Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt
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Galerien<br />
»20 YEARS –<br />
HENGESBACH<br />
GALLERY«<br />
Die HENGESBACH GALLERY feiert ihr<br />
20jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass<br />
freuen wir uns, Ihnen eine exemplarische<br />
Gesamtschau der vielfältigen Positionen<br />
der Galerie mit namhaften europäischen<br />
<strong>und</strong> amerikanischen Künstlern zu präsentieren.<br />
Neben Malerei <strong>und</strong> Skulptur<br />
hat die Galerie ihren Fokus auf Fotografie<br />
<strong>und</strong> Medienkunst <strong>und</strong> vertritt arrivierte<br />
Künstler wie William Eggleston, Dieter<br />
Kiessling, Christopher Muller <strong>und</strong> den<br />
Becher-Schüler Michael Reisch gemeinsam<br />
mit jungen Positionen wie Peter<br />
Bösenberg <strong>und</strong> Björn Siebert.<br />
Die Arbeiten William Egglestons spiegeln<br />
eine verlassene, degenerierte, sich<br />
selbst überlassene Welt wider: Dinge<br />
<strong>und</strong> Menschen erscheinen abgetrennt<br />
vom ihrem sozialen Zusammenhang,<br />
entb<strong>und</strong>en von ihren Funktionen im<br />
Alltag. Seine Bedeutung als Klassiker<br />
der Fotografie besteht in der besonderen<br />
Behandlung der Farbe als gestalterische<br />
Bedeutungsebene der Fotografie.<br />
Eggleston schuf eine Ästhetik der<br />
Fremdartigkeit, wobei der Farbe stets<br />
ein psychologisierendes Moment innewohnt,<br />
gewachsen aus dem Versuch,die<br />
Wahrnehmung zu sezieren: »Ich habe<br />
mich oft gefragt, was andere Lebewesen<br />
sehen – ob sie sehen wie wir. Ich habe<br />
versucht, eine Menge verschiedener<br />
Fotos zu machen, die aussehen, als<br />
ob sie nicht von Menschen gemacht<br />
wären«.<br />
Björn Siebert inszeniert Schnappschüsse,<br />
die er im World-Wide-Web findet. Ihn<br />
beschäftigen die Durchleuchtung der<br />
Strukturen bildlicher Kommunikation in<br />
unserer Kultur <strong>und</strong> das geheimnisvolle<br />
Potential, das unbeabsichtigt erzeugte<br />
Bilder in sich bergen können. Was bei<br />
dem vorgef<strong>und</strong>enen Bild ein zufälliges<br />
Zusammensein von Dinggegebenheiten<br />
war, wird von ihm in mühevoller<br />
Recherchearbeit detailgenau zusammengetragen.<br />
Der seltsam geglückte, bildliche<br />
Augenblick des Schnappschusses<br />
wird als sorgfältig arrangiertes Gefüge<br />
8 brennpunkt 1/2012<br />
William Eggleston, »Morals of Vision«, 1978, Dye-Transfer-Print, 48,5 x 61cm (O.i.F.)<br />
Peter Bösenberg, »ohne Titel«, 2011, C-Print, 46 x 37,5cm, (O.i.F.)<br />
nachgestellt <strong>und</strong> mit der Präzision eines<br />
detailscharfen Großbildes auf eine neue<br />
symbolische Ebene gehoben.<br />
Fotografie ist bei dem Medienkünstler<br />
Dieter Kiessling nur ein Aspekt seines<br />
Werkes. Er untersucht in seinen fotografischen<br />
Arbeiten die strukturellen<br />
Qualitäten des Mediums: Eine<br />
Fotokamera betrachtet sich im Spiegel.<br />
Ihr Objektiv wird zum Auge, welches<br />
sich <strong>und</strong> den Spiegel in einer perspektivischen<br />
Verzerrung so darstellt, als<br />
scheine der Spiegel aus dem Auge der<br />
Kamera hervorzugehen. Die Fotoarbeit<br />
»Apostel« (2003) zeigt die Büste einer<br />
Heiligenfigur, die zunächst aus sich<br />
überlagernden Perspektiven zu bestehen<br />
scheint. Dieser filmische Aspekt erhält<br />
eine andere Dimension, wenn man<br />
erfährt, dass Kiessling hierfür die acht<br />
Apostelfiguren an der Eingangsseite der<br />
Kathedrale von Rouen übereinandergelegte<br />
<strong>und</strong> sich trotz ihrer Verschiedenheit<br />
der stimmige Ausdruck einer in sich<br />
ruhenden, meditativen Versunkenheit<br />
ergibt.<br />
Christopher Muller, Professor für künstlerische<br />
Fotografie an der Folkwang<br />
Universität Essen, thematisiert in seinen<br />
Stillleben nicht nur das Verhältnis der<br />
Dinge zueinander, sondern zugleich<br />
unsere Sicht auf die Dinge. Seine Bilder