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brennpunkt 1/2013

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Galerien<br />

Michael Schmidt<br />

»Lebensmittel«<br />

Die Fähigkeit von Michael Schmidt,<br />

scheinbar widersprüchliche Elemente<br />

in seiner Fotografie in eine gültige Form<br />

zu übersetzen, weist ihm eine herausragende<br />

Position in der aktuellen Fotografie<br />

zu. Während er mit seiner immer<br />

neuen Herangehensweise an fotografische<br />

und gesellschaftliche Fragestellungen<br />

eine singuläre Stellung einnimmt,<br />

gelten sein innovatives projekthaftes<br />

Arbeiten und sein extremes Engagement<br />

als Vorbild für eine Generation<br />

jüngerer Fotografen.<br />

Mit der Serie »Lebensmittel« schließt<br />

der 1945 in Berlin geborene Michael<br />

Schmidt die Reihe seiner großen Projekte<br />

ab. Im Frühjahr 2012 wird nach<br />

fünf Jahren der Planung und Realisierung<br />

das fotografische Essay zur Verarbeitung<br />

von Lebensmitteln in Europa<br />

erstmals veröffentlicht.<br />

Schmidt fotografiert seit 2006 in den<br />

Fischfarmen Norwegens, in Großbäckereien<br />

in Deutschland oder der apfelverarbeitenden<br />

Industrie in Italien. Ähnlich<br />

wie in der Serie »Irgendwo«, für<br />

die Schmidt die süddeutsche Provinz<br />

bereiste und den »Verlust von Zuhause<br />

als Ort von Identität« (Schmidt) thematisierte,<br />

kommt es dabei auch in den<br />

Bildern des Projektes »Lebensmittel«<br />

nicht auf den konkreten Ort der Aufnahme<br />

an: Der weitgehende Verlust des<br />

lokalen Bezuges der Produktion, Weiterverarbeitung<br />

und Konfektionierung<br />

von Lebensmitteln macht es für den<br />

Betrachter unmöglich zu entscheiden,<br />

ob sich zum Beispiel ein Schlachtbetrieb<br />

in Spanien, Frankreich oder England<br />

befindet.<br />

Die Fotografien belegen im Gegensatz<br />

zu manchen älteren Serien des<br />

Künstlers keine Haltung von Wut oder<br />

Anklage. Vielmehr ist die Sichtweise<br />

Schmidts von äußerster Klarheit und<br />

Härte gekennzeichnet. Der Blick in<br />

die Brotkörbe, in die Käfige der Fischfarmen<br />

oder Apfelwaschanlagen erinnert<br />

in seiner seriellen Analytik bis-<br />

10 <strong>brennpunkt</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

Michael Schmidt, Ohne Titel, # 17.169, aus: LEBENSMITTEL 2006-2010,<br />

Bromsilbergelatine Print, 54,1 x 81,6 cm, © Michael Schmidt<br />

weilen an die sachliche Fotografie der<br />

1920er Jahre. Doch gerade der Widerspruch<br />

zwischen der latent optimistischen<br />

Haltung der klassischen Fotografen,<br />

die ihre Motive aus der industriellen<br />

Produktion in einer perfekten Ästhetik<br />

in Szene setzten, und der realistischen<br />

Sichtweise Schmidts hinterlässt bei der<br />

Gesamtschau auf das Projekt einen verstörenden<br />

Eindruck: Das Einzelbild fordert<br />

die sachliche Betrachtung, während<br />

die Serie durch ihre Komposition<br />

von Wiederholungen, Akzentuierungen<br />

und Taktungen sowie den vielfältigen<br />

Bezügen zwischen den Fotografien<br />

der scheinbar dominanten Sachlichkeit<br />

nachhaltig den Boden entzieht.<br />

Michael Schmidt, Ohne Titel, # 17.154,<br />

aus: LEBENSMITTEL 2006-2010,<br />

Bromsilbergelatine Print, 54,1 x 81,6 cm,<br />

© Michael Schmidt<br />

Michael Schmidt, Ohne Titel, # 17.097,<br />

aus: LEBENSMITTEL 2006-2010,<br />

Bromsilbergelatine Print, 54,1 x 81,6 cm,<br />

© Michael Schmidt<br />

Katalog:<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog<br />

im Snoeck Verlag<br />

264 Seiten, Format 32 x 30 cm, 174<br />

Abb. in Duoton und Farbe<br />

59 Euro an der Museumskasse, im<br />

Buchhandel mit Schmuckschuber:<br />

128 Euro.<br />

ISBN 978-3-940953-93-3<br />

12. Januar bis 1. April <strong>2013</strong><br />

Martin-Gropius-Bau<br />

Niederkirchnerstraße 7<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Mi – Mo 10 – 19 Uhr<br />

Dienstags geschlossen

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