30.01.2013 Aufrufe

PROUD PHOTO BOOTH BY OLIVER RATH ... - Proud magazine

PROUD PHOTO BOOTH BY OLIVER RATH ... - Proud magazine

PROUD PHOTO BOOTH BY OLIVER RATH ... - Proud magazine

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Von allen Veranstaltungen bei denen<br />

Musik öffentlich genutzt wird (hierzu<br />

zählt nicht die Hintergrundmusik in<br />

Kneipen oder Restaurants) werden<br />

zukünftig zehn Prozent vom Eintrittsgeld<br />

berechnet. Das sorgt für eine<br />

größtmögliche Gerechtigkeit, Ausgewogenheit<br />

und Ausgeglichenheit des<br />

Tarifs. In Zukunft zahlen prozentual<br />

alle Lizenznehmer das gleiche, d.h.<br />

in der Konsequenz, dass kleine Veranstaltungen<br />

in Zukunft entlastet<br />

werden. In den letzten Jahren gab es<br />

viel Kritik an der GEMA, es bestünde<br />

ein Tarifdschungel, es wäre unübersichtlich,<br />

intransparent, ungerecht<br />

und unausgewogen. Genau diese Kritikpunkte<br />

haben wir bei der Reform<br />

angepackt. In Zukunft gibt es statt elf<br />

nur noch zwei Tarife.<br />

Die relevanten Kriterien für die<br />

Berechnung der neuen GEMA-Gebühren<br />

sind die Größe des Clubs und<br />

die Höhe des Eintritts, wovon dann<br />

10% an die GEMA gehen. Wie kann<br />

man von der Größe eines Clubs auf<br />

die Besucherzahlen schließen? Wenn<br />

man z.B. einen sehr weitläufigen<br />

Club betreiben will, wird das ja sehr<br />

schwierig.<br />

Es wird von hundert Besuchern pro<br />

hundert Quadratmeter ausgegangen,<br />

was durchschnittlich aufgrund der<br />

Fluktuation etwa eine 2/3-Auslastung<br />

ausmacht. Wenn diese Besucherzahlen<br />

nicht erreicht werden, muss<br />

der Veranstalter einfach nach den<br />

tatsächlichen Einnahmen abrechnen.<br />

Sollte der Club aus irgendeinem Grund<br />

leer sein, kann der Veranstalter die<br />

Kasse aufmachen und sagen, ich hab<br />

heute nur hundert Euro eingenommen.<br />

Nur zehn Prozent davon gehen<br />

16 CHAT<br />

an die GEMA. Aber die meisten, also<br />

90 %, fahren mit der pauschalisierten<br />

Abrechnung am besten, weil sie mehr<br />

Besucher als hundert auf hundert<br />

Quadratmeter durchschleusen. Dieser<br />

Punkt wird, obwohl wir ihn schon seit<br />

Wochen predigen, negiert.<br />

Es heißt immer, die GEMA geht von<br />

einer maximalen Auslastung und vom<br />

vollen Eintrittsgeld aus. Das stimmt<br />

faktisch nicht. Durch die Angemessenheitsregelung<br />

sagen wir, dass wir<br />

maximal, inklusive aller Zuschläge,<br />

zehn Prozent von dem bekommen,<br />

was tatsächlich an der Tür verdient<br />

wurde.<br />

Ich habe gelesen, dass bei einer Veranstaltung,<br />

die länger als fünf Stunden<br />

dauert, 50% auf den geltenden<br />

Tarif drauf geschlagen wird, stimmt<br />

das?<br />

Nein. Wenn eine Veranstaltung über<br />

acht Stunden geht, werden jede weitere<br />

zwei Stunden 25 % aufgeschlagen.<br />

Wenn eine Party um acht losgeht und<br />

um eins aufhört, ist die Musiknutzung<br />

deutlich geringer, als wenn von zwölf<br />

Uhr nachts bis zwölf Uhr mittags<br />

gefeiert wird. In der doppelten Zeit<br />

zahlen natürlich auch sehr viel mehr<br />

Menschen Eintritt.<br />

Viele Clubs haben Angst vor der<br />

neuen Reform und sprechen sogar<br />

von Schließungen, was sagen sie<br />

dazu?<br />

Das ist 90% Polemik. Wenn Sie sich<br />

überlegen, Sie nehmen am Abend z.B.<br />

1.000 Euro Eintrittsgelder ein, und insgesamt<br />

machen Eintrittsgelder in<br />

der Regel um die 20% des Gesamtumsatzes<br />

aus. Dann heißt das, sie ha-<br />

ben in der Nacht ungefähr 5.000 Euro<br />

umgesetzt. Von den 1.000 Euro gehen<br />

10% an die GEMA, 100 Euro. Kein Club<br />

muss schließen, wenn bei 5.000 Euro<br />

Umsatz 100 Euro an die GEMA bzw.<br />

an die Musikurheber gehen. Ist es<br />

angemessen, dass die Leute, die die<br />

Musik für die Nacht erschaffen haben,<br />

mit 10 Euro abgespeist werden? Wenn<br />

gesagt wird, dass ein Club 100.000<br />

Euro an die GEMA im Jahr zahlen<br />

muss, dann könnte man erst mal denken:<br />

100.000 Euro bei so einem kleinen<br />

Club, wie soll er das machen? Aber<br />

das ist falsch. Wenn ein Clubbesitzer<br />

100.000 Euro an die GEMA zahlt, hat<br />

er mindestens eine Million an der Tür<br />

gemacht und das sind durchschnittlich<br />

nur 20 % des Gesamtumsatzes.<br />

Wenn fünf Millionen Euro Umsatz<br />

u.a. auch durch die Musik entstehen,<br />

haben die Urheber ein Recht darauf,<br />

vernünftig bezahlt zu werden.<br />

Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitgeber<br />

macht Millionen Umsätze mit ihren<br />

Artikeln und sie sollen mit einer Tüte<br />

Chips nach Hause gehen.<br />

Ich als Journalist in diesem Vergleich<br />

würde mich natürlich dagegen<br />

wehren. Aber der Unterschied hier<br />

ist, finde ich, dass die Produzenten<br />

von der Musik, und ich spreche hier<br />

natürlich insbesondere von der elektronischen<br />

Musikszene, nicht diejenigen<br />

waren die auf die Barrikaden gegangen<br />

sind und gesagt haben: Wir<br />

verdienen zu wenig Geld, wir müssen<br />

die Tarife ändern.<br />

Weil das Geld in diesem Bereich anders<br />

eingenommen wird. Die GEMA-<br />

Einnahmen sind eher gering in dem<br />

Bereich, weil hier wenig im Diskotheken-Topf<br />

landet. Die Musikveranstal-<br />

tungsbranche besteht eben nicht nur<br />

aus Clubs.<br />

Aber gerade die, die von den Clubtarifen<br />

profitieren sollen, das sind ja<br />

vorallem die Produzenten von elektronischer<br />

Musik. Das ist ja nicht die<br />

breite Masse der Musikbranche die<br />

davon profitieren sollte sondern die<br />

Produzenten der Lieder die in diesem<br />

Bereich gespielt werden.<br />

Diese Branche ist speziell aufgestellt.<br />

Da gibt es viele Urheber, die die<br />

Stücke, die sie produzieren, auch selber<br />

auflegen. Für die sind die Auftritte<br />

natürlich viel interessanter.<br />

Die haben jetzt aber Angst, dass die<br />

Clublandschaft unter den höheren<br />

Abgaben leidet und somit auch ihre<br />

Haupteinnahmequelle. Vorallem<br />

auch davor, dass die Leute, die von<br />

den neuenClubtarifen profitieren,<br />

nicht sie selber sind sondern es alles<br />

in dem großen GEMA ausgeschüttet<br />

wird und sie letztendlich nicht viel<br />

davon sehen.<br />

Das ist auch eines der großen GEMA-<br />

Irrtümer, die immer wieder gerne bedient<br />

werden: Es kommt alles in einen<br />

großen Topf und dann kriegen Dieter<br />

Bohlen und Ralf Siegel das Geld.<br />

Das ist absoluter Unsinn. Im Diskotheken-<br />

und Clubbereich setzen<br />

wir das Diskothekenmonitoring ein.<br />

Ein Blackboxsystem mit dessen Hilfe<br />

Statistiker eine zuverlässige Hochrechnung<br />

erstellen, was gespielt<br />

wird. Und nur die Urheber, deren<br />

Werke auf dieser Statistik auftauchen,<br />

bekommen Tantiemen.<br />

Wie funktioniert das mit den Blackboxen<br />

genau?<br />

Es sind 120 Boxen in ganz Deutschland,<br />

in unterschiedlichen Clubs und<br />

Diskotheken aufgestellt. Diese schneiden<br />

per Zufallsgenerator eine Stunde<br />

pro Nacht mit. Diese Daten werden<br />

von Media Control ausgewertet und<br />

hochgerechnet.<br />

Wie werden denn dann die Titel, die<br />

mit der Blackbox aufgenommen wurden,<br />

ausgelesen? Da sind ja zum Teil<br />

auch sehr wenig bekannte Tracks dabei.<br />

Sie werden erstaunt sein, bei Media<br />

Control sitzen Menschen, Profis aus<br />

der Szene und werten das aus. Diese<br />

Mitarbeiter hören sich mit Kopfhörern<br />

die Aufnahmen an und erstellen Listen.<br />

Wenn es Mainstream wäre, dann<br />

bräuchten wir ja nur irgendein Erkennungsprogramm<br />

drüber laufen zu lassen.<br />

Wenn einzelne Stücke nicht zugeordnet<br />

werden können, werden die<br />

Dateien an Profis vor Ort geschickt. So<br />

haben wir eine Auswertung von fast<br />

hundert Prozent, also 98 bis 99 %. Das<br />

ist hochgradig aufwendig und auch<br />

sehr teuer, aber es ist wichtig, weil das<br />

Vorurteil, dass alles an die Großen und<br />

nichts an die Kleinen geht, mit dieser<br />

Methode ausgeräumt wird.<br />

Sven Väth hat gesagt, er spiele in<br />

seinen Sets 5% GEMA-gelisteter Lieder.<br />

Aber wenn er am Abend nur einen<br />

Track spielt, der GEMA-gelistet ist,<br />

dann ist der gesamte Abend GEMApflichtig<br />

und er hat dann in die Runde<br />

gefragt, an wen denn die Tantiemen<br />

gehen.<br />

Wir haben vor kurzem von der Clubcommission<br />

Berlin eine Auswertung<br />

von einem Wochenende in fünf Clubs<br />

erhalten. Diese Liste sollten wir prüfen.<br />

Auf dem ersten groben elektronischen<br />

Weg der Auswertung konnten wir 53<br />

Prozent der Stücke GEMA-Mitgliedern<br />

respektive Mitgliedern von anderen<br />

Verwertungsgesellschaften zuordnen.<br />

Weitere 25 % konnten wir ebenfalls<br />

zuordnen – allerdings nicht hundertprozentig<br />

eindeutig. Also selbst bei<br />

dieser sicherlich nicht in unsere Richtung<br />

geschönten Liste konnten wir ca.<br />

70 % zum GEMA-Repertoire zuordnen.<br />

Wenn ich Musik jenseits eines Hobbies<br />

betreibe, ist es absolut sinnvoll, Mitglied<br />

einer Verwertungsgesellschaft<br />

zu werden, weil ich bspw. sonst nicht<br />

überprüfen kann, wo meine Lieder<br />

gespielt werden.<br />

CHAT<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!