders intensiv gejagt werden<br />
. Mit dem forum »strategien zur Wald-<br />
und Wildbewirtschaftung in thüringen«,<br />
dem neben allen maßgeblichen verbänden<br />
auch Wissenschaftler angehören, soll<br />
untersucht werden, welche Maßnahmen<br />
darüber hinaus noch sinnvoll sind . Dazu<br />
gehören Projekte wie rehwildbewirtschaftung<br />
ohne behördlichen abschussplan,<br />
veränderte Jagdausübungsstrategien oder<br />
besucherlenkung .<br />
Über die herausforderung des Waldbaus<br />
auf Windwurfflächen referierte Dr . torsten<br />
vor von der universität Göttingen . vor dem<br />
hintergrund von klimatischen veränderungen<br />
und der damit verbundenen Zunahme<br />
von »störungen« wie stürmen oder<br />
trockenheit ging er auf Möglichkeiten und<br />
restriktionen ein . nach ansicht des referenten<br />
wird die fichte auch weiterhin der<br />
brotbaum der forstwirtschaft in Deutschland<br />
bleiben, auch wenn der anteil anderer<br />
baumarten zukünftig steigen wird . vor<br />
empfahl, vorverjüngung grundsätzlich zu<br />
übernehmen . Dies sollte auch geprüft werden,<br />
wenn eine fichtennaturverjüngung<br />
nicht standortgemäß sei; sie sollte dann<br />
mit Mischbaumarten ergänzt werden . sehr<br />
interessant waren die ausführungen von<br />
vor zum naturverjüngungsgeschehen nach<br />
schadereignissen in naturwaldreservaten .<br />
in abhängigkeit vom standort etablierten<br />
sich unterschiedlich viele sämlinge . Während<br />
z . b . auf einem frischen standort<br />
der spitzahorn dominierte, spielte er in<br />
demselben naturwaldreservat auf einem<br />
wechselfeuchten standort kaum eine rolle<br />
. Zu beginn der natürlichen Wiederbewaldung<br />
stellten sich bis zu 30 .000 Pflanzen<br />
je hektar ein, die nach 5 bis 6 Jahren<br />
auf ca . 10 .000 stück/ha zurückgingen .<br />
Zu den zweifelsohne größten restriktionen<br />
bei der verjüngung von Wäldern zählt der<br />
einfluss des Wildes . vor berichtete über<br />
ein wissenschaftliches Projekt im rothenberg<br />
nordöstlich von Göttingen . in den drei<br />
Jahren Projektlaufzeit wurden mit forststudenten<br />
39 stück rehwild je 100 ha und<br />
Jahr in dem Gebiet erlegt . in dieser Zeit<br />
entwickelten sich die gepflanzten eichen<br />
so prächtig, dass sie danach nicht mehr<br />
durch rehwild gefährdet waren . Deswegen<br />
war auch eine empfehlung des referenten<br />
in seinen schlussfolgerungen die schwerpunktjagd<br />
.<br />
»Wildeinflüsse, Waldreaktionen, Waldschäden<br />
durch Wild und neue strategien<br />
in der zielkonformen regulation des schalenwildes«<br />
war das thema des streitbaren<br />
vortrages von Prof . Dr . Michael Müller, der<br />
den forstschutz an der tu Dresden vertritt .<br />
er begann seine ausführungen mit folgenden<br />
Postulaten, um daran so manche<br />
traditionelle sichtweise zu hinterfragen:<br />
• Wild ernährt sich natürlicherweise fast<br />
ausschließlich vom Wald .<br />
• es gibt kein Wald-Wild-Problem . es<br />
gibt ein Wald-Mensch/Mensch-Wild-<br />
Problem .<br />
• Wild ist ein potenzieller schädling im<br />
Wald, aber auch eine natürliche, nachwachsende<br />
und nachhaltig bewirtschaftbare<br />
ressource .<br />
• Die regulation des schalenwildes mit<br />
jagdlichen Mitteln kann wesentlich vereinfacht<br />
und diversifiziert werden .<br />
nach der Mittagspause wurde das tagungsthema<br />
in einer Podiumsdiskussion<br />
vertiefend diskutiert . <strong>Der</strong> Präsident des<br />
Waldbesitzerverbandes Jörg Göring forderte<br />
die Waldbesitzer auf, sich aktiv in die<br />
Jagdgenossenschaften einzubringen und<br />
dort ihre Ziele zu vertreten . Göring mahnte<br />
ferner an, dass in den vergangenen Jahren<br />
sehr viel holz genutzt worden sei und die<br />
Gefahr einer Übernutzung bestehe . Ähnlich<br />
äußerte sich auch der vertreter des<br />
kommunalen Waldbesitzes Martin Weigand<br />
. seiner Meinung nach sollten die<br />
eingriffsstärken reduziert werden, auch<br />
um schäden durch sturm vorzubeugen,<br />
da »Kyrill« besonders in frisch und stark<br />
durchforsteten beständen gewütet habe .<br />
Geringere eingriffstärken führen aber<br />
zu längeren laufwegen für die förster .<br />
Weigand sprach sich daher für kleinere<br />
reviere aus . als interessenvertreter der<br />
Jägerschaft sprach sich liebig gegen zu<br />
viel liberalisierung in der Jagdgesetzgebung<br />
aus . bevor die rehwildplanung abgeschafft<br />
werde, sollten die erfahrungen aus<br />
anderen ländern abgewartet werden . an<br />
diesem Punkt widersprachen Prof . Müller<br />
und Dr . vor, ihrer Meinung nach gehören<br />
die rehwildpläne sofort abgeschafft .<br />
ein ausführlicherer bericht steht unter<br />
www .forstverein .de zum Download bereit .<br />
von andreas niepagen<br />
Juli | 2008 : proWALD 45
Juli<br />
02.07. exkursion des fv bW in den bodenseekreis<br />
03.07. Jahrestagung des fv für nordwestdeutschland<br />
in Melle; thema: Klima<br />
– eiche – Waldschutz . vormittags vorträge<br />
zu auswirkungen des Klimawandels auf<br />
Waldbau und forstschutz . nachmittags<br />
exkursion im Privatwald zum thema eichenwirtschaft<br />
. anmeldung und info unter<br />
05041/946810, frau helbrecht<br />
08.-09.07. fachtagung »Potenzial und Dynamik<br />
der C-sequestrierung in Wald und<br />
holz in einer zukünftigen Gesellschaft« in<br />
Osnabrück . www .cswh .worldforestry .de<br />
15.07. Optimale sortimentgestaltung in<br />
der forst-holz-Kette . veranstalter: Deutsche<br />
Gesellschaft für holzforschung e . v .,<br />
KWf, haf . Ort: 92660 neustadt/Waldnaab,<br />
Gasthof Deutsche eiche . Kontakt: tel .:<br />
06078/785-21, ute .seeling@kwf-online .de,<br />
www .kwf-online .de<br />
16.07. Kolloquium der regionalgruppe<br />
hagenow des fvs Mv und des forstamtes<br />
Jasnitz „aktuelle aufgaben und Probleme<br />
der forstpolitik in Mv“ im forstamt Jasnitz,<br />
14 uhr .<br />
18.07. Mitgliederversammlung des bayerischen<br />
fvs von 16-18 uhr im Zentrum<br />
Wald forst holz Weihenstephan (s .u .)<br />
18.-19.07. auf initiative des bayerischen<br />
forstvereins erster bayerischer Waldtag<br />
der bayerischen forstverwaltung in freising,<br />
zusammen mit 20 forstlichen vereinen<br />
und verbänden . thema: »Klimawandel<br />
– <strong>Der</strong> Wald als Opfer und retter« . beginn<br />
9 uhr . Ort: schönleutner-hörsaal im hörsaal-Gebäude<br />
der tu-München Weihenstephan<br />
. am samstag finden exkursionen<br />
statt . Programm: www .forstverein .de unter<br />
bayern .<br />
august<br />
28.08. österreichische forsttagung in Klagenfurt<br />
. thema: »Mehrwert – vision 2020«<br />
28.-29.08. Jahrestagung des schweizer<br />
fvs in luzern . www .forstverein .ch<br />
30.08.-06.09. bildungsreise der regionalgruppe<br />
vorpommern des forstvereins<br />
Mv in die schweiz . Die teilnehmerzahl ist<br />
Januar 2. 3. 4. 5.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24 31<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
46 proWALD : Juli | 2008<br />
Februar 6. 7. 8. 9.<br />
mo 4 11 18 25<br />
di 5 12 19 26<br />
mi 6 13 20 27<br />
do 7 14 21 28<br />
fr 1 8 15 22 29<br />
sa 2 9 16 23<br />
so 3 10 17 24<br />
veranstaltunGen<br />
auf 40 Personen begrenzt . ansprechpartner:<br />
h . schumacher, tel .: 03831/296441<br />
september<br />
03.09. regionalkonferenz »Zukünfte und<br />
visionen Wald 2100« . Mögliche Zukünfte für<br />
den Wald und die landnutzung in Deutschland<br />
. unter berücksichtigung verschiedener<br />
einflüsse wurden szenarien für die Zeithorizonte<br />
2020, 2050 und 2100 erarbeitet . fh<br />
eberswalde und Waldsolarheim eberswalde<br />
. Weitere infos: www .waldzukuenfte .de<br />
06.09. exkursion des brandenburgischen<br />
forstvereins ins naturschutzgebiet bielinek<br />
(bellinchen), pontische hänge und<br />
hangtrockenwälder am Ostufer der Oder<br />
sowie zum Waldumbau in der Puszcza Piaskowa<br />
(ehemaliges Waldgut hohen lübbichow,<br />
Walter v . Keudell), in Zusammenarbeit<br />
mit der Oberförsterei Chojna der<br />
regionalforstdirektion szczecin<br />
11.09. exkursion des fv für nWD in das<br />
Klosterforstamt soltau . anmeldung und<br />
info unter 05041/946810, frau helbrecht<br />
18.-19.09. Jahrestagung fv rlP-s im<br />
saarland, europ . akademie in nonnweiler-<br />
Otzenhausen, mit dem thema: »<strong>Der</strong> Wald<br />
kommt – der förster geht .« festredner: Dr .<br />
hammer<br />
19.09.-24.10. Werkschau der landschafts-<br />
und Wildtiermaler ute bartels und<br />
ulf-Peter schwarz in Jasnitz . veranstalter:<br />
regionalgruppe hagenow des forstvereins<br />
Mv und forstamt Jasnitz<br />
20.09. fachtagung »ursprünglicher<br />
Wald und historischer bergbau im Westschwarzwald«<br />
. Ort: 79295 sulzburg und<br />
st . ullrich bei freiburg, östliches sulzburg<br />
bei sägewerk . veranstalter: verein<br />
für forstliche standortskunde, tel .:<br />
0761/8964710, info@vfs-freiburg .de, www .<br />
vfs-freiburg .de<br />
21.09.–03.10. noch Plätze frei für die auslandsexkursion<br />
nach russland (Moskau,<br />
Wolga, vologodskaya Oblast), angestrebter<br />
Preis 1 .000 eur; weitere informationen<br />
unter 0171-5870092 Jörg Matzick oder per<br />
mail matzick-meschede@t-online .de<br />
23.09. länderübergreifende fachtagung<br />
und exkursion »100 Jahre internationaler<br />
märz 10. 11. 12. 13. 14.<br />
mo 3 10 17 24 31<br />
di 4 11 18 25<br />
mi 5 12 19 26<br />
do 6 13 20 27<br />
fr 7 14 21 28<br />
sa 1 8 15 22 29<br />
so 2 9 16 23 30<br />
april 15. 16. 17. 18.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
Kiefern-Provenienzversuch ChOrin 85« .<br />
Ort: hotel haus Chorin und lehroberförsterei<br />
Chorin . infos unter www .lfe .brandenburg<br />
.de<br />
24.-27.09. forstwissenschaftliche tagung<br />
2008 »ressourcenknappheit und Klimaänderung:<br />
herausforderungen für die forstwissenschaft«<br />
im universitätszentrum von<br />
freiburg im Kollegiengebäude i (KG i) . tel .:<br />
0761/2033737, info@fowitagung2008 .de,<br />
www .fowitagung2008 .de<br />
25.-26.09. »erhalt der biodiversität – unsere<br />
verantwortung in thüringen« . Ort:<br />
thüringer fh für öff . verwaltung, haus 1,<br />
aula, bahnhofstr . 12, Gotha, www .waldundklima<br />
.net/<br />
Oktober<br />
02.-5.10. int . eibentagung in Ch-3250 lyss,<br />
bildungszentrum Wald, hardernstr . 20 .<br />
Kontakt: tel .: 0041/447811451, tscheeder@<br />
freenet .de<br />
03.-05.10. exkursion des bayer . fv in den<br />
Wienerwald / die Wachau: stift Göttweig,<br />
öbf-fb Krems, biomasse-Kraftwerk<br />
Wien-simmering, Kloster heiligenkreuz,<br />
sehenswürdigkeiten des Wienerwalds,<br />
heurigenabend, stadtrundfahrt in Wien .<br />
exkursionsbeitrag: 100 eur für Mitglieder,<br />
120 eur für nichtmitglieder, 80 eur<br />
für Personen in ausbildung, plus Übernachtung<br />
. Organisation: bezirksgruppe<br />
niederbayern-Oberpfalz, frau Petra<br />
bauer, ihrlerring 36a, 93346 ihrlerstein .<br />
ausführliches Programm und anmeldeformular:<br />
www .forstverein .de unter bayern<br />
09.10. »Wald und Klima – was tun?« seminar<br />
in baden-baden . veranstalter:<br />
Mlr baden-Württemberg . Kontakt: fva<br />
bW, Dr . Kaisu Makkonen-spiecker, kaisu .<br />
makkonen-spiecker@forst .bwl .de, tel .:<br />
0761/4018-371, www .fva-bw .de<br />
09.-10.10. int . fachkongress für holzenergie<br />
auf dem Messegelände augsburg,<br />
saal 2 .24, www .bionenergie .de<br />
13.-14.10. strategien zur erhaltung von<br />
hudewäldern, Workshop der bayer . akademie<br />
für naturschutz und landschaftspflege<br />
in iphofen . Kontakt: tel .: 08682/8963-0,<br />
mai 19. 20. 21. 22.<br />
mo 5 12 19 26<br />
di 6 13 20 27<br />
mi 7 14 21 28<br />
do 1 8 15 22 29<br />
fr 2 9 16 23 30<br />
sa 3 10 17 24 31<br />
so 4 11 18 25<br />
Juni 23. 24. 25. 26. 27.<br />
mo 2 9 16 23 30<br />
di 3 10 17 24<br />
mi 4 11 18 25<br />
do 5 12 19 26<br />
fr 6 13 20 27<br />
sa 7 14 21 28<br />
so 1 8 15 22 29
fax: -17, anmeldung@anl .bayern .de, www .<br />
anl .bayern .de<br />
14.-15.10. Wiederbestockung von schadensflächen<br />
. Grundlagen zur Kulturbegründung,<br />
umgang mit verschiedenen<br />
Problemflächen nach Käfer, Windwurf oder<br />
sonstigen schadereignissen, Überblick<br />
über die ansprüche der wichtigsten hauptbaumarten<br />
und deren Wuchsverhalten,<br />
baumartenmischungen und Pflanzverbände,<br />
einführung in die wichtigsten Pflanzverfahren<br />
. veranstalter: bayerische Waldbauernschule,<br />
Goldbergstr . 10, 93309 Kelheim,<br />
tel .: 09441/6833-0, poststelle@wbs .bayern .<br />
de, www .waldbauernschule .de<br />
Oktober: exkursion des fv für nWD in das<br />
sultanat Oman . Das sultanat prägen flimmernde<br />
Wüsten, grüne Oasen, ursprüngliche<br />
souks, mächtige bergfestungen,<br />
historische Paläste, herrliche strände und<br />
atemberaubende landschaften . 12-tägige<br />
rundreise in klimatisierten reisebussen<br />
bzw . bequemen vierradantrieb-Geländewagen<br />
. unterbringung überwiegend in<br />
3- und 4-sterne-hotels . reisepreis p .P .<br />
im DZ bei 2 .355 eur . Drei tage zusätzlich<br />
Dubai: 295 eur . nähere auskünfte und<br />
anmeldung bis 31 . Juli bei Zeitler-reisen<br />
München, herzogstr . 42, 80803 München,<br />
tel: 089/343084, fax: 089/397717 oder e-<br />
Mail: zeitler-reisen@web .de . Zeitler-reisen<br />
hat die Omanreise bereits mit drei<br />
länderforstvereinen mit großem erfolg<br />
durchgeführt .<br />
29.10.-12.11.<br />
DFv-exkursion nach china<br />
bedingt durch die erdbeben-folgen hat die<br />
Chinesische staatsforstverwaltung noch<br />
Juli 28. 29. 30. 31.<br />
mo 7 14 21 28<br />
di 1 8 15 22 29<br />
mi 2 9 16 23 30<br />
do 3 10 17 24 31<br />
fr 4 11 18 25<br />
sa 5 12 19 26<br />
so 6 13 20 27<br />
august 32. 33. 34. 35.<br />
mo 4 11 18 25<br />
di 5 12 19 26<br />
mi 6 13 20 27<br />
do 7 14 21 28<br />
fr 1 8 15 22 29<br />
sa 2 9 16 23 30<br />
so 3 10 17 24 31<br />
& exKursiOnen<br />
kein detaillierteres exkursionsprogramm<br />
erstellen können . Wir werden über www .<br />
forstverein .de informieren, sobald weitere<br />
informationen vorliegen . Die bereits gemeldeten<br />
teilnehmer erhalten persönlich<br />
weitere informationen .<br />
29 .10 .08 flug frankfurt–Peking<br />
30 .10 .-01 .11 . empfang durch die chin .<br />
staatsforstverwaltung, information über<br />
forst- und holzwirtschaft, Wild und naturschutz<br />
in China, besichtigung von Peking<br />
02 .-03 .11 . besichtigung von aufforstungsprojekten,<br />
die mit deutscher beteiligung in<br />
der Provinz hubei durchgeführt wurden<br />
04 .-7 .11 . exkursion in naturreservate der<br />
Provinz sichuan, u . a . Panda-bären reservat<br />
08 .-10 .11 . besuch der universität, forstliche<br />
fakultät, in Kunming, Provinz Yunnan,<br />
exkursion in naturschutzgebiete der region,<br />
besichtigung der historisch interessanten<br />
stadt lijiang (Weltkulturerbe)<br />
11 ./12 .11 . rückflug über Peking nach<br />
frankfurt<br />
Programmerweiterungen z . b . im bereich<br />
holzwirtschaft sind noch möglich . für die<br />
reisen zwischen den einzelnen Provinzen<br />
sind inlandsflüge geplant . für kürzere<br />
strecken und kulturelle besichtigungen<br />
werden busse zur verfügung stehen . individuelle<br />
verlängerungswoche in China<br />
kann gebucht werden . rückflüge sind dann<br />
auch von anderen flughäfen, z . b . hongkong<br />
oder shanghai, möglich .<br />
Weitere informationen, vor allem über<br />
die vorgesehenen hotels, leistungen und<br />
Kosten, in der nächsten proWalD . Wir sind<br />
darum bemüht, dass die Kosten der reise<br />
3 .000 eur nicht übersteigen . es sind noch<br />
Plätze frei . aktuelle informationen: Gerd<br />
Gatzen, schumannstr . 11, 56075 Koblenz,<br />
tel ./fax: 0261/15245, gatzen@rz-online .de<br />
november<br />
14.11.-04.12. 21-tägige reise nach neuseeland<br />
des bayerischen forstvereins . es<br />
sind noch Plätze für Mitglieder anderer<br />
forstvereine frei! Das »schönste ende der<br />
Welt« ist ein land für forstleute, naturliebhaber<br />
und Genießer . Die exkursion<br />
führt zuerst auf die fruchtbare vulkanische<br />
September 36. 37. 38. 39. 40.<br />
mo 1 8 15 22 29<br />
di 2 9 16 23 30<br />
mi 3 10 17 24<br />
do 4 11 18 25<br />
fr 5 12 19 26<br />
sa 6 13 20 27<br />
so 7 14 21 28<br />
Oktober 41. 42. 43. 44.<br />
mo 6 13 20 27<br />
di 7 14 21 28<br />
mi 1 8 15 22 29<br />
do 2 9 16 23 30<br />
fr 3 10 17 24 31<br />
sa 4 11 18 25<br />
so 5 12 19 26<br />
nordinsel bay of islands, in das thermalgebiet<br />
rotorua mit den heißen Quellen<br />
und den einmaligen Geysiren sowie in die<br />
hauptstadt Wellington . anschließend fahrt<br />
zum Kap brett und durch das hole in the<br />
rock, eine grandiose felsenformation . Die<br />
donnernden Wasserfälle huka falls sind<br />
auch Ziel der nord-rundreise . besuch des<br />
eindrucksvollen tongariro-nationalparks .<br />
südinsel: robbenkolonie bei Kaikura,<br />
beobachtung von Delphinen und Walen,<br />
Westland-nationalpark, Mount Cook und<br />
nationalpark aspering – eine sinfonie für<br />
die augen .<br />
nähere informationen und das 16-seitige<br />
umfangreiche Programm erhalten<br />
interessenten beim forstvereinsmitglied<br />
erich Zeitler, herzogstr . 42, 80803 München,<br />
tel .: 089/343084, fax: 089/397717 .<br />
anmeldung bis 31 . august 2008, e-Mail:<br />
zeitler-reisen@web .de<br />
20.11. 4 . baden-Württembergischer<br />
Waldgipfel der aG Wald in rottenburg unter<br />
dem Motto »auf der suche nach dem superwald«<br />
. indem nicht-förster ihren »superwald«<br />
skizzieren, erhofft sich die aG<br />
Wald erkenntnisse, wie forstliche anliegen<br />
wieder verständlicher in der Gesellschaft<br />
platziert werden können .<br />
terminvorschau 2009<br />
25.-28.06.2009 Jahrestagung des<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong>s in<br />
potsdam<br />
18.-25.09.2009 Weltforstkongress in buenos<br />
aires, argentinien<br />
Fotos: Pixelio.de<br />
november 45. 46. 47. 48.<br />
mo 3 10 17 24<br />
di 4 11 18 25<br />
mi 5 12 19 26<br />
do 6 13 20 27<br />
fr 7 14 21 28<br />
sa 1 8 15 22 29<br />
so 2 9 16 23 30<br />
Dezember 49. 50. 51. 52. 53.<br />
mo 1 8 15 22 29<br />
di 2 9 16 23 30<br />
mi 3 10 17 24 31<br />
do 4 11 18 25<br />
fr 5 12 19 26<br />
sa 6 13 20 27<br />
so 7 14 21 28<br />
Juli | 2008 : proWALD 47
göttinger tagebuch<br />
von Hanno Moldenhauer, Geschäftsführer des DFV<br />
Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz 70 Jahre<br />
<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> gratuliert Ministerialdirigent<br />
a. D. Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz zum<br />
70. Geburtstag am 15. Mai. Dr. <strong>Der</strong>tz war<br />
über 11 Jahre Präsident des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s.<br />
In seine Amtszeit von 1990 bis 2001<br />
fiel eine Reihe von schwierigen Aufgaben.<br />
So hat Dr. <strong>Der</strong>tz die Zusammenführung der<br />
Verbände der neuen Bundesländer in den<br />
Dachverband maßgeblich gesteuert und<br />
erfolgreich abgeschlossen. Weiterhin hat er<br />
den Deutschen <strong>Forstverein</strong> in seiner aktiven<br />
forstpolitischen Arbeit neu ausgerichtet.<br />
Dr. Wolfgang <strong>Der</strong>tz ist jetziger Ehrenpräsident<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s. Wir<br />
wünschen dem Jubilar Gesundheit und<br />
weiterhin viel Freude bei seinen zahllosen<br />
Aktivitäten.<br />
DFWR-Geschäftsführersitzung<br />
Auf Anregung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
wurde die Tradition von Geschäftsführersitzungen<br />
der nicht im Präsidium des DF-<br />
WR vertretenen DFWR-Mitgliedsverbände<br />
wieder belebt. Am 13. Juni 2008 fand diese<br />
Sitzung erstmals am neuen Standort der<br />
DFWR-Geschäftsstelle in Berlin statt. Ziel<br />
dieser Sitzungen ist es, die Mitgliedsverbände<br />
besser über die Tätigkeiten des DFWR zu<br />
informieren und in die Arbeit zu integrieren.<br />
So informierte DFWR-Geschäftsführer<br />
Dr. Carsten Leßner zunächst über den Sachstand<br />
diverser Gesetzgebungsverfahren<br />
vom Bundeswaldgesetz (BWaldG) über das<br />
Umweltgesetzbuch (UGB) bis zur Bundesimmissionsschutzverordnung<br />
(BImSchV).<br />
Weitere Themen waren ein Bericht über die<br />
48 proWALD : Juli | 2008<br />
GöttinGer taGebuCh<br />
Biodiversitätskonferenz (CBD-Konferenz) in<br />
Bonn, die Arbeit der Plattform Forst&Holz<br />
und der Sachstand zum CO 2 -Zertifikatehandel.<br />
Auf Wunsch des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
wurden auch die Themen Europa und<br />
Kommunikationsstrategie des DFWR angesprochen.<br />
Alle Anwesenden stimmten darin<br />
überein, dass eine verbesserte Anbindung<br />
des DFWR an europäische Prozesse dringend<br />
notwendig ist. Diese ist auch eines der<br />
wesentlichen Anliegen von DFWR-Präsident<br />
Georg Schirmbeck. Eng damit zusammen<br />
hängt allerdings auch die zukünftige Kommunikationsstrategie<br />
des DFWR, extern wie<br />
intern. Zur Erreichung forstpolitischer Ziele<br />
scheint eine erheblich intensivierte Medien-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit erforderlich. Auch<br />
innerhalb des Forstsektors ist eine verbesserte<br />
Darstellung des DFWR gegenüber der<br />
forstlichen Basis wünschenswert.<br />
FCN tagt in Bilbao<br />
<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> ist Mitglied des<br />
Forest Communicators Network (FCN) der<br />
FAO (Welternährungsorganisation). Das<br />
jährliche Treffen dieses Netzwerkes fand<br />
Mitte Mai 2008 im spanischen Bilbao statt.<br />
Neben dem üblichen Erfahrungsaustausch<br />
der einzelnen Akteure in den Mitgliedsländern<br />
und dem integrierten Fortbildungsangebot<br />
war diesmal der weitere Umgang mit<br />
dem seit 2007 vorliegenden europäischen<br />
Forstaktionsplan (EFA) zentrales Thema.<br />
Dieser definiert unterschiedliche Themenfelder<br />
mit entsprechenden Schlüssel-Aktivitäten<br />
(Key-Actions), die es nach dem<br />
Wunsch der EU in den Mitgliedsländern<br />
weiterzuentwickeln gilt. Im Bereich der<br />
forstlichen Öffentlichkeitsarbeit fordert der<br />
EFA beispielsweise die Einführung einer<br />
europäischen Waldwoche, die nationale<br />
Aktivitäten bündelt und auf europäischer<br />
Ebene kommuniziert. Das FCN wird vom<br />
20.-24. Oktober 2008 diese europäische<br />
Waldwoche organisieren und bittet um<br />
nationale Beiträge. Deutschland hat auf<br />
regionaler Ebene zwar zahllose Veranstaltungen<br />
zu bieten, einzelne Bundesländer<br />
richten auch Waldwochen aus, es ist aber<br />
eine Herausforderung, koordiniert deutsche<br />
Beiträge in die Europäische Waldwo-<br />
che einzusteuern. Die Möglichkeit, über<br />
die Bundesinitiative Treffpunkt Wald eine<br />
Anbindung zu organisieren, wird derzeit<br />
geprüft. Mittlerweile wurde aber eine Initiative<br />
des BMELV bekannt, sich verstärkt für<br />
eine Deutsche Waldwoche zu engagieren.<br />
<strong>Der</strong> DFV begrüßt diese Initiative, kommt<br />
das BMELV damit doch der seit Jahren erhobenen<br />
Forderung der forstlichen Öffentlichkeitsreferenten<br />
der Länder und des<br />
Deutschen <strong>Forstverein</strong>s nach einer solchen<br />
zentralen Waldwoche nach.<br />
Silberne Kammermedaille an Hermann<br />
Ilaender<br />
Für seine besonderen Verdienste um die<br />
Forstwirtschaft im Land RLP wurde dem Vizepräsidenten<br />
des DFV, Hermann Ilaender,<br />
jetzt die Silberne Medaille der Landwirtschaftskammer<br />
Rheinland-Pfalz verliehen.<br />
Kammerpräsident Norbert Schindler, MdB,<br />
nahm die Ehrung im Rahmen der Forstpolitischen<br />
Gespräche im rheinland-pfälzischen<br />
Landtag vor. <strong>Der</strong> Gedankenaustausch zwischen<br />
Landespolitikern und Vertretern der<br />
privaten und kommunalen Forstwirtschaft<br />
wird alljährlich vom Waldbesitzerverband<br />
veranstaltet, an dessen Spitze Ilaender bis<br />
2007 als Landesvorsitzender stand.<br />
Kammerpräsident Schindler erinnerte<br />
an das ehrenamtliche Engagement, das der<br />
ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde<br />
Bad Hönningen in verschiedene<br />
Funktionen lange Jahre investierte. Neben<br />
seinen Aufgaben als Landesvorsitzender<br />
des Waldbesitzerverbandes und Präsident<br />
des Deutschen Forstwirtschaftsrates ist
Ilaender seit 1993 Mitglied im Forstausschuss der Landwirtschaftskammer<br />
Rheinland-Pfalz. Hier habe er sich mit<br />
hoher Sachkompetenz und mit innovativen Projekten zur<br />
Steigerung der Wirtschaftlichkeit im Forst Ansehen erworben.<br />
Im Bewusstsein, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />
und Holznutzung in Deutschland nur bei gleichzeitiger<br />
Förderung der Schutz- und Erholungsfunktionen des<br />
Waldes dauerhaft aufrecht zu erhalten sind, setzte er den<br />
Dialog zwischen Nutzern und Schützern in Gang und führte<br />
ihn zu verlässlichen Vereinbarungen.<br />
Präsidiumssitzung<br />
Am 5. Juni 2008 traf sich das Präsidium des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s am Rande der KWF-Tagung in Schmallenberg<br />
zu einer Sitzung. Diese diente zum persönlichen Informationsaustausch<br />
und zur Festlegung zukünftiger Arbeitsfelder<br />
des DFV. Zunächst berichtete Präsident Dr. Anton Hammer<br />
von der Mitgliederversammlung des DFWR in Dresden und<br />
den dort besprochenen Themenschwerpunkten (hierzu<br />
siehe auch »DFWR-Geschäftsführersitzung«) in der Arbeit<br />
des DFWR. In Dresden wurden übrigens auch zwei neue<br />
Mitglieder in den DFWR aufgenommen, das Kuratorium<br />
für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) sowie der Deutsche<br />
Forstunternehmerverband (DFUV). Weitere zentrale Gesprächsthemen<br />
der Präsidiumssitzung waren die DFV-Tagung<br />
2009 in Potsdam sowie die weitere Entwicklung des<br />
DFV-Magazins proWALD. Das Tagungsteam für die Tagung<br />
in Potsdam wird voraussichtlich ab Juli 2008 seine Arbeit<br />
aufnehmen. Wichtige Festlegungen bezüglich der Örtlichkeiten<br />
und Zimmerkontingente für die Tagungsteilnehmer<br />
konnten bereits getroffen werden. Wichtige Formalie in<br />
2009 wird die Neuwahl des DFV-Präsidiums sein.<br />
Die proWALD entwickelt sich weiter positiv und trifft<br />
bei Mitgliedern wie Externen auf breite Zustimmung und<br />
wachsendes Interesse. Das DFV-Präsidium betrachtet seine<br />
Mitgliederzeitschrift dabei ausdrücklich als Informations-<br />
und Diskussionsplattform. Ziel ist es, eine breite Meinungsvielfalt<br />
zuzulassen, um so möglichst umfassend über Standpunkte<br />
und Entwicklungen zu informieren.<br />
PEFC Mitglied im DFV<br />
PEFC-Deutschland e. V. ist als Mitglied in den Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong> eingetreten. Damit unterstützt das führende<br />
Forstzertifikat unsere Arbeit und dokumentiert den Wunsch<br />
nach engerer Zusammenarbeit im Forstsektor.<br />
<strong>Der</strong> Deutsche <strong>Forstverein</strong> hat im Gegenzug einen Aufnahmeantrag<br />
bei PEFC-Deutschland gestellt. Über den<br />
Antrag wird anlässlich der PEFC-Mitgliederversammlung<br />
Anfang Juli 2008 entschieden.<br />
n<br />
Fotos: DFV<br />
50. INTERNATIONALE<br />
HOLZMESSE<br />
KLAGENFURT / AUSTRIA<br />
TIPP<br />
28. - 31. 8. 2008<br />
Donnerstag, 28. Aug. – Österreichische Forsttagung 08<br />
und 33. Internationales Forst- und Holzsymposion<br />
• Waldwirtschaft und Forsttechnik<br />
• Sägewerkstechnik und Holzveredelung<br />
• Holzbautechnik und Holzprodukte<br />
• Transport und Holzlogistik<br />
• Bioenergie und Umwelttechnik<br />
MESSEGELÄNDE KLAGENFURT<br />
Informationen:<br />
Klagenfurter Messe Betriebsgesellschaft m.b.H., Messeplatz 1, A-9021 Klagenfurt<br />
Mag. Tanja Mletschnig, Tel:+43/463/56 800-71, Fax: +43/463/56800-29<br />
E-Mail: mletschnig@kaerntnermessen.at, Internet: www.holzmesse.info<br />
Branz
50<br />
Liebe Forstleute,<br />
Bovist, mein Revierförster, hat lange gegrübelt<br />
und ist zu dem Ergebnis gekommen,<br />
dass der deutsche Wald und die deutsche<br />
Forstwirtschaft viel von Gletschern lernen<br />
können. Zwar meine ich persönlich, dass<br />
die ständig wiederholten Beschwörungen<br />
Bovists die Kollegen etwas unorthodox anmuten<br />
mögen. Aber er meint, ich sollte sie<br />
doch mal in meine Korrespondenz mit Ihnen<br />
aufnehmen.<br />
Er findet, wir sollten es so machen wie<br />
die Freunde der Gletscher. Alle Welt redet<br />
von den Gletschern, seitdem die Gletscher<br />
immer kleiner und mickeriger werden. Das<br />
Gerede rettet die Gletscher zwar auch nicht<br />
vor dem Abschmelzen, aber wenigstens haben<br />
wir drüber gesprochen.<br />
Was machen nun die Freunde des Gletschers?<br />
Rund 600 Menschen haben sich auf dem<br />
größten Alpengletscher, dem Aletsch, nackig<br />
ausgezogen, um auf die Folgen des weltweiten<br />
Klimawandels aufmerksam zu machen.<br />
Die Freiwilligen ließen auf dem Gletschereis<br />
ihre Hüllen für den<br />
proWALD : Juli | 2008<br />
<strong>Der</strong> Kernbeisser<br />
US-Fotografen Spencer Tunick fallen und<br />
posierten in verschiedenen Stellungen auf<br />
dem schwindenden Eis.<br />
Diese Idee treibt Bovist um.<br />
»Das würde es doch bringen, wenn<br />
sich 600 Förster nackig auf den Holzsortierplatz<br />
legen würden ...«, weiter aber kam<br />
Bovist nicht, weil seine Gattin ziemlich unüberhörbar<br />
eingriff und Bovist ein Ferkel<br />
schimpfte, und was er sich denn unter den<br />
verschiedensten Stellungen vorstelle und<br />
überhaupt, was ihm einfiele. Das Missverständnis<br />
kränkte Bovist zutiefst. Denn er<br />
hatte nun wirklich keinen Schweinkram im<br />
Sinn, vielmehr geht es Bovist (ich kenne ihn,<br />
seine erotischen Ambitionen sind maßvoll)<br />
ausschließlich um die Sache. Und die Sache<br />
heißt: Aufmerksamkeit für den Forst.<br />
Denn der vom Klimawandel bedrohte<br />
Forst braucht nun einmal Öffentlichkeitsarbeit,<br />
mindestens so viel wie die Gletscher,<br />
die spektakulär vor sich hinschmelzen, während<br />
die frierenden Nackten auf ihm rumliegen.<br />
Wie erwähnt, Bovist grübelte weiter. Und<br />
dann kam es ihm: Gletschertelefon. Sie<br />
haben ja sicher auch schon vom Gletschertelefon<br />
gehört, nicht wahr? Eine<br />
Aktion von einem Aktionskünstler,<br />
dem Herrn Kalle Laar. <strong>Der</strong> hat am<br />
Vernagtferner, einem anderen<br />
schmelzenden Gletscher, ein<br />
Mikrophon und einen Übertra-<br />
gungssender installiert, die die Geräusche<br />
des schmelzenden Gletschers, dessen Wasser<br />
davonfließen, von 3.000 Meter Höhe zu<br />
einer Talstation senden. Und dort kann jedermann<br />
anrufen und dem Gletscher beim<br />
Schmelzen zuhören. Es rauscht, wie eben<br />
ein rauschender Bach rauscht.<br />
<strong>Der</strong> Klang wird in Echtzeit übertragen.<br />
Jawohl, rufen Sie ruhig an unter<br />
089/37914058.<br />
So, sagt Bovist und wedelt mit der Zeitung<br />
DIE ZEIT, wo er die Information herhat,<br />
so müsste sich auch der deutsche Wald im<br />
Klimastress präsentieren: ein Telefon, das<br />
direkt in den bedrohten Wald geschaltet ist,<br />
ein Telefon, das überträgt, wie der Insektenkot<br />
rieselt, etwa das stete Fallen der Bröckchen<br />
des Buchenspringrüsslers, wenn man<br />
unter einer Buche weilt. So könnten dann<br />
die Liebhaber des Waldes den Wald beim Klimawandel<br />
belauschen.<br />
»Waldnottelefon!«, begeistert sich Bovist.<br />
»Waldnotdurfttelefon«, brummelt Frau<br />
Bovist.<br />
Doch er findet seine Idee prima.<br />
Ihr sorgenvoller Kernbeißer<br />
Foto: Olaf Schneider/Pixelio.de
iMPressuM ZuletZt & aKtuell<br />
proWALD<br />
Magazin des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s<br />
n proWALD wird herausgeben vom Deutschen <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
und von der ID Wald GmbH verlegt,<br />
Geschäftsführer Hanno Moldenhauer.<br />
n Redaktion: Christine Große, Hannes Elster (V.i.S.d.P.).<br />
n Anzeigen: Yael Ott, Email: ott@forstverein.de,<br />
Tel.: 0152/29 50 53 92 .<br />
n Lektorat und Korrektur: Ilse Bechtold.<br />
n Anschrift von Verlag und Redaktion: ID Wald GmbH, Büsgenweg 1,<br />
37077 Göttingen, Tel.: 0551/379 62 65, Fax: 0551/379 62 37,<br />
Email: info@idwald.de, www.idwald.de<br />
n Satz und Layout: Sigrun Bönold, Jasmin Ay.<br />
n Herstellung: Verlag Die Werkstatt, Lotzestr. 24a, 37083 Göttingen.<br />
n Erscheinungsweise zweimonatlich.<br />
n Bezugsweise: Die Mitglieder des DFV erhalten proWALD kostenlos.<br />
<strong>Der</strong> Preis für ein Einzelheft beträgt 5 Euro einschließlich Versand.<br />
Jahresabonnement 30,– Euro.<br />
n Leserbriefe sind erwünscht, sie geben allerdings die Meinung der<br />
Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />
abzudrucken und falls notwendig zu kürzen.<br />
Redaktionsschluss der September-Ausgabe: 15. August 2008.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2. Titelbild: © Udo Baumgärtner/pixelio.<br />
de.<br />
Diese Ausgabe enthält eine Beilage der Firma Tubex.<br />
Schwerpunktthema des kommenden heftes:<br />
holzmarkt wohin?<br />
<strong>Der</strong> älteste Baum der Welt?<br />
(14.6.2008) Seit einigen Wochen gibt es Meldungen im Internet<br />
und in verschiedenen Presseorganen, ausgelöst durch eine Mitteilung<br />
des Schwedischen Institutes für Physische Geographie<br />
in Umea (Nordschweden), dass der älteste Baum der Welt nicht<br />
mehr die Grannen-Kiefer sei, sondern nun eine kürzlich gefundene<br />
und datierte Fichte in Schweden mit fast 10.000 Jahren. Dabei<br />
liegen ein grobes Missverständnis und ein schwerwiegender Fehler<br />
der Autoren vor. Denn bei dem ältesten Baum der Welt, einer<br />
Grannen-Kiefer in Nevada/USA, handelt es sich um einen seit fast<br />
5.000 Jahren lebenden und seitdem einen Stamm entwickelnden<br />
Baum mit fortlaufenden Jahrringen. Im Fall der schwedischen<br />
Fichte handelt es sich aber um einen Klon, der älteste lebende<br />
Baum dieses Klones ist 375 Jahre alt. Am Ort wurden zum lebenden<br />
Baum genetisch identische (Wurzel-)Holzproben mit einem<br />
Alter von 9.550 Jahren gefunden (mit der C14-Methode datiert).<br />
Wenn man dies als Kriterium verwendet, gibt es aber Klone von<br />
Heidelbeeren und Zitter-Pappeln in Nordamerika, die noch wesentlich<br />
älter sind (bis zu 20.000 Jahre). Es ist sehr bedauerlich<br />
und unverständlich, dass diese Fehlinterpretation durch das<br />
Institut in die Welt gesetzt worden ist, möglicherweise auf Rekordjagd<br />
oder aus Unkenntnis. Übrigens: Vor 9.500 Jahren kann in<br />
den schwedischen Bergen gar keine Fichte gewachsen sein, denn<br />
damals war der größte Teil von Schweden noch von Eis bedeckt.<br />
Prof. Dr. Andreas Roloff<br />
Stellvertretender Vorsitzender »Tag des Baumes e.V.«