Oldenburger Jahrbuch
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Hermann Lübbing, Bism arck und G roß h erzog Peter von O ldenburg 7<br />
eigenwilligen Souverän schlecht umzugehen war. Natürlich verfolgte<br />
er dabei seine Ideen unbeirrt weiter.<br />
Es ist hier nicht der Ort, auf alle Entwicklungsstufen der<br />
preußisch-oldenburgischen Beziehungen in der schleswig-holsteinischen<br />
Frage einzugehen1). Uns kommt es nur darauf an, die Persönlichkeit<br />
Bismarcks in einen Gegensatz zu der des Großherzogs Peter zu<br />
stellen und dadurch jeden einzelnen schärfer zu beleuchten. Als<br />
Hilfsmittel dienen uns dabei vornehmlich die Berichte des olden-<br />
burgischen Vertreters in Berlin im Jahre 1865.<br />
Nach dem deutsch-dänischen Kriege von 1864 waren im Wiener<br />
Frieden vom 30. Oktober 1864 die Herzogtümer Schleswig und Holstein<br />
gemeinsam an die siegreichen Bundesstaaten Preußen und Österreich<br />
abgetreten worden. Auf die Dauer ließ sich dieser Zwitterzustand<br />
eines Kondominats natürlich nicht halten, selbst Österreich konnte ihn<br />
nicht wünschen. Es entstand damals eine Flut von Projekten, die<br />
Schleswig -holsteinische Frage zu lösen.<br />
Der überwiegenden Mehrheit der Schleswig-Holsteiner erschien<br />
ein eingeborner Fürst, der Herzog Friedrich von Augustenburg, in<br />
einem selbständigen deutschen Bundesstaate, wenn auch unter preußischer<br />
Militärhoheit, als die gegebene Lösung. Der Herzog selbst<br />
war von der Bestberechtigung seiner Ansprüche und von seiner geschichtlichen<br />
Sendung ganz erfüllt und richtete sich in Kiel eine<br />
„Landesregierung“ ein2). Die öffentliche Meinung in Deutschland war<br />
durch die liberale Presse großenteils „augustenburgisch" gestimmt.<br />
An einem selbständigen Mittelstaat hatte vornehmlich Österreich ein<br />
großes Interesse. Eine Minderheit in Nordelbingen, die sogenannten<br />
„Nationalen", suchten im vollständigen Anschluß an Preußen das<br />
Heil3).<br />
Eine dritte Lösung der Frage schien durch den Großherzog Peter<br />
von Oldenburg möglich, der schon im November 1863 gegen die<br />
Thronfolge des Dänenkönigs Christians IX. in den Herzogtümern beim<br />
Bundestag auf Grund besserer Erbansprüche Verwahrung eingelegt<br />
hatte4), da mit Friedrich VII. der letzte Dänenkönig aus dem olden-<br />
burgischen Mannesstamm gestorben war.<br />
*) V gl. die K öln er D issertation v on L. Kühn, O ldenburg und die S ch lesw<br />
ig-H olsteinisch e Frage 1846— 1866 (K öln 1934) und die Frankfurter D issertation<br />
von G. W illers, O ldenburgs Stellung zur R eichsgründung 1864— 1871<br />
(V arel 1933).<br />
2) Jansen-Sam w er, S chlesw ig-H olsteins Befreiung. (W iesbaden 1897.)<br />
3) P. v. H edem ann-H eespen, D ie H erzogtüm er Sch lesw ig-H olstein und<br />
-die N euzeit. (K iel 1926.) S. 719 ff.<br />
4) Kühn a. a. 0 . S. 83.