Recruiting im Wandel - Hamburg@work
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<strong>Recruiting</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong><br />
Neue Online-Strategien für die Personalsuche
Inhalt<br />
2 3<br />
Inhalt<br />
Grußwort von Uwe Jens Neumann, Vorsitzender <strong>Hamburg@work</strong> e.V. 5<br />
Vorwort von Petra Carlsen, Projektteam Personalmarketing <strong>Hamburg@work</strong> 6<br />
Autoren 8<br />
Personalgewinnung – vom Klassiker bis zur Moderne 10 - 25<br />
Personalsuche über eine Personalberatung (Christiane Müller,<br />
Dwight Cribb Personalberatung GmbH) 10<br />
Online-Stellenbörsen (Christiane Müller, Dwight Cribb Personalberatung GmbH) 17<br />
Personalsuche über persönliche Empfehlungen<br />
(Jan Hendrik von Ahlen, JobLeads GmbH) 22<br />
Das Internet verändert viel – auch Human Resources 26 - 50<br />
Social Media <strong>im</strong> Online-Personalmarketing (Vanessa Boysen, SinnerSchrader AG) 27<br />
Personalmarketing <strong>im</strong> Web 2.0 (Ulrike Marquard, CoreMedia AG) 40<br />
Beziehungen aufbauen und festigen<br />
(Julia Böge, Inter<strong>im</strong> Managerin/Sabine Koke, Parship GmbH) 48<br />
Aus- und Weiterbildung 51 - 71<br />
Duale Ausbildung – wichtiger, denn je (Christa Pfennigschmidt, Initiative Hamburg) 51<br />
Warum Coaching und Training entscheidend zum<br />
Unternehmenserfolg beitragen können (Hanka Schrader, Coach und Trainerin) 62<br />
Rechtliche Grundlagen zum Thema Personal 72 - 79<br />
Die Personaleinstellung unter Beachtung des Allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetzes (Susanne A. Becker, Fachanwältin für Arbeitsrecht) 72<br />
Zukunftsszenario flexible Beschäftigungsverhältnisse 80 - 83<br />
Voll <strong>im</strong> Trend: Inter<strong>im</strong> Management (Petra Carlsen, Change Manufaktur) 80<br />
Schlusswort von Dörthe-Julia Zurmöhle, Clustermanagerin Medien, IT und<br />
Telekommunikation <strong>Hamburg@work</strong> 85<br />
Wie werde ich Mitglied bei <strong>Hamburg@work</strong>? 86
Grußwort<br />
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />
der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit der wichtigsten<br />
Ressource neben der Liquidität: den Mitarbeitern. Die Strategie aus<br />
der Chefetage kann noch so gut auf die Stärken des eigenen Hauses<br />
und die aktuelle Marktsituation abgest<strong>im</strong>mt sein – wenn sie von den<br />
Mitarbeitern nicht umgesetzt wird, ist sie nicht viel wert. Deshalb ist<br />
es maßgeblich für den Erfolg jeder Firma, vom Start-up über kleine und<br />
mittelständische Unternehmen bis hin zu großen Konzernen, ein Team<br />
zu führen, das über das notwendige Fachwissen verfügt und sich mit<br />
der eigenen Arbeit identifiziert.<br />
Die effektive Suche nach diesen Mitarbeitern ist deshalb ein wichtiger Bestandteil für die Weiterentwicklung<br />
jedes Unternehmens – auch in der IT- und Medienbranche. Gerade das Internet<br />
hat mit Innovationen <strong>im</strong> Zuge des Web 2.0 in den letzten Jahren einige neue Möglichkeiten<br />
für die wichtigsten Fragen bei der Personalsuche erschaffen: Wo finde ich die richtigen Mitarbeiter<br />
für mein Unternehmen und wie binde ich Fach- und Führungskräfte langfristig an meine<br />
Firma? Antworten finden Sie in diesem Leitfaden, den das Projektteam Personalmarketing von<br />
<strong>Hamburg@work</strong> in engagierter Gemeinschaftsarbeit in diesem Jahr erstellt hat.<br />
Das Projektteam Personalmarketing ist Teil der Fachgruppe Personalentwicklung, die für<br />
Unternehmen, Bildungsinstitutionen sowie Personalentwickler und -verantwortliche als erste<br />
Anlaufstelle dient. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Angebot und Nachfrage aufeinander<br />
abzust<strong>im</strong>men, auf neue berufliche Kompetenzanforderungen zu reagieren und die Branche<br />
zu vernetzen. Sie trägt so dazu bei, die Vorreiterrolle des Medien- und IT-Standorts Hamburg<br />
durch eine innovative Bildungspolitik zu festigen und weiterzuentwickeln.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und neue Eindrücke be<strong>im</strong> Lesen.<br />
Ihr<br />
Uwe Jens Neumann<br />
Vorsitzender <strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />
Uwe Jens Neumann,<br />
<strong>Hamburg@work</strong><br />
4 5
Vorwort<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
alles begann <strong>im</strong> Rahmen der Fachgruppe Personalentwicklung von<br />
<strong>Hamburg@work</strong> mit einem Kongress <strong>im</strong> November 2007. Das Thema:<br />
„Fachkräftemangel – und was nun?“ Es trafen sich Vertreter aus Hamburger<br />
Unternehmen, um das brisante Thema angemessen zu erörtern<br />
und richtungsweisende Methoden eines präventiven Personalmanagements<br />
zu präsentieren. <strong>Hamburg@work</strong> griff dieses Top-Thema auf<br />
und startete zur CeBIT 2008 eine große Rekrutierungsoffensive. Die<br />
Unternehmen auf dem Norddeutschen Gemeinschaftsstand waren sich<br />
nach der Aktion einig: Die Gewinnung und Bindung von qualifizierten<br />
Fachkräften wird für Unternehmen <strong>im</strong>mer schwieriger und ist mit hohem<br />
Petra Carlsen,<br />
Change Manufaktur<br />
Aufwand und Investitionen verbunden. Kreative Ideen und Maßnahmen sind notwendig, um<br />
in der Zeit des steigenden Fachkräftemangels als Unternehmen in einem globalen Umfeld<br />
wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Heute halten Sie in den Händen, was das Projektteam Personalmarketing, bestehend aus<br />
engagierten Personalerinnen der Hamburger IT- und Medienwelt, zum selbigen Thema ausgearbeitet<br />
haben. Unser Ziel ist es, Ihnen anhand von theoretischen Texten und Case Studies<br />
praxiserprobte Konzepte und Ideen vorzustellen – denn wirkungsvolles und nachhaltiges<br />
Personalmarketing ist heute mehr als die Schaltung von Print- oder Online-Stellenanzeigen<br />
und die unregelmäßigen Weiterbildungsangebote vieler Unternehmen. Und noch etwas fällt<br />
auf: Durch die globale Vernetzung, Web 2.0, Social Networks und Communities hat sich das<br />
Verhalten von Jobsuchenden und Jobanbietern grundlegend verändert. Auch haben Mitarbeiter<br />
heute veränderte Ansprüche an ihren Arbeitsalltag und ihre Arbeitsumgebung.<br />
Mit dem Leitfaden „<strong>Recruiting</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong>“ sprechen wir insbesondere Klein- und Mittelständler<br />
an, deren Personalabteilungen bei begrenzten finanziellen und personellen Kapazitäten<br />
Mitarbeiter finden und danach auch fortwährend an sich binden wollen. Zur einfachen Handhabung<br />
des Leitfadens ist das Thema Personalmarketing in die Rubriken Personalgewinnung,<br />
Human Resources <strong>im</strong> Web 2.0 und Aus- und Weiterbildung gegliedert. Abschließend erhalten<br />
die Leser rechtliche Hintergrundinformationen und einen Ausblick zu künftigen, flexiblen<br />
Beschäftigungsverhältnissen.<br />
Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns zu vernetzen, Feedback zu geben oder weitergehende<br />
Informationen zu den Inhalten abzufragen. Ich möchte mich heute bei allen Autorinnen und<br />
Autoren für die gute Zusammenarbeit und ihr Engagement bedanken. Ich freue mich jetzt schon<br />
auf weitere gemeinsame Projekte aus dem Bereich Human Resources.<br />
Es grüßt Sie alle sehr herzlich<br />
Petra Carlsen<br />
Change Manufaktur<br />
6 7
Autoren<br />
Susanne A. Becker ist seit 2001 selbstständige Rechtsanwältin und seit dem Jahre 2007<br />
zudem Fachanwältin für Arbeitsrecht. Ebenfalls seit 2007 ist sie Partnerin der Sozietät<br />
Vahle Kühnel Becker Rechtsanwälte mit Sitz in Hamburg. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit<br />
liegt in der arbeitsrechtlichen Beratung von Arbeitgebern und Arbeitgeberverbänden.<br />
Daneben ist sie Referentin zahlreicher arbeitsrechtlicher Schulungen und Lehrbeauftragte<br />
in der Erwachsenenbildung.<br />
Julia Böge<br />
Julia Böge arbeitete als Personalleiterin bevor sie sich 2001 als Inter<strong>im</strong> Managerin<br />
selbstständig machte. Die Diplomkauffrau übern<strong>im</strong>mt Aufträge als Human-Resources-<br />
Expertin (HR) oder als Inter<strong>im</strong> Personalleiterin zur Vakanzüberbrückung – als Elternzeitvertretung<br />
oder bei der Kündigung eines Personalers. Darüber hinaus steuert Böge HR-<br />
Projekte wie „Opt<strong>im</strong>ierung der Personalprozesse“ und fokussiert sich dabei auf die<br />
Branchen Internet, Medien, IT und Telekommunikation.<br />
Vanessa Boysen ist seit 2005 bei der Hamburger Interaktivagentur SinnerSchrader und<br />
übernahm <strong>im</strong> Rahmen eines Change Prozesses <strong>im</strong> April 2007 die Leitung des HR-Bereichs.<br />
Nach dem Studium der Erziehungswissenschaft startete sie ihre berufliche Laufbahn <strong>im</strong><br />
Jahre 2000 als Personalentwicklerin in der Online Agentur Marchfirst. Ihre beruflichen<br />
Schwerpunkte liegen in der Personal- und Organisationsentwicklung sowie dem Personalmarketing.<br />
Petra Carlsen<br />
Petra Carlsen bietet mit ihrer Change Manufaktur seit Anfang 2009 Training, Beratung und<br />
Coaching in Veränderungsprozessen an. Zuvor war sie 20 Jahre in der IT-Branche tätig,<br />
davon 11 Jahre als Niederlassungsleiterin bei der Dis AG in Hamburg. Hier arbeitete sie in<br />
den Bereichen Human Resources, IT und Sales. Seit 2004 ist sie Mitglied bei Hamburg@<br />
work und Boardmember der Fachgruppe Personalentwicklung.<br />
Christa Pfennigschmidt, gelernte Verlags- und Diplomkauffrau, arbeitet seit 1993 bei<br />
Initiative Hamburg in verschiedenen Aufgabenbereichen und Funktionen. 1998 hat sie<br />
die duale Ausbildung mit ins Leben gerufen und bis 2005 neben ihren Fachaufgaben die<br />
Auszubildenden betreut. Seit 2006 ist sie voll verantwortlich für die gesamte Personalentwicklung<br />
bei Initiative Hamburg. Darüber hinaus übt sie verschiedene Dozententätigkeiten<br />
aus: u.a. an der Hamburg Media School und der Universität der Künste Berlin,<br />
Fachbereich Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation.<br />
Susanne A. Becker<br />
Christa<br />
Pfennigschmidt<br />
Sabine Koke ist seit Januar 2009 Director Human Resources bei der Parship GmbH.<br />
Nach ihrem Hochschulstudium startete sie ihre berufliche Laufbahn <strong>im</strong> Sales für Microsoft<br />
Eastern Europa. Ende der 1990er-Jahre übernahm sie ihre ersten Personalaufgaben<br />
bei der SinnerSchrader AG, anschließend wechselte sie zu Colgate-Palmolive, wo<br />
sie die letzten sieben Jahre die Personalleitung für den deutschsprachigen Raum<br />
verantwortete.<br />
Hanka Schrader<br />
Hanka Schrader ist zertifizierte Projektmanagerin und ausgebildeter Business Coach<br />
und seit zwei Jahren als selbstständiger Coach und Trainerin tätig. Ihre Schwerpunkte<br />
liegen dabei in der Ausbildung und Weiterentwicklung von Schlüsselqualifikationen in der<br />
Kundenberatung und <strong>im</strong> Projektmanagement. Zuvor hat die gelernte Verlagsfachwirtin<br />
insgesamt 15 Jahre Berufserfahrung in der Medien- und IT-Branche gesammelt, u.a. in<br />
den Bereichen Account Management, Kundenberatung und Teamführung, Prozess- und<br />
Projektmanagement, Restrukturierungsprozesse in der Aufbau- und Ablauforganisation.<br />
Ulrike Marquard ist seit 1999 verantwortlich für Human Resources bei CoreMedia und<br />
leitet eins der beiden CoreMedia Competence Center. In dieser Funktion ist sie verantwortlich<br />
für die Auswahl, disziplinarische Führung und Entwicklung der hochqualifizierten<br />
Mitarbeiter. Gemeinsam mit ihrem Team gestaltet sie die Rahmenbedingungen der Fast<br />
Learning Organization durch die Entwicklung und Umsetzung von Instrumenten für die<br />
Personal- und Organisationsentwicklung.<br />
Vanessa Boysen Ulrike Marquard<br />
Christiane Müller<br />
Christiane Müller studierte Wirtschaftssoziologie mit dem Schwerpunkt Betrieb und Personal.<br />
Während des Studiums arbeitete sie be<strong>im</strong> Wirtschaftsforschungsinstitut HWWA<br />
sowie in mehreren Projekten der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Seit 2003 ist sie als<br />
Consultant bei der Dwight Cribb Personalberatung GmbH, einer führenden Personalberatung<br />
für die digitale Wirtschaft, tätig. Als Spezialistin für die Personalgewinnung in engen<br />
Arbeitsmärkten berät sie Unternehmen aus den Bereichen Online, Neue Medien, E-Commerce,<br />
Mobile, Telekommunikation und Technologie.<br />
Jan Hendrik von Ahlen studierte nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg Betriebswirtschaft<br />
in New York. Anschließend war er sechs Jahre für die Unternehmensberatung<br />
Mummert Consulting AG in Europa, den USA und Asien aktiv und drei Jahre für Open Text<br />
Corp. Hier war er verantwortlich für die Konzeption und weltweite Markteinführung neuer<br />
Softwaresolutions. Seit 2007 ist er Mitgründer und Geschäftsführer der JobLeads GmbH,<br />
einem Online-Empfehlungs- und Karriereportal.<br />
8 9<br />
Sabine Koke<br />
Jan Hendrik<br />
von Ahlen
Personalgewinnung<br />
Personalgewinnung – vom Klassiker bis zur Moderne<br />
Die Print-Stellenanzeige wird zur Personalgewinnung heute kaum mehr eingesetzt – zu teuer:<br />
Die gedruckten Jobofferten kosten <strong>im</strong> Vergleich zur Online-Bewerbersuche zu viel, haben eine zu<br />
geringe Reichweite und eine zu kurze Laufzeit. Dabei waren sie noch vor zehn Jahren das Mittel<br />
der Wahl, um geeignetes Personal zu finden – und Online-Jobbörsen für die meisten Personaler<br />
undenkbar. Lesen Sie in den folgenden drei Beiträgen, welcher Mix aus neuen und alten Kommunikationsmitteln<br />
bei der Personalsuche Erfolg hat und welche Maßnahmen Rekrutierungsexperten<br />
Ihrem Unternehmen empfehlen.<br />
Personalsuche über eine Personalberatung<br />
I. Wann ist die Personalsuche über eine Personalberatung<br />
sinnvoll?<br />
Die verschiedenen Formen der anzeigengestützten Suche beruhen auf<br />
der Hoffnung, dass die richtige Person die Anzeige findet, sich angesprochen<br />
fühlt und auch bereit ist, sich zu bewerben. Ab einem best<strong>im</strong>mten<br />
Karrierelevel werden sich potenzielle Kandidaten jedoch nicht mehr auf<br />
eine Stellenanzeige direkt be<strong>im</strong> Unternehmen bewerben: Der Idealkan-<br />
Christiane Müller,<br />
Dwight Cribb Personalberatung<br />
GmbH<br />
didat, der noch bei einem der Wettbewerber beschäftigt ist, scheut – aus nachvollziehbaren<br />
Gründen – häufig die direkte Kontaktaufnahme. Professionelle Personalberatungen können hier<br />
helfen. Sie kontaktieren geeignete Bewerber direkt und bieten den Angefragten einen geschützten<br />
Raum für ihre berufliche Entscheidung.<br />
Die Einschaltung einer Personalberatung ist auch dann sinnvoll, wenn am Markt noch nicht<br />
bekannt werden soll, dass für eine best<strong>im</strong>mte Position gesucht wird. Gründe dafür gibt es viele:<br />
Ein neuer Geschäftsbereich wird aufgebaut und der Wettbewerb soll das nicht mitbekommen,<br />
oder ein Mitarbeiter soll „ausgetauscht“ werden.<br />
Sinnvoll ist die Direktansprache durch eine Personalberatung auch <strong>im</strong>mer dann, wenn in einer<br />
Branche beziehungsweise einem best<strong>im</strong>mten Bereich der Arbeitsmarkt besonders eng ist. Denn<br />
je enger der Markt und je spezialisierter die Aufgabe ist, desto kleiner ist die Zielgruppe und<br />
umso schwerer ist sie mit herkömmlichen Mitteln zu erreichen.<br />
Mithilfe der Direktansprache durch eine Personalberatung können auch Kandidaten erreicht werden,<br />
die nicht aktiv auf der Suche sind und kein konkretes Wechselinteresse haben. Durch Maßnahmen<br />
wie Stellenausschreibungen oder die Suche in Jobdatenbanken wären diese Bewerber<br />
nicht zu finden. Gerade die gesuchten hochqualifizierten Fach- und Führungskräfte sind, selbst<br />
bei latenter Unzufriedenheit, nicht selten beruflich oft so stark in Anspruch genommen, dass sie<br />
keine Zeit haben, Stellenanzeigen zu lesen und Bewerbungen zu schreiben und betreiben daher<br />
keine aktive Suche. Durch die gezielte Ansprache werden nicht nur Kandidaten aus genau dem<br />
richtigen Umfeld aktiviert, sondern der Prozess erlaubt es, eine Auswahl aus den besten <strong>im</strong> Markt<br />
verfügbaren Kandidaten zu treffen. Voraussetzung für den Erfolg bei der Direktansprache ist<br />
selbstverständlich <strong>im</strong>mer eine ausreichende Attraktivität der angebotenen Position.<br />
Ein anderer Grund für die Einschaltung einer externen Personalberatung kann in der Entlastung<br />
für die Personalabteilung bzw. Geschäftsleitung liegen. Daher ist diese Art der Suche für<br />
Auf der Suche nach dem richtigen Mitarbeiter nutzen Unternehmen mittlerweile zahlreiche Tools<br />
kleine Unternehmen, die <strong>im</strong> Bereich Personal noch nicht so gut aufgestellt sind, sinnvoll. Wenn<br />
die Suche und Erstauswahl be<strong>im</strong> externen Partner liegt, dann beschränkt sich der Aufwand <strong>im</strong><br />
Unternehmen auf das Führen von Vorstellungsgesprächen mit wenigen, gut geeigneten Kandidaten.<br />
Dadurch kann der Verwaltungsaufwand reduziert werden und die Personalabteilung<br />
kann sich auf die interessantesten Kandidaten konzentrieren und ihnen so einen positiven<br />
Eindruck vom eigenen Unternehmen vermitteln.<br />
II. Welche Grundtypen der Personalberatung gibt es?<br />
Es gibt drei verschiedene Grundtypen von Personalberatungen. Personalberatungen, die<br />
hauptsächlich mit anzeigengestützter Suche arbeiten, rein auf Erfolgsbasis agierende Unternehmen<br />
(Contingency Search) und auf Mandatsbasis arbeitende Personalberatungen<br />
(Executive Search).<br />
10 11
Personalgewinnung<br />
A. Anzeigenbasierte Personalberatungen<br />
Diese Art von Personalberatung ist durch die Präsenz in den Stellenanzeigenteilen der Zeitungen<br />
oder Internetportalen den meisten Menschen zumeist wesentlich bekannter als die diskret <strong>im</strong><br />
Hintergrund arbeitenden Executive-Search-Unternehmen. Bei der anzeigengestützten Suche<br />
wird oftmals ein erfolgsabhängiges Honorar vereinbart und die von den jeweiligen Anzeigenmedien<br />
(Print, Online) in Rechnung gestellten Inseratskosten werden in der Regel weiterberechnet<br />
(oftmals unter Berücksichtigung eines „Agenturrabattes“).<br />
Diese Suchmethode eignet sich bei der Besetzung von Positionen ohne hohe Spezialisierung. Die<br />
Personalberatung übern<strong>im</strong>mt die Korrespondenz mit den Bewerbern, trifft die Vorauswahl und kann<br />
so zum Beispiel ein kleines Unternehmen, welches noch keine eigene Personalabteilung hat, entlasten.<br />
Anzeigenbasierte Personalberatungen werden oft auch beauftragt, wenn das Unternehmen<br />
anonym bleiben will, weil zum Beispiel ein Mitarbeiter in seiner Position abgelöst werden soll.<br />
B. Auf Erfolgsbasis arbeitende Personalberatungen (Contingency Search)<br />
Aus Unternehmenssicht haben rein auf Erfolgsbasis agierende Personalberatungen den Vorteil,<br />
dass der Aufraggeber erst dann ein Honorar bezahlen muss, wenn ein Kandidat eingestellt wurde.<br />
Somit entstehen keinerlei Kosten, wenn durch eigene Maßnahmen ein Kandidat gefunden<br />
oder die Position ganz gestrichen wurde. Wenn keine Exklusivität vereinbart wird, kann bei<br />
Beauftragung von mehreren auf Erfolgsbasis agierenden Personalberatern ein weiteres Netz<br />
gespannt werden als es durch die eigene Suche oder die Beauftragung eines einzelnen Unternehmens<br />
möglich wäre.<br />
Allerdings hat diese Art von Personalberatung auch einige system<strong>im</strong>manente Schwächen. Das<br />
wirtschaftliche Risiko liegt allein be<strong>im</strong> Personalberater, sodass er nicht viel Aufwand in die<br />
Suche stecken kann. Dies gilt umso mehr, wenn er keine Exklusivität bei der Suche hat. Seine<br />
Konzentration wird daher auf Kandidaten liegen, die auf Jobseiten zu finden sind oder sich<br />
anderweitig bereits in einer Form aktiv dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt haben. Eine<br />
systematische Identifikation und Ansprache der besten Kandidaten kann er sich nicht leisten,<br />
da dieses Vorgehen zeitaufwendig ist. Wenn die Suche schwierig wird, wird der Personalberater<br />
daher häufig das Interesse verlieren. Hinzu kommt, dass der Personalberater, um für sich kostengünstig<br />
zu arbeiten, unter Umständen darauf verzichtet, detaillierte Interviews zu führen<br />
und sich auf das Finden und Weiterleiten von möglichen Kandidaten beschränkt.<br />
Diese system<strong>im</strong>manenten Schwächen werden durch das Platzieren des gleichen Auftrages<br />
bei mehreren Personalberatungen nicht gemildert. Bei fehlender Exklusivität steigt hingegen<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass Kandidaten von mehreren Personalberatern für die gleiche Po-<br />
sition angesprochen werden und der Kandidat verunsichert wird und ein schlechtes Bild vom<br />
Auftraggeber bekommt. Wenn man dann später doch noch einen Suchauftrag mit festem Honorar<br />
und Exklusivität vergeben möchte, ist der Kandidatenpool möglicherweise zumindest<br />
teilweise „verdorben“.<br />
C. Executive Search<br />
Per Executive Search wird zumeist auf Basis eines Festhonorars gesucht. Das Honorar wird<br />
dabei üblicherweise in drei bis vier Raten fällig, die meist abhängig vom Erreichen best<strong>im</strong>mter<br />
Projektmeilensteine sind.<br />
Diese Art der Suche bedingt einen Vertrauens- und Investitionsvorschuss. Es gehört Vertrauen<br />
dazu, denn man zahlt schon vor den ersten sichtbaren Leistungen. Man muss also<br />
genau prüfen, warum man der Meinung ist, dass der Personalberater qualifiziert ist.<br />
Denn wenn er schlecht arbeitet, ist teilweise das Honorar gezahlt, aber kein Ergebnis da.<br />
Auf der anderen Seite übern<strong>im</strong>mt der Personalberater dafür die Garantie, qualifizierte Kandidaten<br />
zu finden, zu präsentieren und so lange zu suchen, bis die Position erfolgreich besetzt<br />
werden konnte. Auch wenn die Suche schwierig wird, wird der Personalberater weitersuchen.<br />
In der Regel beinhaltet der Beratervertrag darüber hinaus eine Garantie zur Nachbesetzung,<br />
sollte der Kandidat während der Probezeit kündigen.<br />
Durch die feste Mandatierung können gezielt Kandidaten identifiziert und angesprochen werden,<br />
die aus dem opt<strong>im</strong>alen Umfeld kommen und die beste fachliche sowie persönliche Eignung<br />
haben. Bei dieser Art der Personalberatung beschränkt sich der Berater nicht auf die aktiv suchenden<br />
Kandidaten, sondern vermag es auch diejenigen zu aktivieren, die nicht aktiv an einen<br />
Wechsel denken. Somit erreicht er viel mehr mögliche Kandidaten.<br />
12 13
Personalgewinnung<br />
Sie können sich darauf einstellen, dass der Personalberater mit Ihnen das Anforderungsprofil<br />
genau definieren und Interesse daran haben wird, das Unternehmen kennenzulernen, damit er<br />
die richtigen Kandidaten finden kann. Durch diese intensive Vorarbeit kann der Personalberater<br />
beurteilen, in welchen Umfeldern er suchen muss und wird später intensive Interviews mit<br />
möglichen Kandidaten führen, um die geeigneten Personen auszuwählen. Dies führt dazu, dass<br />
nur qualifizierte Kandidaten vorgestellt werden und Sie somit innerhalb kurzer Zeit eine gute<br />
Entscheidung treffen können.<br />
Durch das feste Mandat werden Kandidaten nur von einem Personalberater angesprochen.<br />
Dadurch mag das Netz für die Suche nicht so weit gespannt sein, aber es stellt Vertrauen und<br />
Seriosität sicher.<br />
Wie funktioniert Direktansprache <strong>im</strong> Executive Search?<br />
Der Executive Search hat mehre Phasen, die systematisch aufeinander aufbauen. Das Honorar wird<br />
meist in Teilbeträgen in Rechnung gestellt, die jeweils nach Durchlaufen einer Phase fällig werden.<br />
1. Anforderungsprofil<br />
Im Gespräch mit dem Auftraggeber erstellt der Personalberater ein Anforderungsprofil. Häufig<br />
hat der Auftraggeber schon eine Stellenbeschreibung, die Grundlage für ein solches Profil<br />
bilden kann. Für den Personalberater sind aber weitere Informationen wie zum Beispiel die<br />
erwartete Entwicklung des Unternehmens, die Einbindung der Position ins Unternehmensgefüge,<br />
Besonderheiten der Vorgesetzen und Teammitglieder und Ähnliches wichtig. Je genauer<br />
der Berater die Lage einschätzen kann, desto besser wird später seine Auswahl sein. Nehmen<br />
Sie sich für diesen Schritt Zeit! Die Beratung mit der Entwicklung realistischer Kriterien für die<br />
Suche ist bedeutsam für den Erfolg oder Misserfolg einer Besetzung.<br />
2. Zielfirmenlisten<br />
Auf Basis des Anforderungsprofils überlegt der Berater, in welcher Art von Unternehmen die<br />
geeigneten Zielpersonen heute beschäftigt sein könnten. Er n<strong>im</strong>mt eine systematische Marktanalyse<br />
vor. Dies geschieht durch die Auswertung von Verzeichnissen, Firmeninformationen<br />
und Datenbank-Recherchen und wird ergänzt durch die Analyse bereits realisierter Mandate.<br />
Diese sogenannte „Zielfirmenliste“ wird dann meist vom Auftraggeber gegengelesen, um den<br />
Schutz von Kunden und Partnern zu gewährleisten. Gegebenenfalls können auf diese Weise<br />
auch bereits bekannte und nicht geeignete Personen ausgeschlossen werden.<br />
3. Identifizierung von potenziellen Kandidaten<br />
Auf Basis der Zielfirmenliste erfolgt die Identifizierung von potenziellen Kandidaten. Hierbei<br />
kommen methodisch gesehen verschiedene Ansätze zum Zug, bei denen sowohl Erfahrung als<br />
auch Ausdauer, Kreativität und Intuition gefordert sind.<br />
4. Ansprache<br />
Sobald die ersten Kandidaten identifiziert wurden, startet die Direktansprache. Diskret n<strong>im</strong>mt<br />
der Berater mit dem Kandidaten Kontakt auf. In diesem ersten Telefonat macht er auf die zu<br />
besetzende Position aufmerksam und klärt die prinzipielle Wechselbereitschaft. Sofern nicht<br />
ausdrücklich vereinbart, wird der Name des Auftraggebers noch nicht genannt. Ist der Kandidat<br />
grundsätzlich gesprächsbereit, sendet er dem Berater seinen Lebenslauf und es folgt ein<br />
weiteres Gespräch. Hier bekommt der Berater einen ersten Eindruck von den Qualifikationen,<br />
aber auch schon von kommunikativen Fähigkeiten am Telefon. Man kann diese Phase als<br />
eine Art Vorabklärungen sehen. Das Gespräch sollte dabei <strong>im</strong>mer ein Geben und Nehmen sein.<br />
Der richtige Weg zum Ziel: Die persönliche Ansprache<br />
Der Berater informiert über die Möglichkeiten bei seinem Mandanten und bespricht mit dem<br />
Kandidaten, welche Qualifikationen er hat und was ihm <strong>im</strong> Hinblick auf seine berufliche Entwicklung<br />
wichtig ist. Meist tastet man sich in Vorabklärungen schrittweise an interessante<br />
Kandidaten heran und gewinnt zunehmend ihr Vertrauen.<br />
5. Persönliches Gespräch<br />
Ist der erste Eindruck am Telefon gut und zeigt sich der Kandidat genügend interessiert, erfolgt<br />
ein persönliches Gespräch, das vergleichbar mit einem klassischen Bewerbungsgespräch ist.<br />
Dieser Punkt ist von entscheidender Bedeutung, denn nur ein persönliches Gespräch erlaubt<br />
14 15
Personalgewinnung<br />
eine zuverlässige Auswahl. Der Berater tritt dabei als Interessenvertreter beider Seiten auf. Ein<br />
gute Berater wird argumentieren, aber nicht überreden. Die persönliche Karriere und die damit<br />
weiter verbundenen Konsequenzen auf das Familienleben oder den Wohnort sind ein sehr sensibler<br />
Bereich. Für die richtige Argumentation sind Erfahrung, Empathie und natürlich fundierte<br />
Kenntnisse über das suchende Unternehmen und die zu besetzende Position notwendig. Hier<br />
zahlt es sich aus, wenn man als Auftraggeber seinen Berater umfassend informiert hat.<br />
6. Auswahl und vertraulicher Bericht<br />
Auf Basis der persönlichen Gespräche wählt der Berater die ihm am besten geeignet erscheinenden<br />
und von ihrer Wechselmotivation überzeugendsten Kandidaten aus. Für diese Bewerber<br />
erstellt er jeweils einen vertraulichen Bericht, in dem er seinen persönlichen Eindruck des<br />
Kandidaten sowie dessen Qualifikationen, die Wechselmotivation und die Gehaltsvorstellungen<br />
zusammenfasst. Diesen Bericht erhält der Auftraggeber zusammen mit den Lebensläufen<br />
der Kandidaten, Zeugnissen, Fotos und gegebenenfalls Referenzen.<br />
7. Präsentation und Abschluss<br />
In den meisten Fällen wird die Auswahl des Personalberaters so gut sein, dass Sie alle Kandidaten<br />
persönlich kennenlernen wollen. Jedoch steht es Ihnen frei, auch Kandidaten abzulehnen.<br />
Es folgt ein Gespräch, in dem sich Kandidat und Auftraggeber kennenlernen. Idealerweise ist der<br />
Personalberater be<strong>im</strong> Gespräch dabei, damit er gegebenenfalls vermittelnd eingreifen kann und<br />
den Auftraggeber bezüglich Chancen und Risiken bei einer Einstellung beraten kann.<br />
Zusätzlich beobachtet der Personalberater die Reaktion seines Mandanten auf die Kandidaten,<br />
um eine noch genauere Einschätzung der Bedürfnisse seines Kunden zu bekommen, falls ein<br />
weiterer Suchprozess notwendig werden sollte. Mit Abschluss eines Arbeitsvertrages ist die<br />
Tätigkeit des Personalberaters erfolgreich abgeschlossen. Meist beinhaltet der Beratervertrag<br />
auch eine Garantie zur Nachbesetzung, sollte der Kandidat während der Probezeit kündigen.<br />
Was kann der Auftraggeber tun, um diesen Prozess zu unterstützen?<br />
Der wichtigste Punkt ist der Dialog mit dem Personalberater. Je gründlicher er gebrieft ist und<br />
je genauer er Ihr Unternehmen und Ihre Strukturen versteht, desto besser und zielgerichteter<br />
kann seine Suche sein.<br />
Geben Sie ihm genug Informationen und Ihre Begeisterung mit. Ihr Personalberater ist Ihre<br />
St<strong>im</strong>me zum Markt und kann für Ihr Unternehmen und Ihre Position nur motivieren, wenn er<br />
genug „begeisterungswürdige“ Informationen hat.<br />
Sprechen Sie regelmäßig miteinander. So bekommen Sie mit, wie die Suche gerade läuft, und Ihren<br />
Berater wird es interessieren, wie sich die Situation <strong>im</strong> Unternehmen gerade darstellt. Für Sie<br />
sind solche Gespräche eine gute Möglichkeit, eine externe Markteinschätzung zu bekommen.<br />
Online-Stellenbörsen<br />
Monster, Jobscout24 und Stepstone – Jobbörsen gibt es über 800 <strong>im</strong><br />
Internet. Die größten 20 Online-Stellenmärkte vereinigen dabei einen<br />
Marktanteil von 50 Prozent der Stellenanzeigen. Die andere Hälfte teilen<br />
sich viele kleine, meist auf best<strong>im</strong>mte Branchen oder Regionen spezialisierte<br />
Jobbörsen.<br />
Jede der Jobbörsen bietet dabei unterschiedliche Möglichkeiten der<br />
Suche an. Häufig kann das Angebot nach Branchen, Berufen, Regionen<br />
oder Orten durchforstet werden. Oft gibt es auch die Möglichkeit, ein<br />
persönliches Bewerberprofil zu hinterlegen, das sich Unternehmen dann<br />
bei Bedarf ansehen können. Die Angebote sind zum Teil kostenlos, während andere zum Teil<br />
erhebliche Gebühren nehmen.<br />
I. Wie kann man in dieser großen Menge die richtige Jobbörsen für die Personalsuche<br />
finden?<br />
Grundsätzlich lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:<br />
A. Allgemeine Jobbörsen<br />
Christiane Müller,<br />
Dwight Cribb Personalberatung<br />
GmbH<br />
In den allgemeinen Jobbörsen finden sich Angebote für jede Zielgruppe. Dementsprechend haben<br />
diese Jobbörsen eine große Reichweite. Möchten Sie also von so vielen Stellensuchenden<br />
wie möglich gefunden werden, wählen Sie eine Jobbörse, die besonders etabliert ist und viele<br />
Besucher hat. Beispiele für solche Jobbörsen sind die Agentur für Arbeit, Meine Stadt, Monster,<br />
Jobpilot, Stepstone oder Jobscout24.<br />
Mit diesen großen Jobbörsen erreichen Sie eine breite Zielgruppe. Doch dieser Vorteil hat auch<br />
eine Schattenseite: Je größer die Stellenbörse, desto kurzlebiger die Anzeige. Es kann passieren,<br />
dass eine geschaltete Anzeige schon bald wieder auf den hinteren Plätzen landet, da ständig<br />
andere Jobangebote nachrücken. Gegensteuern kann man durch kleinere Veränderungen, wenn<br />
diese erlaubt sind, sodass die Anzeige wieder weiter vorne erscheint.<br />
Wichtig ist auch eine gute Einstellung der Suchkriterien, sodass Ihre Anzeige von der relevanten<br />
Zielgruppe gefunden wird. Außerdem sollte man bei der Formulierung seiner Stellenanzeige<br />
verstärkt darauf achten, dass die richtige Zielgruppe angesprochen wird. Sonst könnten sich zu<br />
viele ungeeignete Bewerber angesprochen fühlen.<br />
16 17
Personalgewinnung<br />
B. Berufsspezifische Jobbörsen<br />
Berufsspezifische Jobbörsen richten sich an best<strong>im</strong>mte Berufsgruppen. Für beinahe jede<br />
Branche und Zielgruppe gibt es inzwischen die passende Jobbörse. Auch wenn sie nicht die<br />
Reichweite der allgemeinen Stellenbörsen haben, kann gerade die Spezialisierung Vorteile<br />
bieten, da die Streuverluste geringer sind und man seine Zielgruppe direkter findet. Ist Ihnen<br />
das Branchenwissen des Bewerbers wichtig, sollten Sie sich auf Jobbörsen konzentrieren, die<br />
sich auf Ihren Bereich spezialisiert haben. Diesen Vorteil haben auch die großen Jobportale<br />
entdeckt und bieten mittlerweile „Branchenspecials“ oder Sonderflächen in einem sektorspezifischen<br />
Umfeld an.<br />
18 19
Personalgewinnung<br />
C. Metasuchmaschinen<br />
Metasuchmaschinen wie K<strong>im</strong>eta, Jobrobot, Joboter oder der ZEIT-Robot durchforsten Angebote<br />
auf den verschiedenen Webseiten und listen Angebote sowohl von Jobbörsen als auch unternehmenseigenen<br />
Stellenmärkten auf. Die Jobsuchenden erhalten so eine übersichtliche Zusammenfassung<br />
des Arbeitsmarktangebotes, das sie nur noch nach ihren persönlichen Kriterien<br />
bewerten müssen. Das spart dem Einzelnen viel Zeit und Mühe und vergrößert die Reichweite<br />
für die Unternehmen.<br />
Um von den Metasuchmaschinen erfasst zu werden, ist es wichtig, dass sich die ausgeschriebenen<br />
Stellen auf einem eigenen Bereich der Unternehmenswebsite befinden. Nennen Sie diese<br />
Seite zum Beispiel „Jobs“. Am besten funktioniert das automatische Einlesen, wenn jede dort<br />
ausgeschriebene Stelle eine eigene URL erhält. Man kann sich auch bei den Jobsuchmaschinen<br />
direkt mit den vakanten Stellen anmelden. Gerade für kleinere Unternehmen, die nicht so viel<br />
Geld für „Employer Branding“ zur Verfügung haben, ist es wichtig, sich in den Suchmaschinen<br />
gut zu positionieren. Machen Sie Ihre Stellen von Suchmaschinen auffindbar, um dann zum Zuge<br />
zu kommen, wenn ein Bewerber nach genau dem sucht, was Ihr Unternehmen zu bieten hat.<br />
II. Wie finde ich die geeignete Jobbörse?<br />
Die meisten Jobbörsen veröffentlichen ihre Mediadaten und geben somit Aufschluss über die zu<br />
erwartende Zielgruppe. Allerdings ist es sehr zeitaufwendig, die Daten zu recherchieren, zumal<br />
die Informationen kaum nachprüfbar sind. Will man sich die Zeit sparen und sich nicht nur auf<br />
die Eigenaussagen der Anbieter verlassen, bieten Rankings und Vergleichsuntersuchungen<br />
einen ersten Anhaltspunkt für die Suche nach der geeigneten Stellenbörse.<br />
Eine bekannte Prüfstelle ist Crosswater Systems, die jedes Jahr mehrere hundert Jobbörsen<br />
vergleicht und die Rankinglisten zum kostenlosen Download zur Verfügung stellt. Nielsen/<br />
NetRatings veröffentlicht ein monatliches Ranking, welches die Jobbörsen nach „Unique Audience“<br />
listet. Dabei wird jeder Besucher, der innerhalb eines Monats mehrmals das Jobportal<br />
besucht, nur einmal gezählt. Eine weitere Möglichkeit bietet das Alexa-Traffic-Ranking. Alexa<br />
ist ein Dienst, der über ein Tool kontinuierlich Daten bei jedem Seitenaufruf sammelt. Der Alexa<br />
Traffic Rank wird dabei allerdings nur aus den Daten der Alexa Toolbar berechnet und ist daher<br />
sehr ungenau.<br />
In Personalfachzeitschriften oder auf HR-relevanten Websites werden ebenfalls Ranglisten mit<br />
Hinweisen zur Frequentierung, der Anzahl an Besuchern und Stellenangeboten oder auch Bewerberprofilen<br />
veröffentlicht. Eine Analyse aus Sicht der Bewerber bietet die Studie „Jobbörsen <strong>im</strong> Vergleich“,<br />
die unter der Leitung von Professor Christoph Beck an der FH Koblenz durchgeführt wurde.<br />
Allerdings sollte man bei den Rankings <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Auge behalten, ob Reichweite beziehungsweise<br />
Quantität auch ausschlaggebend für die Qualität ist. Kleinere, spezialisierte Jobbörsen fallen leicht<br />
aus dem Raster heraus, da sie aufgrund der niedrigen Zugriffszahlen keine Erwähnung finden.<br />
Vielleicht hält sich aber gerade hier Ihre Zielgruppe auf und all die anderen Bewerber aus anderen<br />
Bereichen interessieren Sie gar nicht?<br />
Der Vergleich der kleineren, spezialisierten Jobbörsen ist etwas schwerer, da es weniger Vergleichsuntersuchungen<br />
gibt. Einen ersten Anhaltspunkt bietet aber der Blick in die Suchmaschinen.<br />
Geben Sie dann den Suchbegriff „Jobbörse“ gegebenenfalls in Kombination mit der<br />
Ein erster Überblick bei der Suche nach der richtigen Jobbörse<br />
gewünschten Branche ein, erhalten Sie eine umfassende Auflistung. Hier können Sie auch gleich<br />
schon sehen, wie gut Ihre Stellenausschreibungen nach Eingabe in die jeweilige Jobbörse über<br />
Suchmaschinen gefunden werden können. Was Sie einfach finden, werden auch die Bewerber<br />
in ihren Internetrecherchen finden. Schauen Sie sich die Jobbörse genau an. Wer hat dort inseriert<br />
und mit welche Positionen? Reden Sie mit Ihren Kollegen und Brancheninsidern. Welche<br />
speziellen Jobbörsen kennen und nutzen sie?<br />
Links zu Ratings und zur Studie:<br />
www.crosswater-systems.com/ej5005ap.htm<br />
www.alexa.com<br />
www.competence-site.de/e-recruiting/Jobboersen-<strong>im</strong>-Vergleich-Ergebnisse-2007<br />
20 21
Personalgewinnung<br />
JobLeads – Personalsuche über persönliche<br />
Empfehlungen<br />
Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern, insbesondere <strong>im</strong> Fach- und<br />
Führungskräftebereich, wird für Unternehmen zunehmend zu einer Herausforderung.<br />
Umso wichtiger ist es für Arbeitgeber heute, neben den<br />
klassischen <strong>Recruiting</strong>kanälen wie Print- und Online-Stellenbörsen sowie<br />
Personalberatern auf neue, innovative Kanäle zu setzen, die zugleich<br />
kosteneffizient sind. Hier hat sich innerhalb der vergangenen Jahre<br />
insbesondere der Trend abgezeichnet, dass mehr als zwei Drittel aller<br />
Einstellungen auf das Internet zurückzuführen sind.<br />
Jan Hendrik<br />
von Ahlen,<br />
JobLeads GmbH<br />
JobLeads, ein junges Web-2.0-Unternehmen aus Hamburg, hat dabei den Gedanken des Social<br />
Commerce <strong>im</strong> Bereich <strong>Recruiting</strong> aufgegriffen und baut sein Geschäftsmodell auf die Stärke von<br />
persönlichen Empfehlungen innerhalb einer geschlossenen, „vorqualifizierten“ Community von<br />
Fach- und Führungskräften aller Branchen. „Vorqualifiziert“ bedeutet dabei, dass jedes Mitglied<br />
auf Basis seines Lebenslaufes nach vordefinierten Kriterien geprüft wird. Über diesen Mechanismus<br />
wird gewährleistet, dass sowohl Empfehlungen als auch Bewerbungen Qualitätskriterien<br />
entsprechen, die von Unternehmensseite für Premiumpositionen vorausgesetzt werden. Derzeit<br />
sind über 60.000 geprüfte Mitglieder bei JobLeads aktiv, wobei 88 Prozent eine hohe akademische<br />
Qualifikation mit einem Hochschulabschluss von 2,5 oder besser aufweisen. Die Mehrheit<br />
(65 %) arbeitet bei den Top-200-Arbeitgebern Deutschlands und hat über drei Jahre Berufserfahrung<br />
(86 %). Knapp 60 Prozent der Mitglieder haben Führungserfahrung.<br />
JobLeads funktioniert wie ein elektronischer Headhunter, wobei der „Headhunter“ <strong>im</strong>mer ein<br />
Mitglied der Community ist und <strong>im</strong> JobLeads-Jargon „Talentscout“ genannt wird. Der <strong>Recruiting</strong>prozess<br />
sieht dabei wie folgt aus: Unternehmen veröffentlichen auf dem nur für Mitglieder<br />
zugänglichen Portal www.jobleads.de ihre vakanten Stellen ab einem Jahresgehalt von 60.000<br />
Euro. Für jede Position wird zudem eine Prämie von mehreren Tausend Euro für die erfolgreiche<br />
Vermittlung ausgeschrieben. Diese Erfolgsprämie soll die Talentscouts ähnlich wie bei einem<br />
Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm motivieren, geeignete Kandidaten aus dem eigenen<br />
sozialen Netzwerk (Freunde, Bekannte, ehemalige Studienkollegen etc.) für die Position zu<br />
empfehlen. Im Vergleich zum klassischen Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm ist die<br />
Reichweite bei JobLeads in der Regel um ein Vielfaches höher, da bei der Suche über das Job-<br />
Portal nicht nur eigene Mitarbeiter, sondern alle Mitglieder von JobLeads und damit deren soziale<br />
Netzwerke angesprochen werden können. Um zu berücksichtigen, wie schwierig es ist, eine<br />
best<strong>im</strong>mte Position zu besetzen, wird die Höhe der Prämie an das Jahreszielgehalt gekoppelt<br />
und variiert zwischen 2.600 Euro bei einer Einstiegsposition und 20.000 Euro bei einem<br />
Geschäftsführerposten. Derzeit sind über 4 Millionen Euro Vermittlungsprämien bei JobLeads<br />
ausgeschrieben.<br />
Nachdem ein Stellenangebot bei JobLeads veröffentlicht wurde, haben alle Mitglieder der<br />
Community über das „Job-Board“ Zugriff auf die Position. Sie können sich direkt auf ausgeschriebene<br />
Stellen bewerben oder alternativ geeignete Kandidaten aus ihrem persönlichen<br />
Netzwerk ansprechen, die für eine Position in Frage kommen, indem sie Ihnen eine<br />
Empfehlungs-E-Mail schicken. Empfehlungen an die potenziellen Bewerber werden dabei von<br />
den Benutzern direkt über das JobLeads-System per E-Mail verschickt, wobei der gesamte<br />
Prozess für Unternehmen transparent ist. So kann jederzeit nachvollzogen werden, ob eine<br />
Ausschreibung bei der Community Anklang findet oder nicht. Darüber hinaus ist es für<br />
JobLeads gewann 2007 den Webfuture Award von <strong>Hamburg@work</strong><br />
Unternehmen jederzeit möglich, selbst aktiv zu werden und eigene Mitarbeiter in den Prozess<br />
einzubinden beziehungsweise diese um Empfehlungen zu bitten. Häufig wissen die eigenen<br />
Mitarbeiter am besten, wer zum Unternehmen passt und wer nicht. Nachdem eine Empfehlung<br />
22 23
Personalgewinnung<br />
in der Mailbox eines potenziellen Bewerbers eingegangen ist, hat dieser zwei Möglichkeiten: Er<br />
bewirbt sich über das vom JobLeads-System zur Verfügung gestellte Bewerbermanagement<br />
auf die Position oder empfiehlt diese an Personen seines eigenen Netzwerkes weiter. Kommt<br />
es zu einer Besetzung, so teilen sich alle erfolgreichen Empfehler, die zu der Einstellung<br />
Der Recruitmentprozess bei JobLeads<br />
geführt haben, die Prämie zu gleichen Teilen. Es entsteht eine Win-win-Situation: Die Empfehler<br />
erhalten eine Prämie und der beziehungsweise die Empfohlene einen neuen interessanten<br />
Job. Die über das JobLeads-System getätigten Bewerbungen werden jedem Unternehmen in<br />
Form von Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen zur Verfügung gestellt und können dabei<br />
über eine Schnittstelle automatisch in die Unternehmenseigenen Systeme überführt werden.<br />
Im Vergleich zu anderen <strong>Recruiting</strong>kanälen erreicht der von JobLeads gewählte Weg des Empfehlungsmarketings<br />
aufgrund der Viralität innerhalb kürzester Zeit nicht nur eine hohe Reichweite,<br />
sondern auch die relevante Zielgruppe. Sucht eine Unternehmensberatung zum Beispiel<br />
einen Berater <strong>im</strong> Bereich Restrukturierung, so werden diejenigen Mitglieder der Community<br />
aktiv und verschicken Empfehlungen, die Kontakte in diesem Bereich haben. Die Empfänger<br />
der Empfehlungen tun dem gleich und werden das Stellenangebot Freunden und Bekannten<br />
weiterempfehlen, die ebenfalls innerhalb dieses Marktsegmentes tätig sind. Eine Empfehlung<br />
verbreitet sich somit überwiegend innerhalb der relevanten Zielgruppe und Streuverluste<br />
werden min<strong>im</strong>iert. Neben der Reichweite ist JobLeads ein <strong>Recruiting</strong>kanal, der nicht nur qualitätsgesichert,<br />
sondern zudem zu 95 Prozent erfolgsabhängig ist. Neben einer geringen Basisgebühr<br />
werden, anders als zum Beispiel bei einem Personalberater, Provisionen und Prämien für<br />
Unternehmen <strong>im</strong>mer nur dann fällig, wenn es zu einer Besetzung kommt und der gewünschte<br />
Kandidat gefunden wurde.<br />
Um den <strong>Recruiting</strong>prozess so effizient wie möglich zu gestalten, hat JobLeads neben dem<br />
Empfehlungsmarketing eine Technologie entwickelt, die es erlaubt, Stellenangebote von Unternehmen<br />
mit den Lebensläufen von Mitgliedern abzugleichen. Dieses Matching ermöglicht<br />
es zu identifizieren, welche Stellenangebote zu welchem Mitglied passen, um abgeleitet davon<br />
qualifizierte Jobvorschläge zu unterbreiten. JobLeads-Benutzern, die auf der Suche nach einer<br />
neuen Herausforderung sind, wird die Suche nach einem Job somit deutlich erleichtert, da sie<br />
über das Matching Jobvorschläge direkt per E-Mail in ihr Postfach bekommen. Außerdem können<br />
Mitglieder sich mit einem Bewerberprofil auf mehrere Jobs unterschiedlicher Unternehmen<br />
bewerben, ohne die eigenen Daten jedesmal wieder neu in ein Bewerbermanagementsystem<br />
eingeben zu müssen.<br />
Seit Gründung des Unternehmens <strong>im</strong> Jahr 2007 haben sich mehr als 150 der führenden Arbeitgeber<br />
Deutschlands, darunter auch Otto, eBay, Volkswagen oder BMW, dazu entschieden,<br />
JobLeads in ihre Human-Resources-Strategie einzubinden und als neuen <strong>Recruiting</strong>kanal zu<br />
nutzen. Nachdem JobLeads Ende 2008 eine Wachstumsfinanzierung erhalten hat, wird das<br />
Unternehmen sein Geschäftsmodell und die Produktpalette weiter ausbauen und an die Bedürfnisse<br />
des Marktes anpassen.<br />
24 25
Human Resources<br />
Das Internet verändert viel – auch Human Resources<br />
Den eigenen Lebenslauf öffentlich für jeden zugänglich ins Internet zu stellen oder in einem Blog<br />
über den Arbeitsplatz und die aktuellen Projekte in der Firma zu diskutieren – das war bei vielen<br />
Arbeitnehmern verpönt und von Arbeitgebern nicht selten verboten. Heute sieht das anders aus:<br />
Über das Unternehmen <strong>im</strong> Internet zu reden oder einen Film zu drehen und diesen für jeden<br />
sichtbar online zu stellen, wird von vielen Chefs nicht nur geduldet, sondern auch erwünscht.<br />
Arbeitgeber wissen, dass diese Offenheit nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter und deren<br />
Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen erhöht, sondern auch gutes neues Personal anzieht.<br />
Social Media <strong>im</strong> Online-Personalmarketing<br />
„Wir sind ein innovatives, dynamisches Unternehmen auf Wachstumskurs.“<br />
– Kommt Ihnen diese Formulierung bekannt vor? Diese Formel<br />
findet sich auf unzähligen Karriereseiten deutscher Unternehmen. Und<br />
doch sind die Unternehmen, die sich dahinter verbergen, in ihrer Struktur,<br />
Kultur und ihrem Arbeitsumfeld sehr unterschiedlich. Statt weiter<br />
nach dem einen Satz zu suchen, der all die Vorzüge Ihres Unternehmens<br />
für Bewerber auf den Punkt bringt, könnten Sie die Sache einmal ganz<br />
anders angehen. Warum lassen Sie den Bewerber nicht selbst auf Entdeckungstour<br />
gehen? Zum Beispiel in einem Corporate Blog. In einem<br />
Vanessa Boysen,<br />
SinnerSchrader AG<br />
solchen Web-Journal könnten Ihre Mitarbeiter unternehmensspezifische Themen aufgreifen<br />
und einen authentischen Einblick in das Unternehmen gewähren.<br />
Hinter dem Schlagwort „Personalmarketing 2.0“ verbergen sich diverse Anwendungen, die<br />
unterschiedliche Funktionen innerhalb Ihres Personalmarketings einnehmen können. Blogs<br />
und Podcasts, egal ob als Video- und Audiodatei, können Transparenz und Authentizität<br />
herstellen. Social Communities und businessorientierte Netzwerke wie Xing und LinkedIn<br />
lassen sich nutzen, um schnell und unkompliziert direkte Kontakte zu Ihrer Zielgruppe herzustellen<br />
und zu pflegen. „Online-Virals“, Mund-zu-Mund-Propaganda auslösende Marketingmaßnahmen<br />
<strong>im</strong> Internet, können schnell und ausgesprochen kostengünstig Ihre Personalmarketingkampagne<br />
bei der Zielgruppe platzieren. Über „Microblogging“-Dienste wie Twitter<br />
werden User zu Agenten Ihrer Kampagne. Die Funktionalität der verschiedenen Anwendungen<br />
sowie ihr Nutzen <strong>im</strong> Personalmarketingprozess soll <strong>im</strong> Folgenden verdeutlicht werden.<br />
Vielleicht fragen Sie sich zunächst, ob Ihr Unternehmen ein erweitertes Online-Personalmarketing<br />
überhaupt braucht. Sie verstehen sich als innovativ, modern und insbesondere<br />
die Rekrutierung von Nachwuchskräften beschäftigt Sie? In diesem Fall wird der Einsatz<br />
aktueller Webanwendungen schlichtweg von Ihnen erwartet. Sicherlich schwankt auch in<br />
Ihrem Unternehmen der Rekrutierungsbedarf abhängig von strategischen Entscheidungen<br />
26 27
Human Resources<br />
und der allgemeinen Konjunktur. Oft geht das Personalmarketing erst dann in die Offensive,<br />
wenn der Rekrutierungsbedarf plötzlich steigt. Gerade für Mittelständler ist es schwierig, in<br />
diesem Moment einen entsprechenden Bekanntheitsgrad, ein attraktives Image und einen<br />
echten Wiedererkennungswert aufzubauen. Um einen entsprechend hohen und zielgenauen<br />
Bewerberzustrom herzustellen und um mit den <strong>im</strong> Bewerberumfeld bekannten Arbeitgebern<br />
zu konkurrieren, bedürfte es plötzlich einer groß angelegten Kampagne, die meist zu teuer<br />
wäre. Auch hier bietet eine langfristig angelegte Online-Personalmarketingstrategie eine<br />
realistische Alternative.<br />
Bevor Sie jedoch Ihr erstes Posting <strong>im</strong> StudiVZ veröffentlichen oder die Videokamera für den<br />
Podcast aus dem Lager holen, machen Sie sich zunächst ein paar Gedanken über das Medium<br />
Internet. Sie sind vielleicht nicht damit aufgewachsen, und umso mehr Zeit sollten Sie<br />
aufwenden, um zu verstehen, wie Ihre Zielgruppe dieses Medium nutzt. Texte werden nicht<br />
gelesen, sondern überflogen und nach relevantem Inhalt durchsucht („gescannt“). Zudem<br />
ist eine Homepage kein geschlossener Raum, sondern kann jederzeit über externe Links oder<br />
über die <strong>im</strong> Browser integrierte Google-Suche verlassen werden. Die Entscheidung weiterzusuchen<br />
oder weiterzuklicken, fällt binnen Sekunden. Dies bedeutet, dass man dem Rezipienten<br />
wesentlich stärker als <strong>im</strong> Offline-Zusammenhang einen spürbaren Mehrwert bieten muss, um<br />
ihn zur fortgesetzten Nutzung oder zum wiederholten Kontakt zu motivieren.<br />
Für den Bewerbermarkt ist der Online-Kanal bereits seit Jahren zum zentralen Medium geworden.<br />
Wer aktiv nach einer Position sucht, tut dies ohnehin online. Für viele Unternehmen<br />
sind gerade die Kandidaten, die sich noch nicht bewusst für einen Unternehmenswechsel<br />
entschieden haben, besonders interessant. Diese Zielgruppe, insbesondere Senior Professionals,<br />
reagieren statt auf Stellenausschreibungen eher auf Branchennews, die sie häufig per<br />
Newsletter oder RSS-Feeds verfolgen, sowie auf Empfehlungen von persönlichen Kontakten,<br />
die sie in Communities oder businessorientierten Netzwerken pflegen.<br />
In der Ansprache von Seniors und passiven Kandidaten spielt die Verknüpfung von Personalmarketing,<br />
PR und Investor Relations eine zentrale Rolle. Dieses Potenzial sollte unbedingt<br />
ausgeschöpft werden, indem man in enger Abst<strong>im</strong>mung mit den Fachabteilungen Nachrichten,<br />
die auf das Arbeitgeber<strong>im</strong>age abzielen, sowohl in seine PR-Arbeit als auch in die<br />
Personalmarketingkommunikation einbezieht. So sollte das Personalmarketing ebenfalls<br />
über Unternehmenserfolge berichten, und die PR-Abteilung könnte beispielsweise attraktive<br />
Personalentwicklungsstrategien aufgreifen. Zudem sollte auch die Unternehmenskommunikation<br />
die Interessen der Bewerberzielgruppen genau kennen. Interessante Fachbeiträge<br />
in Magazinen, Blogs und Foren machen auf das Unternehmen aufmerksam und führen dazu,<br />
dass potenzielle Kandidaten das Unternehmen zunächst aus rein fachlichem Interesse weiter<br />
<strong>im</strong> Auge behalten.<br />
Insgesamt ist es hilfreich, Personalmarketing nicht als eine One-to-many-Kommunikation<br />
zu verstehen, sondern die verschiedenen Maßnahmen eher wie ein Customer-Relationship-<br />
Management-System auszurichten. Es geht also nicht nur darum, Ihre Botschaft an die<br />
Zielgruppe zu bringen, sondern eine echte Beziehung aufzubauen, die auf dem Prinzip des<br />
Dialoges basiert.<br />
Personalmarketing 2.0: der direkte Kontakt über Social Media<br />
I. Chancen und Grenzen des erweiterten Online-Personalmarketings<br />
Zeitgemäße Online-Aktivitäten sind wichtig und gerade für mittelständische Unternehmen eine<br />
gut umsetzbare Möglichkeit. Allerdings können die <strong>im</strong> Folgenden dargestellten Anwendungen<br />
28 29
Human Resources<br />
nicht alle Funktionen <strong>im</strong> Marketingprozess gleich gut erfüllen. Der Fokus liegt insgesamt stärker<br />
auf den folgenden Komponenten:<br />
zielgruppenspezifische Ansprache,<br />
erhöhte Transparenz des Unternehmens für Bewerber,<br />
schnelle und unkomplizierte Kontaktaufnahme,<br />
Kontaktpflege und Kontaktvertiefung zu interessierten Kandidaten und<br />
potenziellen Bewerbern,<br />
niedrigschwellige Kommunikation.<br />
Was Communities und Microblogging eher nicht leisten können, ist, initial auf das Unternehmen<br />
aufmerksam zu machen. Auch über ein Corporate Blog werden Sie nicht die breite<br />
Masse erreichen. Aber wollen Sie das überhaupt? In einer breiten Öffentlichkeit als attraktiver<br />
Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, klingt zunächst gut, es bedeutet aber auch von der<br />
breiten Masse Bewerbungen zu erhalten, die schließlich alle bearbeitet werden müssen. Zudem<br />
suchen die meisten Mittelständler eher spezialisierte Fachkräfte, sodass ein sehr hoher<br />
Bewerberzulauf häufig viel Arbeit und wenig passende Bewerbungen verspricht. Die Konzentration<br />
auf die speziellen Zielgruppen ist also häufig genau die richtige Wahl. So können Sie<br />
zum Beispiel durch suchmaschinenopt<strong>im</strong>iertes Schreiben die Frequenz Ihrer Zielgruppe auf<br />
Ihrem Corporate Blog erhöhen. Auch ein Online-Viral kann rasend schnell und mit einer relativ<br />
guten Durchdringung das Augenmerk geeigneter Fachkräfte auf Ihr Unternehmen lenken.<br />
A. Corporate Blogs<br />
Das Corporate Blog steht vor allem für das Prinzip der Transparenz.<br />
Wo die klassische Karriereseite versucht, in ein paar<br />
entscheidenden Sätzen die Essenz des Unternehmens und seiner<br />
Kultur zu formulieren, entscheidet <strong>im</strong> Blog das Detail. Das Blog<br />
erzählt <strong>im</strong>mer neue Geschichten über das Arbeiten, das Miteinander,<br />
die Ziele, die Kompetenzen, die Prozesse, kurz, das Leben <strong>im</strong> Unternehmen.<br />
Es lädt ein zum Stöbern, Entdecken und zum Dranbleiben.<br />
Gerade dies ist der wesentliche Gedanke eines Corporate Blogs: Es<br />
gibt <strong>im</strong> Idealfall nicht vor, wie der Leser die dargestellten Informationen<br />
zu bewerten hat, sondern überlässt es dem Leser selbst, sich ein Bild zu<br />
machen. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für Authentizität und damit<br />
für Vertrauen.<br />
Hierzu gehört auch, dass Leser zu den einzelnen Blogeinträgen Kommentare<br />
verfassen können. Auf diesem Wege ist eine echte Kommunikation mit der Zielgruppe<br />
möglich. Nun haben manche Unternehmen an dieser Stelle Bedenken.<br />
Was passiert, wenn despektierliche oder einfach negative Kommentare verfasst werden?<br />
Zunächst einmal ist die Zahl der Leser um ein Vielfaches höher als die der Kommentare. Die<br />
allerwenigsten Leser kommentieren – insbesondere in einem Corporate Blog. Und wenn ein<br />
kritischer Kommentar auftaucht? Man kann selbst darüber best<strong>im</strong>men, ob man einen Kommentar<br />
freischaltet, sodass er tatsächlich auf dem Blog erscheint. Es ist allerdings nicht<br />
ratsam, kritische Kommentare grundsätzlich nicht zu veröffentlichen. Denn gerade kritische<br />
Kommentare bieten die Möglichkeit, allen Lesern zu zeigen, dass man auf einen Dialog auf<br />
Augenhöhe Wert legt und es mit dem Grundsatz der Transparenz wirklich ernst meint. Viel besser<br />
ist es, auf den Kommentar sachlich zu antworten und die Gelegenheit zu nutzen, seinen<br />
Standpunkt zu verdeutlichen und weitere Informationen zu liefern. Schließlich kommuniziert<br />
man in diesem Augenblick nicht nur mit dem Kommentator, sondern mit allen Lesern, die<br />
die kritische Meinung oftmals gar nicht teilen. Beleidigende Kommentare sollten allerdings<br />
wirklich nicht veröffentlicht werden. Zumal ja vielleicht nicht die PR- oder Personalabteilung<br />
bloggt, sondern ein Mitarbeiter, den man in dieser Hinsicht auch schützen sollte. Sofern der<br />
Kommentator eine korrekte Mailadresse angegeben hat, ist es zu empfehlen, in einer persönlichen<br />
Nachricht und einer kurzen Begründung darüber zu informieren, dass der Kommentar<br />
nicht veröffentlicht werden wird.<br />
Nun wird natürlich alles, was Sie extern publizieren, von der Stellenanzeige bis zum Blogeintrag,<br />
auch intern gelesen und bewertet. Insofern sind externes und internes Personalmarketing<br />
nicht voneinander zu trennen. Das Blog bietet Ihnen also auch einen weiteren<br />
wertvollen Informations- und Kommunikationskanal mit Ihren Mitarbeitern. Internes und<br />
externes Personalmarketing müssen daher inhaltlich kongruent sein. Ist dies nicht der<br />
Fall, reagieren Mitarbeiter <strong>im</strong> besten Fall mit spöttischen Kommentaren und <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten<br />
Fall mit verdeckter Ablehnung und Misstrauen. Neue Mitarbeiter werden sich fragen,<br />
wo sie hineingeraten sind, da sie sich doch zuvor ausführlich informiert hatten und nun<br />
ein ganz anderes Unternehmen vorfinden. Kommunizieren Sie jedoch <strong>im</strong> Einklang mit<br />
den <strong>im</strong> Unternehmen gelebten Werten und Zielen, kann das Corporate Blog wesentlich<br />
zur Identifikation beitragen. Besonders neue Mitarbeiter fühlen sich in ihrer Entscheidung<br />
für das Unternehmen bestärkt und erbringen eine höhere eigene Integrationsleistung,<br />
wenn sie das zuvor Gelesene tatsächlich <strong>im</strong> Unternehmensalltag wiedererkennen.<br />
Nun schließt sich die Frage an, ob es nicht umso mehr zur Identifikation beiträgt, wenn<br />
Mitarbeiter selbst bloggen. Es gibt tolle Corporate Blogs, in denen dies der Fall ist. Gute<br />
Beispiele sind hier die Unternehmensblogs von Namics und CoreMedia. Letztlich ist dies<br />
jedoch abhängig von den Mitarbeitern selbst und der Unternehmenskultur. Gibt es viele<br />
Mitarbeiter, die Lust haben, sich fachlich und persönlich <strong>im</strong> Namen des Unternehmens der<br />
Öffentlichkeit zu präsentieren? Ist es in Ordnung für sie, mit Foto und Namen abgebildet zu<br />
sein? Und ist es <strong>im</strong>mer noch in Ordnung, wenn diese Bilder bei der letzten Weihnachtsfeier<br />
und nicht <strong>im</strong> Atelier entstanden sind? Inwieweit vertraut die Geschäftsführung den Mitarbeitern,<br />
auch externen Kommentaren und Fragen angemessen Rede und Antwort zu stehen?<br />
30 31
Human Resources<br />
Wenn nur einige wenige Mitarbeiter Beiträge veröffentlichen, besteht die Gefahr, dass diese<br />
kleine Gruppe in ihrer Themenwahl für das Unternehmen nicht repräsentativ ist. Wenn jeder<br />
Blogeintrag vor der Veröffentlichung von diversen Stellen freigegeben werden muss, wird das<br />
Bloggen für den Mitarbeiter schnell zur Ochsentour.<br />
Bei SinnerSchrader zum Beispiel wurde eine Mitarbeiterin für den Bereich Online-Conversations<br />
eingestellt. Dieser Bereich umfasst die Betreuung des HR-Blogs radicalmonday.de, die Kontaktpflege<br />
und Kommunikation in Communities sowie Microblogging auf Twitter und viele<br />
weitere Tätigkeiten, insbesondere <strong>im</strong> Bereich der Hochschulkontakte. Die Einstellung einer<br />
Mitarbeiterin war auch deshalb sinnvoll, da viele der Mitarbeiter bereits seit Jahren in ihren privaten<br />
Blogs über fachliche Themen berichten. Sie sollten sich nicht bedrängt fühlen, dies nun<br />
<strong>im</strong> Namen des Unternehmens zu tun. Selbstverständlich veröffentlichen aber auch Mitarbeiter<br />
als Gastautoren Beiträge. Letztlich ist es natürlich von Vorteil, wenn es jemanden gibt, der das<br />
Blog kontinuierlich betreut, für eine Zusammenstellung aus fachlichen und kulturspezifischen<br />
Themen sorgt, Interviews und Umfragen organisiert, Beiträge verfasst und Kommentare sowie<br />
Mails beantwortet.<br />
Eine besondere Herausforderung besteht, wenn die Bewerbergruppen, die Sie ansprechen<br />
möchten, wenige Interessen gemeinsam haben. Im Zweifel kann es sinnvoll sein, mehrere<br />
Blogs zu betreiben, insbesondere, wenn diese von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Fachrichtungen<br />
ohne viele Vorgaben selbständig betreut werden. Einfacher ist es, alle Blogbeiträge<br />
anhand von Orientierungshilfen wie Kategorien oder sogenannten „Tag Clouds“, alphabetisch<br />
sortierter Schlagwortlisten, zugänglich zu machen, sodass jeder Leser schnell die für ihn interessanten<br />
Beiträge finden kann. Dies ist vor allem für neue oder nur gelegentliche Blogbesucher<br />
wichtig. Regelmäßige Leser verfolgen Blogs häufig über einen RSS-Feed, sodass sie nicht<br />
zwingend die eigentliche Website aufrufen, sondern lediglich die aktuellen Beiträge als reinen<br />
Content angezeigt bekommen.<br />
Wie bereits erwähnt, kann die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe durch suchmaschinenopt<strong>im</strong>iertes<br />
Schreiben gesteigert werden. Google ist sicherlich der wichtigste Start- und Referenzpunkt<br />
<strong>im</strong> Internet. Markennamen gehören zu den meist eingegebenen Suchbegriffen, aber Ihr Unternehmen<br />
ist vermutlich nicht eine der großen Arbeitgebermarken. Also ist es wichtig für Sie zu<br />
überlegen, welche Suchbegriffe potenzielle Kandidaten bei einer beruflichen Neuorientierung<br />
oder auch aus rein fachlichem Interesse eingeben. Abgesehen davon, dass es auch inhaltlich<br />
sinnvoll ist, diese Themen nach Möglichkeit aufzugreifen, sollte der jeweilige Begriff bereits<br />
in der Überschrift des Blogbeitrags enthalten sein, um von Suchmaschinen gut gefunden zu<br />
werden. Der größte Vorteil des suchmaschinenopt<strong>im</strong>ierten Schreibens liegt allerdings darin,<br />
dass es Sie zwingt, die für die Zielgruppe relevanten Begriffe zu erarbeiten und das Corporate<br />
Blog so zu gestalten, dass der Leser auf den ersten Blick relevanten Content erkennen kann.<br />
Zugegeben, hierdurch kann die Lebendigkeit etwas eingeschränkt werden. Da Suchmaschinen-<br />
opt<strong>im</strong>ierung vor allem für fachliche Themen wichtig ist, bleibt jedoch genug kreativer Freiraum<br />
in der Behandlung kultureller Themen.<br />
radical monday – der HR-Blog bei SinnerSchrader AG...<br />
Bleibt noch ein letzter Punkt. Externes und internes Personalmarketing sind wie gesagt nicht<br />
voneinander zu trennen. So manches interne Thema ist jedoch für Außenstehende nicht <strong>im</strong>mer<br />
voll verständlich. Sollte man solche Beiträge also besser vermeiden? Auch diese Beiträge<br />
zeigen dem Bewerber durchaus ein Bild des Unternehmens. Vielleicht weiß man nicht <strong>im</strong>mer<br />
auf Anhieb, was genau gemeint ist, trotzdem vermitteln sie einen sehr authentischen Eindruck<br />
vom Miteinander und vom allgemeinen Umgangston, zumal diese Beiträge erfahrungsgemäß<br />
am stärksten von Mitarbeitern kommentiert und geschätzt werden.<br />
B. Social Communities<br />
Social Communities schaffen eine niedrigschwellige Ansprechbarkeit und helfen vor allem,<br />
neue Kontakte aufzubauen oder zu vertiefen. Eines sei vorweg geschickt: Letztlich sollte auch<br />
das Online-Personalmarketing <strong>im</strong>mer darauf ausgerichtet sein, zielgenau echte Offline-Kontakte<br />
herzustellen. Diese vielleicht zunächst etwas banal wirkende Aussage <strong>im</strong>pliziert einige<br />
32 33
Human Resources<br />
Konsequenzen für die Aktivitäten eines Unternehmens in Social Communities. Es reicht nicht,<br />
„drin“ zu sein, man braucht <strong>im</strong>mer ein klares Anliegen, eine relevante Nachricht oder ein interessantes<br />
Angebot. Zunächst muss also „Actionable content“ geschaffen werden. Als „Actionable<br />
content“ kann <strong>im</strong> Prinzip jede Botschaft verstanden werden, aus der der Rezipient eine Handlungskonsequenz<br />
ableiten kann oder die einen klaren Aufforderungscharakter hat. Ähnliches<br />
gilt in gewissem Maße übrigens auch für das Corporate Blog. Social Communities funktionieren<br />
für das Personalmarketing allerdings gar nicht, wenn kein „Actionable content“ geboten wird.<br />
Was genau könnte dies also sein? Naheliegend ist, auf aktuelle Stellenanzeigen aufmerksam<br />
zu machen. Besonders eignen sich Social Communities für die Ankündigung von Events, Programmen<br />
oder Workshops. Ein einfaches Beispiel: Sie möchten einen Tag der offenen Tür für<br />
zukünftige Hochschulabsolventen anbieten. Nun könnten Sie Hochschulen direkt ansprechen<br />
und hoffen, dass die Sekretärin Ihre Nachricht weiterleitet oder die Marketingfirma anrufen, die<br />
gegen Gebühr Aushänge an die Schwarzen Bretter der Uni hängt. Gute Professorenkontakte sind<br />
unbezahlbar, online haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Studierende direkt anzusprechen.<br />
...hat auch eine Gruppe auf Facebook<br />
So können Sie beispielsweise in Facebook oder auf studiVZ/meinVZ eine Gruppe zu Ihrem Event<br />
gründen und Hinweise auf die Veranstaltung und die dazugehörige Gruppe in anderen Gruppen<br />
posten, in denen Sie Studierende passender Fachrichtungen vermuten. Interessierte Studierende<br />
treten in Ihre Gruppe ein, die Sie dort mit weiterführenden Informationen auf dem Laufenden<br />
halten. Nach der Veranstaltung können Sie weiterhin Nachrichten in dieser Gruppe posten und<br />
so versuchen, den Kontakt und das Interesse weiterhin aufrecht zu erhalten. Hier sollte man<br />
aber nochmals sehr gut überlegen, welche Nachrichten für diese Gruppe wirklich relevant sind,<br />
denn wie jeder Internetnutzer fühlen sich auch User in Social Communies schnell „zugespamt“,<br />
wenn Sie ständig unaufgefordert neue Nachrichten erhalten. Eine zentrale Rolle können wiederum<br />
Ihre Mitarbeiter spielen. Diese sind vielleicht nicht unbedingt <strong>im</strong> studiVZ vertreten,<br />
vielleicht aber zum Beispiel auf Facebook. Auch in Facebook sind Gruppengründungen möglich.<br />
Interessanter noch können aber die Statusmeldungen sein. Sie haben dringend eine neue Vakanz<br />
zu melden? Dann posten Sie diese Nachricht einfach in Ihrer Statuszeile, setzen Sie einen<br />
Link auf die Anzeige oder schreiben es auf Ihre Wand. Wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern online<br />
gut vernetzt sind, können Sie innerhalb kürzester Zeit eine ganze Menge Menschen erreichen.<br />
Ihre Mitarbeiter kopieren <strong>im</strong> besten Fall Ihre Nachricht in Ihre eigene Statuszeile, sodass diese<br />
wiederum für alle Kontakte Ihrer Mitarbeiter sichtbar ist. Dies funktioniert häufig besser als<br />
eine Mail an alle Mitarbeiter, da diese in der Flut operativer Mails eher untergeht.<br />
Nun will vielleicht nicht jeder Mitarbeiter mit der Personalabteilung online „befreundet“ sein.<br />
Also hängt auch diese Option stark von der Unternehmenskultur und dem Verhältnis des<br />
HR-Bereiches zu den Mitarbeitern ab.<br />
C. Businessorientierte Netzwerke<br />
Xing und LinkedIn weisen eine grundlegend andere Kommunikationsmechanik auf als zum<br />
Beispiel Facebook und studiVZ. Während Social Communities eher für die virtuelle Erweiterung<br />
des Wohnz<strong>im</strong>mers oder der Kaffeeküche stehen, ist die Motivation auf Xing/LinkedIn klar beruflich<br />
motiviert. Ein wesentliches Merkmal ist die öffentliche Sichtbarkeit der Profile. Dies ist<br />
zwar individuell vom Nutzer steuerbar, wer hier jedoch gefunden werden möchte, ist zugleich<br />
sofort sichtbar und ansprechbar. Während es auf Facebook eher nicht lohnenswert ist, nach<br />
speziellen Berufsgruppen zu suchen, ist es in businessorientierten Netzwerken durchaus eine<br />
geeignete Möglichkeit, potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen.<br />
Am häufigsten wird dies von vielen Personalberatungen genutzt, was leider dazu geführt hat,<br />
dass sich viele Arbeitnehmer inzwischen stark von Nachrichten fremder Kontaktpersonen belästigt<br />
fühlen. Sich in diesen Usus unreflektiert einzureihen, kann dem Image Ihres Unternehmens<br />
schaden. Anstatt also unzählige Nachrichten an Nutzer zu schicken, die in max<strong>im</strong>al zwei<br />
Punkten Ihre Recherchekriterien erfüllen, beschäftigen Sie sich lieber eingehender mit den<br />
Profilen und wählen Sie sehr genau aus, wen Sie wirklich kontaktieren. Bevor man jemanden<br />
direkt kontaktiert, sollte man zunächst beobachten, ob derjenige auch das eigene Profil aufgerufen<br />
hat. „Mitglieder auf meinen Profilseiten“ ist sicherlich eine der beliebtesten Funktionen<br />
auf Xing. Sie können also davon ausgehen, dass jemand, der tatsächlich mit dem Gedanken<br />
spielt, das Unternehmen zu wechseln, interessiert daran ist zu sehen, welche Recruiter oder<br />
Unternehmen in letzter Zeit sein Profil zur Kenntnis genommen haben. Beachten Sie vor allem,<br />
was der Betreffende selbst unter „Ich suche“/„Ich biete“ angegeben hat. Beziehen Sie sich in<br />
Ihrer Nachricht auf diese Angaben und auf die <strong>im</strong> Lebenslauf enthaltene Berufserfahrung und<br />
34 35
Human Resources<br />
beschreiben Sie auf dieser Basis präzise, warum die zu besetzende Position interessant für<br />
denjenigen sein könnte.<br />
Businessorientierte Netzwerke bieten insgesamt die besten Interaktionsmöglichkeiten <strong>im</strong><br />
Rahmen der Personalsuche. So werden vermutlich auch Sie selbst häufig kontaktiert. Und<br />
auch diese Anfragen wollen beantwortet sein. Anfragen der Art „Ich bin interessant für Sie.<br />
Kontaktieren Sie mich!“ kann man wohl getrost ignorieren. Individuelle Anfragen zu beantworten<br />
sollte jedoch zum guten Ton gehören. Schließlich sind Sie häufig besser zu bearbeiten als<br />
Telefonanrufe und Sie beweisen damit, ein offenes und ansprechbares Unternehmen zu sein.<br />
Auch hier gibt es natürlich die bewährte Möglichkeit, über Statusmeldungen auf interessante<br />
Nachrichten oder Vakanzen hinzuweisen. Auch die Gruppengründung ist eine gute Option, um<br />
beispielsweise ein Alumni-Netzwerk zu pflegen und die Gruppenmitglieder per Gruppeneinladung<br />
zu einem Treffen einzuladen.<br />
D. Twitter<br />
Twitter ist ein Microbloggingdienst, der <strong>im</strong> Wesentlichen durch seine Einfachheit besticht. Die<br />
Idee dahinter ist, in jeweils 140 Zeichen auf die Frage „Was machst du gerade?“ zu antworten. Im<br />
Hier steht eine blinde Bildunterschrift. Hier steht eine blinde Bildunterschrift.<br />
Auch der Microbloggingdienst Twitter lässt sich für die Personalsuche einsetzen<br />
„Twitterstream“ werden jeweils die eigenen Postings und die Postings befreundeter Nutzer<br />
angezeigt. Längst „twittern“ User nicht mehr, was sie gerade tun, sondern tauschen sich über<br />
alles aus, was sie gerade bewegt. Hierzu gehören auffallend häufig Produkte, Dienstleistungen<br />
und Marken, Unternehmen, Branchennews und Trends. Auf Twitter verbreiten sich Nachrichten<br />
und Meinungen in einer unwahrschein- lich hohen Geschwindigkeit. Soweit<br />
die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass Twitter auch<br />
bei der jüngeren Generation längst nicht so verbreitet ist wie<br />
Social Communies. Auf Twit- ter findet man vorwiegend eingefleischte<br />
„Internetgeeks“, die zudem ausgesprochen<br />
mitteilungsfreudig sind und die direkte Kommunikation lieben.<br />
In dieser Gruppe finden sich viele Teilnehmer, die über Blogs und Aktivitäten<br />
in anderen Netzwerken eine Art Meinungsführerschaft aufgebaut<br />
haben. Das macht Twitter so interessant für Unternehmen, da Sie hier Menschen erreichen, die<br />
Ihre Nachricht besten Falls innerhalb kürzester Zeit in alle möglichen Richtungen verbreiten.<br />
Zudem können Sie über weitere Dienste, die auf Twitter aufsetzen, die Verbreitung Ihrer Nachrichten<br />
verfolgen und sehen, wie diese bei Ihrer Zielgruppe aufgenommen werden. Auf http://<br />
search.twitter.com/ können Sie beispielsweise alle Twitterpostings nach Ihrem Unternehmensnamen<br />
durchsuchen und lesen, was die Nutzer zu Ihrem Unternehmen sagen.<br />
Es bietet sich also an, Links auf Ihre Stellenanzeigen oder Ihren aktuellen Blogbeitrag zu<br />
„twittern“ sowie auf Events oder relevante Nachrichten aufmerksam zu machen. Besonders<br />
nützlich kann Twitter <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer Online-Kampagne sein.<br />
E. Podcasting<br />
Podcasting ist zunächst nicht mehr als die Bereitstellung von Mediendateien <strong>im</strong> Internet. Dieser<br />
Trend ist seit geraumer Zeit auch auf vielen Karriereseiten zu beobachten, indem beispielsweise<br />
Interviews mit Entscheidern oder Mitarbeitern als Audio- oder Videodatei veröffentlicht werden.<br />
Podcasts sind sicherlich eine interessante und kostengünstige Möglichkeit, Bewerbern das Unternehmen<br />
näher zu bringen. Trotzdem finden sich <strong>im</strong> Netz unzählige schlechte Beispiele, die<br />
dokumentieren, dass längst nicht alle Unternehmen verstanden haben, was Bewerber heute von<br />
Unternehmen erwarten. Hierzu zählen minutenlange Interviews als Audiofile, in denen Personaler<br />
so sehr bemüht sind, das Unternehmen in das rechte Licht zu rücken, dass diese Hörerlebnisse<br />
nicht nur als unglaubwürdig, sondern zudem als sterbenslangweilig empfunden werden.<br />
Auch Videos sollten nicht zu lang sein, sondern schnell zum Punkt kommen. Lassen Sie auch<br />
hier dem Bewerber die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung zu bilden. Authentische Aufnahmen<br />
werden in jedem Fall höher geschätzt als hölzern abgelesene Texte vor der Yucca-Palme <strong>im</strong><br />
Konferenzraum. Selbst wenn das Licht nicht perfekt ist und hier und da das Bild verwackelt ist,<br />
ein einfacher Rundgang durch die Büros zahlt sich in jedem Fall mehr aus als ein monologischer<br />
Vortrag. Auch sollte man nicht versuchen, alles was man transportieren möchte in einem Video<br />
36 37
Human Resources<br />
unterzubringen. Der klassische Podcast beruht auf der Idee, <strong>im</strong>mer wieder neue Folgen zu<br />
produzieren, die der Nutzer per Newsfeed automatisch bezieht. Dies ist auch für Unternehmen<br />
von Vorteil, da potenzielle Kandidaten so <strong>im</strong> Kontakt bleiben. In jedem Fall ist anzuraten, Ihre<br />
Videos nicht nur auf Ihrer Corporate Site oder Ihrem Blog zur Verfügung zu stellen, sondern<br />
dorthin zu gehen, wo sich die meisten Nutzer aufhalten. Auf Videoplattformen wie Youtube<br />
haben Sie die Möglichkeit, unentgeltlich einen Channel für Ihr Unternehmen einzurichten.<br />
F. Online-Viral<br />
Ein Online-Viral kann viele Gesichter haben. Grundsätzlich handelt es sich um eine Kampagne,<br />
die <strong>im</strong> Gegensatz zum herkömmlichen Display-Advertising darauf ausgelegt ist, sich zum<br />
größten Teil nur durch Mundpropaganda <strong>im</strong> Netz zu verbreiten. Oftmals werden auch hier Bewegtbild-Formate<br />
wie Videos oder Flashfilme genutzt. Innerhalb der hier dargestellten Formate<br />
tritt das Online-Viral etwas aus der Reihe. Damit sich ein Viralspot verbreitet, benötigt man eine<br />
sehr pointierte Aussage, die eine Diskussion innerhalb der Zielgruppe provozieren kann oder zumindest<br />
auf unterhaltsame Weise überrascht. Echte Transparenz kann man in einem so fokussierten<br />
Rahmen eher<br />
nicht vermitteln. Aber<br />
vielleicht können Sie<br />
eine bisher ungeahnte<br />
Seite Ihres Unternehmens<br />
zeigen oder<br />
sich über ein Thema,<br />
das die Gemüter Ihrer<br />
Zielgruppe bewegt, ins<br />
Gespräch bringen.<br />
Das Online-Viral ist<br />
wesentlich günstiger<br />
als eine klassische<br />
Kampagne. Allerdings Online-Virals erreichen schnell eine spezifische Zielgruppe<br />
sind die Viralspots, die häufig in einer be-wusst amateurhaften Optik daher kommen, meist umso<br />
gründlicher durchdacht und konzipiert. Die Kosten der Produktion können sehr stark schwanken,<br />
die Ersparnis ergibt sich vor allem <strong>im</strong> weitgehenden Wegfall der Mediaspendings. Ein Online-<br />
Viral kann innerhalb kürzester Zeit eine spezifische Zielgruppe erreichen und durchdringen. Die<br />
Verbreitung vollzieht sich innerhalb einiger Tage oder max<strong>im</strong>al Wochen, danach verebbt die Rezeption<br />
jedoch schlagartig. Letztlich kommt es dann darauf an, ob Sie das Interesse potenzieller<br />
Kandidaten über Ihre Website, Ihr Corporate Blog und Ähnliches weiter aufrecht erhalten können.<br />
SinnerSchrader hat beispielsweise das Thema „Body Leasing“ in einer für Software-Entwickler<br />
ausgelegten <strong>Recruiting</strong>kampagne mit einem Viralspot aufgegriffen. Dieser ist unter anderem<br />
auf einer Microsite unter www.itprofis-gesucht.de zu sehen. Natürlich reicht es nicht, einen<br />
Film einfach ins Netz zu stellen, und auch auf Youtube kann man nicht davon ausgehen, dass<br />
diejenigen, die man ansprechen möchte, den Spot zufällig anklicken. Hier kommen erneut<br />
Twitter, Facebook, Blogs und Co. ins Spiel, über die die Kampagne erfolgreich an die Zielgruppe<br />
herangetragen werden kann. Mithilfe von Web-Analytics-Tools kann dann der Wirkungsgrad und<br />
der Verlauf der Kampagne genau mitverfolgt werden.<br />
38 39<br />
G. Fazit<br />
Ein erweitertes Online-Personalmarketing kann Stellenanzeigen, Pressearbeit und Hochschulkontakte<br />
nicht ersetzen. Aktivitäten in Blogs und Communities sind aber in jedem Fall eine<br />
sinnvolle Ergänzung gerade in Hinblick auf die Rekrutierung von Nachwuchstalenten. Online-<br />
Personalmarketing ist vergleichsweise kostengünstig und weist keinerlei Einstiegshürden auf.<br />
Natürlich steckt wie <strong>im</strong>mer auch eine Menge Arbeit dahinter. Doch diese Arbeit lohnt sich umso<br />
mehr, da sie jeden Personaler zwingt, sich direkt und intensiv mit den Interessen und Werten<br />
der Zielgruppe auseinanderzusetzen.<br />
Um einen guten Einstieg zu finden, ist es empfehlenswert, insbesondere die Social Communities<br />
zunächst als Privatperson zu erkunden. Zum einen ist es wichtig, die unterschiedlichen<br />
Funktionalitäten der Plattformen zu kennen. Zum anderen sollte man die Kommunikationsmechanismen<br />
in Communities verstanden haben, bevor man beginnt, diese <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Personalmarketings zu nutzen.
Human Resources<br />
Personalmarketing <strong>im</strong> Web 2.0<br />
Dass das Internet unser Leben und Arbeiten verändert, ist mittlerweile<br />
unbestritten. Durch das Internet sind heute auf Knopfdruck Informationen<br />
jeglicher Art und Qualität überall für jeden verfügbar. Moderne Kommunikationsmittel<br />
sind omnipräsent und gehören zum Standard.<br />
Das war früher anders: Der Zugang zu Informationen war l<strong>im</strong>itiert und<br />
kanalisiert, das heißt, wenn man etwas lernen wollte, musste man jemanden<br />
finden, der es einem beibrachte. Da lernte man <strong>im</strong> Unternehmen,<br />
wie ein Faxgerät, ein Computer, eine Telefonanlage funktioniert und übernahm<br />
diese Kenntnisse teilweise auch in den privaten Bereich.<br />
Ulrike Marquard,<br />
CoreMedia GmbH<br />
Heute wachsen die Menschen mit einer einzigartig reichhaltigen privaten Kommunikationswelt<br />
auf, transferieren ihre Kenntnisse in den Unternehmensbereich und setzen wie selbstverständlich<br />
neue Maßstäbe für ihr Unternehmen und ihr Arbeitsumfeld.<br />
Und die Veränderung geht weiter: Das mit dem Begriff Web 2.0 beschriebene Phänomen bezeichnet<br />
<strong>im</strong> Kern eine tiefgreifende Veränderung des Internets, die allen Nutzern erlaubt, sich<br />
von der Konsumentenrolle des Lesers zu emanzipieren und zum Produzenten zu werden. Es<br />
können Informationen originär bereitgestellt, verbessert, verändert, verknüpft, verarbeitet und<br />
bewertet werden.<br />
Dieses sogenannte Mitmach-Web hat die Ansprüche, die Menschen heute an ihre Arbeitsinhalte<br />
und -organisation, ihre Kommunikationsmittel, die Verfügbarkeit und Transparenz von Informationen<br />
haben, grundlegend und nachhaltig verändert. Damit wird auch die Hoheit, diese Informationen<br />
zu interpretieren, zu veredeln, zu verarbeiten sowie in Anweisungen umzusetzen – und<br />
damit die Hierarchie – neu verhandelt. Ein Unternehmen, das diese Prinzipien verinnerlicht,<br />
verwirklicht und mit Web-2.0-Technologien abbildet, wird zum Enterprise 2.0.<br />
Damit unterliegt auch das herkömmliche Modell der Personalbeschaffung „Auswählen – Ausbilden<br />
– Anleiten – Halten“ einer grundlegenden Veränderung. Menschen, die auf Zwei-Wege-<br />
Kommunikation auf Augenhöhe konditioniert sind, kann man auf die traditionelle Weise nicht<br />
ansprechen. In der Veränderung der „Web-2.0-Generation“ liegt aber auch eine große Chance<br />
gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, ihre Attraktivität für potenzielle Arbeitnehmer<br />
zu erhöhen, da sie flexibler, individueller und persönlicher auf ihre Klientel zugehen<br />
können.<br />
CoreMedia hat zum Beispiel für seine Personalbeschaffung ein neues Modell entworfen, das sich<br />
so beschreiben lässt: Anbahnen – Involvieren – Kollaborieren – Entwickeln.<br />
I. Anbahnen<br />
Die gute, alte Print-Stellenanzeige hat für CoreMedia als Instrument zur Ansprache junger<br />
Talente ausgedient. Um auf das Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber aufmerksam zu<br />
machen und Kontakte zu potenziellen Bewerbern zu initiieren, nutzt CoreMedia vielfältige Kanäle<br />
– virtuell und real. Dabei müssen die Maßnahmen authentisch, transparent und emotional<br />
ansprechbar sein, um zu wirken.<br />
Die Unternehmenswebsite www.coremedia.com ist für viele potenzielle Mitarbeiter ein erster<br />
wichtiger Anlaufpunkt. Es ist Standard, Informationen über das Unternehmen, seine Produkte,<br />
seinen Kundenkreis und seine Vakanzen zu bieten. „Hinter die Kulissen“ lässt sich jedoch<br />
häufig nicht schauen.<br />
CoreMedia war es aber wichtig, „unzensierte“ Informationen, die sich einzelnen Personen<br />
zuordnen lassen, auf der Website zugänglich zu machen. Ein mächtiges Werkzeug hierfür<br />
ist unsere unternehmensweite Blogund<br />
Diskussionsplattform blog.coremedia.com.<br />
Nicht nur für potenzielle<br />
Bewerber, die wissen möchten,<br />
wie es sich anfühlt, bei CoreMedia<br />
zu arbeiten, mit welchen Menschen<br />
man dort zusammentrifft und mit<br />
welchen Themen sich diese Organisation<br />
eigentlich beschäftigt. Auch<br />
für Mitarbeiter, Kunden, Partner und<br />
weitere Personen aus dem Netzwerk<br />
ist diese Kommunikationsplattform<br />
zentrales Nervensystem, in dem<br />
ein ständiger „Multilog“ (Dialog mit<br />
mehr als zwei Teilnehmern) über<br />
eine Fülle von Themen geführt wird.<br />
Auf diese Weise werden Informationen<br />
ausgetauscht, sortiert, diskutiert,<br />
verhandelt und permanent<br />
neue Verknüpfungen und Verbindun-<br />
Videosequenzen - Ansprache „direkt in den Bauch“<br />
gen zwischen Menschen und Informationen<br />
hergestellt.<br />
40 41
Human Resources<br />
Mitarbeiter mit beispielhaften Karriereverläufen schildern ihre Erfahrungen und was sie an<br />
CoreMedia als Arbeitgeber schätzen oder was nicht. Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass auch<br />
schlechte Nachrichten uns nicht schaden, sondern Respekt für unsere Offenheit einbringen und<br />
die Beiträge glaubwürdiger machen. Bei CoreMedia sind Ansprechpartner für individuelle Anfragen<br />
mit direkten Kontaktdaten jederzeit verfügbar (noch besser: Link zu persönlichem Blog).<br />
Der Personalauswahlprozess bei CoreMedia ist ebenfalls kein Gehe<strong>im</strong>nis. Eine detaillierte<br />
Beschreibung des mehrstufigen Prozesses inklusive der Auswahlkriterien, der zu erwartenden<br />
Gesprächskonstellationen und Aufgabenstellungen ist prototypisch auf der Website verfügbar,<br />
plus Erfahrungsbericht eines Bewerbers <strong>im</strong> O-Ton.<br />
Ein hohes Potenzial für die Anbahnung von Kontakten bietet zudem das Medium Film, da es<br />
emotionale Aspekte besser abbilden kann als das geschriebene Wort. Dabei muss es nicht <strong>im</strong>mer<br />
die professionelle Produktion sein: Ein mit der Handkamera von Azubis gedrehter Kurzfilm<br />
auf der Website von CoreMedia transportiert mit augenzwinkerndem Humor das Lebensgefühl<br />
und die Werte des Unternehmens. Fast jeder Bewerber erwähnt <strong>im</strong> Jobinterview, dass er ihn<br />
gesehen hat. Solches Material zur Veröffentlichung auf der Website beziehungsweise in Communities<br />
wie YouTube hat eine starke Wirkung und kann durch virale Verbreitung eine unglaubliche<br />
Reichweite erzielen.<br />
Bei CoreMedia berichten Mitarbeiter über ihre Bewerbung<br />
II. Involvieren<br />
Unsere Erfahrung und Überzeugung ist: Tolle Persönlichkeiten ziehen ebensolche an. CoreMedia<br />
nutzt jede Gelegenheit, Mitarbeiter in Kontakt mit anderen Persönlichkeiten zu bringen, wobei<br />
das Personalmarketing nicht notwendigerweise <strong>im</strong> Vordergrund stehen muss, aber kann. So ergeben<br />
sich bei Kontaktveranstaltungen an Universitäten, Netzwerktreffen, Fachtagungen oder<br />
betriebseigenen Events wie das bei CoreMedia quartalsweise stattfindende CoreMedia Open<br />
Space (real) sowie in Internetforen, Communities, auf Vernetzungsplattformen und in Blogs<br />
(virtuell) für beide Seiten vielfältige Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Diese Kontakte<br />
ermöglichen es auch potenziellen Bewerbern, das Unternehmen, seine Menschen und seine<br />
Themen kennenzulernen, ohne dass die Job- beziehungsweise Mitarbeitersuche <strong>im</strong> Vordergrund<br />
steht. So wächst vielfach der Wunsch, Teil eines Unternehmens zu sein, wenn man dieses „von<br />
innen“ gesehen hat.<br />
Voneinander lernen und miteinander arbeiten – CoreMedia Open Space<br />
Involvieren <strong>im</strong> Personalmarketing bedeutet für CoreMedia auch, alle relevanten Kollegen in die<br />
Gestaltung und Durchführung des Prozesses mit einzubeziehen. Wenn das Unternehmen für<br />
einen best<strong>im</strong>mten Fachbereich Verstärkung sucht, entwirft die Personalabteilung das Anforderungsprofil,<br />
den Suchweg und den Auswahlprozess gemeinsam mit den dortigen Mitarbeitern,<br />
42 43
Human Resources<br />
und dies unabhängig von der jeweiligen Hierarchieebene. Wir fragen die Kollegen, wie sie den<br />
Kern ihrer Aufgabe formulieren würden. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale<br />
sie sich bei ihren neuen Kollegen wünschen würden. Wir bitten Sie, eine Illustration,<br />
ein Programmierbeispiel oder ein Foto von einer Teamveranstaltung beizusteuern.<br />
Wir fragen unsere Mitarbeiter auch, auf welche Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber sie aus<br />
welchen Gründen in letzter Zeit aufmerksam geworden sind. Wir lernen von ihnen, welche Zeitschriften<br />
sie lesen, welche Internetseiten, Foren, Communities u.ä. sie besuchen.<br />
Involvieren <strong>im</strong> Personalmarketing bedeutet für CoreMedia darüber hinaus, dass Vakanzen frühzeitig<br />
intern und extern veröffentlicht werden. Mitarbeitern, Partnern und deren persönlichen<br />
Kontakten wird es so ermöglicht, die Stellenangebote zu platzieren, weiterzuleiten und zu verbreiten,<br />
wie sie es für richtig und erfolgversprechend halten.<br />
III. Kollaborieren<br />
CoreMedia geht es bei seinem Personalmarketing und Rekrutierungsprozess darum, mit erwachsenen<br />
Menschen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und den Weg, der möglicherweise<br />
zu einer beruflichen Zusammenarbeit führt, gemeinsam zu beschreiten.<br />
Während der Interviewphase vereinbart die Personalabteilung mit ihren Gesprächspartnern die<br />
Art und Dauer der Gespräche. Dabei wird nach dem Informationsbedarf der Kandidaten gefragt<br />
und wir bemühen uns, ihnen einen möglichst realistischen Blick auf die fragliche Aufgabe und das<br />
Team zu ermöglichen. Jede Gelegenheit soll dabei genutzt werden, den Mitarbeitern die Möglichkeit<br />
zu geben, aktiv am Personalmarketing und Rekrutierungsprozess mitzuwirken, zum Beispiel als<br />
Co-Interviewer, als Gesprächspartner für einen Kaffee unter vier Augen nach dem Interview, als<br />
Begleiter für einen Hospitationstag, als Autoren oder „Mitspieler“ in realistischen Fallstudien.<br />
Dies hat aus unserer Sicht zwei wesentliche Aspekte: erstens präsentieren unsere Mitarbeiter die<br />
positive Ausstrahlung des gesamten Unternehmens, wenn sie mit potentiellen Bewerbern „fachs<strong>im</strong>peln“.<br />
Zweitens entwickelt sich in solchen Gesprächen praktisch als Nebenprodukt ein Gefühl bei<br />
unseren Mitarbeitern wie bei den potenziellen Bewerbern für den fachlichen und persönlichen Fit.<br />
Bei CoreMedia ist es üblich, dass sich zunächst alle Gesprächsteilnehmer dem Bewerber vorstellen<br />
und ihn informieren, in welcher Funktion und mit welchem Blickwinkel sie am Interview teilnehmen.<br />
Bei CoreMedia werden ebenfalls direkt <strong>im</strong> Anschluss an das Gespräch in einem „Blitzlicht“<br />
persönliche Einschätzungen und Feedbacks zum Gesprächsverlauf ausgetauscht. Ohne sich<br />
hinter verschlossenen Türen abzust<strong>im</strong>men, lassen alle am Gespräch beteiligten Personen ihren<br />
Gesprächspartner wissen, was jeden einzelnen beeindruckt hat, wo noch Fragen offen geblieben<br />
sind und wie interessiert sie auf einer Skala von eins bis zehn an der Fortführung des Gesprächs<br />
sind. Durch das Feedback erhält sowohl das Unternehmen als auch der Bewerber ein differenziertes<br />
Bild der einzelnen Standpunkte. Wir legen Wert darauf, Kandidaten in einem laufenden<br />
Auswahlverfahren wahrheitsgemäß Auskunft zu geben, was den Zustand und Fortgang des<br />
Prozesses angeht, liegt ebenfalls richtig. „Sie hören dann von uns“ ist ein Satz, der zumindest<br />
bei CoreMedia in das vergangene Jahrtausend gehört.<br />
IV. Entwickeln<br />
Im Zeitalter der Personalisierung und Individualisierung haben Mitarbeiter hohe Ansprüche an<br />
die Flexibilität ihres Arbeitsverhältnisses. Ihr Job soll sich an wechselnde Lebensumstände und<br />
-phasen anpassen. Wenn man sogar seine Turnschuhe personalisieren kann, warum sollte man<br />
sich dann dem Diktat eines Standard-Arbeitsvertrages unterwerfen? In diesem zunehmend beobachtbaren<br />
Bedürfnis,<br />
mehr als „eine Nummer“<br />
zu sein, liegt eine der großen<br />
Chancen kleiner und<br />
mittelständischer Unternehmen,<br />
einen Attraktivitätsvorteil<br />
für potenzielle<br />
und gegenwärtige Mitarbeiter<br />
zu gewinnen.<br />
Ein Ansatzpunkt liegt in<br />
der individuellen Planung<br />
und Realisierung der<br />
beruflichen (Karriere-)<br />
Entwicklung. Arbeitgeber,<br />
die sich gemeinsam<br />
mit ihren Mitarbeitern<br />
Die individuelle Planung ist wichtig für neue Mitarbeiter<br />
die Mühe machen, die<br />
richtigen Arbeitsinhalte,<br />
Teamkonstellation und Führungskraft für die jeweilige Situation zu suchen, sind es in den<br />
Augen der Mitarbeiter eher wert, für sie zu arbeiten. Mit jedem neuen Mitarbeiter entwickelt<br />
sich aber auch das Unternehmen, da dieser eine neue Kombination von Wissen, Erfahrungen<br />
und Fähigkeiten mitbringt und damit unter Umständen allen „alten“ Kollegen etwas voraus<br />
hat. Es gilt, dieses Wissen und diese Fähigkeiten wertzuschätzen und zu nutzen, zum Beispiel<br />
durch „Reverse-Mentoring-Programme“, bei denen ein neuer Mitarbeiter einen Kollegen<br />
mit längerer Unternehmenszugehörigkeit „coacht“.<br />
44 45
Human Resources<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der Aufweichung der engen Grenzen,<br />
in denen Zeit und Ort der Arbeitsleistung von den Mitarbeitern<br />
gefordert wird. Sind diese Grenzen nicht vielfach ohnehin nur ein<br />
Kontrollmechanismus, und zwar ein wirkungsloser? Technik macht<br />
es heute möglich, <strong>im</strong>mer und überall zu arbeiten, und die IT-affine<br />
Klientel der „Net-Generation“ ist es gewohnt, diese Flexibilität zu<br />
nutzen, zum Beispiel morgens <strong>im</strong> Beach Club, nachmittags <strong>im</strong> Café<br />
und abends <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer.<br />
Beide Ansatzpunkte zusammen liefern viele Kombinationen, mit<br />
denen Mitarbeiter ihre Bedürfnisse in Bezug auf Arbeitsinhalte, Aus-<br />
und Weiterbildung, Work-Life-Balance, Familienphasen, persönliche<br />
Projekte oder Selbstständigkeit zum eigenen und zum Vorteil des<br />
Unternehmens <strong>im</strong> Zeitablauf gestalten können. Falls das noch nicht<br />
reicht: Auch außerhalb des Unternehmens gibt es tolle Möglichkeiten<br />
für die Entwicklung eines Mitarbeiters. Man lässt ihn gehen und hält<br />
den Kontakt. Wenn das Unternehmen wahrhaftig attraktiv ist, hat<br />
man die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt einen reiferen Mitarbeiter<br />
mit noch reichhaltigerem Wissen zurückzugewinnen.<br />
Literaturhinweise und Quellen:<br />
Don Tapscott: „How to Hire the Net Generation”, Businessweek.con,<br />
22. November 2008<br />
Willms Buhse, Sören Stamer (Hg.) „Enterprise 2.0 – Die Kunst loszulassen“<br />
Rhombos-Verlag, Berlin 2008<br />
www.art-of-letting-go.com<br />
46 47
Human Resources<br />
Beziehungen aufbauen und festigen<br />
I. Onboarding-Maßnahmen: Einfache Umsetzung mit großer<br />
Wirkung<br />
Für stark wachsende Unternehmen ist das Onboarding von neuen Mitarbeitern<br />
oft eine Herausforderung: Es fehlt den Führungskräften an<br />
Ressourcen für die Integration der gerade gestarteten Mitarbeiter, denn<br />
sie konzentrieren sich darauf, das wachsende Geschäft voranzutreiben.<br />
Auch Parship, in 2001 Pionier der seriösen Online-Partnersuche <strong>im</strong> Internet<br />
und heutiger Marktführer in Deutschland und Europa, stand aufgrund<br />
des schnellen Firmenwachstums vor dieser großen Aufgabe.<br />
Wichtig war es zunächst, die Bedeutung dieser Einarbeitungsphase zu<br />
erkennen und sie professionell zu managen. Das gilt für alle Unternehmen:<br />
Neue Mitarbeiter müssen schnell und effektiv integriert werden,<br />
um sie schnell effizient einsetzen zu können. So werden die Kosten für<br />
Personalmarketing und Rekrutierung mittelfristig gering gehalten.<br />
Für das Unternehmen Parship, das sein Team am Standort Hamburg in kurzer Zeit um 50 Prozent<br />
ausgebaut hat, wurde daher ein Bündel einfach zu handhabender Integrationsmaßnahmen<br />
geschnürt und wirkungsvoll <strong>im</strong>plementiert. Ziele dabei: Die neuen Leistungsträger an das<br />
Unternehmen zu binden – und das mit einem überschaubaren Aufwand. Alle Maßnahmen sind<br />
ausbaubar und passen zur Unternehmenskultur von Parship sowie zum Standort des Headquarters<br />
in Hamburg.<br />
II. Der erste Arbeitstag bei Parship<br />
Sabine Koke,<br />
Parship GmbH<br />
Julia Böge,<br />
Inter<strong>im</strong> Managerin<br />
Alle neuen Mitarbeiter werden an ihrem ersten Arbeitstag mit einem Blumenstrauß am Arbeitsplatz<br />
begrüßt – eine Geste, über die sich neue Mitarbeiter freuen. Sie fühlen sich willkommen in<br />
der neuen Umgebung.<br />
Zudem stellt der Vorgesetzte vor dem ersten Tag sicher, dass der Arbeitsplatz mit Schreibtisch<br />
und Stuhl, Telefon, PC/Laptop sowie gegebenenfalls Blackberry eingerichtet ist. Was sich wie<br />
eine Selbstverständlichkeit anhört, ist es in vielen Unternehmen nicht. Gerade kurzfristige<br />
Einstellungen führen in vielen Unternehmen dazu, dass diese Basis-Arbeitsmittel nicht zur<br />
Verfügung stehen. Wer zufriedene Mitarbeiter haben will, sollte lieber den Starttag des neuen Mitarbeiters<br />
um eine Woche verschieben, als ihn eine Woche ohne PC zu beschäftigen. Das bringt<br />
eher Frust und Startschwierigkeiten als eine motivierte, schnelle Einarbeitung.<br />
III. Das Parship-Starter-Paket<br />
Am ersten Tag erhält jeder neue Mitarbeiter ein Starterpaket – eine Mappe. Dabei geht es insbesondere<br />
darum, etwas „Anfassbares“ zu übergeben, was auch zu Hause vorgezeigt werden<br />
kann. Beispiele für den Mappeninhalt:<br />
Vision, Mission-Statement & Unternehmenswerte<br />
Aktuelle Pressemitteilungen und Berichterstattungen zum Unternehmen<br />
Aktuelles Organigramm<br />
Informationen zur HVV-Proficard (die über Parship bezogen werden kann)<br />
Eine aktuelle Stadtzeitschrift wie Prinz (für Hamburger) oder ein Hamburg-Stadtführer<br />
(für Neu-Hamburger)<br />
Spezielles Give-away des Unternehmens (z. B. Parship-CD mit Song aus der<br />
Fernsehwerbung)<br />
IV. Welcome@Parship<br />
Regelmäßig lädt Parship die neuen Mitarbeiter nach ein bis zwei Monaten zum Welcome@Parship<br />
ein. Ziele dabei: die neuen Mitarbeiter vertraut machen mit der Historie, mit den Unternehmenszielen<br />
und den gelebten Werten. Das anschließende gemeinsame Mittagessen gibt darüber<br />
hinaus die Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen. Bei der Vorstellungsrunde erhält jeder<br />
Mitarbeiter die Gelegenheit, seine ersten Eindrücke vom Unternehmen zu äußern. Daraus resultieren<br />
für das Unternehmen häufig hilfreiche Verbesserungsvorschläge von Kollegen, die noch<br />
sehr offen an ihre neuen Aufgaben herangehen.<br />
V. Jour fixe und Produktschulung<br />
Einmal <strong>im</strong> Monat lädt die Geschäftsleitung zum „Company Jour fixe“ ein. Dies ist eine Maßnahme<br />
der internen Kommunikation, in der zentrale Informationen zum Unternehmen weitergegeben werden,<br />
wie zum Beispiel geplante Veränderungen in der Unternehmensstruktur, Projektinformationen<br />
und die Vorstellung von neuen Mitarbeitern. Der Jour fixe endet mit einer Fragerunde, in dem die Mitarbeiter<br />
die Möglichkeit haben, direkte Antworten von der Geschäftsleitung zu erhalten. Die neuen<br />
Mitarbeiter bekommen damit schnell und regelmäßig Einblick in das Unternehmen und seine Kultur,<br />
wichtige Projekte und das Arbeiten der anderen Bereiche. Schließlich steht auch diese Veranstaltung<br />
<strong>im</strong> Zeichen des Netzwerkens: Alle Mitarbeiter werden <strong>im</strong> Anschluss zu einem Snack eingeladen. In<br />
den ersten ein bis zwei Monaten bietet Parship zudem zwei Produktschulungen. Diese Schulungen<br />
sollen ebenfalls den Austausch zwischen neuen und alten Mitarbeitern fördern, aber natürlich auch<br />
Produktkenntnisse vermitteln und damit der Qualitätssicherung dienen.<br />
48 49
Aus- und Weiterbildung<br />
VI. Probezeit-Ende-Geschenk<br />
Nach Beendigung der Probezeit folgt bei Parship <strong>im</strong>mer ein Mitarbeitergespräch. Damit Vorgesetzte<br />
auch motiviert sind, dieses Gespräch zu führen, hat sich Parship etwas Besonderes<br />
einfallen lassen. Nach einem positiven Probezeitgespräch erhalten die Mitarbeiter ein kleines<br />
Geschenk – überreicht durch den Vorgesetzten und vorbereitet durch die Personalabteilung.<br />
Alle diese Integrationsmaßnahmen sind modular aufgebaut und ausbaubar. Bei der Entwicklung<br />
wurde insbesondere auf die einfache Umsetzung geachtet. In der Regel erfordern die Maßnahmen<br />
daher hauptsächlich Disziplin – und entfalten schnell eine positive Wirkung. Manchmal<br />
machen schon die kleinen Dinge einen großen Unterschied.<br />
Personalentwicklung – Fachschulungen sind nur ein Teil davon<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
Lebenslanges Lernen ist <strong>im</strong> globalen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Im Unternehmen als<br />
Azubi oder Trainee einzusteigen, einen bereits halbwegs festgelegten Karrierepfad zu beschreiten,<br />
um dann nach circa 40 Jahren von diesem Unternehmen auch in den Ruhestand verabschiedet<br />
zu werden, ist ein Auslaufmodell.<br />
Wer heute nicht ständig dazu lernt und nicht bereit ist, sich jederzeit fachlich und auch persönlich<br />
neue (Er-)Kenntnisse anzueignen, wird <strong>im</strong>mer weniger Chancen bei der Wahl seines<br />
Arbeitgebers und auch bei der Wahl seiner beruflichen Inhalte bekommen.<br />
Doch auch Unternehmen müssen kreativ sein: Personalentwicklung dient heute dazu, den Mitarbeitern<br />
attraktive Arbeitsmodelle sowie Perspektiven für die fachliche und persönliche Entwicklung<br />
zu bieten, um diese langfristig ans Unternehmen zu binden. Das ist so viel mehr, als nur ein<br />
paar Fachschulungen anzubieten und das Management in Führungsthemen zu schulen.<br />
Zwei Expertinnen beschreiben Modelle, wie Aus- und Weiterbildung auch bei Kleinunternehmen<br />
und Mittelständlern erfolgreich ein- und umgesetzt werden kann.<br />
Duale Ausbildung – wichtiger denn je<br />
I. Lehrstellen in Hamburg – eine Erfolgsgeschichte<br />
Bis Ende November 2008 haben 12.933 junge Leute ihr Ausbildungsverhältnis<br />
bei der Hamburger Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
oder Handwerkskammer (HWK) begonnen. Mit einem Plus von rund 5.5<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahr ist dies das beste Ergebnis seit Jahrzehnten.<br />
Es hätten sogar noch mehr Ausbildungsverhältnisse werden<br />
können; denn erstmals gab es in Hamburg mehr offene Lehrstellen als<br />
suchende Bewerber.<br />
Christa<br />
Pfennigschmidt,<br />
Initiative Hamburg<br />
Zu erklären ist der Lehrstellenüberhang vor dem Hintergrund der sinkenden Anzahl der<br />
Schulabgänger mit Haupt- und Realschul- oder Hauptschulabschluss um 40.000 Personen<br />
(-5,8 Prozent) bundesweit. Einige Ausbildungsstellen – vor allem in der Baubranche –<br />
bleiben leer, während es für Lehrstellen zum Beispiel in kaufmännischen Berufen <strong>im</strong>mer<br />
mehr Bewerber gibt. In Hamburg verstärkt sich dieses Problem noch weiter, da die<br />
Rückgänge bei Schulabgängern mit Haupt- und Realschul- oder Hauptschulabschluss in<br />
den neuen Bundesländern überproportional hoch sind und wie in den vergangenen Jahren<br />
vermehrt Ausbildungssuchende aus Mecklenburg-Vorpommern nach Hamburg streben.<br />
50 51
Aus- und Weiterbildung<br />
Vor diesem Hintergrund werden die Kammern die Erfolgsgeschichte „Lehrstellen in Hamburg“ voraussichtlich<br />
leider nicht dauerhaft fortschreiben können. Die unten aufgeführte Entwicklung setzt<br />
sich auch in den nächsten Jahren fort. Von 2007 bis 2010 werden es bei den Abgängern mit Haupt-<br />
und Realschulabschluss nochmals rund 78.000 weniger sein. Im Vergleich dazu geht die Abgängerzahl<br />
mit Fach- oder allgemeiner Hochschulreife <strong>im</strong> gleichen Zeitraum nur um circa 7.500 zurück.<br />
Entwicklung der Schulabgänger in Deutschland<br />
1. mit Hauptschulabschluß<br />
2. mit Realschulabschluß<br />
1. + 2.<br />
Differenz Vorjahr<br />
3. mit Fachhochschulreife<br />
4. mit allgemeiner<br />
Hochschulreife<br />
3. + 4.<br />
Differenz Vorjahr<br />
Gesamt<br />
Differenz Vorjahr<br />
2007 2008 2009 2010<br />
222.530 210.772 202.129 197.453<br />
387.355 362.901 346.108 334.024<br />
609.885 573.673 548.237 531.477<br />
-36.212 -25.436 -16.760 -78.408<br />
11.450 11.321 11.438 11.391<br />
Die weniger schnell sinkende Zahl der Abgänger mit höherem formalen Abschluss könnte die<br />
Hoffnung wecken, dass eventuell eine höhere Anzahl in die duale Ausbildung drängen würde.<br />
Doch die Einführung vieler Bachelor-Studiengänge, die mit Mindestlaufzeiten von drei Jahren<br />
ähnlich lange Studienzeiten anbieten wie die Ausbildungszeiten bei einem klassischen dualen<br />
Ausbildungsberuf, stellt ein großes Konkurrenzpotenzial dar. Dieses wird wahrscheinlich weiter<br />
anwachsen durch das zunehmende Angebot von privaten Fachhochschulen, die derzeit attraktive,<br />
teilweise sehr spezialisierte Studiengänge anbieten. Damit haben <strong>im</strong>mer mehr Absolventen<br />
mit Hochschulreife die Möglichkeit zu studieren, auch wenn sie an einer staatlichen Hochschule<br />
nicht angenommen wurden.<br />
II. Die duale Ausbildung als Investition in die Zukunft<br />
Differenz<br />
Gesamt<br />
249.681 250.032 244.014 242.478<br />
261.131 261.353 255.452 253.869<br />
222 -5.901 -1.583 -7.262<br />
871.016 835.026 803.689 785.346<br />
-35.990 -31.337 -18.343 -85.670<br />
Die Zahl der in Hamburg als offen gemeldeten Stellen bleibt auch 2009 hoch: Knapp 22.000<br />
Stellen sind trotz Konjunkturabschwung nach wie vor unbesetzt. In keiner anderen Großstadt<br />
kommen so wenig Bewerber auf freie Arbeitsplätze. Der Personalmangel in der Metropolregion<br />
geht dabei quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen. Es fehlen Fachkräfte aller<br />
Qualifikationsniveaus. Zum einen ist es deshalb für die<br />
bereits <strong>im</strong> dualen System ausbildenden Betriebe<br />
umso wichtiger, die richtigen Nachwuchsprofile<br />
zu generieren. Und zum anderen auch Betriebe,<br />
die noch nicht <strong>im</strong> dualen System ausbilden, davon<br />
zu überzeugen, in diese Form der Ausbildung<br />
zu investieren.<br />
Auf den nachfolgenden Seiten sollen die wichtigsten Fakten<br />
und Informationen, Ansprechpartner und Informationsquelle zur<br />
dualen Ausbildung in und um Hamburg aufgezeigt werden. Der abschließende Erfahrungsbericht<br />
setzt einen positiven Schlusspunkt und möge alle Unternehmen dazu anregen, über ein eigenes<br />
oder erhöhtes Engagement in der dualen Ausbildung nachzudenken.<br />
A. Die Vorteile der dualen Ausbildung<br />
Sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Auszubildenden entstehen durch die duale Ausbildung<br />
Vorteile.<br />
1. Für den Arbeitgeber:<br />
Sicherung des Fachkräftebedarfs/Führungskräftebedarfs<br />
Reduzierung der Einarbeitungskosten<br />
Passgenaue Qualifikation<br />
Produktive Leistungen der Auszubildenden<br />
Erhöhung von Motivation und Betriebstreue<br />
2. Für den Auszubildenden:<br />
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
Anerkanntes Zertifikat<br />
Praxisnähe<br />
Ausbildungsvergütung/Finanzierung des Studiums<br />
52 53
Aus- und Weiterbildung<br />
B. Formen der dualen Ausbildung<br />
Die Formen der dualen Ausbildung haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark den Bedürfnissen<br />
der Wirtschaft angepasst. Neben der klassischen dualen Ausbildung in Verbindung mit<br />
einem Ausbildungsvertrag bei der Handels- oder Handwerkskammer wurden zahlreiche duale<br />
„Erstausbildungsstudiengänge“ geschaffen.<br />
1. Erstausbildung <strong>im</strong> dualen System<br />
Die Erstausbildung <strong>im</strong> dualen System ist die Kombination aus betrieblicher Praxis in<br />
einem ausbildungsberechtigten Unternehmen und dem Besuch der Berufsschule mit<br />
einer Abschlussprüfung vor der IHK oder der HWK. Mit erfolgreicher Abschlussprüfung<br />
erwirbt der Auszubildende (der leichteren Lesbarkeit halber wird <strong>im</strong>mer die männliche<br />
Form gebraucht, gleichermaßen sind damit auch weibliche Auszubildende gemeint) einen<br />
bundesweit anerkannten Berufsabschluss.<br />
Die Anzahl der möglichen Ausbildungsberufe ist in den vergangenen Jahren um eine<br />
Vielzahl neuer Berufsbilder entsprechend der Bedürfnisse sich ständig entwickelnder<br />
Dienstleistungsangebote gestiegen. Damit ist es auch vielen sehr spezialisierten<br />
Unternehmen möglich auszubilden.<br />
Die Informationen zu den derzeitigen Berufsbildern sind auf den Seiten der IHK und<br />
der Handwerkskammer einzusehen. Speziell für die Medien- und IT-Branche gibt die Seite<br />
www.it-medien-hamburg.de einen sehr guten Überblick.<br />
2. Die Verbundausbildung<br />
Die Verbundausbildung ist vor allem für kleinere Betriebe gedacht, die nicht alle<br />
Ausbildungsinhalte allein abdecken können. Der Auszubildende schließt den Ausbildungsvertrag<br />
mit einer übergeordneten Institution ab, die alle Aufgaben einer Ausbildungsfirma<br />
übern<strong>im</strong>mt. Der Auszubildende wird dann in mehreren Betrieben einsetzt, die <strong>im</strong> Verbund<br />
den gesamten Rahmenlehrplan der jeweiligen Ausbildung abdecken.<br />
3. Duales Studium<br />
Das duale Studium ist ein Angebot zumeist privater Fachhochschulen und Berufsakademien.<br />
Nach einer Studiendauer von drei bis vier Jahren erwirbt der Auszubildende in<br />
Verbindung mit der Aneignung von betrieblicher Praxis einen Bachelor-Abschluss.<br />
Diese Form der Ausbildung stellt eine gute Kombination aus Studium und Praxis dar und<br />
ist in den vergangenen Jahren <strong>im</strong>mer beliebter geworden. Die Betriebe können mit dem dualen<br />
Studium ein attraktives Angebot für hoch qualifizierte Schulabgänger anbieten und haben<br />
somit die Chance, frühzeitig hochwertige Fach- und/oder auch spätere Führungskräfte an<br />
sich zu binden.<br />
Bei der Entscheidung für das Angebot eines dualen Studienplatzes ist es wichtig, eine<br />
Reservierung bei dem jeweiligen Studienanbieter vorzunehmen. Denn hier ist die Nachfrage<br />
der Firmen teilweise höher als das Angebot.<br />
Duales Studium – gute Kombination aus Theorie und Praxis<br />
C. Rechtliche Grundlagen<br />
Für die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der IHK und HWK muss das Unternehmen ausbildungsberechtigt<br />
sein. Um die Ausbildungseignung zu erlangen, muss das Unternehmen sowohl<br />
eine fachliche als auch eine pädagogische Eignung nachweisen.<br />
Die Eignungen bedingen best<strong>im</strong>mte Voraussetzungen, die aber <strong>im</strong> Einzelfall durch Sonderbest<strong>im</strong>mungen<br />
und Möglichkeiten der Befreiung ausgeglichen werden können. Hierzu gibt es auf<br />
den Seiten der IHK und der HWK umfangreiche Informationen. Erfahrungsgemäß ist die Beratung<br />
durch einen Ausbildungsberater der jeweiligen Kammer zielführender als die Eigenrecherche. Es<br />
ist ebenfalls empfehlenswert, mit dem Ausbildungsberater über das Berufsbild zu diskutieren,<br />
das man anbieten will.<br />
54 55
Aus- und Weiterbildung<br />
Im Gegensatz dazu braucht das Unternehmen keine so umfangreichen Bedingungen zu erfüllen,<br />
wenn es in Zusammenarbeit mit Akademien ausbildet. Im Rahmen der Betreuung von Praxisberichten<br />
und Abschlussarbeiten müssen <strong>im</strong> Unternehmen Personen zur Verfügung stehen,<br />
die einen akademischen Abschluss vorweisen können. Dies ist <strong>im</strong> Einzelfall mit der jeweiligen<br />
Akademie abzuklären.<br />
D. Bewerberakquisition<br />
Bei der Suche nach der richtigen Lehrstelle gibt es neben der persönlichen Empfehlung zwei<br />
wichtige Quellen: die Website der Agentur für Arbeit und die Websites der Kammern. Hier können<br />
Sie Ihr Lehrstellenangebot einstellen. Die unten stehende Grafik zeigt wie Auszubildende ihre<br />
Lehrstelle gefunden haben. So nennen 20,7 Prozent der Befragten Familie/Freunde/Bekannte<br />
als wichtige Informationsquelle. Bei dieser Erhebung wurden alle Auszubildenden, die <strong>im</strong> Jahr<br />
2007 ihre Ausbildung in Hamburg angefangen haben befragt, womit alle Ausbildungsberufe<br />
abgedeckt sind.<br />
Wie haben Sie ihre Lehrstelle gefunden?<br />
Quelle: Azubi-Umfrage der Hamdelskammer Hamburg, Befragung <strong>im</strong> Sommer 2008 bei allen Auszubildenen, die <strong>im</strong> Jahr 2007 ihre<br />
Ausbildung in den Bereichen Industrie, Handel oder Dienstelistungen begonnen haben, Fallzahl: 1.966<br />
Angaben<br />
in Prozent<br />
Familie-/Freunde/Bekannte<br />
20,7<br />
Angebote der Agentur für Arbeit<br />
15,6<br />
Initiativbewerbung<br />
12,6<br />
Lehrstellenbörse der<br />
Handelskammer Hamburg<br />
Andere Internetbörsen (z.B.<br />
12,2<br />
11,1<br />
Jobpilot, jobscout24, Jobbörse)<br />
9,7<br />
Praktikum <strong>im</strong> Ausbildungsbetrieb<br />
7,8<br />
Sonstiges<br />
5,3<br />
Schule Lehrer/in 1,8<br />
Messe „Einstieg“ Hamburg 1,6<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Die Suche nach Bewerbern für das duale Studium gestaltet sich vergleichsweise einfach.<br />
Wenn Sie sich dazu entscheiden, wird Ihre Firma bei dem jeweiligen Studienanbieter wie<br />
der Berufsakademie Hamburg oder der Hamburg School of Business Administration in der<br />
entsprechenden Unternehmensliste aufgeführt und der Eintrag auf Ihre Unternehmens-<br />
Website verlinkt. Die Bekanntheit der dualen Studiengänge ist bei den Schulabsolventen<br />
groß, sodass Ihr Eintrag bei entsprechenden Suchanfragen <strong>im</strong> Netz schnell gefunden wird.<br />
Wenn Sie sich dafür entscheiden, einen Ausbildungsplatz anzubieten, ist es vorteilhaft, dies<br />
bereits mit einem langen Vorlauf zu machen. Zwar zeigt die Grafik unten, dass nur 28 Prozent<br />
bereits mehr als ein Jahr vor Ausbildungsbeginn mit der Suche angefangen haben. Aus unserer<br />
Erfahrung sind es aber die guten Kandidaten, die sich frühzeitig auf die Suche begeben, – und<br />
die erreichen Sie umso besser, je früher sie Ihr Stellenangebot platzieren.<br />
Haben Sie schon vor Ihrem Schulabschluss mit der Suche nach einer Lehrstelle begonnen?<br />
Nein, erst nach meinem<br />
Schulabschluss<br />
Ja, mehr als ein Jahr vorher<br />
Ja, ein halbes Jahr vorher<br />
Ja, bis zu 3 Monate<br />
vor dem Abschluss<br />
Angaben in Prozent<br />
Neben der reinen Bekanntmachung des Angebots eines Ausbildungsplatzes ist eine frühe Aufklärung<br />
über die Firma und das Berufsbild beziehungsweise den Studiengang wichtig. Denn die<br />
Jugendlichen stehen einer großen Fülle von Ausbildungsangeboten gegenüber und haben oft<br />
nur eine sehr vage Vorstellung von den Arbeitsinhalten einzelner Firmen.<br />
56 57<br />
16,2<br />
24,5<br />
28,0<br />
31,3<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Quelle: Azubi-Umfrage der Hamdelskammer Hamburg, Befragung <strong>im</strong> Sommer 2008 bei allen Auszubildenen, die <strong>im</strong> Jahr 2007 ihre<br />
Ausbildung in den Bereichen Industrie, Handel oder Dienstelistungen begonnen haben, Fallzahl: 1.966
Aus- und Weiterbildung<br />
Nachfolgend drei Möglichkeiten, wie Sie mit Jugendlichen in Kontakt kommen können, um ihnen<br />
Einblick in Ihr Unternehmen zu geben:<br />
1. Messe „Einstieg“ Hamburg – Jährliche Messe für Berufsausbildung und Studium. Hier<br />
können sich Unternehmen präsentieren und interessierten Jugendlichen Informationen<br />
über die Aufgaben und Ausbildungsinhalte vermitteln.<br />
2. „Girls-Day“ – Jährlich wird ein Tag von der IHK organisiert, an dem Jugendliche die<br />
Möglichkeit haben, in ein Unternehmen reinzuschnuppern. Unternehmen können sich<br />
bei der IHK als Teilnehmer melden und bekommen dann eine Anzahl von interessierten<br />
Jugendlichen für einen Tag ins Unternehmen geschickt. Der Name kommt ursprünglich<br />
von der Idee, Mädchen einen Einblick in typische Männerberufe zu geben. Doch heute<br />
können auch Jungen daran teilnehmen.<br />
3. Berufsinformationstage einzelner Schulen – Dies ist eine Eigeninitiative von Schulen,<br />
die gezielt Firmen ansprechen. Entweder eine Gruppe Jugendlicher kommt zu einem<br />
Vortrag in das Unternehmen oder das Unternehmen präsentiert sich in der Schule und der<br />
Firmenvertreter beantwortet in Kleingruppen die speziellen Fragen der Jugendlichen.<br />
Stellen Sie selber Kontakt zu Schulen in Ihrer Umgebung her oder bitten Sie Ihre Kollegen,<br />
bei ihren früheren Schulen nachzufragen, ob dort so etwas gemacht wird.<br />
E. Bewerberauswahl<br />
Bei der Bewerberauswahl bieten sowohl die IHK als auch die HWK Services an. Beide Kammern<br />
übernehmen gern die Vorauswahl von Bewerbern, sodass das Unternehmen lediglich eine kleine<br />
Anzahl von passgenauen Bewerbern interviewen muss. Dies schafft für Unternehmen, die noch<br />
keine Auszubildenden eingestellt haben, Sicherheit oder bietet gerade kleineren Firmen den<br />
Vorteil der Auslagerung der gesamten Bewerberadministration.<br />
Der Service der IHK trägt den Namen Intas. Bei der HWK läuft dieses Angebot unter dem Namen<br />
“Passgenaue Vermittlung“. Während der Service der HWK kostenlos ist, berechnet die IHK<br />
ihre Leistungen gestaffelt nach Neukunden (300 Euro) und erfahrenen Ausbildungsbetrieben<br />
(400 Euro). Darin enthalten sind eine Basispauschale und die Erfolgsprämie für einen eingetragenen<br />
Ausbildungsvertrag. Die Preise gelten ab 1. April 2009.<br />
Bezüglich der Auswahl von Studierenden bietet beispielsweise die Nordakademie insbesondere<br />
neuen Kooperationsbetrieben sowie kleineren Unternehmen, die zum Beispiel über keine<br />
Personalabteilung verfügen, Unterstützung bei der Bewerberauswahl. Das Unternehmen trifft<br />
eine Vorauswahl von drei favorisierten Kandidaten, die an der Nordakademie ein mehrstufiges<br />
Bewerbungsverfahren (schriftlicher Test, Potenzialtest, Bewerbungsgespräch mit Hochschullehrern)<br />
durchlaufen. Anschließend erhält das Unternehmen eine Empfehlung aus Sicht der<br />
Hochschule. Für diese Serviceleistung wird ein Kostenbeitrag pro Bewerber berechnet.<br />
Quellen<br />
Seiten zur Ausbildung in Hamburg:<br />
www.ausbildung-hamburg.de<br />
www.it-medien-hamburg.de<br />
Seiten von Anbietern dualer Studiengänge:<br />
www.ba-hamburg.de<br />
www.haw.de<br />
www.hsba.de<br />
www.nordakademie.de<br />
Seiten der Hamburger Kammern:<br />
HWK: www.hwk.de<br />
IHK: www.hk24.de<br />
Weitere Seiten:<br />
www.einstieg-hamburg.de<br />
www.girls-day.de<br />
Literatur:<br />
Medien- und IT-Berufe – Ausbildung, Weiterbildung, Studium und Berufsprofile in<br />
Medien- und Informationstechnologie für die Metropolregion Hamburg von A–Z,<br />
Herausgeber: KWB – Koordinationsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V.<br />
(gegen Porto anzufordern unter: www.it-medien-hamburg.de)<br />
F. Drei Tipps für das Bewerbungsgespräch:<br />
1. Achten Sie darauf, dass der Bewerber aktiv spricht. Menschen mit passiver Sprechweise<br />
werden <strong>im</strong> späteren Berufsleben bei Fehlern die Gründe meistens zuerst bei den Anderen<br />
suchen und nicht bei sich selbst.<br />
2. Fragen Sie den Bewerber, für was er sich begeistern kann und bitten Sie ihn, Ihnen über<br />
seine Aktivitäten und sein Engagement zu erzählen. Ganz egal, für was er sich interessiert,<br />
die Hauptsache ist, dass er sich für etwas interessiert. Nur wer Begeisterung zeigt, kann<br />
sich auch für die späteren Aufgaben begeistern.<br />
3. Überlegen Sie sich, ob es Ihnen Spaß machen wird, den Bewerber auszubilden. Wenn Sie<br />
sich dieses nicht vorstellen können, werden Sie selber nicht mit Herzblut dabei sein.<br />
58 59
Aus- und Weiterbildung<br />
III. Best Practice: Duale Ausbildung bei der Initiative Hamburg<br />
Aufgrund der stets schwierigen Situation, geeignete Werber zu rekrutieren, entschlossen wir<br />
uns 1998, in die duale Ausbildung einzusteigen. Wir haben alle damaligen Angebote genutzt und<br />
jeweils einen Auszubildenden an der Nordakademie (Dipl.-Kaufmann FH), <strong>im</strong> Hamburger Modell<br />
(heute HSBA; eigener Abschluss) und in der Berufschule (Werbekaufmann) ausbilden lassen.<br />
Entsprechend unserer Ausbildungsbedürfnisse haben wir uns auf die Nordakademie und die Berufsschule<br />
konzentriert und in den letzten elf Jahren insgesamt 19 Personen – fast ausnahmslos<br />
mit guten oder sehr guten Abschlüssen – durch die Ausbildung begleitet. Derzeit sind noch sieben<br />
ehemalige Auszubildende bei uns beschäftigt, davon sogar zwei Kolleginnen seit mehr als sieben<br />
Jahren. In den vergangenen drei Jahren haben wir unser Ausbildungsengagement<br />
noch ausgeweitet. Derzeit haben wir 15 Auszubildende und zwei<br />
weitere werden <strong>im</strong> zweiten Halbjahr starten. Damit liegt der Anteil der Auszubildenden<br />
über 10 Prozent der Gesamtbeschäftigten. Aufgrund der guten<br />
Erfahrungen mit den Junioren entschlossen wir uns für das Angebot zweier<br />
weiterer Berufsbilder: Fachinformatiker Systemintegration und Bürokaufmann.<br />
Diese Berufsbilder haben wir zusammen mit den Ausbildungsberatern<br />
der IHK als die für unsere Firma am besten passenden Bilder ausgewählt.<br />
Zur Gewährleistung einer umfassenden Ausbildung bekommen die Auszubildenden<br />
in den ersten Wochen ihrer Ausbildung eine mehrtägige Einführung<br />
in die Arbeitsweise und -abläufe der Agentur. Sie durchlaufen die für ihr Berufsbild<br />
wichtigen Abteilungen. Wenn sie eine Abteilung durchlaufen haben,<br />
bekommen sie ein strukturiertes schriftliches Feedback von dem jeweiligen<br />
Verantwortlichen, das wiederum mit der Ausbildungsleitung besprochen<br />
wird. Im Rahmen dieses Gesprächs wird dann überlegt, in welchen Bereichen<br />
sich der Auszubildende positiv entwickelt hat, wo noch Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf<br />
besteht und wie dieses Ziel erreicht werden kann.<br />
Alle Auszubildenden treffen sich einmal in der Woche mit der Ausbildungsleitung.<br />
Dieser Workshop dient dem allgemeinen Gedankenaustausch, dem<br />
Erlernen von agentureigenen Tools und Abläufen. Die fachliche Ausbildung<br />
ist der eine Teil. Der andere – und genau so wichtige Teil – ist das Training<br />
der Soft Skills: Rhetorik, Präsentation und Auftreten, Umgangsformen<br />
und dem Anlass entsprechende Kleidung. Ein großes Anliegen der Initiative<br />
ist es, die Ausbildung und Entwicklung in allen Bereichen zu fördern, damit<br />
die Auszubildenden nach Abschluß gut gerüstet in ihr Berufsleben<br />
starten und in einer sehr schnelllebigen und sich stetig verändernden<br />
Branche dauerhaft erfolgreich sein können.<br />
Diese derzeitig opt<strong>im</strong>ale Ausbildungsorganisation mag für den Außenstehenden aufwendig<br />
erscheinen. Wir sehen das aber nicht so, da sie über die Jahre gewachsen ist und sich weiterentwickelt<br />
hat. In dieser stehenden Organisation werden viele Aufgaben von den Auszubildenden<br />
selber übernommen und die neuen werden teilweise von den älteren trainiert. Was besonders erwähnenswert<br />
ist: Auch einige der ehemaligen „Azubis“ engagieren sich wiederum in der Ausbildung.<br />
Wir sehen unser langfristiges, konsequentes Engagement als erfolgreich und lohnenswert<br />
für unsere Agentur. Die Zusammenarbeit mit den Junioren ist bereichernd; denn sie zwingen und<br />
bringen uns alle dazu, <strong>im</strong>mer wieder frisch zu denken.<br />
60 61
Aus- und Weiterbildung<br />
Warum Coaching und Training entscheidend zum<br />
Unternehmenserfolg beitragen können<br />
Der wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen steigt. Ertragswachstum<br />
muss fast ausschließlich durch Effizienzsteigerung realisiert werden.<br />
Hinzu kommt, dass in der IT- und Medienbranche auch in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten gute Fachkräfte Mangelware sind. Wir brauchen innovative<br />
Konzepte in der Personalarbeit.<br />
Coaching und Training sind zwei funktionierende Maßnahmen, welche die<br />
dringend benötigte Qualifikation und langfristige Bindung der Mitarbeiter<br />
an das Unternehmen erhöhen. Durch den Einsatz von Coaching und<br />
Hanka Schrader,<br />
Coach und Trainerin<br />
Training als individuelle Personalentwicklungsmaßnahmen halten Sie wertvolles Know-how <strong>im</strong><br />
Unternehmen, gewinnen motivierte, bestens aufeinander eingespielte Mitarbeiter und tragen<br />
somit direkt zur Effizienzsteigerung bei.<br />
I. Was bedeutet der „Produktionsfaktor“ Mensch für IT- und Medienunternehmen?<br />
Sie stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Sie können Prozesse in technischen Produktionseinheiten<br />
bis auf die letzte Einheit opt<strong>im</strong>ieren, aber Sie haben es auf dem Weg zu mehr Effizienz <strong>im</strong><br />
Unternehmen mit dem „Faktor Mensch“ zu tun. Und als Individuum betrachtet, ist der Mensch nun<br />
einmal einzigartig. Mit standardisierten Konzepten in der Personalarbeit kommen Sie nicht weiter.<br />
Dass Sie es mit Individuen zu tun haben, bietet Ihnen allerdings auch eine große Chance. Ihre<br />
Mitarbeiter können Ihrem Unternehmen, Ihrem Produkt Persönlichkeit verleihen und so Ihre<br />
Marke erlebbar machen. Nutzen Sie diesen Vorteil!<br />
Die Aufgabe der Personalabteilung ist es, qualifizierte und zur Unternehmenskultur passende<br />
Mitarbeiter zu finden sowie vorhandenen Mitarbeitern Möglichkeiten der Entfaltung und Weiterentwicklung<br />
zu bieten. Hauptaugenmerk der Personalentwicklung sollte daher die individuelle<br />
Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sein. Hier gilt es, eng mit den Führungskräften der einzelnen<br />
Fachabteilungen zusammenzuarbeiten, um so die konkreten Anforderungen an die fachlichen,<br />
kommunikativen und sozialen Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter auszuleuchten.<br />
Dieser Beitrag stellt Ihnen die Möglichkeiten von Coaching und Training für die individuelle<br />
Förderung von Nachwuchskräften vor.<br />
II. Was ist Coaching und Training?<br />
Coaching ist eine Unterstützung für Mitarbeiter auf der Prozessebene und auf Augenhöhe.<br />
Die zu behandelnden Themen und die erwarteten Ziele werden zwischen Coachee, Coach und<br />
Auftraggeber vorab besprochen. Dabei werden Wege bei der individuellen Lösungssuche mit intensiver<br />
persönlicher Beratung, bei Bedarf mit Expertenrat, kombiniert. Grundlage dafür ist eine<br />
tragfähige, freiwillig gewünschte Beratungsbeziehung, welche auf einem Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Coachee und Coach fußt.<br />
Training ist eine Unterstützung für Mitarbeiter zu ausgewählten Themenblöcken. Trainings können<br />
als Einzeltraining oder Gruppentraining durchgeführt werden. Der Fokus liegt hierbei auf<br />
der theoretischen und praktischen Vermittlung von Sachinhalten und Verhaltensweisen. Jeder<br />
Trainingsblock hat die Erarbeitung von Lösungsansätzen und die Übertragung des Gelernten in<br />
die eigene Lebens- und Unternehmenspraxis durch die Mitarbeiter zum Ziel. So wird der praktische<br />
Nutzen und der Erfolg des Trainings wesentlich durch die eigenverantwortliche Beteiligung<br />
der Mitarbeiter best<strong>im</strong>mt.<br />
Ausschlaggebend für ein erfolgreiches Training ist die Motivation der Mitarbeiter<br />
62 63
Aus- und Weiterbildung<br />
III. Wann setze ich Coaching und Training ein?<br />
Grundsätzlich setzt eine Coaching- oder Trainingsmaßnahme eine positive Einstellung vom<br />
Vorgesetzten zum Mitarbeiter voraus. Der Wunsch nach Veränderung darf kein einsamer Wille<br />
des Vorgesetzten sein. Der Mitarbeiter ist aber ebenso für die Wirksamkeit und den Erfolg der<br />
von ihm besuchten Maßnahme verantwortlich. Das erfordert eine genaue Bedarfsanalyse,<br />
das Einverständnis für die Maßnahme sowie die Klärung der zu erwartenden Ziele zwischen<br />
Mitarbeiter und Vorgesetztem.<br />
Die Überwindung von Krisen oder die Suche nach Verbesserung sind typische Auslöser für<br />
Coaching und Training. Nachfolgend ein paar Anwendungsbeispiele:<br />
Ausbildung und Weiterentwicklung:<br />
für best<strong>im</strong>mte Tätigkeitsfelder beziehungsweise zur Erlangung von Schlüsselqualifikationen,<br />
fachliches Training für Programme oder Verfahrenstechniken<br />
Erweiterung der Managementkompetenzen:<br />
Unterstützung und Begleitung be<strong>im</strong> Aufbau eines Teams beziehungsweise<br />
bei Restrukturierungen <strong>im</strong> Team, der Organisation<br />
Karriere- und Rollenplanung:<br />
individuelle Hilfestellung bei der Bewältigung neuer Aufgaben <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Projekt, bei der<br />
Kundenbetreuung, Vorbereitung auf eine neue Position <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen<br />
Projektcoaching:<br />
Einführung von Projektmanagement, Zusammenstellung und Aufbau eines Projektteams,<br />
Prozessbegleitung <strong>im</strong> laufenden Projekt<br />
Organisationskulturelle Krisen beziehungsweise Verbesserungen:<br />
Konflikte <strong>im</strong> Team, in der Kundenbeziehung, Kultur <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen, <strong>im</strong> Projekt<br />
und mit dem Kunden<br />
Der Coach als Inter<strong>im</strong>sführungskraft und Begleiter:<br />
Implementierung neuer Führungskonzepte, Etablierung von Qualitätszirkeln, Prozessbegleitung<br />
<strong>im</strong> Restrukturierungsprozess<br />
Probezeitcoaching für neue Mitarbeiter<br />
IV. Welche Vorteile und Chancen bieten Coaching und Training <strong>im</strong> Unternehmen?<br />
Generell können Instrumente der Personalentwicklung einen entscheidenden Beitrag zur<br />
Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation und des Zugehörigkeitsgefühls des Einzelnen zum<br />
Unternehmen leisten. Zu den Vorteilen aktiver Personalentwicklung gehören:<br />
hohe Mitarbeiterbindung,<br />
Motivation durch Wertschätzung und das Angebot individueller Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
Erhöhung der Mitarbeiterqualifikation,<br />
Verbesserung der Zusammenarbeit <strong>im</strong> Team und des reibungslosen Ablaufs zwischen<br />
verschiedenen Fachabteilungen.<br />
Durch ein Coaching- und Trainingsangebot können Sie darüber hinaus noch folgende Vorteile<br />
nutzen:<br />
Entwicklung und Durchführung unternehmensspezifischer Trainings,<br />
Kurzfristige Hilfe bei der Problembewältigung beziehungsweise Lösungssuche durch einen<br />
Coach, der mit den Strukturen <strong>im</strong> Unternehmen bereits bekannt ist,<br />
Art, Zeitpunkt und Dauer der Maßnahmen richten sich nach dem Bedürfnis des Mitarbeiters<br />
beziehungsweise des Teams,<br />
Mitarbeiter in der Probezeit können in dieser sensiblen Einstiegsphase in das Unternehmen<br />
begleitet werden,<br />
Unzufriedenheit von Mitarbeitern kann frühzeitig entgegengewirkt werden.<br />
Die innere Unabhängigkeit des Coachs beziehungsweiseTrainers von Weisungen und Interessen<br />
der Vorgesetzten oder gar politischen Spielchen innerhalb des Unternehmens schafft die notwendige<br />
Umgebung für Vertrauen, wirkungsvolles Lernen und Veränderungen. Natürlich spielt<br />
be<strong>im</strong> Coaching <strong>im</strong> Unternehmen auch <strong>im</strong>mer das Arbeitssystem des Coachee eine Rolle. Somit<br />
erhält ein Coach einen weitaus größeren Einblick in die Abläufe des Unternehmens und kann<br />
dieses Wissen verantwortungsvoll und mit Einverständnis des Coachee in Feedbackgesprächen<br />
mit dem Auftraggeber (Personalabteilung, Fachabteilungen etc.) konstruktiv einfließen lassen.<br />
V. Was sind mögliche Grenzen von Coaching und Training?<br />
Eines vorweg: Ein Coaching oder Training sollte auf einer freiwilligen Teilnahme des Mitarbeiters<br />
basieren. Eine gute Vorbereitung durch eine professionelle Bedarfsklärung, eine realistische<br />
Zielformulierung sowie eine offene und verständliche Kommunikation der geplanten Maßnahme<br />
unterstützen das Einverständnis und die verantwortliche Mitwirkung des Mitarbeiters.<br />
64 65
Aus- und Weiterbildung<br />
Lernen und Veränderung benötigt einen fruchtbaren Boden.<br />
Je nach Standpunkt der Beteiligten kann der potenzielle Erfolg beziehungsweise Misserfolg der<br />
Maßnahme ganz unterschiedlich eingeschätzt werden. Das heißt, eine klar kommunizierte und<br />
zwischen Coachee, Coach und Vorgesetztem abgest<strong>im</strong>mte Zielsetzung ist Voraussetzung für<br />
das Gelingen eines Coachings oder Trainings. Aber auch dann ist noch Vorsicht geboten: Nicht<br />
jeder Zusage zu einem Coaching oder Training, in dem zum Beispiel die Verhaltensänderung in<br />
Konfliktsituationen das zentrale Thema ist, geht die notwendige Einsicht beziehungsweise ein<br />
Veränderungswille des Coachee voraus.<br />
Eine gute Vorbereitung und Zieldefinition des Trainings sind elementare Vorraussetzungen für nachhaltigen Erfolg<br />
Ein guter Coach spricht Grenzen während der Auftrags- und Zielklärung rechtzeitig an. Generell<br />
gilt: Ein Auftrag sollte erst dann angenommen werden, wenn dieser mit dem „Werkzeug“ eines<br />
Coach beziehungsweise Trainers realisiert werden kann.<br />
VI. Gibt es eine elementare Voraussetzung für Coaching und Training in Unternehmen?<br />
Ja. Der Coach beziehungsweise Trainer muss verstehen, wie das spezielle Unternehmen funktioniert.<br />
Hier geht es nicht um die Fachkompetenz, sondern um die Feldkompetenz. Das meint, das Verständnis<br />
von unternehmerischem Wirtschaften und Handeln einerseits, konkrete Kenntnisse<br />
über die Branche sowie das Wissen um die typischen Abläufe <strong>im</strong> Unternehmen andererseits.<br />
Zudem kommt auf den Coach beziehungsweise Trainer <strong>im</strong> Unternehmen noch eine weitere Aufgabe<br />
zu. Innerhalb eines Coachings beziehungsweise Trainings ist es notwendig, <strong>im</strong>mer die systemischen<br />
Zusammenhänge <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen zu betrachten und offen anzusprechen.<br />
VII. Ist Coaching eine bezahlbare Maßnahme für KMUs?<br />
Natürlich ist das Budget der Personalabteilung in Unternehmen nicht endlos strapazierbar. Auch<br />
Personalentwicklungsmaßnahmen müssen sich der Beurteilung nach dem Kosten-Nutzen-<br />
Prinzip stellen. Dabei ist für jeden Entscheider die zielgerichtete und kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
der Mitarbeiter als Mittel zur Steigerung des Unternehmenserfolgs unstrittig.<br />
Eine Coaching- und Trainingsmaßnahme kann und muss nur ein Teilbereich bei der Erreichung<br />
der strategischen Unternehmensziele darstellen.<br />
Coaching und Training sind wirkungsvoll und wirtschaftlich sinnvoll. Wirtschaftlich sinnvoll,<br />
weil Veränderungsziele und Lerninhalte als Anliegen ausschließlich mit dem Mitarbeiter zu tun<br />
haben, also dessen spezifische Situation berücksichtigen. Eingebettet in die vorherige Auftrags-<br />
und Zielklärung sind Veränderungen vom Team, dem Vorgesetzten, vom Mitarbeiter selbst und<br />
nicht zuletzt vom Kunden konkret spürbar.<br />
Coaching und Training kann deutlich zur Kostenreduktion beitragen. Positive Beispiele sind:<br />
besseres Zeitmanagement der Mitarbeiter,<br />
Erhöhung der Produktivität und Effizienz <strong>im</strong> Projekt,<br />
weniger Kündigungen durch wertvolle Mitarbeiter,<br />
Etablierung einer funktionierenden Führungskultur,<br />
Reduktion von Stress und Fremdbest<strong>im</strong>mung,<br />
höhere Bindung und Identifikation mit dem Unternehmen,<br />
niedrigerer Krankenstand,<br />
Erhöhung der Attraktivität des Unternehmens (mouth-to-mouth).<br />
Vertiefende Informationen zum Thema: „Return on Investment in der Personalentwicklung“<br />
finden Sie in der entsprechenden Fachliteratur (siehe Seite 69).<br />
66 67
Aus- und Weiterbildung<br />
VIII. Ich möchte eine kombinierte Coaching- und Trainingmaßnahme durchführen.<br />
Wie gehe ich dabei vor? Was muss ich beachten?<br />
Bevor Sie mit der Recherche für einen geeigneten Coach beziehungsweise Trainer loslegen, ist<br />
es notwendig, dass Sie zuvor mit Ihrem internen Auftraggeber eine erste Auftrags- und Zieldefinition<br />
durchführen. Fragen Sie:<br />
Welchen Sachertrag soll die Coaching- und Trainingsmaßnahme erbringen?<br />
Welche Kennzahlen beziehungsweise Messgrößen geben Auskunft über den Erfolg des<br />
Mitarbeiters, des Teams?<br />
Was wollen Sie <strong>im</strong> Rahmen der Kennzahlen am Ende der Maßnahme erreicht haben?<br />
Welche Entwicklungen <strong>im</strong> Team sollen <strong>im</strong> Rahmen der Maßnahme erreicht werden?<br />
Woran machen die Mitarbeiter fest, dass die Coaching- und Trainingsmaßnahme etwas<br />
gebracht hat?<br />
Was wollen Sie <strong>im</strong> Sinne einer Teamentwicklung am Ende der Maßnahme erreicht haben?<br />
Welche Entwicklungsfortschritte <strong>im</strong> persönlichen Bereich wünschen Sie für die Teilnehmer?<br />
Woran machen Sie fest, dass die Maßnahme etwas gebracht hat?<br />
Welche Rahmenbedingungen gibt es?<br />
Wie hoch ist das zur Verfügung stehende Budget?<br />
An welchen zeitlichen Horizont haben Sie gedacht?<br />
Wer soll an der Maßnahme teilnehmen?<br />
Welche Räumlichkeiten stehen gegebenenfalls zur Verfügung?<br />
A. Wie finde ich jetzt den passenden Coach beziehungsweise Trainer?<br />
Was Sie wissen sollten: Der Begriff Coach oder Trainer ist nicht geschützt. Jeder kann unter dieser<br />
Bezeichnung ein Business führen. In den vergangenen Jahren ist das Angebot insbesondere<br />
an Coaches explodiert. Verschiedene Verbände versuchen seit einiger Zeit über Zertifizierungen<br />
und einheitliche Qualitätskriterien Transparenz zu schaffen.<br />
Grundsätzlich können Sie folgende Kriterien bei der Auswahl eines passenden Coachs beziehungsweise<br />
Trainers anlegen. Überlegen Sie:<br />
Fühlen Sie sich fachlich verstanden? Liegen Kenntnisse zu ihrer Branche und den<br />
Abläufen in Unternehmen wie dem ihrem vor?<br />
Haben Sie eine überzeugende Präsentation zu Vorgehen und Methodik erhalten?<br />
Ist die Vertragsgestaltung bzw. die Zusammensetzung des Honorars transparent?<br />
Passt die Person zur Kultur des Unternehmens, zu den betreffenden Mitarbeitern?<br />
St<strong>im</strong>mt die Chemie?<br />
Werden Referenzen genannt beziehungsweise können diese bei Bedarf geprüft werden?<br />
Ihnen stehen verschiedene Möglichkeiten für die Suche zur Verfügung. Sie können sich auf<br />
Weiterbildungsportalen beziehungsweise in „Coaching-Trainer-Datenbanken“ umschauen und<br />
entsprechende Messen oder Veranstaltungen besuchen. Vertrauen Sie sich bei der Auswahl und<br />
Suche auch Ihrem Netzwerk an. Die beste Referenz sind zufriedene Kunden.<br />
B. Coach beziehungsweise Trainer ist gefunden, wie geht es jetzt weiter?<br />
Sie haben zusammen mit den Fachabteilungen ein Briefing basierend auf obigen Fragestellungen<br />
vorbereitet. Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Briefing noch einmal in allen Punkten<br />
detailliert hinterfragt wird. Dies ist notwendig, damit sich der Coach beziehungsweise Trainer ein<br />
umfassendes Bild machen und die Maßnahme auf Ihre Bedürfnisse angepasst werden kann.<br />
Als Beispiel für das Vorgehen bei der Planung und Durchführung einer kombinierten Coaching-<br />
und Trainingsmaßnahme soll nachfolgend das Projekt „Projektmanagement“ beschrieben werden.<br />
Erst einmal vorweg die Ausgangssituation und die formulierten Ziele:<br />
Ausgangssituation:<br />
viele unterschiedliche Kunden und Anforderungen<br />
viele neue Mitarbeiter<br />
keine festen Abläufe<br />
organisierte Projektabwicklung ungenügend<br />
teilweise unzufriedene Mitarbeiter<br />
Ziele:<br />
Etablierung von funktionierenden Strukturen und Prozessen<br />
Verbesserung der internen und externen Kommunikation<br />
Schulung der Mitarbeiter <strong>im</strong> Bereich Projektmanagement<br />
Aufdecken der Potenziale und Entwicklungsziele der Mitarbeiter<br />
68 69
Aus- und Weiterbildung<br />
Phase 1:<br />
Auftragserklärung<br />
Zwischen Personalentwicklung und Coach findet das erste Briefinggespräch statt.<br />
Phase 1:<br />
Auftragserklärung<br />
Vorgespräche:<br />
Personalentwicklung (PE)<br />
Workshop:<br />
Auftrags- und Zielklärung mit<br />
PE + Bereichsleiter (BL)<br />
Die Rahmenbedingungen werden geklärt. In einem zweiten<br />
Termin lernen sich Coach und die internen Auftraggeber<br />
<strong>im</strong> Rahmen eines Workshops kennen. Wesentlicher<br />
Bestandteil ist es, die Ziele und Erwartungen zu verstehen,<br />
zu hinterfragen und schließlich zu konkretisieren.<br />
Vorgehen und Methodik werden vorgestellt.<br />
Jetzt ist es zwingend notwendig, die bestehenden Abläufe <strong>im</strong> Unternehmen genauer zu<br />
untersuchen.<br />
Phase 2:<br />
Konzeption<br />
Prozessanalyse + Mitarbeiterbefragung<br />
per Interview<br />
Ergebnispräsentation +<br />
Vorstellung Konzeption zur<br />
geplanten Maßnahme<br />
Phase 3:<br />
Durchführung<br />
Erstellung Projekthandbuch<br />
Kick-off<br />
Start: Gruppentraining +<br />
Einzel-Coaching<br />
Abschlussveranstaltung<br />
Phase 2:<br />
Konzeption<br />
Phase 3:<br />
Durchführung<br />
Beispielhafter Ablaufplan: Kombinierte Coaching- und Trainingsmaßnahme<br />
Phase 4:<br />
Abschluss. Next steps<br />
Es sollten Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen<br />
(bereichsübergreifend) ausgewählt und in persönlichen<br />
Interviews befragt werden. Im Anschluss an die Analyse<br />
werden die Inhalte für das Coaching und Training konkretisiert<br />
und die Verbesserunsgvorschläge können so<br />
schon direkt in den Prozess einfließen.<br />
Die wichtigsten To-dos, Kommunikationsschritte, Dokumente<br />
und Schnittstellen <strong>im</strong> Projekt müssen jetzt beschrieben<br />
werden. Positive Beispiele aus anderen Projekten<br />
sowie Tipps und Tricks können eingearbeitet werden.<br />
Antworten auf die W-Fragen: Was? Wieso? Warum? Wann?<br />
Es starten nun mehrere Termine für Gruppen-Trainings. Neben Input vom Trainer werden praktische<br />
Fertigkeiten anhand von Fallbeispielen erarbeitet.<br />
Jedem Teilnehmer können weitere Termine für ein individuelles Coaching angeboten werden. Die<br />
Ziele werden direkt mit dem Coachee vereinbart.<br />
Phase 4:<br />
Abschluss. Next steps<br />
Feedbackrunde Auftraggeber<br />
Nachsteuerung, Planung von<br />
Anschlussmaßnahmen<br />
Abschließend wird ein Meeting mit dem Auftraggeber und<br />
der Personalabteilung durchgeführt, in dem die Maßnahme<br />
anhand der vorab vereinbarten Kriterien bewertet<br />
wird. Eine zweite Bewertung findet circa sechs Wochen<br />
später statt.<br />
Der Coach beziehungsweise Trainer bringt Erkenntnisse<br />
und Verbesserungsvorschläge aus der Gruppe ein. In der<br />
Abschlussrunde wird über weitere Maßnahmen diskutiert.<br />
Eine Potenzialbewertung der Mitarbeiter wird <strong>im</strong> Anschluss<br />
vorgenommen (unter Beachtung der Vertrauenskriterien).<br />
Nach Abschluss des ersten Durchgangs hat sich das Unternehmen dazu entschieden, die kombinierte<br />
Coaching- und Trainingsmaßnahme fortzusetzen. Das Feedback der Teilnehmer war<br />
durchweg positiv. Andere Fachbereiche konnten bereits spürbare Veränderungen bei der Projektabwicklung<br />
zurückmelden. Die St<strong>im</strong>mung in einigen Kundenbeziehungen hat sich deutlich zum<br />
Positiven gewendet.<br />
In einem zweiten Durchlauf wurden nun die Junioren des Unternehmens sowie alle neuen Mitarbeiter<br />
nach Ablauf der Probezeit mit dieser erfolgreichen Personalentwicklungsmaßnahme<br />
belohnt.<br />
Literaturhinweise:<br />
Phillips, Jack J.; Schirmer, Frank C.: Return on Investment in der Personalentwicklung.<br />
Der 5-Stufen-Evaluationsprozess (Springer-Verlag)<br />
Reischmann, Jost: Weiterbildungs-Evaluation: Lernerfolge messbar machen (Ziel-Verlag)<br />
70 71
Rechtliche Grundlagen<br />
Die Personaleinstellung unter Beachtung des<br />
Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG)<br />
Bei der Einstellung hat der Arbeitgeber zur Vermeidung von unliebsamen<br />
finanziellen Folgen das Allgemeine Gleichheitsbehandlungsgesetz (AGG)<br />
zu beachten. Bereits bei der Suche per Anzeigenschaltung und sodann <strong>im</strong><br />
anschließenden Einstellungsgespräch sollte der Arbeitgeber besondere<br />
Vorsicht walten lassen. Bereits kleinste Fehler <strong>im</strong> Einstellungsverfahren<br />
können die Grundlage für eine Forderung nach einer Entschädigung und<br />
materiellen Schadensersatz geben.<br />
I. Die Stellenausschreibung<br />
In § 11 AGG heißt es wörtlich:<br />
„Ein Arbeitsplatz darf nicht unter Verstoß gegen § 7 Abs. 1 ausgeschrieben werden.“<br />
In § 7 AGG ist Folgendes geregelt:<br />
(1)<br />
Beschäftigte dürfen nicht wegen eines in § 1 genannten Grundes benachteiligt werden; dies gilt<br />
auch, wenn die Person, die die Benachteiligung begeht, das Vorliegen eines in § 1 genannten<br />
Grundes bei der Benachteiligung nur ann<strong>im</strong>mt.<br />
In § 1 AGG ist wiederum Folgendes geregelt:<br />
Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen<br />
der Rasse oder der ethnischen Herkunft,<br />
des Geschlechts,<br />
der Religion oder Weltanschauung,<br />
einer Behinderung,<br />
des Alters oder<br />
der sexuellen Identität<br />
zu verhindern oder zu beseitigen.<br />
Susanne A. Becker,<br />
Fachanwältin für<br />
Arbeitsrecht<br />
Eine nicht mit dem AGG konforme Stellenausschreibung stellt ein Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
dar. Hierbei ist unerheblich, ob der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin (nachfolgend nur noch Arbeitgeber)<br />
die Stellenausschreibung selbst vorn<strong>im</strong>mt oder Dritte mit der Erstellung beauftragt. Der<br />
Arbeitgeber ist für den Inhalt der Stellenausschreibung verantwortlich.<br />
Aufgrund des zumeist großen Adressatenkreises der Ausschreibung erhöhen sich mögliche<br />
Ansprüche nach dem AGG auf alle potenziell benachteiligten Bewerber. Zwar sieht § 15 Abs. 2<br />
AGG eine Grenze von drei Monatsgehältern bei „nicht bestqualifizierten“ Bewerbern vor. Diese<br />
Grenze gilt jedoch für jeden einzelnen Bewerber, sodass es eine summenmäßige Beschränkung<br />
der Ansprüche für das Einstellungsverfahren nicht gibt.<br />
A. Reaktion auf einen Fehler in der Stellenausschreibung<br />
Sofern ein Fehler in der Stellenausschreibung vorliegt, könnte der Arbeitgeber zur Schadensmin<strong>im</strong>ierung<br />
den Bewerbern mitteilen, dass das Einstellungsverfahren nicht weiter betrieben<br />
wird, da der Entschädigungsanspruch entfällt, wenn die ausgeschriebene Stelle unbesetzt<br />
bleibt. Die Stelle kann sodann zu einem späteren Zeitpunkt – ohne Verstoß gegen das AGG – neu<br />
ausgeschrieben werden.<br />
Um Fehler in der Stellenausschreibung zu vermeiden,<br />
sollten folgende Punkte beachtet werden:<br />
1. Altersneutrale Stellenausschreibung<br />
Die Altersdiskr<strong>im</strong>inierung spielt neben der Geschlechterdiskr<strong>im</strong>inierung<br />
und der Diskr<strong>im</strong>inierung wegen Behinderung in der Praxis<br />
eine erhebliche Rolle. Formulierungen, die den Anschein einer<br />
Bevorzugung von jüngeren oder älteren Arbeitnehmern erwecken,<br />
können ein starkes Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung sein. Gleiches<br />
gilt für die Gestaltung der Anzeige. Zeigt die Anzeige zum Beispiel<br />
nur junge, dynamische Menschen, so kann dies einen Verstoß<br />
gegen das Verbot der Altersdiskr<strong>im</strong>inierung indizieren. Das Lebensalter<br />
darf bei der Personalentscheidung unabhängig davon,<br />
ob es sich um das hohe oder das junge Alter handelt, keine Rolle<br />
spielen. Risiken bringen auch Formulierungen mit sich, die oftmals<br />
mit eher älteren oder jüngeren Menschen in Verbindung gebracht<br />
werden. Folgende Formulierungen sind hier zu finden: „junges,<br />
dynamisches Team“, „leistungsfähiger Mitarbeiter (m/w)“ oder<br />
aber auch die Verwendung von Adjektiven „erfahren und loyal“.<br />
Der Arbeitgeber kann aber einschlägige Berufserfahrung verlangen. Der Rechtfertigungstatbestand<br />
des § 10 S. 3 Nr. 2 AGG erlaubt eine Festlegung von Mindestanforderungen an die<br />
Berufserfahrung. Die Berufserfahrung bildet ein wesentliches Kriterium zur Best<strong>im</strong>mung<br />
der Fähigkeiten und Kompetenzen des Bewerbers. Ob dies auch <strong>im</strong> umgekehrten Sinne gilt,<br />
also bei der Ausschreibung einer Stelle speziell für Berufsanfänger, ist bisher noch nicht<br />
höchstrichterlich geklärt.<br />
72 73
Rechtliche Grundlagen<br />
2. Verzicht auf die Vorlage eines Lichtbildes<br />
Der Arbeitgeber sollte von den Bewerbern kein Lichtbild verlangen.<br />
Die sich aus dem Lichtbild ergebenden Informationen, wie Alter,<br />
Vorliegen einer Behinderung, Geschlecht und gegebenenfalls<br />
Rasse/ethnische Herkunft oder Religionszugehörigkeit (bei Kopftuchträgerinnen)<br />
könnten als Gründe für eine Ablehnung herangezogen<br />
werden. Für sich genommen würde die Forderung nach<br />
einem Lichtbild nur ein schwaches Diskr<strong>im</strong>inierungsindiz bilden,<br />
verbunden mit weiteren Indizien könnte dies jedoch zu einer Beweiserleichterung<br />
des Bewerbers gemäß § 22 AGG führen.<br />
In § 22 AGG heißt es wörtlich:<br />
Wenn <strong>im</strong> Streitfall die eine Partei Indizien beweist, die eine Benachteiligung<br />
wegen eines in § 1 genannten Grundes vermuten<br />
lassen, trägt die andere Partei die Beweislast dafür, dass kein<br />
Verstoß gegen die Best<strong>im</strong>mungen zum Schutz vor Benachteiligung<br />
vorgelegen hat.<br />
3. Geschlechtsneutrale Stellenausschreibung<br />
Für viele Arbeitgeber ist es zwischenzeitlich eine Selbstverständlichkeit,<br />
dass eine Stelle nicht geschlechtsspezifisch ausgeschrieben<br />
werden darf. Sie achten darauf, dass die Verwendung der<br />
männlichen und weiblichen Geschlechterform in der Stellenausschreibung<br />
durch entsprechende Zusätze wie „/in“ oder „m/w“<br />
beachtet werden. Dennoch trifft man in der Praxis <strong>im</strong>mer wieder<br />
auf die Nichtbeachtung der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung<br />
beziehungsweise der nicht einheitlichen Formulierung<br />
in der Stellenausschreibung.<br />
Zum Beispiel:<br />
Wir suchen einen Betriebsleiter/in. Er sollte über folgende ...<br />
verfügen.<br />
Arbeitgeber sollten auf Lichtbilder<br />
von Bewerbern verzichten<br />
4. Einschaltungs- und Unterrichtungspflicht bei Schwerbehinderten<br />
Gemäß § 81 Abs. 1 S. 2 SGB IX ist bei jeder freien Stelle frühzeitig Kontakt mit der Agentur für<br />
Arbeit aufzunehmen, um sich gegebenenfalls geeignete schwerbehinderte oder diesen gleichgestellte<br />
behinderte Bewerber benennen zu lassen. Hierzu sind alle Arbeitgeber verpflichtet, unabhängig,<br />
ob sie die Beschäftigungspflicht des § 71 SGB IX trifft oder die Beschäftigungsquote<br />
bereits erfüllt ist. Wird die Arbeitsagentur nicht eingeschaltet, so stellt dies die Vermutung der<br />
Benachteiligung eines Bewerbers wegen einer Behinderung gemäß § 7 AGG dar. Nur dann, wenn<br />
der Arbeitgeber die Beschäftigungsquote „übererfüllt“, soll die Vermutung einer Diskr<strong>im</strong>inierung<br />
widerlegt sein. Die Einschaltung der Agentur für Arbeit verhindert nicht nur das bei Unterlassung<br />
drohende Benachteiligungsindiz, sondern kann andererseits in einer rechtlichen Auseinandersetzung<br />
gleichzeitig ein starkes Indiz zu Gunsten des Arbeitgebers sein. Aus Gründen der Nachweisbarkeit<br />
empfiehlt es sich, die aussagefähige Stellenausschreibung der bei der Agentur für<br />
Arbeit zuständigen Stelle für Schwerbehinderte zu den Unterlagen des Bewerbungsverfahrens<br />
zu nehmen.<br />
Sofern Bewerbungen von Schwerbehinderten eingehen, ist eine gegebenenfalls vorhandene Schwerbehindertenvertretung<br />
gemäß § 81 Abs. 1 S. 4 SGBIX über die Bewerbung zu unterrichten. Ferner<br />
ist die Schwerbehindertenvertretung bei der Einstellung zu beteiligen. Eine unterlassene Unterrichtung<br />
der Schwerbehindertenvertretung über die Bewerbung ist ebenfalls ein Indiz für die<br />
Benachteiligung eines schwerbehinderten oder diesem gleichgestellten Menschen.<br />
II. Absageschreiben<br />
Bei der Vorauswahl der Bewerbungen empfiehlt<br />
es sich dringend, nach festgelegten<br />
Auswahlkriterien vorzugehen. Die Auswahlkriterien<br />
dürfen nicht gegen das Benachteiligungsverbot<br />
des AGG verstoßen, sodass rein<br />
berufsbezogene und betrieblich geforderte<br />
Kriterien zu Grunde zu legen sind. Regelmä- Absageschreiben – eine Enttäuschung für die Bewerber,<br />
ßig werden diese bereits in der Stellenaus- eine juristische Herausforderung für den Arbeitgeber<br />
schreibung festgelegt sein. Durch vorherige<br />
Festlegung der Auswahlkriterien kann der Arbeitgeber bei Bedarf darlegen, dass er bei der<br />
Vorauswahl der eingehenden Bewerbungen AGG-konform vorgegangen ist. Als mögliche objektive<br />
Auswahlkriterien kämen zum Beispiel die Vollständigkeit der Bewerbungsunterlagen, die<br />
Berufsausbildung und Fortbildung und die Berufserfahrung in Betracht.<br />
Bei den Absageschreiben ist ebenso wie in der Stellenausschreibung auf eine geschlechterneutrale<br />
oder geschlechterübergreifende Formulierung zu achten. Von der Betreffzeile bis zum<br />
74 75
Rechtliche Grundlagen<br />
Text sollte dies eingehalten werden. Aus diesem Grunde sollten Formulierungen wie „Wir haben<br />
uns für eine andere Person entschieden“ verwendet werden und nicht „Wir haben uns für eine<br />
andere Bewerberin entschieden“.<br />
Nur bei Schwerbehinderten ist eine Begründung der Absage gemäß § 81 Abs. 1 S. 9 SGB IX erforderlich.<br />
Ansonsten sollte stets auf Begründungen verzichtet werden. Diese können zu Nachfragen<br />
und Rechtfertigungsversuchen der Bewerber führen und bilden damit ein erhöhtes Risiko, erst den<br />
Hinweis auf Diskr<strong>im</strong>inierungsmerkmale zu geben.<br />
III. Bewerbungsgespräch<br />
Das Bewerbungsgespräch birgt ein besonderes Risikopotenzial. Direkte wie indirekte Fragen<br />
zum Beispiel nach der Staatsbürgerschaft, Sprachkenntnissen oder familiären Verhältnissen/<br />
Familienplanung können ein Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung darstellen. Die (unzulässigen) Fragen<br />
reichen bereits als Indiz aus:<br />
Maßgeblich für das Fragerecht des Arbeitgebers ist das betriebliche Interesse des Arbeitgebers<br />
in Abwägung mit dem Interesse des Bewerbers auf Privatsphäre. Die Fragen dürfen nicht gegen<br />
das AGG verstoßen. Danach sind folgende Fragen unzulässig (in der Klammer ist jeweils das<br />
Benachteiligungsmerkmal genannt):<br />
Familienstand (sexuelle Identität)<br />
Familienplanung (Geschlecht, sexuelle Identität)<br />
Geburtsdatum (Alter)<br />
Geburtsort (Rasse/ethnische Herkunft)<br />
Kirchenzugehörigkeit (Religion/Weltanschauung)<br />
Kinder (Geschlecht, sexuelle Identität)<br />
Ebenfalls sollten die Fragen vermieden werden nach:<br />
Staatsbürgerschaft (Rasse/ethnische Herkunft)<br />
Sprachkenntnisse (Rasse/ethnische Herkunft)<br />
Scientology (Religion/Weltanschauung)<br />
Schwerbehinderung (Behinderung)<br />
Nur in Ausnahmefällen kann eine der vorstehenden Fragen zulässig sein, wenn die Benachteiligung<br />
nach dem AGG gerechtfertigt ist. Dann handelt es sich bereits begrifflich nicht um eine<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />
76 77
Rechtliche Grundlagen<br />
IV. Einstellung<br />
Das AGG gilt gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 2 auch für Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen in individualrechtlichen<br />
Vereinbarungen.<br />
A. Arbeitsvertrag<br />
Auch bei der Arbeitsvertragsgestaltung ist demnach auf die Einhaltung des AGG zu achten.<br />
Im Arbeitsvertrag sollte die richtige Geschlechterform der eingestellten Person gewählt werden,<br />
um kein Indiz für eine geschlechterdiskr<strong>im</strong>inierende betriebliche Praxis zu setzen. Dies<br />
betrifft insbesondere die Diskr<strong>im</strong>inierung von Frauen. Die Häufung maskuliner Personenbezeichnung<br />
kann den Eindruck erwecken, dass Frauen übersehen oder nur mitgemeint werden.<br />
Immer häufiger sind Arbeitsverträge zu finden, die nur eine Geschlechterform <strong>im</strong> Arbeitsvertrag<br />
aufweisen, jedoch mit einem Hinweis, dass damit alle Geschlechterformen gemeint sind. Damit<br />
sind sodann männliche, weibliche, intersexuelle und transsexuelle Menschen umfasst. Dies hat<br />
den Vorteil, dass insbesondere bei Vertragsanpassungen nicht in mehreren Arbeitsvertragsentwürfen<br />
Änderungen eingearbeitet werden müssen.<br />
1. Verpflichtung zu diskr<strong>im</strong>inierungsfreiem Umgang<br />
Der Arbeitgeber hat die Hinweis- und Einwirkungspflicht, dass von Mitarbeitern seines Unternehmens<br />
keine Diskr<strong>im</strong>inierungen ausgehen. Es empfiehlt sich daher, entweder den Arbeitsvertrag<br />
durch einen Verhaltenskodex oder aber zumindest durch eine Verpflichtung zu diskr<strong>im</strong>inierungsfreiem<br />
Umgang gegenüber Kollegen und Kunden zu ergänzen. Dies kann den Arbeitgeber<br />
in möglichen späteren Verfahren wegen des Vorwurfs der Diskr<strong>im</strong>inierung schützen.<br />
2. Beschwerdestelle<br />
Der Arbeitgeber hat eine Beschwerdestelle einzurichten, an die sich der Betroffene <strong>im</strong> Falle einer<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung wenden kann. § 13 Abs. 1 AGG verlangt einen Hinweis über die Beschwerdestelle.<br />
Dieser Hinweis muss dem Arbeitnehmer zugänglich gemacht werden. Die Beschwerdestelle kann<br />
zum Beispiel aus dem Vorgesetzten bestehen. Eine eigens dafür geschaffene Stelle ist nicht erforderlich.<br />
Für den Hinweis bietet sich neben Aushängen <strong>im</strong> Betrieb auch der Arbeitsvertrag an.<br />
B. Schulung<br />
Eine AGG-Schulung bietet sich direkt zu Beginn des Anstellungsverhältnisses an. Durch diese<br />
Schulung kann der Arbeitgeber seine eigene Haftung bei Verstößen von Arbeitnehmern gegen<br />
das AGG ausschließen. Hierzu sind auch „Online-Schulungen“ geeignet, die sich ohne Weiteres<br />
den betrieblichen Bedürfnissen anpassen lassen. Der Schulungsnachweis sollte sodann zur<br />
Personalakte genommen werden.<br />
V. Dokumentation/Aufbewahrungsfristen<br />
Entschädigungs- und Schadensersatzansprüche gemäß § 15 Abs. 4 AGG sind binnen zwei Monaten<br />
geltend zu machen. Die Frist beginnt spätestens mit dem Zugang des Absageschreibens.<br />
Trotz dieser Frist ist es dem Arbeitgeber nicht zu empfehlen, das Absageschreiben als dokumentiertes<br />
Schreiben (z. B. per Boten) dem Bewerber zukommen zu lassen. Zum einen wäre dies mit<br />
erhöhten Kosten verbunden und zum anderen könnte es den Bewerber erst auf die Idee bringen,<br />
dass bei dem Bewerbungsverfahren gesetzliche Vorschriften nicht eingehalten wurden.<br />
Die Aufbewahrungsfrist der Bewerbungsunterlagen sowie sonstiger <strong>im</strong> Falle eines Prozesses<br />
notwendiger Unterlagen (Stellenausschreibung, Gesprächsnotizen etc.) kann sich an der zwe<strong>im</strong>onatigen<br />
Ausschlussfrist des § 15 Abs. 4 AGG orientieren. Angesichts dessen, dass die Frist<br />
aber mit Zugang des Absageschreibens beginnt, ist ein entsprechender Sicherheitszuschlag vorzunehmen.<br />
Eine Aufbewahrung von drei bis vier Monaten sollte daher unbedingt eingehalten werden.<br />
VI. Zusammenfassung<br />
Ein konsequent durchgeführtes Einstellungsverfahren unter Einhaltung des AGG kann den<br />
Arbeitgeber vor Ansprüchen Dritter auf eine Entschädigung und materiellen Schadensersatz<br />
schützen. Jeder Arbeitgeber ist deshalb gut beraten, seinen Einstellungsprozess zu prüfen und<br />
gegebenenfalls zu überarbeiten. Im Weiteren besteht für den Arbeitgeber die Möglichkeit, sein<br />
wirtschaftliches Risiko durch den Abschluss einer AGG-Versicherung zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
Literaturhinweise:<br />
Nollert-Borasio/Perreng, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, 2. Auflage 2008<br />
Rust/Falke, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, 2007<br />
Schiefer/Walter, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz –<br />
Was man als Arbeitgeber wissen muss – 2007<br />
Gregor Thüsing, Arbeitsrechtlicher Diskr<strong>im</strong>inierungsschutz, 2007<br />
78 79
Inter<strong>im</strong> Management<br />
Voll <strong>im</strong> Zukunftstrend: Inter<strong>im</strong> Management<br />
„Was hat eigentlich Inter<strong>im</strong> Management mit Personalmarketing zu<br />
tun?“ werden Sie sich als Leser vielleicht fragen. Um Ihnen darauf eine<br />
Antwort zu geben, soll <strong>im</strong> Folgenden ein (Aus-)Blick auf eine Dienstleistung<br />
geworfen werden, die sich eines kontinuierlichen Wachstums in den<br />
vergangenen Jahren erfreut hat. Trendforscher prognostizieren, dass<br />
bis zum Jahre 2020 etwa 60 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse<br />
auf flexibler und freier Basis gestaltet sein werden. Beinhaltet sind darin<br />
Inter<strong>im</strong> Management (überwiegend Führungs-/Leitungspositionen), Zeitarbeit<br />
und Beratungsdienstleistungen.<br />
Petra Carlsen,<br />
Change Manufaktur<br />
Unternehmen haben sich heute großen Herausforderungen zu stellen, ob Globalisierung, demografische<br />
Entwicklung oder aktuelle Wirtschaftskrise. Ein Unternehmen unterliegt einem<br />
ständigen <strong>Wandel</strong>. Um <strong>im</strong> globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und diese Herausforderungen<br />
erfolgreich zu bewältigen, benötigt es neben einem Höchstmaß an Flexibilität,<br />
Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit engagierte, fachlich ausgezeichnete und<br />
für das Unternehmen „brennende“ Mitarbeiter. Maßgeblich am Unternehmenserfolg beteiligt<br />
sind die Menschen, die in ihm arbeiten und ihr Know-how zur Verfügung stellen. Bedingt durch<br />
den wirtschaftlichen <strong>Wandel</strong> verändern sich auch die Aufgaben und die Anforderungen an die<br />
Mitarbeiter und die Arbeitsformen sowie Arbeitsumgebungen. Um aktuelles Know-how und in der<br />
Praxis erprobte Erfahrungen kurzfristig einsetzten zu können, werden – und das mit steigender<br />
Tendenz – externe Führungskräfte, die „Inter<strong>im</strong> Manager“, eingesetzt. Sie sind pr<strong>im</strong>är für die<br />
zeitnahe Umsetzung eines oder mehrerer Projekte verantwortlich.<br />
Früher waren Inter<strong>im</strong> Manager häufig jenseits der 55-er Altersgrenze und wurden meist als<br />
Krisenmanager für unpopuläre Aufgaben wie zum Beispiel „Betriebsübernahmen vorberei-<br />
ten und umsetzen“ oder „Umstrukturierungen verbunden mit Personalabbau gestalten und<br />
durchsetzen“ eingesetzt. Heute sind die Aufgaben und Einsatzgebiete der oft auch jüngeren<br />
Inter<strong>im</strong> Manager (35 bis 45 Jahre) vielfältiger. Sie werden mit der Erschließung neuer Märkte<br />
<strong>im</strong> internationalen Kontext, der Steuerung komplexer Finance- und IT-Projekte oder der Leitung<br />
einer Abteilung zur Überbrückung von Vakanzen betraut. Ein Inter<strong>im</strong> Manager ist befristet beziehungsweise<br />
vorübergehend für ein Unternehmen als externer Mitarbeiter in Managementbereichen<br />
tätig. Inter<strong>im</strong> Manager sind selbstständig (also ebenfalls Unternehmer) und schließen<br />
mit ihrem Vertragspartner (Unternehmen oder Provider) in der Regel einen Dienstvertrag ab.<br />
Sie erbringen selbstständig eine Dienstleistung und unterliegen nicht dem Weisungsrecht des<br />
Arbeitgebers. Die Tagessätze liegen zwischen 500 und 1.500 Euro, abhängig von Aufgabe und<br />
Unternehmensgröße. Ein Inter<strong>im</strong> Manager ist unabhängig in seinem Handeln, da seine Zukunft<br />
nicht <strong>im</strong> Unternehmen liegt. Er denkt und handelt neutral und objektiv. Der Inter<strong>im</strong> Manager<br />
verfügt zum einen über ein ausgezeichnetes und praxiserprobtes Fachwissen zum anderen über<br />
überdurchschnittliche soziale Kompetenzen und eine hohe Kommunikationsfähigkeit. Mobilität,<br />
Flexibilität, Durchsetzungskraft und Kreativität sind gefragt. Ein Inter<strong>im</strong> Manager arbeitet oft<br />
unter Zeitdruck und häufig übern<strong>im</strong>mt er Führungsverantwortung für Teams und ganze Abteilungen<br />
oder Bereiche. Inter<strong>im</strong> Manager müssen schnell verstehen, wie ihr „neues Unternehmen“<br />
tickt und müssen sich in kurzer Zeit einfügen können. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die<br />
Unternehmen, dass der Inter<strong>im</strong> Manager auch akzeptiert und ins Unternehmen integriert werden<br />
muss. Von Anfang an muss eine Vertrauensbasis bestehen, sowohl bei der Geschäftsführung als<br />
auch bei den Mitarbeitern.<br />
Den richtigen Inter<strong>im</strong> Manager zu finden, ist dabei eine genauso große Herausforderung wie<br />
eine Position auf Dauer zu besetzen. Etablierte Netzwerke, renommierte Provider sowie die<br />
Dachverbände unterstützen bei der Suche. Zu empfehlen ist es, <strong>im</strong>mer zuerst sein persönliches<br />
Netzwerk zu befragen. Erfahrungsgemäß spielen persönliche Empfehlungen bei der erfolgreichen<br />
Auswahl eines exzellenten Inter<strong>im</strong> Managers eine große Rolle.<br />
Aber was hat Inter<strong>im</strong> Management nun mit Personalmarketing zu tun? Wahrscheinlich haben Sie<br />
sich be<strong>im</strong> Lesen des Beitrages diese Frage schon selbst beantwortet: Die Suche, die Gewinnung,<br />
die erfolgreiche Integration ins Unternehmen sowie die Schaffung der internen Strukturen können<br />
Sie mit den gleichen Personalmarketing-Maßnahmen, die von den Autorinnen und Autoren<br />
in diesem Booklet beschrieben wurden, gestalten und umsetzen. Nur der wirklich zum Unternehmen<br />
passende und von den Mitarbeitern akzeptierte Inter<strong>im</strong> Manager wird die an ihn gestellten<br />
Aufgaben und Herausforderungen mit Erfolg und in der dafür vorgesehenen Zeit bewältigen.<br />
Julia Böge, Jahrgang 1963, ist seit 1995 <strong>im</strong> Personalmanagement tätig. Seit 2001 ist sie Inter<strong>im</strong><br />
Manager HR. Lesen Sie, welche Erfahrungen sie als Inter<strong>im</strong> Managerin macht und wo sie für die<br />
Unternehmen und auch für sich den größten Nutzen sieht.<br />
Frau Böge, was reizt Sie am meisten an der Tätigkeit als Inter<strong>im</strong> Managerin?<br />
JB: Ich bin seit 2001 als Inter<strong>im</strong> Managerin <strong>im</strong> Personalbereich aus Hamburg<br />
heraus tätig. Mich reizt am meisten, <strong>im</strong>mer in unterschiedlichen<br />
Unternehmen zu arbeiten und die ganze Bandbreite an Personalarbeitsphilosophien<br />
kennenzulernen. Das Arbeiten als Freiberufler, aber in und<br />
mit Teams, sowie nicht auf unternehmenspolitische Konstellationen<br />
Rücksicht nehmen zu müssen, sind für mich Vorteile. Ich kann meine<br />
Stärken – analytisches Denken, Entscheidungsfreude und Ergebnisorientierung<br />
– besonders gut in diesen Job einbringen.<br />
Julia Böge,<br />
Inter<strong>im</strong> Managerin<br />
Hat Ihre Tätigkeit als Inter<strong>im</strong> Managerin auch Vorteile für Ihre Work-Life-Balance? Können Sie<br />
Ihren beruflichen Alltag flexibel gestalten?<br />
JB: Man kann als Inter<strong>im</strong> Manager in meinen Augen seine Work-Life-Balance nicht 100-prozentig<br />
80 81
Inter<strong>im</strong> Management<br />
steuern, denn als Dienstleister stehe ich dem Kundenunternehmen so lange mit voller Kraft zur<br />
Verfügung, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.<br />
Die Tagessätze für einen Inter<strong>im</strong> Manager liegen nach Schätzungen zwischen 500 und 1.500<br />
Euro. Das sind doch exzellente Verdienstmöglichkeiten?<br />
JB: Die Honorar-Tagessätze sind zwar auf den ersten Blick attraktiv, aber das Gesamteinkommen<br />
hängt von der Auslastung ab. Tage, die ich nicht für das Unternehmen tätig bin (z. B. Urlaub,<br />
Krankheit etc.) werden auch nicht vergütet.<br />
Warum entscheiden sich Unternehmen, eine Inter<strong>im</strong> Managerin, wie Sie es sind, einzusetzen?<br />
Welche Fähigkeiten bringen Sie mit, um erfolgreich ein Projekt abzuwickeln?<br />
JB: Unternehmen, die mich engagieren, stehe ich sehr schnell und flexibel zur Verfügung. Ich<br />
kann von einem auf den anderen Tag starten. Genauso schnell kann ich auch das Unternehmen,<br />
wenn eine langfristige Besetzung der Position gefunden ist, wieder verlassen. Ich bringe viel<br />
Erfahrung mit. Das sind neben meiner Linien-Erfahrung als Personalleiterin in IT-Unternehmen<br />
nunmehr viele Jahre Expertise als Inter<strong>im</strong> Managerin HR für die unterschiedlichen Projekte der<br />
IT-, Internet-, Telekommunikation- und Medien-Branche. Diese gebe ich an HR-Mitarbeiter weiter.<br />
Meine Erfahrung erlaubt mir darüber hinaus, mich schnell einzuarbeiten. Schließlich kann ich<br />
nicht nur operativ tätig sein, sondern gleichzeitig auch beratend tätig werden.<br />
Für welche Aufgaben werden Sie schwerpunktmäßig engagiert?<br />
JB: Situationen, in denen mich Unternehmen engagiert haben, waren zum Beispiel:<br />
Aufbau der Personalarbeitsstrukturen und -prozesse bis die Suche nach einem<br />
Personalleiter erfolgreich war<br />
Vakanzüberbrückung für den Zeitraum, während die Trennung vom Personalleiter<br />
erfolgte und eine Nachbesetzung gesucht wurde<br />
Überbrückung von Vakanzen während der Elternzeit einer Personalleitung<br />
Begleitung einer Unternehmensumstrukturierung als Projektverantwortliche <strong>im</strong><br />
Personalbereich<br />
Wie lange sind in der Regel Ihre Einsätze in den Unternehmen?<br />
JB: Ich bin regelmäßig zwischen sechs und zwölf Monaten für ein Unternehmen tätig. Oft starten<br />
wir erst einmal mit einem Drei-Monats-Vertrag. Das hängt meines Erachtens damit zusammen,<br />
dass die Unternehmen engagierte Pläne haben, was die Suche nach dem langfristigen Personalleiter<br />
beziehungsweise den Projekterfolg betrifft. Oftmals gilt es deshalb auch eine realistische<br />
Planung mit dem Unternehmen zu besprechen.<br />
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Kriterien, auf die Unternehmen bei der Suche und<br />
Auswahl eines Inter<strong>im</strong> Managers achten sollten?<br />
JB: Bei ihrer Entscheidung sollten die Unternehmen auf die fundierte Expertise des Inter<strong>im</strong><br />
Managers achten – in konkreter fachlicher Hinsicht, aber auch in Hinblick auf die Erfahrung als<br />
Inter<strong>im</strong> Manager.<br />
Auf welche Kriterien achten Sie, bevor Sie einen Auftrag annehmen?<br />
JB: Ich achte bei meiner Entscheidung für den Auftrag pr<strong>im</strong>är darauf, dass ich mich mit der Personalarbeitsphilosophie<br />
identifizieren kann. Dann kann ich meine Erfahrung und Fähigkeiten<br />
am besten <strong>im</strong> Sinne des Unternehmens einbringen.<br />
Frau Böge, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!<br />
Literaturhinweise und Quellen:<br />
„Inter<strong>im</strong> Management – Unternehmenswandel erfolgreich gestalten mit Managern auf Zeit“ von<br />
Holger Groß und Robert Bohnert, Vahlen Verlag, 2007<br />
DDIM: Dachverband Deutscher Inter<strong>im</strong> Manager e. V., www.dd<strong>im</strong>.de<br />
Die Dachgesellschaft Deutscher Inter<strong>im</strong> Manager e. V. (DDIM) ist die führende nationale<br />
Plattform für professionelles Inter<strong>im</strong> Management und dazugehörige Vermittlungsdienstleistungen.<br />
Hier finden Sie sowohl eine Auswahl an Providern und zahlreiche (geprüfte) Profile<br />
von Inter<strong>im</strong> Managern.<br />
AIMP: Arbeitskreis Inter<strong>im</strong> Management Provider, www.a<strong>im</strong>p.de<br />
Im Arbeitskreis Inter<strong>im</strong> Management Provider (AIMP) sind renommierte Inter<strong>im</strong>-Dienstleister<br />
aus dem deutschsprachigen Europa zusammengeschlossen, um die Interessen der Provider<br />
zu vertreten. Im Wachstumsmarkt Inter<strong>im</strong> Management steht der AIMP für mehr Transparenz,<br />
Professionalität und Qualität, aber auch für Innovation <strong>im</strong> Inter<strong>im</strong>-Geschäft.<br />
BRSI: Bundesvereinigung Restrukturierung, Sanierung, Inter<strong>im</strong> Management, www.brsi.de<br />
Die BRSI hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Informationsaustausch zwischen allen an<br />
der Unternehmenssanierung Beteiligten zu verbessern und hierdurch den Einsatz moderner<br />
Managementkonzepte und Lösungsansätze bei der Unternehmenssanierung zu unterstützen.<br />
82 83
Schlusswort<br />
Clustermanagerin Medien, IT und Telekommunikation<br />
<strong>Hamburg@work</strong><br />
doerthe.zurmoehle@hamburg-media.net<br />
Fon: 040 / 8 00 04 63-35<br />
Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />
www.hamburg-media.net<br />
Liebe Freunde und interessierte Leser,<br />
ob Online-Stellenbörsen, Einsatz von Social Media bei der Personalsuche<br />
oder Coaching und Training – dank der Arbeit des Projektteams<br />
Personalmarketing von <strong>Hamburg@work</strong> sind Sie jetzt auf dem neuesten<br />
Stand, wie Sie als Unternehmen wirkungsvolles und nachhaltiges Personalmarketing<br />
nicht nur <strong>im</strong> Web 2.0 betreiben können.<br />
Wenn auch Ihnen die Digitale Wirtschaft der Hansestadt so am Herzen<br />
liegt wie den Autoren dieses Leitfadens und Sie Ihr Know-how für die<br />
Entwicklung der Metropolregion einbringen wollen, ist unsere Initiative<br />
<strong>Hamburg@work</strong> für Medien, IT und Telekommunikation die ideale Plattform für Ihr Engagement:<br />
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit sind die Fachgruppen zu den Themen Crossmedia, Gamecity,<br />
Law, Linux, newTV, Personalentwicklung und Security sowie angeschlossene Projektteams,<br />
die über die Veröffentlichung von Publikationen hinaus renommierte Branchenveranstaltungen<br />
und Wettbewerbe wie den Neptun Crossmedia Award auf die Beine stellen.<br />
Wir wollen aber nicht nur Ihr Fachwissen – bei <strong>Hamburg@work</strong> bekommen Sie auch etwas für<br />
Ihren Einsatz: die Möglichkeit zum intensiven Networking. Denn neben den Treffen der Fachgruppen,<br />
bei denen konkrete Themen <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen, bieten zahlreiche branchenübergreifende<br />
Events die Möglichkeit, mit potentiellen Geschäftspartnern neue Trends und Themen<br />
zu diskutieren. Hier können Sie zudem Kontakte in Forschung und Verwaltung knüpfen.<br />
Unser gemeinsames Ziel ist es, die Branche in der Metropolregion zu informieren, zu vernetzen<br />
und dadurch <strong>im</strong>mer einen Schritt voraus zu sein.<br />
Wir laden Sie herzlich ein, Mitglied von <strong>Hamburg@work</strong> zu werden und so das größte deutsche<br />
Branchennetzwerk seiner Art aktiv mitzugestalten.<br />
Mehr Informationen zu <strong>Hamburg@work</strong> und den aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter<br />
www.hamburg-media.net. Bei Fragen zur Initiative setzen Sie sich gerne direkt mit mir in<br />
Verbindung.<br />
Ich freue mich auf Sie,<br />
Ihre<br />
Dörthe-Julia Zurmöhle<br />
Dörthe-Julia<br />
Zurmöhle,<br />
<strong>Hamburg@work</strong><br />
84 85
Mitgliedschaft<br />
Die Trends und Themen der Digitalen Wirtschaft sind Ihr tägliches Geschäft? Sie wollen Kontakte<br />
knüpfen und Ihren Standpunkt mit Experten diskutieren? Dann treten Sie <strong>Hamburg@work</strong> bei<br />
und nutzen Sie das bundesweit größte Branchennetzwerk der Digitalen Wirtschaft in der<br />
Hansestadt als Ihre persönliche Kommunikationsplattform!<br />
Mitgliedsbeiträge für <strong>Hamburg@work</strong><br />
Firmenmitgliedschaft für Unternehmen, Partnergesellschaften, Personengruppen, Vereine<br />
und andere Organisationen (ab 6 Mitarbeiter)<br />
Jahresbeitrag: 1.500 Euro<br />
(2x Gold für Mitglieder der Geschäftsführung und 4x Silber für Mitarbeiter)<br />
Firmenmitgliedschaft für Einzelunternehmer, Selbständige, Freiberufler oder<br />
Kleinunternehmer (bis 5 Personen)<br />
Jahresbeitrag: 750 Euro<br />
(2x Gold für Mitglieder der Geschäftsführung oder 1x Gold und 2x Silber für Mitarbeiter)<br />
Firmenmitgliedschaft für Konzerne, Verbundene Unternehmen, Finanzhäuser oder als<br />
freiwilliger Beitrag<br />
Jahresbeitrag: 2.500 Euro<br />
(Gold für alle Mitglieder der Geschäftsführung und 4x Silber für Mitarbeiter)<br />
Ihre Mitgliedschaft bei<br />
<strong>Hamburg@work</strong> ist Ihre Eintrittskarte in die<br />
Digitale Wirtschaft der Metropolregion.<br />
Beitragsrampe für Start-ups mit jährlicher Beitragsanpassung<br />
Stufe 1: 250 Euro (1x Gold)<br />
Stufe 2: 500 Euro (1x Gold und 1x Silber)<br />
Stufe 3: 750 Euro (2x Gold und 1x Silber oder 1x Gold und 3x Silber)<br />
Stufe 4: Firmenmitgliedschaft (siehe oben)<br />
Mitgliedschaft „GOLD“ für natürliche Personen, die der Geschäftsführerebene zuzurechnen sind<br />
Jahresbeitrag: 500 Euro (1x Gold)<br />
Mitgliedschaft „SILBER“ für natürliche Personen<br />
Jahresbeitrag: 250 Euro (1x Silber)<br />
Alle Preise verstehen sich zuzüglich der gesetzlichen MwSt.<br />
Nicola Robert<br />
Mitgliederbetreuung<br />
<strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />
nicola.robert@hamburg-media.net<br />
Fon: 040 / 8 00 04 63-45<br />
Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />
www.hamburg-media.net<br />
Bei Fragen zur Mitgliedschaft wenden Sie sich bitte direkt an mich. Gerne<br />
vereinbare ich einen Termin mit Ihnen, um Ihnen die Idee und das Leistungsspektrum<br />
von <strong>Hamburg@work</strong> persönlich vorzustellen. Satzung,<br />
Mitgliedsbeiträge und Beitrittserklärungen finden Sie zum Download auch<br />
auf unserer Website www.hamburg-media.net.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
<strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />
Uwe Jens Neumann, Vorsitzender<br />
Habichtstraße 41<br />
22305 Hamburg<br />
Amtsgericht Hamburg<br />
Vereinsregister Hamburg VR 1581 8<br />
Fon: 040 / 8 00 04 63-40<br />
Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />
uwejens.neumann@hamburg-media.net<br />
Redaktion und Gestaltung<br />
FAKTOR 3 AG, www.faktor3.de<br />
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