Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt

Bäume sterben
aufrecht.
Am 5. Dezember 2011 wurde die Asche
von Gerd Messerschmidt auf dem
Stahnsdorfer Kirchhof begraben, unter
einem jungen Ahorn. So kann das
Gedenken an ihn noch wachsen, wie
es angemessen ist, wenn ein Lebenswerk
über die eigene Lebenszeit hinausweist.
Gerd Messerschmidt
Sein großes Thema war die Natur, aber
er hat immer auch Musik gemacht, war
in seiner Jugend ein erfolgreicher Virtuose
auf dem Waschbrett, hat zur Gitarre
Irish Folk gesungen und 1980 die heute
noch aktive Band »Bluegrass Unlimited«
mitgegründet.
Sein starkes Gefühl für den Rhythmus
spricht auch aus seinen Bildern, hier
ist es der Rhythmus der Jahreszeiten.
Immer wieder hat er »seine« Bäume
besucht, in Franken, in der Uckermark,
im keimenden Frühling, im strahlenden
Sommer und im Farbenrausch des
Herbstes. Auch bei Raureif und tiefem
Schnee war er unterwegs. Und wenn
man seine meisterhaften Bildkompositionen
betrachtet, klingt sie auf, die
Musik, wie die eines Vivaldi.
Gerd Messerschmidt hat Kalender und
viele Postkarten gemacht, die man noch
© Gerd Messerschmidt
© Gerd Messerschmidt
lange in den Drehständern der Museumsshops
finden wird. Sie heben sich
ab vom Üblichen.
1972 stieß er zu den »Kreuzbergern«,
mischte sie ordentlich auf und übernahm
schon 1974 den Vorsitz. Etliche
Fotografen, die heute einen Namen
haben, sind bei ihm in die Schule gegangen.
International war er jahrelang ein
Star. Dann hat ihn die Wettbewerbsfotografie
nicht mehr interessiert, wie er ja
sowieso immer »seine« Bilder gemacht
hat.
Parallel entstand eine neue Linie bei den
Kreuzbergern, die der radikalen sozialen
Dokumentarfotografie ihres Mitglieds
Fotoszene
Michael Schmidt folgte. Daraus entstand
die inzwischen legendäre »Werkstatt für
Fotografie« der VHS Kreuzberg.
Das war Gerd Messerschmidts Sache
nicht. Doch er ist dem DVF und den
Kreuzbergern treu geblieben, und die
haben ihn im Jahr 2011 zu ihrem Ehrenmitglied
gemacht. Er bleibt, unvergessen.
Klaus Rabien
brennpunkt 1/2012
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