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Korruption - Missbrauchte Macht - Helvetas

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MAGAZIN<br />

PARTNER-<br />

SCHAFT<br />

Ausbildung<br />

nAch MAss<br />

FOKUS <strong>Korruption</strong> – <strong>Missbrauchte</strong> <strong>Macht</strong><br />

UNBESTECHLICH Bhutans beherzte Kämpferin gegen den Filz<br />

WETTBEWERB 2 Nächte im Biohotel Ucliva zu gewinnen<br />

RÜCKBLICK – AUSBLICK Jahresbericht 2010 & Einladung zur GV<br />

Nr. 204/ Mai 2011


204 /11 Partnerschaft<br />

inhAlT<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Rauchzeichen .........................................................................04<br />

KlARTEXT<br />

Aktiv gegen <strong>Korruption</strong> ........................................................05<br />

REPoRTAGE<br />

Berufsbildung für Jugendliche in Burkina Faso .................06<br />

FoKUS<br />

«KoRRUPTIoN – MISSbRAUCHTE MACHT»<br />

Wie geschmiert:<br />

<strong>Korruption</strong> hat viele Gesichter .............................................11<br />

Entlarvend:<br />

Mit Slapstick gegen die <strong>Korruption</strong> in Westafrika ............13<br />

Unbestechlich:<br />

Bhutans Anti-<strong>Korruption</strong>svorsitzende im Interview .........14<br />

Wachsam:<br />

Neues Anti-<strong>Korruption</strong>skonzept bei <strong>Helvetas</strong> ....................16<br />

Gastkommentar: Dick Marty, Ständerat ............................18<br />

Mehr erfahren ........................................................................19<br />

SCHWEIZ<br />

Ja zu HELVETAS Swiss Intercooperation ..........................25<br />

Kommentar: Felix von Sury, Intercooperation ...................25<br />

blICKPUNKT<br />

Rapper Greis mit Viva con Agua in Mosambik ..................26<br />

AKTUEll<br />

Stimmungsbarometer ............................................................27<br />

Aktion «Röhrli» am Weltwassertag .....................................27<br />

E-Mail aus dem Feld: Burkina Faso .....................................28<br />

Impressum ..............................................................................28<br />

0,5 % für die Entwicklungshilfe ............................................28<br />

Agenda ...................................................................................28<br />

Prix Nature für <strong>Helvetas</strong> ........................................................29<br />

Do it yourself: Handwerk aus dem Süden ..........................29<br />

Wettbewerb: 2 Nächte im Biohotel Ucliva .........................29<br />

FAIRER HANDEl<br />

Im legendären Design: Sneakers von ETHLETIc .............30<br />

HElVETAS JAHRESbERICHT 2010 .............................20<br />

EINlADUNG ZUR GENERAlVERSAMMlUNG<br />

VoM 24. JUNI 2011 ...........................................................32<br />

Titelbild: © Simon B. Opladen<br />

HElVETAS – Handeln für eine bessere Welt<br />

2 INHAlT<br />

Auf eine Billion Dollar schätzt<br />

die Weltbank die jährlich<br />

bezahlten Bestechungsgelder.<br />

<strong>Korruption</strong> erschwert den Alltag<br />

und verhindert Entwicklung.<br />

VISIoN: Wir wollen eine Welt, in der alle Menschen in Würde und Sicherheit selbstbestimmt leben und der Umwelt Sorge tragen.<br />

AUFTRAG: Wir engagieren uns für benachteiligte Menschen und Gemeinschaften in Entwicklungsländern, die ihre Lebens-<br />

bedingungen aktiv verbessern wollen.<br />

lerneffekt<br />

{<br />

Seite<br />

06<br />

REPoRTAGE<br />

1’000’000’000’000<br />

{<br />

Seite<br />

11 FoKUS<br />

© Simon B. Opladen<br />

© Panos/Tim Dirven


«Eine junge<br />

demokratie<br />

wie bhutan kann<br />

<strong>Korruption</strong><br />

nicht überleben.»<br />

dasho neten Zangmo<br />

© Christian Flierl<br />

3<br />

EDIToRIAl<br />

Seite<br />

14 FoKUS<br />

{<br />

Hart, aber herzlich:<br />

Die Vorsitzende<br />

der Anti-<strong>Korruption</strong>skommission<br />

Bhutans über ihre<br />

ungewöhnliche<br />

Strategie und hohe<br />

Ideale.<br />

Seite<br />

{<br />

30<br />

FAIRER HANDEl<br />

Lovebugs-Sänger<br />

Adrian Sieber schnürt<br />

die neuen Sneakers<br />

aus fair gehandelter<br />

Bio-Baumwolle<br />

und ökologisch produziertem<br />

Kautschuk.<br />

Editorial<br />

HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

Weinbergstrasse 22a,<br />

Postfach, CH-8021 Zürich<br />

Tel +41 (0)44 368 65 00<br />

Fax +41 (0)44 368 65 80<br />

info@helvetas.org, www.helvetas.ch<br />

PC 80-3130-4<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Wo beginnt der Filz?<br />

Man kommt nicht mit leeren Händen.<br />

Was für Herrn Knigge zum guten Ton<br />

gehört, wird auf Ämtern und unter Geschäftspartnern<br />

zum Problem. Beginnt<br />

<strong>Korruption</strong> schon mit einer Flasche<br />

Wein? Und wie sieht es in Kulturen<br />

aus, die eine noch komplexere Geschenkkultur<br />

kennen: Ist in Bhutan<br />

die traditionelle Gabe von Betelnuss<br />

zum Kauen bereits ein Verstoss? Gesunder<br />

Menschenverstand hilft beim<br />

Entscheid über Richtig und Falsch.<br />

Doch Bestechung beginnt oft im Kleinen.<br />

«Du musst auf dem Amt ein paar<br />

Steine auf deinen Antrag legen, damit<br />

der Wind ihn nicht davonträgt», heisst<br />

es in Westafrika. Geflügelte Worte für<br />

eine leidige Realität, die den Alltag<br />

der Menschen beschwerlich macht.<br />

<strong>Korruption</strong> hat viele Gesichter. Auch<br />

die Mitarbeitenden von <strong>Helvetas</strong><br />

brauchen daher weltweit verbindliche<br />

Richtlinien und klare Leitplanken. Deshalb<br />

hat <strong>Helvetas</strong> aufgrund ihrer bisherigen<br />

Erfahrungen ein neues Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>skonzept erarbeitet (vgl. S.<br />

16). Und wir widmen unseren Fokus<br />

diesem Übel, das es an der Wurzel zu<br />

packen gilt, damit Entwicklung stattfinden<br />

kann.<br />

Susanne Strässle, Redaktorin «Partnerschaft»<br />

susanne.straessle@helvetas.org<br />

© Vera Hartmann


204 /11 Partnerschaft<br />

RAuchZEichEn<br />

{Sowohl Honduras als auch die Schweiz betreiben eine widersprüchliche Tabakpolitik. Honduras<br />

gehört zu den grössten Zigarrenproduzenten der Welt, Danli (o.) ist ein Zentrum des Tabakanbaus.<br />

Der Staat fördert die Produktion als Einkommensquelle für die Bauern. Gleichzeitig weiss man<br />

um die gesundheitsschädigende Wirkung und hat ein strenges Rauchergesetz erlassen. In der<br />

Schweiz wird, wie hier in Sassel (VD), auf 640 Hektar Tabak angepflanzt. Wer hierzulande Zigaretten<br />

kauft, unterstützt über Abgaben zwar einen Fonds für Raucherprävention – aber gleichzeitig<br />

einen zweiten, der den Schweizer Tabakanbau fördert. <strong>Helvetas</strong> fördert in Honduras mit Bio-Kakao<br />

ein weit weniger umstrittenes Genussmittel.<br />

4<br />

PERSPEKTIVEN<br />

© Keystone/Jean-Christophe Bott © Reuters/Edgard Garrido


KEinE TolERAnZ füR<br />

KoRRupTion<br />

Immer wieder werde ich gefragt, wie<br />

<strong>Helvetas</strong> mit dem Thema <strong>Korruption</strong><br />

umgeht. Die Antwort ist einfach: Bei<br />

<strong>Helvetas</strong> akzeptieren wir <strong>Korruption</strong><br />

nicht. Nicht als Annahme von grosszügigen<br />

«Geschenken» an unsere Mitarbeiter.<br />

Nicht als aktive Bestechung<br />

eines Verwaltungsbeamten, damit der<br />

ein wichtiges Dossier schnell behandelt.<br />

Und auch dann nicht, wenn einer unserer<br />

Partner davon betroffen ist. Denn als<br />

Entwicklungsorganisation ist es unsere<br />

Verantwortung, für unsere Werte und<br />

Überzeugungen klar einzustehen.<br />

Diese Maxime umzusetzen, ist<br />

nicht immer einfach. Denn wer ein<br />

Schmiergeld einfordert, nutzt seine<br />

<strong>Macht</strong> aus. Vom Strassenpolizisten, der<br />

mit einer fiktiven Busse droht, um sein<br />

Wochenendbudget aufzustocken, bis<br />

zum Regierungsbeamten, der für eine<br />

Bewilligung hohe Schmiergelder verlangt,<br />

gibt es unzählige Spielarten der<br />

kleinen und der grossen <strong>Korruption</strong>.<br />

Arme Menschen sind solchen Erpressungsversuchen<br />

oft ohnmächtig ausgeliefert.<br />

Zum Beispiel, wenn ein Baumwollbauer<br />

auf der Gesundheitsstation<br />

Schmiergeld zahlen muss, bevor sein<br />

krankes Kind behandelt wird. <strong>Korruption</strong><br />

trifft die Armen am härtesten.<br />

Ich erinnere mich an einen Vorfall<br />

aus meiner Zeit in Mali. Wir unterstützten<br />

einige Gemeinden beim Bau<br />

ihrer Trinkwasserbrunnen. Die Gemeinderäte<br />

sollten im Projekt auch lernen,<br />

wie Bauaufträge transparent vergeben<br />

werden. Kurz vor dem Offertenvergleich<br />

wurden mehrere Bürgermeister von<br />

Vertretern einer interessierten Firma<br />

angesprochen: «Der Inhalt dieser Tasche<br />

ist für euch, ihr müsst nur richtig<br />

entscheiden.» Unsere malische Projektleiterin<br />

handelte mutig und stoppte das<br />

Vergabeverfahren. Eine nationale Untersuchungskommission<br />

wurde eingesetzt,<br />

die Ausschreibung der Bauaufträge wiederholt.<br />

Sie selbst wurde von manchen<br />

Dorfbewohnern für ihr Einschreiten kri-<br />

tisiert, denn der Bau der Brunnen verzögerte<br />

sich um einige Monate. Persönlich<br />

rechne ich dieser Kollegin hoch an, dass<br />

sie mit ihrer gradlinigen Art in den Ge-<br />

«<strong>Korruption</strong> trifft die<br />

Armen am härtesten.<br />

Ein Grund mehr,<br />

‹Whistleblowern› aufmerksam<br />

zuzuhören.»<br />

meinden ein zwar schmerzhaftes, aber<br />

unüberhörbares Zeichen setzte.<br />

Nicht immer tritt <strong>Korruption</strong><br />

jedoch so offen zu Tage wie in meinem<br />

Beispiel. Als Organisation muss <strong>Helvetas</strong><br />

ihren Mitarbeitenden deshalb<br />

gerade im Ausland konkrete Hilfestel-<br />

5 KlARTEXT<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

lungen geben. <strong>Helvetas</strong> hat einen verbindlichen<br />

Verhaltenskodex und klare<br />

Abläufe festgelegt, wie Mitarbeitende<br />

bei <strong>Korruption</strong>sverdacht handeln sollen.<br />

Unter anderem haben wir geschützte<br />

Meldestellen eingerichtet, an die mutige<br />

«Whistleblower» sich wenden können<br />

(vgl. S. 16). Gegen <strong>Korruption</strong> einzustehen<br />

heisst für uns, <strong>Macht</strong>missbrauch<br />

zu thematisieren und die Ohnmacht der<br />

Schwächeren nicht einfach hinzunehmen.<br />

Für <strong>Helvetas</strong> ist der Kampf gegen<br />

<strong>Korruption</strong> eine wichtige Facette der<br />

Armutsbekämpfung. Ein Grund mehr,<br />

in dieser Frage besonders aufmerksam<br />

hinzuhören.<br />

Melchior Lengsfeld, Geschäftsleiter von <strong>Helvetas</strong><br />

© Maurice K. Grünig


204 /11 Partnerschaft<br />

Im Schneideratelier von Tansarga leistet das Kohlebügeleisen Folpoa Yonli gute Dienste.


TApfERE<br />

schnEidERin<br />

7<br />

REPoRTAGE<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

{<br />

Folpoa Yonli hat einen Plan: nähen, nähen, nähen. Sie bringt das Talent<br />

und die Leidenschaft mit. Im Ausbildungszentrum von <strong>Helvetas</strong> in<br />

Burkina Faso erhält sie das Rüstzeug dazu. Dort lernen Jugendliche aus<br />

armen Familien neben Lesen und Schreiben ein solides Handwerk.<br />

Von Susanne Strässle (Text) und Simon B. Opladen (Fotos)<br />

Dieses Bügeleisen verdient seinen Namen: Es ist aus schwerem,<br />

dunklem Eisen, verziert mit einem geschmiedeten Gockel.<br />

Folpoa Yonli tritt damit aus dem schattigen Atelier, eilt<br />

über den Sandplatz hinüber zur Köchin, die auf offenem Feuer<br />

das Mittagessen zubereitet, und lässt sich glühende Kohlen in<br />

das Eisen füllen. Alsbald wird Folpoa den frischgebügelten<br />

Saum einer Bluse unter das Füsschen einer schwarzlackierten<br />

Nähmaschine mit der goldigen Aufschrift «Singer» legen, am<br />

Handrad aus Messing drehen und rhythmisch auf das Fusspedal<br />

treten.<br />

Zukunftswerkstatt<br />

Der Anblick von Kohleeisen und Tretmaschine stimmt nostalgisch.<br />

Doch die langgestreckten Gebäude in Tansarga sind<br />

kein Museum, sondern eine Werkstatt, in der junge Menschen<br />

an ihrer Zukunft arbeiten. Ohne Strom zwar, aber mit umso<br />

mehr Energie. Im Nähatelier, und auch draussen im Hof, wo<br />

junge Männer Mörtel anrühren oder an den Motoren defekter<br />

Mofas schrauben. Es sind Jugendliche, für die der Bildungsweg<br />

schon zu Ende schien, bevor er richtig begonnen hatte: Viele<br />

von ihnen waren nie in einer Schule, andere haben sie zu früh<br />

abbrechen müssen. Heute sind sie angehende Schneiderinnen<br />

und Schneider, Maurer und Mechaniker im Berufsbildungsprojekt<br />

von Hevetas im Osten Burkina Fasos.<br />

Die 18-jährige Schneiderin Folpoa wirkt zerbrechlich,<br />

fast kindlich noch – bis sie zu sprechen beginnt. Dann tritt<br />

unversehens eine entschlossene junge Frau hervor. Folpoa er-<br />

zählt, wie sie als einzige von fünf Geschwistern die Primarschule<br />

besuchen konnte. Ihr Glück war, Nachzüglerin zu sein: «Bei<br />

meinen Schwestern und Brüdern hatten die Eltern noch nicht<br />

verstanden, wie wichtig Bildung ist.» Sie erzählt aber auch, wie<br />

schwer es ihr fiel, in der Schule mitzukommen. Zuhause konnte<br />

ihr niemand helfen. Der Vater starb früh. Der Mutter ist die<br />

Welt der Buchstaben und Zahlen fremd. Neben der Schule half<br />

sie im Haushalt und auf dem Feld, und sie verkaufte auf dem<br />

Markt das selbstgebraute Bier der Familie. In ihrer Klasse mit<br />

fast 100 Schülern kam Folpoa nicht mehr mit. Dabei wollte sie<br />

doch lernen. Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dann<br />

erfuhr die Familie von der Schneiderlehre. «Ich hatte noch nie<br />

eine Nähmaschine berührt, aber ich wusste sofort, das ist das<br />

Richtige. Ich wollte immer etwas Praktisches machen.»<br />

Für Lernende wie Folpoa, die schon etwas Lesen und<br />

Schreiben können, dauert die Ausbildung im Zentrum drei<br />

Jahre, für Analphabeten vier. In den ersten beiden Jahren<br />

lernen die Teenager Rechnen, Lesen und Schreiben. Weil es<br />

leichter fällt, zuerst in ihrer Muttersprache Gourmanché, auch<br />

wenn diese Sprache sonst nur gesprochen wird. Im zweiten<br />

Jahr kommt Französisch hinzu. Es ist schwierig für ungeübte<br />

Zungen, doch in Burkina Faso mit seinen 60 Sprachen könnten<br />

ohne diese Lingua Franca viele Landsleute nicht miteinander<br />

reden.<br />

Der Unterricht in Tansarga unterscheidet sich wohltuend<br />

vom Drill der öffentlichen Schulen mit ihren Grossklassen.<br />

Die Lehrpersonen sind vom Staat angestellt, aber der Lehrstoff


204 /11 Partnerschaft<br />

wurde zusammen mit <strong>Helvetas</strong> auf die Bedürfnisse der Lernenden<br />

und an die lokale Realität angepasst. Alltagsthemen<br />

wie Viehhaltung, Umweltschutz, Hygiene und Gesundheit<br />

finden Platz. «Französisch lernen wir in praktischen Übungen<br />

und gespielten Alltagsszenen», erzählt Lehrer Arthur Lompo.<br />

Anders als in der Normschule arbeiten die Schüler hier häufig<br />

in Kleingruppen.<br />

Im dritten Jahr haben die Lernenden dann die Wahl: Sie<br />

können ins klassische Schulsystem zurückwechseln, was für<br />

die Jüngsten attraktiv ist. Oder sie beginnen eine Lehre. Die<br />

meisten Jugendlichen seien genau deshalb hier, sagt Lompo:<br />

«Die Motivation ist unglaublich hoch. Die Lernenden wissen,<br />

dass sie am Ende etwas Praktisches und Nützliches können.<br />

Manche kommen sogar allein zur Einschreibung und überzeugen<br />

danach ihre Eltern.»<br />

Bildung gegen Heiratszwang<br />

17 Jugendliche in einem Raum, und absolute Stille. Im Nähatelier<br />

könnte man eine Stecknadel fallen hören. Doch im<br />

Moment hört man Papier rascheln und das Kritzeln von Bleistiften.<br />

Schnittmusterkunde. Folpoa zeichnet eine Herrenhose.<br />

Sie wird Teil der Erwachsenenkollektion, die die angehenden<br />

Schneiderinnen und Schneider im zweiten Lehrjahr fertigen.<br />

Das erste Jahr galt den Kinderkleidern. Schneiderlehrer Henri<br />

Ouédraogo breitet stolz die Strampler, Babyfinken und Jacken<br />

mit Stickereien und Applikationen<br />

aus. Die Stücke<br />

werden verkauft, um der<br />

Schule zusätzliche Mittel<br />

zu verschaffen. Gleichzeitig<br />

sind sie die Visitenkarte der<br />

Ausbildungsstätte. Ihre ganz<br />

persönliche Visitenkarte<br />

trägt Folpoa aber selbst. Ihre<br />

Bluse aus traditionellem Stoff hat sie eigenhändig entworfen<br />

und genäht.<br />

Folpoa ist mit ihren jungen 18 Jahren für burkinabeische<br />

Verhältnisse im besten Heiratsalter, ja oft werden Mädchen<br />

noch früher in die Ehe gegeben. Doch sie winkt ab: «Zum<br />

Glück wird in meiner Familie noch nicht einmal über das Thema<br />

gesprochen.» Sie und ihre Freundinnen wissen aber nur zu<br />

gut, dass das nicht selbstverständlich ist. «Ich habe die Schule<br />

früh abgebrochen, um zuhause zu helfen», erzählt Folpoas<br />

19-jährige Klassenkameradin Diapoa Yonli. «Doch dann habe<br />

ich realisiert, dass alle Mädchen, die aus der Schule sind, rasch<br />

verheiratet werden. Deshalb habe ich die Schneiderlehre angefangen,<br />

das hat mich vor einer verfrühten Heirat bewahrt.»<br />

Weil eine Ausbildung zudem auch vor Armut und<br />

Abhängigkeit schützt, legt <strong>Helvetas</strong> besonderes Augenmerk<br />

darauf, dass auch Mädchen die Ausbildungszentren besuchen.<br />

Die Einsicht, wie wichtig eine Ausblidung für ihre Töchter ist,<br />

«Die Schneiderinnenlehre hat mich vor<br />

einer verfrühten Heirat bewahrt.»<br />

Diapoa Yonli<br />

8 REPoRTAGE<br />

kommt bei vielen Eltern nicht von selbst. In den Augen der<br />

sehr armen Familien lohnt es sich oft nicht, in ältere Mädchen<br />

zu «investieren», die das Haus sowieso mit der Heirat<br />

verlassen. Deshalb besuchen im Rahmen des Projekts nicht<br />

nur Sozialarbeiter die Dörfer, es werden auch so genannte<br />

«Bildungsmütter» ausgewählt: Es sind respektierte Frauen, die<br />

in ihrem eigenen Dorf die Eltern energisch davon überzeugen,<br />

dass Mädchen eine Ausbildung brauchen. Sie setzen sich dafür<br />

ein, obwohl – oder gerade weil – sie selber nie zur Schule gehen<br />

konnten.<br />

Die meisten Eltern hatten diese Möglichkeit ebensowenig,<br />

doch nun beginnen sie umzudenken. Frühe Heiraten<br />

gibt es immer noch, aber manchmal ist die chance auf Bildung<br />

noch nicht vertan: Die 19-jährige Djimey Ouoba sitzt seit<br />

November in der Alphabetisierungsklasse, weil ihr Ehemann<br />

sich dafür einsetzte, dass sie Lesen und Schreiben lernen kann.<br />

Auch Folpoas Freundin cathérine Yonli hat schon einen Ehemann,<br />

aber beide sind hier in Ausbildung: er als Motorradmechaniker,<br />

sie als Schneiderin. «So haben wir später zwei gute<br />

Einkommensmöglichkeiten», sagt cathérine. «Erst kommt die<br />

Ausbildung, Kinder müssen warten.»<br />

Pausenaktivitäten<br />

Im Berufsbildungszentrum Tansarga ist Mittagszeit. Folpoa<br />

schöpft aus dem grossen Topf Getreide in die Essschalen der<br />

Kolleginnen. «Am Ende der<br />

Trockenzeit haben wir daheim<br />

oft nicht genug, um<br />

richtig satt zu werden», sagt<br />

sie leise. Für die Eltern kann<br />

die tägliche warme Mahlzeit<br />

im Zentrum ein zusätzliches<br />

Argument sein, ihre Töchter<br />

und Söhne zur Ausbildung<br />

zu schicken. Einmal die Woche erhalten die Jugendlichen auch<br />

Vitamin A und Eisen, denn die Ernährung in den Familien<br />

ist einseitig. Die Schüler und Lehrlinge haben mit ihren Lehrern<br />

auch einen Schulgarten angelegt, um zu lernen, wie man<br />

Gemüse zieht und was gesunde Ernährung ist – und um das<br />

Schulessen zu bereichern.<br />

Noch bevor die Mittagspause halb um ist, sind Folpoa<br />

und ihre Freundinnen zurück an den Nähmaschinen. Während<br />

in den Stunden ruhige Konzentration herrscht, wird jetzt<br />

geschwatzt, verglichen, beraten und gelacht. Das Geheimnis<br />

der eifrigen Pausenaktivität: Die Lernenden dürfen in dieser<br />

Zeit auch an ihren eigenen Stücken nähen. Es sind erste Aufträge,<br />

die die jungen «Geschäftsfrauen» angenommen haben.<br />

Oder aber Kleider für sich selber:«Wann immer ich Stoff bekomme,<br />

nähe ich für mich und meine Mutter», sagt Folpoa.<br />

Folpoa hat als Jüngste eine besondere Beziehung zu ihrer<br />

verwitweten Mutter. Zuhause im traditionellen Rundgehöft


Schnittmusterkunde in Tansarga.<br />

Die Maurerlehrlinge bauen mit der Fachlehrerin ihr erstes Mauerstück.<br />

In der Kleinstadt Diapaga ist 2010 ebenfalls ein Bildungszentrum entstanden.<br />

Folpoa bespricht mit ihrer Kollegin Adjimo, wie die Nähte zu liegen kommen.<br />

9 REPoRTAGE<br />

Folpoa hilft mit, für alle das Mittagessen zu schöpfen.<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Die Schülerinnen lernen auch rechnen.


204 /11 Partnerschaft<br />

aus kleinen Lehmhütten mit Strohdächern teilt sie mit ihr eine<br />

Hütte. In dem engen Raum ist nur Platz für die beiden Pritschen,<br />

über denen an einer Schnur Kleider und ein Moskitonetz<br />

hängen. Das Leben der Grossfamilie, zu der auch die zwei<br />

älteren Brüder mit ihren Familien gehören, findet im Innenhof<br />

statt. Dort gibt es ein Schattendach, auf Stelzen stehen die<br />

geflochtenen Kornspeicher der Bauernfamilie, zudem grosse<br />

Wasserkrüge und Töpfe, in denen Dolo, das traditionelle Bier,<br />

angesetzt ist. Seit sie in der Lehre ist, muss nicht mehr Folpoa<br />

es auf dem Markt verkaufen. Hausarbeit bleibt aber noch genug.<br />

Abends spinnen Mutter und Tochter Baumwolle im Licht<br />

der Petrollampe. «Und natürlich flickt und näht sie unsere Sachen»,<br />

erklärt die Mutter stolz. «Sie ist die erste in der Familie,<br />

die eine Ausbildung macht.»<br />

Werden die Altkleider aus dem Norden und Billigshirts<br />

aus china das Schneiderhandwerk nicht verdrängen?<br />

«Niemals. Alle, die T-Shirts tragen, besitzen auch traditionelle<br />

Kleider. Besonders die Frauen», sagt Folpoa. In ihren Augen<br />

blitzt Selbstvertrauen: «Gute Schneiderinnen wird es immer<br />

brauchen.» Folpoa hat auch schon einen Plan, wie sie es nach<br />

der Ausbildung angehen wird: «Ich werde mir eine Stelle in<br />

einem Atelier suchen. Und zudem frage ich meine Lehrer, ob<br />

ich ausserhalb der Unterrichtszeiten auf den Schulmaschinen<br />

arbeiten kann, um eigene Aufträge annehmen zu können.»<br />

Traditionelle und moderne Kleider wird sie nähen, mit beidem<br />

lässt sich gutes Geld verdienen. Geld, mit dem sie sich eines<br />

Tages eine eigene Nähmaschine kaufen will. «Später werde ich<br />

mit meiner Schneiderei für die Familie sorgen», sagt Folpoa.<br />

Folpoas Mutter spinnt in der gemeinsamen Hütte.<br />

10<br />

REPoRTAGE<br />

3<br />

Fragen an Elisabethe Zerbo,<br />

Projektleiterin<br />

Warum sind Zentren für nichtformelle<br />

Basisbildung wichtig für<br />

Burkina Faso?<br />

Im ländlichen Osten Burkina Fasos<br />

gehen über 100’000 Kinder nicht<br />

zur Schule, das sind 40 Prozent<br />

der Kinder im Schulalter, und es<br />

gibt kaum Berufsbildungsangebote.<br />

Die Jugendarbeitslosigkeit ist<br />

hoch. Viele Jugendliche wandern in<br />

die Nachbarländer aus, wo sie, etwa auf Plantagen, ausgebeutet<br />

werden. Wenn sie dank der Alphabetisierung den<br />

Sprung zurück in die Schule schaffen oder durch eine Lehre<br />

gute Handwerker werden, können sie später ihren Lebensunterhalt<br />

verdienen und bringen ihre Gemeinde weiter.<br />

Welche Berufe können gelernt werden?<br />

Das Angebot wird laufend den lokalen Bedürfnissen angepasst<br />

und erweitert. Wir besprechen mit der Gemeinde, welche<br />

Berufe in der Region gefragt sind, und klären ab, ob ein<br />

Markt existiert. Nirgends braucht es 300 Schneider, deshalb<br />

gibt es zum Beispiel in Tansarga seit 2010 auch eine Ausbildung<br />

für Maurer und Zweiradmechaniker. Bald werden dort<br />

vielleicht auch Viehzüchter und Bauern ihr Handwerk lernen.<br />

Wie leistet <strong>Helvetas</strong> Unterstützung?<br />

<strong>Helvetas</strong> erstellt einerseits die Infrastruktur. Bis jetzt sind es drei<br />

Zentren, ein viertes ist im Bau. In Zusammenarbeit mit Behörden<br />

und Lehrern werden das Betriebskonzept und die Lehrpläne<br />

ausgearbeitet. Die Gemeinden wählen ein Unterhaltskomitee.<br />

<strong>Helvetas</strong> unterstützt auch die Sensibilisierungsarbeit in den<br />

Dörfern, damit die Familien von dieser Chance erfahren.<br />

Die 18-jährige Folpoa lebt mit ihrer Familie in einem traditionellen Rundgehöft.


foKus<br />

WiE gEschMiERT<br />

von Hanspeter Bundi<br />

«<strong>Korruption</strong> ist eine Krankheit, welche<br />

die ganze Gesellschaft befällt und von<br />

innen her aushöhlt», sagt Zora Ledergerber*,<br />

Vorstandsmitglied der Schweizer<br />

Sektion von Transparency International<br />

(TI). Die Weltbank schätzt das Ausmass<br />

der Bestechungszahlungen weltweit auf<br />

eine Billion Dollar pro Jahr. Das sind<br />

140 Dollar pro Erdenbewohner. Andere<br />

Schätzungen vermuten, dass <strong>Korruption</strong><br />

die Kosten für Waren und Dienstleistungen<br />

im Durchschnitt um 5 Prozent in die<br />

Höhe treibt.<br />

Das Spektrum der <strong>Korruption</strong><br />

ist breit. Korrupt ist der kleine Beamte,<br />

der für einen Stempel ein paar Franken<br />

nebenbei verlangt. Korrupt ist aber auch<br />

der Staatspräsident, der sich mit Millionenbeträgen<br />

dafür entschädigen lässt,<br />

die Ausbeutung eines Ölfeldes billig<br />

einem Energiemulti zu überlassen.<br />

Vom Schmiergeld zum Millionendeal<br />

In vielen Ländern der Welt sind die<br />

Menschen regelmässig mit Fällen von<br />

kleiner <strong>Korruption</strong> konfrontiert, etwa<br />

wenn Amtspersonen privat kassieren,<br />

11<br />

FoKUS<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

<strong>Korruption</strong> – <strong>Missbrauchte</strong> <strong>Macht</strong><br />

{Bestechen. Missbrauchen. Verderben. Vernichten. Mit seinen Übersetzungen für das Wort<br />

«corrumpere» zeigt das lateinische Wörterbuch äusserst präzise auf, wie schädlich <strong>Korruption</strong> ist,<br />

für die Individuen wie für die Gesellschaft.<br />

«<strong>Korruption</strong> lässt sich<br />

nicht mit einer<br />

einzigen Massnahme<br />

beseitigen.» Zora Ledergerber<br />

um selbstverständliche Dienstleistungen<br />

zu erbringen. Grenzübertritte, Spitalbehandlungen,<br />

die Ausstellung von Dokumenten<br />

sind davon abhängig, dass die<br />

Betroffenen ihnen Geld in die Hand drücken.<br />

Im Deutschen gibt es ein treffendes<br />

Wort für diese Zahlungen gegen die<br />

Widrigkeiten des bürokratischen Alltags:<br />

Schmiergeld. Schmiergeldzahlungen<br />

sind für die betroffenen Menschen<br />

ein ärgerliches und allzu oft auch ein<br />

existenzielles Problem. Doch sie zeigen –<br />

wie Pusteln auf der Haut – eine viel<br />

schlimmere, innere Krankheit der Gesellschaft<br />

an: Entscheide werden nicht<br />

aufgrund rationaler, nachvollziehbarer<br />

Kriterien und zum Nutzen der Bürger<br />

oder des Staates gefällt, sondern auf-<br />

grund illegaler Zahlungen an die Entscheidungsträger.<br />

Verkaufslizenzen. Bauaufträge.<br />

Fruchtbares Land. Aufträge für Waffen-<br />

lieferungen. Mobilfunkmonopole. Schürfrechte.<br />

Gerichtsurteile. Alles wird verschachert.<br />

Einige <strong>Macht</strong>haber werden<br />

dank <strong>Korruption</strong>szahlungen zu Millionären<br />

oder Milliardären. Die breite<br />

Bevölkerung trägt die Folgen: höhere<br />

Preise für private Dienstleistungen, Vertreibungen<br />

vom angestammten Land,<br />

schlecht gebaute Infrastruktur, ein ausgebluteter<br />

Staat.<br />

Ebenso verheerend sind die nicht<br />

materiellen Folgen der <strong>Korruption</strong>. Es<br />

gibt keine Rechtssicherheit, keine verlässlichen<br />

Instanzen für die Regelung<br />

© zVg, Anti-<strong>Korruption</strong>splakat aus Uganda


204 /11 Partnerschaft<br />

<strong>Korruption</strong>swahrnehmungsindex 2010 von Transparency International: Je dunkler das Rot,<br />

desto korrupter wird der öffentliche Sektor in einem Land wahrgenommen.<br />

von Streitfällen. «Das Fundament, auf<br />

dem gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Entwicklung stattfinden könnte,<br />

ist morsch», sagt Ledergerber, und die<br />

Weltbank bezeichnet <strong>Korruption</strong> als das<br />

«grösste einzelne Hindernis für wirtschaftliche<br />

und soziale Entwicklung».<br />

<strong>Korruption</strong>simpfung<br />

Jahrhunderte lang galt <strong>Korruption</strong> auf<br />

Aktive bestechung begeht, wer<br />

einem Amtsträger einen materiellen<br />

oder immateriellen Vorteil anbietet,<br />

damit dieser einen gewünschten Entscheid<br />

fällt.<br />

Passive bestechung begeht, wer<br />

als Amtsträger Geld oder immaterielle<br />

Vorteile fordert oder annimmt, um einen<br />

gewünschten Entscheid zu fällen.<br />

Von Anfüttern wird gesprochen,<br />

wenn Amtsträger unerlaubte Geschenke<br />

erhalten, die nicht mit bestimmten<br />

Forderungen verbunden<br />

sind, aber im Hinblick auf einen späteren<br />

Vorteil geleistet werden.<br />

Parteispenden können dazu dienen,<br />

politische Gruppierungen für private<br />

oder geschäftliche Anliegen einzuspannen.<br />

In der Schweiz müssen Parteispenden<br />

nicht offengelegt werden.<br />

Von Vetternwirtschaft oder Filz wird<br />

gesprochen, wenn private Beziehungen<br />

über Anstellungen oder Arbeitsvergaben<br />

entscheiden.<br />

der ganzen Welt als unvermeidlich und<br />

normal. Unangenehm, scheinbar nötig,<br />

ein Gentlemen-Delikt. So konnten<br />

Schweizer Unternehmen ihre <strong>Korruption</strong>szahlungen<br />

im Ausland bis zum Jahr<br />

2000 sogar von der Steuer abziehen.<br />

Die gleichgültige Haltung begann<br />

sich allmählich zu ändern, als die<br />

USA 1977 die Bestechung ausländischer<br />

Amtsträger verbot. Die OEcD-Konvention<br />

von 1997 zog nach, und 2005<br />

schliesslich trat die UNO-Konvention<br />

gegen <strong>Korruption</strong> in Kraft.<br />

Die Strategie der Nulltoleranz,<br />

die internationalen Konventionen und<br />

nationalen Gesetzen zugrunde liegt,<br />

kann in der Praxis nicht immer eingehalten<br />

werden. «<strong>Korruption</strong> ist ein<br />

Sumpf, ein kompliziertes Geflecht und<br />

lässt sich nicht mit einer einzigen Massnahme<br />

beseitigen», sagt Zora Ledergerber.<br />

Die korruptionsfreie Gesellschaft<br />

– darin sind sich alle einig, die sich mit<br />

dem Problem beschäftigen – wird ebenso<br />

eine Utopie bleiben wie ein Leben<br />

ohne Kriminalität. Es gibt aber Möglichkeiten,<br />

Gesellschaften gegen die <strong>Korruption</strong><br />

zu immunisieren:<br />

■ In der Bildung – vom Kindergarten bis<br />

zur Universität – lernen Schülerinnen<br />

und Schüler, <strong>Korruption</strong> zu erkennen,<br />

ihr zu widerstehen und von Amtsträgern<br />

Rechenschaft zu verlangen. Auch<br />

Theatergruppen und Radiosendungen<br />

verbreiten diese Gedanken.<br />

■ Ein starker, demokratischer Staat mit<br />

einer funktionierenden Justiz bietet wenig<br />

Raum für <strong>Korruption</strong>. Wichtig ist,<br />

dass die Zivilgesellschaft (Parteien, Ge-<br />

12 FoKUS<br />

FoKUS<br />

© Transparency International 2010<br />

werkschaften, Interessengruppen, Medien)<br />

den Staat und seine Organe kontrolliert<br />

und <strong>Korruption</strong>sfälle öffentlich<br />

macht. In der Entwicklungshilfe wird<br />

deshalb immer mehr Gewicht auf Gute<br />

Regierungsführung und eine starke Zivilgesellschaft<br />

gelegt.<br />

■ Zu einem funktionierenden Staat gehört<br />

auch, dass die Amtsträger angemessen<br />

bezahlt sind und es nicht nötig<br />

haben, sich für das Überleben ihrer Familien<br />

auf korrupte Praktiken einzulassen.<br />

■ Staat und Medien stellen sicher, dass<br />

<strong>Korruption</strong> strafrechtlich verfolgt wird<br />

und für Unternehmen ein Reputationsrisiko<br />

ist.<br />

■ Unternehmen verpflichten sich mit<br />

Selbstdeklarationen, bei Fragen der <strong>Korruption</strong><br />

eine Strategie der Nulltoleranz<br />

zu fahren.<br />

■ Staaten, private Unternehmen und<br />

NGOs richten Stellen ein, wo Betroffene<br />

und Angestellte (sogenannte Whistleblower)<br />

ihr Wissen über illegale Vorgänge<br />

weitergeben können, ohne das<br />

sie negative Konsequenzen befürchten<br />

müssen.<br />

■ Banken stellen sicher, dass sie nicht in<br />

<strong>Korruption</strong>szahlungen verwickelt werden<br />

und dass die bei ihnen deponierten<br />

Gelder nicht aus <strong>Korruption</strong>svergehen<br />

stammen. In diesem Punkt ist die<br />

Schweiz, die in den <strong>Korruption</strong>stabellen<br />

von TI immer sehr gut dasteht, mehr gefordert<br />

als andere Länder.<br />

«Der Umgang mit <strong>Korruption</strong><br />

und das Bewusstsein um ihre negativen<br />

Folgen hat sich in den letzten zehn Jahren<br />

geändert», sagt Ledergerber. Wie<br />

viel bei der <strong>Korruption</strong>sbekämpfung<br />

allerdings noch immer zu tun ist, zeigt<br />

die TI-Weltkarte der <strong>Korruption</strong>sanfälligkeit.<br />

Da dominieren noch immer die<br />

Alarmfarben von rot bis tiefrot.<br />

* Zora Ledergeber ist Vorstandsmitglied von<br />

Transparency International Schweiz. Über ihr<br />

Kleinunternehmen Integrity Line in Zürich berät<br />

sie Unternehmen und Organisationen bei der Einrichtung<br />

von Meldestellen für Whistleblower.


EnTlARvEnd<br />

{<br />

Von Susanne Strässle<br />

«Das Leben mit der <strong>Korruption</strong> ist ein<br />

täglicher Kampf. Wenn 100 Schüler in<br />

einer Klasse sind, musst du den Lehrer<br />

schmieren, sonst sitzt deine Tochter zuhinterst.<br />

Wenn dich ein Verkehrspolizist<br />

kontrolliert, musst du als einfacher Bürger<br />

Geld in den Führerschein stecken.»<br />

Doch Schauspieler Issa Ouédraogo will<br />

nicht lamentieren, lieber bringt er die<br />

Leute mit dem Thema zum Lachen. Das<br />

Anti-<strong>Korruption</strong>sstück «Gombo Noir»<br />

– was soviel bedeutet wie «schmutziger<br />

Profit» – basiert auf dem Stück «Der Revisor»<br />

von Nikolai Gogol: Ein korruptes<br />

Dorf wartet auf den angekündigten Revisor<br />

aus der Hauptstadt, doch ein armer<br />

Schlucker wird mit ihm verwechselt und<br />

lässt es sich auf Kosten der verlogenen<br />

Gesellschaft gut gehen.<br />

Das Theater c.I.T.O. in Ouagadougou<br />

führt immer wieder Klassiker<br />

auf, die für die afrikanische Gesellschaft<br />

Aktualität haben, und passt sie an die<br />

lokalen Verhältnisse an. So spielt Ouédraogo<br />

in «Gombo Noir» einen Weissen,<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Das Anti-<strong>Korruption</strong>sstück «Gombo Noir» bringt die Leute zum Lachen, obwohl die <strong>Korruption</strong> für die<br />

Menschen in Westafrika oft zum Heulen ist.<br />

der den Gouverneur schmiert, um mit<br />

Elfenbein handeln zu können. Alle in<br />

dem Stück sind korrupt, bis hin zur Suppenverkäuferin,<br />

die gewildertes Fleisch<br />

im Topf hat.<br />

«Bei uns braucht Theater Humor<br />

und Slapstick. Die Leute wollen lachen.<br />

Ihr Alltag ist schon hart genug», erklärt<br />

Martin Zongo, der administrative Leiter<br />

des c.I.T.O. Die Botschaft kommt trotzdem<br />

an, denn die Leute wissen genau,<br />

wovon die Rede ist: «Die <strong>Korruption</strong> hat<br />

in den letzten Jahren exponentiell zugenommen»,<br />

sagt Zongo. «Der Fisch stinkt<br />

vom Kopf her. In der Zeit der Revolution<br />

in den Achtzigerjahren war sie in Burkina<br />

Faso praktisch eliminiert, denn sie<br />

wurde von oben nicht toleriert. Heute<br />

wird sie von den Mächtigen praktiziert<br />

und legitimiert.» Das demokratisch organisierte<br />

Theater c.I.T.O. scheut sich<br />

nicht, heisse Eisen anzupacken. Bis heute<br />

sind die Theatermacher glücklicherweise<br />

nicht von der Regierung eingeschüchtert<br />

worden. «Zensur würden wir<br />

auch nicht zulassen. Denn die Freiheit<br />

des Ausdrucks gibt es nur, wenn man sie<br />

nutzt!», sagt Zongo.<br />

Zum dritten Mal arbeitet das c.I.T.O.<br />

mit dem Schweizer Regisseur Roger Nydegger<br />

zusammen. <strong>Helvetas</strong> unterstützt<br />

die Produktion und ermöglichte eine<br />

Tournee durch Burkina Faso, Benin,<br />

Mali und Niger. Die Gruppe trat auch<br />

in Dörfern auf, wo die Menschen Theater<br />

nicht kannten. Manchmal begann<br />

die Vorstellung vor 20 Leuten, und am<br />

Ende waren es 400. Die Leute waren<br />

begeistert, sie applaudierten, wenn der<br />

Gouverneur und seine Machenschaften<br />

blossgestellt wurden. «Wir drücken aus,<br />

wofür einfache Leute vielleicht keine<br />

Worte finden. Wir wollen das Bewusstsein<br />

schärfen, den Leuten Mut machen,<br />

nicht alles hinzunehmen. Und wir wollen<br />

den Mächtigen signalisieren: Wir beobachten<br />

euch», erkärt Zongo. Verliert<br />

man angesichts der tristen Realität nie<br />

die Hoffnung? «Nein, wir haben gesehen,<br />

was in Nordafrika passiert ist», sagt<br />

er. «Aber wir sind nicht die Opposition.<br />

Wir wollen die Menschen nur wachrütteln,<br />

indem wir aufzeigen, was in der Gesellschaft<br />

passiert.»<br />

www.gombo-noir.com/de, vgl. auch S. 19<br />

Nehmen kein Blatt vor den Mund: Martin Zongo (l.) und Schauspieler Issa Ouédraogo. Geldgier: Szene aus «Gombo Noir».<br />

13 FoKUS<br />

© Simon B. Opladen


204 /11 Partnerschaft<br />

unbEsTEchlich<br />

{<br />

Dasho Neten Zangmo hat sich in Bhutan grossen Respekt verschafft. Vom König ist die Vorsitzende<br />

der Anti-<strong>Korruption</strong>s-Kommission mit dem Ehrentitel Dasho ausgezeichnet worden. Im<br />

Kampf für ein gerechtes Bhutan setzt sie nicht nur auf Kontrolle und Sanktionen, sondern auch auf<br />

Menschlichkeit und spirituelle Werte.<br />

Interview: Susanne Strässle<br />

Seit 2006 hat Bhutan eine Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>s-Kommission. Nun können<br />

auch Bürgerinnen und Bürger<br />

<strong>Korruption</strong>sfälle melden. Wird das<br />

genutzt?<br />

Zu Beginn beschwerten sich die Leute<br />

auch über Schwarze Magie oder Eheprobleme.<br />

Das ist zurückgegangen,<br />

seit sie verstehen, was <strong>Korruption</strong> ist.<br />

Die Fälle reichen von der Entwendung<br />

zweier Säcke Zement bis hin zu Betrug<br />

in grossem Stil. Beschwerden sind auch<br />

anonym übers Internet möglich. In 250<br />

Fällen wurden Ermittlungen eingeleitet,<br />

in über 90 Prozent davon kommt es zu<br />

Verurteilungen. Auf <strong>Korruption</strong> stehen<br />

bis 15 Jahre Gefängnis.<br />

Warum wurde die Kommission zu<br />

diesem Zeitpunkt gegründet?<br />

Der König hat sie im Vorfeld der ersten<br />

Wahlen, dem Übergang zur konstitutionellen<br />

Monarchie, eingesetzt, weil<br />

er sich bewusst war, dass auf dem demokratischen<br />

Weg neue Risiken lauern<br />

können. Diese Probleme wollen wir im<br />

Keim angehen.<br />

Welche Bereiche sind besonders<br />

korruptionsgefährdet?<br />

Zum Beispiel Zoll, Holzhandel, Immigration,<br />

Beschaffungs- und Steuerwesen<br />

sowie die Vergabe öffentlicher Aufträge.<br />

Wenn es um grenzüberschreitende<br />

Beziehungen geht, wird es noch heikler.<br />

Etwa im Gesundheitssektor: Bhutans<br />

Spitäler können medizinisch schwierige<br />

Fälle nicht behandeln, deshalb werden<br />

Patienten an indische Kliniken überwiesen.<br />

Die Zuweisung obliegt einem einzigen<br />

Beamten. Da ist die Versuchung<br />

gross, Schmiergelder einzustreichen.<br />

Das System ermöglicht diesen Missbrauch.<br />

Sie sehen also eher den Mangel im System<br />

als die Verfehlung des Einzelnen?<br />

Die Schuldigen werden ihres Amtes enthoben,<br />

aber die Regierung hat viel Geld<br />

in ihre Ausbildung investiert. Gäbe es<br />

Prüfmechanismen, hätten wir sie vielleicht<br />

vor Fehlern bewahren können.<br />

Der Einzelne ist verantwortlich, aber es<br />

geht auch um Führung.<br />

Wie steht Bhutan in Sachen <strong>Korruption</strong><br />

im internationalen Vergleich da?<br />

2010 waren wir auf Rang 36 im Trans-<br />

«Am Ende zählt die<br />

innere Haltung. Gesetze<br />

allein haben keinen<br />

Bestand.» Dasho Neten Zangmo<br />

parency International Index. Das recht<br />

gute Abschneiden darf uns aber nicht zu<br />

Nachlässigkeit und Selbstzufriedenheit<br />

verleiten. Ein Land wie Bhutan kann<br />

<strong>Korruption</strong> nicht überleben! Sie kann<br />

ein kleines Land, das sich so rasant verändert,<br />

ernsthaft destabilisieren. Durch<br />

<strong>Korruption</strong> verliert man viel Geld, aber<br />

der grösste Verlust ist das Vertrauen der<br />

Bevölkerung in die Regierung. In einer<br />

jungen Demokratie wäre das verheerend.<br />

Welche <strong>Korruption</strong>sformen machen<br />

den Menschen am meisten zu schaffen?<br />

Vetternwirtschaft und Bevorzugung.<br />

Wenn gut ausgebildete Junge sehen,<br />

dass Leute unverdient die guten Jobs erhalten,<br />

sind sie frustriert. Das führt zu<br />

Spannungen, und in einer Demokratie<br />

14 FoKUS<br />

FoKUS<br />

wird jemand diese Energie für seine Interessen<br />

missbrauchen.<br />

Gibt es Mittel dagegen?<br />

Wir setzen bei den Rekrutierungsprozessen<br />

an: Interessenkonflikte müssen<br />

offengelegt werden. Generell muss das<br />

Bewusstsein wachsen, dass Demokratie<br />

nicht bloss mehr Freiheit und Rechte für<br />

den Einzelnen bedeutet, sondern auch<br />

gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Wie gross ist der Respekt vor der Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>s-Kommission?<br />

In der Bevölkerung wird unsere Arbeit<br />

sehr geschätzt. Aber wir haben Rekrutierungsprobleme:<br />

Die Leute wollen nicht<br />

bei uns arbeiten! Der soziale Druck ist<br />

zu gross in dieser kleinen und eng geknüpften<br />

Gesellschaft. Wenn ich eine<br />

Untersuchung einleite, sind rasch Bekannte<br />

und Familie betroffen. Wenn du<br />

hier arbeitest, verlierst du Freunde.<br />

Haben die Leute Angst, gegen<br />

jemanden Beschwerde einzureichen?<br />

Nein, da zögern sie nicht. Ich wünschte<br />

manchmal, wir hätten weniger<br />

Meldungen (lacht). Alles wird unserer<br />

Kommission aufgeladen. Aber <strong>Korruption</strong>sbekämpfung<br />

ist eine kollektive<br />

Verantwortung: Die Distrikte müssen<br />

Bedingungen schaffen, damit die Bürgerinnen<br />

und Bürger nicht zu uns laufen<br />

müssen, sondern sich ohne Angst an die<br />

lokalen Behörden wenden können. Die<br />

Krux ist aber: Viele Beschwerden betreffen<br />

genau diese Behörden.<br />

Was unternehmen Sie, um Bürger vor<br />

Beamtenwillkür zu schützen?<br />

Wir erarbeiten neue Dienstleistungsstandards.<br />

Wie lange darf es dauern, bis<br />

eine Lizenz ausgehändigt wird? Was darf<br />

sie kosten? So wissen die Leute, woran


© Singye Wangchuk<br />

sie sind. Abläufe müssen vereinfacht<br />

werden, damit sie transparenter und<br />

bürgerfreundlicher werden. Hierbei<br />

unterstützt uns die DEZA. Mit ihr erarbeiten<br />

wir auch Verhaltenscodes und<br />

arbeiten daran, Anti-<strong>Korruption</strong>smassnahmen<br />

auf allen Ebenen zu verankern.<br />

Als Ansprechpartner vor Ort begleitet<br />

<strong>Helvetas</strong> unsere Aktivitäten und unterstützt<br />

uns in fachlichen Fragen. Zudem<br />

sind Geschenke über 500 Ngultrum<br />

(cHF 10.35) auf den Ämtern heute unzulässig.<br />

Was ist Ihre persönliche Definition<br />

von <strong>Korruption</strong>?<br />

Weltbank und Transparency International<br />

definieren <strong>Korruption</strong> als Missbrauch<br />

öffentlicher Ämter für privaten<br />

Profit. Meine persönliche Definition<br />

geht weiter: <strong>Korruption</strong> ist ein Vertrauensmissbrauch.<br />

Das erfasst ihre tiefere<br />

Natur.<br />

Spiegelt sich das auch in Ihrer<br />

<strong>Korruption</strong>sbekämpfung?<br />

Ja, wir wollen <strong>Korruption</strong> nicht nur über<br />

Kontrolle und Strafe angehen, sondern<br />

moralisches Bewusstsein und Verhalten<br />

fördern. Bei <strong>Korruption</strong> geht es immer<br />

um Werte. Deshalb setzen wir schon in<br />

den Schulen an. Auch der buddhistische<br />

Klerus unterstützt uns, denn wir bauen<br />

auf buddhistische Werte, die in unserer<br />

Kultur stark verwurzelt sind: Auf die<br />

Lehre von Ursache und Wirkung, hinter<br />

der auch die Idee von Karma steht. Oder<br />

die Lehre der Interdependenz: Wenn du<br />

etwas Falsches tust, schadet das der Gemeinschaft.<br />

Kann ein Staat ernsthaft auf spirituelle<br />

Werte setzen?<br />

Und ob. Ich glaube sogar, das wird ein<br />

Grund sein, dass Bhutan das sauberste<br />

Land der Welt wird. Anfangs war ich zu<br />

optimistisch: Ich dachte, Bhutan könnte<br />

das in ein, zwei Jahren schaffen. Aber in<br />

fünf Jahren soll Bhutan Nummer eins im<br />

Transparency International Index sein.<br />

Stösst Ihr Ansatz auch im Ausland auf<br />

Interesse?<br />

Ja, aber nicht immer auf Verständnis.<br />

15<br />

FoKUS<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Der ehemalige Leiter der <strong>Korruption</strong>sbehörde<br />

in Singapur war als Berater in<br />

Bhutan. Er fand, wir müssten sofort hart<br />

durchgreifen. Ich sagte, nein, erst müssen<br />

wir das Bewusstsein formen, denn<br />

am Ende zählt die innere Haltung. Gesetze<br />

allein haben keinen Bestand.<br />

Was bringen Sie als Frau in Ihr Amt ein?<br />

Ich glaube, Frauen sind ehrlicher und<br />

empathischer. Ich sage meinen Mitarbeitenden,<br />

sie sollen sich bei jeder Ermittlung<br />

auch in die Lage des Gegenübers<br />

versetzen: Wie würdet Ihr behandelt<br />

werden wollen? Wir setzen die Gesetze<br />

rigoros durch, aber man kann das auf<br />

anständige, menschliche Weise tun.<br />

Sie sind täglich mit den Niederungen<br />

der <strong>Korruption</strong> konfrontiert. Bringt<br />

Sie das nicht zur Verzweiflung?<br />

Natürlich bin ich manchmal frustriert.<br />

Aber als spiritueller Mensch finde ich<br />

den Gedanken der Unbeständigkeit der<br />

Dinge sehr tröstlich. Und ich meditiere.<br />

Sonst läge ich längst auf der Intensivstation.


204 /11 Partnerschaft<br />

WAchsAM<br />

{<br />

<strong>Helvetas</strong> hat ein neues Anti-<strong>Korruption</strong>skonzept erarbeitet. Mitarbeitende und Partnerorganisationen<br />

erhalten damit weltweit verbindliche Leitlinien für die Abwehr von <strong>Korruption</strong> in einem oft<br />

schwierigen Umfeld. Dabei sind die Prinzipien Guter Regierungsführung wegweisend.<br />

Von Michael Blaser<br />

Zu den Partnerländern von <strong>Helvetas</strong> gehören<br />

auch Staaten, die laut Transparency<br />

International als besonders korruptionsanfällig<br />

gelten. <strong>Korruption</strong> behindert<br />

dort den Alltag der Menschen massiv. Sie<br />

schmälert auch die Wirkung der Entwicklungszusammenarbeit<br />

und verhindert,<br />

dass Armut effizient bekämpft werden<br />

kann. Dadurch hemmt sie die nachhaltige<br />

Entwicklung eines Landes. <strong>Helvetas</strong><br />

liegt deshalb viel daran, sich dieser Realität<br />

zu stellen und geeignete Massnahmen<br />

zu finden, um das <strong>Korruption</strong>srisiko in<br />

ihren Projekten zu minimieren.<br />

Interne Kontrollen sowie ethische<br />

und organisatorische Richtlinien<br />

zur Bekämpfung von <strong>Korruption</strong> gibt<br />

es bei <strong>Helvetas</strong> seit Langem. Nun soll<br />

ein neu erarbeitetes, umfassendes Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>skonzept es den <strong>Helvetas</strong>-<br />

Teams in allen Ländern ermöglichen,<br />

der Herausforderung <strong>Korruption</strong> koordiniert<br />

und einheitlich zu begegnen,<br />

und dadurch Mitarbeitenden und Partnern<br />

Orientierungshilfen bieten. Dafür<br />

wurden Erfahrungen aus den Ländern<br />

zusammengetragen sowie klare Massnahmen<br />

und Leitplanken definiert. Das<br />

Konzept basiert auf den Anti-<strong>Korruption</strong>srichtlinien<br />

für Nichtregierungsorganisationen,<br />

die u.a. von Transparency<br />

International entwickelt wurden. Seit<br />

2011 ist <strong>Helvetas</strong> Mitglied von Transparency<br />

International.<br />

Risiken erkennen<br />

In einem ersten Schritt galt es herauszuarbeiten,<br />

wo in der Praxis Risiken und<br />

Schwachstellen liegen. Denn solche können<br />

ausgenutzt werden, wenn Mitarbeiter<br />

und Partner schlecht über ihre Rechte<br />

und Pflichten informiert sind, wenn<br />

ethische Richtlinien nicht gelebt oder<br />

Mitarbeitende nicht vor dem Druck und<br />

den Forderungen von Aussenstehenden<br />

geschützt werden.Welche Phasen in Projekten<br />

sind besonders kritisch? Wo lohnt<br />

es sich, Abläufe anders zu organisieren?<br />

Zu diesen Fragen wurden erfahrene<br />

Mitarbeitende, Länderverantwortliche,<br />

Finanzexperten und Programmleiter in<br />

den Partnerländern befragt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit<br />

muss selbstverständlich auf die Auswahl<br />

zuverlässiger Partner und Mitarbeiter<br />

Anti-<strong>Korruption</strong>skonzept <strong>Helvetas</strong>: Grundsätze<br />

Prävention <strong>Helvetas</strong> trifft die nötigen Vorkehrungen, um das Risiko für <strong>Korruption</strong><br />

für ihre Mitarbeitenden und Partner zu minimieren.<br />

Nulltolleranz Jede Form von <strong>Korruption</strong> ist untersagt. Verdachtsfälle werden<br />

systematisch und unparteilich untersucht. Belegte <strong>Korruption</strong>sfälle werden sanktioniert.<br />

Die Sicherheit von Leib und Leben der Mitarbeitenden steht über dem<br />

Grundsatz der Nulltoleranz. Personen, die einen Verdachtsfall äussern, werden<br />

geschützt.<br />

Transparenz Über aufgedeckte <strong>Korruption</strong>sfälle wird sowohl intern als auch<br />

gegenüber externen Interessengruppen transparent informiert.<br />

16<br />

FoKUS<br />

gelegt werden. Auch bei der Ausschreibung<br />

und Vergabe von Aufträgen oder<br />

bei der Erteilung von Entscheidungskompetenzen<br />

ist Vorsicht geboten. Als<br />

Neuerungen wünschten sich die Mitarbeitenden<br />

der Programmbüros von <strong>Helvetas</strong><br />

und lokaler Partnerorganisationen<br />

einen verbindlichen Verhaltenskodex<br />

und eine zentrale Meldestelle für Verdachtsfälle.<br />

Sie betonten aber auch, dass<br />

die bestehenden internen Kontrollen bei<br />

strikter Anwendung das <strong>Korruption</strong>srisiko<br />

bereits beträchtlich eindämmen.<br />

Wie bei allen Regeln steht und fällt auch<br />

hier der Erfolg mit der Umsetzung.<br />

Das vor diesem Hintergrund<br />

geschaffene Anti-<strong>Korruption</strong>skonzept<br />

vereint daher bewährte und neue Massnahmen:<br />

Meldestelle für <strong>Korruption</strong>sfälle<br />

Verdachtsfälle können neuerdings einer<br />

zentralen Anlaufstelle gemeldet<br />

werden. Über diesen so genannten<br />

«Whistleblower»-Kanal können Mitarbeitende<br />

und aussenstehende Personen<br />

auf verdächtige Handlungen aufmerksam<br />

machen, ohne negative Konsequenzen<br />

befürchten zu müssen. Die gemeldeten<br />

Fälle werden untersucht, und, wenn<br />

ein Vergehen vorliegt, geahndet. Je nach<br />

Schwere der Übertretung kann die Sanktion<br />

von einer Verwarnung bis zur sofortigen<br />

Entlassung und Anzeige reichen.<br />

Die Meldestelle arbeitet die Fälle auf und<br />

verwendet sie für die Schulung von Mitarbeitenden<br />

in allen Ländern.<br />

Verhaltenskodex, Schulung und faire<br />

Löhne<br />

Selbstverständlich folgten die Mitarbeitenden<br />

von <strong>Helvetas</strong> schon bisher<br />

ethischen Grundwerten, zu denen auch<br />

die Ablehnung von <strong>Korruption</strong> gehört.<br />

Erstmals wurden nun aber die bereits<br />

etablierten Grundsätze auch formal in


verbindlicher Form festgehalten: <strong>Helvetas</strong><br />

hat einen Verhaltenskodex ausgearbeitet,<br />

der von sämtlichen Angestellten<br />

weltweit als Teil des Arbeitsvertrags<br />

unterschrieben wird. Darin wird klar<br />

erläutert, wie sich Mitarbeitende zu verhalten<br />

haben, was missbräuchlich ist<br />

und was für Konsequenzen Verfehlungen<br />

haben. Dieser so genannte «code<br />

of conduct» muss nicht nur verstanden,<br />

sondern auch verinnerlicht werden.<br />

Deshalb sensibilisieren und schulen die<br />

Programmleiterinnen und -leiter ihre<br />

Mitarbeitenden regelmässig.<br />

Auch ein faires Salärsystem mit<br />

existenzsichernden Löhnen ist für <strong>Helvetas</strong><br />

selbstverständlich. Es verhindert<br />

wirtschaftliche Not, die wiederum zu<br />

korruptem Verhalten verleitet. Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>sklauseln sind systematischer<br />

Teil der Verträge mit Mitarbeitenden<br />

und Partnerorganisationen. <strong>Helvetas</strong> fordert<br />

aber nicht nur, sondern bietet ihren<br />

Partnern auch aktive Unterstützung bei<br />

deren Bemühungen gegen <strong>Korruption</strong>.<br />

Stärkung internes Kontrollsystem<br />

Um <strong>Korruption</strong> vorzubeugen, werden<br />

Abläufe und Zuständigkeiten so geregelt,<br />

dass einzelne Personen nicht zu<br />

viele Entscheidungskompetenzen auf<br />

sich vereinen. Strukturelle Massnahmen<br />

verringern die Gefahr von <strong>Macht</strong>missbrauch.<br />

Wenn etwa die Kollektivunterschrift<br />

zweier Mitarbeiter nötig<br />

ist oder drei Leute gemeinsam eine Beschaffungskommission<br />

bilden, sinkt<br />

das Risiko, dass ein Einzelner falsch<br />

abrechnet, sich zu Bestechlichkeit oder<br />

Vetternwirtschaft verleiten lässt. Solche<br />

Massnahmen schützen den Einzelnen<br />

gleichzeitig davor, von Aussenstehenden<br />

mit Forderungen unter Druck gesetzt zu<br />

werden.<br />

In der Schweiz verfügt <strong>Helvetas</strong><br />

über ein anerkanntes Internes Kontrollsystem<br />

(IKS), dessen Vorbildlichkeit<br />

von unserer externen Revisionsstelle bestätigt<br />

wurde. Auch sämtliche Projekte<br />

im Ausland werden bereits heute durch<br />

international anerkannte externe Rech-<br />

Transparenz schützt vor <strong>Korruption</strong>: In Nepal wird die Bevölkerung über Budget, Ziele und Fortschritte eines Projekts informiert.<br />

17 FoKUS<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

nungsprüfer auditiert. Diese überprüfen<br />

auch, ob die internen Kontrollmechanismen<br />

strikte eingehalten wurden.<br />

Kontrolle durch Projektbegünstigte<br />

Auch die durch ein Projekt unterstützte<br />

Bevölkerung kann helfen, <strong>Korruption</strong><br />

oder andere kriminelle Handlungen<br />

zu verhindern oder aufzudecken. Vor,<br />

während und nach dem Projekt werden<br />

die involvierten Menschen klar und<br />

verständlich über das Budget und über<br />

erwartete sowie erreichte Projektziele<br />

informiert. Solche «Public Audits» (öffentliche<br />

Rechenschaftslegungen), wie<br />

sie beispielsweise in Nepal bereits fest<br />

etabliert sind, minimieren das Risiko<br />

von Missbräuchen, da die Bevölkerung<br />

sehr nahe am Projekt ist und ein grosses<br />

Interesse daran hat, sich bei Unstimmigkeiten<br />

zu wehren. Die Menschen in den<br />

Dörfern können am besten publik machen,<br />

wenn Baumaterial verschwindet,<br />

Zement «gestreckt», Materialeinkäufe<br />

falsch abgerechnet oder ihnen zustehen-<br />

© Katrin Rosenberg


© Katrin Rosenberg<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Keine Heimlichtuerei: Alle Projektangaben sind öffentlich zugänglich.<br />

de Mittel von Behörden unrechtmässig<br />

verwendet werden. Wo nötig, werden sie<br />

dabei von den <strong>Helvetas</strong>-Projektverantwortlichen<br />

unterstützt und geschützt.<br />

Dank der «Public Audits» lernen<br />

die Bevölkerung und die Partnerorganisationen<br />

von <strong>Helvetas</strong>, wie ein<br />

transparenter Umgang mit Ressourcen<br />

gestaltet werden kann. Dies ist zugleich<br />

ein Grundstein für die Förderung der<br />

Prinzipien Guter Regierungsführung,<br />

einem zentralen Ziel vieler <strong>Helvetas</strong>-<br />

Projekte. Die «Good Governance» mit<br />

ihren hohen Ansprüchen an Transparenz,<br />

Rechenschaftslegung und demokratische<br />

Mitsprache ist ein wirksames<br />

Werkzeug, um das Übel der <strong>Korruption</strong><br />

an der Wurzel zu packen.<br />

<strong>Korruption</strong>sbekämpfung ist<br />

manchmal auch explizit Bestandteil der<br />

Projektarbeit, um Menschen vor Ausbeutung<br />

zu schützen: In Mali beispielsweise<br />

unterstützte <strong>Helvetas</strong> die lokale<br />

Bevölkerung im Kampf gegen die Ab-<br />

holzung ihrer Wälder, nachdem die<br />

Behörden einer chinesischen Firma eine<br />

– illegale – Lizenz dazu erteilt hatten.<br />

Hier gelang es <strong>Helvetas</strong>, den Betroffenen<br />

eine Stimme und Gehör zu verschaffen,<br />

sodass die Regierung den illegalen Holzschlag<br />

stoppen musste.<br />

Intern <strong>Korruption</strong> verhindern,<br />

Mitarbeitenden Leitplanken zum Umgang<br />

mit unrechtmässigen Forderungen<br />

von Dritten geben und die Menschen in<br />

den Projekten befähigen, sich für eine<br />

faire Gesellschaft einsetzen zu können:<br />

Das sind Ziele des frisch erarbeiteten<br />

Anti-<strong>Korruption</strong>skonzepts. Diese Ziele<br />

sind inhaltlich nicht neu, <strong>Helvetas</strong> setzt<br />

sich schon seit vielen Jahren dafür ein.<br />

Doch dank dem neuen Konzept können<br />

wir den Kampf gegen die <strong>Korruption</strong><br />

noch systematischer führen und unsere<br />

Mitarbeiter und Partner stärken. 2011<br />

werden die Massnahmen Schritt für<br />

Schritt in die Tat umgesetzt.<br />

Michael Blaser ist in der Abteilung Finanzen von<br />

<strong>Helvetas</strong> Verantwortlicher für das Interne Kontrollsystem<br />

(IKS).<br />

18 FoKUS<br />

Gastkommentar<br />

<strong>Korruption</strong> untergräbt Demokratie<br />

Wenn man sich an die Statistiken der<br />

Gerichte hält, ist die <strong>Korruption</strong> ein<br />

vernachlässigbares Phänomen. Aber<br />

diese Daten sind fernab der Realität<br />

und widerspiegeln nur die notorische<br />

Unfähigkeit der Justiz, diesem kriminellen<br />

Verhalten die Stirn zu bieten.<br />

Die Ohnmacht des Justizapparats<br />

hängt grossteils mit dem Charakter<br />

des Delikts zusammen. Bei Diebstahl,<br />

Mord oder Betrug gibt es immer einen<br />

Täter sowie ein Opfer, das seine<br />

Rechte geltend machen kann. Bei einer<br />

korrupten Handlung sind immer<br />

zwei involviert, die sich gleichermassen<br />

strafbar machen – das Opfer ist<br />

oft gar nicht identifizierbar.<br />

Die <strong>Korruption</strong> ist ein gefährliches<br />

Krebsgeschwür, das sich in sozialen,<br />

wirtschaftlichen und politischen<br />

Beziehungen einnistet. Es schwächt<br />

grundlegende Errungenschaften wie<br />

den Rechtsstaat und die Demokratie,<br />

zuweilen erheblich. Entwicklungsländer<br />

sind besonders anfällig. Die <strong>Korruption</strong><br />

ist für einen grossen Teil des<br />

Leids der Menschen verantwortlich.<br />

Oft halten sich die politischen Eliten<br />

nur dank korrupten Machenschaften<br />

an der <strong>Macht</strong>. Und die reichen Länder<br />

machen sich nicht selten mitschuldig.<br />

Als Handelspartner von Rohstoff fördernden<br />

Ländern etwa. Damit alimentieren<br />

sie korrupte Herrscher und sichern<br />

ihre <strong>Macht</strong>basis.<br />

Nun wäre es irrig zu glauben, dass<br />

<strong>Korruption</strong> in unseren westlichen<br />

Demokratien kaum vorkommt. Sie<br />

läuft nur viel versteckter ab und wirkt<br />

schleichender. In ihrer Wirkung ist sie<br />

aber ebenfalls verheerend. Deshalb<br />

müssen wir ihr weltweit – entschieden<br />

und beharrlich – den Kampf ansagen!<br />

Dick Marty, Anwalt,<br />

Ständerat und<br />

Mitglied<br />

des Europarats<br />

zVg


MEhR ERfAhREn<br />

{<br />

Medientipps zum Fokus-Thema «<strong>Korruption</strong> – <strong>Missbrauchte</strong> <strong>Macht</strong>»<br />

bücher & Magazine film & Audio<br />

<strong>Korruption</strong> begrenzen. Praxisfeld Entwicklungspolitik<br />

Georg Cremer, Lambertus 2008 CHF 30.50<br />

Transparenz und eine informierte Öffentlichkeit sind auch<br />

für Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

Bedingungen für eine erfolgreiche Politik der <strong>Korruption</strong>skontrolle.<br />

Deshalb fordert das Buch, das Hintergründe<br />

und Mechanismen korrupter Praktiken aufzeigt, den<br />

offenen Dialog auf lokaler oder internationaler Ebene.<br />

Denn Tabuisierung stützt letztlich korrupte Verhältnisse.<br />

Im Buchhandel<br />

<strong>Korruption</strong>. Geld, Amt und <strong>Macht</strong><br />

Welt-Sichten, Nr. 9, Sep. 2010<br />

Artikelsammlung über <strong>Korruption</strong> in Entwicklungsländern und<br />

lokale Initiativen dagegen. Das Magazin thematisiert aber<br />

auch die Verantwortung des Nordens, der Beihilfe zur Steuerflucht<br />

leistet und dessen Konzerne im Süden oft bereitwillig<br />

Schmiergelder zahlen.<br />

Pdf: www.welt-sichten.org à Archiv à 2010; Heft: EUR 8<br />

<strong>Korruption</strong>. Die Kunst des Stehlens<br />

Der Überblick, Nr. 2, Juni 2006<br />

Grosses Dossier, das «Alltagsriten der <strong>Korruption</strong>» eben-<br />

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so untersucht wie die Geschichte ihrer ������ Bekämpfung und<br />

deren Auswirkung auf die internationale Zusammenarbeit.<br />

www.der-ueberblick.de à Archiv à 2/2006<br />

links<br />

www.helvetas.ch/Antikorruption<br />

Informationen zu den Verhaltensricht-<br />

linien von <strong>Helvetas</strong> gegen <strong>Korruption</strong>.<br />

www.transparency.ch<br />

Welche Formen der <strong>Korruption</strong> gibt<br />

es? Wie steht es damit in den einzelnen<br />

Ländern? Was bedeutet das für die<br />

Entwicklungszusammenarbeit? Transparency<br />

International erstellt jährlich den<br />

«Global Corruption Barometer».<br />

www.nzz.ch à Suche: <strong>Korruption</strong><br />

Metzler<br />

Der Artikel «<strong>Korruption</strong> ist auch Kultur.<br />

Von Wahrnehmungsverzerrungen in<br />

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4,50 € | 7,60 sFr www.welt-sichten.org<br />

19<br />

FoKUS<br />

FiSchFang: Stoppt ein Öko-Siegel die Plünderung der Meere?<br />

Religion unD PoliTik: Das Trugbild des Laizismus<br />

enTwicklungSPaRTneRSchaFT: Das leere Versprechen<br />

Magazin für globale entwicklung und ökuMenische zusaMMenarbeit<br />

schwerpunkt:<br />

Der Schwerpunkt ist<br />

das Thema des Titels<br />

9-2010 september<br />

kOrruptIOn<br />

geld, amt<br />

und <strong>Macht</strong><br />

2/2006 März<br />

42. Jahrgang<br />

www.der-ueberblick.de<br />

<strong>Korruption</strong>:<br />

Die Kunst des Stehlens<br />

Bestechung<br />

unter Partner<br />

Tanzend aus<br />

der Krise<br />

Umfrageergebnissen» (9.12.2010) von<br />

Marco Metzler nimmt die Methode von<br />

Transparency unter die Lupe, die <strong>Korruption</strong><br />

aufgrund der subjektiven Wahrnehmung<br />

der Leute misst. Das kann zu Verzerrungen<br />

führen, sagt aber auch einiges<br />

über Kultur und Sozialverhalten in einem<br />

Land aus.<br />

www.evb.ch/p16699.html<br />

Der Artikel «Der Schattenfinanzindex<br />

und <strong>Korruption</strong>» (01.11.2009) zeigt die<br />

Bedeutung des Schattenfinanzindexes<br />

auf, der Verdunkelungspraktiken in der<br />

Finanzwirtschaft offenlegt.<br />

2<br />

06<br />

<strong>Korruption</strong><br />

C1473<br />

€ 6,00<br />

Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit<br />

Ein altes Übel<br />

neu Endeckt<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Erdöl, Brot und <strong>Korruption</strong><br />

Denis Poncet & Rémy Burkel, F 2008,<br />

Dokfilm, 90 Min.<br />

Dokumentation über einen gigantischen<br />

<strong>Korruption</strong>sskandal: Im Jahr 1996 gestattete<br />

die UNO dem vom Krieg zerstörten<br />

Irak, eine begrenzte Menge Öl<br />

zu verkaufen, um die Bevölkerung mit<br />

Nahrungsmitteln und Medikamenten zu<br />

versorgen. Dabei flossen weltweit riesige<br />

Summen an Schmiergeldern.<br />

Auf www.myvideo.ch oder www.youtube.com;<br />

franz. Original unter www.<br />

artevod.com als «Video on demand»<br />

Die unbekannte Elite – Millionäre in<br />

Afrika<br />

Marc Dugge, Bayern2, 19.3.2011, Hörreportage,<br />

24 Min.<br />

Ben Ali und Mubarak sind nur die berühmtesten<br />

Beispiele einer afrikanischen<br />

Elite, die ihren immensen Reichtum oft<br />

zweifelhaften Geschäften, Steuerhinterziehung<br />

und Kapitalflucht verdankt.<br />

Diese Hör-Reportage gibt Einblick in<br />

Afrikas Jetset, <strong>Korruption</strong> und globale<br />

Zusammenhänge.<br />

www.ardmediathek.de à Suche: Elite<br />

Afrika<br />

<strong>Korruption</strong>sstück «Gombo Noir» auf<br />

Tournee<br />

SF1 Kulturplatz, 15.12.2010, 7 Min.<br />

Reportage über die Tournee des Anti-<br />

<strong>Korruption</strong>sstücks «Gombo Noir» (vgl.<br />

S. 13), die den Witz der Aufführung und<br />

die Reaktionen des Publikums zeigt.<br />

www.videoportal.sf.tv à Suche: Die<br />

Brisanz des Revisors


204 /11 Partnerschaft<br />

JAhREsbERichT 2010 –<br />

iM ZEichEn dEs WAndEls<br />

{Unser Umfeld ist von Wandel geprägt: Die Weltwirtschaft entwickelt einen zunehmenden Hunger<br />

nach Rohstoffen, die Politik hat Finanzkrisen und Währungsprobleme zu bewältigen, der Klimawandel<br />

stellt vor grosse Herausforderungen. <strong>Helvetas</strong> setzt sich dafür ein, positive Veränderungen aus-<br />

zulösen. Gleichzeitig ruft der äussere Wandel nach Veränderungen im Innern der Organisation.<br />

Einen wichtigen Schritt in die Zukunft<br />

hat die <strong>Helvetas</strong>-Generalversammlung<br />

Anfang April 2011 getan und den Zusammenschluss<br />

mit der Stiftung Intercooperation<br />

beschlossen (vgl. S. 25).<br />

Anders als bei Fusionen in der Privatwirtschaft<br />

wurde der Zusammenschluss<br />

nicht von Börsenanalysten vorangetrieben,<br />

sondern von einer Steuerungsgruppe,<br />

an der sich neben den Vorstandsmitgliedern<br />

auch Vertreter der<br />

Geschäftsleitungen beteiligten. Viele<br />

Mitarbeitende von <strong>Helvetas</strong> und Intercooperation<br />

im In- und Ausland haben<br />

durch ihre Mitwirkung in Arbeitsgruppen<br />

und Gremien geholfen, den Zusammenschluss<br />

konkret auszugestalten und<br />

bei beiden Partnern zu verankern.<br />

Mit HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

entsteht eine Organisation, in<br />

der sich die Kernkompetenzen von Intercooperation<br />

(Klimawandel, Waldbewirtschaftung,<br />

Mikrofinanz) und die Kernkompetenzen<br />

von <strong>Helvetas</strong> (Trinkwasser,<br />

Siedlungshygiene, nachhaltige Landwirtschaft<br />

und Berufsbildung) ergänzen.<br />

Weiter Weg zu Millenniumszielen<br />

Das Millenniumsziel, die Armut bis<br />

2015 weltweit zu halbieren, wird nicht<br />

in allen Ländern erreicht werden. Aber<br />

die weltweiten Anstrengungen haben<br />

doch erfreuliche Zwischenergebnisse<br />

erzielt. So ist es zum Beispiel in den letzten<br />

zehn Jahren gelungen, die Einschulungsrate<br />

in den afrikanischen Ländern<br />

südlich der Sahara von 58 auf 74 Prozent<br />

anzuheben.<br />

Auch <strong>Helvetas</strong> leistete im Jahr<br />

2010 vielfältige Beiträge zur Erreichung<br />

der Millenniumsziele. In der Ausbildung<br />

von Kindern und Erwachsenen ebenso<br />

wie beim Trinkwasser und bei den sanitären<br />

Einrichtungen. In der Trinkwas-<br />

serversorgung haben wir uns ein eigenes<br />

Ziel gesetzt: In der Zeit zwischen 2010<br />

und 2013 sollen dank <strong>Helvetas</strong> eine Mil-<br />

Wasserzisternen in Haiti<br />

nAch dER KATAsTRophE<br />

Die Häuser in der trockenen Region<br />

Terre Longe widerstanden dem Erdbeben<br />

vom 12. Januar 2010, doch weil<br />

die Wasserzisternen Risse bekommen<br />

hatten, versickerte das gespeicherte<br />

Wasser ungenutzt, und die Dorfgemeinschaften<br />

waren ohne Reserven.<br />

Vor allem Frauen und Kinder mussten<br />

auf einsamen und gefährlichen Wegen<br />

oft mehrere Stunden weit gehen, um<br />

ein paar Liter Trinkwasser heranzuschaffen.<br />

Haiti gehört zwar nicht zu den Schwerpunktländern<br />

der DEZA, doch nach<br />

20<br />

SCHWEIZ<br />

JAHRESbERICHT<br />

lion Menschen neu Zugang zu sauberem<br />

Trinkwasser erhalten.<br />

Doch manchmal werden Pläne von einer<br />

der Erdbebenkatastrophe beschloss<br />

der Bundesrat, die Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit dem schwer getroffenen<br />

Karibikstaat zu verstärken. <strong>Helvetas</strong><br />

erhielt vom Bund den Auftrag, in<br />

Terre Longe Trinkwasser und sanitäre<br />

Grundversorgung für rund 500 Familien<br />

einzurichten. Noch vor der neuen<br />

Trockenzeit konnten 250 Familien –<br />

rund 2’000 Personen – einfache neue<br />

Trinkwasserzisternen in Betrieb nehmen.<br />

Vor allem für Frauen und Kinder<br />

hat der Zugang zu Trinkwasser positive<br />

Konsequenzen. Die Frauen können<br />

ihre kleinen Erwerbsarbeiten wieder<br />

aufnehmen. Die Kinder haben wieder<br />

Zeit, zur Schule zu gehen, und das ist<br />

für ihre Zukunft entscheidend.<br />

© Peter Schmidt<br />

© Stéphane Sciacca


Sekunde auf die andere radikal in Frage<br />

gestellt. So in Haiti, wo ein Erdbeben am<br />

12. Januar 2010 eine schreckliche Zäsur<br />

setzte. Weil innerhalb der Organisation<br />

niemand ernsthaft verletzt wurde,<br />

konnte <strong>Helvetas</strong> schon kurz nach dem<br />

Beben mit improvisierten Sofortmassnahmen<br />

Hunderte von Menschen mit<br />

sauberem Trinkwasser versorgen. Diese<br />

Nothilfe wurde schon bald durch längerfristige<br />

Wiederaufbau- und Entwicklungsprojekte<br />

abgelöst, finanziert durch<br />

Spendengelder sowie durch Beiträge der<br />

Glückskette und des Bundes. Glücklicherweise<br />

konnte auch die bisherige<br />

Projektarbeit in den ländlichen Gebieten,<br />

etwa die nachhaltige Waldbewirt-<br />

Neue Agrarlehrgänge für Laos<br />

landwirtschaft und Markt<br />

Laos befindet sich im Übergang von<br />

der bäuerlichen Selbtversorgung hin<br />

zu einer marktorientierten Produktion.<br />

Wie in anderen Entwicklungsländern<br />

öffnet sich dabei eine Kluft zwischen<br />

urbanen Zonen und entlegenen Hügel-<br />

und Berggebieten. Mit dem Projekt<br />

SURAFCO unterstützt <strong>Helvetas</strong>,<br />

vom Bund finanziert, eine land- und<br />

forstwirtschaftliche Schule im Norden<br />

des Landes. Die Studierenden werden<br />

auf die Herausforderungen einer modernen<br />

Landwirtschaft vorbereitet.<br />

Dabei orientiert sich <strong>Helvetas</strong> an den<br />

schaftung, schon bald wieder aufgenommen<br />

werden.<br />

Anliegen in die Schweiz tragen<br />

Wer etwas verändern will, muss seine<br />

Anliegen in die Öffentlichkeit tragen.<br />

Am Weltwassertag 2010 machte <strong>Helvetas</strong><br />

vor dem Bundeshaus mit 4’000<br />

Trinkschoppen auf die 4’000 Kinder aufmerksam,<br />

die täglich an den Folgen von<br />

schlechtem Trinkwasser sterben. Ein<br />

Videowettbewerb animierte 250 Jugendliche<br />

dazu, sich in 50 Spots mit Wasser<br />

und Nahrung auseinanderzusetzen.<br />

Um den fairen Handel voranzutreiben,<br />

hat <strong>Helvetas</strong> Kakaobäuerinnen<br />

und -bauern in Honduras und im Süden<br />

Erfordernissen des Hochlands und an<br />

den Bedürfnissen der Ärmsten. Frauen,<br />

Studierende aus Randgebieten<br />

und aus armen Verhältnissen sowie<br />

Vertreterinnen ethnischer Minderheiten<br />

werden besonders gefördert.<br />

Lokale, regionale und internationale<br />

Netzwerke verbinden die Schule mit<br />

staatlichen und privaten Entscheidungsträgern.<br />

Diese Netzwerke<br />

erleichtern den Studierenden den<br />

Zugang zu Arbeitseinsätzen und Anstellungen.<br />

Beobachter attestieren der<br />

Schule, sie sei auf dem besten Weg,<br />

ein Kompetenzzentrum für Landwirtschaft<br />

im Hochland von Laos und ein<br />

Beispiel für andere Berufsschulen zu<br />

werden.<br />

21<br />

SCHWEIZ<br />

JAHRESbERICHT<br />

© Andrea Schroeter<br />

Kommentar<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Entscheidungen für die Zukunft<br />

Das <strong>Helvetas</strong>-Jahr 2010 war geprägt<br />

von der strategischen Partnerschaft<br />

mit der Stiftung Intercooperation<br />

und der Vorbereitung des<br />

Zusammenschlusses beider Organisationen<br />

zu HELVETAS Swiss Intercooperation.<br />

Dies erforderte sowohl<br />

vom strategischen Steuerungsausschuss<br />

des Zentralvorstandes<br />

wie auch von der Geschäftsleitung<br />

zusätzlichen Einsatz, der ebenso<br />

auf Seiten von Intercooperation zu<br />

leisten war. In allen grundlegenden<br />

Fragen konnte Einigkeit erzielt werden.<br />

Unser Vorhaben wurde sowohl<br />

von den Mitarbeitenden wie auch<br />

von unseren Partnerorganisationen<br />

positiv aufgenommen. Am 9. April<br />

2011 haben die Mitglieder von <strong>Helvetas</strong><br />

in einer ausserordentlichen<br />

Generalversammlung dem Zusammenschluss<br />

zugestimmt.<br />

In der Politik ging das politische Ringen<br />

um die Erhöhung der Bundesmittel<br />

für Entwicklungs zusammenarbeit<br />

und humanitäre Hilfe auf 0,5 Prozent<br />

des Bruttonational einkommens weiter.<br />

Am 28. Februar 2011 hat auch<br />

der Nationalrat als letzte Instanz mit<br />

seiner Zustimmung ein Zeichen der<br />

Solidarität gesetzt.<br />

Besonders erfreulich entwickelte sich<br />

der Spendeneingang, der wiederum<br />

deutlich höher ausfiel als im Vorjahr.<br />

2010 haben wir das Ergebnis von<br />

nahezu 19 Millionen Franken erreicht.<br />

Für <strong>Helvetas</strong> ist dies ein Vertrauensbeweis,<br />

aber auch eine Verpflichtung,<br />

mit diesen Mitteln sorgfältig<br />

umzugehen. Im Namen des Zentralvorstandes<br />

danke ich allen Mitgliedern,<br />

Spenderinnen und Spendern,<br />

Projektpartnern sowie dem Liechten-<br />

steinischen Entwicklungsdienst und<br />

dem Bund (DEZA und SECO) für<br />

ihre Unterstützung<br />

im vergangenen<br />

Jahr.<br />

Peter H. Arbenz,<br />

Präsident<br />

von <strong>Helvetas</strong>


204 /11 Partnerschaft<br />

Vietnams mit Beratung und Abnahmegarantien<br />

dabei unterstützt, auf die Produktion<br />

von biologischem Fair-Trade-<br />

Kakao umzusteigen. Diese Arbeit trägt<br />

Früchte: Die Schokoladefabrik Halba<br />

wird für coop schon 2011 eine Premium-Schokolade<br />

aus honduranischem<br />

Bio-Kakao produzieren.<br />

In den Partnerländern erfahren<br />

die Mitarbeitenden von <strong>Helvetas</strong> im-<br />

Gute Regierungsführung in Äthiopien<br />

KlEinE schRiTTE iM JungEn sTAAT<br />

Um die Verwaltung zu verbessern,<br />

hat Äthiopien wichtige Kompetenzen<br />

auf Distrikt- und Gemeindeebene<br />

delegiert, doch die Administration ist<br />

deswegen nicht automatisch besser<br />

geworden. Es fehlt die aktive und kritische<br />

Teilnahme der Bevölkerung. Es<br />

fehlt an einfachen Kenntnissen über<br />

das Funktionieren staatlicher Verwaltung,<br />

über Einflussmöglichkeiten und<br />

die Pflichten und Verantwortlichkeiten<br />

einer Behörde. 2008 organisierte<br />

<strong>Helvetas</strong> im Verwaltungsbezirk Tehuledere<br />

erste Ausbildungskurse und<br />

Workshops für Behördemitglieder.<br />

mer wieder grosse Dankbarkeit von<br />

Menschen im Umfeld unserer Projekte:<br />

Sie erzählen von den Fortschritten, die<br />

durch die Unterstützung von <strong>Helvetas</strong><br />

und unserer Partner möglich werden.<br />

Diesen Dank möchten wir weitergeben<br />

und uns ebenfalls bei all unseren Spenderinnen<br />

und Gönnern für ihre Grosszügigkeit<br />

herzlich bedanken.<br />

Die gewählten Volksvertreter wie auch<br />

die Angestellten der Exekutive nahmen<br />

daran teil. Anhand praktischer<br />

Beispiele wurde die Planungskompetenz<br />

weiterentwickelt und administrative<br />

Abläufe verbessert. Die Sitzungen<br />

der Räte und Komitees sind jetzt besser<br />

besucht, Frauen melden sich öfter<br />

zu Wort. Distriktbudget und Jahresplan<br />

werden durch die Volksvertreter<br />

genehmigt, so dass heute mehr Mittel<br />

in Gesundheit und Erziehung fliessen.<br />

«Dank <strong>Helvetas</strong> sind im Laufe der<br />

Jahre das Rollenverständnis und die<br />

Fähigkeiten der Behörden immer besser<br />

geworden», sagt Lokalpolitikerin<br />

Etelemahu Kassa, die auch als Angestellte<br />

der Distriktverwaltung arbeitet.<br />

22<br />

JAHRESbERICHT<br />

SCHWEIZ<br />

© Glyn Riley<br />

Jahresbericht 2010<br />

Der ausführliche<br />

<strong>Helvetas</strong>-<br />

Jahresbericht 2010<br />

Jahresbericht<br />

einschliesslich<br />

der Jahresrechnung<br />

ist ab sofort<br />

erhältlich.<br />

Interessierte<br />

können ihn bei<br />

der Geschäftsstelle<br />

bestellen<br />

(per Telefon: 044 368 65 00 oder<br />

E-Mail: info@helvetas.org) oder<br />

auf www.helvetas.ch/jahresbericht<br />

herunterladen. Dort finden Sie<br />

ausserdem den detaillierten Finanzbericht.<br />

170 pRoJEKTE in ZAhlEn<br />

370’890 Personen haben 2010 Zugang<br />

zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen<br />

erhalten.<br />

1’435’284 Personen haben direkt von<br />

neuen oder reparierten Brücken und<br />

Zugangswegen profitiert.<br />

862’259 Personen wurden 2010 in der<br />

Land-, Forst- oder Viehwirtschaft beraten<br />

und ausgebildet.<br />

163’735 Personen haben dank Unterstützung<br />

bei der Vermarktung ihrer<br />

Produkte ein zusätzliches Einkommen<br />

erwirtschaftet.<br />

48’455 Lehrlinge und Studierende haben<br />

eine berufliche Aus- oder Weiterbildung<br />

abgeschlossen.<br />

6’994 Erwachsene haben 2010 lesen,<br />

schreiben oder rechnen gelernt.<br />

50’842 Personen haben eine Veranstaltung<br />

zu Dezentralisierung, Demokratisierung<br />

oder lokaler Verwaltung<br />

besucht.<br />

1’487 Entwicklungspläne auf Dorf-,<br />

Distrikt- oder Provinzebene sind erarbeitet<br />

worden.


Jahresrechnung 2010<br />

Dank der grosszügigen Unterstützung<br />

durch ihre Mitglieder, Spenderinnen<br />

und Spender, Gönnerinnen und Gönner,<br />

Stiftungen und Firmen, Kirchgemeinden,<br />

Gemeinden und Kantone sowie durch<br />

den Bund (DEZA, SECO) und internationale<br />

Entwicklungsagenturen konnte<br />

<strong>Helvetas</strong> 2010 71,7 Millionen Franken<br />

zum Erreichen ihrer Ziele einsetzen.<br />

85 Prozent davon flossen in unsere<br />

Auslandarbeit. Die Ausgaben für die<br />

Geschäftsstelle und das Fundraising in<br />

Ertrag 2010<br />

in CHF<br />

Spenden Öffentlichkeit 11’198’295.83<br />

Spenden Institutionen 5’873’753.87<br />

Spenden Öffentliche Hand 1’375’643.27<br />

Legate 431’528.45<br />

Ertrag Mittelbeschaffung 18’879’221.42<br />

Projektbeiträge DEZA 35’997’340.75<br />

Projektbeiträge Organisationen 15’453’120.59<br />

Andere betriebliche Erträge 1’251’909.31<br />

Ertrag aus erbrachten leistungen 52’702’370.65<br />

Total Erträge 71’581’592.07<br />

Aufwand<br />

Afrika 14’889’420.55<br />

Asien 35’349’312.33<br />

Lateinamerika 7’317’745.04<br />

Programmkoordination, -betreuung 3’409’741.97<br />

Ausgaben Internationale Programme 60’966’219.89<br />

Ausgaben Projekte Schweiz 3’818’560.89<br />

Geschäftsstelle 2’007’061.71<br />

Fundraising 4’928’041.53<br />

Geschäftsstelle und Fundraising 6’935’103.24<br />

Aufwand für leistungserbringung 71’719’884.02<br />

betriebsergebnis -138’291.95<br />

Finanzergebnis 10’710.91<br />

Übriges Ergebnis -71’458.25<br />

Jahresergebnis vor Fondsergebnis -199’039.29<br />

Fondsergebnis 112’946.08<br />

Jahresergebnis -86’093.21<br />

23<br />

JAHRESbERICHT<br />

SCHWEIZ<br />

der Schweiz lagen bei 9,7 Prozent des<br />

Aufwands. Die verbleibenden 5,3 Prozent<br />

wurden für Informationsprojekte in<br />

der Schweiz verwendet.<br />

herkunft der Mittel<br />

1 Ertrag Mittelbeschaffung 26,4 %<br />

2 Programmbeitrag DEZA 15,4 %<br />

3 Projektbeiträge DEZA 34,9 %<br />

4 Projektbeiträge Organisationen 21,6 %<br />

5 Andere betriebliche Erträge 1,7 %<br />

verwendung der Mittel<br />

5<br />

1 Afrika 20,8 %<br />

2 Asien 49,3 %<br />

3 Lateinamerika/Karibik 10,2 %<br />

4 Programmkoordination, -betreuung 4,7 %<br />

5 Ausgaben Projekte Schweiz 5,3 %<br />

6 Geschäftsstelle 2,8 %<br />

7 Fundraising 6,9 %<br />

3<br />

4<br />

5<br />

4<br />

3<br />

6<br />

7<br />

2<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

1<br />

1<br />

2


Mit 30 Franken im Monat verhelfen Sie einer Familie zu sauberem Trinkwasser.<br />

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Wo es fehlt oder verunreinigt ist, drohen Krankheit und Tod.<br />

Mit einer Wasser-Patenschaft sorgen Sie Jahr für Jahr dafür, dass eine Familie in einem Entwicklungsland<br />

Zugang zu sauberem Trinkwasser erhält – ein Leben lang.<br />

Mit der aufgeklebten Postkarte oder unter der Telefonnummer 0800 368 100 können Sie weitere<br />

Unterlagen anfordern und Ihre Wasser-Patenschaft starten. Herzlichen Dank.


vEREinT<br />

{<br />

Ein klares Ja: Die Mitglieder von <strong>Helvetas</strong> haben dem<br />

Zusammenschluss mit Intercooperation zugestimmt. Die neue<br />

HELVETAS Swiss Intercooperation bleibt als Verein in der<br />

Schweizer Bevölkerung verankert.<br />

© Michele Limina<br />

Das Votum an der ausserordentlichen<br />

Generalversammlung vom 9. April in<br />

Zürich war eindrücklich: Einstimmig<br />

bei nur einer Enthaltung stimmten die<br />

Mitglieder von <strong>Helvetas</strong> dem Zusammenschluss<br />

mit Intercooperation zu.<br />

Zuvor hatten die Präsidenten beider<br />

Organisationen, Peter H. Arbenz von<br />

<strong>Helvetas</strong> und Elmar Ledergerber von<br />

Intercooperation, die über hundert angereisten<br />

Mitglieder und weitere Interessierte<br />

begrüsst. Zusammen mit den<br />

Geschäftsleitern Melchior Lengsfeld<br />

und Felix von Sury erläuterten sie die<br />

positiven Ergebnisse der bisherigen strategischen<br />

Partnerschaft. Sie zeigten auf,<br />

wie sich die Arbeitsbereiche der beiden<br />

Organisationen ideal ergänzen, und wie<br />

HELVETAS Swiss Intercooperation mit<br />

vereinten Kräften die Armut noch wirksamer<br />

bekämpfen kann.<br />

In der anschliessenden Diskussion<br />

wurden offene Fragen zu den notwendigen<br />

Statutenänderungen beantwortet.<br />

Der Grundsatz war unbestritten: Der<br />

Zusammenschluss zu HELVETAS Swiss<br />

Intercooperation ist die richtige Antwort<br />

auf die globalen Veränderungen<br />

in der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die Präsidenten Elmar Ledergerber (l.) und<br />

Peter H. Arbenz (r.) stehen Red und Antwort.<br />

Die Vereinsstruktur bleibt erhalten und<br />

trägt dazu bei, die Entwicklungszusammenarbeit<br />

und entwicklungspolitische<br />

Anliegen weiterhin in der Schweizer Bevölkerung<br />

zu verankern.<br />

Bei HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

engagieren sich fortan rund<br />

1’200 lokale Mitarbeitende in 30 Ländern<br />

und über 200 Projekten in Asien,<br />

Afrika, Lateinamerika und Osteuropa<br />

für eine bessere Welt. –HB/SUS<br />

Die Mitglieder von <strong>Helvetas</strong> geben grünes Licht für den Zusammenschluss.<br />

25 FoKUS<br />

SCHWEIZ<br />

Kommentar<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Stabsübergabe<br />

Mit der Genehmigung der neuen<br />

Statuten hat <strong>Helvetas</strong> dem Zusammenschluss<br />

mit Intercooperation zugestimmt.<br />

Ich danke den Mitgliedern<br />

von <strong>Helvetas</strong> für diesen mutigen, zukunftsgerichteten<br />

Entscheid. Durch<br />

den Zusammenschluss zu HELVETAS<br />

Swiss Intercooperation werden die<br />

Errungenschaften und Eigenschaften<br />

von Intercooperation noch besser<br />

zur Geltung kommen: Ich denke an<br />

Projekte in Gegenden, wo <strong>Helvetas</strong><br />

nicht tätig war, wie beispielsweise in<br />

Madagaskar, Bangladesh, der Andenregion<br />

oder Osteuropa. Ich denke an<br />

unsere Kompetenz in Bereichen wie<br />

Mikrofinanz oder Klima, die <strong>Helvetas</strong><br />

stärken werden. Insbesondere denke<br />

ich an unsere weltweit 500 engagierten<br />

und kompetenten Mitarbeitenden,<br />

die sich in der grossen Familie von<br />

HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

bereits zuhause fühlen. Denn sie haben<br />

sich während der letzten zwei<br />

Jahre kennen und schätzen gelernt,<br />

und sie begrüssen, dass Zusammenarbeit<br />

an die Stelle von Konkurrenz<br />

getreten ist. Durch den baldigen Zusammenschluss<br />

verstärken wir die<br />

Wirkung unserer Arbeit. Gemeinsam<br />

werden wir mehr erreichen. Am 1. Juli<br />

wird Melchior Lengsfeld, der heutige<br />

Geschäftsleiter von <strong>Helvetas</strong>, die Gesamtleitung<br />

von HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

übernehmen. Mit grosser<br />

Zuversicht lege ich die Führung<br />

der Aktivitäten und Mitarbeitenden<br />

von Intercooperation in seine Hände.<br />

Ich wünsche HELVETAS Swiss<br />

Intercooperation und ihren Partnern<br />

im Süden und Osten viel Erfolg in<br />

der Bekämpfung der Armut und der<br />

Verbesserung der Lebensgrundlagen<br />

möglichst vieler Menschen.<br />

Felix von Sury,<br />

Geschäftsleiter<br />

Intercooperation<br />

2000 bis 2011


204 /11 Partnerschaft<br />

KREATivE KäMpfER<br />

{<br />

Viva con Agua kämpft mit kreativen Aktionen für sauberes Trinkwasser. Was die Aktivisten dabei<br />

an Spenden sammeln, fliesst in Wasserprojekte von <strong>Helvetas</strong>. Nun hat die Gruppe in Mosambik<br />

die Projektdörfer mit «ihren» Brunnen besucht. Mit dabei war Rapper Greis, der die Menschen mit<br />

einem Rap-Workshop und einem Konzert begeisterte.<br />

Von Susanne Strässle<br />

Soziales Engagement darf Spass machen.<br />

Es soll sogar! «Wir wollen zeigen, wie<br />

bunt und kreativ persönlicher Einsatz<br />

und globale Verantwortung sein können»,<br />

sagt Danielle Bürgin, Gründerin<br />

von Viva con Agua Schweiz. Die Gruppe<br />

kämpft für sauberes Trinkwasser in der<br />

Welt, indem sie Engagierte dabei unterstützt,<br />

eigene Ideen zu verwirklichen: ob<br />

Benefiz-Konzerte, Plauschturniere oder<br />

Street Art. Was bei den Aktionen gesammelt<br />

wird, kommt Wasserprojekten von<br />

<strong>Helvetas</strong> zugute.<br />

Eine äusserst fruchtbare Partnerschaft:<br />

<strong>Helvetas</strong> konnte dank dem Engagement<br />

der Gruppe in Mosambik bereits<br />

15 Brunnen bauen. Nun reisten einige<br />

Aktivisten nach Mosambik, um die<br />

Menschen in den Dörfern zu besuchen,<br />

wo «ihre» Brunnen stehen. Mit dabei<br />

war Rapper Greis. «Es ist wie im Zeit-<br />

raffer. Eben noch stand ich in der Schweiz<br />

auf der Bühne, um Spenden zu sammeln.<br />

Nun bin ich in Mosambik und sehe die<br />

neuen Brunnen, die damit gebaut wurden.<br />

Es ist absolut beeindruckend zu<br />

erleben, wie dank der guten, unbürokratischen<br />

Zusammenarbeit von Viva con<br />

Agua und <strong>Helvetas</strong> Projekte rasch realisiert<br />

werden können», sagte der Musiker,<br />

der es sich nicht nehmen liess, das saubere<br />

Wasser selber zu kosten.<br />

Wofür Viva con Agua in der<br />

Schweiz stehen, das wollte die Gruppe<br />

auch mit den Menschen in Mosambik<br />

erleben: Spass und Engagement ohne<br />

Berührungsängste. Im Freundschaftsspiel<br />

auf dem Fussballplatz verlor das<br />

«Swiss Mixed Team» zwar gegen die<br />

Einheimischen. Dafür begeisterte Greis<br />

auf der Bühne, als er mit Rappern aus<br />

26<br />

blICKPUNKT<br />

Mosambik vor über 2’000 Menschen<br />

auftrat: «Die Leute sind ausgeflippt.»<br />

Ein «Wahnsinnserlebnis» war es nicht<br />

nur für ihn, sondern auch für die Jung-<br />

Rapper, die Greis auf die Bühne holte.<br />

Sie hatten am Tag zuvor bei ihm einen<br />

Rap-Workshop besucht.<br />

Mindestens so unvergesslich wie<br />

das Konzert war der Einblick in den Alltag<br />

der Menschen in den Projektdörfern,<br />

wo die Besucher in Familien übernachteten.<br />

«Wir haben gesehen, mit wie viel<br />

Stolz und Sorgfalt mit dem Wasser umgegangen<br />

wird und welche Freude über<br />

die Brunnen herrscht», erzählt Gregor<br />

Anderhub von Viva con Agua. «Rund<br />

12’000 Menschen haben dank unseren<br />

Aktionen bereits Zugang zu sauberem<br />

Wasser.» Und es sollen noch mehr<br />

werden. «Die positiven Auswirkungen<br />

selber erlebt zu haben, ist für uns pure<br />

Motivation, weiter Gas zu geben.»<br />

Rapper Greis besucht die Brunnen, für die er Geld gesammelt hat. In Mosambik tritt Greis mit einheimischen Rap-Stars auf.<br />

© Malte Wandel


Stimmungsbarometer<br />

Teures Brot<br />

Innert Jahresfrist sind<br />

die globalen Lebensmittelpreise<br />

um durchschnittlich<br />

30 Prozent<br />

gestiegen. Sie erreichen<br />

fast das Rekordniveau<br />

von 2008. Besonders krass<br />

ist der Preisanstieg beim Weizen.<br />

Gemäss Weltbank-Schätzungen fielen<br />

dadurch 44 Millionen Menschen<br />

in die Armut. Dank guten Maisernten<br />

in Afrika und nur moderaten Preiserhöhungen<br />

beim Reis sind die Folgen<br />

aber weniger drastisch als vor drei<br />

Jahren. –MH<br />

Brot statt Benzin<br />

Der Agrotreibstoff-<br />

Boom ist ein Grund<br />

für hohe Lebensmittelpreise<br />

und massive<br />

Entwaldung im<br />

Süden. 61’901 Menschen und 35<br />

Organisationen, darunter <strong>Helvetas</strong>,<br />

haben mit einer Petition vom Bund<br />

strengere Zulassungskriterien für Agrotreibstoffe<br />

in der Schweiz verlangt.<br />

Erster Erfolg: Ein Projekt in Delémont<br />

wurde wegen der Proteste gestoppt.<br />

Geplant war die Benzinproduktion<br />

aus brasilianischem Zuckerrohr. –MH<br />

Waffen gegen Schulen<br />

Wegen bewaffneter<br />

Konflikte erhalten welt-<br />

weit rund 28 Millionen<br />

Kinder keine Schulbildung.<br />

Dies hält die<br />

UNESCO im Global<br />

Monitoring Report fest. Nicht nur<br />

werden Kinder Opfer von sexueller<br />

Gewalt, Schulen sind oft strategische<br />

Angriffsziele von Milizen. Ausserdem<br />

kürzen Staaten Bildungsausgaben<br />

zugunsten des Militärs. 21 der ärmsten<br />

Länder geben mehr für ihre<br />

Armee als für Bildung aus. –MH<br />

Ein tödlicher cocktail:<br />

helvetas-Aktion zum Weltwassertag<br />

{<br />

27 AKTUEll<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Riesige Trinkhalme prangerten in allen Landesteilen das weltweite<br />

Trinkwasserproblem an.<br />

Hingucker im Pendlerstrom: Trinkhalme auf Gullideckeln in Basel.<br />

22. März, 7 Uhr morgens am Basler<br />

Bahnhof. Die Pendler staunen nicht<br />

schlecht als plötzlich eine Gruppe von<br />

Leuten riesige Trinkhalme durch die<br />

Menge jongliert. Trinkhalme, die bald<br />

schon auf dem Bahnhofplatz auf Kanaldeckeln<br />

stecken. Am Boden liegen<br />

«Pfützen» aus Plastik. «Der meistgetrunkene<br />

cocktail der Welt – tödlich»,<br />

steht darauf.<br />

Die Freiwilligen der <strong>Helvetas</strong>-Regionalgruppe<br />

Basel machen auf das weltweite<br />

Trinkwasserproblem aufmerksam.<br />

Darauf, dass in Entwicklungsländern 90<br />

Prozent der Abwässer ins Trinkwasser<br />

gelangen. Dass fast eine Milliarde Menschen<br />

gezwungen sind, verschmutztes<br />

Wasser zu trinken und dass täglich<br />

4’000 Kinder an den Folgen sterben.<br />

Passanten bleiben stehen, lesen<br />

die Botschaft, manche fragen nach, andere<br />

zücken ihr Handy und schiessen ein<br />

Bild der überraschenden Installation.<br />

Basel war Teil einer schweizweiten<br />

Aktion von <strong>Helvetas</strong> zum Weltwassertag.<br />

Auch in Zürich, Bern, Luzern,<br />

Lausanne, Vevey, Fribourg und Lugano<br />

sorgten die überdimensionierten, aus<br />

Schachtdeckeln ragenden Trinkhalme<br />

für ein flaues Gefühl im Magen. Und<br />

dafür, dass die alarmierende Botschaft<br />

ankam. –AK<br />

Video zur Aktion:<br />

www.helvetas.ch/weltwassertag2011<br />

Einsatzfreudig: In Zürich werden die Röhrli<br />

zur Bahnhofstrasse verfrachtet.<br />

© Rosmarie Eichenberger<br />

© Michele Limina


© Patrik Kummer<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

Erhöhung der<br />

Entwicklungshilfe<br />

ZV-Mitglied Rudolf Dannecker (l.)<br />

im Gespräch mit Nationalrat Otto Ineichen.<br />

Die Entwicklungshilfe des Bundes wird<br />

auf 0,5 Prozent des Volkseinkommens<br />

erhöht. Dies hat der Nationalrat Ende<br />

Februar als letzte Instanz entschieden.<br />

Das liegt unter dem international vereinbarten<br />

Ziel von 0,7 Prozent. Dennoch<br />

ist der Entscheid ein Meilenstein, zumal<br />

die Zusatzmittel für dringliche Wasser-<br />

und Klimaprojekte eingesetzt werden.<br />

<strong>Helvetas</strong> hat sich vor der Abstimmung<br />

aktiv engagiert: mit einem Schreiben<br />

an alle Ratsmitglieder, das 3’600 Menschen<br />

mitunterzeichnet haben. Und<br />

am Abstimmungstag mit einer Aktion<br />

auf dem Bundesplatz, wo <strong>Helvetas</strong> und<br />

andere Hilfswerke für ein Ja zu «0,5 %<br />

und sauberes Trinkwasser für Millionen<br />

Menschen» warben. –MH<br />

Agenda<br />

9.–23.6<br />

Tingatinga-Ausstellung der Re-<br />

gionalgruppe Basel, Alte Kaserne<br />

Winterthur, www.afro-pfingsten.ch/<br />

rahmenprogramm/ausstellung<br />

8.2011<br />

<strong>Helvetas</strong>-Solarkino auf Tournee<br />

Das Sorlarkino rollt per Velo an und<br />

tankt mit Solarpanels Energie für<br />

Open-Air-Vorstellungen in zahlreichen<br />

Schweizer Städten. Gezeigt<br />

werden die Komödie «Ouaga Saga»<br />

und der Kinohit «Slumdog Millionaire».<br />

Tourneeplan: www.helvetas.ch/kino<br />

E-Mail aus dem Feld<br />

Von: lazare Yombi<br />

Betreff: Zu Fuss durchs leben<br />

Datum: 3. Mai MEZ +2:00<br />

Antwort an: team@helvetas.org<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Zwei Kilometer sind es von meinem Haus ins <strong>Helvetas</strong>-Büro von Ouagadougou,<br />

der Hauptstadt von Burkina Faso. Zwei Kilometer, die ich viermal am Tag zurücklege.<br />

Zu Fuss. Das geniesse ich, denn Fusswege sind ein wichtiger Teil<br />

meiner Lebensgeschichte. Ich komme aus einer einfachen Familie, alle Wege<br />

meiner Kindheit – zur Schule, zur Kirche oder um meine Eltern aufs Feld zu begleiten<br />

– waren Fusswege. Das setzte sich in meiner Arbeit als Agraringenieur<br />

fort. Ich habe über Jahre in einem Projekt zur praktischen Schulung von Bauern<br />

gearbeitet. Dafür war ich mindestens zwei Wochen pro Monat zu Fuss im Feld<br />

unterwegs. Auch später, als Inspektor für Bio-Landbau, standen zahlreiche Märsche<br />

an. Heute, im Bio-Baumwollprojekt von <strong>Helvetas</strong>, unterstütze und begleite<br />

ich Kleinproduzenten. Und, Sie ahnen es, dafür muss man ein guter Fussgänger<br />

sein. Ich brauche den Kontakt zu den Menschen und zur Natur, und die Fussmärsche<br />

helfen mir, mein körperliches und seelisches Gleichgewicht zu bewahren.<br />

Mein überzeugtes Zufussgehen hat aber noch einen Grund: In Afrika gibt es<br />

zwar weniger Autos als in Europa, aber rund 80 Prozent der Wagen auf unseren<br />

Strassen sind Occasionen. Viele davon wurden in Europa aus dem Verkehr<br />

gezogen, weil sie einen zu hohen CO 2-Ausstoss haben. Das erkennt man hier<br />

selbst ohne Abgaskontrolle – es reicht, in unseren Grosstädten zur Stosszeit<br />

spazieren zu gehen…<br />

Dieses CO 2 verändert das Klima. Burkina Faso erlebte in den letzten Jahren<br />

mehr schlimme Überschwemmungen. In Benin hat das Bio-Baumwollprogramm<br />

von <strong>Helvetas</strong> 2010 einen Produktionseinbruch auf über 50 Hektar erlitten, weil<br />

es zur Zeit der Aussaat extrem trocken war, in der entscheidenden Wachstumsphase<br />

die Felder aber überschwemmt wurden. Das ist nur ein Beispiel von vielen<br />

in Westafrika. Unsere natürlichen Ressourcen sind ernsthaft bedroht. Wir<br />

müssen uns noch stärker bewusst werden, dass unsere Taten einen Einfluss auf<br />

Natur und Klima haben. Nicht zuletzt sind meine täglichen Fussmärsche deshalb<br />

mein persönlicher Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels. Und sie sind eine<br />

willkommene Gelegenheit, über das Leben nachzudenken.<br />

Herzliche Grüsse<br />

Lazare Yombi<br />

<strong>Helvetas</strong>-Fachberater Bio-Baumwolle Westafrika<br />

Impressum Nr. 204/Mai 2011 Zeitschrift für <strong>Helvetas</strong> Mitglieder, Gönner und Gönnerinnen, 51. Jahrgang,<br />

erscheint viermal jährlich (Feb., Mai, Aug., Dez.) in Deutsch und Französisch. Abopreis cHF 30<br />

jährlich, für Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen. Herausgeberin HELVETAS Swiss Intercooperation,<br />

Weinbergstrasse 22a, Postfach, 8021 Zürich, Tel. 044 368 65 00, Fax 044 368 65 80, E-Mail:<br />

info@helvetas.org, Homepage: www.helvetas.ch, PC Nr. 80-3130-4 Zürich; <strong>Helvetas</strong> Secrétariat romand,<br />

Rue de la Mercerie 3, case postale 6435, 1002 Lausanne, Tel. 021 323 33 73, Fax 021 323 33 74,<br />

E-Mail: romandie@helvetas.org; <strong>Helvetas</strong> Segretariato della Svizzera italiana, Via San Gottardo 67, 6828<br />

Balerna, Tel./Fax 091 683 17 10, E-Mail: svizzeraitaliana@helvetas.org Redaktion: Susanne Strässle<br />

(SUS) Ständige Mitarbeit: Hanspeter Bundi (HB) Mitarbeit an dieser Nummer: Peter Arbenz,<br />

Michael Blaser, Matthias Herfeldt (MH), Angelika Koprio (AK), Melchior Lengsfeld, Dick Marty, Felix<br />

von Sury, Lazare Yombi Bildredaktion/Produktion: Andrea Peterhans Französische Ausgabe:<br />

catherine Rollandin, Ursula Gaillard Gestaltung: Spinas civil Voices Zürich Layout: GrafikWerk<br />

Zürich Korrektur: Farago Texte Zürich Litho: Swissprinters Premedia Zofingen Druck: Druckerei<br />

Kyburz Dielsdorf Papier: cyclus Print, 100 % Recycling<br />

28<br />

AKTUEll


Wettbewerb<br />

1) Welche drei Berufe können Jugendliche<br />

im Berufbildungszentrum<br />

Tansarga in Burkina Faso lernen?<br />

2) In welchen vier Ländern war das<br />

Theaterstück «Gombo Noir» auf<br />

Tournee?<br />

3) Aus welchem Land stammt der<br />

Kautschuk der Ethletic Sneakers?<br />

Antworten per Post an: <strong>Helvetas</strong>, «Wettbewerb»,<br />

Postfach, 8021 Zürich, oder per E-Mail<br />

(mit Absender) an: wettbewerb@helvetas.<br />

org Einsendeschluss: 10. Juni 2011. Über<br />

den Wettbewerb wird keine Korrespondenz<br />

geführt. Rechtsweg und Barauszahlung ausgeschlossen.<br />

Mitarbeitende von <strong>Helvetas</strong> sind<br />

nicht teilnahmeberechtigt. Gewinnerin aus<br />

«Partnerschaft» Nr. 203: Maja Scheurer, Zürich.<br />

Der gesponserte Preis: 2 Nächte für<br />

2 Personen im DZ mit Frühstücks-<br />

buffet und 4-Gang-Abendmenü,<br />

1Bio-Lunchpaket. Nach Wahl: Elektrovelos<br />

für ½ Tag oder Besuch in<br />

der Holzofensauna. Plus «Surselva<br />

Card» und Wanderbroschüre.<br />

Biohotel Ucliva:<br />

Bio aus Leidenschaft<br />

Das Biohotel Ucliva war das erste<br />

Ökohotel der Schweiz. Schon vor 27<br />

Jahren hatten die Gründer die Vision<br />

© Frank Rumpe<br />

vom nachhaltigen Tourismus. Diesen<br />

Weg ist das Ucliva konsequent weitergegangen,<br />

für die Umwelt und für<br />

seine Gäste. Geheizt wird klimaneutral<br />

mit Sonne und lokalem Holz, man kauft<br />

regional ein und die Küche verwendet<br />

nur Bio- und Fair-Trade-Produkte.<br />

Das Ucliva bietet seinen Gästen herrliche<br />

Zimmer mit Holzböden und Lärchenbetten,<br />

Kissen und Decken aus<br />

Bio-Daunen, dazu grosse Balkone mit<br />

Fernsicht auf das Rheintal und die<br />

Berge. Für Kinder gibt es zwei Spielzimmer<br />

und in der Hauptsaison eine<br />

Kinderbetreuung. Im Sommer können<br />

Sie wunderbare Wanderungen machen,<br />

im Badesee von Brigels baden<br />

und Ihre Kleinen im Kinderprogramm<br />

Abenteuer erleben. Für mühelose<br />

Erkundungstouren vermietet das Hotel<br />

Flyer-Elektrovelos samt Kinderanhänger.<br />

Im Winter liegen Skischule und<br />

Sessellift nur 100 Meter vom Hotel<br />

entfernt. Wenn Sie abends von der<br />

Piste kommen, warten die Lounge mit<br />

Feuerplatz, die Holzofensauna und ein<br />

feines 4-Gang-Menü auf Sie.<br />

Top-Angebote und Infos:<br />

Biohotel Ucliva<br />

7158 Waltensburg/Vuorz<br />

Tel. 081 941 22 42, www.ucliva.ch<br />

29 AKTUEll<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

helvetas gewinnt<br />

prix nATuRE 2011<br />

An der NATUR Gala in Basel konnte<br />

Tobias Meier (o.), Leiter des Fairen Handels<br />

von <strong>Helvetas</strong>, stellvertretend für<br />

sein Team im Februar den Prix NATURE<br />

Swisscanto für besondere Leistungen<br />

im Bereich Nachhaltigkeit entgegennehmen.<br />

<strong>Helvetas</strong> wurde für ihren Einsatz<br />

für fair gehandelte Bio-Baumwolle<br />

geehrt. Vor 20 Jahren hat sie das erste<br />

zertifizierte Bio-Baumwoll-Shirt auf den<br />

Markt gebracht und gehört zu den<br />

Pionieren, die Anbau und Vermarktung<br />

von Bio-Baumwolle in Afrika förderten.<br />

Do it yourself<br />

{<br />

Hand anlegen: Kunsthandwerk<br />

aus dem Süden<br />

Was fühlt sich noch besser an, als mit<br />

einem fair produzierten Ball zu kicken?<br />

Einen selbst genähten auf der Fussspitze<br />

zu balancieren! Im Kurszentrum Ballenberg<br />

können Sie unter Anleitung von<br />

Kunsthandwerkern aus dem Süden, die<br />

mit dem <strong>Helvetas</strong> FairShop zusammenarbeiten,<br />

deren Handwerk kennenlernen.<br />

25.-26. 6. Ballnähen<br />

Eine runde Sache mit Ballnäher Haroon<br />

Masih aus Pakistan<br />

24.-26. 6. und 1.-3.7. Silbergiessen<br />

Schmuck im Tuareg-Stil mit Silberschmied<br />

Hada Ahmed aus dem Niger<br />

6.-7.8. Bogolan<br />

Stoffmuster mit der pflanzlichen Färbtechnik<br />

aus Mali<br />

29.-30.10. Hornschmuck<br />

Kunsthandwerk aus Mosambik<br />

Infos: Kurszentrum Ballenberg, Tel. 033<br />

952 80 40, www.ballenbergkurse.ch<br />

© Alma Johans


204 /11 Partnerschaft<br />

fAiRER AufTRiTT<br />

{<br />

© Chrisitan Flierl<br />

Mit den Sneakers von Ethletic präsentiert der <strong>Helvetas</strong> FairShop ein neues Produkt mit Kultpotential.<br />

Adrian Sieber von den Lovebugs hat sie ausprobiert.<br />

Von Hanspeter Bundi<br />

Der Frontsänger der Lovebugs ist begeistert:<br />

«Billige Kopien gibt es viele.<br />

Aber das hier ist eine geile Kopie.» Adrian<br />

Sieber wiegt die neuen Ethletic Sneakers<br />

im legendären Design in der Hand.<br />

Er tastet das Innere ab, biegt die Sohle<br />

vor und zurück. «Nein, das ist definitiv<br />

nicht Billigware», sagt er.<br />

Wir haben uns zum Fototermin<br />

in den Basler Rheinhäfen getroffen,<br />

dem Ort, wo jedes Jahr Güter mit einem<br />

Gesamtgewicht von 6 bis 7 Millionen<br />

Tonnen umgeladen werden. Importiert<br />

werden Rohstoffe und Billigtextilien, die<br />

für Hungerlöhne genäht wurden. Exportiert<br />

werden teure Maschinen und Medikamente.<br />

So ist es in der neokolonialen<br />

Arbeitsteilung vorgesehen.<br />

Ethletic durchbricht diese Arbeitsteilung.<br />

Adrian Sieber, der hier in<br />

den Basler Rheinhäfen, abseits der Bühne,<br />

so gar nichts von einem Star an sich<br />

hat, fädelt routiniert die Schuhbändel<br />

ein, zieht seine ausgetretenen Turnschuhe<br />

aus und schlüpft in die schwarzweissen<br />

Sneakers. Ein junger, sensibler<br />

Mann, Familienvater mittlerweile, einer,<br />

der die wilden Zeiten genossen hat, damals,<br />

als die Lovebugs so etwas wie die<br />

Schweizer Antwort auf den Britpop der<br />

Neunzigerjahre waren. Jetzt lässt es die<br />

Lovebugs-Sänger Adrian Sieber erkundet in Ethletic Sneakers die Basler Rheinhäfen.<br />

30<br />

FAIRER HANDEl<br />

Band langsamer angehen, und ihre Gedanken<br />

gehen weiter als bis zum nächsten<br />

Song, zum nächsten Auftritt oder zur<br />

nächsten Liebelei. «Wir machen jedes<br />

Jahr etwas, das... wie soll ich es ausdrücken...<br />

einer sozialen Sache hilft», sagt<br />

ihr Frontmann.<br />

Dazu passt, dass Sieber nun den<br />

<strong>Helvetas</strong> FairShop dabei unterstützt, die<br />

trendigen Sneakers von Ethletics unter<br />

die Leute zu bringen. Die Bio-Baumwolle<br />

des Schuhs stammt aus Indien,<br />

der FSc-zertifizierte Kautschuk aus Sri<br />

Lanka aus umweltverträglicher Produktion,<br />

die den Wald schont. In der kleinen<br />

Schuhfabrik in Pakistan schliesslich<br />

werden gesetzeskonforme Löhne bezahlt.<br />

Überall ist Kinderarbeit verboten.<br />

Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind<br />

gegen missbräuchliche Kündigungen<br />

geschützt, und sie haben das Recht, sich<br />

gewerkschaftlich zu organisieren. Zusätzlich<br />

zu ihren Löhnen oder zum Verkaufspreis<br />

für die Rohwaren erhalten sie<br />

als Gruppe eine Fair-Trade-Prämie. Was<br />

damit gebaut oder angeschafft wird, entscheiden<br />

die Angestellten gemeinsam,<br />

die Kautschukzapfer in Sri Lanka ebenso<br />

wie die Näherinnen in Pakistan. Eine<br />

Krankenstation, eine Wasserversorgung<br />

für das Dorf oder Bücher für die Dorfschule.<br />

«Mit diesen Schuhen bringt ihr ein Produkt<br />

auf den Markt, das die Welt ganz<br />

konkret ein wenig gerechter macht»,<br />

sagt Adrian Sieber. Doch das allein wäre<br />

für ihn noch nicht Grund genug, sich für<br />

das Fotoshooting zur Verfügung zu stellen.<br />

«Das Produkt muss etwas mit meinem<br />

Leben zu tun haben», sagt er. Bei<br />

den Ethletic Sneakers ist das der Fall.<br />

Auf der Bühne sind die Lovebugs immer<br />

wieder mit kultigen Schuhen zu sehen,<br />

manchmal in Markenschuhen, manchmal<br />

in No-Name-Produkten.<br />

Später, beim Kaffee in einer Hafenbeiz,<br />

inmitten von Erinnerungsstü-


cken an die alten Zeiten der Rheinschifffahrt,<br />

sprechen wir über das Verhältnis<br />

zwischen Nord und Süd, über die Umwelt,<br />

über Engagement und Egoismus.<br />

Kurz: über die Widersprüche in unserem<br />

Leben. Wir wissen über die Klimaerwärmung<br />

Bescheid und fliegen trotzdem für<br />

ein Wochenende nach Stockholm. Wir<br />

haben von der Ausbeutung der afrikanischen<br />

Einwanderer und der chinesischen<br />

Näherinnen gelesen, und trotzdem<br />

kaufen wir die verführerischen<br />

Erdbeeren aus Spanien oder Billigjeans<br />

aus china. «Wichtig ist, dass uns die Widersprüche<br />

bewusst sind», betont Sieber.<br />

Mit dem Bewusstsein allein wird kein<br />

cO 2 eingespart und keine Arbeiterin<br />

besser bezahlt, doch er sagt: «Du kannst<br />

von den Menschen nicht erwarten, dass<br />

sie in allem konsequent sind. Aber wenn<br />

du das Bewusstsein hast, suchst du nach<br />

Möglichkeiten, anders zu leben. Du hälst<br />

Ausschau nach einer Alternative. Und<br />

dann, unvermutet, präsentiert sich eine<br />

Lösung. Ein Produkt, das unsere Widersprüche<br />

aufhebt.» Die Sneakers von<br />

<strong>Helvetas</strong> seien so ein Produkt, sagt der<br />

Sänger. Und cool noch dazu.<br />

lovebugs-Konzerte<br />

4.6. Rigihalle Küssnacht a.R.<br />

10.6. Festival Marly<br />

17.6. Open Air Monte Carasso<br />

18.6. Grümpelturnier Tägerwilen<br />

9.7. Lucelle’Sonore Lucelle<br />

Weitere Konzerte:<br />

www.lovebugs.ch<br />

Sie haben folgende Bestellmöglichkeiten:<br />

Per Internet<br />

FairShop unter<br />

www.helvetas.ch<br />

FairShop<br />

ETHLETIC Sneakers<br />

Weltneuheit: Fair und ökologisch produzierte<br />

Sneakers im legendären Design<br />

mit hohem Tragekomfort dank weicher<br />

Bio-Baumwolle und leichtem Fussbett.<br />

Max Havelaar-Gütesiegel für 100 % Bio-<br />

Baumwolle aus fairer Produktion und<br />

Sohlen aus FSc-zertifiziertem Naturkautschuk.<br />

Grössen: 36–45 (bitte Bestellcode und<br />

Grösse angeben)<br />

High cut, schwarz/weiss, QDBH<br />

High cut, schwarz/schwarz, QDcH<br />

Fr. 98.–<br />

Mehr Fairer Handel<br />

Jährlich 100 Franken pro Kopf sollen<br />

Schweizerinnen und Schweizer für fair<br />

gehandelte Produkte ausgeben. Das<br />

ist das Ziel der Kampagne von Swiss<br />

Fair Trade. Der Dachverband der führenden<br />

Fair-Trade-Organisationen in<br />

der Schweiz, zu denen auch <strong>Helvetas</strong><br />

gehört, gratuliert der Schweizer Bevölkerung<br />

zu ihrem Weltmeistertitel im fai-<br />

Per Talon<br />

Talon auf der Innenseite<br />

des Auflegers ausfüllen,<br />

falzen und abschicken.<br />

31<br />

FAIRER HANDEl<br />

Per Telefon<br />

044 368 65 65<br />

Low cut, schwarz/weiss, QDBL<br />

Low cut, weiss /weiss, QDDL<br />

Low cut, olive/weiss, QDEL<br />

Low cut, rot/weiss, QDFL<br />

Low cut, blau/weiss QDIL<br />

Fr. 89.–<br />

Die ScHWeiz iST WelTMeiSTer iM Fairen HanDel.<br />

204 /11 Partnerschaft<br />

ScHWeizer geben iM JaHr nur 35 Franken Für Fair TraDe-ProDukTe auS.<br />

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Welt braucht mehr Fairen Handel. Die Banane ist bereits eine Fair Trade-Erfolgsstory.<br />

Setzen Sie in Zukunft auch bei Produkten wie Kaffee, Tee, Schokolade, Gewürzen, Reis, Kunsthandwerk und Textilien auf Fairen Handel.<br />

Jährlich 100 Franken pro Kopf sind unser Ziel für die Schweiz. Damit wir bald zu Recht stolz auf unseren Weltmeistertitel sein können.<br />

Swiss Fair Trade ist der Dachverband der führenden Fair Trade-Organisationen in der Schweiz. Erfahren Sie mehr unter www.swissfairtrade.ch<br />

ren Handel. Doch die 35 Franken, die heute pro Kopf und Jahr für faire Produkte<br />

ausgegeben werden, sind noch nicht genug. Infos: www.swissfairtrade.ch<br />

Per Telefax<br />

044 368 65 80


HELVETAS Swiss Intercooperation<br />

GENERALVERSAMMLUNG 2011<br />

Mosambik ist seit den ersten Wahlen 1994 demokratischer geworden,<br />

aber noch mangelt es vielerorts an politischer Transparenz und Guter<br />

Regierungsführung. Den meisten Bürgerinnen und Bürgern fehlt es an<br />

Information und Wissen, um an der Zukunft ihres Landes mitzubauen.<br />

Erfahren Sie von unserer Programmleiterin in Mosambik, Karin Füeg,<br />

wie sich <strong>Helvetas</strong> in ihren Projekten dafür einsetzt, dass die Menschen<br />

ihre Bürgerrechte wahrnehmen können und Lokalregierungen über ihre<br />

Tätigkeit Rechenschaft ablegen.<br />

Im Zentrum der Generalversammlung 2011 steht die Erneuerungswahl<br />

des Zentralvorstands. Auch Vertreter von Intercooperation stellen sich<br />

erstmals zur Wahl.<br />

Datum/Ort<br />

24. Juni 2011, 18.00 Uhr, im burgerratssaal<br />

des Kulturcasino,<br />

Herrengasse 25, bern (Tram Nr. 3<br />

oder 5 ab Hb)<br />

Herzlich willkommen sind nicht nur<br />

Mitglieder und Gönner, sondern alle<br />

Interessierten!<br />

Anmeldetalon<br />

Ich nehme teil als Mitglied als Gast<br />

Essen Fleisch vegetarisch ohne Essen<br />

Vorname Name<br />

Strasse PLZ/Ort<br />

Anmeldung<br />

E-Mail Datum/Unterschrift<br />

bis 15. Juni 2011 via Internet:<br />

www.helvetas.ch/GV, per E-Mail:<br />

info@helvetas.org, telefonisch:<br />

Tel. 044 368 65 00, oder mit untenstehendem<br />

Talon an <strong>Helvetas</strong>, Postfach,<br />

8021 Zürich. Kosten: 30 Fr. für das Essen,<br />

die Getränke sind offeriert<br />

Programm<br />

17.30 Türöffnung, Abgabe Stimmkarten,<br />

begrüssungsgetränk<br />

18.00 Generalversammlung von HElVETAS<br />

Swiss Intercooperation unter der leitung<br />

von Präsident Peter H. Arbenz<br />

Traktanden:<br />

1. Protokoll der Generalversammlung 2010<br />

2. Jahresbericht 2010<br />

3. Jahresrechnung 2010 und Bericht der<br />

Revisionsstelle<br />

4. Entlastung des Zentralvorstands und der<br />

Geschäftsleitung<br />

5. Festsetzung der Mitgliederbeiträge 2012<br />

6. Rücktritte, Wahl der Mitglieder des<br />

Zentralvorstands, des Präsidiums und<br />

der Revisionsstelle<br />

7. Schriftliche Anträge von Mitgliedern<br />

8. Varia, Umfrage<br />

19.15 Ansprache von Dr. Alexander<br />

Tschäppät, Stadtpräsident von bern<br />

19.30 Mosambik: Auf dem Weg zur<br />

mündigen Gesellschaft<br />

Karin Füeg, Programmleiterin Mosambik<br />

20.15 begegnungen und Nachtessen<br />

21.30 Abschluss<br />

An der Generalversammlung stimmberechtigt sind alle Mitglieder<br />

von HELVETAS Swiss Intercooperation. Die Verteilung<br />

der Stimmkarten erfolgt an der Versammlung.<br />

Eventuelle Anträge zur Traktandenliste sind bei der <strong>Helvetas</strong>-<br />

Geschäftsstelle schriftlich bis zum 10. Juni 2011 einzureichen.<br />

Das Protokoll der letztjährigen Generalversammlung ist auf<br />

dem Internet zugänglich oder kann bei der Geschäftsstelle<br />

angefordert werden.<br />

© REUTERS/Grant Lee Neuenburg

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