Grußwort von Prof. Dr. Hartmut Schröder zur Eröffnung
Grußwort von Prof. Dr. Hartmut Schröder zur Eröffnung
Grußwort von Prof. Dr. Hartmut Schröder zur Eröffnung
- TAGS
- hartmut
- www.homotox.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Grußwort</strong> <strong>von</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Hartmut</strong> <strong>Schröder</strong> <strong>zur</strong> <strong>Eröffnung</strong> des<br />
Symposiums Komplementäre Augenheilkunde – Eine Chance für Patienten und deren Ärzte.<br />
11. September 2010 in Frankfurt am Main<br />
zum Thema „Bildung und ärztliches Handeln“ eingefordert hat, in dem er sich damit beschäftigt,<br />
wie man den Arzt lehrt, Arzt zu sein. Er schreibt, „dass die deutschen Universitäten zwar<br />
technisch einigermaßen gut ausgebildete, aber mehrheitlich ungebildete Mediziner produzieren.“<br />
Borasio formuliert – vielleicht etwas überspitzt: „Bildung ist der Unterschied zwischen<br />
dem Mediziner und dem Arzt.“<br />
Er schreibt weiter: „Während bis etwa <strong>zur</strong> Mitte des vorigen Jahrhunderts eine humanistische<br />
Bildung als die beste Voraussetzung für ein Medizinstudium galt, wurden es nach und nach<br />
immer mehr die Absolventen naturwissenschaftlich ausgerichteter Gymnasien, welche das<br />
Bild prägten. Allgemeinbildung, Interesse für außermedizinische Fachgebiete, die bei der<br />
Aufnahme-Prüfung für die Harvard Medical School eine große Rolle spielten, sind in Zeiten<br />
des heiligen St. Numerus Clausus nicht gefragt. (...) Wie wichtig aber gerade humanistische<br />
Bildung ist, zeigt die Praxis der heutigen Medizin, in der Entscheidungsprozesse so komplex<br />
und <strong>von</strong> so vielen nichtmedizinischen Variablen abhängig sind, dass als höchstes medizinethisch-praktisch<br />
erreichbares Ziel das „muddling through elegantly“ das „elegante Durchwursteln“<br />
bezeichnet wird. Die Determinanten ärztlichen Handelns sind nicht mehr nur medizinische<br />
oder gar wissenschaftlicher Natur, sondern zunehmend auch ethischer, juristischer<br />
und ökonomischer Natur, das Ganze eingebettet in einem zunehmend multikulturellen Kontext<br />
und sich rasch Wandelnde Gesellschaftsstrukturen.“ 19<br />
In diesem Zusammenhang bedauert Borasio „die Abspaltung der medizinischen Fakultäten<br />
hin zu eigenständigen, <strong>von</strong> den Ursprungsuniversitäten losgelösten medizinischen Hochschulen“,<br />
die gravierende Folgen für die Gesundheitsversorgung hat. Mit unserem Studiengang<br />
wächst nun wieder das zusammen, was auch zusammen gehört: die Medizin auf der einen<br />
Seite und die Geistes- bzw. –modern ausgedrückt – die Kulturwissenschaften auf der anderen<br />
Seite. Humanistische Bildung, Gesprächsführung, psychosoziale Kompetenz, die Begegnung<br />
in verschiedenen Lebenswelten bis hin <strong>zur</strong> Entwicklung der Empathiefähigkeit stehen neben<br />
den medizinischen Teilen im Mittelpunkt unseres Studiengangs: ein Studium der humanen<br />
Medizin und Heilkunst, das weit über das Fach Humanmedizin hinausgeht und die Medizin<br />
wieder an ihre Wurzeln führt. 20 Die Viadrina ist dank ihres interdisziplinären und internationalen<br />
Charakters ein ausgezeichneter Ort für die Durchführung eines solchen Studiengangs.<br />
19 Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. März 2009.<br />
20 Eine ausführliche Beschreibung findet sich auf der Homepage des Studiengangs: www.master-kmkh.eu; weiterführende<br />
Hinweise in meinem Artikel Theoretische Aspekte der Arzt-Patienten-Interaktion. In: Der gute Arzt<br />
aus interdisziplinärer Sicht. Ergebnisse eines Expertentreffens. Essen 2010. S. 93-117.