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Oldenburger Jahrbuch

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Hermann Lübbing, Bism arck und G roß h erzog P eter von O ldenburg 1 5<br />

vom 22. Februar zu nehmen, die er möglichst ausführlich nach Oldenburg<br />

mitteilte. Am 9. und 10. März hatte Peter eine Besprechung mit<br />

Minister von Rössing, Geh. Archivrat Leverkus und Beaulieu, der aus<br />

Berlin berufen war, wegen des Inhalts der preußischen Forderungen.<br />

Man fand sie so „exorbitant”, daß es ratsam schien, die Herzogtümer<br />

an Preußen abzutreten bzw. die oldenburgischen Rechte an Preußen<br />

zu zedieren. Als Grundlage der Zession legte man sechs Punkte fest1),<br />

vor allem dachte man an den Erwerb des Amtes Ahrensböck. In einer<br />

absoluten Oberhoheit Preußens (Suzeränität) über einen Schein-<br />

Souverän erblickte der Großherzog ein gefährliches Vorbild für die<br />

anderen Bundesstaaten und eine stete Bedrohung ihrer souveränen<br />

Existenz, um so mehr, „da der Nationalverein dies zum Angelpunkt<br />

der Agitation machen würde". „Bei der jetzigen Haltung Bismarcks<br />

ist ein Ende der Wirren gar nicht abzusehen." „Durch einen Zessions-<br />

Vertrag wird der preußischen Politik eine rechtliche und sittliche Basis<br />

gegeben." Wir ersehen aus diesen eigenen Worten Peters, wie sehr er<br />

Bismarcks Politik als unmoralisch verabscheute, und wie sehr ihm an<br />

einer rechtlichen und loyalen Lösung der schleswig-holsteinischen Frage<br />

lag. Der Großherzog konnte denTriumph erleben, daß es Beaulieu gelang,<br />

die Idee der Abtretung der oldenburgischen Rechte<br />

an Preußen Bismarck so einzuflößen, daß es schien, als habe Bismarck<br />

selbst den guten Einfall gehabt. Tatsächlich ergriff Bismarck schon<br />

bald darauf diesen Plan auf, wie Beaulieu am 26. März telegraphieren<br />

konnte, und ließ den Gedanken der Zession beim Großherzog anregen.<br />

Am 13. Mai gab er dem oldenburgischen Residenten den Rat, der<br />

Großherzog möge aus seiner Zurückhaltung hervortreten und den<br />

König von Preußen persönlich zu gewinnen suchen. Zu dem Zweck<br />

regte Beaulieu an, es solle Peter seinem Residenten ein „ostensibles<br />

Schreiben" zugehen lassen, das der Minister dann seinem hohen Herrn<br />

in die Hand spielen solle. Bismarck nickte zu und meinte, noch besser<br />

wäre es, wenn der Großherzog durch einen persönlichen Besuch „sich<br />

und seine Rechte" wieder „klappern" ließe; für die Ausbeutung in der<br />

Presse wolle er schon sorgen.<br />

Wie weit meinte es Bismarck ehrlich? Was für Ziele verfolgte<br />

er durch dieses scheinbare Entgegenkommen? Sollte das etwa nur<br />

Mittel zum Zweck eines Druckes auf den Augustenburger sein?<br />

Beaulieu wurde selbst etwas stutzig; obwohl „wieder viel Schwindel<br />

aus dem Munde der Exzellenz ertönte“ , existiere doch ein Funke von<br />

Hoffnung für die Zession. Peter war hocherfreut, in Bismarck einen<br />

W illers a. a. O. S. 29.

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