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argumente 2013 - Verbund Oldenburger Münsterland

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Grote: Wenn wir jetzt den Bogen von der Kirche<br />

zum Staat schlagen, dann hat man den<br />

Eindruck, dass ein nicht kleiner werdender<br />

Teil öffentlicher Aufgaben von der Kirche<br />

übernommen wird: Kindergärten und Krankenhäuser,<br />

Schulen und Senioreneinrichtungen.<br />

Gleichzeitig gibt es weniger Gläubige,<br />

weniger Kirchgänger, weniger Kirchensteuereinnahmen.<br />

Wir lange, Herr Kossen,<br />

kann die katholische Kirche im <strong>Oldenburger</strong><br />

<strong>Münsterland</strong> das eigentlich noch leisten?<br />

Kossen: Das funktioniert bislang auch deswegen,<br />

weil zum Beispiel Kindergärten in<br />

Kirchengemeinden durch einen ehrenamtlichen<br />

Kirchenausschuss mit verwaltet<br />

werden. Aber die kirchlich orientierten<br />

Menschen, die Lust haben, sich in der<br />

Freizeit kirchlich zu engagieren, werden<br />

natürlich weniger. Es kommt immer mal<br />

wieder die Frage, die nicht leicht zu beantworten<br />

ist: Muss Kirche sich mehr konzentrieren,<br />

um profiliertere Angebote zu<br />

machen? Das ist eine interessante Frage.<br />

Sie ist aber auch ein bisschen verführerisch,<br />

weil sie eventuell die Leute in der<br />

Fläche dann im Stich lässt.<br />

Grote: Herr Holzenkamp, ist das für die Politik<br />

eine Sorge, dass die Kirche vielleicht<br />

mal irgendwann nicht mehr so kann, wie sie<br />

bisher konnte?<br />

Holzenkamp: Ich will mir jetzt nicht anmaßen,<br />

die Kirche zu bewerten. Aber ich<br />

glaube, es hilft, wenn sich Kirche stärker<br />

einmischt, wie zum Beispiel aktuell beim<br />

Thema soziale Gerechtigkeit, auch auf<br />

dem Arbeitsmarkt. Hier geht es um die<br />

Frage der Würde des Menschen, und da<br />

muss Kirche sich stärker einmischen – und<br />

das macht sie verstärkt, auch durch Sie,<br />

Herr Kossen, das ist ja wahrnehmbar und<br />

öffentlich. Das finde ich gut.<br />

Grote: Noch einmal zurück zu dem, was Kirche<br />

hier in der Wirtschaft, also in der die<br />

228<br />

Lebenswelt<br />

Menschen versorgenden Wirtschaft, in Pflege,<br />

Kliniken usw., leistet. Was, wenn die<br />

Kirche das nicht mehr könnte oder wollte?<br />

Holzenkamp: Gerade der Gesundheitsbereich<br />

ist ein Wirtschaftsbereich, wo die<br />

Gesamtausgaben ein Stück weit gedeckelt<br />

sind, deutschlandweit. Wo die Kosten uns<br />

weglaufen, alleine schon aufgrund der demografischen<br />

Veränderung. Hier hat die<br />

Kirche immer sehr verantwortlich agiert,<br />

zum Beispiel in der Region mit den Krankenhäusern.<br />

Und genau diese Verantwortung<br />

wird gegenwärtig auch bei der<br />

schwierigen Situation der Katholischen<br />

Kliniken Oldenbuger <strong>Münsterland</strong> deutlich.<br />

Wenn das stärker wegbräche, müsste<br />

das Geld woanders herkommen. Die große<br />

Frage wäre: Wo nehmen wir es her?<br />

Grote: Sie haben beide schon auf gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklungen verwiesen,<br />

die auch zu uns durchschlagen. Schaffen wir<br />

es nicht mehr, unsere eigene Identität, unser<br />

eigenes, so erfolgreiches Anderssein hier im<br />

<strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> zu bewahren?<br />

Kossen: Wir sind in einem Prozess, in dem<br />

wir unsere Identität als Kirche, aber auch<br />

gesellschaftlich hier im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong><br />

neu klären. Deswegen halte ich<br />

die verschiedenen Diskussionen für so<br />

wichtig, wie die um den Mindestlohn. Wir<br />

müssen uns darüber klar werden, um welchen<br />

Preis wir hier was haben möchten.<br />

Holzenkamp: Ich glaube, wir haben in der<br />

Breite hier eine sehr hohe Lebensqualität.<br />

Für diese Lebensqualität müssen die Menschen<br />

sehr viel tun. Und das führt natürlicherweise<br />

dazu, dass man sich um Traditionen<br />

oder um traditionelle Bereiche<br />

heute weniger kümmert als früher. Ich<br />

denke, dass unser Erfolg in den vergangenen<br />

Jahrzehnten auch etwas mit der<br />

besonderen Mentalität hier zu tun hat.<br />

Und ich glaube, dass diese auch bleibt.<br />

VERBUND OM | ARGUMENTE <strong>2013</strong><br />

Es gibt ja viele Leute, die in der Ausbildung<br />

draußen sind oder die externe Erfahrungen<br />

suchen – und die dann gern<br />

wieder zurückkommen. Weil sie wissen:<br />

Hier im <strong>Oldenburger</strong> <strong>Münsterland</strong> habe<br />

ich was ganz Besonderes.<br />

Grote: Es wandern ja auch Menschen zu, die<br />

nicht hier geboren sind. Da gibt es die Leute,<br />

die aus Deutschland zu uns kommen,<br />

und jene, die im Ausland aufgewachsen<br />

sind. Herr Kossen, hat die katholische Kirche<br />

eigentlich Zugang zu diesen beiden<br />

Gruppen?<br />

Kossen: Wir haben ihn dann, wenn die<br />

Leute den Eindruck haben, wir könnten<br />

ihnen helfen. Das kann materielle Gründe<br />

haben, Caritatives betreffen. Oder es kann<br />

sein, dass sie bestimmte Angebote wahrnehmen<br />

wie zum Beispiel Sprachkurse<br />

im Bildungswerk. Wenn Zugezogene eine<br />

kirchliche Beheimatung suchen, wie sie<br />

das von zu Hause kannten, dann sind das<br />

meistens Menschen aus osteuropäischen<br />

Ländern.<br />

Holzenkamp: Jeder, der von außen in unsere<br />

Heimat kommt, ist ein Gewinn. So sehe<br />

ich das. Die Integration muss dann einfach<br />

gelingen, und darum hat man sich zu<br />

kümmern. Wenn man mal die letzten<br />

Jahrzehnte sieht, ab der Nachkriegszeit,<br />

dann haben wir ja gezeigt, dass wir eine<br />

große Menge Flüchtlinge erfolgreich integrieren<br />

konnten. Es hat natürlich gedauert,<br />

aber dann ist aus Integration Identität<br />

geworden.<br />

Grote: Zuzug bringt Vielfalt, aber Vielfalt<br />

ist hier ja nicht immer gern gesehen worden,<br />

um das mal ganz vorsichtig zu sagen. Es ist<br />

ja positiv, wenn das hier heute anders gesehen<br />

wird als in den 70ern …<br />

Holzenkamp: Ich glaube, das kann man nicht<br />

vergleichen. In den 70er-Jahren war ich<br />

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