Rede von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt anlässlich des - Deutsche ...

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Rede von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt anlässlich des Empfangs zum Vorstandswechsel bei der Deutschen Wildtier Stiftung im Übersee-Club am 20. August 2012: Sehr geehrte Frau Senatorin, lieber Klaus, lieber Henning, sehr geehrter Herr Staatssekretaer, meine Damen und Herren, anläßlich der Überreichung des Deutschen Stifterpreises 2011 hat Haymo Rethwisch, den wir heute ehren, uns etwas auf den Weg gegeben, das uns alle verbindet. Ich zitiere :“ Die Natur ist das unersetzliche Fundament allen Lebens. Das Schicksal der Natur und der Wildtiere ist nicht von dem unsrigen zu trennen und deswegen sollten wir das, was sie ausmacht –und das fängt vor unserer Haustür an, achten schützen und lieben.“ Verehrte Festgäste, das ist es , was uns alle verbindet mit Haymo und Alice Rethwisch. Und sie finden dieses Leitmotiv unter dem LOGO der Deutschen Wildtierstiftung : Alle Achtung vor unseren Tieren. Und es steht nicht gut um unsere Wildtiere in Deutschland. In den letzten 20 Jahren ist der Bestand der Feldlerche um 1 Million zurückgegangen, sogar der Feldsperling ist auf zwei Drittel seines Bestandes reduziert worden, der Kiebitz auf ein Drittel, das Rebhuhn um 90 %. Der Artenschwund ist auf eine immer intensivere Nutzung der Agrarlandschaft zurückzuführen. Die Ursachen sind vielfältig, von der bisherigen Förderpoltik der Gemeinsamen Agrarpolitik, Grünlandverlusten, Intensi- - 1 -

<strong>Rede</strong> <strong>von</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Fritz</strong> <strong>Vahrenholt</strong> <strong>anlässlich</strong><br />

<strong>des</strong> Empfangs zum Vorstandswechsel bei der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Wildtier Stiftung im Übersee-Club am<br />

20. August 2012:<br />

Sehr geehrte Frau Senatorin,<br />

lieber Klaus, lieber Henning,<br />

sehr geehrter Herr Staatssekretaer,<br />

meine Damen und Herren,<br />

anläßlich der Überreichung <strong>des</strong> <strong>Deutsche</strong>n Stifterpreises 2011 hat Haymo<br />

Rethwisch, den wir heute ehren, uns etwas auf den Weg gegeben,<br />

das uns alle verbindet. Ich zitiere :“ Die Natur ist das unersetzliche Fundament<br />

allen Lebens. Das Schicksal der Natur und der Wildtiere ist nicht<br />

<strong>von</strong> dem unsrigen zu trennen und <strong>des</strong>wegen sollten wir das, was sie<br />

ausmacht –und das fängt vor unserer Haustür an, achten schützen und<br />

lieben.“<br />

Verehrte Festgäste, das ist es , was uns alle verbindet mit Haymo und Alice<br />

Rethwisch. Und sie finden dieses Leitmotiv unter dem LOGO der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Wildtierstiftung : Alle Achtung vor unseren Tieren.<br />

Und es steht nicht gut um unsere Wildtiere in Deutschland.<br />

In den letzten 20 Jahren ist der Bestand der Feldlerche um 1 Million zurückgegangen,<br />

sogar der Feldsperling ist auf zwei <strong>Dr</strong>ittel seines Bestan<strong>des</strong><br />

reduziert worden, der Kiebitz auf ein <strong>Dr</strong>ittel, das Rebhuhn um 90 %. Der<br />

Artenschwund ist auf eine immer intensivere Nutzung der Agrarlandschaft<br />

zurückzuführen. Die Ursachen sind vielfältig, <strong>von</strong> der bisherigen<br />

Förderpoltik der Gemeinsamen Agrarpolitik, Grünlandverlusten, Intensi-<br />

- 1 -


vierung der Ackernutzung mit massiv gestiegenem Maisanbau bis hin zur<br />

Beseitigung <strong>von</strong> Feldrainen.<br />

Und nun nimmt auch noch die Energiewende die Natur in die Zange. Wir<br />

diskutieren in diesen Tagen zu Recht über die Folgen der Energiewende<br />

für die wachsende Kostenbelastung der Bürger, über die Gefährdung <strong>des</strong><br />

Industriestandortes Deutschland und die zunehmende Instabilität der<br />

Stromversorgung in den Wintermonaten. Wir diskutieren zu Recht darüber,<br />

ob es verantwortbar ist, Weizen zu Sprit zu machen in Anbetracht<br />

der Verknappung der Nahrungsmittel weltweit, richtigerweise, denn<br />

Deutschland ist erstmals nach dem 2. Weltkrieg zum Weizenimportland<br />

geworden, um die Biospritziele zu erfüllen.<br />

Was noch nicht hinreichend thematisiert wird, ist dass auch unsere Wildtiere<br />

unter die Räder kommen.<br />

Durch den Biogasboom werden mittlerweile 2,7 Millionen Hektar Mais<br />

angebaut , das sind nun schon 20 % unserer Ackerfläche und je<strong>des</strong> Jahr<br />

kommen 200 000 Hektar hinzu . Die größten Zuwächse verzeichnen<br />

Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Mit der Vermaisung der<br />

Landschaft verschwinden auch die Wildtiere, Lerche , Goldammer, Bienen,<br />

Wiesenbrüter, Feldhamster.<br />

Die Energiewende macht auch nicht halt vor dem Wald. In vier Bun<strong>des</strong>ländern,<br />

Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen und<br />

Brandenburg gibt es mittlerweile Erlasse, die es erlauben, Windkraftwerke<br />

im Wald zu errichten. Als Veteran der Windindustrie kann ich Ihnen<br />

sagen, das ist ein Katastrophe. Man braucht eine 6 m breite befestigte<br />

Strasse zur Windkraftanlage und um die Anlage selbst muß eine mehrere<br />

Hektar große Freifläche geschlagen werden: Wenn man das alle 600 Meter<br />

im Wald macht, wie etwa im Hunsrück, ist der Wald nicht wieder zu<br />

erkennen. Wir finden schon heute jährlich 200 000 Fledermäuse unter<br />

den Windkraftanlagen, die klugen Tiere orten die Rotoren , fliegen durch<br />

sie hindurch und im Lee hinter der Anlage, in der der Luftdruck stark abnimmt,<br />

platzen den Fledermäusen die Lungen.<br />

Wir müssen den bedrohten Tieren wieder eine Lobby geben. Das ist die<br />

vornehmste Aufgabe der <strong>Deutsche</strong>n Wildtierstiftung. Wir müssen die<br />

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Tiere für die Menschen erlebbar und erfahrbar machen. Wenn Sie auf die<br />

Web-Seite der <strong>Deutsche</strong>n Wildtierstiftung klicken, sehen Sie einen Horst<br />

<strong>des</strong> Schreiadlers. Sie können stundenlang zuschauen, wie der Schreiadler<br />

sein Junges füttert. Zur Zeit macht das Junge seine ersten Flugbemühungen.<br />

Bald macht er sich auf den Weg in den Süden Afrikas.<br />

Er ist der Wappenvogel Mecklenburg Vorpommerns und <strong>von</strong> ihm gibt es<br />

nur noch 100 Paare. Durch ein langfristig angelegtes Schutzprogramm<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Wildtierstiftung konnte der dramatische Bestandsrückgang<br />

<strong>des</strong> Pommernadlers gestoppt werden. In den 1200 ha , die die<br />

Wildtierstiftung aus dem Nationalen Naturerbe übernommen hat, sollen<br />

wieder Brutgebiete <strong>des</strong> Schreiadlers entstehen. Wir haben 50 Jungvögel<br />

mit Sendern ausgestattet und wissen, wie wenige zurückkommen auf<br />

Grund der Gefahren , die ihnen auf dem langen Zug drohen. Kurzfristig<br />

haben wir in 2010 die Reproduktion erhöhen können, in dem wir 60<br />

Zweitgeborene, die unweigerlich dem Tod geweiht wären, aus den Horsten<br />

entnommen, aufgezogen und wieder ausgewildert haben .<br />

Oder denken Sie an den kleinen Feldhamster, den wir in Baden –<br />

Württemberg schützen, dort, wo es nur noch zwei Verbreitungsgebiete<br />

gibt. Etwa durch Stehenlassen eines 10 Meter breiten Getrei<strong>des</strong>treifens,<br />

Luzernenanbau, Erhalt der Stoppelbrache <strong>von</strong> der Ernte bis zum Oktober.<br />

Unser Schaufenster ist das Wildtierland Klepelshagen in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Dort zeigen wir mit dem Gutsbetrieb auf 2000 Hektar<br />

Wald- und Agrarflächen, dass man in einer landwirtschaftlcih genutzen<br />

Kulturlandschaft rentabel wirtschaften kann und gleichzeitig Wildtieren<br />

und- pflanzen Lebensräume bieten kann. Wir zeigen dort, dass auch mit<br />

einem großen Rotwildbestand rentable Land-und Fortswirtschaft möglich<br />

ist.<br />

Auf den ausgedehnten Weiden <strong>des</strong> Gutes grasen etwa 350 Rinder. Die<br />

Schlachtung der Rinder erfolgt vor Ort , so das wir den Tieren den<br />

Transportstress ersparen und das Fleisch in unserer Gourmet-<br />

Manufaktur zu hochwertigen Lebensmittel verarbeiten, <strong>von</strong> denen sie<br />

ein wenig im Anschluß kosten können. Man kann Natur nicht nur mit den<br />

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Augen geniessen, man kann Natur schmecken. Kann man übrigens im Internet<br />

bestellen.<br />

Im Internet kann man auch in unserem Wildtiershop einkaufen. Von<br />

heimischen, alten Obstbaumarten bis hin zu Spatzenhäusern – auch der<br />

Sperling ist mittlerweile ein bedrohter Vogel. Unsere Spatzenreihenhäuser<br />

mögen etwas teurer sein als die aus dem Baumarkt. Unsere Nistkästen<br />

werden in den Hamburger Behindertenwerkstätten hergestellt. Wer<br />

einmal gesehen hat, mit welcher Liebe und welchem Stolz behinderte<br />

Menschen ein solches Produkt aus heimischem Holz anfertigen, zahlt<br />

gerne etwas mehr.<br />

Die deutsche Wildtierstiftung ist dank <strong>des</strong> Stifters eine gut ausgestattete<br />

Stiftung. Doch ohne die Mithilfe vieler Spender werden wir unsere Bemühungen<br />

nicht verstärken können. Aber über eines kann jeder Spender<br />

gewiss sein : Dank der guten Kapitalausstattung werden die Verwaltungskosten<br />

vollständig selbst gedeckt, jeder gespendete Euro geht zu 100 %<br />

in die Projektarbeit. Das kann nicht jede Stiftung und nicht jede Naturschutzorganisation<br />

<strong>von</strong> sich behaupten.<br />

Wir wollen mehr Projekte zum Schutze unserer Wildtiere machen. Wir<br />

wollen unsere GourmetManufaktur und den Wildtiershop populärer<br />

machen, wir wollen einen neuen Schwerpunkt setzen in der Jugend-<br />

Naturbildung, den jungen Menschen die Schönheit und die Einzigartigkeit<br />

der deutschen Wildtiere näherbringen. Wir wollen die Stimme der<br />

Natur in Deutschland hörbar verstärken.<br />

Meine Damen und Herren, das Umweltbun<strong>des</strong>amt macht alle zwei Jahre<br />

eine Umfrage zum Umweltbewusstsein in Deutschland. Die Fragestellungen<br />

der letzten Umfrage drehten sich auf 100 Seiten zu 90 % um die<br />

Themen Verringerung <strong>des</strong> CO2, Ausbau der Erneuerbaren Energien, effizientere<br />

Nutzung <strong>von</strong> Energie. Nur zwei Fragen galten dem Naturschutz,<br />

eine da<strong>von</strong> lautete: Welche Rolle spielen Naturlandschaften für die Auswahl<br />

der Urlaubsziele ? Bedrückend ist nicht so sehr die Antwort : 14 %<br />

sagen sehr große Rolle, sondern, dass der Natur-und Wildtierschutz <strong>von</strong><br />

der politischen Agenda verschwunden ist, selbst schon in den Fragestellungen.<br />

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Meine Damen und Herren, helfen Sie mit , dass sich das aendert.<br />

Wenn wir es schaffen, das Engagement der Wildtierstiftung zu verbreitern,<br />

hätten wir den größten Wunsch der Stifter, Haymo und Alice<br />

Rethwisch erfüllt, da bin ich sicher.<br />

Nun bleiben uns ja beide als Mitglieder im Kuratoriums-Praesidium erhalten,<br />

denn wir brauchen Ihren Rat und Ihre Unterstützung auch in Zukunft.<br />

Daher gibt es auch nur ein kleines Abschiedsgeschenk.<br />

Lieber Herr Rethwisch, liebe Frau Rethwisch, Sie haben einmal geäußert,<br />

dass ein Auslöser für die Gründung der Stiftung war, dass Sie den Ruf <strong>des</strong><br />

Kiebitz nicht mehr hörten. Wir haben Ihnen ein Fest-CD erstellt mit den<br />

vielfältigsten Tierstimmen, darunter auch der Kiebitz. Nehmen Sie es als<br />

Dank der Stiftung, nehmen Sie es als Dank der Wildtiere, für die Sie sich<br />

in so vorbildicher Weise engagieren.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Fritz</strong> <strong>Vahrenholt</strong><br />

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