Außenhandel, Strukturwandel und Qualifikations- nachfrage ...
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Methodischer <strong>und</strong> statistischer Anhang<br />
Denn es kommt bei der Beurteilung der technologischen Leistungsfähigkeit immer auf die relativen<br />
Positionen an.<br />
Spezialisierungskennziffern<br />
Für die Beurteilung des außenhandelsbedingten strukturellen Wandels einer Volkswirtschaft <strong>und</strong><br />
seiner Wettbewerbsposition auf einzelnen Märkten ist nicht das absolute Niveau der Ausfuhren oder<br />
aber die Höhe des Ausfuhrüberschusses entscheidend, sondern die strukturelle Zusammensetzung<br />
des Exportangebots auf der einen Seite <strong>und</strong> der Import<strong>nachfrage</strong> auf der anderen Seite („komparative<br />
Vorteile“). Der wirtschaftstheoretische Hintergr<strong>und</strong> dieser Überlegung ist folgender: Gesamtwirtschaftlich<br />
betrachtet ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Branchen oder<br />
Warengruppen von ihrer Position im intersektoralen Wettbewerb der jeweiligen Volkswirtschaft um<br />
die Produktionsfaktoren abhängig. Die schwache Position bspw. der deutschen Textilindustrie im<br />
internationalen Wettbewerb resultiert nicht allein daraus, dass Produkte aus Südostasien billiger<br />
sind, sondern weil bspw. der Automobilbau in Deutschland relativ gesehen so stark ist. Die Textilindustrie<br />
hat deshalb im internationalen Wettbewerb Schwierigkeiten, weil ihre Produkt- <strong>und</strong> Faktoreinsatzstruktur<br />
in Deutschland im Vergleich zum Durchschnitt aller anderen Einsatzmöglichkeiten<br />
der Ressourcen nicht so günstig ist.<br />
Der RCA („Revealed Comparative Advantage“) hat sich als Messziffer für Spezialisierungsvorteile<br />
eines Landes sowohl von der Ausfuhr- als auch von der Einfuhrseite aus betrachtet, seit Langem<br />
durchgesetzt. 89 Er wird üblicherweise geschrieben als: 90<br />
Es bezeichnen<br />
72<br />
a Ausfuhr<br />
e Einfuhren<br />
i Länderindex<br />
j Produktgruppenindex<br />
RCAij = 100 ln �(aij/eij)/(�jaij/�jeij)�<br />
Der RCA gibt an, inwieweit die Ausfuhr-Einfuhr-Relation eines Landes bei einer betrachteten Produktgruppe<br />
von der <strong>Außenhandel</strong>sposition bei Verarbeiteten Industriewaren insgesamt abweicht:<br />
Positive Vorzeichen weisen auf komparative Vorteile, also auf eine starke internationale Wettbewerbsposition<br />
der betrachteten Warengruppe im betrachteten Land hin. Es gilt deshalb die Vermutung,<br />
dass dieser Zweig als besonders wettbewerbsfähig einzustufen ist, weil ausländische Konkurrenten<br />
im Inland relativ gesehen nicht in dem Maße Fuß fassen konnten, wie es umgekehrt den<br />
inländischen Produzenten im Ausland gelungen ist. Es handelt sich also um ein Spezialisierungsmaß.<br />
Die Spezialisierung selbst lässt sich nur dann uneingeschränkt mit „Wettbewerbsfähigkeit“<br />
17 T €) nicht mehr berichtspflichtig sind. Denn seit der Errichtung des Gemeinsamen Binnenmarktes wird der EU-<br />
Intrahandel nicht mehr an der Grenze, sondern über die Umsatzsteuervoranmeldungen erfasst. Der Anteil von nicht<br />
ermittelten Bagatellexporten hat damit deutlich zugenommen. Über die quantitative Bedeutung gibt es uneinheitliche<br />
Schätzungen.<br />
89 Die RCA-Analyse wurde von Balassa (1965) entwickelt <strong>und</strong> auch häufig in dessen mathematischer Formulierung<br />
verwendet. Vgl. z. B. Kriegsmann, Neu (1982).<br />
90 Die hier gewählte logarithmische Formulierung hat den Vorteil, dass das Maß gleichzeitig kontinuierlich, ungeb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> symmetrisch ist (vgl. Wolter, 1977).