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Zwischenzustände und Metamorphosen - Brennpunkt

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Lower East Side Restaurant. 1988, 8x10 cm, Inkjet on Fantac Innova Ultra Smooth Gloss<br />

© Ai Weiwei; Courtesy of Three Shadows Photography Art Center<br />

Beijing ein, wo er gemeinsam mit den<br />

heute vielbeachteten Filmregisseuren<br />

wie Chen Kaige <strong>und</strong> Zhang Yimou studiert.<br />

Er gründet 1979 mit anderen die<br />

avantgardistischeKünstlergruppe »Stars<br />

Group«, die von offizieller Staatskunst<br />

in jener Zeit der Reformen nichts wissen<br />

will. Ai beteiligt sich auch an jener<br />

berühmten »Mauer der Demokratie«,<br />

die 1978 mitten in Beijing entsteht.<br />

Der damals 28jährige Wei Jingsheng,<br />

der heute im Exil in den USA lebt, forderte<br />

in Wandzeitungen eine »fünfte<br />

Modernisierung« – mehr Demokratie<br />

<strong>und</strong> mehr individuelle Freiheiten. Die<br />

»Mauer« wurde jedoch schon Ende<br />

1979 verboten, weil die kommunistische<br />

Partei um ihr Machtmonopol fürchtet.<br />

Wei wurde zu 15 Jahre Gefängnis verurteilt.<br />

Erst auf Druck der USA erlaubte<br />

man ihm 1997 die Ausreise ins Exil. Ai<br />

lebt zwischen 1981 <strong>und</strong> 1993 in den USA<br />

<strong>und</strong> studiert in New York an der Parsons<br />

School of Design. 1993 kehrt Ai nach<br />

Peking zurück, wo er seitdem lebt. Die<br />

kritische Haltung seiner frühen Jahre hat<br />

Ai nie aufgegeben. Als Liu Xiaobo, der<br />

2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden<br />

war, weil er in der Charta 08 ebenfalls<br />

mehr Demokratie <strong>und</strong> mehr individuelle<br />

Freiheiten forderte, 2010 den<br />

Friedensnobelpreis erhielt, lobte Ai, der<br />

mit Liu gut bekannt ist, die Entscheidung<br />

als Ermutigung für alle in China, die sich<br />

für die elementaren Menschenrechte<br />

einsetzen.<br />

Seine Kunst hat Ai immer als politisch<br />

verstanden: Konzeptkunst, Performance,<br />

Fotografie – die Breite seiner künstlerischen<br />

Ausdrucksformen halfen, ihn<br />

zum wichtigsten Künstler Chinas zu<br />

machen. Duchamp, Dadaismus, Soziale<br />

Plastik <strong>und</strong> Andy Warhol beeinflussten<br />

ihn. Sein Blog ist als erfolgreiches Buch<br />

auf dem Markt in Europa <strong>und</strong> Amerika.<br />

Seine Ausstellungen in USA, Europa <strong>und</strong><br />

Asien sind legendär.<br />

Seine Beteiligung an der documenta 12<br />

im Jahr 2007 machte ihn in Deutschland<br />

populär. Sein Werk ist in vielen wichtigen<br />

Museen der Welt vertreten: in der<br />

Tate Modern in London, im Museum of<br />

Modern Art New York, in den Staatlichen<br />

Museen zu Berlin, in San Francisco <strong>und</strong><br />

Los Angeles.<br />

Als Ai Weiwei im April am Flughafen<br />

Beijing wegen seiner künstlerisch-subversiven<br />

Aktivitäten verhaftet <strong>und</strong><br />

für über 80 Tage in einem geheimen<br />

Gefängnis festgehalten wurde, ging ein<br />

Aufschrei durch die Kunstwelt. Eine vom<br />

Guggenheim Museum New York inszenierte<br />

Unterschriftenliste wurde von über<br />

140.000 Personen gezeichnet. Der von<br />

Alexander Ochs <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en initiierte<br />

Berliner Appell „Freiheit für Ai Weiwei“<br />

wurde in Deutschland von über 4000<br />

Personen, darunter Günter Grass, Durs<br />

Outside Tompkins Square Park. 1986<br />

bis 18. März 2012<br />

Martin-Gropius-Bau<br />

Niederkirchnerstraße 7<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Mi – Mo 10 – 20 Uhr<br />

Dienstags geschlossen<br />

brennpunkt 1/2012<br />

Galerien<br />

8x10 cm, Inkjet on Fantac Innova Ultra Smooth<br />

Gloss © Ai Weiwei; Courtesy of Three Shadows<br />

Photography Art Center<br />

Grünbein, Rosemarie Trockel, Norbert<br />

Bisky, Tobias Rehberger sowie vielen<br />

anderen Schriftstellern, Künstlern <strong>und</strong><br />

Museumsleuten unterschrieben. Die<br />

Akademie der Künste in Berlin wählte<br />

Ai zum Mitglied. Prominente Künstler<br />

wie Daniel Buren, Olafur Eliasson, Luc<br />

Tuymans <strong>und</strong> Anish Kapoor setzten sich<br />

für seine Freilassung ein. Mittlerweile hat<br />

man Ai Weiwei erlaubt, in seinem Studio<br />

in Beijing zu leben, aber er darf weder<br />

mit der Presse reden noch die Stadt verlassen.<br />

Frei ist Ai Weiwei noch immer<br />

nicht. Wei Jingsheng kommentierte die<br />

Situation auch der Künstler in China<br />

kürzlich in der New York Times: noch<br />

immer regiere in China nicht das Gesetz<br />

sondern die Willkür der Staatsmacht.<br />

Katalog:<br />

Die Ausstellung mit Ai’s Fotografien aus<br />

seiner New Yorker Zeit zeigt den Beginn<br />

einer großen künstlerischen Karriere.<br />

Der Katalog erscheint im Distanz Verlag<br />

als Softcover mit Leinenbezug, 28 x 28<br />

cm, Deutsch/Englisch/Chinesisch <strong>und</strong><br />

umfasst 336 Seiten mit Bildtafeln aller<br />

ausgestellten Fotografien, Essays <strong>und</strong><br />

Interviews. Der Katalog kostet in der<br />

Ausstellung 28 Euro, im Buchhandel<br />

39,95 Euro.<br />

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