argumente 2013 - Verbund Oldenburger Münsterland
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den Tag bei uns in der Oldenburgischen<br />
Volkszeitung stehen. Ständig wird etwas<br />
eingeweiht, eröffnet, vergrößert, verschönert,<br />
renoviert: eine Straße, ein Pfarrhaus,<br />
ein Industriegebiet. Es gibt – den<br />
Eindruck kann man gewinnen – fast mehr<br />
Dorferneuerungen als Dörfer.<br />
Es geht in den OV-Berichten über Stadtund<br />
Gemeinderats-Sitzungen so gut wie<br />
nie um die Frage, wo etwas gespart werden<br />
muss. Es geht eigentlich immer nur<br />
darum, wofür etwas ausgegeben werden<br />
kann. Die Leser erfahren so oft von sechsoder<br />
siebenstelligen Summen, die von der<br />
Kommunalpolitik in einer wirklich nicht<br />
riesigen Gemeinde wieder mal einstimmig<br />
für ein Projekt genehmigt worden<br />
sind, dass ihnen kaum mehr auffällt, was<br />
eigentlich klar ist: So viel Geld muss man<br />
erst mal haben.<br />
Manchmal scheinen dadurch ein paar<br />
Maßstäbe zu verrutschen. Manchmal wissen<br />
Menschen, die immer hier gelebt haben,<br />
vielleicht gar nicht mehr so richtig zu<br />
schätzen, wie reibungslos bei uns vieles<br />
funktioniert.<br />
Ganzjährige Whirlpool-Garantie<br />
Hier im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> ist die<br />
Welt noch heiler als anderswo. Aber auch<br />
hier ist längst nicht mehr alles gut. Das<br />
müssen viele Menschen erst noch begreifen.<br />
Sie haben so lange in dem Glauben<br />
gelebt, dass es bei uns alles gibt, nur keine<br />
Probleme, dass sie nun jedem, der das<br />
bestreitet, schlicht nicht glauben.<br />
Es gibt einen massenhaften Missbrauch<br />
von Werkverträgen in unserer Region, eine<br />
Art modernen Sklavenhandel; und es<br />
gibt eine Massentierhaltung, die längst<br />
zur Belastung für Mensch und Umwelt geworden<br />
ist.<br />
Angesichts solch drängender Missstände<br />
fragt man sich bei den Themen, die<br />
hier sonst so diskutiert werden, ob die<br />
Leute in dieser Gegend eigentlich keine<br />
wirklich ernsten Sorgen haben.<br />
Lebenswelt<br />
Das Luxusproblem: Lohnes Waldbad ist manch einem Gast zu kalt.<br />
In Lohne zum Beispiel gab es 2012 allen<br />
Ernstes eine Debatte darum, ob das Wasser<br />
im Waldbad an einigen Tagen im Jahr<br />
nicht vielleicht ein paar Grad zu kalt war<br />
und ob man es nicht immer auf eine bestimmte<br />
Mindesttemperatur anheizen<br />
müsste. Es ging also um eine Art ganzjährige<br />
Whirlpool-Garantie.<br />
In Berlin könnte es diese Debatte schon<br />
deswegen nicht geben, weil viele Freibäder<br />
wegen leerer öffentlicher Kassen<br />
längst geschlossen worden sind. In manchen<br />
Stadtteilen wird debattiert, ob man<br />
im Freibad vor Jugendgangs Angst haben<br />
muss oder doch eher vor den schrankartigen<br />
Glatzköpfen, die am Eingang den Sicherheitsdienst<br />
spielen. In Berlin, das nur<br />
VERBUND OM | ARGUMENTE <strong>2013</strong><br />
nebenbei, würde ein Prachtstück wie das<br />
Lohner Waldbad garantiert sofort zum<br />
Badeparadies des Jahres gekürt: mit seinem<br />
traumhaft grünen Rasen, seinen<br />
großzügigen Becken und schönen Rutschen,<br />
mit seinem erstklassigen und erstklassig<br />
gepflegten Angebot für alle.<br />
Zeitmaschine in die 80er Jahre<br />
Natürlich, im Kreis Vechta gibt es viele<br />
Schulen, die dringend mal wieder neue<br />
Tische, neue Bänke, neue Tapeten gebrauchen<br />
könnten. Schulen, die man betritt<br />
und bei denen man dann glaubt, man sei<br />
soeben mit einer Zeitmaschine in die 80er<br />
Jahre geschossen worden, schnurstracks<br />
zurück in die eigene Kindheit. Anderer-<br />
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Foto: Stadt Lohne