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argumente 2013 - Verbund Oldenburger Münsterland

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auch noch sehr jung. Aber ich kann mich<br />

daran erinnern, dass die Familien insbesondere<br />

damit zu tun hatten, ihre Kinder<br />

satt zu kriegen. Heute sind wir weiter.<br />

Und weil wir weiter sind, erkennen wir<br />

auch, dass Vielfalt wertvoll ist.<br />

Grote: Damals war das <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

ja auch durch einen sehr strikten<br />

Konservativismus geprägt. Wie viel davon ist<br />

nach Ihrem Empfinden eigentlich noch da?<br />

Holzenkamp: Da müssen wir erst einmal<br />

definieren, was konservativ heißt. Von<br />

Gustav Mahler stammt der kluge Satz:<br />

Tradition ist die Weitergabe des Feuers<br />

und nicht die Anbetung der Asche. Wir<br />

waren zuhause drei Generationen mit elf<br />

Personen unter einem Dach. Das war auf<br />

der einen Seite höllisch anstrengend, aber<br />

auf der anderen Seite unwahrscheinlich<br />

wertvoll. Das kann ich heute erst richtig<br />

wertschätzen, gerade auch angesichts der<br />

demografischen Veränderung in unserer<br />

Gesellschaft. Aber letztendlich muss man<br />

mit gesellschaftlichen Veränderungen offensiv<br />

umgehen. Und das, glaube ich, tut<br />

man sehr intensiv, auch in dieser Region,<br />

beim Thema Frau beispielsweise. Früher<br />

hieß es, die Frau gehört hinter den Herd,<br />

um das mal sehr salopp auszudrücken.<br />

Das hat sich auch bei uns komplett verändert,<br />

Gott sei Dank. Die Frauen sind genauso<br />

gut ausgebildet wie die Männer.<br />

Und sie haben den Anspruch, ihren eigenen<br />

Weg zu gehen. Familie ist heute geprägt<br />

von Gemeinsamkeit der Ehepartner,<br />

und das ist eine gute Entwicklung.<br />

Kossen: Die Frage ist, wie man den Begriff<br />

konservativ definiert. Für mich bedeutet<br />

er, dass man die Erfahrung bewertet und<br />

das Bewährte mitnimmt in die Weiterentwicklung<br />

der Gesellschaft. Konservativ<br />

heißt für mich nicht, nur nach hinten zu<br />

gucken, sondern mit den Erfahrungen aus<br />

der Vergangenheit nach vorne zu blicken.<br />

Lebenswelt<br />

»Man hat mal gesagt, das im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong>, das sei ein evangelisch angestrichener<br />

Katholizismus. Ich finde das sehr treffend. Die Leute sind sparsam, sie sind fleißig. Sie wissen<br />

aber auch, dass Arbeit nicht alles ist.«<br />

Grote: Aber tut sich nicht gerade die Kirche<br />

damit manchmal sehr schwer?<br />

Kossen: Ja, es ist sicherlich die Erfahrung,<br />

dass Kirche sich schwer tut, beim Lebensgefühl<br />

der Menschen anzukommen, ohne<br />

es sofort schon zu bewerten oder einzuordnen.<br />

Eigentlich muss man das machen<br />

wie die klassischen Missionare, die gesagt<br />

haben: Ich nehme dies und das bei euch<br />

wahr, liebe Leute, und würde das folgendermaßen<br />

deuten – auf dem Hintergrund<br />

des Evangeliums oder der kirchlichen<br />

Tradition. Dies haben wir in den letzten<br />

Jahren hoffentlich als Kirche noch mal ein<br />

Stück mehr gelernt. Das ist eine andere<br />

Herangehensweise als früher…<br />

Grote: …und die erfordert viel Kommunikation.<br />

Wie wollen Sie das mit immer weniger<br />

Personal schaffen?<br />

Kossen: Die Frage ist sehr berechtigt. Das<br />

kann sicherlich nicht so funktionieren,<br />

Foto: Matthias Niehues, Advantage Media

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