Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt
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Jim Rakete<br />
»Stand der Dinge«<br />
In den Jahren 2009 bis 2011 hat Jim<br />
Rakete exklusiv für das Deutsche Filmmuseum<br />
Legenden, Macher <strong>und</strong> Talente<br />
des deutschsprachigen Kinos fotografiert.<br />
Entstanden ist die Porträtreihe<br />
»Stand der Dinge«, die ursprünglich als<br />
überschaubare Hall of Fame geplant<br />
war, sich dann aber zu einer umfangreichen<br />
Schau für die neuen Ausstellungsräume<br />
des Filmmuseums entwickelte.<br />
Alle Porträtierten haben sich mit einem<br />
Requisit oder für sie bedeutenden<br />
Gegenstand ablichten lassen, mit dem<br />
sie eine persönliche Erinnerung ihrer filmischen<br />
Laufbahn verbindet. Auch veranschaulicht<br />
der Bilderreigen eindrucksvoll<br />
die eigentliche Besonderheit von<br />
Jim Rakete, nämlich das gleichberechtigte<br />
Dreiecksverhältnis Fotograf – Fotografierter<br />
– Betrachter: Man muss nicht<br />
zu den Prominenten aufschauen, hier<br />
begegnet man ihnen auf Augenhöhe.<br />
Entgegen seiner Gewohnheiten hat Jim<br />
Rakete den »Stand der Dinge« in Farbe<br />
fotografiert, was der zentralen Rolle<br />
der Objekte geschuldet ist, die als Teil<br />
einer filmischen Welt gewollt auf eine<br />
andere Ebene verweisen. Im Gegensatz<br />
zu seiner vorhergehenden großen<br />
Porträtreihe »1/8 sec.«, ist der »Stand<br />
der Dinge« digital fotografiert. Statt nur<br />
weniger Plattenaufnahmen, machte<br />
der Fotograf diesmal eine Vielzahl von<br />
Aufnahmen pro Shooting. Eine völlig<br />
andere Herangehensweise, doch ist im<br />
Ergebnis auch diesmal Raketes sanfter,<br />
klarer Stil deutlich erkennbar.<br />
»Stand der Dinge« – den Titel hat sich<br />
Jim Rakete von Wim Wenders geborgt.<br />
1982 hatte dieser einen fast gleichnamigen<br />
Film über einen Autorenfilmer<br />
gedreht, der mit einem Projekt an seine<br />
Grenzen gelangt. Mit seinem Reigen hat<br />
Rakete den Titel neu gedeutet, da die<br />
Vielzahl von deutschsprachigen Talenten<br />
<strong>und</strong> Persönlichkeiten die Filmlandschaft<br />
scheinbar grenzenlos erscheinen<br />
lässt. Die Panoramahängung in der Ausstellung<br />
soll entsprechend darauf hinweisen,<br />
wie groß der Kreis der Kreativen<br />
deutschen Filmschaffens ist, der sich tat-<br />
© Jim Rakete, »Martina Gedeck«<br />
sächlich weit über die Anzahl der hier<br />
Gezeigten hinaus erstreckt.<br />
Ergänzend zeigt die Schau eine Auswahl<br />
dreidimensionaler Objekte: Requisiten,<br />
Kostüme, Drehbücher, Geräte. Gemeinsam<br />
erzählen Fotografien <strong>und</strong> Objekte<br />
Filmgeschichte – <strong>und</strong> ganz persönliche<br />
Geschichten.<br />
Jim Rakete<br />
Sein fotografisches Interesse gilt den<br />
Menschen. Schlicht <strong>und</strong> einfach sollen<br />
seine Bilder sein, möglichst wenig<br />
inszeniert. Filmstar oder Obdachloser,<br />
soziale Unterschiede machen vor<br />
seiner Kamera keinen Unterschied. In<br />
Jim Raketes Fotografien ist stets sein<br />
Respekt für sein jeweiliges Gegenüber<br />
sichtbar, <strong>und</strong> es ist das Bestreben nach<br />
dem Authentischen, das die Bilder so<br />
einzigartig macht.<br />
1951 in Berlin geboren, fotografierte<br />
Jim Rakete bereits während der Schulzeit<br />
für Tageszeitungen, Magazine <strong>und</strong><br />
Agenturen. Seinen Schwerpunkt hatte er<br />
zunächst in der Musikszene – Stars wie<br />
Jimi Hendrix, Mick Jagger <strong>und</strong> David<br />
Bowie ließen sich von ihm porträtieren.<br />
Von 1977 bis 1986 leitete er in Berlin-<br />
Kreuzberg das Kreativlabor »Fabrik«.<br />
Dort entstanden Plattencover für viele<br />
Bands der Neuen Deutschen Welle. Parallel<br />
übernahm Jim Rakete das Management<br />
von Musikern wie der Nina Hagen<br />
Band, Spliff, Nena, Die Ärzte <strong>und</strong> Interzone.<br />
brennpunkt 1/2012<br />
Galerien<br />
Die Liebe zur Fotografie bestimmte ab<br />
1986 wieder sein künstlerisches Schaffen.<br />
Seither hat er mit zahlreichen<br />
Größen der deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />
Musik- <strong>und</strong> Filmbranche gearbeitet.<br />
In den neunziger Jahren pendelte<br />
er zwischen Hamburg <strong>und</strong> Los Angeles,<br />
drehte als Director of Photography<br />
Musikvideos <strong>und</strong> Werbespots, um 2001<br />
nach Berlin zurückzukehren. In den<br />
letzten Jahren fotografierte Jim Rakete<br />
auch zunehmend Politiker. Bereits<br />
2008/2009 arbeitete er mit dem Deutschen<br />
Filmmuseum zusammen. Seinerzeit<br />
zeigte er die Ausstellung »1/8 sec.<br />
– Vertraute Fremde«, eine Hommage<br />
an die klassische analoge Porträtfotografie.<br />
Jim Rakete holte damals Prominente<br />
vor eine alte Plattenkamera, die<br />
den Porträtierten aufgr<strong>und</strong> dieser über<br />
100 Jahre alten Technik ein zwölf Sek<strong>und</strong>en<br />
langes Stillstehen abverlangte. Und<br />
dadurch den ganz besonderen Moment<br />
einer intensiven Begegnung festhielt.<br />
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit<br />
dem Deutschen Filmmuseum, Frankfurt<br />
am Main.<br />
14. Februar bis 11. März 2012<br />
Willy-Brandt-Haus<br />
Stresemannstraße 28<br />
10963 Berlin-Kreuzberg<br />
Di – So 12 – 18 Uhr<br />
Eintritt frei, Ausweis erforderlich<br />
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