brennpunkt 1/2013
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Fotoszene<br />
Photokina 2012 - eine<br />
persönliche Nachlese.<br />
Im September hatte ich wieder einmal<br />
die Gelegenheit für die Firmen Rauch<br />
und Hahnemühle ein Wochenende auf<br />
der Photokina in Köln zu verbringen.<br />
Im Gegensatz - oder mindestens viel<br />
stärker als bei den vergangenen Messen<br />
- stand das gedruckte Bild im Vordergrund.<br />
Insbesondere die Halle 2.2 befand sich<br />
unter dem Motto »See me, feel me, print<br />
me«!<br />
Sämtliche großen Hersteller und Händler<br />
von Druckerpapieren demonstrierten<br />
mit großformatigen Bildern die Qualität<br />
ihrer Produkte.<br />
Der Standard der Papiere und der<br />
Beschichtungstechniken hat nach<br />
meinen Empfinden eine Stufe erreicht,<br />
die kaum noch zu übertreffen ist. Da<br />
wundert es nicht, dass die Firmen vermehrt<br />
an Präsentation und Erscheinungsformen<br />
arbeiten.<br />
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang<br />
ist das Angebot der FineArt Papiere<br />
von Hahnemühle mit original gerissenem<br />
Büttenrand (»Sheets with Deckle<br />
Edges«), zu erhalten für die Papiere<br />
»William Turner«, »PhotoRag« und<br />
»Museum Etching«.<br />
Das macht schon etwas her, so ein edler<br />
Druck, handsigniert als Einzelstück auf<br />
»Museum Etching«!<br />
Überhaupt, beim Gang durch die Hallen<br />
und betrachten der Bilderausstellungen,<br />
kam mir die Diskussion »Beamer versus<br />
Print« absolut lächerlich vor. Beamer<br />
spielten allenfalls als technisches Gerät<br />
eine Rolle, nicht als Präsentationsform<br />
für Kunst!<br />
Die Königsklasse der Fotografie ist der<br />
FineArt-Print! (auweia, jetzt hagelt es<br />
wieder Leserbriefe...)<br />
Um das zu verdeutlichen zitiere ich hier<br />
einmal Hermann Will den Herausgeber<br />
des „»fine art printer«:<br />
»Unser Gehirn ist darauf trainiert, Bilder<br />
in Kombination mit einer Materialstruktur<br />
zu betrachten. Und deshalb lösen<br />
strukturreiche Medien beim Betrachter<br />
etwas anderes aus als das »reine«<br />
Bild, das uns am Display vermittelt wird.<br />
Naheliegend ist auch, dass die uns inne-<br />
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wohnende Neugierde, nämlich die Tatsache,<br />
dass die Tatsache, dass wir etwas<br />
begreifen wollen, noch daher rührt, dass<br />
unsere Vorfahren Bilder in den Kathedralen<br />
und Kultstätten grundsätzlich mit<br />
den Händen angefasst haben um deren<br />
Inhalt zu »begreifen«.<br />
So weit Hermann Will - und ich denke<br />
dem ist nichts hinzuzufügen!<br />
Wenn die Qualität der FineArt Papiere<br />
schon ein sehr hohes Niveau erreicht<br />
hat, so gilt das für die Fotodrucker erst<br />
recht.<br />
Nach meinem persönlichen Eindruck ist<br />
der EPSON Stylus Pro 3880 nach wie<br />
vor »state of the art« für den gehobenen<br />
Heimanwender. Er ist immer noch unübertroffen<br />
in Handling und Druckqualität<br />
und liegt ebenfalls an der Spitze der<br />
Wirtschaftlichkeit bei den Tintenkosten.<br />
Interessant finde ich hingegen den Kamerasektor,<br />
insbesondere die Entwicklung<br />
im spiegellosen Systembereich. Schon<br />
alleine in Dimension und Aufmachung<br />
des Messeauftritts zeigt sich das neue<br />
Selbstbewusstsein von Panasonic mit<br />
seiner erfolgreichen »Lumix-Reihe«.<br />
Räumlich war deren Ausstellungsfläche<br />
zwar noch hinter Canon platziert, stand<br />
dieser in Aufwand und Renommé aber<br />
in nichts nach!<br />
Das Potential welches in spiegellosen<br />
Kameras, vorrangig dem Micro-<br />
FourThirds -System steckt, ist schon sehr<br />
beachtlich.<br />
Während die bisherigen digitalen Spiegelreflexkameras<br />
sich historisch eher als<br />
Evolution<br />
aus der technischen Historie begreifen<br />
lassen, sind die spiegellosen Systemkameras<br />
die wirkliche digitale Revolution,<br />
die keine Kompromisse an die analoge<br />
Vergangenheit machen musste!<br />
In dieser Einschätzung fühlte ich ich<br />
mich absolut bestätigt, als ich die neue<br />
Lumix GH3 in den Händen hielt. Kurz<br />
vor Redaktionschluss erreichte mich<br />
eines der ersten Kits mit dem 2,8 12-35<br />
mm Zoom.<br />
Mein erster Eindruck war durchweg<br />
positiv! Gehäuse und Objektiv machen<br />
einen sehr wertigen Eindruck. Das Zoom<br />
läuft butterweich und absolut gleichmä-<br />
ßig. Das neue staub- und spritzwassergeschützte<br />
Magnesiumgehäuse wirkt<br />
sehr professionell.<br />
Obwohl ich Sucher und Monitor schon<br />
bei dem Vorgängermodell GH2 als gut<br />
empfunden habe, hat Panasonic hier<br />
noch einmal nachgelegt. Das Sucherbild<br />
der Neuen ist absolut brilliant und<br />
steht einem SRL- Sucher in nichts mehr<br />
nach. Man sieht wirklich das Bild, welches<br />
man dann auch erhält, mit allen<br />
Farb-und Tonwerten!<br />
Bei einer Spiegelreflexkamera hatte das,<br />
was man im Sucher sah, ja häufig nicht<br />
viel mit dem fotografischen Ergebnis zu<br />
tun...<br />
Auch der Monitor überzeugte mich<br />
total!<br />
Wer wie ich, oft mit Stativ bei tiefen Aufnahmestandpunkten<br />
arbeitet, wird die<br />
hohe Brillianz des Bildschirms in Kombination<br />
mit der Klapp - und Schwenkfunktion<br />
als äußerst knie- und rückenschonend<br />
empfinden...<br />
Jedem, der schon mit MFT-System arbeitet,<br />
kann ich die GH3 absolut empfehlen<br />
- wer noch »spiegelt« fände hier<br />
sicherlich einen lockenden Anreiz zum<br />
Umstieg...<br />
Aber zurück zur Photokina!<br />
Meinem Eindruck nach wird sich die<br />
rasante technische Entwicklungsgeschwindigkeit<br />
in der Fotobranche<br />
abschwächen.<br />
Die Ergebnisse guter Fotodrucker auf<br />
FineArt Papier sind kaum noch zu übertreffen,<br />
und das spiegellose System wird<br />
in den Verkaufszahlen schon bald die<br />
Spiegelreflexkameras übertreffen.<br />
Jetzt bleibt zu hoffen, dass das gewachsene<br />
Selbstbewusstsein - und natürlich<br />
die wachsenden Umsätze - die Micro-<br />
FourThird Firmen dazu bewegen, nicht<br />
in jeder Modellreihe Fotografen und<br />
Videofreaks vereinen zu wollen!<br />
Ich denke, dass ich mich in der Fotoszene<br />
gut auskenne, und ich kenne praktische<br />
keine engagierten Fotografen, die<br />
mit ähnlicher Intensität Videos drehen<br />
wollen...<br />
Fest steht, man konnte für sein Geld<br />
noch nie so viel fotografische Qualität<br />
kaufen wie heute - und das ist gut so!<br />
Manfred Kriegelstein