Oldenburger Jahrbuch
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Hermann Lübbing, Bism arck und G roßh erzog P eter von O ldenburg 13<br />
lassen. Nach einigen Stunden hatte Beaulieu bereits eine Einladung<br />
zu einem Ehrenessen für Herrn v. Hock. Bismarck empfing den <strong>Oldenburger</strong><br />
artig mit freundlichen Worten und meinte scherzend, Beaulieu<br />
habe schon lange „vorgespukt". Sie würden sich beide demnächst noch<br />
näher kennenlernen. — Als Beaulieu Abeken fragte, auf wie lange er<br />
wohl mieten solle, antwortete der Vertraute Bismarcks lächelnd: auf<br />
ein Jahr könne es wohl ungefährdet geschehen. „Glauben Sie aber<br />
ja nicht, daß wir die Ereignisse machen; die Kunst ist nur, davon zu<br />
profitieren." Der auf dem Hofparkett sich nicht zum erstenmal bewegende<br />
Baron war von der prächtigen Aufnahme bei Bismarck begeistert<br />
und glaubte sich bereits völlig in seiner Gunst; er teilte diese<br />
vermeintliche Bevorzugung Oldenburgs seinen diplomatischen Kollegen<br />
gutgläubig und gerne mit.<br />
Am 31. Januar hatte der <strong>Oldenburger</strong> bei König Wilhelm in<br />
Gegenwart Bismarcks eine Audienz, die in verbindlichen und freundschaftlichen<br />
Worten sich bewegte. In seinem Berichte hierüber erwähnte<br />
Beaulieu, Preußen habe auf die österreichische Note vom<br />
21. Dezember 1864 vor einigen Tagen (nämlich am 26. Januar 1865)<br />
geantwortet. Bismarck habe ihm gesagt, die Antwort ändere am Stande<br />
der Sache nichts und sei mehr „als fortgesetzte Konversation" zu<br />
betrachten trotz ihres großen Umfangs1). Schon am folgenden Tage<br />
hatte Beaulieu wieder eine Unterredung mit Bismarck und versuchte,<br />
aus ihm die preußischen Forderungen herauszulocken bzw. ihn den<br />
Begriff der Militär- und Marinekonvention entwickeln zu lassen. Aber<br />
der schlaue Fuchs wich aus, indem er vorschützte, man müsse die Vorschläge<br />
des Kriegsministers abwarten; er selber habe „noch gar kein<br />
bestimmtes Bild" davon. Im übrigen äußerte er verbindliche Worte<br />
über den Großherzog und meinte — es klingt wie Ironie —, er teile<br />
die häufiger gehörte Ansicht nicht, daß der Großherzog Peter den<br />
größten Widerwillen gegen jede Beschränkung souveräner Rechte<br />
habe. (!) Wörtlich sagte er weiter: „Ich brauche Ihnen wohl nicht zu<br />
sagen, daß meine Sympathien nicht auf seiten des Augustenburgers<br />
stehen. Ich habe dem wiederholten Drängen Österreichs widerstanden,<br />
da ich die provisorische Einsetzung desselben für absolut unpraktisch<br />
und für ungerecht gegen den Großherzog halte.“ Weiter nannte er<br />
den Augustenburger einen „gänzlich unfähigen Mann“. „Es würde eine<br />
schöne Aussicht sein, ihn sich als Schützer der Nordmarken zu<br />
denken.“ Er führe eine „Demokratenwirtschaft" und habe sich Preußen<br />
nur „zu pourparlers aufgedrängt". — Das waren natürlich Töne, die<br />
V gl. S ybel, D ie Begründung des D eutschen R eich es. Bd. 2 (1930), 290.