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Oldenburger Jahrbuch

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Hermann Lübbing, Bism arck und G roß h erzog P eter von O ldenburg 9<br />

Im September 1864 gestand der preußische Ministerpräsident<br />

seinem Gesandten beim Deutschen Bunde, v, Savigny: „Wir schätzen<br />

den Großherzog von Oldenburg und tun, als ob wir ihn begünstigten.<br />

Aber tatsächlich besitzt er nicht die Kraft, welche der von ihm begehrte<br />

Posten erfordert. . . . Der Großherzog hat nicht einen Anhänger.<br />

Er ist eine kleine Breschebatterie gegen den Herzog von<br />

Augustenburg; das ist alles." Wohl selten hat sich Bismarck so in<br />

seine Karten gucken lassen1). Peter ahnte damals noch nicht, wie sehr<br />

er von Preußen genasführt wurde. Er glaubte, durch Entsendung<br />

eines Diplomaten nach Berlin wenigstens sich mit Preußen verständigen<br />

zu können, und entsandte als Ministerresidenten den Legationsrat<br />

Alexander von Beaulieu-Marconnay, dessen Vater schon den beiden<br />

vorhergehenden Herzögen gedient hatte und mit dem er seit seiner<br />

Jugend freundschaftlich verkehrte.<br />

Die Aussichten standen Mitte Januar 1865 für Oldenburg nicht<br />

ungünstig. Wenigstens wurden sie nach auswärtigen Berichten eines<br />

Grafen Baudissin dem Assessor (späteren Staatsminister) Günther<br />

Jansen, der die Großherzogliche Hof- und Privatkanzlei damals<br />

leitete, so dargestellt. In dem kürzlich an das Landesarchiv gelangten<br />

Nachlaß Beaulieus2) findet sich unter Jansens vertraulichen Briefen<br />

an den Legationsrat ein Schriftstück, datiert vom 15. Januar 1865,<br />

geschrieben von Jansen, signiert vom Großherzog, also von ihm zur<br />

Kenntnis genommen, doch ohne weitere Kanzleivermerke. Es deutet<br />

vieles darauf hin, daß ein Graf (A.) Baudissin3), ein Neffe der Grafen<br />

Wolf und Otto Baudissin in Dresden, dem Assessor Jansen politische<br />

Mitteilungen gemacht hat, die dann von Jansen redigiert sein können<br />

und dem Großherzog bei einer Kabinettssitzung vorgelegt sein mögen.<br />

Der wesentliche Inhalt des Schriftstückes ist das Projekt eines Marinestaates<br />

unter oldenburgischer Führung. Es verdient wohl hier vollständig<br />

abgedruckt zu werden, obwohl der Anreger nicht im besten<br />

politischen Ruf zu stehen scheint.<br />

1865, Januar 15.<br />

„Situation in Berlin. Preußen hat Österreich für freie Hand<br />

in den Herzogtümern 50 Mill. Taler geboten, Österreich hat nach<br />

einigem Schwanken abgelehnt und eine Landentschädigung durch die<br />

*) G . H esselbarth, Eine freim ütige A u ssp rache B ism arcks über seine<br />

ausw ärtige Politik usw. 1864. Hist. Ztschr. 119 (1919). S. 479/480.<br />

2) O ld. L .A . A b t. H XIII Nr. 6 . R ech tsch reibung m odernisiert.<br />

’) A d a lb ert v. Baudissin schreibt B eaulieu aus Schlesw ig, w ird von le tz ­<br />

terem anscheinend nicht beson d ers geschätzt und als überspannt dargestellt.<br />

S. unten.

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