Oldenburger Jahrbuch
Oldenburger Jahrbuch
Oldenburger Jahrbuch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 21<br />
Kandidatur des Großherzogs hin. Wenn diese allerdings verworfen<br />
würde, so werde Preußen in drei Tagen mobil machen1).<br />
Tatsächlich haben die Dinge dann den Lauf genommen, den Bismarck<br />
wohl von je als den für Preußen allein möglichen gewollt hat, und<br />
nicht den, der Großherzog Peter vorschwebte. Der Krieg mit<br />
Österreich vom 16. Juni bis Ende Juli 1866 zeigte aller Welt, wie<br />
Bismarck den gordischen Knoten zerhieb. Der Großherzog konnte<br />
nicht umhin, Bismarcks geniale Staatsführung zu bewundern. Als<br />
Napoleon III. sich in die deutschen Verhältnisse einmischte, um bei<br />
dem Krieg im Trüben zu fischen, schrieb Peter am 12. Juli 1866: „Ich<br />
habe zu Bismarck das Vertrauen, daß er auch mit Napoleon fertig<br />
wird, dann ist er der größte Mann unserer Zeit. Dann sind seine<br />
staatsmännischen Leistungen denen der preußischen Armee ebenbürtig-)."<br />
Eine besonders tiefgehendeVerstimmung zwischen Peter<br />
und Bismarck trat schon bald darauf wieder ein, und zwar so nachhaltig,<br />
daß der Großherzog sie bis zum Ende seines Lebens kaum überwunden<br />
hat. Es handelte sich hierbei allerdings nicht um die schleswigholsteinische,<br />
sondern um die hannoversche Frage. Bekanntlich<br />
hatte Hannover die Partei Österreichs ergriffen trotz eindringlicher; Warnungen<br />
Peters an seinen Schwager König Georg. Als nach der unglücklichen<br />
Schlacht von Langensalza sich bei Bismarck der Plan verdichtete,<br />
auch Hannover zu annektieren, war es der Großherzog von<br />
Oldenburg, der durch eindringliche Vorstellungen beim König von<br />
Preußen versuchte, das schlimmste zu verhindern. Indem er für den<br />
Welfen plädierte, arbeitete er natürlich aufs stärkste gegen Bismarcks<br />
Bestrebungen. Dem Minister von Rössing, der die großherzoglichen<br />
Ansprüche in Berlin mündlich durchsetzen sollte, erklärte am<br />
19. August 1866 Bismarck: „Er (der Großherzog) hat den König in<br />
betreff Hannovers wankend gemacht, und Sie können sich denken, wie<br />
unangenehm dies für mich war. Ich annektiere nicht zum Vergnügen,<br />
sondern nur aus höheren Rücksichten." Schon die Begrüßung empfand<br />
v- Rössing als kühl und frostig; auf die Glückwünsche zu den militärischen<br />
und diplomatischen Erfolgen und auf die großherzoglichen<br />
Grüße fand Bismarck kaum eine Antwort, sondern bot nur die obligate<br />
»Friedenspfeife" in Form einer Zigarre an. Er war sichtlich gereizt und<br />
verbat sich lange diplomatische Einleitungen. Unvermittelt fragte er:<br />
„Wollen Sie Birkenfeld austauschen? — Ich denke an die Grafschaft<br />
Hoya, lege aber keinen Wert auf den Austausch."<br />
‘ ) V D 32 C onv. II, 118.<br />
! ) V D 32 C onv. II, 205.