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brennpunkt 1/2013

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Galerien<br />

LOUIS STETTNER<br />

»The First Ninety<br />

Years«<br />

Mit dem Ausruf »There is the sun!« entdeckte<br />

das Kind Louis Stettner, dramatisch<br />

in Richtung Himmel gestikulierend,<br />

die ursprünglichste aller Lichtquellen.<br />

Es waren wie er selbst berichtet<br />

seine ersten Worte. Die jugendliche Leidenschaft,<br />

die nie versiegende Lust am<br />

Erlebnis des Sehens hat sich der 90jährige<br />

Photograph bis heute bewahrt. Die<br />

Momente, die er aus dem Fluss der Zeit<br />

herauslöst, faszinieren durch Witz und<br />

Doppelbödigkeit, Intuition und Einfühlungsvermögen<br />

wie in dem Bild des alten<br />

»Parade Musician«, der sich nach einer<br />

Ansichtskarte bückt: ein kurzer Augenblick,<br />

der ein ganzes Leben enthält.<br />

© Frank Wegner, »Louis Stettner«<br />

Im Alter von 12 Jahren streifte Louis<br />

Stettner bereits photographierend durch<br />

die Straßen und erkannte früh, dass die<br />

Kamera nicht nur Verlängerung seiner<br />

Augen, sondern auch Ausdrucksmittel<br />

seiner Empfindungen sein konnte.<br />

In Brooklyn geboren und aufgewachsen,<br />

zog das quirlige und lebenssprühende<br />

Manhattan den jungen Mann in<br />

seinen Bann. Es war jedoch das Paris<br />

der Nachkriegsjahre 1946-1951, in<br />

dem Louis Stettner endgültig zum Photographen<br />

wurde. Er verliebte sich in<br />

die noch von den Entbehrungen des<br />

Krieges und der deutschen Besatzung<br />

gezeichnete Stadt und ihre Bewohner.<br />

Die Gerüche der Quartiers, die stillen<br />

Winkel am Seineufer, die überall gegenwärtige<br />

Vergangenheit, inspirierten ihn<br />

14 <strong>brennpunkt</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

© Louis Stettner, »Twin Towers«, Lower Manhattan, 1979<br />

ebenso wie die Pariser selbst, die in den<br />

Cafés zusammenkamen, über Kunst<br />

debattierten und ihn selbstverständlich<br />

in ihre Gemeinschaft aufnahmen.<br />

Stettner lernte Brassaï, Édouard Boubat,<br />

Willy Ronis, Izis, Robert Doisneau und<br />

andere Photographen kennen, studierte<br />

Film an der Pariser Universität und stellte<br />

1949 erstmals seine Arbeiten im »Salon<br />

des Indépendants« in der Bibliothèque<br />

Nationale aus.<br />

1951 kehrte Stettner nach New York<br />

zurück und mischte sich unter die Menschen,<br />

photographierte die spielenden<br />

Kinder, die coolen Jungs, den eilenden<br />

Schritt durch Dampfwolken, das Verweilen<br />

im Regen, das Warten an der Straßenecke.<br />

Es ist ein Sehen, das Gewicht<br />

hat, in dem Verstand und Sinnlichkeit<br />

zusammenkommen. Die größte Schönheit<br />

liegt oftmals in den stillen Momenten,<br />

in einem Gesicht, einer Komposition,<br />

einem lebendigen Detail. In der

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