Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt
Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt
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Sebastian Lang, Behaviour Scan, 2010<br />
© Sebastian Lang, www.guteaussichten.org<br />
rätierter Form sauber abfotografiert, was<br />
das Spiel zwischen Medium <strong>und</strong> Realität<br />
auf die Spitze treibt. Eine weitere<br />
konzeptuell angelegte Arbeit ist Sara-<br />
Lena Maierhofers »Dear Clark«, eine<br />
fotografische Studie über das Phänomen<br />
des Hochstaplers. Josefine Raab<br />
zu der diesjährigen Auswahl: »In der<br />
wie immer mit Spannung erwarteten<br />
Sitzung konnten wir beobachten, dass<br />
sich die bereits im letzten Jahr hervorgetretene<br />
Tendenz, das Medium Fotografie<br />
ebenso experimentell, wie spielerisch<br />
<strong>und</strong> ungezwungen einzusetzen,<br />
in diesem Jahr fortgesetzt hat. Das<br />
fotografische Erbe der Bild prägenden<br />
Schulen führt bei den Nachwuchsfotografen<br />
zu einer phantasievollen Erk<strong>und</strong>ung<br />
<strong>und</strong> Erweiterung ihres Instrumentariums.<br />
Die Konstruktion von Bildern<br />
bleibt nach wie vor ein großes Thema,<br />
wobei die totale Inszenierung von Bildwelten<br />
mit den unterschiedlichsten Mitteln<br />
in den Vordergr<strong>und</strong> gerückt ist. Weiterhin<br />
virulent ist die Auseinandersetzung<br />
mit politischen, gesellschaftlichen,<br />
sozialen <strong>und</strong> kulturellen Themen unserer<br />
Zeit <strong>und</strong> hat – zumindest vorläufig<br />
– die narrative Selbstbestimmungs- <strong>und</strong><br />
Selbstverortungsthematik in den Hintergr<strong>und</strong><br />
gedrängt«. So unterschiedlich die<br />
Positionen, so sehr lässt sich doch über<br />
den Blick auf Welt <strong>und</strong> unsere Zeit sinnieren,<br />
der gerade in der Fotografie eine<br />
unmittelbare bildliche Form findet.<br />
Luise Schröder, »Arbeit am Mythos«, 2011<br />
© Luise Schröder, www.guteaussichten.org<br />
Gleichzeitig zum R<strong>und</strong>umblick in die<br />
Jetztzeit, schaut das Museum für Fotografie<br />
zurück auf die Ausstellung »Berliner<br />
Photographie 1921«. Damals hatte<br />
sich die Bibliothek des Kunstgewerbe-<br />
Museums, heute Kunstbibliothek, mit<br />
dem Photographischen Verein zu Berlin<br />
<strong>und</strong> sechs weiteren Fotoverbänden<br />
zusammengetan <strong>und</strong> eine Ausschreibung<br />
lanciert, um den Stand des zeitgenössischen<br />
Fotoschaffens zu ermitteln.<br />
Amateure <strong>und</strong> Berufsfotografen<br />
wurden aufgerufen, ihre Arbeiten einer<br />
Auswahlkommission vorzulegen <strong>und</strong> an<br />
der Ausstellung im Lichthof des Kunstgewerbemuseums<br />
– heute Martin-Gropius-Bau<br />
– teilzunehmen. Über einh<strong>und</strong>ert<br />
Aussteller wurden schließlich ausgewählt.<br />
24 Bilder gelangten als Schenkung<br />
der Künstler anschließend in den<br />
Bestand der Bibliothek, sodass nun<br />
zum ersten Mal der Versuch unternommen<br />
wird, die Ausstellung zu rekonstruieren.<br />
1921 war sie ein wohl beworbenes<br />
Ereignis; es gab ein Rahmenprogramm<br />
mit Vorträgen <strong>und</strong> Führungen,<br />
die Presse berichtete, die Besucher<br />
kamen – am letzten Sonntag der<br />
Ausstellung über 1000. Zu sehen waren<br />
Bilder von bekannteren <strong>und</strong> unbekannteren<br />
Fotografen. Besonders gut vertreten<br />
waren Nicola Perscheid, der ein florierendes<br />
Atelier im Tiergarten betrieb,<br />
<strong>und</strong> Karl Schenker mit einem nicht<br />
minder erfolgreichen Studio am mon-<br />
bis 29. Januar 2012<br />
Museum für Fotografie<br />
Jebensstraße 2<br />
10623 Berlin-Charlottenburg<br />
Di – So 10 – 18 Uhr<br />
Do 10 – 22 Uhr<br />
Montag geschlossen<br />
brennpunkt 1/2012<br />
Galerien<br />
Erna Lendvai-Dircksen, »Weiblicher Akt«, 1921<br />
oder früher<br />
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek<br />
dänen Kurfürstendamm. Beide zeigten<br />
Bildnisse der Berühmten <strong>und</strong> Schönen:<br />
Die Schauspielerin Fritzi Massary war<br />
so neben Otto Gebühr zu sehen, das<br />
Bildnis Max Liebermanns neben jenem<br />
von Max Klinger. Eine Fotografin, die<br />
hier zum ersten Mal ausstellte, war<br />
die bald schon gefeierte Frieda Riess.<br />
Und auch Erna Lendvai-Dircksen war<br />
Teil der »Berliner Photographie 1921«.<br />
Artur Ranft, der Ausstellungsleiter, hatte<br />
sich vorgenommen, qualitätvolle Aufnahmen<br />
auszuwählen <strong>und</strong> so anderen<br />
Fotografen Vorbilder zu schaffen <strong>und</strong><br />
für die Anerkennung der Fotografie als<br />
Kunst zu sorgen. Die heute noch vorhandenen<br />
Bilder der Ausstellung geben<br />
eine Vorstellung davon, was man 1921<br />
als beispielhaft empfand. In den traditionellen<br />
Gattungen Porträt, Landschaft,<br />
Stadtansicht, Akt verdichteten sich etliche<br />
Themen <strong>und</strong> Trends der Zeit <strong>und</strong><br />
lassen gerade im Rückblick erkennen,<br />
dass Wettbewerbe Gradmesser ihrer<br />
Zeit sind.<br />
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