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Recruiting im Wandel - Hamburg@work

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<strong>Recruiting</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong><br />

Neue Online-Strategien für die Personalsuche


Inhalt<br />

2 3<br />

Inhalt<br />

Grußwort von Uwe Jens Neumann, Vorsitzender <strong>Hamburg@work</strong> e.V. 5<br />

Vorwort von Petra Carlsen, Projektteam Personalmarketing <strong>Hamburg@work</strong> 6<br />

Autoren 8<br />

Personalgewinnung – vom Klassiker bis zur Moderne 10 - 25<br />

Personalsuche über eine Personalberatung (Christiane Müller,<br />

Dwight Cribb Personalberatung GmbH) 10<br />

Online-Stellenbörsen (Christiane Müller, Dwight Cribb Personalberatung GmbH) 17<br />

Personalsuche über persönliche Empfehlungen<br />

(Jan Hendrik von Ahlen, JobLeads GmbH) 22<br />

Das Internet verändert viel – auch Human Resources 26 - 50<br />

Social Media <strong>im</strong> Online-Personalmarketing (Vanessa Boysen, SinnerSchrader AG) 27<br />

Personalmarketing <strong>im</strong> Web 2.0 (Ulrike Marquard, CoreMedia AG) 40<br />

Beziehungen aufbauen und festigen<br />

(Julia Böge, Inter<strong>im</strong> Managerin/Sabine Koke, Parship GmbH) 48<br />

Aus- und Weiterbildung 51 - 71<br />

Duale Ausbildung – wichtiger, denn je (Christa Pfennigschmidt, Initiative Hamburg) 51<br />

Warum Coaching und Training entscheidend zum<br />

Unternehmenserfolg beitragen können (Hanka Schrader, Coach und Trainerin) 62<br />

Rechtliche Grundlagen zum Thema Personal 72 - 79<br />

Die Personaleinstellung unter Beachtung des Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetzes (Susanne A. Becker, Fachanwältin für Arbeitsrecht) 72<br />

Zukunftsszenario flexible Beschäftigungsverhältnisse 80 - 83<br />

Voll <strong>im</strong> Trend: Inter<strong>im</strong> Management (Petra Carlsen, Change Manufaktur) 80<br />

Schlusswort von Dörthe-Julia Zurmöhle, Clustermanagerin Medien, IT und<br />

Telekommunikation <strong>Hamburg@work</strong> 85<br />

Wie werde ich Mitglied bei <strong>Hamburg@work</strong>? 86


Grußwort<br />

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />

der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit der wichtigsten<br />

Ressource neben der Liquidität: den Mitarbeitern. Die Strategie aus<br />

der Chefetage kann noch so gut auf die Stärken des eigenen Hauses<br />

und die aktuelle Marktsituation abgest<strong>im</strong>mt sein – wenn sie von den<br />

Mitarbeitern nicht umgesetzt wird, ist sie nicht viel wert. Deshalb ist<br />

es maßgeblich für den Erfolg jeder Firma, vom Start-up über kleine und<br />

mittelständische Unternehmen bis hin zu großen Konzernen, ein Team<br />

zu führen, das über das notwendige Fachwissen verfügt und sich mit<br />

der eigenen Arbeit identifiziert.<br />

Die effektive Suche nach diesen Mitarbeitern ist deshalb ein wichtiger Bestandteil für die Weiterentwicklung<br />

jedes Unternehmens – auch in der IT- und Medienbranche. Gerade das Internet<br />

hat mit Innovationen <strong>im</strong> Zuge des Web 2.0 in den letzten Jahren einige neue Möglichkeiten<br />

für die wichtigsten Fragen bei der Personalsuche erschaffen: Wo finde ich die richtigen Mitarbeiter<br />

für mein Unternehmen und wie binde ich Fach- und Führungskräfte langfristig an meine<br />

Firma? Antworten finden Sie in diesem Leitfaden, den das Projektteam Personalmarketing von<br />

<strong>Hamburg@work</strong> in engagierter Gemeinschaftsarbeit in diesem Jahr erstellt hat.<br />

Das Projektteam Personalmarketing ist Teil der Fachgruppe Personalentwicklung, die für<br />

Unternehmen, Bildungsinstitutionen sowie Personalentwickler und -verantwortliche als erste<br />

Anlaufstelle dient. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Angebot und Nachfrage aufeinander<br />

abzust<strong>im</strong>men, auf neue berufliche Kompetenzanforderungen zu reagieren und die Branche<br />

zu vernetzen. Sie trägt so dazu bei, die Vorreiterrolle des Medien- und IT-Standorts Hamburg<br />

durch eine innovative Bildungspolitik zu festigen und weiterzuentwickeln.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und neue Eindrücke be<strong>im</strong> Lesen.<br />

Ihr<br />

Uwe Jens Neumann<br />

Vorsitzender <strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />

Uwe Jens Neumann,<br />

<strong>Hamburg@work</strong><br />

4 5


Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

alles begann <strong>im</strong> Rahmen der Fachgruppe Personalentwicklung von<br />

<strong>Hamburg@work</strong> mit einem Kongress <strong>im</strong> November 2007. Das Thema:<br />

„Fachkräftemangel – und was nun?“ Es trafen sich Vertreter aus Hamburger<br />

Unternehmen, um das brisante Thema angemessen zu erörtern<br />

und richtungsweisende Methoden eines präventiven Personalmanagements<br />

zu präsentieren. <strong>Hamburg@work</strong> griff dieses Top-Thema auf<br />

und startete zur CeBIT 2008 eine große Rekrutierungsoffensive. Die<br />

Unternehmen auf dem Norddeutschen Gemeinschaftsstand waren sich<br />

nach der Aktion einig: Die Gewinnung und Bindung von qualifizierten<br />

Fachkräften wird für Unternehmen <strong>im</strong>mer schwieriger und ist mit hohem<br />

Petra Carlsen,<br />

Change Manufaktur<br />

Aufwand und Investitionen verbunden. Kreative Ideen und Maßnahmen sind notwendig, um<br />

in der Zeit des steigenden Fachkräftemangels als Unternehmen in einem globalen Umfeld<br />

wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Heute halten Sie in den Händen, was das Projektteam Personalmarketing, bestehend aus<br />

engagierten Personalerinnen der Hamburger IT- und Medienwelt, zum selbigen Thema ausgearbeitet<br />

haben. Unser Ziel ist es, Ihnen anhand von theoretischen Texten und Case Studies<br />

praxiserprobte Konzepte und Ideen vorzustellen – denn wirkungsvolles und nachhaltiges<br />

Personalmarketing ist heute mehr als die Schaltung von Print- oder Online-Stellenanzeigen<br />

und die unregelmäßigen Weiterbildungsangebote vieler Unternehmen. Und noch etwas fällt<br />

auf: Durch die globale Vernetzung, Web 2.0, Social Networks und Communities hat sich das<br />

Verhalten von Jobsuchenden und Jobanbietern grundlegend verändert. Auch haben Mitarbeiter<br />

heute veränderte Ansprüche an ihren Arbeitsalltag und ihre Arbeitsumgebung.<br />

Mit dem Leitfaden „<strong>Recruiting</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong>“ sprechen wir insbesondere Klein- und Mittelständler<br />

an, deren Personalabteilungen bei begrenzten finanziellen und personellen Kapazitäten<br />

Mitarbeiter finden und danach auch fortwährend an sich binden wollen. Zur einfachen Handhabung<br />

des Leitfadens ist das Thema Personalmarketing in die Rubriken Personalgewinnung,<br />

Human Resources <strong>im</strong> Web 2.0 und Aus- und Weiterbildung gegliedert. Abschließend erhalten<br />

die Leser rechtliche Hintergrundinformationen und einen Ausblick zu künftigen, flexiblen<br />

Beschäftigungsverhältnissen.<br />

Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns zu vernetzen, Feedback zu geben oder weitergehende<br />

Informationen zu den Inhalten abzufragen. Ich möchte mich heute bei allen Autorinnen und<br />

Autoren für die gute Zusammenarbeit und ihr Engagement bedanken. Ich freue mich jetzt schon<br />

auf weitere gemeinsame Projekte aus dem Bereich Human Resources.<br />

Es grüßt Sie alle sehr herzlich<br />

Petra Carlsen<br />

Change Manufaktur<br />

6 7


Autoren<br />

Susanne A. Becker ist seit 2001 selbstständige Rechtsanwältin und seit dem Jahre 2007<br />

zudem Fachanwältin für Arbeitsrecht. Ebenfalls seit 2007 ist sie Partnerin der Sozietät<br />

Vahle Kühnel Becker Rechtsanwälte mit Sitz in Hamburg. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit<br />

liegt in der arbeitsrechtlichen Beratung von Arbeitgebern und Arbeitgeberverbänden.<br />

Daneben ist sie Referentin zahlreicher arbeitsrechtlicher Schulungen und Lehrbeauftragte<br />

in der Erwachsenenbildung.<br />

Julia Böge<br />

Julia Böge arbeitete als Personalleiterin bevor sie sich 2001 als Inter<strong>im</strong> Managerin<br />

selbstständig machte. Die Diplomkauffrau übern<strong>im</strong>mt Aufträge als Human-Resources-<br />

Expertin (HR) oder als Inter<strong>im</strong> Personalleiterin zur Vakanzüberbrückung – als Elternzeitvertretung<br />

oder bei der Kündigung eines Personalers. Darüber hinaus steuert Böge HR-<br />

Projekte wie „Opt<strong>im</strong>ierung der Personalprozesse“ und fokussiert sich dabei auf die<br />

Branchen Internet, Medien, IT und Telekommunikation.<br />

Vanessa Boysen ist seit 2005 bei der Hamburger Interaktivagentur SinnerSchrader und<br />

übernahm <strong>im</strong> Rahmen eines Change Prozesses <strong>im</strong> April 2007 die Leitung des HR-Bereichs.<br />

Nach dem Studium der Erziehungswissenschaft startete sie ihre berufliche Laufbahn <strong>im</strong><br />

Jahre 2000 als Personalentwicklerin in der Online Agentur Marchfirst. Ihre beruflichen<br />

Schwerpunkte liegen in der Personal- und Organisationsentwicklung sowie dem Personalmarketing.<br />

Petra Carlsen<br />

Petra Carlsen bietet mit ihrer Change Manufaktur seit Anfang 2009 Training, Beratung und<br />

Coaching in Veränderungsprozessen an. Zuvor war sie 20 Jahre in der IT-Branche tätig,<br />

davon 11 Jahre als Niederlassungsleiterin bei der Dis AG in Hamburg. Hier arbeitete sie in<br />

den Bereichen Human Resources, IT und Sales. Seit 2004 ist sie Mitglied bei Hamburg@<br />

work und Boardmember der Fachgruppe Personalentwicklung.<br />

Christa Pfennigschmidt, gelernte Verlags- und Diplomkauffrau, arbeitet seit 1993 bei<br />

Initiative Hamburg in verschiedenen Aufgabenbereichen und Funktionen. 1998 hat sie<br />

die duale Ausbildung mit ins Leben gerufen und bis 2005 neben ihren Fachaufgaben die<br />

Auszubildenden betreut. Seit 2006 ist sie voll verantwortlich für die gesamte Personalentwicklung<br />

bei Initiative Hamburg. Darüber hinaus übt sie verschiedene Dozententätigkeiten<br />

aus: u.a. an der Hamburg Media School und der Universität der Künste Berlin,<br />

Fachbereich Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation.<br />

Susanne A. Becker<br />

Christa<br />

Pfennigschmidt<br />

Sabine Koke ist seit Januar 2009 Director Human Resources bei der Parship GmbH.<br />

Nach ihrem Hochschulstudium startete sie ihre berufliche Laufbahn <strong>im</strong> Sales für Microsoft<br />

Eastern Europa. Ende der 1990er-Jahre übernahm sie ihre ersten Personalaufgaben<br />

bei der SinnerSchrader AG, anschließend wechselte sie zu Colgate-Palmolive, wo<br />

sie die letzten sieben Jahre die Personalleitung für den deutschsprachigen Raum<br />

verantwortete.<br />

Hanka Schrader<br />

Hanka Schrader ist zertifizierte Projektmanagerin und ausgebildeter Business Coach<br />

und seit zwei Jahren als selbstständiger Coach und Trainerin tätig. Ihre Schwerpunkte<br />

liegen dabei in der Ausbildung und Weiterentwicklung von Schlüsselqualifikationen in der<br />

Kundenberatung und <strong>im</strong> Projektmanagement. Zuvor hat die gelernte Verlagsfachwirtin<br />

insgesamt 15 Jahre Berufserfahrung in der Medien- und IT-Branche gesammelt, u.a. in<br />

den Bereichen Account Management, Kundenberatung und Teamführung, Prozess- und<br />

Projektmanagement, Restrukturierungsprozesse in der Aufbau- und Ablauforganisation.<br />

Ulrike Marquard ist seit 1999 verantwortlich für Human Resources bei CoreMedia und<br />

leitet eins der beiden CoreMedia Competence Center. In dieser Funktion ist sie verantwortlich<br />

für die Auswahl, disziplinarische Führung und Entwicklung der hochqualifizierten<br />

Mitarbeiter. Gemeinsam mit ihrem Team gestaltet sie die Rahmenbedingungen der Fast<br />

Learning Organization durch die Entwicklung und Umsetzung von Instrumenten für die<br />

Personal- und Organisationsentwicklung.<br />

Vanessa Boysen Ulrike Marquard<br />

Christiane Müller<br />

Christiane Müller studierte Wirtschaftssoziologie mit dem Schwerpunkt Betrieb und Personal.<br />

Während des Studiums arbeitete sie be<strong>im</strong> Wirtschaftsforschungsinstitut HWWA<br />

sowie in mehreren Projekten der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Seit 2003 ist sie als<br />

Consultant bei der Dwight Cribb Personalberatung GmbH, einer führenden Personalberatung<br />

für die digitale Wirtschaft, tätig. Als Spezialistin für die Personalgewinnung in engen<br />

Arbeitsmärkten berät sie Unternehmen aus den Bereichen Online, Neue Medien, E-Commerce,<br />

Mobile, Telekommunikation und Technologie.<br />

Jan Hendrik von Ahlen studierte nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg Betriebswirtschaft<br />

in New York. Anschließend war er sechs Jahre für die Unternehmensberatung<br />

Mummert Consulting AG in Europa, den USA und Asien aktiv und drei Jahre für Open Text<br />

Corp. Hier war er verantwortlich für die Konzeption und weltweite Markteinführung neuer<br />

Softwaresolutions. Seit 2007 ist er Mitgründer und Geschäftsführer der JobLeads GmbH,<br />

einem Online-Empfehlungs- und Karriereportal.<br />

8 9<br />

Sabine Koke<br />

Jan Hendrik<br />

von Ahlen


Personalgewinnung<br />

Personalgewinnung – vom Klassiker bis zur Moderne<br />

Die Print-Stellenanzeige wird zur Personalgewinnung heute kaum mehr eingesetzt – zu teuer:<br />

Die gedruckten Jobofferten kosten <strong>im</strong> Vergleich zur Online-Bewerbersuche zu viel, haben eine zu<br />

geringe Reichweite und eine zu kurze Laufzeit. Dabei waren sie noch vor zehn Jahren das Mittel<br />

der Wahl, um geeignetes Personal zu finden – und Online-Jobbörsen für die meisten Personaler<br />

undenkbar. Lesen Sie in den folgenden drei Beiträgen, welcher Mix aus neuen und alten Kommunikationsmitteln<br />

bei der Personalsuche Erfolg hat und welche Maßnahmen Rekrutierungsexperten<br />

Ihrem Unternehmen empfehlen.<br />

Personalsuche über eine Personalberatung<br />

I. Wann ist die Personalsuche über eine Personalberatung<br />

sinnvoll?<br />

Die verschiedenen Formen der anzeigengestützten Suche beruhen auf<br />

der Hoffnung, dass die richtige Person die Anzeige findet, sich angesprochen<br />

fühlt und auch bereit ist, sich zu bewerben. Ab einem best<strong>im</strong>mten<br />

Karrierelevel werden sich potenzielle Kandidaten jedoch nicht mehr auf<br />

eine Stellenanzeige direkt be<strong>im</strong> Unternehmen bewerben: Der Idealkan-<br />

Christiane Müller,<br />

Dwight Cribb Personalberatung<br />

GmbH<br />

didat, der noch bei einem der Wettbewerber beschäftigt ist, scheut – aus nachvollziehbaren<br />

Gründen – häufig die direkte Kontaktaufnahme. Professionelle Personalberatungen können hier<br />

helfen. Sie kontaktieren geeignete Bewerber direkt und bieten den Angefragten einen geschützten<br />

Raum für ihre berufliche Entscheidung.<br />

Die Einschaltung einer Personalberatung ist auch dann sinnvoll, wenn am Markt noch nicht<br />

bekannt werden soll, dass für eine best<strong>im</strong>mte Position gesucht wird. Gründe dafür gibt es viele:<br />

Ein neuer Geschäftsbereich wird aufgebaut und der Wettbewerb soll das nicht mitbekommen,<br />

oder ein Mitarbeiter soll „ausgetauscht“ werden.<br />

Sinnvoll ist die Direktansprache durch eine Personalberatung auch <strong>im</strong>mer dann, wenn in einer<br />

Branche beziehungsweise einem best<strong>im</strong>mten Bereich der Arbeitsmarkt besonders eng ist. Denn<br />

je enger der Markt und je spezialisierter die Aufgabe ist, desto kleiner ist die Zielgruppe und<br />

umso schwerer ist sie mit herkömmlichen Mitteln zu erreichen.<br />

Mithilfe der Direktansprache durch eine Personalberatung können auch Kandidaten erreicht werden,<br />

die nicht aktiv auf der Suche sind und kein konkretes Wechselinteresse haben. Durch Maßnahmen<br />

wie Stellenausschreibungen oder die Suche in Jobdatenbanken wären diese Bewerber<br />

nicht zu finden. Gerade die gesuchten hochqualifizierten Fach- und Führungskräfte sind, selbst<br />

bei latenter Unzufriedenheit, nicht selten beruflich oft so stark in Anspruch genommen, dass sie<br />

keine Zeit haben, Stellenanzeigen zu lesen und Bewerbungen zu schreiben und betreiben daher<br />

keine aktive Suche. Durch die gezielte Ansprache werden nicht nur Kandidaten aus genau dem<br />

richtigen Umfeld aktiviert, sondern der Prozess erlaubt es, eine Auswahl aus den besten <strong>im</strong> Markt<br />

verfügbaren Kandidaten zu treffen. Voraussetzung für den Erfolg bei der Direktansprache ist<br />

selbstverständlich <strong>im</strong>mer eine ausreichende Attraktivität der angebotenen Position.<br />

Ein anderer Grund für die Einschaltung einer externen Personalberatung kann in der Entlastung<br />

für die Personalabteilung bzw. Geschäftsleitung liegen. Daher ist diese Art der Suche für<br />

Auf der Suche nach dem richtigen Mitarbeiter nutzen Unternehmen mittlerweile zahlreiche Tools<br />

kleine Unternehmen, die <strong>im</strong> Bereich Personal noch nicht so gut aufgestellt sind, sinnvoll. Wenn<br />

die Suche und Erstauswahl be<strong>im</strong> externen Partner liegt, dann beschränkt sich der Aufwand <strong>im</strong><br />

Unternehmen auf das Führen von Vorstellungsgesprächen mit wenigen, gut geeigneten Kandidaten.<br />

Dadurch kann der Verwaltungsaufwand reduziert werden und die Personalabteilung<br />

kann sich auf die interessantesten Kandidaten konzentrieren und ihnen so einen positiven<br />

Eindruck vom eigenen Unternehmen vermitteln.<br />

II. Welche Grundtypen der Personalberatung gibt es?<br />

Es gibt drei verschiedene Grundtypen von Personalberatungen. Personalberatungen, die<br />

hauptsächlich mit anzeigengestützter Suche arbeiten, rein auf Erfolgsbasis agierende Unternehmen<br />

(Contingency Search) und auf Mandatsbasis arbeitende Personalberatungen<br />

(Executive Search).<br />

10 11


Personalgewinnung<br />

A. Anzeigenbasierte Personalberatungen<br />

Diese Art von Personalberatung ist durch die Präsenz in den Stellenanzeigenteilen der Zeitungen<br />

oder Internetportalen den meisten Menschen zumeist wesentlich bekannter als die diskret <strong>im</strong><br />

Hintergrund arbeitenden Executive-Search-Unternehmen. Bei der anzeigengestützten Suche<br />

wird oftmals ein erfolgsabhängiges Honorar vereinbart und die von den jeweiligen Anzeigenmedien<br />

(Print, Online) in Rechnung gestellten Inseratskosten werden in der Regel weiterberechnet<br />

(oftmals unter Berücksichtigung eines „Agenturrabattes“).<br />

Diese Suchmethode eignet sich bei der Besetzung von Positionen ohne hohe Spezialisierung. Die<br />

Personalberatung übern<strong>im</strong>mt die Korrespondenz mit den Bewerbern, trifft die Vorauswahl und kann<br />

so zum Beispiel ein kleines Unternehmen, welches noch keine eigene Personalabteilung hat, entlasten.<br />

Anzeigenbasierte Personalberatungen werden oft auch beauftragt, wenn das Unternehmen<br />

anonym bleiben will, weil zum Beispiel ein Mitarbeiter in seiner Position abgelöst werden soll.<br />

B. Auf Erfolgsbasis arbeitende Personalberatungen (Contingency Search)<br />

Aus Unternehmenssicht haben rein auf Erfolgsbasis agierende Personalberatungen den Vorteil,<br />

dass der Aufraggeber erst dann ein Honorar bezahlen muss, wenn ein Kandidat eingestellt wurde.<br />

Somit entstehen keinerlei Kosten, wenn durch eigene Maßnahmen ein Kandidat gefunden<br />

oder die Position ganz gestrichen wurde. Wenn keine Exklusivität vereinbart wird, kann bei<br />

Beauftragung von mehreren auf Erfolgsbasis agierenden Personalberatern ein weiteres Netz<br />

gespannt werden als es durch die eigene Suche oder die Beauftragung eines einzelnen Unternehmens<br />

möglich wäre.<br />

Allerdings hat diese Art von Personalberatung auch einige system<strong>im</strong>manente Schwächen. Das<br />

wirtschaftliche Risiko liegt allein be<strong>im</strong> Personalberater, sodass er nicht viel Aufwand in die<br />

Suche stecken kann. Dies gilt umso mehr, wenn er keine Exklusivität bei der Suche hat. Seine<br />

Konzentration wird daher auf Kandidaten liegen, die auf Jobseiten zu finden sind oder sich<br />

anderweitig bereits in einer Form aktiv dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt haben. Eine<br />

systematische Identifikation und Ansprache der besten Kandidaten kann er sich nicht leisten,<br />

da dieses Vorgehen zeitaufwendig ist. Wenn die Suche schwierig wird, wird der Personalberater<br />

daher häufig das Interesse verlieren. Hinzu kommt, dass der Personalberater, um für sich kostengünstig<br />

zu arbeiten, unter Umständen darauf verzichtet, detaillierte Interviews zu führen<br />

und sich auf das Finden und Weiterleiten von möglichen Kandidaten beschränkt.<br />

Diese system<strong>im</strong>manenten Schwächen werden durch das Platzieren des gleichen Auftrages<br />

bei mehreren Personalberatungen nicht gemildert. Bei fehlender Exklusivität steigt hingegen<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass Kandidaten von mehreren Personalberatern für die gleiche Po-<br />

sition angesprochen werden und der Kandidat verunsichert wird und ein schlechtes Bild vom<br />

Auftraggeber bekommt. Wenn man dann später doch noch einen Suchauftrag mit festem Honorar<br />

und Exklusivität vergeben möchte, ist der Kandidatenpool möglicherweise zumindest<br />

teilweise „verdorben“.<br />

C. Executive Search<br />

Per Executive Search wird zumeist auf Basis eines Festhonorars gesucht. Das Honorar wird<br />

dabei üblicherweise in drei bis vier Raten fällig, die meist abhängig vom Erreichen best<strong>im</strong>mter<br />

Projektmeilensteine sind.<br />

Diese Art der Suche bedingt einen Vertrauens- und Investitionsvorschuss. Es gehört Vertrauen<br />

dazu, denn man zahlt schon vor den ersten sichtbaren Leistungen. Man muss also<br />

genau prüfen, warum man der Meinung ist, dass der Personalberater qualifiziert ist.<br />

Denn wenn er schlecht arbeitet, ist teilweise das Honorar gezahlt, aber kein Ergebnis da.<br />

Auf der anderen Seite übern<strong>im</strong>mt der Personalberater dafür die Garantie, qualifizierte Kandidaten<br />

zu finden, zu präsentieren und so lange zu suchen, bis die Position erfolgreich besetzt<br />

werden konnte. Auch wenn die Suche schwierig wird, wird der Personalberater weitersuchen.<br />

In der Regel beinhaltet der Beratervertrag darüber hinaus eine Garantie zur Nachbesetzung,<br />

sollte der Kandidat während der Probezeit kündigen.<br />

Durch die feste Mandatierung können gezielt Kandidaten identifiziert und angesprochen werden,<br />

die aus dem opt<strong>im</strong>alen Umfeld kommen und die beste fachliche sowie persönliche Eignung<br />

haben. Bei dieser Art der Personalberatung beschränkt sich der Berater nicht auf die aktiv suchenden<br />

Kandidaten, sondern vermag es auch diejenigen zu aktivieren, die nicht aktiv an einen<br />

Wechsel denken. Somit erreicht er viel mehr mögliche Kandidaten.<br />

12 13


Personalgewinnung<br />

Sie können sich darauf einstellen, dass der Personalberater mit Ihnen das Anforderungsprofil<br />

genau definieren und Interesse daran haben wird, das Unternehmen kennenzulernen, damit er<br />

die richtigen Kandidaten finden kann. Durch diese intensive Vorarbeit kann der Personalberater<br />

beurteilen, in welchen Umfeldern er suchen muss und wird später intensive Interviews mit<br />

möglichen Kandidaten führen, um die geeigneten Personen auszuwählen. Dies führt dazu, dass<br />

nur qualifizierte Kandidaten vorgestellt werden und Sie somit innerhalb kurzer Zeit eine gute<br />

Entscheidung treffen können.<br />

Durch das feste Mandat werden Kandidaten nur von einem Personalberater angesprochen.<br />

Dadurch mag das Netz für die Suche nicht so weit gespannt sein, aber es stellt Vertrauen und<br />

Seriosität sicher.<br />

Wie funktioniert Direktansprache <strong>im</strong> Executive Search?<br />

Der Executive Search hat mehre Phasen, die systematisch aufeinander aufbauen. Das Honorar wird<br />

meist in Teilbeträgen in Rechnung gestellt, die jeweils nach Durchlaufen einer Phase fällig werden.<br />

1. Anforderungsprofil<br />

Im Gespräch mit dem Auftraggeber erstellt der Personalberater ein Anforderungsprofil. Häufig<br />

hat der Auftraggeber schon eine Stellenbeschreibung, die Grundlage für ein solches Profil<br />

bilden kann. Für den Personalberater sind aber weitere Informationen wie zum Beispiel die<br />

erwartete Entwicklung des Unternehmens, die Einbindung der Position ins Unternehmensgefüge,<br />

Besonderheiten der Vorgesetzen und Teammitglieder und Ähnliches wichtig. Je genauer<br />

der Berater die Lage einschätzen kann, desto besser wird später seine Auswahl sein. Nehmen<br />

Sie sich für diesen Schritt Zeit! Die Beratung mit der Entwicklung realistischer Kriterien für die<br />

Suche ist bedeutsam für den Erfolg oder Misserfolg einer Besetzung.<br />

2. Zielfirmenlisten<br />

Auf Basis des Anforderungsprofils überlegt der Berater, in welcher Art von Unternehmen die<br />

geeigneten Zielpersonen heute beschäftigt sein könnten. Er n<strong>im</strong>mt eine systematische Marktanalyse<br />

vor. Dies geschieht durch die Auswertung von Verzeichnissen, Firmeninformationen<br />

und Datenbank-Recherchen und wird ergänzt durch die Analyse bereits realisierter Mandate.<br />

Diese sogenannte „Zielfirmenliste“ wird dann meist vom Auftraggeber gegengelesen, um den<br />

Schutz von Kunden und Partnern zu gewährleisten. Gegebenenfalls können auf diese Weise<br />

auch bereits bekannte und nicht geeignete Personen ausgeschlossen werden.<br />

3. Identifizierung von potenziellen Kandidaten<br />

Auf Basis der Zielfirmenliste erfolgt die Identifizierung von potenziellen Kandidaten. Hierbei<br />

kommen methodisch gesehen verschiedene Ansätze zum Zug, bei denen sowohl Erfahrung als<br />

auch Ausdauer, Kreativität und Intuition gefordert sind.<br />

4. Ansprache<br />

Sobald die ersten Kandidaten identifiziert wurden, startet die Direktansprache. Diskret n<strong>im</strong>mt<br />

der Berater mit dem Kandidaten Kontakt auf. In diesem ersten Telefonat macht er auf die zu<br />

besetzende Position aufmerksam und klärt die prinzipielle Wechselbereitschaft. Sofern nicht<br />

ausdrücklich vereinbart, wird der Name des Auftraggebers noch nicht genannt. Ist der Kandidat<br />

grundsätzlich gesprächsbereit, sendet er dem Berater seinen Lebenslauf und es folgt ein<br />

weiteres Gespräch. Hier bekommt der Berater einen ersten Eindruck von den Qualifikationen,<br />

aber auch schon von kommunikativen Fähigkeiten am Telefon. Man kann diese Phase als<br />

eine Art Vorabklärungen sehen. Das Gespräch sollte dabei <strong>im</strong>mer ein Geben und Nehmen sein.<br />

Der richtige Weg zum Ziel: Die persönliche Ansprache<br />

Der Berater informiert über die Möglichkeiten bei seinem Mandanten und bespricht mit dem<br />

Kandidaten, welche Qualifikationen er hat und was ihm <strong>im</strong> Hinblick auf seine berufliche Entwicklung<br />

wichtig ist. Meist tastet man sich in Vorabklärungen schrittweise an interessante<br />

Kandidaten heran und gewinnt zunehmend ihr Vertrauen.<br />

5. Persönliches Gespräch<br />

Ist der erste Eindruck am Telefon gut und zeigt sich der Kandidat genügend interessiert, erfolgt<br />

ein persönliches Gespräch, das vergleichbar mit einem klassischen Bewerbungsgespräch ist.<br />

Dieser Punkt ist von entscheidender Bedeutung, denn nur ein persönliches Gespräch erlaubt<br />

14 15


Personalgewinnung<br />

eine zuverlässige Auswahl. Der Berater tritt dabei als Interessenvertreter beider Seiten auf. Ein<br />

gute Berater wird argumentieren, aber nicht überreden. Die persönliche Karriere und die damit<br />

weiter verbundenen Konsequenzen auf das Familienleben oder den Wohnort sind ein sehr sensibler<br />

Bereich. Für die richtige Argumentation sind Erfahrung, Empathie und natürlich fundierte<br />

Kenntnisse über das suchende Unternehmen und die zu besetzende Position notwendig. Hier<br />

zahlt es sich aus, wenn man als Auftraggeber seinen Berater umfassend informiert hat.<br />

6. Auswahl und vertraulicher Bericht<br />

Auf Basis der persönlichen Gespräche wählt der Berater die ihm am besten geeignet erscheinenden<br />

und von ihrer Wechselmotivation überzeugendsten Kandidaten aus. Für diese Bewerber<br />

erstellt er jeweils einen vertraulichen Bericht, in dem er seinen persönlichen Eindruck des<br />

Kandidaten sowie dessen Qualifikationen, die Wechselmotivation und die Gehaltsvorstellungen<br />

zusammenfasst. Diesen Bericht erhält der Auftraggeber zusammen mit den Lebensläufen<br />

der Kandidaten, Zeugnissen, Fotos und gegebenenfalls Referenzen.<br />

7. Präsentation und Abschluss<br />

In den meisten Fällen wird die Auswahl des Personalberaters so gut sein, dass Sie alle Kandidaten<br />

persönlich kennenlernen wollen. Jedoch steht es Ihnen frei, auch Kandidaten abzulehnen.<br />

Es folgt ein Gespräch, in dem sich Kandidat und Auftraggeber kennenlernen. Idealerweise ist der<br />

Personalberater be<strong>im</strong> Gespräch dabei, damit er gegebenenfalls vermittelnd eingreifen kann und<br />

den Auftraggeber bezüglich Chancen und Risiken bei einer Einstellung beraten kann.<br />

Zusätzlich beobachtet der Personalberater die Reaktion seines Mandanten auf die Kandidaten,<br />

um eine noch genauere Einschätzung der Bedürfnisse seines Kunden zu bekommen, falls ein<br />

weiterer Suchprozess notwendig werden sollte. Mit Abschluss eines Arbeitsvertrages ist die<br />

Tätigkeit des Personalberaters erfolgreich abgeschlossen. Meist beinhaltet der Beratervertrag<br />

auch eine Garantie zur Nachbesetzung, sollte der Kandidat während der Probezeit kündigen.<br />

Was kann der Auftraggeber tun, um diesen Prozess zu unterstützen?<br />

Der wichtigste Punkt ist der Dialog mit dem Personalberater. Je gründlicher er gebrieft ist und<br />

je genauer er Ihr Unternehmen und Ihre Strukturen versteht, desto besser und zielgerichteter<br />

kann seine Suche sein.<br />

Geben Sie ihm genug Informationen und Ihre Begeisterung mit. Ihr Personalberater ist Ihre<br />

St<strong>im</strong>me zum Markt und kann für Ihr Unternehmen und Ihre Position nur motivieren, wenn er<br />

genug „begeisterungswürdige“ Informationen hat.<br />

Sprechen Sie regelmäßig miteinander. So bekommen Sie mit, wie die Suche gerade läuft, und Ihren<br />

Berater wird es interessieren, wie sich die Situation <strong>im</strong> Unternehmen gerade darstellt. Für Sie<br />

sind solche Gespräche eine gute Möglichkeit, eine externe Markteinschätzung zu bekommen.<br />

Online-Stellenbörsen<br />

Monster, Jobscout24 und Stepstone – Jobbörsen gibt es über 800 <strong>im</strong><br />

Internet. Die größten 20 Online-Stellenmärkte vereinigen dabei einen<br />

Marktanteil von 50 Prozent der Stellenanzeigen. Die andere Hälfte teilen<br />

sich viele kleine, meist auf best<strong>im</strong>mte Branchen oder Regionen spezialisierte<br />

Jobbörsen.<br />

Jede der Jobbörsen bietet dabei unterschiedliche Möglichkeiten der<br />

Suche an. Häufig kann das Angebot nach Branchen, Berufen, Regionen<br />

oder Orten durchforstet werden. Oft gibt es auch die Möglichkeit, ein<br />

persönliches Bewerberprofil zu hinterlegen, das sich Unternehmen dann<br />

bei Bedarf ansehen können. Die Angebote sind zum Teil kostenlos, während andere zum Teil<br />

erhebliche Gebühren nehmen.<br />

I. Wie kann man in dieser großen Menge die richtige Jobbörsen für die Personalsuche<br />

finden?<br />

Grundsätzlich lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:<br />

A. Allgemeine Jobbörsen<br />

Christiane Müller,<br />

Dwight Cribb Personalberatung<br />

GmbH<br />

In den allgemeinen Jobbörsen finden sich Angebote für jede Zielgruppe. Dementsprechend haben<br />

diese Jobbörsen eine große Reichweite. Möchten Sie also von so vielen Stellensuchenden<br />

wie möglich gefunden werden, wählen Sie eine Jobbörse, die besonders etabliert ist und viele<br />

Besucher hat. Beispiele für solche Jobbörsen sind die Agentur für Arbeit, Meine Stadt, Monster,<br />

Jobpilot, Stepstone oder Jobscout24.<br />

Mit diesen großen Jobbörsen erreichen Sie eine breite Zielgruppe. Doch dieser Vorteil hat auch<br />

eine Schattenseite: Je größer die Stellenbörse, desto kurzlebiger die Anzeige. Es kann passieren,<br />

dass eine geschaltete Anzeige schon bald wieder auf den hinteren Plätzen landet, da ständig<br />

andere Jobangebote nachrücken. Gegensteuern kann man durch kleinere Veränderungen, wenn<br />

diese erlaubt sind, sodass die Anzeige wieder weiter vorne erscheint.<br />

Wichtig ist auch eine gute Einstellung der Suchkriterien, sodass Ihre Anzeige von der relevanten<br />

Zielgruppe gefunden wird. Außerdem sollte man bei der Formulierung seiner Stellenanzeige<br />

verstärkt darauf achten, dass die richtige Zielgruppe angesprochen wird. Sonst könnten sich zu<br />

viele ungeeignete Bewerber angesprochen fühlen.<br />

16 17


Personalgewinnung<br />

B. Berufsspezifische Jobbörsen<br />

Berufsspezifische Jobbörsen richten sich an best<strong>im</strong>mte Berufsgruppen. Für beinahe jede<br />

Branche und Zielgruppe gibt es inzwischen die passende Jobbörse. Auch wenn sie nicht die<br />

Reichweite der allgemeinen Stellenbörsen haben, kann gerade die Spezialisierung Vorteile<br />

bieten, da die Streuverluste geringer sind und man seine Zielgruppe direkter findet. Ist Ihnen<br />

das Branchenwissen des Bewerbers wichtig, sollten Sie sich auf Jobbörsen konzentrieren, die<br />

sich auf Ihren Bereich spezialisiert haben. Diesen Vorteil haben auch die großen Jobportale<br />

entdeckt und bieten mittlerweile „Branchenspecials“ oder Sonderflächen in einem sektorspezifischen<br />

Umfeld an.<br />

18 19


Personalgewinnung<br />

C. Metasuchmaschinen<br />

Metasuchmaschinen wie K<strong>im</strong>eta, Jobrobot, Joboter oder der ZEIT-Robot durchforsten Angebote<br />

auf den verschiedenen Webseiten und listen Angebote sowohl von Jobbörsen als auch unternehmenseigenen<br />

Stellenmärkten auf. Die Jobsuchenden erhalten so eine übersichtliche Zusammenfassung<br />

des Arbeitsmarktangebotes, das sie nur noch nach ihren persönlichen Kriterien<br />

bewerten müssen. Das spart dem Einzelnen viel Zeit und Mühe und vergrößert die Reichweite<br />

für die Unternehmen.<br />

Um von den Metasuchmaschinen erfasst zu werden, ist es wichtig, dass sich die ausgeschriebenen<br />

Stellen auf einem eigenen Bereich der Unternehmenswebsite befinden. Nennen Sie diese<br />

Seite zum Beispiel „Jobs“. Am besten funktioniert das automatische Einlesen, wenn jede dort<br />

ausgeschriebene Stelle eine eigene URL erhält. Man kann sich auch bei den Jobsuchmaschinen<br />

direkt mit den vakanten Stellen anmelden. Gerade für kleinere Unternehmen, die nicht so viel<br />

Geld für „Employer Branding“ zur Verfügung haben, ist es wichtig, sich in den Suchmaschinen<br />

gut zu positionieren. Machen Sie Ihre Stellen von Suchmaschinen auffindbar, um dann zum Zuge<br />

zu kommen, wenn ein Bewerber nach genau dem sucht, was Ihr Unternehmen zu bieten hat.<br />

II. Wie finde ich die geeignete Jobbörse?<br />

Die meisten Jobbörsen veröffentlichen ihre Mediadaten und geben somit Aufschluss über die zu<br />

erwartende Zielgruppe. Allerdings ist es sehr zeitaufwendig, die Daten zu recherchieren, zumal<br />

die Informationen kaum nachprüfbar sind. Will man sich die Zeit sparen und sich nicht nur auf<br />

die Eigenaussagen der Anbieter verlassen, bieten Rankings und Vergleichsuntersuchungen<br />

einen ersten Anhaltspunkt für die Suche nach der geeigneten Stellenbörse.<br />

Eine bekannte Prüfstelle ist Crosswater Systems, die jedes Jahr mehrere hundert Jobbörsen<br />

vergleicht und die Rankinglisten zum kostenlosen Download zur Verfügung stellt. Nielsen/<br />

NetRatings veröffentlicht ein monatliches Ranking, welches die Jobbörsen nach „Unique Audience“<br />

listet. Dabei wird jeder Besucher, der innerhalb eines Monats mehrmals das Jobportal<br />

besucht, nur einmal gezählt. Eine weitere Möglichkeit bietet das Alexa-Traffic-Ranking. Alexa<br />

ist ein Dienst, der über ein Tool kontinuierlich Daten bei jedem Seitenaufruf sammelt. Der Alexa<br />

Traffic Rank wird dabei allerdings nur aus den Daten der Alexa Toolbar berechnet und ist daher<br />

sehr ungenau.<br />

In Personalfachzeitschriften oder auf HR-relevanten Websites werden ebenfalls Ranglisten mit<br />

Hinweisen zur Frequentierung, der Anzahl an Besuchern und Stellenangeboten oder auch Bewerberprofilen<br />

veröffentlicht. Eine Analyse aus Sicht der Bewerber bietet die Studie „Jobbörsen <strong>im</strong> Vergleich“,<br />

die unter der Leitung von Professor Christoph Beck an der FH Koblenz durchgeführt wurde.<br />

Allerdings sollte man bei den Rankings <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Auge behalten, ob Reichweite beziehungsweise<br />

Quantität auch ausschlaggebend für die Qualität ist. Kleinere, spezialisierte Jobbörsen fallen leicht<br />

aus dem Raster heraus, da sie aufgrund der niedrigen Zugriffszahlen keine Erwähnung finden.<br />

Vielleicht hält sich aber gerade hier Ihre Zielgruppe auf und all die anderen Bewerber aus anderen<br />

Bereichen interessieren Sie gar nicht?<br />

Der Vergleich der kleineren, spezialisierten Jobbörsen ist etwas schwerer, da es weniger Vergleichsuntersuchungen<br />

gibt. Einen ersten Anhaltspunkt bietet aber der Blick in die Suchmaschinen.<br />

Geben Sie dann den Suchbegriff „Jobbörse“ gegebenenfalls in Kombination mit der<br />

Ein erster Überblick bei der Suche nach der richtigen Jobbörse<br />

gewünschten Branche ein, erhalten Sie eine umfassende Auflistung. Hier können Sie auch gleich<br />

schon sehen, wie gut Ihre Stellenausschreibungen nach Eingabe in die jeweilige Jobbörse über<br />

Suchmaschinen gefunden werden können. Was Sie einfach finden, werden auch die Bewerber<br />

in ihren Internetrecherchen finden. Schauen Sie sich die Jobbörse genau an. Wer hat dort inseriert<br />

und mit welche Positionen? Reden Sie mit Ihren Kollegen und Brancheninsidern. Welche<br />

speziellen Jobbörsen kennen und nutzen sie?<br />

Links zu Ratings und zur Studie:<br />

www.crosswater-systems.com/ej5005ap.htm<br />

www.alexa.com<br />

www.competence-site.de/e-recruiting/Jobboersen-<strong>im</strong>-Vergleich-Ergebnisse-2007<br />

20 21


Personalgewinnung<br />

JobLeads – Personalsuche über persönliche<br />

Empfehlungen<br />

Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern, insbesondere <strong>im</strong> Fach- und<br />

Führungskräftebereich, wird für Unternehmen zunehmend zu einer Herausforderung.<br />

Umso wichtiger ist es für Arbeitgeber heute, neben den<br />

klassischen <strong>Recruiting</strong>kanälen wie Print- und Online-Stellenbörsen sowie<br />

Personalberatern auf neue, innovative Kanäle zu setzen, die zugleich<br />

kosteneffizient sind. Hier hat sich innerhalb der vergangenen Jahre<br />

insbesondere der Trend abgezeichnet, dass mehr als zwei Drittel aller<br />

Einstellungen auf das Internet zurückzuführen sind.<br />

Jan Hendrik<br />

von Ahlen,<br />

JobLeads GmbH<br />

JobLeads, ein junges Web-2.0-Unternehmen aus Hamburg, hat dabei den Gedanken des Social<br />

Commerce <strong>im</strong> Bereich <strong>Recruiting</strong> aufgegriffen und baut sein Geschäftsmodell auf die Stärke von<br />

persönlichen Empfehlungen innerhalb einer geschlossenen, „vorqualifizierten“ Community von<br />

Fach- und Führungskräften aller Branchen. „Vorqualifiziert“ bedeutet dabei, dass jedes Mitglied<br />

auf Basis seines Lebenslaufes nach vordefinierten Kriterien geprüft wird. Über diesen Mechanismus<br />

wird gewährleistet, dass sowohl Empfehlungen als auch Bewerbungen Qualitätskriterien<br />

entsprechen, die von Unternehmensseite für Premiumpositionen vorausgesetzt werden. Derzeit<br />

sind über 60.000 geprüfte Mitglieder bei JobLeads aktiv, wobei 88 Prozent eine hohe akademische<br />

Qualifikation mit einem Hochschulabschluss von 2,5 oder besser aufweisen. Die Mehrheit<br />

(65 %) arbeitet bei den Top-200-Arbeitgebern Deutschlands und hat über drei Jahre Berufserfahrung<br />

(86 %). Knapp 60 Prozent der Mitglieder haben Führungserfahrung.<br />

JobLeads funktioniert wie ein elektronischer Headhunter, wobei der „Headhunter“ <strong>im</strong>mer ein<br />

Mitglied der Community ist und <strong>im</strong> JobLeads-Jargon „Talentscout“ genannt wird. Der <strong>Recruiting</strong>prozess<br />

sieht dabei wie folgt aus: Unternehmen veröffentlichen auf dem nur für Mitglieder<br />

zugänglichen Portal www.jobleads.de ihre vakanten Stellen ab einem Jahresgehalt von 60.000<br />

Euro. Für jede Position wird zudem eine Prämie von mehreren Tausend Euro für die erfolgreiche<br />

Vermittlung ausgeschrieben. Diese Erfolgsprämie soll die Talentscouts ähnlich wie bei einem<br />

Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm motivieren, geeignete Kandidaten aus dem eigenen<br />

sozialen Netzwerk (Freunde, Bekannte, ehemalige Studienkollegen etc.) für die Position zu<br />

empfehlen. Im Vergleich zum klassischen Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm ist die<br />

Reichweite bei JobLeads in der Regel um ein Vielfaches höher, da bei der Suche über das Job-<br />

Portal nicht nur eigene Mitarbeiter, sondern alle Mitglieder von JobLeads und damit deren soziale<br />

Netzwerke angesprochen werden können. Um zu berücksichtigen, wie schwierig es ist, eine<br />

best<strong>im</strong>mte Position zu besetzen, wird die Höhe der Prämie an das Jahreszielgehalt gekoppelt<br />

und variiert zwischen 2.600 Euro bei einer Einstiegsposition und 20.000 Euro bei einem<br />

Geschäftsführerposten. Derzeit sind über 4 Millionen Euro Vermittlungsprämien bei JobLeads<br />

ausgeschrieben.<br />

Nachdem ein Stellenangebot bei JobLeads veröffentlicht wurde, haben alle Mitglieder der<br />

Community über das „Job-Board“ Zugriff auf die Position. Sie können sich direkt auf ausgeschriebene<br />

Stellen bewerben oder alternativ geeignete Kandidaten aus ihrem persönlichen<br />

Netzwerk ansprechen, die für eine Position in Frage kommen, indem sie Ihnen eine<br />

Empfehlungs-E-Mail schicken. Empfehlungen an die potenziellen Bewerber werden dabei von<br />

den Benutzern direkt über das JobLeads-System per E-Mail verschickt, wobei der gesamte<br />

Prozess für Unternehmen transparent ist. So kann jederzeit nachvollzogen werden, ob eine<br />

Ausschreibung bei der Community Anklang findet oder nicht. Darüber hinaus ist es für<br />

JobLeads gewann 2007 den Webfuture Award von <strong>Hamburg@work</strong><br />

Unternehmen jederzeit möglich, selbst aktiv zu werden und eigene Mitarbeiter in den Prozess<br />

einzubinden beziehungsweise diese um Empfehlungen zu bitten. Häufig wissen die eigenen<br />

Mitarbeiter am besten, wer zum Unternehmen passt und wer nicht. Nachdem eine Empfehlung<br />

22 23


Personalgewinnung<br />

in der Mailbox eines potenziellen Bewerbers eingegangen ist, hat dieser zwei Möglichkeiten: Er<br />

bewirbt sich über das vom JobLeads-System zur Verfügung gestellte Bewerbermanagement<br />

auf die Position oder empfiehlt diese an Personen seines eigenen Netzwerkes weiter. Kommt<br />

es zu einer Besetzung, so teilen sich alle erfolgreichen Empfehler, die zu der Einstellung<br />

Der Recruitmentprozess bei JobLeads<br />

geführt haben, die Prämie zu gleichen Teilen. Es entsteht eine Win-win-Situation: Die Empfehler<br />

erhalten eine Prämie und der beziehungsweise die Empfohlene einen neuen interessanten<br />

Job. Die über das JobLeads-System getätigten Bewerbungen werden jedem Unternehmen in<br />

Form von Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen zur Verfügung gestellt und können dabei<br />

über eine Schnittstelle automatisch in die Unternehmenseigenen Systeme überführt werden.<br />

Im Vergleich zu anderen <strong>Recruiting</strong>kanälen erreicht der von JobLeads gewählte Weg des Empfehlungsmarketings<br />

aufgrund der Viralität innerhalb kürzester Zeit nicht nur eine hohe Reichweite,<br />

sondern auch die relevante Zielgruppe. Sucht eine Unternehmensberatung zum Beispiel<br />

einen Berater <strong>im</strong> Bereich Restrukturierung, so werden diejenigen Mitglieder der Community<br />

aktiv und verschicken Empfehlungen, die Kontakte in diesem Bereich haben. Die Empfänger<br />

der Empfehlungen tun dem gleich und werden das Stellenangebot Freunden und Bekannten<br />

weiterempfehlen, die ebenfalls innerhalb dieses Marktsegmentes tätig sind. Eine Empfehlung<br />

verbreitet sich somit überwiegend innerhalb der relevanten Zielgruppe und Streuverluste<br />

werden min<strong>im</strong>iert. Neben der Reichweite ist JobLeads ein <strong>Recruiting</strong>kanal, der nicht nur qualitätsgesichert,<br />

sondern zudem zu 95 Prozent erfolgsabhängig ist. Neben einer geringen Basisgebühr<br />

werden, anders als zum Beispiel bei einem Personalberater, Provisionen und Prämien für<br />

Unternehmen <strong>im</strong>mer nur dann fällig, wenn es zu einer Besetzung kommt und der gewünschte<br />

Kandidat gefunden wurde.<br />

Um den <strong>Recruiting</strong>prozess so effizient wie möglich zu gestalten, hat JobLeads neben dem<br />

Empfehlungsmarketing eine Technologie entwickelt, die es erlaubt, Stellenangebote von Unternehmen<br />

mit den Lebensläufen von Mitgliedern abzugleichen. Dieses Matching ermöglicht<br />

es zu identifizieren, welche Stellenangebote zu welchem Mitglied passen, um abgeleitet davon<br />

qualifizierte Jobvorschläge zu unterbreiten. JobLeads-Benutzern, die auf der Suche nach einer<br />

neuen Herausforderung sind, wird die Suche nach einem Job somit deutlich erleichtert, da sie<br />

über das Matching Jobvorschläge direkt per E-Mail in ihr Postfach bekommen. Außerdem können<br />

Mitglieder sich mit einem Bewerberprofil auf mehrere Jobs unterschiedlicher Unternehmen<br />

bewerben, ohne die eigenen Daten jedesmal wieder neu in ein Bewerbermanagementsystem<br />

eingeben zu müssen.<br />

Seit Gründung des Unternehmens <strong>im</strong> Jahr 2007 haben sich mehr als 150 der führenden Arbeitgeber<br />

Deutschlands, darunter auch Otto, eBay, Volkswagen oder BMW, dazu entschieden,<br />

JobLeads in ihre Human-Resources-Strategie einzubinden und als neuen <strong>Recruiting</strong>kanal zu<br />

nutzen. Nachdem JobLeads Ende 2008 eine Wachstumsfinanzierung erhalten hat, wird das<br />

Unternehmen sein Geschäftsmodell und die Produktpalette weiter ausbauen und an die Bedürfnisse<br />

des Marktes anpassen.<br />

24 25


Human Resources<br />

Das Internet verändert viel – auch Human Resources<br />

Den eigenen Lebenslauf öffentlich für jeden zugänglich ins Internet zu stellen oder in einem Blog<br />

über den Arbeitsplatz und die aktuellen Projekte in der Firma zu diskutieren – das war bei vielen<br />

Arbeitnehmern verpönt und von Arbeitgebern nicht selten verboten. Heute sieht das anders aus:<br />

Über das Unternehmen <strong>im</strong> Internet zu reden oder einen Film zu drehen und diesen für jeden<br />

sichtbar online zu stellen, wird von vielen Chefs nicht nur geduldet, sondern auch erwünscht.<br />

Arbeitgeber wissen, dass diese Offenheit nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter und deren<br />

Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen erhöht, sondern auch gutes neues Personal anzieht.<br />

Social Media <strong>im</strong> Online-Personalmarketing<br />

„Wir sind ein innovatives, dynamisches Unternehmen auf Wachstumskurs.“<br />

– Kommt Ihnen diese Formulierung bekannt vor? Diese Formel<br />

findet sich auf unzähligen Karriereseiten deutscher Unternehmen. Und<br />

doch sind die Unternehmen, die sich dahinter verbergen, in ihrer Struktur,<br />

Kultur und ihrem Arbeitsumfeld sehr unterschiedlich. Statt weiter<br />

nach dem einen Satz zu suchen, der all die Vorzüge Ihres Unternehmens<br />

für Bewerber auf den Punkt bringt, könnten Sie die Sache einmal ganz<br />

anders angehen. Warum lassen Sie den Bewerber nicht selbst auf Entdeckungstour<br />

gehen? Zum Beispiel in einem Corporate Blog. In einem<br />

Vanessa Boysen,<br />

SinnerSchrader AG<br />

solchen Web-Journal könnten Ihre Mitarbeiter unternehmensspezifische Themen aufgreifen<br />

und einen authentischen Einblick in das Unternehmen gewähren.<br />

Hinter dem Schlagwort „Personalmarketing 2.0“ verbergen sich diverse Anwendungen, die<br />

unterschiedliche Funktionen innerhalb Ihres Personalmarketings einnehmen können. Blogs<br />

und Podcasts, egal ob als Video- und Audiodatei, können Transparenz und Authentizität<br />

herstellen. Social Communities und businessorientierte Netzwerke wie Xing und LinkedIn<br />

lassen sich nutzen, um schnell und unkompliziert direkte Kontakte zu Ihrer Zielgruppe herzustellen<br />

und zu pflegen. „Online-Virals“, Mund-zu-Mund-Propaganda auslösende Marketingmaßnahmen<br />

<strong>im</strong> Internet, können schnell und ausgesprochen kostengünstig Ihre Personalmarketingkampagne<br />

bei der Zielgruppe platzieren. Über „Microblogging“-Dienste wie Twitter<br />

werden User zu Agenten Ihrer Kampagne. Die Funktionalität der verschiedenen Anwendungen<br />

sowie ihr Nutzen <strong>im</strong> Personalmarketingprozess soll <strong>im</strong> Folgenden verdeutlicht werden.<br />

Vielleicht fragen Sie sich zunächst, ob Ihr Unternehmen ein erweitertes Online-Personalmarketing<br />

überhaupt braucht. Sie verstehen sich als innovativ, modern und insbesondere<br />

die Rekrutierung von Nachwuchskräften beschäftigt Sie? In diesem Fall wird der Einsatz<br />

aktueller Webanwendungen schlichtweg von Ihnen erwartet. Sicherlich schwankt auch in<br />

Ihrem Unternehmen der Rekrutierungsbedarf abhängig von strategischen Entscheidungen<br />

26 27


Human Resources<br />

und der allgemeinen Konjunktur. Oft geht das Personalmarketing erst dann in die Offensive,<br />

wenn der Rekrutierungsbedarf plötzlich steigt. Gerade für Mittelständler ist es schwierig, in<br />

diesem Moment einen entsprechenden Bekanntheitsgrad, ein attraktives Image und einen<br />

echten Wiedererkennungswert aufzubauen. Um einen entsprechend hohen und zielgenauen<br />

Bewerberzustrom herzustellen und um mit den <strong>im</strong> Bewerberumfeld bekannten Arbeitgebern<br />

zu konkurrieren, bedürfte es plötzlich einer groß angelegten Kampagne, die meist zu teuer<br />

wäre. Auch hier bietet eine langfristig angelegte Online-Personalmarketingstrategie eine<br />

realistische Alternative.<br />

Bevor Sie jedoch Ihr erstes Posting <strong>im</strong> StudiVZ veröffentlichen oder die Videokamera für den<br />

Podcast aus dem Lager holen, machen Sie sich zunächst ein paar Gedanken über das Medium<br />

Internet. Sie sind vielleicht nicht damit aufgewachsen, und umso mehr Zeit sollten Sie<br />

aufwenden, um zu verstehen, wie Ihre Zielgruppe dieses Medium nutzt. Texte werden nicht<br />

gelesen, sondern überflogen und nach relevantem Inhalt durchsucht („gescannt“). Zudem<br />

ist eine Homepage kein geschlossener Raum, sondern kann jederzeit über externe Links oder<br />

über die <strong>im</strong> Browser integrierte Google-Suche verlassen werden. Die Entscheidung weiterzusuchen<br />

oder weiterzuklicken, fällt binnen Sekunden. Dies bedeutet, dass man dem Rezipienten<br />

wesentlich stärker als <strong>im</strong> Offline-Zusammenhang einen spürbaren Mehrwert bieten muss, um<br />

ihn zur fortgesetzten Nutzung oder zum wiederholten Kontakt zu motivieren.<br />

Für den Bewerbermarkt ist der Online-Kanal bereits seit Jahren zum zentralen Medium geworden.<br />

Wer aktiv nach einer Position sucht, tut dies ohnehin online. Für viele Unternehmen<br />

sind gerade die Kandidaten, die sich noch nicht bewusst für einen Unternehmenswechsel<br />

entschieden haben, besonders interessant. Diese Zielgruppe, insbesondere Senior Professionals,<br />

reagieren statt auf Stellenausschreibungen eher auf Branchennews, die sie häufig per<br />

Newsletter oder RSS-Feeds verfolgen, sowie auf Empfehlungen von persönlichen Kontakten,<br />

die sie in Communities oder businessorientierten Netzwerken pflegen.<br />

In der Ansprache von Seniors und passiven Kandidaten spielt die Verknüpfung von Personalmarketing,<br />

PR und Investor Relations eine zentrale Rolle. Dieses Potenzial sollte unbedingt<br />

ausgeschöpft werden, indem man in enger Abst<strong>im</strong>mung mit den Fachabteilungen Nachrichten,<br />

die auf das Arbeitgeber<strong>im</strong>age abzielen, sowohl in seine PR-Arbeit als auch in die<br />

Personalmarketingkommunikation einbezieht. So sollte das Personalmarketing ebenfalls<br />

über Unternehmenserfolge berichten, und die PR-Abteilung könnte beispielsweise attraktive<br />

Personalentwicklungsstrategien aufgreifen. Zudem sollte auch die Unternehmenskommunikation<br />

die Interessen der Bewerberzielgruppen genau kennen. Interessante Fachbeiträge<br />

in Magazinen, Blogs und Foren machen auf das Unternehmen aufmerksam und führen dazu,<br />

dass potenzielle Kandidaten das Unternehmen zunächst aus rein fachlichem Interesse weiter<br />

<strong>im</strong> Auge behalten.<br />

Insgesamt ist es hilfreich, Personalmarketing nicht als eine One-to-many-Kommunikation<br />

zu verstehen, sondern die verschiedenen Maßnahmen eher wie ein Customer-Relationship-<br />

Management-System auszurichten. Es geht also nicht nur darum, Ihre Botschaft an die<br />

Zielgruppe zu bringen, sondern eine echte Beziehung aufzubauen, die auf dem Prinzip des<br />

Dialoges basiert.<br />

Personalmarketing 2.0: der direkte Kontakt über Social Media<br />

I. Chancen und Grenzen des erweiterten Online-Personalmarketings<br />

Zeitgemäße Online-Aktivitäten sind wichtig und gerade für mittelständische Unternehmen eine<br />

gut umsetzbare Möglichkeit. Allerdings können die <strong>im</strong> Folgenden dargestellten Anwendungen<br />

28 29


Human Resources<br />

nicht alle Funktionen <strong>im</strong> Marketingprozess gleich gut erfüllen. Der Fokus liegt insgesamt stärker<br />

auf den folgenden Komponenten:<br />

zielgruppenspezifische Ansprache,<br />

erhöhte Transparenz des Unternehmens für Bewerber,<br />

schnelle und unkomplizierte Kontaktaufnahme,<br />

Kontaktpflege und Kontaktvertiefung zu interessierten Kandidaten und<br />

potenziellen Bewerbern,<br />

niedrigschwellige Kommunikation.<br />

Was Communities und Microblogging eher nicht leisten können, ist, initial auf das Unternehmen<br />

aufmerksam zu machen. Auch über ein Corporate Blog werden Sie nicht die breite<br />

Masse erreichen. Aber wollen Sie das überhaupt? In einer breiten Öffentlichkeit als attraktiver<br />

Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, klingt zunächst gut, es bedeutet aber auch von der<br />

breiten Masse Bewerbungen zu erhalten, die schließlich alle bearbeitet werden müssen. Zudem<br />

suchen die meisten Mittelständler eher spezialisierte Fachkräfte, sodass ein sehr hoher<br />

Bewerberzulauf häufig viel Arbeit und wenig passende Bewerbungen verspricht. Die Konzentration<br />

auf die speziellen Zielgruppen ist also häufig genau die richtige Wahl. So können Sie<br />

zum Beispiel durch suchmaschinenopt<strong>im</strong>iertes Schreiben die Frequenz Ihrer Zielgruppe auf<br />

Ihrem Corporate Blog erhöhen. Auch ein Online-Viral kann rasend schnell und mit einer relativ<br />

guten Durchdringung das Augenmerk geeigneter Fachkräfte auf Ihr Unternehmen lenken.<br />

A. Corporate Blogs<br />

Das Corporate Blog steht vor allem für das Prinzip der Transparenz.<br />

Wo die klassische Karriereseite versucht, in ein paar<br />

entscheidenden Sätzen die Essenz des Unternehmens und seiner<br />

Kultur zu formulieren, entscheidet <strong>im</strong> Blog das Detail. Das Blog<br />

erzählt <strong>im</strong>mer neue Geschichten über das Arbeiten, das Miteinander,<br />

die Ziele, die Kompetenzen, die Prozesse, kurz, das Leben <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

Es lädt ein zum Stöbern, Entdecken und zum Dranbleiben.<br />

Gerade dies ist der wesentliche Gedanke eines Corporate Blogs: Es<br />

gibt <strong>im</strong> Idealfall nicht vor, wie der Leser die dargestellten Informationen<br />

zu bewerten hat, sondern überlässt es dem Leser selbst, sich ein Bild zu<br />

machen. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für Authentizität und damit<br />

für Vertrauen.<br />

Hierzu gehört auch, dass Leser zu den einzelnen Blogeinträgen Kommentare<br />

verfassen können. Auf diesem Wege ist eine echte Kommunikation mit der Zielgruppe<br />

möglich. Nun haben manche Unternehmen an dieser Stelle Bedenken.<br />

Was passiert, wenn despektierliche oder einfach negative Kommentare verfasst werden?<br />

Zunächst einmal ist die Zahl der Leser um ein Vielfaches höher als die der Kommentare. Die<br />

allerwenigsten Leser kommentieren – insbesondere in einem Corporate Blog. Und wenn ein<br />

kritischer Kommentar auftaucht? Man kann selbst darüber best<strong>im</strong>men, ob man einen Kommentar<br />

freischaltet, sodass er tatsächlich auf dem Blog erscheint. Es ist allerdings nicht<br />

ratsam, kritische Kommentare grundsätzlich nicht zu veröffentlichen. Denn gerade kritische<br />

Kommentare bieten die Möglichkeit, allen Lesern zu zeigen, dass man auf einen Dialog auf<br />

Augenhöhe Wert legt und es mit dem Grundsatz der Transparenz wirklich ernst meint. Viel besser<br />

ist es, auf den Kommentar sachlich zu antworten und die Gelegenheit zu nutzen, seinen<br />

Standpunkt zu verdeutlichen und weitere Informationen zu liefern. Schließlich kommuniziert<br />

man in diesem Augenblick nicht nur mit dem Kommentator, sondern mit allen Lesern, die<br />

die kritische Meinung oftmals gar nicht teilen. Beleidigende Kommentare sollten allerdings<br />

wirklich nicht veröffentlicht werden. Zumal ja vielleicht nicht die PR- oder Personalabteilung<br />

bloggt, sondern ein Mitarbeiter, den man in dieser Hinsicht auch schützen sollte. Sofern der<br />

Kommentator eine korrekte Mailadresse angegeben hat, ist es zu empfehlen, in einer persönlichen<br />

Nachricht und einer kurzen Begründung darüber zu informieren, dass der Kommentar<br />

nicht veröffentlicht werden wird.<br />

Nun wird natürlich alles, was Sie extern publizieren, von der Stellenanzeige bis zum Blogeintrag,<br />

auch intern gelesen und bewertet. Insofern sind externes und internes Personalmarketing<br />

nicht voneinander zu trennen. Das Blog bietet Ihnen also auch einen weiteren<br />

wertvollen Informations- und Kommunikationskanal mit Ihren Mitarbeitern. Internes und<br />

externes Personalmarketing müssen daher inhaltlich kongruent sein. Ist dies nicht der<br />

Fall, reagieren Mitarbeiter <strong>im</strong> besten Fall mit spöttischen Kommentaren und <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten<br />

Fall mit verdeckter Ablehnung und Misstrauen. Neue Mitarbeiter werden sich fragen,<br />

wo sie hineingeraten sind, da sie sich doch zuvor ausführlich informiert hatten und nun<br />

ein ganz anderes Unternehmen vorfinden. Kommunizieren Sie jedoch <strong>im</strong> Einklang mit<br />

den <strong>im</strong> Unternehmen gelebten Werten und Zielen, kann das Corporate Blog wesentlich<br />

zur Identifikation beitragen. Besonders neue Mitarbeiter fühlen sich in ihrer Entscheidung<br />

für das Unternehmen bestärkt und erbringen eine höhere eigene Integrationsleistung,<br />

wenn sie das zuvor Gelesene tatsächlich <strong>im</strong> Unternehmensalltag wiedererkennen.<br />

Nun schließt sich die Frage an, ob es nicht umso mehr zur Identifikation beiträgt, wenn<br />

Mitarbeiter selbst bloggen. Es gibt tolle Corporate Blogs, in denen dies der Fall ist. Gute<br />

Beispiele sind hier die Unternehmensblogs von Namics und CoreMedia. Letztlich ist dies<br />

jedoch abhängig von den Mitarbeitern selbst und der Unternehmenskultur. Gibt es viele<br />

Mitarbeiter, die Lust haben, sich fachlich und persönlich <strong>im</strong> Namen des Unternehmens der<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren? Ist es in Ordnung für sie, mit Foto und Namen abgebildet zu<br />

sein? Und ist es <strong>im</strong>mer noch in Ordnung, wenn diese Bilder bei der letzten Weihnachtsfeier<br />

und nicht <strong>im</strong> Atelier entstanden sind? Inwieweit vertraut die Geschäftsführung den Mitarbeitern,<br />

auch externen Kommentaren und Fragen angemessen Rede und Antwort zu stehen?<br />

30 31


Human Resources<br />

Wenn nur einige wenige Mitarbeiter Beiträge veröffentlichen, besteht die Gefahr, dass diese<br />

kleine Gruppe in ihrer Themenwahl für das Unternehmen nicht repräsentativ ist. Wenn jeder<br />

Blogeintrag vor der Veröffentlichung von diversen Stellen freigegeben werden muss, wird das<br />

Bloggen für den Mitarbeiter schnell zur Ochsentour.<br />

Bei SinnerSchrader zum Beispiel wurde eine Mitarbeiterin für den Bereich Online-Conversations<br />

eingestellt. Dieser Bereich umfasst die Betreuung des HR-Blogs radicalmonday.de, die Kontaktpflege<br />

und Kommunikation in Communities sowie Microblogging auf Twitter und viele<br />

weitere Tätigkeiten, insbesondere <strong>im</strong> Bereich der Hochschulkontakte. Die Einstellung einer<br />

Mitarbeiterin war auch deshalb sinnvoll, da viele der Mitarbeiter bereits seit Jahren in ihren privaten<br />

Blogs über fachliche Themen berichten. Sie sollten sich nicht bedrängt fühlen, dies nun<br />

<strong>im</strong> Namen des Unternehmens zu tun. Selbstverständlich veröffentlichen aber auch Mitarbeiter<br />

als Gastautoren Beiträge. Letztlich ist es natürlich von Vorteil, wenn es jemanden gibt, der das<br />

Blog kontinuierlich betreut, für eine Zusammenstellung aus fachlichen und kulturspezifischen<br />

Themen sorgt, Interviews und Umfragen organisiert, Beiträge verfasst und Kommentare sowie<br />

Mails beantwortet.<br />

Eine besondere Herausforderung besteht, wenn die Bewerbergruppen, die Sie ansprechen<br />

möchten, wenige Interessen gemeinsam haben. Im Zweifel kann es sinnvoll sein, mehrere<br />

Blogs zu betreiben, insbesondere, wenn diese von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Fachrichtungen<br />

ohne viele Vorgaben selbständig betreut werden. Einfacher ist es, alle Blogbeiträge<br />

anhand von Orientierungshilfen wie Kategorien oder sogenannten „Tag Clouds“, alphabetisch<br />

sortierter Schlagwortlisten, zugänglich zu machen, sodass jeder Leser schnell die für ihn interessanten<br />

Beiträge finden kann. Dies ist vor allem für neue oder nur gelegentliche Blogbesucher<br />

wichtig. Regelmäßige Leser verfolgen Blogs häufig über einen RSS-Feed, sodass sie nicht<br />

zwingend die eigentliche Website aufrufen, sondern lediglich die aktuellen Beiträge als reinen<br />

Content angezeigt bekommen.<br />

Wie bereits erwähnt, kann die Aufmerksamkeit Ihrer Zielgruppe durch suchmaschinenopt<strong>im</strong>iertes<br />

Schreiben gesteigert werden. Google ist sicherlich der wichtigste Start- und Referenzpunkt<br />

<strong>im</strong> Internet. Markennamen gehören zu den meist eingegebenen Suchbegriffen, aber Ihr Unternehmen<br />

ist vermutlich nicht eine der großen Arbeitgebermarken. Also ist es wichtig für Sie zu<br />

überlegen, welche Suchbegriffe potenzielle Kandidaten bei einer beruflichen Neuorientierung<br />

oder auch aus rein fachlichem Interesse eingeben. Abgesehen davon, dass es auch inhaltlich<br />

sinnvoll ist, diese Themen nach Möglichkeit aufzugreifen, sollte der jeweilige Begriff bereits<br />

in der Überschrift des Blogbeitrags enthalten sein, um von Suchmaschinen gut gefunden zu<br />

werden. Der größte Vorteil des suchmaschinenopt<strong>im</strong>ierten Schreibens liegt allerdings darin,<br />

dass es Sie zwingt, die für die Zielgruppe relevanten Begriffe zu erarbeiten und das Corporate<br />

Blog so zu gestalten, dass der Leser auf den ersten Blick relevanten Content erkennen kann.<br />

Zugegeben, hierdurch kann die Lebendigkeit etwas eingeschränkt werden. Da Suchmaschinen-<br />

opt<strong>im</strong>ierung vor allem für fachliche Themen wichtig ist, bleibt jedoch genug kreativer Freiraum<br />

in der Behandlung kultureller Themen.<br />

radical monday – der HR-Blog bei SinnerSchrader AG...<br />

Bleibt noch ein letzter Punkt. Externes und internes Personalmarketing sind wie gesagt nicht<br />

voneinander zu trennen. So manches interne Thema ist jedoch für Außenstehende nicht <strong>im</strong>mer<br />

voll verständlich. Sollte man solche Beiträge also besser vermeiden? Auch diese Beiträge<br />

zeigen dem Bewerber durchaus ein Bild des Unternehmens. Vielleicht weiß man nicht <strong>im</strong>mer<br />

auf Anhieb, was genau gemeint ist, trotzdem vermitteln sie einen sehr authentischen Eindruck<br />

vom Miteinander und vom allgemeinen Umgangston, zumal diese Beiträge erfahrungsgemäß<br />

am stärksten von Mitarbeitern kommentiert und geschätzt werden.<br />

B. Social Communities<br />

Social Communities schaffen eine niedrigschwellige Ansprechbarkeit und helfen vor allem,<br />

neue Kontakte aufzubauen oder zu vertiefen. Eines sei vorweg geschickt: Letztlich sollte auch<br />

das Online-Personalmarketing <strong>im</strong>mer darauf ausgerichtet sein, zielgenau echte Offline-Kontakte<br />

herzustellen. Diese vielleicht zunächst etwas banal wirkende Aussage <strong>im</strong>pliziert einige<br />

32 33


Human Resources<br />

Konsequenzen für die Aktivitäten eines Unternehmens in Social Communities. Es reicht nicht,<br />

„drin“ zu sein, man braucht <strong>im</strong>mer ein klares Anliegen, eine relevante Nachricht oder ein interessantes<br />

Angebot. Zunächst muss also „Actionable content“ geschaffen werden. Als „Actionable<br />

content“ kann <strong>im</strong> Prinzip jede Botschaft verstanden werden, aus der der Rezipient eine Handlungskonsequenz<br />

ableiten kann oder die einen klaren Aufforderungscharakter hat. Ähnliches<br />

gilt in gewissem Maße übrigens auch für das Corporate Blog. Social Communities funktionieren<br />

für das Personalmarketing allerdings gar nicht, wenn kein „Actionable content“ geboten wird.<br />

Was genau könnte dies also sein? Naheliegend ist, auf aktuelle Stellenanzeigen aufmerksam<br />

zu machen. Besonders eignen sich Social Communities für die Ankündigung von Events, Programmen<br />

oder Workshops. Ein einfaches Beispiel: Sie möchten einen Tag der offenen Tür für<br />

zukünftige Hochschulabsolventen anbieten. Nun könnten Sie Hochschulen direkt ansprechen<br />

und hoffen, dass die Sekretärin Ihre Nachricht weiterleitet oder die Marketingfirma anrufen, die<br />

gegen Gebühr Aushänge an die Schwarzen Bretter der Uni hängt. Gute Professorenkontakte sind<br />

unbezahlbar, online haben Sie zusätzlich die Möglichkeit, Studierende direkt anzusprechen.<br />

...hat auch eine Gruppe auf Facebook<br />

So können Sie beispielsweise in Facebook oder auf studiVZ/meinVZ eine Gruppe zu Ihrem Event<br />

gründen und Hinweise auf die Veranstaltung und die dazugehörige Gruppe in anderen Gruppen<br />

posten, in denen Sie Studierende passender Fachrichtungen vermuten. Interessierte Studierende<br />

treten in Ihre Gruppe ein, die Sie dort mit weiterführenden Informationen auf dem Laufenden<br />

halten. Nach der Veranstaltung können Sie weiterhin Nachrichten in dieser Gruppe posten und<br />

so versuchen, den Kontakt und das Interesse weiterhin aufrecht zu erhalten. Hier sollte man<br />

aber nochmals sehr gut überlegen, welche Nachrichten für diese Gruppe wirklich relevant sind,<br />

denn wie jeder Internetnutzer fühlen sich auch User in Social Communies schnell „zugespamt“,<br />

wenn Sie ständig unaufgefordert neue Nachrichten erhalten. Eine zentrale Rolle können wiederum<br />

Ihre Mitarbeiter spielen. Diese sind vielleicht nicht unbedingt <strong>im</strong> studiVZ vertreten,<br />

vielleicht aber zum Beispiel auf Facebook. Auch in Facebook sind Gruppengründungen möglich.<br />

Interessanter noch können aber die Statusmeldungen sein. Sie haben dringend eine neue Vakanz<br />

zu melden? Dann posten Sie diese Nachricht einfach in Ihrer Statuszeile, setzen Sie einen<br />

Link auf die Anzeige oder schreiben es auf Ihre Wand. Wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern online<br />

gut vernetzt sind, können Sie innerhalb kürzester Zeit eine ganze Menge Menschen erreichen.<br />

Ihre Mitarbeiter kopieren <strong>im</strong> besten Fall Ihre Nachricht in Ihre eigene Statuszeile, sodass diese<br />

wiederum für alle Kontakte Ihrer Mitarbeiter sichtbar ist. Dies funktioniert häufig besser als<br />

eine Mail an alle Mitarbeiter, da diese in der Flut operativer Mails eher untergeht.<br />

Nun will vielleicht nicht jeder Mitarbeiter mit der Personalabteilung online „befreundet“ sein.<br />

Also hängt auch diese Option stark von der Unternehmenskultur und dem Verhältnis des<br />

HR-Bereiches zu den Mitarbeitern ab.<br />

C. Businessorientierte Netzwerke<br />

Xing und LinkedIn weisen eine grundlegend andere Kommunikationsmechanik auf als zum<br />

Beispiel Facebook und studiVZ. Während Social Communities eher für die virtuelle Erweiterung<br />

des Wohnz<strong>im</strong>mers oder der Kaffeeküche stehen, ist die Motivation auf Xing/LinkedIn klar beruflich<br />

motiviert. Ein wesentliches Merkmal ist die öffentliche Sichtbarkeit der Profile. Dies ist<br />

zwar individuell vom Nutzer steuerbar, wer hier jedoch gefunden werden möchte, ist zugleich<br />

sofort sichtbar und ansprechbar. Während es auf Facebook eher nicht lohnenswert ist, nach<br />

speziellen Berufsgruppen zu suchen, ist es in businessorientierten Netzwerken durchaus eine<br />

geeignete Möglichkeit, potenzielle Kandidaten direkt anzusprechen.<br />

Am häufigsten wird dies von vielen Personalberatungen genutzt, was leider dazu geführt hat,<br />

dass sich viele Arbeitnehmer inzwischen stark von Nachrichten fremder Kontaktpersonen belästigt<br />

fühlen. Sich in diesen Usus unreflektiert einzureihen, kann dem Image Ihres Unternehmens<br />

schaden. Anstatt also unzählige Nachrichten an Nutzer zu schicken, die in max<strong>im</strong>al zwei<br />

Punkten Ihre Recherchekriterien erfüllen, beschäftigen Sie sich lieber eingehender mit den<br />

Profilen und wählen Sie sehr genau aus, wen Sie wirklich kontaktieren. Bevor man jemanden<br />

direkt kontaktiert, sollte man zunächst beobachten, ob derjenige auch das eigene Profil aufgerufen<br />

hat. „Mitglieder auf meinen Profilseiten“ ist sicherlich eine der beliebtesten Funktionen<br />

auf Xing. Sie können also davon ausgehen, dass jemand, der tatsächlich mit dem Gedanken<br />

spielt, das Unternehmen zu wechseln, interessiert daran ist zu sehen, welche Recruiter oder<br />

Unternehmen in letzter Zeit sein Profil zur Kenntnis genommen haben. Beachten Sie vor allem,<br />

was der Betreffende selbst unter „Ich suche“/„Ich biete“ angegeben hat. Beziehen Sie sich in<br />

Ihrer Nachricht auf diese Angaben und auf die <strong>im</strong> Lebenslauf enthaltene Berufserfahrung und<br />

34 35


Human Resources<br />

beschreiben Sie auf dieser Basis präzise, warum die zu besetzende Position interessant für<br />

denjenigen sein könnte.<br />

Businessorientierte Netzwerke bieten insgesamt die besten Interaktionsmöglichkeiten <strong>im</strong><br />

Rahmen der Personalsuche. So werden vermutlich auch Sie selbst häufig kontaktiert. Und<br />

auch diese Anfragen wollen beantwortet sein. Anfragen der Art „Ich bin interessant für Sie.<br />

Kontaktieren Sie mich!“ kann man wohl getrost ignorieren. Individuelle Anfragen zu beantworten<br />

sollte jedoch zum guten Ton gehören. Schließlich sind Sie häufig besser zu bearbeiten als<br />

Telefonanrufe und Sie beweisen damit, ein offenes und ansprechbares Unternehmen zu sein.<br />

Auch hier gibt es natürlich die bewährte Möglichkeit, über Statusmeldungen auf interessante<br />

Nachrichten oder Vakanzen hinzuweisen. Auch die Gruppengründung ist eine gute Option, um<br />

beispielsweise ein Alumni-Netzwerk zu pflegen und die Gruppenmitglieder per Gruppeneinladung<br />

zu einem Treffen einzuladen.<br />

D. Twitter<br />

Twitter ist ein Microbloggingdienst, der <strong>im</strong> Wesentlichen durch seine Einfachheit besticht. Die<br />

Idee dahinter ist, in jeweils 140 Zeichen auf die Frage „Was machst du gerade?“ zu antworten. Im<br />

Hier steht eine blinde Bildunterschrift. Hier steht eine blinde Bildunterschrift.<br />

Auch der Microbloggingdienst Twitter lässt sich für die Personalsuche einsetzen<br />

„Twitterstream“ werden jeweils die eigenen Postings und die Postings befreundeter Nutzer<br />

angezeigt. Längst „twittern“ User nicht mehr, was sie gerade tun, sondern tauschen sich über<br />

alles aus, was sie gerade bewegt. Hierzu gehören auffallend häufig Produkte, Dienstleistungen<br />

und Marken, Unternehmen, Branchennews und Trends. Auf Twitter verbreiten sich Nachrichten<br />

und Meinungen in einer unwahrschein- lich hohen Geschwindigkeit. Soweit<br />

die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass Twitter auch<br />

bei der jüngeren Generation längst nicht so verbreitet ist wie<br />

Social Communies. Auf Twit- ter findet man vorwiegend eingefleischte<br />

„Internetgeeks“, die zudem ausgesprochen<br />

mitteilungsfreudig sind und die direkte Kommunikation lieben.<br />

In dieser Gruppe finden sich viele Teilnehmer, die über Blogs und Aktivitäten<br />

in anderen Netzwerken eine Art Meinungsführerschaft aufgebaut<br />

haben. Das macht Twitter so interessant für Unternehmen, da Sie hier Menschen erreichen, die<br />

Ihre Nachricht besten Falls innerhalb kürzester Zeit in alle möglichen Richtungen verbreiten.<br />

Zudem können Sie über weitere Dienste, die auf Twitter aufsetzen, die Verbreitung Ihrer Nachrichten<br />

verfolgen und sehen, wie diese bei Ihrer Zielgruppe aufgenommen werden. Auf http://<br />

search.twitter.com/ können Sie beispielsweise alle Twitterpostings nach Ihrem Unternehmensnamen<br />

durchsuchen und lesen, was die Nutzer zu Ihrem Unternehmen sagen.<br />

Es bietet sich also an, Links auf Ihre Stellenanzeigen oder Ihren aktuellen Blogbeitrag zu<br />

„twittern“ sowie auf Events oder relevante Nachrichten aufmerksam zu machen. Besonders<br />

nützlich kann Twitter <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer Online-Kampagne sein.<br />

E. Podcasting<br />

Podcasting ist zunächst nicht mehr als die Bereitstellung von Mediendateien <strong>im</strong> Internet. Dieser<br />

Trend ist seit geraumer Zeit auch auf vielen Karriereseiten zu beobachten, indem beispielsweise<br />

Interviews mit Entscheidern oder Mitarbeitern als Audio- oder Videodatei veröffentlicht werden.<br />

Podcasts sind sicherlich eine interessante und kostengünstige Möglichkeit, Bewerbern das Unternehmen<br />

näher zu bringen. Trotzdem finden sich <strong>im</strong> Netz unzählige schlechte Beispiele, die<br />

dokumentieren, dass längst nicht alle Unternehmen verstanden haben, was Bewerber heute von<br />

Unternehmen erwarten. Hierzu zählen minutenlange Interviews als Audiofile, in denen Personaler<br />

so sehr bemüht sind, das Unternehmen in das rechte Licht zu rücken, dass diese Hörerlebnisse<br />

nicht nur als unglaubwürdig, sondern zudem als sterbenslangweilig empfunden werden.<br />

Auch Videos sollten nicht zu lang sein, sondern schnell zum Punkt kommen. Lassen Sie auch<br />

hier dem Bewerber die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung zu bilden. Authentische Aufnahmen<br />

werden in jedem Fall höher geschätzt als hölzern abgelesene Texte vor der Yucca-Palme <strong>im</strong><br />

Konferenzraum. Selbst wenn das Licht nicht perfekt ist und hier und da das Bild verwackelt ist,<br />

ein einfacher Rundgang durch die Büros zahlt sich in jedem Fall mehr aus als ein monologischer<br />

Vortrag. Auch sollte man nicht versuchen, alles was man transportieren möchte in einem Video<br />

36 37


Human Resources<br />

unterzubringen. Der klassische Podcast beruht auf der Idee, <strong>im</strong>mer wieder neue Folgen zu<br />

produzieren, die der Nutzer per Newsfeed automatisch bezieht. Dies ist auch für Unternehmen<br />

von Vorteil, da potenzielle Kandidaten so <strong>im</strong> Kontakt bleiben. In jedem Fall ist anzuraten, Ihre<br />

Videos nicht nur auf Ihrer Corporate Site oder Ihrem Blog zur Verfügung zu stellen, sondern<br />

dorthin zu gehen, wo sich die meisten Nutzer aufhalten. Auf Videoplattformen wie Youtube<br />

haben Sie die Möglichkeit, unentgeltlich einen Channel für Ihr Unternehmen einzurichten.<br />

F. Online-Viral<br />

Ein Online-Viral kann viele Gesichter haben. Grundsätzlich handelt es sich um eine Kampagne,<br />

die <strong>im</strong> Gegensatz zum herkömmlichen Display-Advertising darauf ausgelegt ist, sich zum<br />

größten Teil nur durch Mundpropaganda <strong>im</strong> Netz zu verbreiten. Oftmals werden auch hier Bewegtbild-Formate<br />

wie Videos oder Flashfilme genutzt. Innerhalb der hier dargestellten Formate<br />

tritt das Online-Viral etwas aus der Reihe. Damit sich ein Viralspot verbreitet, benötigt man eine<br />

sehr pointierte Aussage, die eine Diskussion innerhalb der Zielgruppe provozieren kann oder zumindest<br />

auf unterhaltsame Weise überrascht. Echte Transparenz kann man in einem so fokussierten<br />

Rahmen eher<br />

nicht vermitteln. Aber<br />

vielleicht können Sie<br />

eine bisher ungeahnte<br />

Seite Ihres Unternehmens<br />

zeigen oder<br />

sich über ein Thema,<br />

das die Gemüter Ihrer<br />

Zielgruppe bewegt, ins<br />

Gespräch bringen.<br />

Das Online-Viral ist<br />

wesentlich günstiger<br />

als eine klassische<br />

Kampagne. Allerdings Online-Virals erreichen schnell eine spezifische Zielgruppe<br />

sind die Viralspots, die häufig in einer be-wusst amateurhaften Optik daher kommen, meist umso<br />

gründlicher durchdacht und konzipiert. Die Kosten der Produktion können sehr stark schwanken,<br />

die Ersparnis ergibt sich vor allem <strong>im</strong> weitgehenden Wegfall der Mediaspendings. Ein Online-<br />

Viral kann innerhalb kürzester Zeit eine spezifische Zielgruppe erreichen und durchdringen. Die<br />

Verbreitung vollzieht sich innerhalb einiger Tage oder max<strong>im</strong>al Wochen, danach verebbt die Rezeption<br />

jedoch schlagartig. Letztlich kommt es dann darauf an, ob Sie das Interesse potenzieller<br />

Kandidaten über Ihre Website, Ihr Corporate Blog und Ähnliches weiter aufrecht erhalten können.<br />

SinnerSchrader hat beispielsweise das Thema „Body Leasing“ in einer für Software-Entwickler<br />

ausgelegten <strong>Recruiting</strong>kampagne mit einem Viralspot aufgegriffen. Dieser ist unter anderem<br />

auf einer Microsite unter www.itprofis-gesucht.de zu sehen. Natürlich reicht es nicht, einen<br />

Film einfach ins Netz zu stellen, und auch auf Youtube kann man nicht davon ausgehen, dass<br />

diejenigen, die man ansprechen möchte, den Spot zufällig anklicken. Hier kommen erneut<br />

Twitter, Facebook, Blogs und Co. ins Spiel, über die die Kampagne erfolgreich an die Zielgruppe<br />

herangetragen werden kann. Mithilfe von Web-Analytics-Tools kann dann der Wirkungsgrad und<br />

der Verlauf der Kampagne genau mitverfolgt werden.<br />

38 39<br />

G. Fazit<br />

Ein erweitertes Online-Personalmarketing kann Stellenanzeigen, Pressearbeit und Hochschulkontakte<br />

nicht ersetzen. Aktivitäten in Blogs und Communities sind aber in jedem Fall eine<br />

sinnvolle Ergänzung gerade in Hinblick auf die Rekrutierung von Nachwuchstalenten. Online-<br />

Personalmarketing ist vergleichsweise kostengünstig und weist keinerlei Einstiegshürden auf.<br />

Natürlich steckt wie <strong>im</strong>mer auch eine Menge Arbeit dahinter. Doch diese Arbeit lohnt sich umso<br />

mehr, da sie jeden Personaler zwingt, sich direkt und intensiv mit den Interessen und Werten<br />

der Zielgruppe auseinanderzusetzen.<br />

Um einen guten Einstieg zu finden, ist es empfehlenswert, insbesondere die Social Communities<br />

zunächst als Privatperson zu erkunden. Zum einen ist es wichtig, die unterschiedlichen<br />

Funktionalitäten der Plattformen zu kennen. Zum anderen sollte man die Kommunikationsmechanismen<br />

in Communities verstanden haben, bevor man beginnt, diese <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Personalmarketings zu nutzen.


Human Resources<br />

Personalmarketing <strong>im</strong> Web 2.0<br />

Dass das Internet unser Leben und Arbeiten verändert, ist mittlerweile<br />

unbestritten. Durch das Internet sind heute auf Knopfdruck Informationen<br />

jeglicher Art und Qualität überall für jeden verfügbar. Moderne Kommunikationsmittel<br />

sind omnipräsent und gehören zum Standard.<br />

Das war früher anders: Der Zugang zu Informationen war l<strong>im</strong>itiert und<br />

kanalisiert, das heißt, wenn man etwas lernen wollte, musste man jemanden<br />

finden, der es einem beibrachte. Da lernte man <strong>im</strong> Unternehmen,<br />

wie ein Faxgerät, ein Computer, eine Telefonanlage funktioniert und übernahm<br />

diese Kenntnisse teilweise auch in den privaten Bereich.<br />

Ulrike Marquard,<br />

CoreMedia GmbH<br />

Heute wachsen die Menschen mit einer einzigartig reichhaltigen privaten Kommunikationswelt<br />

auf, transferieren ihre Kenntnisse in den Unternehmensbereich und setzen wie selbstverständlich<br />

neue Maßstäbe für ihr Unternehmen und ihr Arbeitsumfeld.<br />

Und die Veränderung geht weiter: Das mit dem Begriff Web 2.0 beschriebene Phänomen bezeichnet<br />

<strong>im</strong> Kern eine tiefgreifende Veränderung des Internets, die allen Nutzern erlaubt, sich<br />

von der Konsumentenrolle des Lesers zu emanzipieren und zum Produzenten zu werden. Es<br />

können Informationen originär bereitgestellt, verbessert, verändert, verknüpft, verarbeitet und<br />

bewertet werden.<br />

Dieses sogenannte Mitmach-Web hat die Ansprüche, die Menschen heute an ihre Arbeitsinhalte<br />

und -organisation, ihre Kommunikationsmittel, die Verfügbarkeit und Transparenz von Informationen<br />

haben, grundlegend und nachhaltig verändert. Damit wird auch die Hoheit, diese Informationen<br />

zu interpretieren, zu veredeln, zu verarbeiten sowie in Anweisungen umzusetzen – und<br />

damit die Hierarchie – neu verhandelt. Ein Unternehmen, das diese Prinzipien verinnerlicht,<br />

verwirklicht und mit Web-2.0-Technologien abbildet, wird zum Enterprise 2.0.<br />

Damit unterliegt auch das herkömmliche Modell der Personalbeschaffung „Auswählen – Ausbilden<br />

– Anleiten – Halten“ einer grundlegenden Veränderung. Menschen, die auf Zwei-Wege-<br />

Kommunikation auf Augenhöhe konditioniert sind, kann man auf die traditionelle Weise nicht<br />

ansprechen. In der Veränderung der „Web-2.0-Generation“ liegt aber auch eine große Chance<br />

gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, ihre Attraktivität für potenzielle Arbeitnehmer<br />

zu erhöhen, da sie flexibler, individueller und persönlicher auf ihre Klientel zugehen<br />

können.<br />

CoreMedia hat zum Beispiel für seine Personalbeschaffung ein neues Modell entworfen, das sich<br />

so beschreiben lässt: Anbahnen – Involvieren – Kollaborieren – Entwickeln.<br />

I. Anbahnen<br />

Die gute, alte Print-Stellenanzeige hat für CoreMedia als Instrument zur Ansprache junger<br />

Talente ausgedient. Um auf das Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber aufmerksam zu<br />

machen und Kontakte zu potenziellen Bewerbern zu initiieren, nutzt CoreMedia vielfältige Kanäle<br />

– virtuell und real. Dabei müssen die Maßnahmen authentisch, transparent und emotional<br />

ansprechbar sein, um zu wirken.<br />

Die Unternehmenswebsite www.coremedia.com ist für viele potenzielle Mitarbeiter ein erster<br />

wichtiger Anlaufpunkt. Es ist Standard, Informationen über das Unternehmen, seine Produkte,<br />

seinen Kundenkreis und seine Vakanzen zu bieten. „Hinter die Kulissen“ lässt sich jedoch<br />

häufig nicht schauen.<br />

CoreMedia war es aber wichtig, „unzensierte“ Informationen, die sich einzelnen Personen<br />

zuordnen lassen, auf der Website zugänglich zu machen. Ein mächtiges Werkzeug hierfür<br />

ist unsere unternehmensweite Blogund<br />

Diskussionsplattform blog.coremedia.com.<br />

Nicht nur für potenzielle<br />

Bewerber, die wissen möchten,<br />

wie es sich anfühlt, bei CoreMedia<br />

zu arbeiten, mit welchen Menschen<br />

man dort zusammentrifft und mit<br />

welchen Themen sich diese Organisation<br />

eigentlich beschäftigt. Auch<br />

für Mitarbeiter, Kunden, Partner und<br />

weitere Personen aus dem Netzwerk<br />

ist diese Kommunikationsplattform<br />

zentrales Nervensystem, in dem<br />

ein ständiger „Multilog“ (Dialog mit<br />

mehr als zwei Teilnehmern) über<br />

eine Fülle von Themen geführt wird.<br />

Auf diese Weise werden Informationen<br />

ausgetauscht, sortiert, diskutiert,<br />

verhandelt und permanent<br />

neue Verknüpfungen und Verbindun-<br />

Videosequenzen - Ansprache „direkt in den Bauch“<br />

gen zwischen Menschen und Informationen<br />

hergestellt.<br />

40 41


Human Resources<br />

Mitarbeiter mit beispielhaften Karriereverläufen schildern ihre Erfahrungen und was sie an<br />

CoreMedia als Arbeitgeber schätzen oder was nicht. Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass auch<br />

schlechte Nachrichten uns nicht schaden, sondern Respekt für unsere Offenheit einbringen und<br />

die Beiträge glaubwürdiger machen. Bei CoreMedia sind Ansprechpartner für individuelle Anfragen<br />

mit direkten Kontaktdaten jederzeit verfügbar (noch besser: Link zu persönlichem Blog).<br />

Der Personalauswahlprozess bei CoreMedia ist ebenfalls kein Gehe<strong>im</strong>nis. Eine detaillierte<br />

Beschreibung des mehrstufigen Prozesses inklusive der Auswahlkriterien, der zu erwartenden<br />

Gesprächskonstellationen und Aufgabenstellungen ist prototypisch auf der Website verfügbar,<br />

plus Erfahrungsbericht eines Bewerbers <strong>im</strong> O-Ton.<br />

Ein hohes Potenzial für die Anbahnung von Kontakten bietet zudem das Medium Film, da es<br />

emotionale Aspekte besser abbilden kann als das geschriebene Wort. Dabei muss es nicht <strong>im</strong>mer<br />

die professionelle Produktion sein: Ein mit der Handkamera von Azubis gedrehter Kurzfilm<br />

auf der Website von CoreMedia transportiert mit augenzwinkerndem Humor das Lebensgefühl<br />

und die Werte des Unternehmens. Fast jeder Bewerber erwähnt <strong>im</strong> Jobinterview, dass er ihn<br />

gesehen hat. Solches Material zur Veröffentlichung auf der Website beziehungsweise in Communities<br />

wie YouTube hat eine starke Wirkung und kann durch virale Verbreitung eine unglaubliche<br />

Reichweite erzielen.<br />

Bei CoreMedia berichten Mitarbeiter über ihre Bewerbung<br />

II. Involvieren<br />

Unsere Erfahrung und Überzeugung ist: Tolle Persönlichkeiten ziehen ebensolche an. CoreMedia<br />

nutzt jede Gelegenheit, Mitarbeiter in Kontakt mit anderen Persönlichkeiten zu bringen, wobei<br />

das Personalmarketing nicht notwendigerweise <strong>im</strong> Vordergrund stehen muss, aber kann. So ergeben<br />

sich bei Kontaktveranstaltungen an Universitäten, Netzwerktreffen, Fachtagungen oder<br />

betriebseigenen Events wie das bei CoreMedia quartalsweise stattfindende CoreMedia Open<br />

Space (real) sowie in Internetforen, Communities, auf Vernetzungsplattformen und in Blogs<br />

(virtuell) für beide Seiten vielfältige Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Diese Kontakte<br />

ermöglichen es auch potenziellen Bewerbern, das Unternehmen, seine Menschen und seine<br />

Themen kennenzulernen, ohne dass die Job- beziehungsweise Mitarbeitersuche <strong>im</strong> Vordergrund<br />

steht. So wächst vielfach der Wunsch, Teil eines Unternehmens zu sein, wenn man dieses „von<br />

innen“ gesehen hat.<br />

Voneinander lernen und miteinander arbeiten – CoreMedia Open Space<br />

Involvieren <strong>im</strong> Personalmarketing bedeutet für CoreMedia auch, alle relevanten Kollegen in die<br />

Gestaltung und Durchführung des Prozesses mit einzubeziehen. Wenn das Unternehmen für<br />

einen best<strong>im</strong>mten Fachbereich Verstärkung sucht, entwirft die Personalabteilung das Anforderungsprofil,<br />

den Suchweg und den Auswahlprozess gemeinsam mit den dortigen Mitarbeitern,<br />

42 43


Human Resources<br />

und dies unabhängig von der jeweiligen Hierarchieebene. Wir fragen die Kollegen, wie sie den<br />

Kern ihrer Aufgabe formulieren würden. Welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale<br />

sie sich bei ihren neuen Kollegen wünschen würden. Wir bitten Sie, eine Illustration,<br />

ein Programmierbeispiel oder ein Foto von einer Teamveranstaltung beizusteuern.<br />

Wir fragen unsere Mitarbeiter auch, auf welche Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber sie aus<br />

welchen Gründen in letzter Zeit aufmerksam geworden sind. Wir lernen von ihnen, welche Zeitschriften<br />

sie lesen, welche Internetseiten, Foren, Communities u.ä. sie besuchen.<br />

Involvieren <strong>im</strong> Personalmarketing bedeutet für CoreMedia darüber hinaus, dass Vakanzen frühzeitig<br />

intern und extern veröffentlicht werden. Mitarbeitern, Partnern und deren persönlichen<br />

Kontakten wird es so ermöglicht, die Stellenangebote zu platzieren, weiterzuleiten und zu verbreiten,<br />

wie sie es für richtig und erfolgversprechend halten.<br />

III. Kollaborieren<br />

CoreMedia geht es bei seinem Personalmarketing und Rekrutierungsprozess darum, mit erwachsenen<br />

Menschen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und den Weg, der möglicherweise<br />

zu einer beruflichen Zusammenarbeit führt, gemeinsam zu beschreiten.<br />

Während der Interviewphase vereinbart die Personalabteilung mit ihren Gesprächspartnern die<br />

Art und Dauer der Gespräche. Dabei wird nach dem Informationsbedarf der Kandidaten gefragt<br />

und wir bemühen uns, ihnen einen möglichst realistischen Blick auf die fragliche Aufgabe und das<br />

Team zu ermöglichen. Jede Gelegenheit soll dabei genutzt werden, den Mitarbeitern die Möglichkeit<br />

zu geben, aktiv am Personalmarketing und Rekrutierungsprozess mitzuwirken, zum Beispiel als<br />

Co-Interviewer, als Gesprächspartner für einen Kaffee unter vier Augen nach dem Interview, als<br />

Begleiter für einen Hospitationstag, als Autoren oder „Mitspieler“ in realistischen Fallstudien.<br />

Dies hat aus unserer Sicht zwei wesentliche Aspekte: erstens präsentieren unsere Mitarbeiter die<br />

positive Ausstrahlung des gesamten Unternehmens, wenn sie mit potentiellen Bewerbern „fachs<strong>im</strong>peln“.<br />

Zweitens entwickelt sich in solchen Gesprächen praktisch als Nebenprodukt ein Gefühl bei<br />

unseren Mitarbeitern wie bei den potenziellen Bewerbern für den fachlichen und persönlichen Fit.<br />

Bei CoreMedia ist es üblich, dass sich zunächst alle Gesprächsteilnehmer dem Bewerber vorstellen<br />

und ihn informieren, in welcher Funktion und mit welchem Blickwinkel sie am Interview teilnehmen.<br />

Bei CoreMedia werden ebenfalls direkt <strong>im</strong> Anschluss an das Gespräch in einem „Blitzlicht“<br />

persönliche Einschätzungen und Feedbacks zum Gesprächsverlauf ausgetauscht. Ohne sich<br />

hinter verschlossenen Türen abzust<strong>im</strong>men, lassen alle am Gespräch beteiligten Personen ihren<br />

Gesprächspartner wissen, was jeden einzelnen beeindruckt hat, wo noch Fragen offen geblieben<br />

sind und wie interessiert sie auf einer Skala von eins bis zehn an der Fortführung des Gesprächs<br />

sind. Durch das Feedback erhält sowohl das Unternehmen als auch der Bewerber ein differenziertes<br />

Bild der einzelnen Standpunkte. Wir legen Wert darauf, Kandidaten in einem laufenden<br />

Auswahlverfahren wahrheitsgemäß Auskunft zu geben, was den Zustand und Fortgang des<br />

Prozesses angeht, liegt ebenfalls richtig. „Sie hören dann von uns“ ist ein Satz, der zumindest<br />

bei CoreMedia in das vergangene Jahrtausend gehört.<br />

IV. Entwickeln<br />

Im Zeitalter der Personalisierung und Individualisierung haben Mitarbeiter hohe Ansprüche an<br />

die Flexibilität ihres Arbeitsverhältnisses. Ihr Job soll sich an wechselnde Lebensumstände und<br />

-phasen anpassen. Wenn man sogar seine Turnschuhe personalisieren kann, warum sollte man<br />

sich dann dem Diktat eines Standard-Arbeitsvertrages unterwerfen? In diesem zunehmend beobachtbaren<br />

Bedürfnis,<br />

mehr als „eine Nummer“<br />

zu sein, liegt eine der großen<br />

Chancen kleiner und<br />

mittelständischer Unternehmen,<br />

einen Attraktivitätsvorteil<br />

für potenzielle<br />

und gegenwärtige Mitarbeiter<br />

zu gewinnen.<br />

Ein Ansatzpunkt liegt in<br />

der individuellen Planung<br />

und Realisierung der<br />

beruflichen (Karriere-)<br />

Entwicklung. Arbeitgeber,<br />

die sich gemeinsam<br />

mit ihren Mitarbeitern<br />

Die individuelle Planung ist wichtig für neue Mitarbeiter<br />

die Mühe machen, die<br />

richtigen Arbeitsinhalte,<br />

Teamkonstellation und Führungskraft für die jeweilige Situation zu suchen, sind es in den<br />

Augen der Mitarbeiter eher wert, für sie zu arbeiten. Mit jedem neuen Mitarbeiter entwickelt<br />

sich aber auch das Unternehmen, da dieser eine neue Kombination von Wissen, Erfahrungen<br />

und Fähigkeiten mitbringt und damit unter Umständen allen „alten“ Kollegen etwas voraus<br />

hat. Es gilt, dieses Wissen und diese Fähigkeiten wertzuschätzen und zu nutzen, zum Beispiel<br />

durch „Reverse-Mentoring-Programme“, bei denen ein neuer Mitarbeiter einen Kollegen<br />

mit längerer Unternehmenszugehörigkeit „coacht“.<br />

44 45


Human Resources<br />

Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der Aufweichung der engen Grenzen,<br />

in denen Zeit und Ort der Arbeitsleistung von den Mitarbeitern<br />

gefordert wird. Sind diese Grenzen nicht vielfach ohnehin nur ein<br />

Kontrollmechanismus, und zwar ein wirkungsloser? Technik macht<br />

es heute möglich, <strong>im</strong>mer und überall zu arbeiten, und die IT-affine<br />

Klientel der „Net-Generation“ ist es gewohnt, diese Flexibilität zu<br />

nutzen, zum Beispiel morgens <strong>im</strong> Beach Club, nachmittags <strong>im</strong> Café<br />

und abends <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer.<br />

Beide Ansatzpunkte zusammen liefern viele Kombinationen, mit<br />

denen Mitarbeiter ihre Bedürfnisse in Bezug auf Arbeitsinhalte, Aus-<br />

und Weiterbildung, Work-Life-Balance, Familienphasen, persönliche<br />

Projekte oder Selbstständigkeit zum eigenen und zum Vorteil des<br />

Unternehmens <strong>im</strong> Zeitablauf gestalten können. Falls das noch nicht<br />

reicht: Auch außerhalb des Unternehmens gibt es tolle Möglichkeiten<br />

für die Entwicklung eines Mitarbeiters. Man lässt ihn gehen und hält<br />

den Kontakt. Wenn das Unternehmen wahrhaftig attraktiv ist, hat<br />

man die Chance, zu einem späteren Zeitpunkt einen reiferen Mitarbeiter<br />

mit noch reichhaltigerem Wissen zurückzugewinnen.<br />

Literaturhinweise und Quellen:<br />

Don Tapscott: „How to Hire the Net Generation”, Businessweek.con,<br />

22. November 2008<br />

Willms Buhse, Sören Stamer (Hg.) „Enterprise 2.0 – Die Kunst loszulassen“<br />

Rhombos-Verlag, Berlin 2008<br />

www.art-of-letting-go.com<br />

46 47


Human Resources<br />

Beziehungen aufbauen und festigen<br />

I. Onboarding-Maßnahmen: Einfache Umsetzung mit großer<br />

Wirkung<br />

Für stark wachsende Unternehmen ist das Onboarding von neuen Mitarbeitern<br />

oft eine Herausforderung: Es fehlt den Führungskräften an<br />

Ressourcen für die Integration der gerade gestarteten Mitarbeiter, denn<br />

sie konzentrieren sich darauf, das wachsende Geschäft voranzutreiben.<br />

Auch Parship, in 2001 Pionier der seriösen Online-Partnersuche <strong>im</strong> Internet<br />

und heutiger Marktführer in Deutschland und Europa, stand aufgrund<br />

des schnellen Firmenwachstums vor dieser großen Aufgabe.<br />

Wichtig war es zunächst, die Bedeutung dieser Einarbeitungsphase zu<br />

erkennen und sie professionell zu managen. Das gilt für alle Unternehmen:<br />

Neue Mitarbeiter müssen schnell und effektiv integriert werden,<br />

um sie schnell effizient einsetzen zu können. So werden die Kosten für<br />

Personalmarketing und Rekrutierung mittelfristig gering gehalten.<br />

Für das Unternehmen Parship, das sein Team am Standort Hamburg in kurzer Zeit um 50 Prozent<br />

ausgebaut hat, wurde daher ein Bündel einfach zu handhabender Integrationsmaßnahmen<br />

geschnürt und wirkungsvoll <strong>im</strong>plementiert. Ziele dabei: Die neuen Leistungsträger an das<br />

Unternehmen zu binden – und das mit einem überschaubaren Aufwand. Alle Maßnahmen sind<br />

ausbaubar und passen zur Unternehmenskultur von Parship sowie zum Standort des Headquarters<br />

in Hamburg.<br />

II. Der erste Arbeitstag bei Parship<br />

Sabine Koke,<br />

Parship GmbH<br />

Julia Böge,<br />

Inter<strong>im</strong> Managerin<br />

Alle neuen Mitarbeiter werden an ihrem ersten Arbeitstag mit einem Blumenstrauß am Arbeitsplatz<br />

begrüßt – eine Geste, über die sich neue Mitarbeiter freuen. Sie fühlen sich willkommen in<br />

der neuen Umgebung.<br />

Zudem stellt der Vorgesetzte vor dem ersten Tag sicher, dass der Arbeitsplatz mit Schreibtisch<br />

und Stuhl, Telefon, PC/Laptop sowie gegebenenfalls Blackberry eingerichtet ist. Was sich wie<br />

eine Selbstverständlichkeit anhört, ist es in vielen Unternehmen nicht. Gerade kurzfristige<br />

Einstellungen führen in vielen Unternehmen dazu, dass diese Basis-Arbeitsmittel nicht zur<br />

Verfügung stehen. Wer zufriedene Mitarbeiter haben will, sollte lieber den Starttag des neuen Mitarbeiters<br />

um eine Woche verschieben, als ihn eine Woche ohne PC zu beschäftigen. Das bringt<br />

eher Frust und Startschwierigkeiten als eine motivierte, schnelle Einarbeitung.<br />

III. Das Parship-Starter-Paket<br />

Am ersten Tag erhält jeder neue Mitarbeiter ein Starterpaket – eine Mappe. Dabei geht es insbesondere<br />

darum, etwas „Anfassbares“ zu übergeben, was auch zu Hause vorgezeigt werden<br />

kann. Beispiele für den Mappeninhalt:<br />

Vision, Mission-Statement & Unternehmenswerte<br />

Aktuelle Pressemitteilungen und Berichterstattungen zum Unternehmen<br />

Aktuelles Organigramm<br />

Informationen zur HVV-Proficard (die über Parship bezogen werden kann)<br />

Eine aktuelle Stadtzeitschrift wie Prinz (für Hamburger) oder ein Hamburg-Stadtführer<br />

(für Neu-Hamburger)<br />

Spezielles Give-away des Unternehmens (z. B. Parship-CD mit Song aus der<br />

Fernsehwerbung)<br />

IV. Welcome@Parship<br />

Regelmäßig lädt Parship die neuen Mitarbeiter nach ein bis zwei Monaten zum Welcome@Parship<br />

ein. Ziele dabei: die neuen Mitarbeiter vertraut machen mit der Historie, mit den Unternehmenszielen<br />

und den gelebten Werten. Das anschließende gemeinsame Mittagessen gibt darüber<br />

hinaus die Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen. Bei der Vorstellungsrunde erhält jeder<br />

Mitarbeiter die Gelegenheit, seine ersten Eindrücke vom Unternehmen zu äußern. Daraus resultieren<br />

für das Unternehmen häufig hilfreiche Verbesserungsvorschläge von Kollegen, die noch<br />

sehr offen an ihre neuen Aufgaben herangehen.<br />

V. Jour fixe und Produktschulung<br />

Einmal <strong>im</strong> Monat lädt die Geschäftsleitung zum „Company Jour fixe“ ein. Dies ist eine Maßnahme<br />

der internen Kommunikation, in der zentrale Informationen zum Unternehmen weitergegeben werden,<br />

wie zum Beispiel geplante Veränderungen in der Unternehmensstruktur, Projektinformationen<br />

und die Vorstellung von neuen Mitarbeitern. Der Jour fixe endet mit einer Fragerunde, in dem die Mitarbeiter<br />

die Möglichkeit haben, direkte Antworten von der Geschäftsleitung zu erhalten. Die neuen<br />

Mitarbeiter bekommen damit schnell und regelmäßig Einblick in das Unternehmen und seine Kultur,<br />

wichtige Projekte und das Arbeiten der anderen Bereiche. Schließlich steht auch diese Veranstaltung<br />

<strong>im</strong> Zeichen des Netzwerkens: Alle Mitarbeiter werden <strong>im</strong> Anschluss zu einem Snack eingeladen. In<br />

den ersten ein bis zwei Monaten bietet Parship zudem zwei Produktschulungen. Diese Schulungen<br />

sollen ebenfalls den Austausch zwischen neuen und alten Mitarbeitern fördern, aber natürlich auch<br />

Produktkenntnisse vermitteln und damit der Qualitätssicherung dienen.<br />

48 49


Aus- und Weiterbildung<br />

VI. Probezeit-Ende-Geschenk<br />

Nach Beendigung der Probezeit folgt bei Parship <strong>im</strong>mer ein Mitarbeitergespräch. Damit Vorgesetzte<br />

auch motiviert sind, dieses Gespräch zu führen, hat sich Parship etwas Besonderes<br />

einfallen lassen. Nach einem positiven Probezeitgespräch erhalten die Mitarbeiter ein kleines<br />

Geschenk – überreicht durch den Vorgesetzten und vorbereitet durch die Personalabteilung.<br />

Alle diese Integrationsmaßnahmen sind modular aufgebaut und ausbaubar. Bei der Entwicklung<br />

wurde insbesondere auf die einfache Umsetzung geachtet. In der Regel erfordern die Maßnahmen<br />

daher hauptsächlich Disziplin – und entfalten schnell eine positive Wirkung. Manchmal<br />

machen schon die kleinen Dinge einen großen Unterschied.<br />

Personalentwicklung – Fachschulungen sind nur ein Teil davon<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Lebenslanges Lernen ist <strong>im</strong> globalen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Im Unternehmen als<br />

Azubi oder Trainee einzusteigen, einen bereits halbwegs festgelegten Karrierepfad zu beschreiten,<br />

um dann nach circa 40 Jahren von diesem Unternehmen auch in den Ruhestand verabschiedet<br />

zu werden, ist ein Auslaufmodell.<br />

Wer heute nicht ständig dazu lernt und nicht bereit ist, sich jederzeit fachlich und auch persönlich<br />

neue (Er-)Kenntnisse anzueignen, wird <strong>im</strong>mer weniger Chancen bei der Wahl seines<br />

Arbeitgebers und auch bei der Wahl seiner beruflichen Inhalte bekommen.<br />

Doch auch Unternehmen müssen kreativ sein: Personalentwicklung dient heute dazu, den Mitarbeitern<br />

attraktive Arbeitsmodelle sowie Perspektiven für die fachliche und persönliche Entwicklung<br />

zu bieten, um diese langfristig ans Unternehmen zu binden. Das ist so viel mehr, als nur ein<br />

paar Fachschulungen anzubieten und das Management in Führungsthemen zu schulen.<br />

Zwei Expertinnen beschreiben Modelle, wie Aus- und Weiterbildung auch bei Kleinunternehmen<br />

und Mittelständlern erfolgreich ein- und umgesetzt werden kann.<br />

Duale Ausbildung – wichtiger denn je<br />

I. Lehrstellen in Hamburg – eine Erfolgsgeschichte<br />

Bis Ende November 2008 haben 12.933 junge Leute ihr Ausbildungsverhältnis<br />

bei der Hamburger Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

oder Handwerkskammer (HWK) begonnen. Mit einem Plus von rund 5.5<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr ist dies das beste Ergebnis seit Jahrzehnten.<br />

Es hätten sogar noch mehr Ausbildungsverhältnisse werden<br />

können; denn erstmals gab es in Hamburg mehr offene Lehrstellen als<br />

suchende Bewerber.<br />

Christa<br />

Pfennigschmidt,<br />

Initiative Hamburg<br />

Zu erklären ist der Lehrstellenüberhang vor dem Hintergrund der sinkenden Anzahl der<br />

Schulabgänger mit Haupt- und Realschul- oder Hauptschulabschluss um 40.000 Personen<br />

(-5,8 Prozent) bundesweit. Einige Ausbildungsstellen – vor allem in der Baubranche –<br />

bleiben leer, während es für Lehrstellen zum Beispiel in kaufmännischen Berufen <strong>im</strong>mer<br />

mehr Bewerber gibt. In Hamburg verstärkt sich dieses Problem noch weiter, da die<br />

Rückgänge bei Schulabgängern mit Haupt- und Realschul- oder Hauptschulabschluss in<br />

den neuen Bundesländern überproportional hoch sind und wie in den vergangenen Jahren<br />

vermehrt Ausbildungssuchende aus Mecklenburg-Vorpommern nach Hamburg streben.<br />

50 51


Aus- und Weiterbildung<br />

Vor diesem Hintergrund werden die Kammern die Erfolgsgeschichte „Lehrstellen in Hamburg“ voraussichtlich<br />

leider nicht dauerhaft fortschreiben können. Die unten aufgeführte Entwicklung setzt<br />

sich auch in den nächsten Jahren fort. Von 2007 bis 2010 werden es bei den Abgängern mit Haupt-<br />

und Realschulabschluss nochmals rund 78.000 weniger sein. Im Vergleich dazu geht die Abgängerzahl<br />

mit Fach- oder allgemeiner Hochschulreife <strong>im</strong> gleichen Zeitraum nur um circa 7.500 zurück.<br />

Entwicklung der Schulabgänger in Deutschland<br />

1. mit Hauptschulabschluß<br />

2. mit Realschulabschluß<br />

1. + 2.<br />

Differenz Vorjahr<br />

3. mit Fachhochschulreife<br />

4. mit allgemeiner<br />

Hochschulreife<br />

3. + 4.<br />

Differenz Vorjahr<br />

Gesamt<br />

Differenz Vorjahr<br />

2007 2008 2009 2010<br />

222.530 210.772 202.129 197.453<br />

387.355 362.901 346.108 334.024<br />

609.885 573.673 548.237 531.477<br />

-36.212 -25.436 -16.760 -78.408<br />

11.450 11.321 11.438 11.391<br />

Die weniger schnell sinkende Zahl der Abgänger mit höherem formalen Abschluss könnte die<br />

Hoffnung wecken, dass eventuell eine höhere Anzahl in die duale Ausbildung drängen würde.<br />

Doch die Einführung vieler Bachelor-Studiengänge, die mit Mindestlaufzeiten von drei Jahren<br />

ähnlich lange Studienzeiten anbieten wie die Ausbildungszeiten bei einem klassischen dualen<br />

Ausbildungsberuf, stellt ein großes Konkurrenzpotenzial dar. Dieses wird wahrscheinlich weiter<br />

anwachsen durch das zunehmende Angebot von privaten Fachhochschulen, die derzeit attraktive,<br />

teilweise sehr spezialisierte Studiengänge anbieten. Damit haben <strong>im</strong>mer mehr Absolventen<br />

mit Hochschulreife die Möglichkeit zu studieren, auch wenn sie an einer staatlichen Hochschule<br />

nicht angenommen wurden.<br />

II. Die duale Ausbildung als Investition in die Zukunft<br />

Differenz<br />

Gesamt<br />

249.681 250.032 244.014 242.478<br />

261.131 261.353 255.452 253.869<br />

222 -5.901 -1.583 -7.262<br />

871.016 835.026 803.689 785.346<br />

-35.990 -31.337 -18.343 -85.670<br />

Die Zahl der in Hamburg als offen gemeldeten Stellen bleibt auch 2009 hoch: Knapp 22.000<br />

Stellen sind trotz Konjunkturabschwung nach wie vor unbesetzt. In keiner anderen Großstadt<br />

kommen so wenig Bewerber auf freie Arbeitsplätze. Der Personalmangel in der Metropolregion<br />

geht dabei quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen. Es fehlen Fachkräfte aller<br />

Qualifikationsniveaus. Zum einen ist es deshalb für die<br />

bereits <strong>im</strong> dualen System ausbildenden Betriebe<br />

umso wichtiger, die richtigen Nachwuchsprofile<br />

zu generieren. Und zum anderen auch Betriebe,<br />

die noch nicht <strong>im</strong> dualen System ausbilden, davon<br />

zu überzeugen, in diese Form der Ausbildung<br />

zu investieren.<br />

Auf den nachfolgenden Seiten sollen die wichtigsten Fakten<br />

und Informationen, Ansprechpartner und Informationsquelle zur<br />

dualen Ausbildung in und um Hamburg aufgezeigt werden. Der abschließende Erfahrungsbericht<br />

setzt einen positiven Schlusspunkt und möge alle Unternehmen dazu anregen, über ein eigenes<br />

oder erhöhtes Engagement in der dualen Ausbildung nachzudenken.<br />

A. Die Vorteile der dualen Ausbildung<br />

Sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Auszubildenden entstehen durch die duale Ausbildung<br />

Vorteile.<br />

1. Für den Arbeitgeber:<br />

Sicherung des Fachkräftebedarfs/Führungskräftebedarfs<br />

Reduzierung der Einarbeitungskosten<br />

Passgenaue Qualifikation<br />

Produktive Leistungen der Auszubildenden<br />

Erhöhung von Motivation und Betriebstreue<br />

2. Für den Auszubildenden:<br />

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

Anerkanntes Zertifikat<br />

Praxisnähe<br />

Ausbildungsvergütung/Finanzierung des Studiums<br />

52 53


Aus- und Weiterbildung<br />

B. Formen der dualen Ausbildung<br />

Die Formen der dualen Ausbildung haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark den Bedürfnissen<br />

der Wirtschaft angepasst. Neben der klassischen dualen Ausbildung in Verbindung mit<br />

einem Ausbildungsvertrag bei der Handels- oder Handwerkskammer wurden zahlreiche duale<br />

„Erstausbildungsstudiengänge“ geschaffen.<br />

1. Erstausbildung <strong>im</strong> dualen System<br />

Die Erstausbildung <strong>im</strong> dualen System ist die Kombination aus betrieblicher Praxis in<br />

einem ausbildungsberechtigten Unternehmen und dem Besuch der Berufsschule mit<br />

einer Abschlussprüfung vor der IHK oder der HWK. Mit erfolgreicher Abschlussprüfung<br />

erwirbt der Auszubildende (der leichteren Lesbarkeit halber wird <strong>im</strong>mer die männliche<br />

Form gebraucht, gleichermaßen sind damit auch weibliche Auszubildende gemeint) einen<br />

bundesweit anerkannten Berufsabschluss.<br />

Die Anzahl der möglichen Ausbildungsberufe ist in den vergangenen Jahren um eine<br />

Vielzahl neuer Berufsbilder entsprechend der Bedürfnisse sich ständig entwickelnder<br />

Dienstleistungsangebote gestiegen. Damit ist es auch vielen sehr spezialisierten<br />

Unternehmen möglich auszubilden.<br />

Die Informationen zu den derzeitigen Berufsbildern sind auf den Seiten der IHK und<br />

der Handwerkskammer einzusehen. Speziell für die Medien- und IT-Branche gibt die Seite<br />

www.it-medien-hamburg.de einen sehr guten Überblick.<br />

2. Die Verbundausbildung<br />

Die Verbundausbildung ist vor allem für kleinere Betriebe gedacht, die nicht alle<br />

Ausbildungsinhalte allein abdecken können. Der Auszubildende schließt den Ausbildungsvertrag<br />

mit einer übergeordneten Institution ab, die alle Aufgaben einer Ausbildungsfirma<br />

übern<strong>im</strong>mt. Der Auszubildende wird dann in mehreren Betrieben einsetzt, die <strong>im</strong> Verbund<br />

den gesamten Rahmenlehrplan der jeweiligen Ausbildung abdecken.<br />

3. Duales Studium<br />

Das duale Studium ist ein Angebot zumeist privater Fachhochschulen und Berufsakademien.<br />

Nach einer Studiendauer von drei bis vier Jahren erwirbt der Auszubildende in<br />

Verbindung mit der Aneignung von betrieblicher Praxis einen Bachelor-Abschluss.<br />

Diese Form der Ausbildung stellt eine gute Kombination aus Studium und Praxis dar und<br />

ist in den vergangenen Jahren <strong>im</strong>mer beliebter geworden. Die Betriebe können mit dem dualen<br />

Studium ein attraktives Angebot für hoch qualifizierte Schulabgänger anbieten und haben<br />

somit die Chance, frühzeitig hochwertige Fach- und/oder auch spätere Führungskräfte an<br />

sich zu binden.<br />

Bei der Entscheidung für das Angebot eines dualen Studienplatzes ist es wichtig, eine<br />

Reservierung bei dem jeweiligen Studienanbieter vorzunehmen. Denn hier ist die Nachfrage<br />

der Firmen teilweise höher als das Angebot.<br />

Duales Studium – gute Kombination aus Theorie und Praxis<br />

C. Rechtliche Grundlagen<br />

Für die Ausbildung in Zusammenarbeit mit der IHK und HWK muss das Unternehmen ausbildungsberechtigt<br />

sein. Um die Ausbildungseignung zu erlangen, muss das Unternehmen sowohl<br />

eine fachliche als auch eine pädagogische Eignung nachweisen.<br />

Die Eignungen bedingen best<strong>im</strong>mte Voraussetzungen, die aber <strong>im</strong> Einzelfall durch Sonderbest<strong>im</strong>mungen<br />

und Möglichkeiten der Befreiung ausgeglichen werden können. Hierzu gibt es auf<br />

den Seiten der IHK und der HWK umfangreiche Informationen. Erfahrungsgemäß ist die Beratung<br />

durch einen Ausbildungsberater der jeweiligen Kammer zielführender als die Eigenrecherche. Es<br />

ist ebenfalls empfehlenswert, mit dem Ausbildungsberater über das Berufsbild zu diskutieren,<br />

das man anbieten will.<br />

54 55


Aus- und Weiterbildung<br />

Im Gegensatz dazu braucht das Unternehmen keine so umfangreichen Bedingungen zu erfüllen,<br />

wenn es in Zusammenarbeit mit Akademien ausbildet. Im Rahmen der Betreuung von Praxisberichten<br />

und Abschlussarbeiten müssen <strong>im</strong> Unternehmen Personen zur Verfügung stehen,<br />

die einen akademischen Abschluss vorweisen können. Dies ist <strong>im</strong> Einzelfall mit der jeweiligen<br />

Akademie abzuklären.<br />

D. Bewerberakquisition<br />

Bei der Suche nach der richtigen Lehrstelle gibt es neben der persönlichen Empfehlung zwei<br />

wichtige Quellen: die Website der Agentur für Arbeit und die Websites der Kammern. Hier können<br />

Sie Ihr Lehrstellenangebot einstellen. Die unten stehende Grafik zeigt wie Auszubildende ihre<br />

Lehrstelle gefunden haben. So nennen 20,7 Prozent der Befragten Familie/Freunde/Bekannte<br />

als wichtige Informationsquelle. Bei dieser Erhebung wurden alle Auszubildenden, die <strong>im</strong> Jahr<br />

2007 ihre Ausbildung in Hamburg angefangen haben befragt, womit alle Ausbildungsberufe<br />

abgedeckt sind.<br />

Wie haben Sie ihre Lehrstelle gefunden?<br />

Quelle: Azubi-Umfrage der Hamdelskammer Hamburg, Befragung <strong>im</strong> Sommer 2008 bei allen Auszubildenen, die <strong>im</strong> Jahr 2007 ihre<br />

Ausbildung in den Bereichen Industrie, Handel oder Dienstelistungen begonnen haben, Fallzahl: 1.966<br />

Angaben<br />

in Prozent<br />

Familie-/Freunde/Bekannte<br />

20,7<br />

Angebote der Agentur für Arbeit<br />

15,6<br />

Initiativbewerbung<br />

12,6<br />

Lehrstellenbörse der<br />

Handelskammer Hamburg<br />

Andere Internetbörsen (z.B.<br />

12,2<br />

11,1<br />

Jobpilot, jobscout24, Jobbörse)<br />

9,7<br />

Praktikum <strong>im</strong> Ausbildungsbetrieb<br />

7,8<br />

Sonstiges<br />

5,3<br />

Schule Lehrer/in 1,8<br />

Messe „Einstieg“ Hamburg 1,6<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Die Suche nach Bewerbern für das duale Studium gestaltet sich vergleichsweise einfach.<br />

Wenn Sie sich dazu entscheiden, wird Ihre Firma bei dem jeweiligen Studienanbieter wie<br />

der Berufsakademie Hamburg oder der Hamburg School of Business Administration in der<br />

entsprechenden Unternehmensliste aufgeführt und der Eintrag auf Ihre Unternehmens-<br />

Website verlinkt. Die Bekanntheit der dualen Studiengänge ist bei den Schulabsolventen<br />

groß, sodass Ihr Eintrag bei entsprechenden Suchanfragen <strong>im</strong> Netz schnell gefunden wird.<br />

Wenn Sie sich dafür entscheiden, einen Ausbildungsplatz anzubieten, ist es vorteilhaft, dies<br />

bereits mit einem langen Vorlauf zu machen. Zwar zeigt die Grafik unten, dass nur 28 Prozent<br />

bereits mehr als ein Jahr vor Ausbildungsbeginn mit der Suche angefangen haben. Aus unserer<br />

Erfahrung sind es aber die guten Kandidaten, die sich frühzeitig auf die Suche begeben, – und<br />

die erreichen Sie umso besser, je früher sie Ihr Stellenangebot platzieren.<br />

Haben Sie schon vor Ihrem Schulabschluss mit der Suche nach einer Lehrstelle begonnen?<br />

Nein, erst nach meinem<br />

Schulabschluss<br />

Ja, mehr als ein Jahr vorher<br />

Ja, ein halbes Jahr vorher<br />

Ja, bis zu 3 Monate<br />

vor dem Abschluss<br />

Angaben in Prozent<br />

Neben der reinen Bekanntmachung des Angebots eines Ausbildungsplatzes ist eine frühe Aufklärung<br />

über die Firma und das Berufsbild beziehungsweise den Studiengang wichtig. Denn die<br />

Jugendlichen stehen einer großen Fülle von Ausbildungsangeboten gegenüber und haben oft<br />

nur eine sehr vage Vorstellung von den Arbeitsinhalten einzelner Firmen.<br />

56 57<br />

16,2<br />

24,5<br />

28,0<br />

31,3<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Quelle: Azubi-Umfrage der Hamdelskammer Hamburg, Befragung <strong>im</strong> Sommer 2008 bei allen Auszubildenen, die <strong>im</strong> Jahr 2007 ihre<br />

Ausbildung in den Bereichen Industrie, Handel oder Dienstelistungen begonnen haben, Fallzahl: 1.966


Aus- und Weiterbildung<br />

Nachfolgend drei Möglichkeiten, wie Sie mit Jugendlichen in Kontakt kommen können, um ihnen<br />

Einblick in Ihr Unternehmen zu geben:<br />

1. Messe „Einstieg“ Hamburg – Jährliche Messe für Berufsausbildung und Studium. Hier<br />

können sich Unternehmen präsentieren und interessierten Jugendlichen Informationen<br />

über die Aufgaben und Ausbildungsinhalte vermitteln.<br />

2. „Girls-Day“ – Jährlich wird ein Tag von der IHK organisiert, an dem Jugendliche die<br />

Möglichkeit haben, in ein Unternehmen reinzuschnuppern. Unternehmen können sich<br />

bei der IHK als Teilnehmer melden und bekommen dann eine Anzahl von interessierten<br />

Jugendlichen für einen Tag ins Unternehmen geschickt. Der Name kommt ursprünglich<br />

von der Idee, Mädchen einen Einblick in typische Männerberufe zu geben. Doch heute<br />

können auch Jungen daran teilnehmen.<br />

3. Berufsinformationstage einzelner Schulen – Dies ist eine Eigeninitiative von Schulen,<br />

die gezielt Firmen ansprechen. Entweder eine Gruppe Jugendlicher kommt zu einem<br />

Vortrag in das Unternehmen oder das Unternehmen präsentiert sich in der Schule und der<br />

Firmenvertreter beantwortet in Kleingruppen die speziellen Fragen der Jugendlichen.<br />

Stellen Sie selber Kontakt zu Schulen in Ihrer Umgebung her oder bitten Sie Ihre Kollegen,<br />

bei ihren früheren Schulen nachzufragen, ob dort so etwas gemacht wird.<br />

E. Bewerberauswahl<br />

Bei der Bewerberauswahl bieten sowohl die IHK als auch die HWK Services an. Beide Kammern<br />

übernehmen gern die Vorauswahl von Bewerbern, sodass das Unternehmen lediglich eine kleine<br />

Anzahl von passgenauen Bewerbern interviewen muss. Dies schafft für Unternehmen, die noch<br />

keine Auszubildenden eingestellt haben, Sicherheit oder bietet gerade kleineren Firmen den<br />

Vorteil der Auslagerung der gesamten Bewerberadministration.<br />

Der Service der IHK trägt den Namen Intas. Bei der HWK läuft dieses Angebot unter dem Namen<br />

“Passgenaue Vermittlung“. Während der Service der HWK kostenlos ist, berechnet die IHK<br />

ihre Leistungen gestaffelt nach Neukunden (300 Euro) und erfahrenen Ausbildungsbetrieben<br />

(400 Euro). Darin enthalten sind eine Basispauschale und die Erfolgsprämie für einen eingetragenen<br />

Ausbildungsvertrag. Die Preise gelten ab 1. April 2009.<br />

Bezüglich der Auswahl von Studierenden bietet beispielsweise die Nordakademie insbesondere<br />

neuen Kooperationsbetrieben sowie kleineren Unternehmen, die zum Beispiel über keine<br />

Personalabteilung verfügen, Unterstützung bei der Bewerberauswahl. Das Unternehmen trifft<br />

eine Vorauswahl von drei favorisierten Kandidaten, die an der Nordakademie ein mehrstufiges<br />

Bewerbungsverfahren (schriftlicher Test, Potenzialtest, Bewerbungsgespräch mit Hochschullehrern)<br />

durchlaufen. Anschließend erhält das Unternehmen eine Empfehlung aus Sicht der<br />

Hochschule. Für diese Serviceleistung wird ein Kostenbeitrag pro Bewerber berechnet.<br />

Quellen<br />

Seiten zur Ausbildung in Hamburg:<br />

www.ausbildung-hamburg.de<br />

www.it-medien-hamburg.de<br />

Seiten von Anbietern dualer Studiengänge:<br />

www.ba-hamburg.de<br />

www.haw.de<br />

www.hsba.de<br />

www.nordakademie.de<br />

Seiten der Hamburger Kammern:<br />

HWK: www.hwk.de<br />

IHK: www.hk24.de<br />

Weitere Seiten:<br />

www.einstieg-hamburg.de<br />

www.girls-day.de<br />

Literatur:<br />

Medien- und IT-Berufe – Ausbildung, Weiterbildung, Studium und Berufsprofile in<br />

Medien- und Informationstechnologie für die Metropolregion Hamburg von A–Z,<br />

Herausgeber: KWB – Koordinationsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V.<br />

(gegen Porto anzufordern unter: www.it-medien-hamburg.de)<br />

F. Drei Tipps für das Bewerbungsgespräch:<br />

1. Achten Sie darauf, dass der Bewerber aktiv spricht. Menschen mit passiver Sprechweise<br />

werden <strong>im</strong> späteren Berufsleben bei Fehlern die Gründe meistens zuerst bei den Anderen<br />

suchen und nicht bei sich selbst.<br />

2. Fragen Sie den Bewerber, für was er sich begeistern kann und bitten Sie ihn, Ihnen über<br />

seine Aktivitäten und sein Engagement zu erzählen. Ganz egal, für was er sich interessiert,<br />

die Hauptsache ist, dass er sich für etwas interessiert. Nur wer Begeisterung zeigt, kann<br />

sich auch für die späteren Aufgaben begeistern.<br />

3. Überlegen Sie sich, ob es Ihnen Spaß machen wird, den Bewerber auszubilden. Wenn Sie<br />

sich dieses nicht vorstellen können, werden Sie selber nicht mit Herzblut dabei sein.<br />

58 59


Aus- und Weiterbildung<br />

III. Best Practice: Duale Ausbildung bei der Initiative Hamburg<br />

Aufgrund der stets schwierigen Situation, geeignete Werber zu rekrutieren, entschlossen wir<br />

uns 1998, in die duale Ausbildung einzusteigen. Wir haben alle damaligen Angebote genutzt und<br />

jeweils einen Auszubildenden an der Nordakademie (Dipl.-Kaufmann FH), <strong>im</strong> Hamburger Modell<br />

(heute HSBA; eigener Abschluss) und in der Berufschule (Werbekaufmann) ausbilden lassen.<br />

Entsprechend unserer Ausbildungsbedürfnisse haben wir uns auf die Nordakademie und die Berufsschule<br />

konzentriert und in den letzten elf Jahren insgesamt 19 Personen – fast ausnahmslos<br />

mit guten oder sehr guten Abschlüssen – durch die Ausbildung begleitet. Derzeit sind noch sieben<br />

ehemalige Auszubildende bei uns beschäftigt, davon sogar zwei Kolleginnen seit mehr als sieben<br />

Jahren. In den vergangenen drei Jahren haben wir unser Ausbildungsengagement<br />

noch ausgeweitet. Derzeit haben wir 15 Auszubildende und zwei<br />

weitere werden <strong>im</strong> zweiten Halbjahr starten. Damit liegt der Anteil der Auszubildenden<br />

über 10 Prozent der Gesamtbeschäftigten. Aufgrund der guten<br />

Erfahrungen mit den Junioren entschlossen wir uns für das Angebot zweier<br />

weiterer Berufsbilder: Fachinformatiker Systemintegration und Bürokaufmann.<br />

Diese Berufsbilder haben wir zusammen mit den Ausbildungsberatern<br />

der IHK als die für unsere Firma am besten passenden Bilder ausgewählt.<br />

Zur Gewährleistung einer umfassenden Ausbildung bekommen die Auszubildenden<br />

in den ersten Wochen ihrer Ausbildung eine mehrtägige Einführung<br />

in die Arbeitsweise und -abläufe der Agentur. Sie durchlaufen die für ihr Berufsbild<br />

wichtigen Abteilungen. Wenn sie eine Abteilung durchlaufen haben,<br />

bekommen sie ein strukturiertes schriftliches Feedback von dem jeweiligen<br />

Verantwortlichen, das wiederum mit der Ausbildungsleitung besprochen<br />

wird. Im Rahmen dieses Gesprächs wird dann überlegt, in welchen Bereichen<br />

sich der Auszubildende positiv entwickelt hat, wo noch Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf<br />

besteht und wie dieses Ziel erreicht werden kann.<br />

Alle Auszubildenden treffen sich einmal in der Woche mit der Ausbildungsleitung.<br />

Dieser Workshop dient dem allgemeinen Gedankenaustausch, dem<br />

Erlernen von agentureigenen Tools und Abläufen. Die fachliche Ausbildung<br />

ist der eine Teil. Der andere – und genau so wichtige Teil – ist das Training<br />

der Soft Skills: Rhetorik, Präsentation und Auftreten, Umgangsformen<br />

und dem Anlass entsprechende Kleidung. Ein großes Anliegen der Initiative<br />

ist es, die Ausbildung und Entwicklung in allen Bereichen zu fördern, damit<br />

die Auszubildenden nach Abschluß gut gerüstet in ihr Berufsleben<br />

starten und in einer sehr schnelllebigen und sich stetig verändernden<br />

Branche dauerhaft erfolgreich sein können.<br />

Diese derzeitig opt<strong>im</strong>ale Ausbildungsorganisation mag für den Außenstehenden aufwendig<br />

erscheinen. Wir sehen das aber nicht so, da sie über die Jahre gewachsen ist und sich weiterentwickelt<br />

hat. In dieser stehenden Organisation werden viele Aufgaben von den Auszubildenden<br />

selber übernommen und die neuen werden teilweise von den älteren trainiert. Was besonders erwähnenswert<br />

ist: Auch einige der ehemaligen „Azubis“ engagieren sich wiederum in der Ausbildung.<br />

Wir sehen unser langfristiges, konsequentes Engagement als erfolgreich und lohnenswert<br />

für unsere Agentur. Die Zusammenarbeit mit den Junioren ist bereichernd; denn sie zwingen und<br />

bringen uns alle dazu, <strong>im</strong>mer wieder frisch zu denken.<br />

60 61


Aus- und Weiterbildung<br />

Warum Coaching und Training entscheidend zum<br />

Unternehmenserfolg beitragen können<br />

Der wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen steigt. Ertragswachstum<br />

muss fast ausschließlich durch Effizienzsteigerung realisiert werden.<br />

Hinzu kommt, dass in der IT- und Medienbranche auch in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten gute Fachkräfte Mangelware sind. Wir brauchen innovative<br />

Konzepte in der Personalarbeit.<br />

Coaching und Training sind zwei funktionierende Maßnahmen, welche die<br />

dringend benötigte Qualifikation und langfristige Bindung der Mitarbeiter<br />

an das Unternehmen erhöhen. Durch den Einsatz von Coaching und<br />

Hanka Schrader,<br />

Coach und Trainerin<br />

Training als individuelle Personalentwicklungsmaßnahmen halten Sie wertvolles Know-how <strong>im</strong><br />

Unternehmen, gewinnen motivierte, bestens aufeinander eingespielte Mitarbeiter und tragen<br />

somit direkt zur Effizienzsteigerung bei.<br />

I. Was bedeutet der „Produktionsfaktor“ Mensch für IT- und Medienunternehmen?<br />

Sie stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Sie können Prozesse in technischen Produktionseinheiten<br />

bis auf die letzte Einheit opt<strong>im</strong>ieren, aber Sie haben es auf dem Weg zu mehr Effizienz <strong>im</strong><br />

Unternehmen mit dem „Faktor Mensch“ zu tun. Und als Individuum betrachtet, ist der Mensch nun<br />

einmal einzigartig. Mit standardisierten Konzepten in der Personalarbeit kommen Sie nicht weiter.<br />

Dass Sie es mit Individuen zu tun haben, bietet Ihnen allerdings auch eine große Chance. Ihre<br />

Mitarbeiter können Ihrem Unternehmen, Ihrem Produkt Persönlichkeit verleihen und so Ihre<br />

Marke erlebbar machen. Nutzen Sie diesen Vorteil!<br />

Die Aufgabe der Personalabteilung ist es, qualifizierte und zur Unternehmenskultur passende<br />

Mitarbeiter zu finden sowie vorhandenen Mitarbeitern Möglichkeiten der Entfaltung und Weiterentwicklung<br />

zu bieten. Hauptaugenmerk der Personalentwicklung sollte daher die individuelle<br />

Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sein. Hier gilt es, eng mit den Führungskräften der einzelnen<br />

Fachabteilungen zusammenzuarbeiten, um so die konkreten Anforderungen an die fachlichen,<br />

kommunikativen und sozialen Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter auszuleuchten.<br />

Dieser Beitrag stellt Ihnen die Möglichkeiten von Coaching und Training für die individuelle<br />

Förderung von Nachwuchskräften vor.<br />

II. Was ist Coaching und Training?<br />

Coaching ist eine Unterstützung für Mitarbeiter auf der Prozessebene und auf Augenhöhe.<br />

Die zu behandelnden Themen und die erwarteten Ziele werden zwischen Coachee, Coach und<br />

Auftraggeber vorab besprochen. Dabei werden Wege bei der individuellen Lösungssuche mit intensiver<br />

persönlicher Beratung, bei Bedarf mit Expertenrat, kombiniert. Grundlage dafür ist eine<br />

tragfähige, freiwillig gewünschte Beratungsbeziehung, welche auf einem Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Coachee und Coach fußt.<br />

Training ist eine Unterstützung für Mitarbeiter zu ausgewählten Themenblöcken. Trainings können<br />

als Einzeltraining oder Gruppentraining durchgeführt werden. Der Fokus liegt hierbei auf<br />

der theoretischen und praktischen Vermittlung von Sachinhalten und Verhaltensweisen. Jeder<br />

Trainingsblock hat die Erarbeitung von Lösungsansätzen und die Übertragung des Gelernten in<br />

die eigene Lebens- und Unternehmenspraxis durch die Mitarbeiter zum Ziel. So wird der praktische<br />

Nutzen und der Erfolg des Trainings wesentlich durch die eigenverantwortliche Beteiligung<br />

der Mitarbeiter best<strong>im</strong>mt.<br />

Ausschlaggebend für ein erfolgreiches Training ist die Motivation der Mitarbeiter<br />

62 63


Aus- und Weiterbildung<br />

III. Wann setze ich Coaching und Training ein?<br />

Grundsätzlich setzt eine Coaching- oder Trainingsmaßnahme eine positive Einstellung vom<br />

Vorgesetzten zum Mitarbeiter voraus. Der Wunsch nach Veränderung darf kein einsamer Wille<br />

des Vorgesetzten sein. Der Mitarbeiter ist aber ebenso für die Wirksamkeit und den Erfolg der<br />

von ihm besuchten Maßnahme verantwortlich. Das erfordert eine genaue Bedarfsanalyse,<br />

das Einverständnis für die Maßnahme sowie die Klärung der zu erwartenden Ziele zwischen<br />

Mitarbeiter und Vorgesetztem.<br />

Die Überwindung von Krisen oder die Suche nach Verbesserung sind typische Auslöser für<br />

Coaching und Training. Nachfolgend ein paar Anwendungsbeispiele:<br />

Ausbildung und Weiterentwicklung:<br />

für best<strong>im</strong>mte Tätigkeitsfelder beziehungsweise zur Erlangung von Schlüsselqualifikationen,<br />

fachliches Training für Programme oder Verfahrenstechniken<br />

Erweiterung der Managementkompetenzen:<br />

Unterstützung und Begleitung be<strong>im</strong> Aufbau eines Teams beziehungsweise<br />

bei Restrukturierungen <strong>im</strong> Team, der Organisation<br />

Karriere- und Rollenplanung:<br />

individuelle Hilfestellung bei der Bewältigung neuer Aufgaben <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Projekt, bei der<br />

Kundenbetreuung, Vorbereitung auf eine neue Position <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Projektcoaching:<br />

Einführung von Projektmanagement, Zusammenstellung und Aufbau eines Projektteams,<br />

Prozessbegleitung <strong>im</strong> laufenden Projekt<br />

Organisationskulturelle Krisen beziehungsweise Verbesserungen:<br />

Konflikte <strong>im</strong> Team, in der Kundenbeziehung, Kultur <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen, <strong>im</strong> Projekt<br />

und mit dem Kunden<br />

Der Coach als Inter<strong>im</strong>sführungskraft und Begleiter:<br />

Implementierung neuer Führungskonzepte, Etablierung von Qualitätszirkeln, Prozessbegleitung<br />

<strong>im</strong> Restrukturierungsprozess<br />

Probezeitcoaching für neue Mitarbeiter<br />

IV. Welche Vorteile und Chancen bieten Coaching und Training <strong>im</strong> Unternehmen?<br />

Generell können Instrumente der Personalentwicklung einen entscheidenden Beitrag zur<br />

Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation und des Zugehörigkeitsgefühls des Einzelnen zum<br />

Unternehmen leisten. Zu den Vorteilen aktiver Personalentwicklung gehören:<br />

hohe Mitarbeiterbindung,<br />

Motivation durch Wertschätzung und das Angebot individueller Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

Erhöhung der Mitarbeiterqualifikation,<br />

Verbesserung der Zusammenarbeit <strong>im</strong> Team und des reibungslosen Ablaufs zwischen<br />

verschiedenen Fachabteilungen.<br />

Durch ein Coaching- und Trainingsangebot können Sie darüber hinaus noch folgende Vorteile<br />

nutzen:<br />

Entwicklung und Durchführung unternehmensspezifischer Trainings,<br />

Kurzfristige Hilfe bei der Problembewältigung beziehungsweise Lösungssuche durch einen<br />

Coach, der mit den Strukturen <strong>im</strong> Unternehmen bereits bekannt ist,<br />

Art, Zeitpunkt und Dauer der Maßnahmen richten sich nach dem Bedürfnis des Mitarbeiters<br />

beziehungsweise des Teams,<br />

Mitarbeiter in der Probezeit können in dieser sensiblen Einstiegsphase in das Unternehmen<br />

begleitet werden,<br />

Unzufriedenheit von Mitarbeitern kann frühzeitig entgegengewirkt werden.<br />

Die innere Unabhängigkeit des Coachs beziehungsweiseTrainers von Weisungen und Interessen<br />

der Vorgesetzten oder gar politischen Spielchen innerhalb des Unternehmens schafft die notwendige<br />

Umgebung für Vertrauen, wirkungsvolles Lernen und Veränderungen. Natürlich spielt<br />

be<strong>im</strong> Coaching <strong>im</strong> Unternehmen auch <strong>im</strong>mer das Arbeitssystem des Coachee eine Rolle. Somit<br />

erhält ein Coach einen weitaus größeren Einblick in die Abläufe des Unternehmens und kann<br />

dieses Wissen verantwortungsvoll und mit Einverständnis des Coachee in Feedbackgesprächen<br />

mit dem Auftraggeber (Personalabteilung, Fachabteilungen etc.) konstruktiv einfließen lassen.<br />

V. Was sind mögliche Grenzen von Coaching und Training?<br />

Eines vorweg: Ein Coaching oder Training sollte auf einer freiwilligen Teilnahme des Mitarbeiters<br />

basieren. Eine gute Vorbereitung durch eine professionelle Bedarfsklärung, eine realistische<br />

Zielformulierung sowie eine offene und verständliche Kommunikation der geplanten Maßnahme<br />

unterstützen das Einverständnis und die verantwortliche Mitwirkung des Mitarbeiters.<br />

64 65


Aus- und Weiterbildung<br />

Lernen und Veränderung benötigt einen fruchtbaren Boden.<br />

Je nach Standpunkt der Beteiligten kann der potenzielle Erfolg beziehungsweise Misserfolg der<br />

Maßnahme ganz unterschiedlich eingeschätzt werden. Das heißt, eine klar kommunizierte und<br />

zwischen Coachee, Coach und Vorgesetztem abgest<strong>im</strong>mte Zielsetzung ist Voraussetzung für<br />

das Gelingen eines Coachings oder Trainings. Aber auch dann ist noch Vorsicht geboten: Nicht<br />

jeder Zusage zu einem Coaching oder Training, in dem zum Beispiel die Verhaltensänderung in<br />

Konfliktsituationen das zentrale Thema ist, geht die notwendige Einsicht beziehungsweise ein<br />

Veränderungswille des Coachee voraus.<br />

Eine gute Vorbereitung und Zieldefinition des Trainings sind elementare Vorraussetzungen für nachhaltigen Erfolg<br />

Ein guter Coach spricht Grenzen während der Auftrags- und Zielklärung rechtzeitig an. Generell<br />

gilt: Ein Auftrag sollte erst dann angenommen werden, wenn dieser mit dem „Werkzeug“ eines<br />

Coach beziehungsweise Trainers realisiert werden kann.<br />

VI. Gibt es eine elementare Voraussetzung für Coaching und Training in Unternehmen?<br />

Ja. Der Coach beziehungsweise Trainer muss verstehen, wie das spezielle Unternehmen funktioniert.<br />

Hier geht es nicht um die Fachkompetenz, sondern um die Feldkompetenz. Das meint, das Verständnis<br />

von unternehmerischem Wirtschaften und Handeln einerseits, konkrete Kenntnisse<br />

über die Branche sowie das Wissen um die typischen Abläufe <strong>im</strong> Unternehmen andererseits.<br />

Zudem kommt auf den Coach beziehungsweise Trainer <strong>im</strong> Unternehmen noch eine weitere Aufgabe<br />

zu. Innerhalb eines Coachings beziehungsweise Trainings ist es notwendig, <strong>im</strong>mer die systemischen<br />

Zusammenhänge <strong>im</strong> Team, <strong>im</strong> Unternehmen zu betrachten und offen anzusprechen.<br />

VII. Ist Coaching eine bezahlbare Maßnahme für KMUs?<br />

Natürlich ist das Budget der Personalabteilung in Unternehmen nicht endlos strapazierbar. Auch<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen müssen sich der Beurteilung nach dem Kosten-Nutzen-<br />

Prinzip stellen. Dabei ist für jeden Entscheider die zielgerichtete und kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

der Mitarbeiter als Mittel zur Steigerung des Unternehmenserfolgs unstrittig.<br />

Eine Coaching- und Trainingsmaßnahme kann und muss nur ein Teilbereich bei der Erreichung<br />

der strategischen Unternehmensziele darstellen.<br />

Coaching und Training sind wirkungsvoll und wirtschaftlich sinnvoll. Wirtschaftlich sinnvoll,<br />

weil Veränderungsziele und Lerninhalte als Anliegen ausschließlich mit dem Mitarbeiter zu tun<br />

haben, also dessen spezifische Situation berücksichtigen. Eingebettet in die vorherige Auftrags-<br />

und Zielklärung sind Veränderungen vom Team, dem Vorgesetzten, vom Mitarbeiter selbst und<br />

nicht zuletzt vom Kunden konkret spürbar.<br />

Coaching und Training kann deutlich zur Kostenreduktion beitragen. Positive Beispiele sind:<br />

besseres Zeitmanagement der Mitarbeiter,<br />

Erhöhung der Produktivität und Effizienz <strong>im</strong> Projekt,<br />

weniger Kündigungen durch wertvolle Mitarbeiter,<br />

Etablierung einer funktionierenden Führungskultur,<br />

Reduktion von Stress und Fremdbest<strong>im</strong>mung,<br />

höhere Bindung und Identifikation mit dem Unternehmen,<br />

niedrigerer Krankenstand,<br />

Erhöhung der Attraktivität des Unternehmens (mouth-to-mouth).<br />

Vertiefende Informationen zum Thema: „Return on Investment in der Personalentwicklung“<br />

finden Sie in der entsprechenden Fachliteratur (siehe Seite 69).<br />

66 67


Aus- und Weiterbildung<br />

VIII. Ich möchte eine kombinierte Coaching- und Trainingmaßnahme durchführen.<br />

Wie gehe ich dabei vor? Was muss ich beachten?<br />

Bevor Sie mit der Recherche für einen geeigneten Coach beziehungsweise Trainer loslegen, ist<br />

es notwendig, dass Sie zuvor mit Ihrem internen Auftraggeber eine erste Auftrags- und Zieldefinition<br />

durchführen. Fragen Sie:<br />

Welchen Sachertrag soll die Coaching- und Trainingsmaßnahme erbringen?<br />

Welche Kennzahlen beziehungsweise Messgrößen geben Auskunft über den Erfolg des<br />

Mitarbeiters, des Teams?<br />

Was wollen Sie <strong>im</strong> Rahmen der Kennzahlen am Ende der Maßnahme erreicht haben?<br />

Welche Entwicklungen <strong>im</strong> Team sollen <strong>im</strong> Rahmen der Maßnahme erreicht werden?<br />

Woran machen die Mitarbeiter fest, dass die Coaching- und Trainingsmaßnahme etwas<br />

gebracht hat?<br />

Was wollen Sie <strong>im</strong> Sinne einer Teamentwicklung am Ende der Maßnahme erreicht haben?<br />

Welche Entwicklungsfortschritte <strong>im</strong> persönlichen Bereich wünschen Sie für die Teilnehmer?<br />

Woran machen Sie fest, dass die Maßnahme etwas gebracht hat?<br />

Welche Rahmenbedingungen gibt es?<br />

Wie hoch ist das zur Verfügung stehende Budget?<br />

An welchen zeitlichen Horizont haben Sie gedacht?<br />

Wer soll an der Maßnahme teilnehmen?<br />

Welche Räumlichkeiten stehen gegebenenfalls zur Verfügung?<br />

A. Wie finde ich jetzt den passenden Coach beziehungsweise Trainer?<br />

Was Sie wissen sollten: Der Begriff Coach oder Trainer ist nicht geschützt. Jeder kann unter dieser<br />

Bezeichnung ein Business führen. In den vergangenen Jahren ist das Angebot insbesondere<br />

an Coaches explodiert. Verschiedene Verbände versuchen seit einiger Zeit über Zertifizierungen<br />

und einheitliche Qualitätskriterien Transparenz zu schaffen.<br />

Grundsätzlich können Sie folgende Kriterien bei der Auswahl eines passenden Coachs beziehungsweise<br />

Trainers anlegen. Überlegen Sie:<br />

Fühlen Sie sich fachlich verstanden? Liegen Kenntnisse zu ihrer Branche und den<br />

Abläufen in Unternehmen wie dem ihrem vor?<br />

Haben Sie eine überzeugende Präsentation zu Vorgehen und Methodik erhalten?<br />

Ist die Vertragsgestaltung bzw. die Zusammensetzung des Honorars transparent?<br />

Passt die Person zur Kultur des Unternehmens, zu den betreffenden Mitarbeitern?<br />

St<strong>im</strong>mt die Chemie?<br />

Werden Referenzen genannt beziehungsweise können diese bei Bedarf geprüft werden?<br />

Ihnen stehen verschiedene Möglichkeiten für die Suche zur Verfügung. Sie können sich auf<br />

Weiterbildungsportalen beziehungsweise in „Coaching-Trainer-Datenbanken“ umschauen und<br />

entsprechende Messen oder Veranstaltungen besuchen. Vertrauen Sie sich bei der Auswahl und<br />

Suche auch Ihrem Netzwerk an. Die beste Referenz sind zufriedene Kunden.<br />

B. Coach beziehungsweise Trainer ist gefunden, wie geht es jetzt weiter?<br />

Sie haben zusammen mit den Fachabteilungen ein Briefing basierend auf obigen Fragestellungen<br />

vorbereitet. Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Briefing noch einmal in allen Punkten<br />

detailliert hinterfragt wird. Dies ist notwendig, damit sich der Coach beziehungsweise Trainer ein<br />

umfassendes Bild machen und die Maßnahme auf Ihre Bedürfnisse angepasst werden kann.<br />

Als Beispiel für das Vorgehen bei der Planung und Durchführung einer kombinierten Coaching-<br />

und Trainingsmaßnahme soll nachfolgend das Projekt „Projektmanagement“ beschrieben werden.<br />

Erst einmal vorweg die Ausgangssituation und die formulierten Ziele:<br />

Ausgangssituation:<br />

viele unterschiedliche Kunden und Anforderungen<br />

viele neue Mitarbeiter<br />

keine festen Abläufe<br />

organisierte Projektabwicklung ungenügend<br />

teilweise unzufriedene Mitarbeiter<br />

Ziele:<br />

Etablierung von funktionierenden Strukturen und Prozessen<br />

Verbesserung der internen und externen Kommunikation<br />

Schulung der Mitarbeiter <strong>im</strong> Bereich Projektmanagement<br />

Aufdecken der Potenziale und Entwicklungsziele der Mitarbeiter<br />

68 69


Aus- und Weiterbildung<br />

Phase 1:<br />

Auftragserklärung<br />

Zwischen Personalentwicklung und Coach findet das erste Briefinggespräch statt.<br />

Phase 1:<br />

Auftragserklärung<br />

Vorgespräche:<br />

Personalentwicklung (PE)<br />

Workshop:<br />

Auftrags- und Zielklärung mit<br />

PE + Bereichsleiter (BL)<br />

Die Rahmenbedingungen werden geklärt. In einem zweiten<br />

Termin lernen sich Coach und die internen Auftraggeber<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines Workshops kennen. Wesentlicher<br />

Bestandteil ist es, die Ziele und Erwartungen zu verstehen,<br />

zu hinterfragen und schließlich zu konkretisieren.<br />

Vorgehen und Methodik werden vorgestellt.<br />

Jetzt ist es zwingend notwendig, die bestehenden Abläufe <strong>im</strong> Unternehmen genauer zu<br />

untersuchen.<br />

Phase 2:<br />

Konzeption<br />

Prozessanalyse + Mitarbeiterbefragung<br />

per Interview<br />

Ergebnispräsentation +<br />

Vorstellung Konzeption zur<br />

geplanten Maßnahme<br />

Phase 3:<br />

Durchführung<br />

Erstellung Projekthandbuch<br />

Kick-off<br />

Start: Gruppentraining +<br />

Einzel-Coaching<br />

Abschlussveranstaltung<br />

Phase 2:<br />

Konzeption<br />

Phase 3:<br />

Durchführung<br />

Beispielhafter Ablaufplan: Kombinierte Coaching- und Trainingsmaßnahme<br />

Phase 4:<br />

Abschluss. Next steps<br />

Es sollten Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen<br />

(bereichsübergreifend) ausgewählt und in persönlichen<br />

Interviews befragt werden. Im Anschluss an die Analyse<br />

werden die Inhalte für das Coaching und Training konkretisiert<br />

und die Verbesserunsgvorschläge können so<br />

schon direkt in den Prozess einfließen.<br />

Die wichtigsten To-dos, Kommunikationsschritte, Dokumente<br />

und Schnittstellen <strong>im</strong> Projekt müssen jetzt beschrieben<br />

werden. Positive Beispiele aus anderen Projekten<br />

sowie Tipps und Tricks können eingearbeitet werden.<br />

Antworten auf die W-Fragen: Was? Wieso? Warum? Wann?<br />

Es starten nun mehrere Termine für Gruppen-Trainings. Neben Input vom Trainer werden praktische<br />

Fertigkeiten anhand von Fallbeispielen erarbeitet.<br />

Jedem Teilnehmer können weitere Termine für ein individuelles Coaching angeboten werden. Die<br />

Ziele werden direkt mit dem Coachee vereinbart.<br />

Phase 4:<br />

Abschluss. Next steps<br />

Feedbackrunde Auftraggeber<br />

Nachsteuerung, Planung von<br />

Anschlussmaßnahmen<br />

Abschließend wird ein Meeting mit dem Auftraggeber und<br />

der Personalabteilung durchgeführt, in dem die Maßnahme<br />

anhand der vorab vereinbarten Kriterien bewertet<br />

wird. Eine zweite Bewertung findet circa sechs Wochen<br />

später statt.<br />

Der Coach beziehungsweise Trainer bringt Erkenntnisse<br />

und Verbesserungsvorschläge aus der Gruppe ein. In der<br />

Abschlussrunde wird über weitere Maßnahmen diskutiert.<br />

Eine Potenzialbewertung der Mitarbeiter wird <strong>im</strong> Anschluss<br />

vorgenommen (unter Beachtung der Vertrauenskriterien).<br />

Nach Abschluss des ersten Durchgangs hat sich das Unternehmen dazu entschieden, die kombinierte<br />

Coaching- und Trainingsmaßnahme fortzusetzen. Das Feedback der Teilnehmer war<br />

durchweg positiv. Andere Fachbereiche konnten bereits spürbare Veränderungen bei der Projektabwicklung<br />

zurückmelden. Die St<strong>im</strong>mung in einigen Kundenbeziehungen hat sich deutlich zum<br />

Positiven gewendet.<br />

In einem zweiten Durchlauf wurden nun die Junioren des Unternehmens sowie alle neuen Mitarbeiter<br />

nach Ablauf der Probezeit mit dieser erfolgreichen Personalentwicklungsmaßnahme<br />

belohnt.<br />

Literaturhinweise:<br />

Phillips, Jack J.; Schirmer, Frank C.: Return on Investment in der Personalentwicklung.<br />

Der 5-Stufen-Evaluationsprozess (Springer-Verlag)<br />

Reischmann, Jost: Weiterbildungs-Evaluation: Lernerfolge messbar machen (Ziel-Verlag)<br />

70 71


Rechtliche Grundlagen<br />

Die Personaleinstellung unter Beachtung des<br />

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG)<br />

Bei der Einstellung hat der Arbeitgeber zur Vermeidung von unliebsamen<br />

finanziellen Folgen das Allgemeine Gleichheitsbehandlungsgesetz (AGG)<br />

zu beachten. Bereits bei der Suche per Anzeigenschaltung und sodann <strong>im</strong><br />

anschließenden Einstellungsgespräch sollte der Arbeitgeber besondere<br />

Vorsicht walten lassen. Bereits kleinste Fehler <strong>im</strong> Einstellungsverfahren<br />

können die Grundlage für eine Forderung nach einer Entschädigung und<br />

materiellen Schadensersatz geben.<br />

I. Die Stellenausschreibung<br />

In § 11 AGG heißt es wörtlich:<br />

„Ein Arbeitsplatz darf nicht unter Verstoß gegen § 7 Abs. 1 ausgeschrieben werden.“<br />

In § 7 AGG ist Folgendes geregelt:<br />

(1)<br />

Beschäftigte dürfen nicht wegen eines in § 1 genannten Grundes benachteiligt werden; dies gilt<br />

auch, wenn die Person, die die Benachteiligung begeht, das Vorliegen eines in § 1 genannten<br />

Grundes bei der Benachteiligung nur ann<strong>im</strong>mt.<br />

In § 1 AGG ist wiederum Folgendes geregelt:<br />

Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen<br />

der Rasse oder der ethnischen Herkunft,<br />

des Geschlechts,<br />

der Religion oder Weltanschauung,<br />

einer Behinderung,<br />

des Alters oder<br />

der sexuellen Identität<br />

zu verhindern oder zu beseitigen.<br />

Susanne A. Becker,<br />

Fachanwältin für<br />

Arbeitsrecht<br />

Eine nicht mit dem AGG konforme Stellenausschreibung stellt ein Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

dar. Hierbei ist unerheblich, ob der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin (nachfolgend nur noch Arbeitgeber)<br />

die Stellenausschreibung selbst vorn<strong>im</strong>mt oder Dritte mit der Erstellung beauftragt. Der<br />

Arbeitgeber ist für den Inhalt der Stellenausschreibung verantwortlich.<br />

Aufgrund des zumeist großen Adressatenkreises der Ausschreibung erhöhen sich mögliche<br />

Ansprüche nach dem AGG auf alle potenziell benachteiligten Bewerber. Zwar sieht § 15 Abs. 2<br />

AGG eine Grenze von drei Monatsgehältern bei „nicht bestqualifizierten“ Bewerbern vor. Diese<br />

Grenze gilt jedoch für jeden einzelnen Bewerber, sodass es eine summenmäßige Beschränkung<br />

der Ansprüche für das Einstellungsverfahren nicht gibt.<br />

A. Reaktion auf einen Fehler in der Stellenausschreibung<br />

Sofern ein Fehler in der Stellenausschreibung vorliegt, könnte der Arbeitgeber zur Schadensmin<strong>im</strong>ierung<br />

den Bewerbern mitteilen, dass das Einstellungsverfahren nicht weiter betrieben<br />

wird, da der Entschädigungsanspruch entfällt, wenn die ausgeschriebene Stelle unbesetzt<br />

bleibt. Die Stelle kann sodann zu einem späteren Zeitpunkt – ohne Verstoß gegen das AGG – neu<br />

ausgeschrieben werden.<br />

Um Fehler in der Stellenausschreibung zu vermeiden,<br />

sollten folgende Punkte beachtet werden:<br />

1. Altersneutrale Stellenausschreibung<br />

Die Altersdiskr<strong>im</strong>inierung spielt neben der Geschlechterdiskr<strong>im</strong>inierung<br />

und der Diskr<strong>im</strong>inierung wegen Behinderung in der Praxis<br />

eine erhebliche Rolle. Formulierungen, die den Anschein einer<br />

Bevorzugung von jüngeren oder älteren Arbeitnehmern erwecken,<br />

können ein starkes Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung sein. Gleiches<br />

gilt für die Gestaltung der Anzeige. Zeigt die Anzeige zum Beispiel<br />

nur junge, dynamische Menschen, so kann dies einen Verstoß<br />

gegen das Verbot der Altersdiskr<strong>im</strong>inierung indizieren. Das Lebensalter<br />

darf bei der Personalentscheidung unabhängig davon,<br />

ob es sich um das hohe oder das junge Alter handelt, keine Rolle<br />

spielen. Risiken bringen auch Formulierungen mit sich, die oftmals<br />

mit eher älteren oder jüngeren Menschen in Verbindung gebracht<br />

werden. Folgende Formulierungen sind hier zu finden: „junges,<br />

dynamisches Team“, „leistungsfähiger Mitarbeiter (m/w)“ oder<br />

aber auch die Verwendung von Adjektiven „erfahren und loyal“.<br />

Der Arbeitgeber kann aber einschlägige Berufserfahrung verlangen. Der Rechtfertigungstatbestand<br />

des § 10 S. 3 Nr. 2 AGG erlaubt eine Festlegung von Mindestanforderungen an die<br />

Berufserfahrung. Die Berufserfahrung bildet ein wesentliches Kriterium zur Best<strong>im</strong>mung<br />

der Fähigkeiten und Kompetenzen des Bewerbers. Ob dies auch <strong>im</strong> umgekehrten Sinne gilt,<br />

also bei der Ausschreibung einer Stelle speziell für Berufsanfänger, ist bisher noch nicht<br />

höchstrichterlich geklärt.<br />

72 73


Rechtliche Grundlagen<br />

2. Verzicht auf die Vorlage eines Lichtbildes<br />

Der Arbeitgeber sollte von den Bewerbern kein Lichtbild verlangen.<br />

Die sich aus dem Lichtbild ergebenden Informationen, wie Alter,<br />

Vorliegen einer Behinderung, Geschlecht und gegebenenfalls<br />

Rasse/ethnische Herkunft oder Religionszugehörigkeit (bei Kopftuchträgerinnen)<br />

könnten als Gründe für eine Ablehnung herangezogen<br />

werden. Für sich genommen würde die Forderung nach<br />

einem Lichtbild nur ein schwaches Diskr<strong>im</strong>inierungsindiz bilden,<br />

verbunden mit weiteren Indizien könnte dies jedoch zu einer Beweiserleichterung<br />

des Bewerbers gemäß § 22 AGG führen.<br />

In § 22 AGG heißt es wörtlich:<br />

Wenn <strong>im</strong> Streitfall die eine Partei Indizien beweist, die eine Benachteiligung<br />

wegen eines in § 1 genannten Grundes vermuten<br />

lassen, trägt die andere Partei die Beweislast dafür, dass kein<br />

Verstoß gegen die Best<strong>im</strong>mungen zum Schutz vor Benachteiligung<br />

vorgelegen hat.<br />

3. Geschlechtsneutrale Stellenausschreibung<br />

Für viele Arbeitgeber ist es zwischenzeitlich eine Selbstverständlichkeit,<br />

dass eine Stelle nicht geschlechtsspezifisch ausgeschrieben<br />

werden darf. Sie achten darauf, dass die Verwendung der<br />

männlichen und weiblichen Geschlechterform in der Stellenausschreibung<br />

durch entsprechende Zusätze wie „/in“ oder „m/w“<br />

beachtet werden. Dennoch trifft man in der Praxis <strong>im</strong>mer wieder<br />

auf die Nichtbeachtung der geschlechtsneutralen Stellenausschreibung<br />

beziehungsweise der nicht einheitlichen Formulierung<br />

in der Stellenausschreibung.<br />

Zum Beispiel:<br />

Wir suchen einen Betriebsleiter/in. Er sollte über folgende ...<br />

verfügen.<br />

Arbeitgeber sollten auf Lichtbilder<br />

von Bewerbern verzichten<br />

4. Einschaltungs- und Unterrichtungspflicht bei Schwerbehinderten<br />

Gemäß § 81 Abs. 1 S. 2 SGB IX ist bei jeder freien Stelle frühzeitig Kontakt mit der Agentur für<br />

Arbeit aufzunehmen, um sich gegebenenfalls geeignete schwerbehinderte oder diesen gleichgestellte<br />

behinderte Bewerber benennen zu lassen. Hierzu sind alle Arbeitgeber verpflichtet, unabhängig,<br />

ob sie die Beschäftigungspflicht des § 71 SGB IX trifft oder die Beschäftigungsquote<br />

bereits erfüllt ist. Wird die Arbeitsagentur nicht eingeschaltet, so stellt dies die Vermutung der<br />

Benachteiligung eines Bewerbers wegen einer Behinderung gemäß § 7 AGG dar. Nur dann, wenn<br />

der Arbeitgeber die Beschäftigungsquote „übererfüllt“, soll die Vermutung einer Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

widerlegt sein. Die Einschaltung der Agentur für Arbeit verhindert nicht nur das bei Unterlassung<br />

drohende Benachteiligungsindiz, sondern kann andererseits in einer rechtlichen Auseinandersetzung<br />

gleichzeitig ein starkes Indiz zu Gunsten des Arbeitgebers sein. Aus Gründen der Nachweisbarkeit<br />

empfiehlt es sich, die aussagefähige Stellenausschreibung der bei der Agentur für<br />

Arbeit zuständigen Stelle für Schwerbehinderte zu den Unterlagen des Bewerbungsverfahrens<br />

zu nehmen.<br />

Sofern Bewerbungen von Schwerbehinderten eingehen, ist eine gegebenenfalls vorhandene Schwerbehindertenvertretung<br />

gemäß § 81 Abs. 1 S. 4 SGBIX über die Bewerbung zu unterrichten. Ferner<br />

ist die Schwerbehindertenvertretung bei der Einstellung zu beteiligen. Eine unterlassene Unterrichtung<br />

der Schwerbehindertenvertretung über die Bewerbung ist ebenfalls ein Indiz für die<br />

Benachteiligung eines schwerbehinderten oder diesem gleichgestellten Menschen.<br />

II. Absageschreiben<br />

Bei der Vorauswahl der Bewerbungen empfiehlt<br />

es sich dringend, nach festgelegten<br />

Auswahlkriterien vorzugehen. Die Auswahlkriterien<br />

dürfen nicht gegen das Benachteiligungsverbot<br />

des AGG verstoßen, sodass rein<br />

berufsbezogene und betrieblich geforderte<br />

Kriterien zu Grunde zu legen sind. Regelmä- Absageschreiben – eine Enttäuschung für die Bewerber,<br />

ßig werden diese bereits in der Stellenaus- eine juristische Herausforderung für den Arbeitgeber<br />

schreibung festgelegt sein. Durch vorherige<br />

Festlegung der Auswahlkriterien kann der Arbeitgeber bei Bedarf darlegen, dass er bei der<br />

Vorauswahl der eingehenden Bewerbungen AGG-konform vorgegangen ist. Als mögliche objektive<br />

Auswahlkriterien kämen zum Beispiel die Vollständigkeit der Bewerbungsunterlagen, die<br />

Berufsausbildung und Fortbildung und die Berufserfahrung in Betracht.<br />

Bei den Absageschreiben ist ebenso wie in der Stellenausschreibung auf eine geschlechterneutrale<br />

oder geschlechterübergreifende Formulierung zu achten. Von der Betreffzeile bis zum<br />

74 75


Rechtliche Grundlagen<br />

Text sollte dies eingehalten werden. Aus diesem Grunde sollten Formulierungen wie „Wir haben<br />

uns für eine andere Person entschieden“ verwendet werden und nicht „Wir haben uns für eine<br />

andere Bewerberin entschieden“.<br />

Nur bei Schwerbehinderten ist eine Begründung der Absage gemäß § 81 Abs. 1 S. 9 SGB IX erforderlich.<br />

Ansonsten sollte stets auf Begründungen verzichtet werden. Diese können zu Nachfragen<br />

und Rechtfertigungsversuchen der Bewerber führen und bilden damit ein erhöhtes Risiko, erst den<br />

Hinweis auf Diskr<strong>im</strong>inierungsmerkmale zu geben.<br />

III. Bewerbungsgespräch<br />

Das Bewerbungsgespräch birgt ein besonderes Risikopotenzial. Direkte wie indirekte Fragen<br />

zum Beispiel nach der Staatsbürgerschaft, Sprachkenntnissen oder familiären Verhältnissen/<br />

Familienplanung können ein Indiz für eine Diskr<strong>im</strong>inierung darstellen. Die (unzulässigen) Fragen<br />

reichen bereits als Indiz aus:<br />

Maßgeblich für das Fragerecht des Arbeitgebers ist das betriebliche Interesse des Arbeitgebers<br />

in Abwägung mit dem Interesse des Bewerbers auf Privatsphäre. Die Fragen dürfen nicht gegen<br />

das AGG verstoßen. Danach sind folgende Fragen unzulässig (in der Klammer ist jeweils das<br />

Benachteiligungsmerkmal genannt):<br />

Familienstand (sexuelle Identität)<br />

Familienplanung (Geschlecht, sexuelle Identität)<br />

Geburtsdatum (Alter)<br />

Geburtsort (Rasse/ethnische Herkunft)<br />

Kirchenzugehörigkeit (Religion/Weltanschauung)<br />

Kinder (Geschlecht, sexuelle Identität)<br />

Ebenfalls sollten die Fragen vermieden werden nach:<br />

Staatsbürgerschaft (Rasse/ethnische Herkunft)<br />

Sprachkenntnisse (Rasse/ethnische Herkunft)<br />

Scientology (Religion/Weltanschauung)<br />

Schwerbehinderung (Behinderung)<br />

Nur in Ausnahmefällen kann eine der vorstehenden Fragen zulässig sein, wenn die Benachteiligung<br />

nach dem AGG gerechtfertigt ist. Dann handelt es sich bereits begrifflich nicht um eine<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung.<br />

76 77


Rechtliche Grundlagen<br />

IV. Einstellung<br />

Das AGG gilt gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 2 auch für Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen in individualrechtlichen<br />

Vereinbarungen.<br />

A. Arbeitsvertrag<br />

Auch bei der Arbeitsvertragsgestaltung ist demnach auf die Einhaltung des AGG zu achten.<br />

Im Arbeitsvertrag sollte die richtige Geschlechterform der eingestellten Person gewählt werden,<br />

um kein Indiz für eine geschlechterdiskr<strong>im</strong>inierende betriebliche Praxis zu setzen. Dies<br />

betrifft insbesondere die Diskr<strong>im</strong>inierung von Frauen. Die Häufung maskuliner Personenbezeichnung<br />

kann den Eindruck erwecken, dass Frauen übersehen oder nur mitgemeint werden.<br />

Immer häufiger sind Arbeitsverträge zu finden, die nur eine Geschlechterform <strong>im</strong> Arbeitsvertrag<br />

aufweisen, jedoch mit einem Hinweis, dass damit alle Geschlechterformen gemeint sind. Damit<br />

sind sodann männliche, weibliche, intersexuelle und transsexuelle Menschen umfasst. Dies hat<br />

den Vorteil, dass insbesondere bei Vertragsanpassungen nicht in mehreren Arbeitsvertragsentwürfen<br />

Änderungen eingearbeitet werden müssen.<br />

1. Verpflichtung zu diskr<strong>im</strong>inierungsfreiem Umgang<br />

Der Arbeitgeber hat die Hinweis- und Einwirkungspflicht, dass von Mitarbeitern seines Unternehmens<br />

keine Diskr<strong>im</strong>inierungen ausgehen. Es empfiehlt sich daher, entweder den Arbeitsvertrag<br />

durch einen Verhaltenskodex oder aber zumindest durch eine Verpflichtung zu diskr<strong>im</strong>inierungsfreiem<br />

Umgang gegenüber Kollegen und Kunden zu ergänzen. Dies kann den Arbeitgeber<br />

in möglichen späteren Verfahren wegen des Vorwurfs der Diskr<strong>im</strong>inierung schützen.<br />

2. Beschwerdestelle<br />

Der Arbeitgeber hat eine Beschwerdestelle einzurichten, an die sich der Betroffene <strong>im</strong> Falle einer<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung wenden kann. § 13 Abs. 1 AGG verlangt einen Hinweis über die Beschwerdestelle.<br />

Dieser Hinweis muss dem Arbeitnehmer zugänglich gemacht werden. Die Beschwerdestelle kann<br />

zum Beispiel aus dem Vorgesetzten bestehen. Eine eigens dafür geschaffene Stelle ist nicht erforderlich.<br />

Für den Hinweis bietet sich neben Aushängen <strong>im</strong> Betrieb auch der Arbeitsvertrag an.<br />

B. Schulung<br />

Eine AGG-Schulung bietet sich direkt zu Beginn des Anstellungsverhältnisses an. Durch diese<br />

Schulung kann der Arbeitgeber seine eigene Haftung bei Verstößen von Arbeitnehmern gegen<br />

das AGG ausschließen. Hierzu sind auch „Online-Schulungen“ geeignet, die sich ohne Weiteres<br />

den betrieblichen Bedürfnissen anpassen lassen. Der Schulungsnachweis sollte sodann zur<br />

Personalakte genommen werden.<br />

V. Dokumentation/Aufbewahrungsfristen<br />

Entschädigungs- und Schadensersatzansprüche gemäß § 15 Abs. 4 AGG sind binnen zwei Monaten<br />

geltend zu machen. Die Frist beginnt spätestens mit dem Zugang des Absageschreibens.<br />

Trotz dieser Frist ist es dem Arbeitgeber nicht zu empfehlen, das Absageschreiben als dokumentiertes<br />

Schreiben (z. B. per Boten) dem Bewerber zukommen zu lassen. Zum einen wäre dies mit<br />

erhöhten Kosten verbunden und zum anderen könnte es den Bewerber erst auf die Idee bringen,<br />

dass bei dem Bewerbungsverfahren gesetzliche Vorschriften nicht eingehalten wurden.<br />

Die Aufbewahrungsfrist der Bewerbungsunterlagen sowie sonstiger <strong>im</strong> Falle eines Prozesses<br />

notwendiger Unterlagen (Stellenausschreibung, Gesprächsnotizen etc.) kann sich an der zwe<strong>im</strong>onatigen<br />

Ausschlussfrist des § 15 Abs. 4 AGG orientieren. Angesichts dessen, dass die Frist<br />

aber mit Zugang des Absageschreibens beginnt, ist ein entsprechender Sicherheitszuschlag vorzunehmen.<br />

Eine Aufbewahrung von drei bis vier Monaten sollte daher unbedingt eingehalten werden.<br />

VI. Zusammenfassung<br />

Ein konsequent durchgeführtes Einstellungsverfahren unter Einhaltung des AGG kann den<br />

Arbeitgeber vor Ansprüchen Dritter auf eine Entschädigung und materiellen Schadensersatz<br />

schützen. Jeder Arbeitgeber ist deshalb gut beraten, seinen Einstellungsprozess zu prüfen und<br />

gegebenenfalls zu überarbeiten. Im Weiteren besteht für den Arbeitgeber die Möglichkeit, sein<br />

wirtschaftliches Risiko durch den Abschluss einer AGG-Versicherung zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

Literaturhinweise:<br />

Nollert-Borasio/Perreng, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, 2. Auflage 2008<br />

Rust/Falke, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, 2007<br />

Schiefer/Walter, Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz –<br />

Was man als Arbeitgeber wissen muss – 2007<br />

Gregor Thüsing, Arbeitsrechtlicher Diskr<strong>im</strong>inierungsschutz, 2007<br />

78 79


Inter<strong>im</strong> Management<br />

Voll <strong>im</strong> Zukunftstrend: Inter<strong>im</strong> Management<br />

„Was hat eigentlich Inter<strong>im</strong> Management mit Personalmarketing zu<br />

tun?“ werden Sie sich als Leser vielleicht fragen. Um Ihnen darauf eine<br />

Antwort zu geben, soll <strong>im</strong> Folgenden ein (Aus-)Blick auf eine Dienstleistung<br />

geworfen werden, die sich eines kontinuierlichen Wachstums in den<br />

vergangenen Jahren erfreut hat. Trendforscher prognostizieren, dass<br />

bis zum Jahre 2020 etwa 60 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse<br />

auf flexibler und freier Basis gestaltet sein werden. Beinhaltet sind darin<br />

Inter<strong>im</strong> Management (überwiegend Führungs-/Leitungspositionen), Zeitarbeit<br />

und Beratungsdienstleistungen.<br />

Petra Carlsen,<br />

Change Manufaktur<br />

Unternehmen haben sich heute großen Herausforderungen zu stellen, ob Globalisierung, demografische<br />

Entwicklung oder aktuelle Wirtschaftskrise. Ein Unternehmen unterliegt einem<br />

ständigen <strong>Wandel</strong>. Um <strong>im</strong> globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben und diese Herausforderungen<br />

erfolgreich zu bewältigen, benötigt es neben einem Höchstmaß an Flexibilität,<br />

Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit engagierte, fachlich ausgezeichnete und<br />

für das Unternehmen „brennende“ Mitarbeiter. Maßgeblich am Unternehmenserfolg beteiligt<br />

sind die Menschen, die in ihm arbeiten und ihr Know-how zur Verfügung stellen. Bedingt durch<br />

den wirtschaftlichen <strong>Wandel</strong> verändern sich auch die Aufgaben und die Anforderungen an die<br />

Mitarbeiter und die Arbeitsformen sowie Arbeitsumgebungen. Um aktuelles Know-how und in der<br />

Praxis erprobte Erfahrungen kurzfristig einsetzten zu können, werden – und das mit steigender<br />

Tendenz – externe Führungskräfte, die „Inter<strong>im</strong> Manager“, eingesetzt. Sie sind pr<strong>im</strong>är für die<br />

zeitnahe Umsetzung eines oder mehrerer Projekte verantwortlich.<br />

Früher waren Inter<strong>im</strong> Manager häufig jenseits der 55-er Altersgrenze und wurden meist als<br />

Krisenmanager für unpopuläre Aufgaben wie zum Beispiel „Betriebsübernahmen vorberei-<br />

ten und umsetzen“ oder „Umstrukturierungen verbunden mit Personalabbau gestalten und<br />

durchsetzen“ eingesetzt. Heute sind die Aufgaben und Einsatzgebiete der oft auch jüngeren<br />

Inter<strong>im</strong> Manager (35 bis 45 Jahre) vielfältiger. Sie werden mit der Erschließung neuer Märkte<br />

<strong>im</strong> internationalen Kontext, der Steuerung komplexer Finance- und IT-Projekte oder der Leitung<br />

einer Abteilung zur Überbrückung von Vakanzen betraut. Ein Inter<strong>im</strong> Manager ist befristet beziehungsweise<br />

vorübergehend für ein Unternehmen als externer Mitarbeiter in Managementbereichen<br />

tätig. Inter<strong>im</strong> Manager sind selbstständig (also ebenfalls Unternehmer) und schließen<br />

mit ihrem Vertragspartner (Unternehmen oder Provider) in der Regel einen Dienstvertrag ab.<br />

Sie erbringen selbstständig eine Dienstleistung und unterliegen nicht dem Weisungsrecht des<br />

Arbeitgebers. Die Tagessätze liegen zwischen 500 und 1.500 Euro, abhängig von Aufgabe und<br />

Unternehmensgröße. Ein Inter<strong>im</strong> Manager ist unabhängig in seinem Handeln, da seine Zukunft<br />

nicht <strong>im</strong> Unternehmen liegt. Er denkt und handelt neutral und objektiv. Der Inter<strong>im</strong> Manager<br />

verfügt zum einen über ein ausgezeichnetes und praxiserprobtes Fachwissen zum anderen über<br />

überdurchschnittliche soziale Kompetenzen und eine hohe Kommunikationsfähigkeit. Mobilität,<br />

Flexibilität, Durchsetzungskraft und Kreativität sind gefragt. Ein Inter<strong>im</strong> Manager arbeitet oft<br />

unter Zeitdruck und häufig übern<strong>im</strong>mt er Führungsverantwortung für Teams und ganze Abteilungen<br />

oder Bereiche. Inter<strong>im</strong> Manager müssen schnell verstehen, wie ihr „neues Unternehmen“<br />

tickt und müssen sich in kurzer Zeit einfügen können. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die<br />

Unternehmen, dass der Inter<strong>im</strong> Manager auch akzeptiert und ins Unternehmen integriert werden<br />

muss. Von Anfang an muss eine Vertrauensbasis bestehen, sowohl bei der Geschäftsführung als<br />

auch bei den Mitarbeitern.<br />

Den richtigen Inter<strong>im</strong> Manager zu finden, ist dabei eine genauso große Herausforderung wie<br />

eine Position auf Dauer zu besetzen. Etablierte Netzwerke, renommierte Provider sowie die<br />

Dachverbände unterstützen bei der Suche. Zu empfehlen ist es, <strong>im</strong>mer zuerst sein persönliches<br />

Netzwerk zu befragen. Erfahrungsgemäß spielen persönliche Empfehlungen bei der erfolgreichen<br />

Auswahl eines exzellenten Inter<strong>im</strong> Managers eine große Rolle.<br />

Aber was hat Inter<strong>im</strong> Management nun mit Personalmarketing zu tun? Wahrscheinlich haben Sie<br />

sich be<strong>im</strong> Lesen des Beitrages diese Frage schon selbst beantwortet: Die Suche, die Gewinnung,<br />

die erfolgreiche Integration ins Unternehmen sowie die Schaffung der internen Strukturen können<br />

Sie mit den gleichen Personalmarketing-Maßnahmen, die von den Autorinnen und Autoren<br />

in diesem Booklet beschrieben wurden, gestalten und umsetzen. Nur der wirklich zum Unternehmen<br />

passende und von den Mitarbeitern akzeptierte Inter<strong>im</strong> Manager wird die an ihn gestellten<br />

Aufgaben und Herausforderungen mit Erfolg und in der dafür vorgesehenen Zeit bewältigen.<br />

Julia Böge, Jahrgang 1963, ist seit 1995 <strong>im</strong> Personalmanagement tätig. Seit 2001 ist sie Inter<strong>im</strong><br />

Manager HR. Lesen Sie, welche Erfahrungen sie als Inter<strong>im</strong> Managerin macht und wo sie für die<br />

Unternehmen und auch für sich den größten Nutzen sieht.<br />

Frau Böge, was reizt Sie am meisten an der Tätigkeit als Inter<strong>im</strong> Managerin?<br />

JB: Ich bin seit 2001 als Inter<strong>im</strong> Managerin <strong>im</strong> Personalbereich aus Hamburg<br />

heraus tätig. Mich reizt am meisten, <strong>im</strong>mer in unterschiedlichen<br />

Unternehmen zu arbeiten und die ganze Bandbreite an Personalarbeitsphilosophien<br />

kennenzulernen. Das Arbeiten als Freiberufler, aber in und<br />

mit Teams, sowie nicht auf unternehmenspolitische Konstellationen<br />

Rücksicht nehmen zu müssen, sind für mich Vorteile. Ich kann meine<br />

Stärken – analytisches Denken, Entscheidungsfreude und Ergebnisorientierung<br />

– besonders gut in diesen Job einbringen.<br />

Julia Böge,<br />

Inter<strong>im</strong> Managerin<br />

Hat Ihre Tätigkeit als Inter<strong>im</strong> Managerin auch Vorteile für Ihre Work-Life-Balance? Können Sie<br />

Ihren beruflichen Alltag flexibel gestalten?<br />

JB: Man kann als Inter<strong>im</strong> Manager in meinen Augen seine Work-Life-Balance nicht 100-prozentig<br />

80 81


Inter<strong>im</strong> Management<br />

steuern, denn als Dienstleister stehe ich dem Kundenunternehmen so lange mit voller Kraft zur<br />

Verfügung, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.<br />

Die Tagessätze für einen Inter<strong>im</strong> Manager liegen nach Schätzungen zwischen 500 und 1.500<br />

Euro. Das sind doch exzellente Verdienstmöglichkeiten?<br />

JB: Die Honorar-Tagessätze sind zwar auf den ersten Blick attraktiv, aber das Gesamteinkommen<br />

hängt von der Auslastung ab. Tage, die ich nicht für das Unternehmen tätig bin (z. B. Urlaub,<br />

Krankheit etc.) werden auch nicht vergütet.<br />

Warum entscheiden sich Unternehmen, eine Inter<strong>im</strong> Managerin, wie Sie es sind, einzusetzen?<br />

Welche Fähigkeiten bringen Sie mit, um erfolgreich ein Projekt abzuwickeln?<br />

JB: Unternehmen, die mich engagieren, stehe ich sehr schnell und flexibel zur Verfügung. Ich<br />

kann von einem auf den anderen Tag starten. Genauso schnell kann ich auch das Unternehmen,<br />

wenn eine langfristige Besetzung der Position gefunden ist, wieder verlassen. Ich bringe viel<br />

Erfahrung mit. Das sind neben meiner Linien-Erfahrung als Personalleiterin in IT-Unternehmen<br />

nunmehr viele Jahre Expertise als Inter<strong>im</strong> Managerin HR für die unterschiedlichen Projekte der<br />

IT-, Internet-, Telekommunikation- und Medien-Branche. Diese gebe ich an HR-Mitarbeiter weiter.<br />

Meine Erfahrung erlaubt mir darüber hinaus, mich schnell einzuarbeiten. Schließlich kann ich<br />

nicht nur operativ tätig sein, sondern gleichzeitig auch beratend tätig werden.<br />

Für welche Aufgaben werden Sie schwerpunktmäßig engagiert?<br />

JB: Situationen, in denen mich Unternehmen engagiert haben, waren zum Beispiel:<br />

Aufbau der Personalarbeitsstrukturen und -prozesse bis die Suche nach einem<br />

Personalleiter erfolgreich war<br />

Vakanzüberbrückung für den Zeitraum, während die Trennung vom Personalleiter<br />

erfolgte und eine Nachbesetzung gesucht wurde<br />

Überbrückung von Vakanzen während der Elternzeit einer Personalleitung<br />

Begleitung einer Unternehmensumstrukturierung als Projektverantwortliche <strong>im</strong><br />

Personalbereich<br />

Wie lange sind in der Regel Ihre Einsätze in den Unternehmen?<br />

JB: Ich bin regelmäßig zwischen sechs und zwölf Monaten für ein Unternehmen tätig. Oft starten<br />

wir erst einmal mit einem Drei-Monats-Vertrag. Das hängt meines Erachtens damit zusammen,<br />

dass die Unternehmen engagierte Pläne haben, was die Suche nach dem langfristigen Personalleiter<br />

beziehungsweise den Projekterfolg betrifft. Oftmals gilt es deshalb auch eine realistische<br />

Planung mit dem Unternehmen zu besprechen.<br />

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Kriterien, auf die Unternehmen bei der Suche und<br />

Auswahl eines Inter<strong>im</strong> Managers achten sollten?<br />

JB: Bei ihrer Entscheidung sollten die Unternehmen auf die fundierte Expertise des Inter<strong>im</strong><br />

Managers achten – in konkreter fachlicher Hinsicht, aber auch in Hinblick auf die Erfahrung als<br />

Inter<strong>im</strong> Manager.<br />

Auf welche Kriterien achten Sie, bevor Sie einen Auftrag annehmen?<br />

JB: Ich achte bei meiner Entscheidung für den Auftrag pr<strong>im</strong>är darauf, dass ich mich mit der Personalarbeitsphilosophie<br />

identifizieren kann. Dann kann ich meine Erfahrung und Fähigkeiten<br />

am besten <strong>im</strong> Sinne des Unternehmens einbringen.<br />

Frau Böge, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!<br />

Literaturhinweise und Quellen:<br />

„Inter<strong>im</strong> Management – Unternehmenswandel erfolgreich gestalten mit Managern auf Zeit“ von<br />

Holger Groß und Robert Bohnert, Vahlen Verlag, 2007<br />

DDIM: Dachverband Deutscher Inter<strong>im</strong> Manager e. V., www.dd<strong>im</strong>.de<br />

Die Dachgesellschaft Deutscher Inter<strong>im</strong> Manager e. V. (DDIM) ist die führende nationale<br />

Plattform für professionelles Inter<strong>im</strong> Management und dazugehörige Vermittlungsdienstleistungen.<br />

Hier finden Sie sowohl eine Auswahl an Providern und zahlreiche (geprüfte) Profile<br />

von Inter<strong>im</strong> Managern.<br />

AIMP: Arbeitskreis Inter<strong>im</strong> Management Provider, www.a<strong>im</strong>p.de<br />

Im Arbeitskreis Inter<strong>im</strong> Management Provider (AIMP) sind renommierte Inter<strong>im</strong>-Dienstleister<br />

aus dem deutschsprachigen Europa zusammengeschlossen, um die Interessen der Provider<br />

zu vertreten. Im Wachstumsmarkt Inter<strong>im</strong> Management steht der AIMP für mehr Transparenz,<br />

Professionalität und Qualität, aber auch für Innovation <strong>im</strong> Inter<strong>im</strong>-Geschäft.<br />

BRSI: Bundesvereinigung Restrukturierung, Sanierung, Inter<strong>im</strong> Management, www.brsi.de<br />

Die BRSI hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Informationsaustausch zwischen allen an<br />

der Unternehmenssanierung Beteiligten zu verbessern und hierdurch den Einsatz moderner<br />

Managementkonzepte und Lösungsansätze bei der Unternehmenssanierung zu unterstützen.<br />

82 83


Schlusswort<br />

Clustermanagerin Medien, IT und Telekommunikation<br />

<strong>Hamburg@work</strong><br />

doerthe.zurmoehle@hamburg-media.net<br />

Fon: 040 / 8 00 04 63-35<br />

Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />

www.hamburg-media.net<br />

Liebe Freunde und interessierte Leser,<br />

ob Online-Stellenbörsen, Einsatz von Social Media bei der Personalsuche<br />

oder Coaching und Training – dank der Arbeit des Projektteams<br />

Personalmarketing von <strong>Hamburg@work</strong> sind Sie jetzt auf dem neuesten<br />

Stand, wie Sie als Unternehmen wirkungsvolles und nachhaltiges Personalmarketing<br />

nicht nur <strong>im</strong> Web 2.0 betreiben können.<br />

Wenn auch Ihnen die Digitale Wirtschaft der Hansestadt so am Herzen<br />

liegt wie den Autoren dieses Leitfadens und Sie Ihr Know-how für die<br />

Entwicklung der Metropolregion einbringen wollen, ist unsere Initiative<br />

<strong>Hamburg@work</strong> für Medien, IT und Telekommunikation die ideale Plattform für Ihr Engagement:<br />

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit sind die Fachgruppen zu den Themen Crossmedia, Gamecity,<br />

Law, Linux, newTV, Personalentwicklung und Security sowie angeschlossene Projektteams,<br />

die über die Veröffentlichung von Publikationen hinaus renommierte Branchenveranstaltungen<br />

und Wettbewerbe wie den Neptun Crossmedia Award auf die Beine stellen.<br />

Wir wollen aber nicht nur Ihr Fachwissen – bei <strong>Hamburg@work</strong> bekommen Sie auch etwas für<br />

Ihren Einsatz: die Möglichkeit zum intensiven Networking. Denn neben den Treffen der Fachgruppen,<br />

bei denen konkrete Themen <strong>im</strong> Mittelpunkt stehen, bieten zahlreiche branchenübergreifende<br />

Events die Möglichkeit, mit potentiellen Geschäftspartnern neue Trends und Themen<br />

zu diskutieren. Hier können Sie zudem Kontakte in Forschung und Verwaltung knüpfen.<br />

Unser gemeinsames Ziel ist es, die Branche in der Metropolregion zu informieren, zu vernetzen<br />

und dadurch <strong>im</strong>mer einen Schritt voraus zu sein.<br />

Wir laden Sie herzlich ein, Mitglied von <strong>Hamburg@work</strong> zu werden und so das größte deutsche<br />

Branchennetzwerk seiner Art aktiv mitzugestalten.<br />

Mehr Informationen zu <strong>Hamburg@work</strong> und den aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter<br />

www.hamburg-media.net. Bei Fragen zur Initiative setzen Sie sich gerne direkt mit mir in<br />

Verbindung.<br />

Ich freue mich auf Sie,<br />

Ihre<br />

Dörthe-Julia Zurmöhle<br />

Dörthe-Julia<br />

Zurmöhle,<br />

<strong>Hamburg@work</strong><br />

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Mitgliedschaft<br />

Die Trends und Themen der Digitalen Wirtschaft sind Ihr tägliches Geschäft? Sie wollen Kontakte<br />

knüpfen und Ihren Standpunkt mit Experten diskutieren? Dann treten Sie <strong>Hamburg@work</strong> bei<br />

und nutzen Sie das bundesweit größte Branchennetzwerk der Digitalen Wirtschaft in der<br />

Hansestadt als Ihre persönliche Kommunikationsplattform!<br />

Mitgliedsbeiträge für <strong>Hamburg@work</strong><br />

Firmenmitgliedschaft für Unternehmen, Partnergesellschaften, Personengruppen, Vereine<br />

und andere Organisationen (ab 6 Mitarbeiter)<br />

Jahresbeitrag: 1.500 Euro<br />

(2x Gold für Mitglieder der Geschäftsführung und 4x Silber für Mitarbeiter)<br />

Firmenmitgliedschaft für Einzelunternehmer, Selbständige, Freiberufler oder<br />

Kleinunternehmer (bis 5 Personen)<br />

Jahresbeitrag: 750 Euro<br />

(2x Gold für Mitglieder der Geschäftsführung oder 1x Gold und 2x Silber für Mitarbeiter)<br />

Firmenmitgliedschaft für Konzerne, Verbundene Unternehmen, Finanzhäuser oder als<br />

freiwilliger Beitrag<br />

Jahresbeitrag: 2.500 Euro<br />

(Gold für alle Mitglieder der Geschäftsführung und 4x Silber für Mitarbeiter)<br />

Ihre Mitgliedschaft bei<br />

<strong>Hamburg@work</strong> ist Ihre Eintrittskarte in die<br />

Digitale Wirtschaft der Metropolregion.<br />

Beitragsrampe für Start-ups mit jährlicher Beitragsanpassung<br />

Stufe 1: 250 Euro (1x Gold)<br />

Stufe 2: 500 Euro (1x Gold und 1x Silber)<br />

Stufe 3: 750 Euro (2x Gold und 1x Silber oder 1x Gold und 3x Silber)<br />

Stufe 4: Firmenmitgliedschaft (siehe oben)<br />

Mitgliedschaft „GOLD“ für natürliche Personen, die der Geschäftsführerebene zuzurechnen sind<br />

Jahresbeitrag: 500 Euro (1x Gold)<br />

Mitgliedschaft „SILBER“ für natürliche Personen<br />

Jahresbeitrag: 250 Euro (1x Silber)<br />

Alle Preise verstehen sich zuzüglich der gesetzlichen MwSt.<br />

Nicola Robert<br />

Mitgliederbetreuung<br />

<strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />

nicola.robert@hamburg-media.net<br />

Fon: 040 / 8 00 04 63-45<br />

Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />

www.hamburg-media.net<br />

Bei Fragen zur Mitgliedschaft wenden Sie sich bitte direkt an mich. Gerne<br />

vereinbare ich einen Termin mit Ihnen, um Ihnen die Idee und das Leistungsspektrum<br />

von <strong>Hamburg@work</strong> persönlich vorzustellen. Satzung,<br />

Mitgliedsbeiträge und Beitrittserklärungen finden Sie zum Download auch<br />

auf unserer Website www.hamburg-media.net.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

<strong>Hamburg@work</strong> e.V.<br />

Uwe Jens Neumann, Vorsitzender<br />

Habichtstraße 41<br />

22305 Hamburg<br />

Amtsgericht Hamburg<br />

Vereinsregister Hamburg VR 1581 8<br />

Fon: 040 / 8 00 04 63-40<br />

Fax: 040 / 8 00 04 63-43<br />

uwejens.neumann@hamburg-media.net<br />

Redaktion und Gestaltung<br />

FAKTOR 3 AG, www.faktor3.de<br />

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