Oldenburger Jahrbuch
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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 17<br />
denn eine Zweiteilung der Regierung würde die unausbleibliche Folge<br />
sein, wenn Preußen gewisse Hoheitsrechte übertragen würden.<br />
Dies muß zu zahlreichen Verwickelungen und Unzuträglichkeiten<br />
führen. Ja, ich gehe noch weiter. Es widerspricht das beabsichtigte<br />
Verhältnis denjenigen Begriffen von den Rechten der Untertanen vollständig,<br />
insofern die Schleswig-Holsteiner genötigt würden, in den<br />
wichtigsten Interessen, Militärorganisation usw. unbedingt Preußen zu<br />
folgen. Das geht allenfalls, wenn beide Staaten absolut regiert werden,<br />
allein da dies nicht der Fall ist, ist die Sache unausführbar; denn die<br />
Schleswig-Holsteiner können es sich nicht gefallen lassen, da schweigen<br />
zu müssen, wo die preußischen Kammern zu reden berechtigt sind.<br />
Mit einem Worte, jede Suzeränität ist heutzutage nicht mehr möglich,<br />
und folglich muß ich dafür halten, daß die ganze Idee der Realisierung<br />
der preußischen Forderungen eine durchaus unrichtige und unausführbare<br />
ist.<br />
Noch größer ist die Schwierigkeit gegenüber Österreich und der<br />
Bundesmajorität, welche beide ihren Traditionen gemäß alles daran<br />
setzen werden, ein mit den Bundesgrundgesetzen nicht vollständig in<br />
Einklang zu bringendes Suzeränitätsverhältnis zu verhindern.<br />
Die preußische Depesche vom 22. Februar mit ihren Anlagen,<br />
welche den Versuch machte, dies Verhältnis Preußens zu Schleswig-<br />
Holstein zu formulieren, konnte meine Bedenken gegen die Ausführbarkeit<br />
nur noch vermehren. Die Verwicklung ist auf diesem Wege<br />
unlösbar; auf der einen Seite die nationalen deutschen Interessen, die<br />
politische Notwendigkeit für Preußen, auf der anderen Seite die entgegenstehenden<br />
Interessen der Herzogtümer und das Recht sowohl des<br />
erbberechtigten Hauses als das des Bundes, hinter dem Österreich<br />
steht. Der Knoten wird noch verwickelter, weil außerdem die befriedigende<br />
Lösung gleichzeitig eine Frage der innern Politik ist,<br />
angesichts des Verfassungskampfes in Preußen, da eine Niederlage<br />
der Regierung in dieser Lebensfrage für die deutsche und europäische<br />
Machtstellung Preußens zugleich ein Sieg der Demokratie wäre.<br />
Dies waren meine Betrachtungen, als Du im Auftrag von Herrn<br />
v- Bismarck mir den Vorschlag brachtest, die Rechte meines Hauses<br />
der Krone Preußen zu übertragen. Ich mußte nach reiflicher Überlegung<br />
zugestehen, daß dies d e r einzigste Ausweg sei, alle Interessen<br />
und das Recht in Einklang zu bringen und zu versöhnen. Kommt<br />
Preußen auf rechtlichem Wege durch Zessionsvertrag in Besitz<br />
Schleswig-Holsteins, so kann es zum Heile Deutschlands alle die<br />
Kräfte dieses herrlichen Landes entwickeln, ohne daß die Interessen<br />
derselben beeinträchtigt werden; denn durch eine volle Vereinigung